Kommission will Freitag Mindestlohn-Beschluss verkünden

Hinter verschlossenen Türen verhandeln Arbeitgeber und Gewerkschaften über die künftige Höhe des Mindestlohns für Deutschland. Ende der Woche soll es Klarheit geben.
Kommission will Freitag Mindestlohn-Beschluss verkünden
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An diesem Freitag (27.06.) will die Mindestlohnkommission über die künftige Höhe der gesetzlichen Lohnuntergrenze Auskunft geben. Die Verhandlungsführer der Arbeitgeber und der Gewerkschaften, Steffen Kampeter und Stefan Körzell, wollen in Berlin mit der Kommissionsvorsitzenden Christiane Schönefeld über den fünften Beschluss in der Geschichte des Gremiums berichten, wie aus einer Einladung der Bundespressekonferenz hervorgeht.

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann betonte, die Ausgangslage sei klar, die Kommission bestimme den Mindestlohn, der für Deutschland gelte - tariflich festgelegt, nicht politisch. «Das halte ich für richtig.» Er hoffe und fände es sehr gut, wenn es in der Kommission einstimmig klappe.

In mit der Angelegenheit vertrauten Kreisen war zuletzt ein Scheitern der Kommission nicht ausgeschlossen worden. Arbeitgeber und Gewerkschaften lägen bei ihren Vorstellungen noch weit auseinander, hieß es in der vergangenen Woche. Auch am Montag verlautete aus Verhandlungskreisen weiter: «Es hat keine entscheidenden Annäherungen gegeben. Die Verhandlungen können sich auch bis Montag ziehen.»

Zeit haben die Spitzenvertreter von Gewerkschaften und Arbeitgebern in der Kommission bis 30. Juni. Bis dahin werde ein Beschluss gefasst, hatte Schönefeld im April mitgeteilt. Derzeit liegt der Mindestlohn bei 12,82 Euro pro Stunde. Die Arbeitgeber hatten vor gravierenden ökonomischen Folgen durch eine deutliche Mindestlohnerhöhung gewarnt. Deutschland droht 2025 das dritte Rezessionsjahr in Folge.

«15 Euro erreichbar»: Der Deutsche Gewerkschaftsbund hatte sich im vergangenen Jahr auf die Forderung von 15,27 Euro je Stunde für 2026 festgelegt. Begründung: So würden EU-Vorgaben erfüllt, nach denen der Mindestlohn 60 Prozent des mittleren Einkommens eines Landes erreichen soll.

Die SPD tritt für einen Mindestlohn von 15 Euro pro Stunde ein. Der Union ist dagegen vor allem wichtig, dass die Sozialpartner in der Kommission unabhängig von der Politik entscheiden können.

In ihrem Koalitionsvertrag verzichteten CDU, CSU und Sozialdemokraten auf eine Vorgabe, nennen aber den Betrag von 15 Euro: «Für die weitere Entwicklung des Mindestlohns wird sich die Mindestlohnkommission im Rahmen einer Gesamtabwägung sowohl an der Tarifentwicklung als auch an 60 Prozent des Bruttomedianlohns von Vollzeitbeschäftigten orientieren. Auf diesem Weg ist ein Mindestlohn von 15 Euro im Jahr 2026 erreichbar.»

Verkündung eine Stunde vor SPD-Konvent: Kommt die Mindestlohnkommission an diesem Freitag zum Abschluss und verkündet wie geplant um 13 Uhr ihr Ergebnis, wäre dies genau eine Stunde vor Beginn eines dreitägigen SPD-Parteitags, auf dem auch die Parteispitze neu gewählt werden soll. 15 Euro Mindestlohn waren zuletzt ein zentrales Wahlkampfversprechen der SPD. Nun wird mit Spannung erwartet, wie die Partei reagiert, falls die Kommission mit ihrer Empfehlung deutlich darunter bleiben sollte. SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf hatte in einem ARD-Interview bereits gesagt, auch in Ordnung wäre ein Ergebnis knapp unter der 15-Euro-Marke wie etwa bei 14,92 Euro. In so einem Fall werde «es kein Gesetz von uns im Bundestag geben».

Als die Kommission im Juni 2023 den heutigen Mindestlohn festlegte, war dies erstmals nicht einvernehmlich geschehen. Die unabhängige Kommissionschefin Schönefeld hatte damals mit den Arbeitgebern gestimmt und so mit ihrer Stimme den Ausschlag gegeben. In den Verhandlungen hatten sich Arbeitgeber und Gewerkschaften nicht einigen können. Bei der vorangegangenen Erhöhung auf 12 Euro hatte die damals regierende Ampel-Koalition ausnahmsweise per Gesetz entschieden.

(Text: dpa)

Etwa jeder fünfte Arbeitnehmer wird im Urlaub krank

Endlich steht der Urlaub oder das Wochenende an - und plötzlich ist die Luft raus: Das Phänomen «Leisure Sickness» ist laut einer Studie weit verbreitet - und macht besonders einer Gruppe zu schaffen.
Etwa jeder fünfte Arbeitnehmer wird im Urlaub krank
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Eben noch mit Aussicht auf erholsame freie Tage geackert - und dann kommen Erschöpfung und Krankheit statt Entspannen: Dieses Phänomen spürt einer Erhebung zufolge jeder fünfte Arbeitnehmer regelmäßig am eigenen Leib. Für die Studie «Leisure Sickness: Erschöpft statt erholt» der IU Internationalen Hochschule gaben 19,3 Prozent der Befragten an, das Gefühl zumindest immer oder häufig an freien Tagen oder im Urlaub zu erleben. Bekannt ist das Phänomen demnach bei 71,9 Prozent der Arbeitnehmer.

«Leisure Sickness» bezeichnet den Umstand, wenn sich ausgerechnet am Wochenende oder im Urlaub mitunter plötzlich Krankheitssymptome zeigen. Zwar gehört die «Freizeitkrankheit», so die direkte Übersetzung, nicht zu den durch offizielle internationale Klassifikationen festgelegten Krankheiten, wie Studienautorin Stefanie André sagt. Dennoch sei das Phänomen mit Symptomen von Krankheiten verbunden, wie die Befragung zeige. Müdigkeit, Kopfschmerzen, sogar Schnupfen und Fieberschübe zählt sie beispielhaft auf.

Fehlende Erholung im Privaten beschäftigt vor allem Jüngere: Etwa 40,1 Prozent der Befragten stimmten der Aussage voll und ganz oder eher zu, dass ihr Privatleben nicht ausreichend Erholung biete, um den Anforderungen im Beruf gerecht zu werden. Gerade unter jüngeren Arbeitnehmern bis 25 Jahre stößt diese Aussage demnach besonders häufig (50,5 Prozent) auf Zustimmung.

«Es zeigt sich das Bild, dass vor allem jüngere Generationen eine andere Betroffenheit haben als ältere», sagt André, die an der privaten IU mit Hauptsitz in Erfurt Professorin für Gesundheitsmanagement ist. Sie erklärt sich das Ergebnis damit, dass die jungen Befragten ihre Freizeit auch mit passivem Scrollen durch Social Media und Streamen von Serien und Filmen gestalten. Die repräsentative Studie zeige, dass Menschen mit aktiver und sinnvoller Freizeitgestaltung seltener «Leisure Sickness» erlebten.

Überstunden und Erreichbarkeit in Freizeit: Zudem fühle sich die jüngere Gruppe stärker verpflichtet, außerhalb der Arbeitszeit erreichbar zu sein. Bei den unter 25-Jährigen lag der Anteil der Zustimmung zu dieser Aussage bei 42,6 Prozent, bei allen Befragten waren es 33,5 Prozent gewesen. Zudem gaben 80,6 Prozent aller Befragten an, regelmäßig Überstunden zu leisten. «Die Ergebnisse zeigen, dass Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit, hohe Arbeitsbelastung und fehlende Erholung klare Risikofaktoren für Krankheitssymptome an freien Tagen sind», sagt André.

Zwischen 24. Januar und 6. Februar 2025 befragte die Hochschule für die Studie 2.004 Menschen in Deutschland zwischen 16 und 65 Jahren, die in einem Arbeitsverhältnis stehen, repräsentativ nach Alter und Geschlecht.

(Text: dpa)

Personalmangel im öffentlichen Dienst

Milliardeninvestitionen sollen in Deutschland die Konjunktur ankurbeln. Doch Personalmangel in Behörden könnte den ehrgeizigen Plänen einen Strich durch die Rechnung machen, warnen Gewerkschaften
Personalmangel im öffentlichen Dienst
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Zur Umsetzung geplanter Milliardeninvestitionen fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) deutlich mehr Personal für den öffentlichen Dienst. «Bund, Länder und Kommunen müssen zügig gegensteuern, weil die angedachten Milliardeninvestitionen für Infrastruktur sich mit kaputtgesparten Bau- und Planungsämtern nicht umsetzen lassen», sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack der Deutschen Presse-Agentur.

«In Bau- und Planungsämtern, die für Infrastrukturinvestitionen unverzichtbar sind, fehlt qualifiziertes Personal», stellte Hannack fest. «Ohne ausreichend Personal werden wir die großen Herausforderungen aber nicht bewältigen können.» Weder Klimawende noch Digitalisierung und Infrastrukturausbau ließen sich mit unterbesetzten Verwaltungen stemmen.

Wachstumsbooster! Die schwarz-rote Regierung will mit einem sogenannten Investitions- oder Wachstumsbooster die Wirtschaft ankurbeln. Denn Deutschland droht, das dritte Jahr in Folge ohne Wachstum zu bleiben. Unter anderem sollen Firmen Ausgaben stärker von der Steuer abschreiben können.

Mehr Erzieherinnen und Lehrer: Laut Statistischem Bundesamt arbeiten rund 12 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland im Staatsdienst - 2024 rund 5,4 Millionen Menschen, 1,8 % mehr als ein Jahr zuvor. Deutliche Zuwächse gibt es bei den Schulen, Hochschulen und Kindertageseinrichtungen. So hat sich die Zahl der Erzieherinnen und Erzieher in 15 Jahren mehr als verdoppelt.

«Doch in vielen anderen Bereichen herrscht Personalmangel», sagte Hannack. «Während andere europäische Länder massiv investieren, spart Deutschland am falschen Ende.» Damit die geplanten 500 Milliarden Euro-Investitionen in den nächsten Jahren erfolgreich eingesetzt werden könnten, sei der deutsche Staat auf qualifiziertes Personal im öffentlichen Dienst angewiesen. Ein Beispiel nehmen solle sich Deutschland an den skandinavischen Ländern, wo mehr in die Verwaltungen investiert und dort auch stärker digitalisiert werde.

Hannack äußerte sich zum Tag des öffentlichen Dienstes am heutigen Montag (23. Juni), der erstmals 2003 von den Vereinten Nationen ausgerufen wurde.

(Text: dpa)

Werden durch KI weniger Beschäftigte brauchen

Das Amazon-Management geht davon aus, dass durch Software mit Künstlicher Intelligenz die Zahl der Mitarbeiter in Büros des weltgrößten Online-Händlers sinken wird. «Wir werden weniger Leute brauchen, die heutige Jobs machen - und mehr Leute für andere Arten Arbeit», schrieb Amazon-Chef Andy Jassy in einer E-Mail an die Belegschaft.
Werden durch KI weniger Beschäftigte brauchen
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Es sei schwierig vorherzusagen, wie sich die Mitarbeiterzahl am Ende entwickeln werde. Aber «für die nächsten Jahre» sei zu erwarten, dass man wegen KI-Effizienzgewinnen weniger Büroarbeiter haben werde.

Amazon hat rund 1,5 Millionen Beschäftigte weltweit, von denen nach früheren Angaben etwa 350.000 Büroangestellte in verschiedenen Funktionen sind. Das «Wall Street Journal» schrieb, der Konzern rechne für die nächste Zukunft nicht mit weiteren großen Kündigungswellen wie 2022 und 2023, sondern erwarte eher, dass freiwerdende Arbeitsplätze nicht wieder besetzen würden. Entlassungen seien aber auch nicht ausgeschlossen, hieß es unter Berufung auf informierte Personen.

Zukunft mit eigenständigen KI-Agenten: Amazon setzt vor allem auf sogenannte KI-Agenten: Software, die eigenständig Aufgaben erfüllen kann. Diese Agenten könnten zum Beispiel Informationen aus dem Web und Datenquellen zusammenfassen, Software schreiben, Sprache übersetzen, und viele Aufgaben automatisieren, die Zeit kosteten, schrieb Jassy. «Agenten werden Team-Mitglieder sein, an die wir uns in verschiedenen Phasen unserer Arbeit wenden.» Er rief die Mitarbeiter auf, wann immer es geht mit KI zu experimentieren.

Darüber, wie stark Künstliche Intelligenz den Arbeitsmarkt verändern wird, wird bereits seit Jahren diskutiert. Zuletzt kündigte etwa der Onlinehandels-Dienstleister Shopify an, dass Teams bei der Anforderung zusätzlicher Mitarbeiter zunächst beweisen müssten, dass KI die Aufgaben nicht erfüllen kann. Und die Macher der Sprachlern-App Duolingo wollen mit Künstlicher Intelligenz nach und nach externe Beschäftigte ersetzen.

(Text: dpa)

Öffentlicher Dienst wächst auf 5,4 Millionen Beschäftigte

Rund 5,4 Millionen Menschen in Deutschland sind 2024 nach vorläufigen Ergebnissen im öffentlichen Dienst beschäftigt gewesen. Das waren nach Angaben des Statistischen Bundesamts 95.900 Beschäftigte (1,8 Prozent) mehr als noch ein Jahr zuvor.
Öffentlicher Dienst wächst auf 5,4 Millionen Beschäftigte
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Damit arbeiteten 2024 knapp 12 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland im Staatsdienst. Insbesondere bei den Schulen, Hochschulen und Kindertageseinrichtungen gab es den Statistikern zufolge hohe Zuwächse. Die Daten beziehen sich auf den Stichtag 30. Juni 2024.

Mehr eine Million Beschäftigte an Schulen: Die meisten Menschen - mehr als eine Million - waren an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen beschäftigt. Bis Mitte 2024 stieg dort die Zahl der Beschäftigten innerhalb eines Jahres um 19.500 oder 1,9 Prozent. Von ihnen waren 354.800 angestellte Beschäftigte (plus 0,9 Prozent) und 693.200 Beamtinnen und Beamte (plus 2,4 Prozent).

Zahl der Erzieherinnen und Erzieher in 15 Jahren mehr als verdoppelt! Auch bei kommunalen Kindertageseinrichtungen wuchs das Personal an: Mitte 2024 waren dort 289.900 Personen beschäftigt und damit 11.000 (plus 4,0 Prozent) mehr als ein Jahr zuvor. Langfristig betrachtet stieg die Zahl der Erzieherinnen und Erzieher von 2009 bis 2024 um mehr als das Doppelte, wie die Statistiker mitteilten.

Das Personal an Hochschulen einschließlich Hochschulkliniken stieg innerhalb eines Jahres um rund 14.200 Personen (plus 2,3 Prozent). Insgesamt waren am 30. Juni 2024 im Hochschulbereich 636.100 Personen beschäftigt und damit rund 41 Prozent mehr als 15 Jahre zuvor.

(Text: dpa)

Hohe Teilzeitquote in Deutschland

In kaum einem anderen Land der EU arbeiten so viele Beschäftigte in Teilzeit wie in Deutschland. 2024 waren hierzulande 29 Prozent der Erwerbstätigen zwischen 15 und 64 Jahren in Teilzeit beschäftigt. Dies geht aus Daten der Europäischen Arbeitskräfteerhebung hervor, die das Statistische Bundesamt in Wiesbaden veröffentlichte. Höher war die Teilzeitquote lediglich in den Niederlanden (43 Prozent) und Österreich (31 Prozent).
Hohe Teilzeitquote in Deutschland
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Zum Vergleich: EU-weit arbeiteten nur 18 Prozent der Erwerbstätigen in Teilzeit. Frauen in Deutschland waren dabei mehr als viermal so häufig in Teilzeit (48 Prozent) wie Männer, von denen es 12 Prozent waren. Auf EU-Ebene ist der Geschlechterunterschied geringer.

Rufe nach längerer Arbeitszeit, weniger Teilzeit: Angesichts der Wirtschaftskrise in Deutschland werden die Rufe nach längeren Arbeitszeiten und weniger Teilzeit lauter. Nur so lasse sich der Wohlstand in Deutschland sichern, argumentieren Wirtschaftsverbände und Manager.

Die Bundesregierung will eine wöchentliche anstelle einer täglichen Höchstarbeitszeit einführen - was Gewerkschaften als Ende des Acht-Stunden-Tags ablehnen. Eine aktuelle Umfrage unter Beschäftigten in Deutschland zeigt wiederum Vorbehalte gegen eine Aufweichung der täglichen Höchstarbeitszeit.

Arbeitszeit in Deutschland nur knapp unter EU-Schnitt! Die Ansicht, dass die Deutschen relativ wenig arbeiten, lässt sich aus den offiziellen Daten nicht ablesen. So liegt die wöchentliche Arbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten hierzulande mit 40,2 Stunden demnach nur knapp unter dem EU-Schnitt (40,3 Stunden). In den letzten zehn Jahren sei die Arbeitszeit in Deutschland und EU-weit leicht zurückgegangen.

In Deutschland gehe die im EU-Vergleich höhere Teilzeitbeschäftigung zudem mit einer höheren Erwerbstätigkeit einher. Demnach waren 77 Prozent der 15- bis 64-jährigen Bevölkerung hierzulande 2024 erwerbstätig – ein Rekord, der deutlich über der EU-Erwerbstätigenquote von 71 Prozent lag. Bei Frauen lag die Erwerbstätigenquote mit 74 Prozent sogar 8 Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt.

Debatte um Wochenarbeitszeit: «In Deutschland ist die Erwerbstätigenquote besonders bei Frauen überdurchschnittlich hoch – eine erfreuliche Entwicklung», sagte Yvonne Lott, Arbeitszeitexpertin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. «Die Bundesregierung kann darauf aufbauen, indem sie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter stärkt, etwa durch kluge Arbeitszeitmodelle, die planbare und maßvolle Tagesarbeitszeiten fördern.»

Die Pläne, die tägliche Höchstarbeitszeit abzuschaffen, gingen dagegen in die falsche Richtung. «Sehr lange Tagesarbeitszeiten machten es Menschen mit Sorgeverpflichtung schwerer, erwerbstätig zu sein.»

Mehrheit lehnt unbegrenzte tägliche Arbeitszeit ab: Eine aktuelle Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) bestätigt diese Vorbehalte. Demnach sind 73 Prozent der Beschäftigten in Deutschland gegen eine unbegrenzte tägliche Arbeitszeit. 34 Prozent der Befragten wären dagegen bereit, an einzelnen Tagen mehr als zehn Stunden pro Tag zu arbeiten.

45 Prozent der Vollzeitbeschäftigten gaben zudem an, sie wären eher bereit, mehr Überstunden als bislang zu leisten, wenn sie einen steuerfreien Zuschlag erhalten. Während in der jüngsten Gruppe bis 30 Jahre etwa 60 Prozent gewillt sind, ihre Überstunden infolge eines steuerlich begünstigten Zuschlags auszuweiten, sind es bei der Gruppe der Menschen über 60 Jahren 37 Prozent.

Potenzial bei Teilzeitbeschäftigten: Besteht die Aussicht auf eine Prämie, könnten sich etwa 33 Prozent der Teilzeitbeschäftigten vorstellen, ihre Stundenanzahl dauerhaft zu erhöhen - im Schnitt um sechs Stunden pro Woche. Geben 48 Prozent der Unter-30-Jährigen an, dass sie (eher) bereit wären, ihre Stundenzahl dauerhaft auszuweiten, sind es bei den Teilzeitbeschäftigten über 60 Jahren nur 24 Prozent.

(Text: dpa)

Tarifergebnis für Zeitschriftenredaktionen erzielt

In der sechsten Tarifverhandlungsrunde zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und dem Zeitschriftenverlegerverband (MVFP) wurde am 12. Juni in Hamburg ein Tarifergebnis über Gehaltserhöhungen erreicht. An der Verhandlung war auch der Journalistenverband DJV beteiligt.
Tarifergebnis für Zeitschriftenredaktionen erzielt
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Vereinbart wurden Tarifsteigerungen in drei Stufen jeweils zum 1. Juli dieses Jahres und der beiden kommenden Jahre. Diese setzen sich zusammen aus einem Festbetrag von 160 Euro im ersten Jahr, sowie danach um 2,8 und schließlich 1,8 Prozent. Dadurch werden die Tarifeinkommen der Zeitschriftenredakteurinnen und -redakteure stufenweise je nach Berufsjahren um 9,1 Prozent im Berufseinstieg und um 7,9 Prozent ab dem zehnten Berufsjahr erhöht.

„Nach einem vergleichsweise hohen vorherigen Tarifabschluss und angespannten Marktbedingungen für Zeitschriftenverlage haben sich die diesjährigen Tarifverhandlungen als schwierig erwiesen. Mit dem Ergebnis haben wir für Redakteurinnen und Redakteure eine Erhöhung ab dem kommenden Monat um durchschnittlich 3,7 Prozent erreicht. Der Festbetrag wird in frühen Berufsjahren sogar etwas stärker wirksam. Eingehen mussten wir dafür auf eine längere Laufzeit mit den dann als Inflationsausgleich zu bewertenden zwei weiteren Tariferhöhungen. Über die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz und die Einbeziehung von Digitaljournalismus in den Tarifvertrag sind weitere dafür nötige Tarifverhandlungen vereinbart worden“, erklärte Verhandlungsführer Matthias von Fintel.

Die Laufzeit des Tarifabschlusses geht bis Ende September 2027 und beträgt 36 Monate. Als Ende der Erklärungsfrist wurde der 26. Juni 2025 verabredet. Für Volontärinnen und Volontäre wurden als Festbetragserhöhung ab Juli 2025 125 Euro vereinbart, die sich als Erhöhung über fünf Prozent auswirken. Mit dem Tarifabschluss wurde zudem eine Umwandlung von bis zu 150 Euro Monatsentgelten zum Zweck von Fahrrad-Leasing ermöglicht.

(Text: ver.di)

Razzia gegen Schwarzarbeit auf dem Bau

Der Zoll geht mit einer bundesweiten Razzia gegen Schwarzarbeit in der Baubranche vor. Wie die Generalzolldirektion in Bonn mitteilte, rückten 2800 Zöllnerinnen und Zöllner aller Hauptzollämter aus, um auf Baustellen zu kontrollieren.
Razzia gegen Schwarzarbeit auf dem Bau
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In Städten wie Köln, Berlin und München geht es um die Frage, ob die Arbeiter weniger als den Mindestlohn bekommen, ob sie als Ausländer dort überhaupt arbeiten dürfen und ob die Beschäftigten ordnungsgemäß zur Sozialversicherung angemeldet sind. Die Razzien auf Baustellen in einer Vielzahl von Städten in Deutschland sollen planmäßig noch bis Montagabend laufen.

Auf einer Baustelle eines Reha-Zentrums in Bornheim bei Köln kontrollierten rund 30 Zöllnerinnen und Zöllner zunächst 27 Männer, die mit Bautätigkeiten in dem Gebäude beschäftigt waren, etwa dem Verputzen. Fünf von ihnen waren den Angaben zufolge illegal beschäftigt, sie kamen aus Weißrussland und dem Kosovo.

Gegen die Baufirma ermittelt der Zoll nun wegen illegaler Beschäftigung. Die Männer müssen sich wegen illegalen Aufenthalts oder illegaler Beschäftigungsaufnahme verantworten. Später fanden die Zöllner noch einen Kosovaren, der sich in 15 Metern Höhe auf einem Dachvorsprung an die Außenwand des Gebäudes gepresst hatte. Das Versteck sei nicht ungefährlich gewesen, sagte der Sprecher des Kölner Hauptzollamtes, Jens Ahland.

Nach seiner Einschätzung wurden die Männer extrem schlecht bezahlt. «Es würde mich wundern, wenn sie auch nur ansatzweise den Mindestlohn bekommen, in der Regel werden sie mit wenigen Euro abgespeist.» Die Braubranche sei für den Zoll bei der Bekämpfung von Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung eine Herausforderung.

(Text: dpa)

Deutsche Industrie baut 100.000 Jobs binnen eines Jahres ab

Die anhaltende Wirtschaftskrise hat die deutsche Industrie binnen eines Jahres mehr als 100.000 Arbeitsplätze gekostet. Am härtesten traf es die Autobranche, zeigt eine Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Alleine dort wurden demnach netto rund 45.400 Jobs abgebaut.
Deutsche Industrie baut 100.000 Jobs binnen eines Jahres ab
Bild: dpa

Zum Ende des ersten Quartals beschäftigte die deutsche Industrie 5,46 Millionen Menschen - 1,8 Prozent oder 101.000 weniger als ein Jahr zuvor, heißt es in der Studie, die auf Daten des Statistischen Bundesamts basiert. Seit dem Vor-Corona-Jahr 2019 sank die Zahl der Beschäftigten demnach unterm Strich um 217.000, ein Rückgang um 3,8 Prozent. Noch 2018 hatte es einen Rekord mit rund 5,7 Millionen Industrie-Beschäftigten gegeben.

Industrieunternehmen stünden gewaltig unter Druck, sagt Jan Brorhilker, Managing Partner bei EY. «Aggressive Wettbewerber etwa aus China drücken die Preise, wichtige Absatzmärkte schwächeln, in Europa stagniert die Nachfrage auf niedrigem Niveau, hinter dem gesamten US-Markt steht ein großes Fragezeichen. Gleichzeitig kämpfen die Unternehmen mit hohen Kosten – etwa für Energie und Personal.»

Abbau von weiteren 70.000 Jobs erwartet: Der Umsatz der deutschen Industrie sei nach einem Einbruch 2024 zu Jahresbeginn weiter leicht gesunken. Ein Ende des Stellenabbaus sei noch nicht in Sicht, sagt Brorhilker. Er rechnet mit dem Wegfall von mindestens 70.000 weiteren Industrie-Jobs bis Jahresende. Gerade im Maschinen- und Autobau hätten Firmen Sparprogramme initiiert. «Wir werden vorerst noch viele schlechte Nachrichten hören, bevor es wieder aufwärtsgeht.»

Alleine in der Autobranche, die mit einer Absatzflaute, Konkurrenz aus China und dem Wandel zur E-Mobilität kämpft, gingen binnen eines Jahres knapp sechs Prozent der Stellen verloren. Die Beschäftigung fiel damit auf rund 734.000 Menschen per Ende März. Auch in der Metallerzeugung und Textilbranche sank die Beschäftigung deutlich mit je über vier Prozent. Kaum Jobs fielen dagegen in der Chemie- und Pharmabranche weg (-0,3 Prozent).

Industrie-Beschäftigung langfristig gewachsen: Die Krise der deutschen Industrie hat längst eine Debatte über den Standort Deutschland entfacht - Kritiker sprechen von einer Deindustrialisierung. Im langfristigen Vergleich ist die Beschäftigung in der Industrie aber gewachsen: Ende 2024 lag sie laut Statistischem Bundesamt um 3,5 Prozent oder 185.000 Menschen höher als 2014.

EY-Manager Brorhilker meint: «Der Industriestandort Deutschland wurde schon oft totgesagt – und hat sich immer wieder dank einer sehr starken Substanz als bemerkenswert widerstandsfähig erwiesen.» Jedoch müssten sich die Bedingungen verbessern: Neben niedrigeren Kosten und weniger Bürokratie sei es nötig, die Binnennachfrage zu stärken, um die Wirtschaft weniger exportabhängig zu machen. Hier könne das Milliarden-Investitionspaket der Bundesregierung Impulse setzen.

Autobranche fordert Reformen!
Auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) sieht die Politik in der Pflicht. Der Handlungsdruck sei hoch, denn in den vergangenen Jahren sei die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland erodiert, sagt VDA-Präsidentin Hildegard Müller. «Wettbewerbsfähigkeit und Standortattraktivität müssen deshalb Leitmotiv der neuen Bundesregierung sein. Denn Fakt ist: Diese Faktoren entscheiden darüber, wo und in welchem Umfang investiert wird - und somit auch darüber, wo entsprechende zukünftige Arbeitsplätze entstehen.»

(Text: dpa)

Teilzeitquote in Deutschland auf Rekordniveau

Noch nie wurde in Deutschland so viel in Teilzeit gearbeitet wie im ersten Quartal 2025. Das ergab die neue Arbeitszeitrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. Die Teilzeitquote sei im ersten Quartal um weitere 0,4 Punkte auf 39,8 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal sei die Zahl der Teilzeitbeschäftigten um 190.000 auf 16,75 Millionen gestiegen.
Teilzeitquote in Deutschland auf Rekordniveau
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Die Zahl erhöhte sich um 1,1 Prozent, die der Vollzeitbeschäftigten hingegen sank um 0,6 Prozent auf 25,35 Millionen. Durchschnittlich arbeiteten Teilzeitbeschäftigte rund 50 Prozent der üblichen Wochenarbeitszeit. Ihre 18,54 Wochenstunden bedeuten ebenfalls einen Rekord. Die Vollzeit-Arbeitszeit sei auf 38,14 Stunden gesunken.

Erhebliches Potenzial: Die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, hatte zuletzt eine Erhöhung der Wochenstundenzahl für Teilzeitbeschäftigte als ein Ziel genannt. Dies böte erhebliche Potenziale im Kampf gegen Fachkräftemangel.

«Die Teilzeitquote liegt 2025 auf Rekordniveau – aber genauso die Arbeitszeit von Teilzeitbeschäftigten», sagte Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen. Ein Grund für diese Entwicklung sei, dass Branchen mit hohem Teilzeitanteil wie etwa in der Pflege oder in der Kindererziehung stark gewachsen seien.

«Durch die höhere Quote haben wir über 20 Jahre rechnerisch 1,4 Wochenstunden pro Beschäftigten verloren – und durch die höhere Arbeitszeit 1,4 gewonnen. Insgesamt hat Teilzeit also die Arbeitszeit nicht reduziert», erläuterte Weber.

Arbeitsvolumen gestiegen! Das Arbeitsvolumen der Erwerbstätigen sei um 0,2 Prozent auf 15,66 Milliarden Stunden gestiegen. Insgesamt arbeiteten diese in Deutschland 36 Millionen Stunden mehr als im Vorjahresquartal. Saison- und kalenderbereinigt sank das Arbeitsvolumen jedoch im Vergleich zum Vorquartal um 0,4 Prozent. «Die Wirtschaftskrise drückt das Arbeitsvolumen: mehr Kurzarbeit, weniger Vollzeitjobs in Industrie, Bau und Zeitarbeit», sagte Weber.

Die betriebsübliche Wochenarbeitszeit aller beschäftigten Arbeitnehmenden sank dem IAB zufolge minimal im Vergleich zum Vorjahresquartal und lag insgesamt bei 30,34 Stunden. Während sie bei Vollzeitbeschäftigten mit 38,14 Stunden zum ersten Quartal 2024 leicht sank, stieg sie bei den Teilzeitbeschäftigten um 0,2 Stunden auf 18,54 Stunden an. Teilzeitbeschäftigte arbeiten zunehmend seltener in Minijobs mit niedrigen Arbeitszeiten und treiben diese Entwicklung so maßgeblich voran.

(Text: dpa)

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