Informatiker und IT-Spezialisten zieht es vor allem in den Süden

Informatiker und IT-Experten sind in Zeiten der Digitalisierung stark gesuchte Spezialisten. Sie zieht es offenbar vor allem in den Süden Deutschlands.
Informatiker und IT-Spezialisten zieht es vor allem in den Süden

In Bayern und Baden-Württemberg ist die Informatikerdichte nach einer aktuellen Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) fast doppelt so hoch wie in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen oder Schleswig-Holstein und knapp drei mal so hoch wie in Ostdeutschland. Lediglich Berlin, Bremen und Hamburg schneiden aufgrund ihrer großstädtischen Struktur in der Studie noch besser ab als die Südländer. Die «Rheinische Post» hatte über die Ergebnisse berichtet.
Für die Untersuchung ermittelte das IW den Anteil akademischer IT-Berufe an allen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten. Die so berechnete «Informatikerdichte» liegt bundesweit im Durchschnitt bei 75 von 10 000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern. In Bayern und Baden-Württemberg ist sie mit 103 jedoch deutlich höher, in den ostdeutschen Ländern mit 37 wesentlich niedriger. Auch Nordrhein-Westfalen (59), Niedersachsen und Schleswig-Holstein (beide 51) lagen deutlich unter dem Durchschnitt. Etwas besser schnitten Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit je 72 IT-Experten pro 10 000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigen ab.

Grüner Daumen trifft Grüne Mamba

(GMH) Lässig züngelt die Grüne Mamba den jungen Zoobesuchern durch die Glasscheibe entgegen: Sie hat sich zum Verdauungsschläfchen in die Krone einer Birkenfeige (Ficus benjamini) zurückgezogen und ist an den Harry-Potter-Beschwörungsversuchen vor ihrer Nase sichtlich uninteressiert. Umso interessierter ist Sylvia Theiß an der Schlange, nein, eigentlich an ihrem Hochsitz: Die Zoogärtnerin freut sich, wie gut das Bäumchen das Gewicht der vielbestaunten Terrariumsbewohnerin trägt.
Grüner Daumen trifft Grüne Mamba
Bild: GMH/Schacht

»Normalerweise sollen Benjaminis ja buschig-kompakt aussehen, deshalb werden in Zierpflanzenbetrieben meist mehrere Stecklinge in einen Topf gesetzt, die dann ein bis zwei Meter gerade in die Höhe wachsen«, erläutert die 48-jährige gelernte Zierpflanzengärtnerin. »Aber was ich brauche, sind Bäumchen mit einem festen Stamm, gerne auch mit krummen und schiefen Ästen und auseinanderfallender Krone, schließlich sollen die Pflanzen in erster Linie tiergerecht sein.«

In den Gewächshäusern der Zoogärtnerei hält sie immer einen Vorrat selbst gezogener Pflanzen parat, von denen jede ein bisschen anders aussieht und durch gezielten Schnitt auf die Bedürfnisse der jeweiligen Tierarten abgestimmt ist. »Und natürlich auch auf die der Besucher, deshalb sind die Kronen zum Beispiel an einigen Stellen dicht und anderen licht, damit man die Tiere auch mal zu Gesicht bekommt.« Sylvia Theiß liebt ihren Beruf, das ist nicht zu übersehen, zu jedem Gehege und jeder Voliere fällt ihr eine Geschichte ein. Kein Wunder, es ist nun schon mehr als 25 Jahre her, seit sie ihre Stelle beim Zoo Frankfurt antrat - und erst mal staunte. »Mein Handwerkszeug habe ich mir in der Ausbildung zur Zierpflanzengärtnerin erworben, aber hier hat sich mein Wissen unheimlich erweitert. Wir kultivieren hier zum Beispiel viele Pflanzenarten, die man im normalen Blumenhandel früher gar nicht bekam und auch heute über Spezialitätengärtnereien beziehen müsste. Und ich habe hier extrem viele Freiheiten, denn die großen Anlagen werden zwar von beauftragten Planungsbüros entworfen, aber die Gehege und Volieren in den Tierhäusern gestalte ich meistens selbst - natürlich in enger Abstimmung mit den Kuratoren, also den Zoologen, die für das Konzept und die Gesamtbetreuung der Tiere zuständig sind.«

An andere Dinge musste sich die sympathische Gärtnerin erst einmal gewöhnen. Heute weiß sie, wo sie damit rechnen muss, dass plötzlich Affenhände durchs Gitter greifen oder Vögel zum Landeanflug auf ihrem Kopf ansetzen, und dass Alpinien (Alpinia) im Tigergehege kein langes Leben beschieden ist, weil sich die sonst so respekteinflößenden Raubkatzen lustvoll-verspielt in den Ingwergewächsen wälzen. »Jedes Tier hat seinen eigenen Charakter und seine eigene Geschichte und tickt anders. Experimentierfreude und Improvisationsgeschick gehören hier zum Berufsbild des Gärtners«, fasst Theiß zusammen, der die tierischen Zoobewohner längst ebenso ans Herz gewachsen sind wie ihre grünen Schützlinge. Und wenn die von ihr gestalteten Häuser dann selbst betont coolen Jugendlichen Ausrufe wie »boah, hier siehts ja aus wie im Dschungel!« entlocken, wird klar: Sylvia Theiß hat ihren Traumberuf gefunden.

Beruf Gärtner: Grün, kreativ, abwechslungsreich

Mit seinen sieben Fachrichtungen ist der Beruf Gärtner so vielseitig wie kaum ein anderer - und bietet auch nach der Ausbildung zahlreiche Möglichkeiten, die Karriere voranzutreiben, sich weiterzubilden oder zu spezialisieren. Die Bandbreite reicht von der Meisterschulung über die Fortbildung zum Techniker bis zum Fachagrarwirt, beispielsweise für Greenkeeper oder für Baumpflege und Baumsanierung. Auch ein Gartenbau- oder Landschaftsarchitekturstudium ist möglich - mit entsprechend Berufserfahrung sogar ohne Fachhochschulreife. Mehr Infos gibt es unter www.beruf-gaertner.de

Knarr, Knister, Knall - Peter Sandmann hat alle Geräusche drauf

Gewusel einer Cocktailparty, Schritte auf einem Kiesweg, Kirchenglocken, Türenschlagen: Kein Geräusch, das Peter Sandmann nicht drauf hat. Sein kleiner Arbeitsbereich auf der Bühne bei den ARD-Hörspieltagen in Karlsruhe sieht aus wie eine Mischung aus unordentlicher Küche und Hobbyraum. Der 56-jährige Berliner schlägt zwei Metallstangen aneinander, schon ist die Illusion einer Kirchenglocke perfekt, ein Tennismatch entsteht aus gut koordiniertem Fußgetrappel und einem Ball, für aufgeregten Herzschlag reicht dem professionellen Geräuschemascher ein Küchenhandtuch und ein Mikrofon.
Knarr, Knister, Knall - Peter Sandmann hat alle Geräusche drauf

andmann sitzt konzentriert neben den Sprechern, er blättert immer wieder im Script und hält Blickkontakt. Schon in der Generalprobe des Hitchcock-Klassikers «Hollywood on Air - Verdacht» klappt fast alles auf die Sekunde. Dass der Geräuschemacher dabei für das Publikum gut zu sehen ist, gehört zur Inszenierung. Geräusche vervollständigen nicht nur bei Hörspielen, sondern auch im Film die Szene. «Mein Ziel ist, dass auch ein Blinder eine Vorstellung der Räume bekommt», sagt Sandmann, der Musiker ist und im Laufe der Jahre immer mehr zum Geräuschemacher wurde.

Regisseurin Regine Ahrem, die die Romanvorlage für das Hörspiel neu bearbeitet hat, nennt den Geräuschemacher einen akustischen Ghostwriter für die Sprecher. Beide Seiten seien gefordert, damit das Zusammenspiel funktioniere. «Jeder muss auf den anderen sehen.»

Woher weiß man, mit welchen Mitteln sich ein romantisch knisterndes Kaminfeuer akustisch entfachen lässt (Luftpolsterfolie), wie eine Standuhr tickt (Teller und Gabel)? «Hinhören, ausprobieren und immer wieder durch Zufall.» Musikalisch zu sein, helfe sehr. Eine Fundgrube für Geräuschemacher sind Bau- und Trödelmärkte. Da gibt es Scharniere, die nach etwas Verwitterung schön quietschen, und alle möglichen Dinge mit Geräuschpotenzial. «Ich denke in Materialien.» Wie viele Utensilien er zum Geräuschemachen besitze, wisse er gar nicht, sagt Sandmann. Damit die Wohnung nicht aussieht wie ein Warenlager, liegt alles in einer extra angemieteten Garage.

In Deutschland gibt es nach Sandmanns Schätzung 20 bis 25 professionelle Geräuschemacher. Sie werden für das Fernsehen engagiert, für Kinofilme oder eben für Hörspielproduktionen. Während im Studio alles Szene für Szene abgearbeitet und auch wiederholt werden kann, ist ein Live-Hörspiel vor Publikum viel komplexer. «Da müssen alle Sachen am richtigen Platz bereitliegen.»

Lernen kann man den Beruf nicht so, wie man Bäcker oder Bankkaufmann wird. Nach Angaben der Berufsvereinigung Filmton (bvft) gibt es noch keine offizielle Ausbildungsinstitution. «Der angehende Geräuschemacher lernt in einem Meister-Schüler-Verhältnis von einem erfahrenen Geräuschemacher, bis er eigenständig arbeiten kann», heißt es auf der Internetseite der bvft. Sandmann ging vor 25 Jahren bei Karsten Ray in Berlin quasi in die Lehre und guckte sich das Handwerkszeug ab. Seine Geräusche sind in vielen Produktionen zu hören, etwa in der Serie «Berlin, Berlin» oder in den «Hanni & Nanni»-Filmen, «Am Ende der Milchstraße» oder «Lunchbox».

Dass kein Computer den Beruf des Geräuschemachers verdrängen kann, ist für Sandmann sicher. Denn digitale Geräuschsequenzen könnten nicht auf die spezielle Situation eingehen. Er selbst nutzt manchmal aber zum Beispiel Wassergeräusche vom Speicherstick, weil es praktischer ist. Auch müssten Geräuschemacher heute keine Autotüren mehr im Studio zuschlagen, sagt der Fachmann. Ebenso wie Explosionen kommen solche Geräusche vom Datenspeicher.

Weiterhin gute Stimmung im Mittelstand

Die Stimmung im deutschen Mittelstand ist trotz wachsender Herausforderungen stabil positiv. In der Herbstumfrage des Bankenverbandes BVR und der DZ Bank bewerteten die Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage tendenziell nochmals besser als im Frühjahr. Die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate haben sich zwar leicht eingetrübt, bleiben aber im langjährigen Vergleich immer noch auf hohem Niveau.
Weiterhin gute Stimmung im Mittelstand

«Der Mittelstand wird die Herausforderungen aus Fachkräftemangel, Brexit und Niedrigzinsniveau ohne größere Blessuren überstehen», prognostizierte Andreas Martin, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Die Unternehmen hätten ihre Krisenfestigkeit in den vergangenen Jahren vor allem dank stetiger Stärkung der Eigenkapitalquoten erheblich gesteigert. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote der kleinen und mittleren Unternehmen beträgt demnach kräftige 27,7 Prozent.

Insgesamt beurteilen 86,7 Prozent der 1501 repräsentativ befragten Unternehmen ihre aktuelle Lage als «sehr gut» oder «gut» (Frühjahrs-Umfrage: 84,4 Prozent). Mehrheitlich erwarten Mittelständler quer durch alle Branchen, dass sich ihre Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten weiter verbessern wird. Am optimistischsten zeigen sich derzeit die Elektroindustrie sowie die Chemie- und Kunststoffindustrie. Die beiden exportorientierten Branchen hoffen auf ein Anziehen des Auslandsgeschäfts.

Acht von zehn (80,7 Prozent) Mittelständlern wollen in den nächsten sechs Monaten in ihr Unternehmen investieren. Zudem hält die seit dem Jahr 2010 laufende Personaloffensive an: Im kommenden halben Jahr plant ein Viertel der Befragten einen weiteren Personalaufbau. Außer der Agrarwirtschaft wollen alle Branchen ihre Beschäftigung ausweiten. Zunehmend Sorgen bereitet den Betrieben allerdings der Fachkräftemangel: Für 70,4 Prozent der befragten Unternehmen ist dies mittlerweile das größte Problemfeld.

West-Ostgefälle bei Erfindungen

Im Land der Denker und Tüftler ist Erfindergeist höchst ungleich verteilt. Das zeigen die Anmeldezahlen von Patenten und anderer Schutzrechte auf Erfindungen. Welche Regionen bei Innovationen die Nase vorn haben, veranschaulicht eine neue Deutschlandkarte des Leibniz-Instituts für Länderkunde
West-Ostgefälle bei Erfindungen

Mehr als 167.000 Schutzrechtsanmeldungen sind im vergangenen Jahr beim Deutschen Patent- und Markenamt eingegangen, im Schnitt 457 pro Tag. Ein knappes Drittel waren Patentanmeldungen für technische Erfindungen. Geographisch zeigen sich deutliche Unterschiede: Die meisten Patente je hunderttausend Einwohner wurden in Bayern und Baden-Württemberg angemeldet, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit einer ebenfalls überdurchschnittlich hohen Patentdichte.

Zählt man die Schutzanträge für Gebrauchsmuster, Marken und Designs hinzu, dann zeigt sich ein klares West-Ostgefälle: Mehr als 90 Prozent aller Anmeldungen kommen aus den alten Bundesländern einschließlich Berlin. Auf den Spitzenplätzen lagen Hamburg, die beiden südlichen Bundesländer und die Hautstadt. Das schlechteste Ergebnis erzielte Sachsen-Anhalt. Leipzig, Dresden und Jena waren die positiven Ausnahmen in den ansonsten wenig innovationsfreudigen östlichen Ländern.

Zu diesem Ergebnis kommen Professor Sebastian Henn und Patrick Werner von der Universität Jena. Die beiden Wirtschaftsgeographen haben für das Webangebot »Nationalatlas aktuell« des Leibniz-Instituts für Länderkunde (IfL) Daten der amtlichen Publikations- und Registerdatenbank des Deutschen Patent- und Markenamtes ausgewertet und interpretiert; Karten und Grafiken des IfL veranschaulichen die Sachverhalte.

»Das Verbreitungsmuster der Anmeldeaktivitäten spiegelt die Konzentration von forschungs- und entwicklungsintensiven Unternehmen in dynamischen Großstadtregionen wie München, Stuttgart oder dem Ruhrgebiet wider«, erklärt Henn. Oft seien es einzelne Großkonzerne, die für ein positives Ergebnis bei den Anmeldezahlen von Patenten und anderen Schutzrechten sorgen. Zu den aktivsten Patentanmeldern gehören Unternehmen und Zulieferer der Automobilindustrie, die 2015 acht von zehn Plätzen auf der Bestenliste der Patentanmeldungen einnahmen. Auf sie entfällt derzeit rund ein Drittel aller privaten Investitionen im Bereich Forschung und Entwicklung. Interessant sei, so Patrick Werner, dass sich an der ungleichen räumlichen Verteilung über die letzten zwanzig Jahre praktisch nichts geändert habe: »Innovationstätigkeiten bündeln sich nach wie vor hauptsächlich in den wirtschaftlich starken Zentren«.

Wie die beiden Wirtschaftsgeographen betonen, ist die Zahl der Patentanmeldungen aber nicht zwangsläufig ein verlässlicher Indikator für die Innovationskraft einer Region. Unternehmen würden Wissensvorsprünge häufig durch andere Schutzmechanismen wie interne Geheimhaltungsvereinbarungen absichern. Zudem hätten Patente bei kurzlebigen Produkten oft einen weitaus geringeren Stellenwert als in Industrien mit langen Produktlebenszyklen.

Der vollständige Beitrag ist im Webangebot »Nationalatlas aktuell« des IfL nachzulesen. Auf aktuell.nationalatlas.de veröffentlicht das Institut regelmäßig Kartenbeiträge zu Themen aus Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur, Politik und Umwelt.

Arbeit 24/7?

Der Einsatz von Smartphones oder Hightech-Geräten prägt das moderne Arbeitsleben. Eine DGB-Studie kommt nun zum Ergebnis: Der Druck ist dadurch bei den Beschäftigten gestiegen. Und wo liegen die Vorteile?
Arbeit 24/7?

Das Dienst-Handy vibriert vor dem Einschlafen. Gleichzeitig können Mails schon beim Frühstücken im Pyjama beantwortet werden. Wie kommen Menschen damit zurecht, dass ihre Arbeit immer digitaler wird? Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat dazu fast 10 000 Beschäftigte befragt.

Wenig überraschend: Als übergeordneter Interessenvertreter der Arbeitnehmer sieht sich der DGB bestätigt. Durch die Möglichkeiten der Digitalisierung sei der Feierabend in Gefahr, die Arbeitsbelastung zu hoch, das Mitspracherecht beim Einsatz von Technik zu gering. Doch es gibt auch Stimmen, die die Chancen einer digitaleren Arbeitswelt betonen.

Wir wirkt sich Digitalisierung auf den Arbeitsdruck subjektiv aus?

«Wir müssen leider feststellen, dass sich die Arbeitsbelastung erhöht hat», kommentierte der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann am 10. November in Berlin die Ergebnisse der repräsentativen Studie. Ein Großteil der Befragten vertritt diese Meinung (46 Prozent). Auf der anderen Seite gibt aber ein fast so großer Teil (45 Prozent) an, dass die Arbeitslast gleichgeblieben sei.

Ganz anders bewerten die Arbeitgeber den technologischen Fortschritt. Durch Digitalisierung erfahren Beschäftigte «verringerte Anforderungen», «körperliche Erleichterung» und «größere Entscheidungsfreiheit», sagt der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Steffen Kampeter.

Aber was läuft nach Sicht der Beschäftigten denn falsch?

Arbeitnehmer müssen sich ständig auf neue Maschinen oder Computerprogramme einstellen. Das kann für Abwechslung, aber auch für Frust sorgen. Viele kämen mit der ständigen Umstellung nicht klar, sagte der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Michael Vassiliadis. Das Hauptproblem: 74 Prozent der Befragten beklagen sich in der DGB-Studie über eine mangelnde Mitsprache, wie Technik im Betrieb eingesetzt wird.

Unklar sei vor allem die Frage der persönlichen Erreichbarkeit. Wann fängt Arbeit an, wann beginnt das Privatleben? Muss man mitten in der Nacht auf eine Mail antworten, oder hat das Zeit? «Viele Arbeitnehmer fühlen sich extrem unter Druck gesetzt», betonte Vassiliadis.

Okay - aber wie sieht die Digitalwirtschaft diese Entwicklung?

Der IT-Branchenverband Bitkom erkennt in der Digitalisierung eine «riesige Chance» für die Beschäftigten, ebenso für die Arbeit in den Betrieben und den Standort Deutschland. Neue, spannende Jobs entstünden - nicht trotz, sondern wegen der Digitalisierung, sagte Bitkom-Geschäftsführer Bernhard Rohleder.

Zudem sei es möglich, flexibler zu arbeiten, weil Aufgaben nicht mehr zwangsläufig vom Schreibtisch aus im Unternehmen erledigt werden müssten. «Digitalisierung bietet auch die Möglichkeit, erstmals seit Jahrzehnten Produktion und Wertschöpfung - und damit Arbeitsplätze - zurück nach Deutschland zu holen, weil die Produktivität durch Digitalisierung stark steigt», erklärte Rohleder.

Was ist die Ursache dafür, dass sich trotzdem viele von Technik gestresst fühlen?

Oft fehle das nötige Wissen, wie man digitale Hilfsmittel richtig einsetzen könne, heißt es bei Bitkom. Digitalkompetenz müsse deshalb schon vor dem Beruf vermittelt werden - in Schule, Ausbildung, Hochschulen. Und: «Die Unternehmen müssen verstehen, dass Weiterbildung zu Digitalthemen kein «Nice-to-have» ist, sondern zum Pflichtprogramm jedes einzelnen Mitarbeiters gehört», sagt Rohleder. Nach einer Umfrage des Bundesverbands gehen neun von zehn Unternehmen davon aus, dass die Digitalkompetenz der Beschäftigten genauso wichtig wird wie ihre fachliche oder soziale Kompetenz.

Rekord bei MINT-Lücke

Den Unternehmen fehlen 212.000 Arbeitskräfte im so genannten MINT-Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Damit hat die MINT-Lücke Ende Oktober den Höchststand seit Beginn der Berechnungen im Jahr 2011 erreicht. Allein im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Zahl der fehlenden Arbeitskräfte im MINT-Bereich um 9 Prozent.
Rekord bei MINT-Lücke

Dr. Michael Stahl, Geschäftsführer Bildung und Volkswirtschaft des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall: "Dabei hat die Zuwanderung von MINT-Kräften ein gutes Stück geholfen, die Lücken zu schließen. Insgesamt waren im Jahr 2014 rund 434.500 zugewanderte MINT-Akademiker und 1.186.500 zugewanderte beruflich qualifizierte MINT-Kräfte erwerbstätig. Ihr Anteil an allen erwerbstätigen MINT-Akademikern stieg von 2011 bis 2014 von 14,3 Prozent auf 16,6 Prozent. Insgesamt lieferten die zugewanderten MINT-Kräfte einen Wertschöpfungsbeitrag von 157 Mrd. Euro."

Thomas Sattelberger, Vorstandsvorsitzender der Initiative "MINT Zukunft schaffen": "Die Zahl der Flüchtlinge, die eine MINT-Beschäftigung in Deutschland finden, steigt deutlich an. Bis zum Jahr 2020 könnte sie sich auf bis zu 40.000 erhöhen. Flüchtlinge leisten damit einen wichtigen, wenn auch begrenzten Beitrag zur MINT-Fachkräftesicherung. Um noch mehr Flüchtlinge ausbilden können, sollten alle Förderinstrumente ab Abschluss des Ausbildungsvertrages zur Verfügung stehen. Teilzeitausbildung und Teilqualifizierung müssen stärker genutzt werden. Es geht um 300.000 junge Flüchtlinge im ausbildungsfähigen Alter."

Prof. Dr. Axel Plünnecke, Leiter Kompetenzfeld Bildung, Zuwanderung und Innovation am Institut der deutschen Wirtschaft Köln: "In Ostdeutschland wird in den nächsten zehn Jahren ein deutlich höherer Anteil der MINT-Beschäftigten als im Westen altersbedingt ausscheiden. Gleichzeitig sind im Osten (ohne Berlin) nur rund 2 Prozent der MINT-Beschäftigten Ausländer im Vergleich zu rund 9 Prozent im Westen. Da Zuwanderer vor allem dahin ziehen, wo sie Netzwerke haben, muss sich der Osten bei Zuwanderung und Integration besonders anstrengen. Sonst droht Ostdeutschland aufgrund fehlender MINT-Kräfte bei Innovationskraft und Wachstum zurückzufallen."

Der MINT-Report wird zweimal jährlich vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln erstellt. Die Studie entsteht im Auftrag der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, des Bundesverbands der Deutschen Industrie, des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall und der Initiative "MINT Zukunft schaffen".

Hoffnung bei Piloten, Ärger bei Eurowings

Zwei Schritte vor, einen zurück - so muss sich Lufthansa-Chef Carsten Spohr dieser Tage fühlen. Zwar kommt er im Tarifkonflikt mit der Pilotenvereinigung Cockpit (VC) voran. Beide Seiten wollen nun über einen Schlichter eine Einigung erreichen. In dem seit Jahren anhaltenden Dauerstreit mit inzwischen sage und schreibe 14 Streikrunden ist das ein Hoffnungsschimmer. Doch nun sorgt die nächste Baustelle für Ärger.
Hoffnung bei Piloten, Ärger bei Eurowings

Bei Eurowings rangeln gleich zwei Gewerkschaften mit dem Unternehmen um eine Lösung. Dort beanspruchen Verdi und die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (Ufo), die stärkere Gewerkschaft zu sein. Zwar hatte Verdi jüngst einen Abschluss mit Eurowings erreicht. Doch mit dem ist Ufo nicht einverstanden, man konnte sich nicht auf einen einheitlichen Tarifvertrag für rund 460 Flugbegleiter bei Eurowings Deutschland verständigen. Nun droht der Streit nach den Ufo-Streiks im Oktober erneut zu eskalieren.

So rückt der Fortschritt im Streit mit den 5400 Lufthansa-Piloten fast in den Hintergrund. Dabei wäre eine erfolgreiche Schlichtung ein wichtiges Signal an Passagiere und Aktionäre. Dort droht sich der Eindruck festzusetzen, das bei Lufthansa immer irgendwo gestreikt wird und kein Urlaubsflug und keine Geschäftsreise sicher ist. Das Vertrauen der Kunden schwinde, hatte Vorstand Harry Hohmeister jüngst gewarnt. Die mittelfristigen Buchungszahlen gingen zurück.

Die Zeit drängt also. Bis Ende Januar soll nun eine Einigung über den Vergütungstarifvertrag her, zu dem es seit Jahren keine Übereinkunft gibt. 2012 lief der Vertrag aus, seither beharken sich Piloten und Lufthansa. Nun geht es in der Schlichtung «nur» um Vergütungsfragen. Andere Themen wie die Übergangsversorgung oder Betriebsrenten kommen nicht zur Sprache.

Ein VC-Sprecher betonte, mit der Konzentration auf die Gehälter seien die Verhandlungen nicht mehr so kompliziert. Der 31. Januar sei ein «durchaus realistischer Zeitraum» für eine Lösung. Auch Lufthansa gibt sich zuversichtlich. «Wir wollen einen langfristigen Tariffrieden erreichen», erklärt Personal-Vorstand Bettina Volkens.

Doch das Dauerringen trifft Lufthansa zur Unzeit. Auf der Langstrecke setzen ihr arabische Airlines zu und auf der Kurzstrecke immer mehr Billigflieger wie Ryanair, Easyjet oder Norwegian. Ryanair will künftig gar von der Lufthansa-Heimatbasis Frankfurt starten.

Lufthansa-Chef Spohr will daher schnellstens Eurowings ausbauen. Die Billigtochter operiert vor allem dank niedrigerer Pilotengehälter mit geringeren Kosten, steckt aber mit Gesellschaften wie Eurowings und Germanwings in der Verlustzone. Immerhin kommt nun mit Brussels Airlines die erste externe Airline dazu. Lufthansa übernimmt sie bis Anfang Januar. Spohr lobte die «wettbewerbsfähigen Kostenstrukturen.»

Die belgische Fluggesellschaft ist für Lufthansa wegen der EU-Beamten und Lobbyisten in Brüssel attraktiv, die viel Geld für Flüge ausgeben. Zudem bringt Brussels Verbindungen nach Afrika mit, wo Lufthansa relativ schwach vertreten ist. Ab 2017 mietet Lufthansa zudem 38 Jets von Air Berlin samt Besatzung vor allem für Eurowings.

Doch der Ausbau der Tochter bringt die Piloten von VC auf die Barrikaden. Ihre Furcht: Die schlechteren Konditionen bei Eurowings könnten sich im gesamten Konzern ausbreiten und alte Privilegien der Piloten im Konzerntarifvertrag (KTV) weiter zurückdrängen. Schon seit Jahren stellt Lufthansa keine Piloten mehr zu KTV-Bedingungen ein.

So stehen dem Konzern selbst im Fall einer erfolgreichen Schlichtung bei den Piloten noch viele Konflikte bevor - etwa über die Betriebsrenten oder die üppige Übergangsversorgung, wenn diese vorzeitig in der Rente gehen. Nach einer Einigung über die Vergütung wären das die nächsten Themen, die abgearbeitet werden müssen. Für Spohr gibt es also noch viele harte Nüsse zu knacken.

Daimler zahlt jetzt Bonus für Anwesenheit

Der Autobauer Daimler zahlt Mitarbeitern nach einer neuen Betriebsvereinigung einen Bonus, wenn sie selten krank sind. Nach Angaben vom 14. Dezember einigten sich Daimler und der Betriebsrat auf einen Anwesenheitsbonus von maximal 200 Euro brutto pro Jahr.
Daimler zahlt jetzt Bonus für Anwesenheit

Den vollen Bonus erhalten Mitarbeiter, die innerhalb eines Jahres keinen Tag arbeitsunfähig waren. Er verteilt sich demnach auf maximal 50 Euro pro Quartal. In der Industrie ist das noch Neuland und bei Gesundheitsexperten zudem nicht unumstritten. Der Bonus ist Teil einer größeren Vereinbarung zum Thema Mitarbeiter-Gesundheit. Hinzu kommt ein freiwilliger und kostenloser Gesundheitscheck für alle Mitarbeiter, der etwa der Früherkennung von gesundheitlichen Risiken dienen soll.

Daimlers Betriebsratschef Michael Brecht sagte: «In der Abwägung der Interessen, haben wir uns letztlich entschieden, für die Einführung des Gesundheitschecks den Anwesenheitsbonus befristet in Kauf zu nehmen. Wir konnten erreichen, dass er nach zwei Jahren automatisch ausläuft, der Gesundheitscheck aber bleibt.» Er fügte hinzu: «Wir gehen auch davon aus, dass die Summen, um die es dabei geht, niemanden veranlassen, sich krank ins Geschäft zu schleppen.»

Kontron will fast ein Viertel der Arbeitsplätze abbauen

Beim Minicomputerhersteller Kontron soll ein radikales Umbau- und Sparprogramm die Wende bringen. Unter anderem mit dem Abbau von 300 Arbeitsplätzen vor allem in der Verwaltung solle das Unternehmen innerhalb der kommenden anderthalb Jahre zurück in die schwarzen Zahlen geführt werden, wie Kontron mitteilte.
Kontron will fast ein Viertel der Arbeitsplätze abbauen

Ende September waren dort 1260 Mitarbeiter beschäftigt, demnach müsste fast ein Viertel der Belegschaft gehen. Der Abbau werde «in enger und konstruktiver Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretern» durchgeführt, hieß es.
Als Ziel hat sich das Management Ergebnisverbesserungen im höheren zweistelligen Millionenbereich vorgenommen. Neben den Einschnitten beim Personal will sich das Unternehmen mit einer stärkeren regionalen Ausrichtung neu aufstellen.
Ende Oktober hatte Kontron zusammen mit einem Einbruch beim Umsatz und einem Verlust für das dritte Quartal auch die Arbeit an einem Umbauprogramm bekanntgegeben. Das Unternehmen hat bereits ein bewegtes Jahr hinter sich: Nach schwachen Zahlen hatte der Aufsichtsrat im Sommer den damaligen Chef vor die Tür gesetzt.

Social Media


Besuchen Sie uns auf:
Facebook
Google Plus
Twitter

Kontakt

  • Zentrale: +49 (0) 2381 915-194
  • EMail

Sonstiges