Deutschlands Brauer zwischen Billigbier und Edel-«Craft»

Ein kräftiger Schluck aus der Flasche nach einem langen heißen Tag - auf dieses Glücksgefühl warten #Deutschlands #Brauer schon sehr lange. #Deutschlandweit geht der #Bierabsatz immer weiter zurück, #Wachstum kommt fast nur aus dem #Export und in Jahren mit Sport-Großereignissen, in denen mehr Bier getrunken wird. Zwar gibt es eine neue Begeisterung für hochwertige Spezial- und Landbiere, die aus der «Craft»-Bewegung in den USA nach Europa schwappte. Aber das Massengeschäft mit den sogenannten Fernsehbieren lahmt weiter. Bei Kampfpreisen um die zehn Euro für den Kasten wird oft kaum noch verdient.
Deutschlands Brauer zwischen Billigbier und Edel-«Craft»

Warum trinken die Deutschen weniger Bier?

Alkohol am Arbeitsplatz oder am Steuer - da drückt heute niemand mehr ein Auge zu. Hinzu kommt die Demografie: Die Deutschen werden immer älter, und ältere Kunden trinken nach aller Erfahrung der Konsumgüterforschung weniger. Pro Jahr liege der «Abschmelzverlust» bei 1 bis 1,5 Prozent, sagt der Chef des Bundesverbandes des Deutschen Getränkefachgroßhandels, Günther Guder. Seit 1986 sei so der Pro-Kopf-Verbrauch um fast 30 Prozent zurückgegangen.

Aber der Absatz ist stabil seit drei Jahren - kein gutes Zeichen?

Deutschlands Brauereien widerstehen dem weltweiten Abwärtstrend und zeigen tatsächlich stabile Zahlen. Das ist aber maßgeblich auf den Export zum Beispiel nach China und in die USA zurückzuführen, im Inland wurde 2016 so wenig Bier getrunken wie noch nie. Und am China-Export verdient laut Branchenkennern kaum einer, weil dort vor allem billige Sorten in Büchsen gefragt sind. Überhaupt heißt Absatz noch lange nicht Gewinn, denn Deutschland ist weltweit einer der umkämpftesten Märkte überhaupt mit einer zweistelligen Zahl von namhaften Brauereien und insgesamt 1400 Anbietern. Die großen Brauereien und der Lebensmittelhandel drücken mit Lockvogel-Angeboten gnadenlos den Preis - teils zum Schaden der Marken. So haben TV-Biere wie Warsteiner oder Hasseröder auch 2016 Marktanteile verloren, wie Marktstudien der Fachzeitschrift «Getränke-Inside» belegen.

Lässt sich das nachweisen?

Die Marktforschung vergleicht regelmäßig die Preise. Rund 70 Prozent der zehn bekanntesten Spitzenbiere werden danach im Kastenverkauf über Sonderaktionen in den Markt gedrückt - zu Preisen von teils deutlich unter 10 Euro. «Ich frage mich: Womit verdienen die überhaupt noch Geld?», sagt die Branchenanalystin Ina Verstl.

Aber es gibt doch einen Trend zu teuren Spezialbieren?

Das ist die gegenläufige Bewegung: Immer mehr Kunden interessieren sich für handwerklich hergestellte Spezial- und Landbiere aus kleinen Brauereien oft mit besonderem Hopfengeschmack oder fruchtigen Noten. «Jede Woche kommt mindestens ein neues Bier auf den Markt», sagt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele. Solche Kunden gucken auch nicht auf den Euro - eine Literflasche Craft-Bier kann bis zu zehn Euro kosten.

Traditionelle Brauereien wie «Flensburger» steigen auf den Trend ein und bieten ebenfalls aufwendige Spezialbiere. «Bier wird nicht mehr als Massenbetäubungsmittel wahrgenommen, sondern als Genussmittel wie Wein», sagt Geschäftsführer Andreas Tembrockhaus. Doch große Absatzmengen erwartet auch der Brauerei-Chef aus Norddeutschland nicht. Bundesweit liegt der Absatzanteil des gehypten Craft-Biers bei rund 0,2 Prozent.

Aber wie kommen die Brauer nun aus der Misere?

Wirkliche Abhilfe würde nur eine kräftige Preiserhöhung schaffen, glaubt Analystin Verstl. Denn der deutsche Bierpreis liege wegen der scharfen Konkurrenz weltweit extrem niedrig. Ramschpreise von unter zehn Euro schadeten der ganzen Branche. 20 Euro für einen Kasten Halbliterflaschen wären ein realistischer Preis, mit dem die Brauer langfristig leben könnten, sagt sie. In Australien zahlen Biertrinker so viel für ein Sixpack - und haben den Konsum trotzdem nicht aufgegeben.

Unternehmen suchen so viele Arbeitskräfte wie nie zuvor

#Deutsche #Betriebe suchen derzeit so viele #Arbeitskräfte wie nie zuvor. Selbst das bisherige Rekordhoch vom Dezember sei zum Jahresbeginn 2017 noch einmal leicht überschritten worden, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg mit. Der auf Basis der freien Jobs monatlich errechnete Stellenindex BA-X stieg im Januar um einen Punkt auf 228 Punkte. Dies seien 18 Punkte mehr als vor einem Jahr.
Unternehmen suchen so viele Arbeitskräfte wie nie zuvor

Freie #Jobs gibt es nach Erkenntnissen der Nürnberger Bundesbehörde fast in jeder Branche. Am stärksten sei die #Arbeitskräftenachfrage aber bei unternehmensnahen #Dienstleistungen gestiegen; dazu gehören unter anderem #Werbeagenturen, #Unternehmensberater, #Steuerberater und #freiberufliche #Techniker. Daneben gebe es freie Stellen in der #Industrie, dem #Handel und dem #Baugewerbe. Auch #Zeitarbeitsunternehmen hatten zuletzt mehr freie Stellen zu besetzen als vor einem Jahr.

Eine große Rolle spielt dabei nach Einschätzung der Bundesagentur die «stabile wirtschaftliche Lage». Ein Teil des Stellenbooms gehe aber auch auf das Konto eines statistischen Effekts: Weil #Beschäftigte in guten Zeiten häufiger wechselten, würden #Stellen öfters frei und blieben wegen wachsender Besetzungsprobleme länger unbesetzt.

Schlichtung bei Bahn bis 19. Februar verlängert

Die #Schlichtung im #Tarifkonflikt der #Deutschen #Bahn und der #Gewerkschaft #Deutscher #Lokomotivführer (#GDL) geht in die Verlängerung. Zunächst werde das Verfahren bis zum 9. Februar ausgesetzt und solle dann bis zum 19. Februar abgeschlossen werden, teilten die beiden Schlichter Bodo Ramelow und Matthias Platzeck in Berlin mit.
Schlichtung bei Bahn bis 19. Februar verlängert

Die Vermittlung unter Leitung des thüringischen Ministerpräsidenten Ramelow (Linke) und des früheren brandenburgischen Regierungschefs Platzeck (SPD) hatte am 11. Januar begonnen. Das Verfahren war auf drei Wochen angesetzt. Die geltende #Schlichtungsvereinbarung sieht aber die Möglichkeit einer einwöchigen Verlängerung vor. Mit der Aussetzung wurde nun zusätzlich Zeit gewonnen. Sie sei notwendig, «um weitere Grundlagen zur Fortsetzung der Gespräche zu erstellen», erklärten die Schlichter.

Die beiden Seiten ringen um eine #Tarifeinigung über #Einkommen und #Freizeit für das #Zugpersonal. Das sind vor allem #Lokführer und #Zugbegleiter, insgesamt rund 35 000 Beschäftigte, für die die GDL neben der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) das Verhandlungsmandat hat.

In den sechs Verhandlungsrunden vor der Schlichtung war vor allem die Frage umstritten, wie die Ruhezeiten künftig geregelt werden. Die GDL pocht auf mehr zusammenhängende freie Tage, festgelegt im Tarifvertrag. Konkret forderte sie für ihre Mitglieder jeweils zwei freie Tage nach fünf Arbeitstagen. Die Bahn lehnte das mit dem Hinweis ab, eine solche starre Regelung lasse sich im rund um die Uhr laufenden Eisenbahnbetrieb nicht umsetzen. Erfüllte man die GDL-Forderungen, führte das zu einer Vier-Tage-Woche mit 30 Wochenstunden und vollem Lohnausgleich, stellte die Bahn fest.

Zu den Inhalten würden sich Tarifpartner und Schlichter vor Ende des Verfahrens auch weiterhin nicht öffentlich äußern, teilten Ramelow und Platzeck mit. Bahn-Vorstandschef Rüdiger Grube, der am Montag zurücktrat, war an der Schlichtung nicht direkt beteiligt. Für die Bahn führt Personalvorstand Ulrich Weber die Verhandlungen, für die GDL deren Vorsitzender Claus Weselsky.

Handel sieht Deutsche auch 2017 in Kauflaune

Die #Deutschen geben nach einer #Branchenprognose auch in diesem Jahr mehr Geld im #Handel aus. Der #Umsatz werde nominal um zwei Prozent zulegen, sagte der #Handelsverband Deutschland voraus. Im Vorjahr hatte das Plus zu jeweiligen Preisen nach Angaben des Statistischen Bundesamts 2,2 Prozent betragen.
Handel sieht Deutsche auch 2017 in Kauflaune

Besonders stark werde in diesem Jahr mit elf Prozent wieder der #OnlineHandel zulegen, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. «Das setzt traditionelle #Handelsstandorte wie die Innenstädte zunehmend unter Druck.» Notwendig seien mehr Planungssicherheit bei Sonntagsöffnungen und Anstrengungen, die Innenstädte attraktiver zu gestalten.

Fitbit streicht Jobs nach schwachem Weihnachtsquartal

Der Fitness-Spezialist Fitbit greift nach einem unerwartet schwachen Weihnachtsgeschäft zu #Stellenstreichungen. Rund 110 Mitarbeiter - sechs Prozent der #Belegschaft - sollen ihre #Jobs verlieren, wie die Firma aus San Francisco mitteilte. Insgesamt sollen die laufenden #Kosten in diesem Jahr um rund ein Fünftel auf 850 Millionen Dollar gekappt werden.
Fitbit streicht Jobs nach schwachem Weihnachtsquartal

Das wichtige Weihnachtsquartal lief viel schlechter als der bisher führende Anbieter von Fitnessbändern selbst erwartet hatte. Fitbit habe 6,5 Millionen Geräte abgesetzt - nach 8,2 Millionen im Vorjahresquartal. Der Umsatz werde in einer Spanne von 572 bis 580 Millionen Dollar liegen - während das Unternehmen 725 bis 750 Millionen Dollar in Aussicht gestellt hatte. Im Weihnachtsgeschäft 2015 hatte Fitbit noch um 92 Prozent auf 712 Millionen Dollar gesteigert.

Die Fitbit-Aktie verlor im frühen US-Handel am Montag mehr als 13 Prozent auf gut sechs Dollar. Sie ist damit weit von ihren Höchstständen von fast 50 Dollar noch im Sommer 2015 entfernt - und Fitbit an der Börse nur noch rund 1,4 Milliarden Dollar wert.

Das Fitbit-Geschäft lief schon im Jahresverlauf 2016 zäher und die Prognose war bereits nach dem dritten Quartal reduziert worden. Die Firma ist ein Pionier bei Fitnessbändern, die Schritte, verbrauchte Kalorien und Puls messen - und baute das Angebot auch mit einer Sportuhr, einer vernetzten Waage und Trainings-Software aus. Noch vor kurzem bescheinigten Experten Fitbit einen Marktanteil von 25 Prozent im Geschäft mit den sogenannten Wearables am Handgelenk.

Doch der Marktführer gerät in eine Zange: Bei günstigen Geräten greifen chinesische Konkurrenten wie Xiaomi an, im oberen Preissegment brachte Apple pünktlich zum Weihnachtsgeschäft seine erneuerte Computer-Uhr Apple Watch auf den Markt.

Zudem entwickelte sich der Wearables-Markt insgesamt nicht so dynamisch wie noch vor einigen Jahren erwartet worden war. Bei Apple sanken die Verkäufe der ersten Watch-Generation laut Schätzungen von Marktforschern nach anfänglich großem Interesse deutlich. Der Smartwatch-Vorreiter Pebble ging aus dem Geschäft und Fitbit schnappte sich günstig einige Mitarbeiter und Technologien.

Die Schifffahrt wieder in sicheres Fahrwasser bringen

Der #Schifftransport gewinnt durch den globalen #Handel und die #Industrie zunehmend an Bedeutung. Jedoch gab es in der Branche in den vergangenen zwanzig Jahren zu wenige technische #Innovationen. Das VDI-Expertenforum »Lernen von anderen - Wissenstransfer für die maritime Industrie« möchte die #ingenieurwissenschaftlichen Herausforderungen aufzeigen und Lösungsansätze aus anderen Bereichen diskutieren. Dafür treffen sich Experten am 21. März 2017 auf dem Museumsschiff Rickmer Rickmers in Hamburg.
Die Schifffahrt wieder in sicheres Fahrwasser bringen
Bild: Thomas Ernsting / LAIF

Für viele Güter ist die #Binnenschifffahrt ein wichtiger Verkehrsträger. Zusätzlich hat das Schiff auch im #Personenverkehr und #Tourismus eine wachsende Bedeutung. #Kreuzfahrtschiffe sind autarke »schwimmende Städte«. Sie erzeugen ihre Energie selbst und haben Abfallaufbereitungsanlagen an Board. Somit wird die Technik an Board immer anspruchsvoller. Überkapazitäten im #Frachtbereich und zu wenige technische und prozessorientierte Innovationen innerhalb der vergangenen zwanzig Jahre machen die maritime Industrie ineffizient.

Viel schneller als in anderen Branchen müssen Ideen und Veränderungen dafür sorgen, dass die Schifffahrt wieder in sicheres Fahrwasser kommt. Hier kann der VDI unterstützen. Egal, ob Maritime Cloud, Materialflussoptimierung, Managementprozesse, umweltgerechte Antriebssysteme, Werkstofftechnik oder bestehende oder zu definierende VDI-Richtlinien - gerade im übergreifenden Wissenstransfer aus den verschiedenen Fachbereichen liegt die Stärke des Vereins.

Im Forum betrachten Experten, welche Herausforderungen sich ergeben. Technische Methoden aus anderen Bereichen, wie z.B. Gebäudetechnik, Klimadiskussion oder Prozess- oder Systemtechnik, sollen Lösungsansätze aufzeigen. Die Tagung befasst sich zentral mit Schiffssicherheit, Digitalisierung und Umwelteffizienz.

ifo: Deutschland überholt China bei Leistungsbilanz-Überschuss

#Deutschland hat im vergangenen Jahr nach Berechnungen des ifo-Instituts China als Land mit dem weltgrößten Überschuss der #wirtschaftlichen Leistungsbilanz wieder abgelöst. Der #deutsche Überschuss belief sich nach vorläufigen Berechnungen des Münchner Instituts auf 297 Milliarden Dollar (268 Mrd Euro), gefolgt von China mit 245 Milliarden. Das größte Defizit leisteten sich demnach die USA mit einem Minus von 478 Milliarden Dollar.
ifo: Deutschland überholt China bei Leistungsbilanz-Überschuss

In die Leistungsbilanz fließen neben #Waren und #Dienstleistungen unter anderem #Zinsen und #Löhne ein. 2015 hatte China vor Deutschland gelegen. Der deutsche Leistungsbilanz-Überschuss beruht aber vor allem auf dem Export, der nach ifo-Berechnung bis November allein mit 255 Milliarden Euro zu Buche schlug. Der Anstieg des deutschen Netto-Auslandsvermögens zeige sich vor allem bei der Zunahme deutscher #Wertpapierkäufe im Ausland, netto habe sich das bis November auf 193 Milliarden Euro belaufen.

Spiegelbildlich zum deutschen Überschuss bedeutet das sehr hohe Defizit der USA, dass die Vereinigten Staaten wesentlich mehr im- als exportieren - und damit auch mehr verbrauchen als sie produzieren. Dieses Defizit ist dem neuen US-Präsidenten Donald Trump ein großer Dorn im Auge. Sein Sprecher hatte kürzlich angekündigt: «Wir wollen Steuern auf Importe aus Ländern erheben, mit denen wir ein Außenhandelsdefizit haben.»

Unter Mindestlohn: Mehr Kontrollen bei Minijobs gefordert

Vielen #Minijobbern in #Deutschland wurde der gesetzlich vorgeschriebene #Mindestlohn im Jahr der Einführung vorenthalten. Einer Studie zufolge bekamen 2015 knapp die Hälfte dieser #geringfügig #Beschäftigten weniger als 8,50 Euro brutto die Stunde, die #Arbeitgeber damals mindestens zahlen mussten. Jeder Fünfte erhielt nicht einmal 5,50 Euro, ergab eine Studie des #Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Der Mindestlohn gilt seit Januar 2015. Inzwischen wurde er auf 8,84 Euro erhöht.
Unter Mindestlohn: Mehr Kontrollen bei Minijobs gefordert

Über die Studie hatte zuerst die «Süddeutsche Zeitung» berichtet. Es habe offensichtlich «zahlreiche Verstöße von Arbeitgebern» gegeben, heißt es darin. Im Ergebnis habe sich die Lohnsituation für Minijobber nur «partiell verbessert»: 2014 vor dem Mindestlohn hätten etwa 60 Prozent der erfassten #Minijobber weniger als 8,50 Euro verdient, 2015 nach der Rechtsänderung sank der Anteil nur leicht auf etwa die Hälfte.

Eine Sprecherin des Arbeitsministeriums sagte, Befragungen wie die des WSI seien «immer mit Unschärfen und Messungenauigkeiten verbunden». Die Angaben der Befragten zu ihren Arbeitszeiten seien nicht immer präzise. Andere Studien mit zum Teil größeren Befragtenzahlen belegten die Aussagen des WSI nicht. Das Statistische Bundesamt habe zudem ermittelt, dass gerade die Stundenlöhne von geringfügig Beschäftigten 2015 überdurchschnittlich stark gestiegen seien. Verstöße gegen das Mindestlohngesetz könnten aber nicht ausgeschlossen werden.

Grundlage für die WSI-Studie waren Daten von mehreren tausend Minijobbern, die die Bundesanstalt für Arbeit 2015 erhoben hatte. Neuere Zahlen liegen laut WSI noch nicht vor.

Kritiker monieren vor allem fehlende Kontrollen der sogenannten 450-Euro-Jobs, bei denen die Arbeitnehmer weder Steuern noch Sozialabgaben zahlen müssen. Da die Verdienstobergrenze bei diesen geringfügigen Arbeitsverhältnissen festgelegt ist, kann eine Erhöhung des Stundenlohns nur über eine Verringerung der Arbeitszeit erfolgen.

«Es rächt sich, dass die Bundesregierung die Kontrollen des Mindestlohns sträflich vernachlässigt hat», befand Brigitte Pothmer, Sprecherin für Arbeitsmarktpolitik bei den Grünen. «Durch diese krummen Touren gerät das Erfolgsprojekt Mindestlohn in
Misskredit.» Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) habe sich «zu lange auf ihren Lorbeeren ausgeruht».

Auch Linken-Parteichef Bernd Riexinger ging die Arbeitsministerin an: «Wo sind die versprochenen Kontrollen, Frau Nahles? Hälfte der Minijobber wird der sowieso zu niedrige Mindestlohn vorenthalten!», schrieb er auf Twitter.

Die SPD-Arbeitsmarktpolitikerin Katja Mast betonte: «Der flächendeckende gesetzliche Mindestlohn wirkt - das zeigen
alle Zahlen. Gegen gesetzeswidrige Arbeitsverhältnisse
hilft nur der Rechtsstaat - Kontrollen, Klagen und Strafen.»

Das Bundesfinanzministerium verwies darauf, dass der für die Mindestlohnkontrollen zuständige Teil der Zollverwaltung personell deutlich verstärkt werde. Insgesamt seien 1600 neue Stellen vorgesehen, die seit 2015 über einen Zeitraum von fünf Jahren nach und nach besetzt würden.

Ein Sprecher der Minijob-Zentrale appellierte an die Arbeitgeber, die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten: «Mindestlohn, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Urlaubsgeld gelten auch für Minijobber», sagte er. Auch die Arbeitnehmer sollten sich besser über ihre Rechte informieren.

GfK: Deutsche Verbraucher sind optimistisch ins neue Jahr gestartet

#Deutschlands #Verbraucher sind mit großem Optimismus und ausgeprägter #Kauflaune ins neue Jahr gestartet. Sie rechneten für 2017 nicht nur mit einem soliden #Wirtschaftswachstum, sondern auch mit stärker steigenden #Einkommen. Daher sähen sie derzeit keinen Grund, größere Anschaffungen wie Möbel, TV-Geräte oder neue Haushaltsgeräte erst einmal zurückzustellen, berichteten die Marktforscher der GfK in Nürnberg. Die Studie zum #Konsumklima basiert auf der Befragung von rund 2000 Verbrauchern.
GfK: Deutsche Verbraucher sind optimistisch ins neue Jahr gestartet

«Zu Beginn des Jahres 2017 legte die ohnehin schon gute Konsumstimmung noch einmal auf breiter Front zu», bilanzierten die GfK-Experten. Diese Entwicklung dürfte sich auch in nächster Zeit fortsetzen. Daher werde der monatlich berechnete Konsumklima-Index im Februar von zuletzt 9,9 auf voraussichtlich 10,2 Punkte steigen, prognostizierte die GfK. Mit dem dritten Anstieg in Folge setze das Konsumklima seinen moderaten Aufwärtstrend fort.

Allerdings sei die Entwicklung der kommenden Monate nicht frei von Risiken, gibt GfK-Forscher Rolf Bürkl zu bedenken. Sorge bereite im beispielsweise die künftige #Handelspolitik des neu gewählten US-Präsidenten Donald Trump, aber auch die weitere Preisentwicklung.

Sollte Trump seine angekündigten Abschottungspläne tatsächlich umsetzen, könnte das schnell die #exportorientierte #deutsche #Chemie-, #Maschinenbau- und #Autoindustrie treffen. «Wenn dann Beschäftigte das Gefühl haben, dass ihre #Arbeitsplätze nicht mehr sicher sind, dann könnte das für die Verbraucherstimmung zum Problem werden», sagt Bürkl. Käme dann auch noch eine steigende Inflationsrate dazu, würde womöglich ein «unschöner Cocktail zusammengemixt».

Schon jetzt sei die im Dezember auf 1,7 Prozent hochgeschnellte Inflationsrate «verstärkter Gegenwind für die realen Einkommen», betonte Bürkl. Denn steigende Preise seien «Gift für das Konsumklima». Die höheren Benzin- und Heizölpreise zehrten an den Einkommen der Konsumenten. «Wir müssen daher sehen, ob sich die Entwicklung so fortsetzt», sagte der Konsumforscher. Er selbst bezweifle das allerdings. Denn dass sich die Erdöl exportierenden Länder an ihre verringerten Förderquoten hielten, sei selten der Fall gewesen. Außerdem wollten die USA das Öl-Fracking wieder hochfahren.

Auf der Kippe: Von jungen Leuten, die sonst nichts kriegen

Eric Schübel bekommt eine Chance. Die will der 26-Jährige nutzen. Es ist Montag, 9.20 Uhr. Die Schule auf dem Lehrbauhof in Berlin-Marienfelde beginnt in 40 Minuten. Aber heute läuft er lieber früh auf. Es ist sein erster Tag - bei einem Projekt mit dem Namen «Startklar für Ausbildung». «"Startklar für Ausbildung" ist für alle, die sonst nichts kriegen», sagt Eric. Mit 23 anderen jungen Männern soll er hier für eine #Lehre am #Bau üben. Einige sind um die 16, andere Mitte 20. Keiner hier hat auf eigene Faust eine #Lehrstelle gefunden. Schlechte Noten, krumme Lebensläufe, da zögern viele #Arbeitgeber.
Auf der Kippe: Von jungen Leuten, die sonst nichts kriegen

Eric, mit Kapuzenpulli und Baggy-Jeans, setzt sich im Klassenzimmer in die letzte Reihe. Er wartet. Hier und heute könnte sein Weg in einen Job starten. Der Fahrplan: Ab Anfang Oktober sollen Eric und seine Mitstreiter in verschiedene #Berufe hineinschnuppern, dann bekommen sie ein #Praktikum in einem #Betrieb. Wenn sie da einen guten Eindruck hinterlassen, übernimmt die Firma sie im Februar in eine #Ausbildung.

Eric Müller, 18 Jahre alt, ist da schon ein paar Schritte weiter als sein Namensvetter. Seit Ende September arbeitet er als Lehrling bei der Firma Forth Elektrotechnik auf einer #Baustelle in Berlin-Hohenschönhausen. In roter Arbeitshose, braunen Arbeitsschuhen und schwarzem Fleecepulli unterscheidet ihn optisch nichts von den Kollegen. «Auf der Baustelle läuft es ganz gut», sagt er. «Aber in der #Berufsschule ist es nicht so leicht.»

Eric Schübel und Eric Müller kennen sich nicht, aber sie haben eines gemeinsam: Eine Lehrstelle zu finden und die Ausbildung abzuschließen, stellt beide vor Probleme. Im #Ausbildungsjahr 2016 gab es rund 80 000 Jugendliche, die erfolglos eine Lehrstelle suchten. Rund 60 000 davon fanden eine Alternative und gingen zum Beispiel weiter zur Schule. Etwa 20 000 standen ohne alles da. Und das sind nur diejenigen, von denen die #Arbeitsagentur weiß. Wer keinen #Berufsabschluss hat, wird zum Beispiel später öfter arbeitslos.

Gleichzeitig bleiben in einigen Branchen immer mehr Ausbildungsplätze leer, etwa am Bau und im Hotelgewerbe. Jedes Jahr gibt der Staat Millionen für Programme aus, die Jugendliche in Ausbildung bringen sollen. Wie sehen die aus? Und was denken die jungen Leute selbst?

Herbst 2016. Eric Schübels erster Schultag auf dem Lehrbauhof:

Um Punkt zehn Uhr rauschen die Macher von «Startklar für Ausbildung» in den Klassenraum. Kay Kornatzki ist Geschäftsführer des Lehrbauhofs Berlin. Ute Stenzel leitet das Projekt. «So, jetzt erst einmal alle die Kappe abnehmen», sagt Kornatzki. Einige Schüler murren, mehrere Jungs nehmen ihre Baseball Caps ab.

Nach einer Begrüßung fragt Kornatzki in die Runde: «Wie viel, glaubt ihr denn, verdient ein Hochbaupolier?» Viele der jungen Männer starren auf die Tischplatte. «12 000 Euro pro Jahr brutto», schätzt einer. «Zwischen 70 000 bis 80 000 Euro», sagt Kornatzki. «Es stellt sich also die Frage, ob man für die Ausbildung nun zwei bis drei Jahre die Arschbacken zusammenkneifen kann», sagt er. Der Hochbaupolier sei dann eine Aufstiegsfortbildung.

Ute Stenzel übernimmt. Sie warnt, dass alle in den ersten Wochen auf dem Bauhof Schmerzen haben werden - von der ungewohnten Arbeit. «Zwischen 50 und 70 Prozent von euch schaffen den Sprung in die Ausbildung», sagt sie. Vorausgesetzt die Jugendlichen strengten sich an. «Wir haben noch die Flüchtlinge hier. Ihr müsst schneller und besser sein.»

Eric Schübel hört zu, ohne eine Miene zu verziehen. Wegen der Flüchtlinge mache er sich keine Sorgen, sagt er später. «Ich werde meinen Weg schon machen.»

Herbst 2016. Mit Eric Müller auf der Baustelle:

Eric Müller, eher schmächtig, blonde Haare, jungenhaftes Gesicht, sitzt im Container auf der Baustelle von Forth. Für ihn beginnt sein zweites Lehrjahr zum Elektrotechniker. Eric ist keiner, der viele Worte verliert. «Ich bin sehr zufrieden», sagt er. Von den Kollegen ist er akzeptiert, auch weil er ihnen Arbeit abnimmt. Nur mit der Berufsschule läuft es nicht so gut.

Im Vergleich zu anderen im Freundeskreis sieht Eric sich im Mittelfeld: Einige Kumpels machen zwar Abitur. Seine engen Freunde jedoch lernen Maler, Lackierer und Gerüstbauer, sein Bruder wird Koch. Dann gibt es einige, die gar keine Lehrstelle ergattert haben.

Sein Ausbilder Uwe Schadwinkel schätzt die Lage anders ein. Der Mittfünfziger mit roten Wangen wünscht sich auch in der Schule gute Leistungen. Zugleich ist Eric einer der ersten, für den Schadwinkel von der Arbeitsagentur Eberswalde eine sogenannte Assistierte Ausbildung bekommt - also Hilfen für schwache Lehrlinge. Dieses Förderprogramm bietet das Arbeitsamt überall in Deutschland an.

Die Firma Forth in Eberswalde in Brandenburg hat rund 50 Angestellte, viele gehen bald in Rente. Schadwinkel hat ein Problem: «Ich finde nicht ausreichend qualifizierten Nachwuchs», sagt er. Pro Jahr sucht das Unternehmen mindestens drei Jugendliche für die dreieinhalbjährige Ausbildung zum Elektrotechniker.

Lange bekam er Dutzende Bewerbungen. Letztes Jahr meldeten sich für seine drei Plätze nur fünf Anwärter. Der Geburtenrückgang in Ostdeutschland nach dem Ende der DDR 1989/90 macht sich klar bemerkbar. Ein einziger der Bewerber entsprach Schadwinkels Wunschprofil: Mittlere Reife und die Note Zwei in Mathematik und Physik.

Für Eric Müller war das die Chance. Er kam als Schülerpraktikant zu Forth. «In der praktischen Arbeit passte Eric vom ersten Tag gut rein, er ist handwerklich sehr geschickt», sagt Schadwinkel. Doch von den gewünschten Zeugnissen war der junge Mann weit entfernt: Er hat einen Hauptschulabschluss, die fünfte Klasse wiederholt und mäßige Noten in Mathe und Physik.

Bei der «Assistierten Ausbildung» bekommt Eric jeden zweiten Samstag Nachhilfeunterricht. Sein Ausbilder sagt im September über seine Leistungen: «Es ist nicht himmelhoch jauchzend und nicht zu Tode betrübt.» Eric kommt halbwegs mit.

Dezember 2016. Praktikumszeit bei «Startklar für Ausbildung»:

Fast drei Monate nach dem ersten Schultag am Lehrbauhof sitzt Eric Schübel an einem Samstag in einem Café in Berlin-Friedrichshain. Er absolviert jetzt ein Praktikum bei einer Dachbaufirma. Läuft alles gut, steht eine Ausbildung zum Zimmermann in Aussicht. «Das ist endlich mein Ding», sagt er. Er ist überzeugt, dass es dieses Mal klappt. Rund die Hälfte der Projektteilnehmer bei «Startklar für Ausbildung» hat zu diesem Zeitpunkt schon abgebrochen.

Eric ist 26, ein Alter, in dem andere bereits ihren Meister geschafft haben. Er aber verlor viel Zeit: Ab der zehnten Klasse geriet sein Leben durch Alkohol und Drogen in Schieflage. Mit seinem erweiterten Hauptschulabschluss nach der neunten Klasse fand er keine Ausbildung. Die Drogenprobleme wurden schlimmer, er flog zu Hause raus, lebte teils auf der Straße. «Es steht zwar überall, dass man sich auch mit einem Hauptschulabschluss bewerben kann. Doch das ist Schwachsinn. Der bringt dir in Berlin gar nichts», sagt Eric.

Irgendwann ging er in den Drogenentzug. Seit drei Jahren ist er clean. «Der Meister meint, dass ich mit 95-prozentiger Sicherheit ab Februar einen Ausbildungsvertrag bekomme», sagt er. Für ihn wäre das ein großer Schritt.

Dezember 2016. Bei Forth Elektrotechnik in Eberswalde:

Es ist Freitagvormittag, Eric Müller und Uwe Schadwinkel sind heute beide in der Firma. Der Firmensitz von Forth Elektrotechnik liegt am Rande von Eberswalde in einem Plattenbau.

Eric sitzt im Pausenraum neben der Ausbildungswerkstatt, ein kahler, weiß gestrichener Raum im Keller. «Ich würde sagen, es läuft erst einmal so Durchschnitt», erzählt er. Sein Ausbilder macht sich dagegen Sorgen. «Eric hat im Juni Zwischenprüfung», sagt Schadwinkel. Aber trotz des Nachhilfeunterrichts bestehe Eric die Leistungskontrollen in der Berufsschule kaum. «Bruchrechnung, Prozentrechnung, das alles sollte im zweiten Lehrjahr lange hinter uns liegen.»

Mehrmals hat er den 18-Jährigen deswegen in den letzten Wochen ins Gebet genommen - bis Schadwinkel verstand: Der Junge will lernen, aber er weiß nicht richtig wie. Schadwinkel paukt nun selbst mit ihm, rechnet mit Eric immer wieder Aufgaben aus der Berufsschule nach. Mit dem Nachhilfelehrer der «Assistierten Ausbildung» und der Berufsschullehrerin tauschen sie zu dritt E-Mails aus, was der Azubi nacharbeiten soll. So wollen sie ihn durch die Zwischenprüfung hieven. Es wäre ein nächster Schritt.

Januar 2017. Erfolg im Projekt «Startklar für Ausbildung»:

Für Eric Schübel beginnt 2017 mit positiven Nachrichten. «Wenn alles klappt, kann ich am 27. Januar den Ausbildungsvertrag unterschreiben», erzählt er am Telefon. Er ist sicher, dass damit endlich alles ins Rollen kommt - mit einem Ausbildungsabschluss als Ziel. In ein paar Jahren weiß dann hoffentlich keiner mehr, dass der Übergang von der Schule in den Arbeitsmarkt mal auf der Kippe stand.

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