Riskantes "Parken von Arbeitskräften" im Winter

Für manche Unternehmen war es ein bequemer Weg zur Einsparung von Kosten: Liefen die Geschäfte in den Wintermonaten mal nicht ganz so gut, «parkten» sie ein paar Mitarbeiter bei der Arbeitsagentur. Dem will die Bundesagentur für Arbeit nun nicht mehr tatenlos zusehen.
Riskantes "Parken von Arbeitskräften" im Winter

Mit der verstärkten Vermittlung von Jobsuchern, die zum Beginn der kalten Jahreszeit ihre Arbeit verlieren, will die Bundesagentur für Arbeit (BA) die Winter-Arbeitslosigkeit spürbar senken. Die Arbeitsagenturen und Jobcenter wollten sich dabei den Umstand zu nutzen machen, dass manche Unternehmen inzwischen selbst in den Wintermonaten händeringend nach Fachkräften suchten, sagte BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker der Deutschen Presse-Agentur.
Firmen, die ihre Mitarbeiter in den Wintermonaten in der Arbeitslosigkeit «parkten», riskierten damit den dauerhaften Verlust gut eingearbeiteter Kräfte. «Denn Unternehmen, die in der Winterzeit neue Kräfte einstellen, werden sie wahrscheinlich auch länger halten.» Diese Fachkräfte seien dann für den ehemaligen Arbeitgeber meist verloren. Beckers Fazit: «Die gute Arbeitsmarktlage macht Winter-Entlassungen zunehmend zum Risiko.»

Stattdessen rät er Firmen- und Personalchefs, auftragsschwache Zeiten mit Instrumenten wie Arbeitszeitkonten, flexiblen Arbeitszeitmodellen oder sogenanntem Saison-Kurzarbeitergeld zu überbrücken. Der Arbeitgeberservice der örtlichen Arbeitsagenturen biete interessierten Unternehmen eine entsprechende Beratung an.
Nach Beckers Erkenntnissen ist die Winter-Arbeitslosigkeit in den vergangenen Jahren zwar rückläufig gewesen - aber nicht in dem Maße, wie es die gute Arbeitsmarktlage eigentlich erwarten lasse. Noch immer seien in der kalten Jahreszeit rund 250 000 Männer und Frauen von Winter-Arbeitslosigkeit betroffen. Zu den Firmen, die Mitarbeiter dann in der Arbeitslosigkeit «parkten», gehörten neben dem Bau auch die Zulieferindustrie und Dienstleistungsunternehmen.

Umgekehrt sei in den letzten Jahren die Zahl der offenen Stellen kaum gesunken. «Fachkräfte haben derzeit beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt», betonte der BA-Manager. So ist nach seinen Erkenntnissen die Zahl der offenen Stellen im vorigen Winter lediglich von 612 000 auf 581 000 zurückgegangen - also nur um 31 000. Die aktuell gute Marktsituation sollten Jobcenter und Arbeitsagenturen also zur Verringerung der Winter-Arbeitslosigkeit nutzen, findet Becker.

Dank Vermittlungsoffensive weniger Winter-Arbeitslose

Für manche Unternehmen war es ein bequemer Weg zur Einsparung von Kosten: Liefen die Geschäfte in den Wintermonaten mal nicht ganz so gut, «parkten» sie ein paar Mitarbeiter bei der Arbeitsagentur. Dem will die Bundesagentur für Arbeit nun nicht mehr tatenlos zusehen.
Dank Vermittlungsoffensive weniger Winter-Arbeitslose

Mit der verstärkten Vermittlung von Jobsuchern, die zum Beginn der kalten Jahreszeit ihre Arbeit verlieren, will die Bundesagentur für Arbeit (BA) die Winter-Arbeitslosigkeit spürbar senken. Die Arbeitsagenturen und Jobcenter wollten sich dabei den Umstand zu nutzen machen, dass manche Unternehmen inzwischen selbst in den Wintermonaten händeringend nach Fachkräften suchten, sagte BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker der Deutschen Presse-Agentur.

Firmen, die ihre Mitarbeiter in den Wintermonaten in der Arbeitslosigkeit «parkten», riskierten damit den dauerhaften Verlust gut eingearbeiteter Kräfte. «Denn Unternehmen, die in der Winterzeit neue Kräfte einstellen, werden sie wahrscheinlich auch länger halten.» Diese Fachkräfte seien dann für den ehemaligen Arbeitgeber meist verloren. Beckers Fazit: «Die gute Arbeitsmarktlage macht Winter-Entlassungen zunehmend zum Risiko.»

Stattdessen rät er Firmen- und Personalchefs, auftragsschwache Zeiten mit Instrumenten wie Arbeitszeitkonten, flexiblen Arbeitszeitmodellen oder sogenanntem Saison-Kurzarbeitergeld zu überbrücken. Der Arbeitgeberservice der örtlichen Arbeitsagenturen biete interessierten Unternehmen eine entsprechende Beratung an.

Nach Beckers Erkenntnissen ist die Winter-Arbeitslosigkeit in den vergangenen Jahren zwar rückläufig gewesen - aber nicht in dem Maße, wie es die gute Arbeitsmarktlage eigentlich erwarten lasse. Noch immer seien in der kalten Jahreszeit rund 250 000 Männer und Frauen von Winter-Arbeitslosigkeit betroffen. Zu den Firmen, die Mitarbeiter dann in der Arbeitslosigkeit «parkten», gehörten neben dem Bau auch die Zulieferindustrie und Dienstleistungsunternehmen.

Umgekehrt sei in den letzten Jahren die Zahl der offenen Stellen kaum gesunken. «Fachkräfte haben derzeit beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt», betonte der BA-Manager. So ist nach seinen Erkenntnissen die Zahl der offenen Stellen im vorigen Winter lediglich von 612 000 auf 581 000 zurückgegangen - also nur um 31 000. Die aktuell gute Marktsituation sollten Jobcenter und Arbeitsagenturen also zur Verringerung der Winter-Arbeitslosigkeit nutzen, findet Becker.

Jobwechsel und Strukturwandel beschleunigen sich

Die Digitalisierung der Arbeitswelt beschleunigt Jobwechsel und Strukturwandel in Deutschland. Die Zahl von Akademikerinnen und Akademikern nimmt zu, die Zahlen beruflich Qualifizierter und Geringqualifizierter nehmen ab, die Komplexität der auszuübenden Tätigkeiten steigt und die Bedeutung von Bildung und Weiterbildung wächst. Das sind erste zentrale Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts „Polarisierung von Tätigkeiten in der Wirtschaft 4.0 — Fachkräftequalifikationen und Fachkräftebedarf in der digitalisierten Arbeit von morgen". Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) führt dieses Projekt im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) durch.
Jobwechsel und Strukturwandel beschleunigen sich

„Zwei Entwicklungen lassen sich bereits jetzt festhalten: Der Berufs- und Tätigkeitswandel durch die Digitalisierung wird sich beschleunigen, und der Branchenwandel hin zu mehr technologiegestützten Dienstleistungen wird weiter an Fahrt aufnehmen“, betont BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser. „Klar ist aber auch: Es gibt keine Alternative zu diesen Entwicklungen. Eine verzögerte oder gar verschleppte Umsetzung der Digitalisierung wird sich negativ auf den Wirtschaftsstandort Deutschland auswirken. Denn Deutschland würde dann weniger exportieren und müsste mehr neue Güter im Ausland nachfragen.“ Es sei, so Esser weiter, auch eine deutliche Asymmetrie im Digitalisierungsniveau der unterschiedlichen Branchen innerhalb der deutschen Wirtschaft festzustellen.

Infolge des branchen- und berufsspezifischen Strukturwandels ergeben sich neue Qualifikationsanforderungen für die Beschäftigten an ihrem Arbeitsplatz. „So ist abzusehen, dass in Zukunft aufgrund der Digitalisierung weniger Tätigkeiten auf Fachkräfteebene, aber dafür mehr hochkomplexe Tätigkeiten nachgefragt werden. Zum Beispiel wird der Anteil von Tätigkeiten mit IT-Bezug oder zur Betreuung und Steuerung von Prozessen steigen“, so der BIBB-Präsident. „Diese Entwicklung sollten wir jedoch nicht als Risiko, sondern vielmehr als Chance verstehen.“ Denn bereits heute würden mehr als 35 Prozent aller hochkomplexen Tätigkeiten von Personen ausgeübt, die keine akademische Ausbildung hätten. Trotz des weiter steigenden Anteils an Akademikerinnen und Akademikern werde es also auch langfristig Fachkräfte geben, die vermehrt hochkomplexe Tätigkeiten ausübten. „Voraussetzung hierfür ist, dass Fachkräfte ihre Kompetenzen auf Grundlage aktueller Aus- und Fortbildungsberufe und in einem durchlässigen Bildungssystem laufend weiterentwickeln.“

Ein weiteres Zwischenergebnis des Projekts unterstreicht: Der Wegfall von Arbeitsplätzen hängt nicht alleine vom Anteil der Routinetätigkeiten ab, deren Erledigung womöglich durch Maschinen ersetzt werden kann. Es kommt vielmehr auf den Mix von Tätigkeiten am Arbeitsplatz an. Konkret bedeutet das: Steigt der „Maschinenbezug“, also der Umfang von Tätigkeiten, die an und mit Maschinen erledigt werden, und steigen die kognitiven Anforderungen am Arbeitsplatz, dann steigen auch die Arbeitsmarktchancen – diese Beschäftigten sind „Gewinner“ der Digitalisierung. Steigt der „Maschinenbezug“ und sinken dagegen die kognitiven Anforderungen am Arbeitsplatz, dann sinken auch die Arbeitsmarktchancen – digitale „Verlierer“ sind die Folge.

Eine Auswirkung von erhöhten kognitiven Anforderungen am Arbeitsplatz wird deshalb auch ein weiterer Bedeutungszuwachs von Bildung und Weiterbildung sein. Denn bei sich verändernden und steigenden Anforderungen am Arbeitsplatz kommt insbesondere der beruflichen Weiterbildung eine zentrale Rolle zu, um Kompetenzen laufend fortzuentwickeln und den Anforderungen einer digitalisierten Arbeitswelt zu entsprechen.

Osram-Beschäftigte wehren sich gegen Übernahme

Chinesische Investoren wollen Osram übernehmen, Gespräche laufen. Nun schlägt der Betriebsrat Alarm: Die Mitarbeiter befürchten die Abwanderung von Patenten und Stellen. An Großaktionär Siemens und Bundeswirtschaftsminister Gabriel (SPD) gibt es eine klare Ansage.
Osram-Beschäftigte wehren sich gegen Übernahme

Die Osram-Beschäftigten wollen einen Verkauf des Lichttechnik-Konzerns an chinesische Investoren verhindern. In einem beispiellosen Schritt hat nach der IG Metall jetzt auch der Betriebsrat Widerstand angekündigt und von der Politik ein klares Wort gefordert. Die Betriebsratsvorsitzende des größten deutschen Osram-Werks Regensburg, Irene Weininger, rief den Vorstand und den Großaktionär Siemens am 23. November zu einer klaren Absage an jeden Übernahmeversuch auf.

Als unabhängiges Unternehmen habe Osram bessere Wachstumschancen, eine Übernahme wäre nicht im Interesse der Arbeitnehmer. «Wir werden uns daher gegen jeden «feindlichen» Übernahmeversuch vehement zur Wehr setzen», kündigte Konzern-Betriebsratschef Werner Leyer an.

Siemens hält noch 17,5 Prozent der Aktien und soll Verkaufsabsichten hegen. Ein chinesisches Unternehmen hat bereits öffentlich Interesse bekundet. Osram-Chef Olaf Berlien hatte Anfang November Gespräche mit potenziellen Anlegern aus China bestätigt und gesagt, er halte auch eine Komplettübernahme für möglich. Osram beschäftigt nach dem Verkauf seiner Lampensparte noch 6400 Mitarbeiter in Deutschland, davon 3500 in Regensburg.

Die Regensburger Betriebsratschefin Weininger forderte den Siemens-Vorstand auf, «zu seinem Wort zu stehen und im besten Interesse von Osram und seiner Belegschaft zu handeln». Das habe Siemens bei der Abspaltung versprochen. Berlien forderte sie auf, «diese leidige Diskussion zu beenden» und «weiteren Gesprächen eine klare Absage zu erteilen. Es ist wichtig, dass bei Osram und seiner Belegschaft wieder Ruhe einkehrt.» Trotz hervorragender Geschäftszahlen seien viele verunsichert und befürchteten langfristig eine Abwanderung der Arbeitsplätze.

Leyer verwies auf schlechte Erfahrungen mit einem chinesischen Leuchtstoffhersteller vor drei Jahren: Der Zugang zum chinesischen Markt sei nicht besser geworden, «nur unser Know-How ist abgeflossen», sagte der Konzern-Betriebsratschef. «Diese Firma tritt heute als direkter Konkurrent von uns auf.»

Osram halte viele Patente in wichtigen Zukunftstechnologien, «auch in militärischen Anwendungsgebieten», sagte Leyer und verwies auf das Veto der US-Regierung gegen die Übernahme von Philips Lumileds durch chinesische Investoren. Deshalb «sollten alle Beteiligten - inklusive der Politik- ein Interesse daran haben, jetzt für Klarheit zu sorgen», sagte Leyer mit Blick auf Bundeswirtschaftsminister und SPD-Chef Sigmar Gabriel. Gabriels Staatssekretär Matthias Machnig sagte dem «Handelsblatt» (Donnerstag): «Stellungnahmen von der Arbeitnehmerseite und den Gewerkschaften werden wir sehr ernst nehmen.»

Bei einer Übernahme könnte auch der ein oder andere wichtige Kunde abspringen, um sein Know-How zu schützen, hieß es aus informierten Kreisen. Vor zwei Wochen hatte schon der bayerische IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler Front gegen eine Übernahme gemacht. «Aufgrund der Risiken einer Übernahme und möglicher negativer Folgen für die Mitarbeiter werden wir uns einem Übernahmeversuch vehement widersetzen,» hatte er im «Handelsblatt» angekündigt.

Formell hat die Arbeitnehmerseite kein Vetorecht - praktisch aber könnte es schwer werden, wenn ein Investor die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat, den Betriebsrat und die IG Metall geschlossen gegen sich hat. Zudem sei fraglich, ob alle Kapitalvertreter im Aufsichtsrat für einen Verkauf stimmen würden, hieß es aus Unternehmenskreisen. Damit sei fraglich, ob ein Investor vor dem Kauf überhaupt Einblick in die Bücher bekäme.

Berlin hängt bei Finanz-Start-ups Rest der Republik ab

Berlin liegt im wachsenden Markt für junge Finanzfirmen weit vor allen anderen Großstädten in Deutschland. Von den bundesweit 544 «Fintechs» saßen Ende September alleine 179 in Berlin, wie es in einer am 23. November veröffentlichten Studie der Bank Comdirect heißt.
Berlin hängt bei Finanz-Start-ups Rest der Republik ab

Der Abstand zu den Konkurrenten München (62), Frankfurt (58), Hamburg (53) und Köln (19) sei groß. «Berlin ist in einer anderen Liga», sagte Comdirect-Chef Arno Walter.» Obwohl etablierte Partnerfirmen eher in München, Frankfurt oder Hamburg zu finden seien, ziehe Berlin mit seinem Gründergeist Start-ups an.

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Finanz-Start-ups in Deutschland laut Studie mit mehr als 150 Gründungen rasant gewachsen. Die jungen Finanzfirmen machen etablierten Unternehmen Konkurrenz, indem sie etwa digitale Anwendungen für Zahlungen, Kredite und Finanzierungen, den Vertrieb von Versicherungen oder die Bewertung von Immobilien anbieten.

Trotz des Abstands zu Berlin herrsche in anderen Großstädten viel Bewegung, heißt es in der Studie. So ziehe München viele Gründer für Immobilien-Dienstleistungen an und in Hamburg und Frankfurt dominierten Start-ups für Finanzierungen. Die hessische Bankenmetropole habe zuletzt gegenüber Berlin aufgeholt.

Chance oder «enormes Problem»?

Die Autoindustrie zählt neben Maschinenbau und Chemie zu den größten deutschen Wirtschaftsbranchen. Was bedeutet die E-Mobilität für die traditionellen Jobs in den Werken? Die IG-Metall-Spitze und wichtige Betriebsräte schwanken zwischen Alarmstimmung und Zuversicht.
Chance oder «enormes Problem»?

Die Beschäftigten der Autoindustrie müssen sich nach Einschätzung der IG Metall wegen der E-Mobilität und Digitalisierung auf massive Umwälzungen bei den Anforderungen im Job gefasst machen. Dabei dürfte es laut Gewerkschaftschef Jörg Hofmann schwierig werden, die Chancen neuer Aufgaben mit der wohl sinkenden Zahl an klassischen Tätigkeiten im Bau von Verbrennungsmotoren auszubalancieren.

«Wir brauchen die Elektrifizierung des Antriebsstrangs hier in Deutschland, um Rationalisierungseffekte zumindest teilweise auszugleichen», sagte Hofmann in Berlin. Die IG Metall will das Thema zusammen mit den Betriebsräten der großen Auto- und Zulieferkonzerne stärker angehen. Der Gewerkschaft zufolge arbeiten etwa 250 000 der 880 000 im Fahrzeugbau beschäftigten Menschen in der Antriebstechnik.

«Jede Menge Beschäftigte müssen umqualifiziert werden», erklärte der Betriebsratschef von Daimler, Michael Brecht. Man versuche, so viele Mitarbeiter wie möglich in die neue Zeit mitzunehmen. Es gebe aber Grenzen. «Nicht jeder, der Ingenieur ist, kann auch Apps schreiben.»

Der Vize-Betriebsratschef von Bosch, Hartwig Geisel, ist skeptisch, ob sich der Trend weg vom Verbrennungsmotor ohne personellen Aderlass vollziehen lässt: «25 000 Arbeitsplätze bei Bosch in Deutschland hängen am Verbrennungsmotor. (...) Wir werden da ein enormes Problem bekommen.» Zulieferer gerieten unter Druck, weil Autobauer einen Teil der neuen Themen an sich zögen. «Der Kuchen wird neu verteilt.»

Bei Volkswagen hat der Umbruch in der Branche den «Zukunftspakt» mit ausgelöst. Dieser soll die internen Sparzwänge nach der Diesel-Krise und die Neuorientierung unter einen Hut bringen. Dazu sei schon ein «größerer dreistelliger Millionenbetrag» für Qualifikationsmaßnahmen eingeplant, berichtete Betriebsratschef Bernd Osterloh. Von den 9000 Jobs, die neu geschaffen werden sollen - bei gleichzeitiger Kürzung von weltweit 30 000 Stellen -, kämen 6000 aus Umqualifizierung. «Die anderen 3000 müssen wir vom Arbeitsmarkt holen», sagte Osterloh.

Für Hofmann hat die Elektromobilität großes Potenzial - aber die Bundesregierung müsse realistisch bleiben. «Das Ziel, bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf die deutschen Straßen zu bringen, ist faktisch kaum mehr erreichbar», meinte er mit Blick auf Engpässe bei der Infrastruktur und die relativ hohen Autopreise. «Aber wer heute am grünen Tisch das Ziel von null Verbrennern bis 2030 vorgibt, wird ebenfalls scheitern.» Die Grünen hatten einen Zulassungsstopp für neue Benzin- oder Dieselautos ab 2030 vorgeschlagen.

Eine weitere Verschärfung der CO2-Ziele in der EU ist aus Sicht der IG Metall richtig. Ein Papier nennt als Ziel, nach 2020 durch eine weitere Optimierung des Verbrennungsmotors jährlich 1,5 Prozent weniger des Treibhausgases auszustoßen. Bis 2030 könnte der Grenzwert so auf 70 Gramm je Kilometer sinken. Der Umweltforscher-Verbund ICCT glaubt, dass die Branche diesen Wert schon bis 2025 umsetzen kann.

Traumjob oder Busfahrer der Lüfte?

Bei Lufthansa begann der 14. Pilotenstreik in Folge. Die Vereinigung Cockpit kann auf immer weniger Verständnis für ihre Top-Verdiener rechnen. Aber es gibt auch Gründe für den harten Streik.
Traumjob oder Busfahrer der Lüfte?

Auf den Job-Seiten der Fluggesellschaften wird der Beruf des Piloten als Traumjob dargestellt. ««Für sie soll jeden Tag die Sonne scheinen?» fragt etwa Air Berlin und die Lufthansa schwärmt: «Die Begeisterung kommt von allein.» Tarifdetails wie der theoretisch mögliche Vorruhestand ab 55 und Jahresgehälter bis zu 250 000 Euro nähren zusätzlich Faszination - und bei Vielen wohl auch Neid gegenüber einer Berufsgruppe, die mit einer enormen Streikmacht ausgestattet ist. Doch selbst die Lufthansa warnt inzwischen mögliche Interessenten: Auf ihren Seiten werde noch die «alte Welt» des Traumjobs gezeigt, die vor erheblichen Änderungen stehe. Und genau um diese Änderungen geht es auch im Pilotenstreik.

DIE PILOTEN VERTEIDIGEN PRIVILEGIEN: Die Piloten im Lufthansa- Konzerntarifvertrag (KTV) gehören im nationalen wie auch im europäischen Vergleich zu den Top-Verdienern. Ihre Arbeitsbedingungen sind in zahlreichen Tarifverträgen geregelt, von denen mindestens sechs strittig sind. Hier sind Top-Gehälter von bis zu 250 000 Euro brutto, Vorruhestandsregeln mit 60 Prozent des Grundgehalts oder üppige, vom Unternehmen garantierte Betriebsrenten festgehalten.

DER WOHLFÜHLBEREICH SCHRUMPFT: Schon heute sind die 5400 KTV-Piloten die Minderheit im Lufthansa-Konzern, der in den vergangenen Jahren durch Zukäufe stark gewachsen ist. Seit drei Jahren stellt Lufthansa nicht mehr zu KTV-Bedingungen ein, sondern versetzt bei Ruhestandsabgängen nach und nach KTV-Piloten von der Tochter Germanwings zur Lufthansa-Mutter. Die freiwerdenden GW-Jets werden zur neuen Auslandstochter Eurowings Europa in Wien transferiert, bei der die deutschen Tarifbedingungen nicht greifen. Bei der Lufthansa-Mutter werden auch wegen der leicht schrumpfenden Flotte die Beförderungsstellen knapp. Die Co-Piloten müssen deutlich länger auf ihre erste Kapitänsstelle warten, was auf die Gesamtkarriere gesehen zu deutlichen Einkommensverlusten führt.

LUFTHANSA HAT EINEN LANGEN ATEM: Die letzte tarifliche Gehaltserhöhung für die Piloten datiert tatsächlich aus dem Jahr 2011, die VC spricht daher von einem massiven Kaufkraftverlust. Individuell sieht das allerdings anders aus, denn jeder KTV-Pilot kann sich sicher sein, bis zu einer Obergrenze jedes Jahr eine neue Einkommensstufe zu erreichen, auf der es im Schnitt 3 Prozent mehr Geld gibt. Mit dieser «Senioritäts-Tabelle» soll die erworbene Erfahrung abgegolten werden.

DIE VC WILL IHREN EINFLUSS SICHERN: Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat seine Ankündigung längst wahr gemacht, dass die Lufthansa-Gruppe nur noch dort wächst, wo sie profitabel ist. Beim expandierenden Billigflieger Eurowings mit seinen zahlreichen Teilgesellschaften hat die VC deutlich weniger zu sagen, mit Ausnahme der schrumpfenden Germanwings. Die VC versucht daher, weitere Gesellschaften in den Geltungsbereich des KTV zu holen. Das aber ist kein zulässiges Streikziel, weswegen es vordergründig derzeit um Gehaltsfragen mit der deftigen Forderung nach kumuliert 22 Prozent mehr Geld für fünf Tarifjahre geht.

DER PILOTEN-ARBEITSMARKT ÄNDERT SICH: Bis vor wenigen Jahren wurden die Piloten in strengen Verfahren handverlesen und in der Ausbildung finanziell unterstützt. Nicht zuletzt private Fliegerschulen haben aber inzwischen mehr Piloten ausgebildet als der Arbeitsmarkt aufnimmt. Schätzungen der Pilotenverbände gehen trotz des steigenden Bedarfs von 10 bis 16 Prozent arbeitsloser Piloten in Europa aus. Im internationalisierten Arbeitsmarkt konkurrieren sie zunehmend mit Crews aus Asien, in deren Heimatmärkten weit geringere Gehaltsniveaus herrschen. Die Lufthansa-Konkurrenten nutzen die Kostenvorteile aus und können günstigere Tickets anbieten.

ES GIBT IMMER MEHR BILLIGPILOTEN: Bei kleineren europäischen Gesellschaften fliegen Piloten für ein Drittel der Gehälter, die bei den etablierten Airlines gezahlt werden. Bei einigen Gesellschaften müssen unerfahrene Piloten sogar bezahlen, um überhaupt ins Cockpit zu gelangen und dort die Meilen abzufliegen, die für eine Volllizenz notwendig sind. Der Billigflieger Ryanair stand wiederholt in der Kritik, weil er Geschäftsmodelle mit Leiharbeitsfirmen und möglicherweise scheinselbstständigen Piloten nutzt. Die Staatsanwaltschaft Koblenz ermittelt gegen Ryanair-Piloten wegen des Verdachts der Scheinselbstständigkeit sowie der Hinterziehung von Steuern und Sozialabgaben. Das Unternehmen selbst wird nicht beschuldigt.

Flexibles Arbeiten

Nachmittags früh aus dem Büro - und dann später am Abend zu Hause noch fertigarbeiten. So etwas ist heute bei vielen Arbeitgebern nur schwer möglich. Das soll sich ändern.
Flexibles Arbeiten

In einer zweijährigen Experimentierphase will Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) flexibleres Arbeiten in Deutschland erleichtern. Dazu plant sie eine Öffnungsklausel im Arbeitszeitgesetz, wie Nahles der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» sagte.
«Wenn die Tarifpartner sich einigen, kann man den Rahmen der bestehenden Gesetze öffnen», so Nahles. «Aber nur unter zwei Bedingungen: zwei Jahre befristet, wissenschaftlich begleitet, tarifvertraglich abgesichert.»
Dazu solle eine «Experimentierklausel» vom Bundeskabinett verabschiedet werden. «Ich bin sicher, dass nächstes Jahr der Startschuss kommt.» Das Arbeitszeitgesetz geändert werden solle allenfalls, «wenn die Experimentierphase ergibt, dass das sinnvoll und notwendig ist».
Tarifpartner sollten vereinbaren können, für welche Gruppen und unter welchen Bedingungen Öffnungen denkbar seien. Nahles führte Bosch als Beispiel an: «Dort wollten Mitarbeiter früher nach Hause - zum Abendessen und Gute-Nacht-Geschichten-Vorlesen - und dafür freiwillig nach 20 Uhr weiterarbeiten, aber der Arbeitgeber wollte nicht die fällige Spätschichtzulage zahlen.» Per Betriebsvereinbarung habe man den Wegfall der Zulage bei freiwilliger Abendarbeit ermöglicht.

Heute geht Homeoffice oft mit nachteiligen Bedingungen für Arbeitnehmer einher. Das zeigt eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion: Freizeitausgleich für Mehrarbeit gibt es demnach bei mehr als jedem Zweiten, der nur im Betrieb im Job ist - aber lediglich bei 39 Prozent der Menschen, die auch regelmäßig von zu Hause aus arbeiten.
Mit einem neuen «Weißbuch Arbeiten 4.0» werde sie Ende November ihre Vorschläge zur Wahlarbeitszeit in die Ressortabstimmung innerhalb der Regierung geben, kündigte Nahles an. «Das beinhaltet auch das Rückkehrrecht aus der Teilzeit in die frühere Arbeitszeit.» Das Arbeitsvolumen von Frauen sei unterdurchschnittlich - viele wollten aber mehr arbeiten. «Ergänzt wird das Gesetz um die Möglichkeit, über die Lage der Arbeitszeit mit dem Arbeitgeber zu verhandeln.»
Dem «Weißbuch Arbeiten 4.0» ging eine mehrmonatige Debattenphase voraus, die Nahles initiiert hatte. Gewerkschaften, Arbeitgeber, Verbände und Wissenschaftler beteiligten sich an der Diskussion, wie sich Arbeiten in der Digital-Ära ändert und ob es neue Regeln braucht.

Rekordhoch

Der Boom am Arbeitsmarkt setzt sich fort, in Deutschland gibt es erneut mehr Erwerbstätige. Die Wachstumskurve wird allerdings etwas flacher.
Rekordhoch

Neue Jobs im Dienstleistungsbereich haben die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland auf ein Rekordhoch steigen lassen. Im dritten Quartal gab es rund 43,7 Millionen Erwerbstätige und damit 0,9 Prozent mehr als vor einem Jahr, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Es war der höchste Stand in einem Vierteljahr seit der Wiedervereinigung. Allerdings verlangsamte sich das Tempo des Anstiegs zuletzt etwas.

Zum Jahresbeginn hatte der Zuwachs noch 1,3 Prozent betragen, im zweiten Vierteljahr waren es 1,2 Prozent. Im Quartalsvergleich schwächte sich die Zunahme ebenfalls ab und lag den Angaben zufolge unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre.
Getragen wurde der Anstieg vor allem vom Dienstleitungssektor. In absoluten Zahlen betrachtet gab es das größte Plus (197 000 Beschäftigte) bei öffentlichen Dienstleistern sowie in Erziehung und Gesundheit. Bei den Unternehmensdienstleistern waren 123 000 Menschen mehr tätig, in Handel, Verkehr und Gastgewerbe 94 000 mehr.

Im Produzierenden Gewerbe - ohne den Bau - sank die Zahl der Erwerbstätigen hingegen leicht um 0,1 Prozent oder 5000 Beschäftigte. Einen deutlicheren Rückgang um 2,8 Prozent gab es in der Land- und Forstwirtschaft sowie in der Fischerei.

Immer mehr Menschen sind auch sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Die Zahl der Arbeitnehmer stieg binnen Jahresfrist um 1,1 Prozent auf 39,34 Millionen. Weniger Bundesbürger waren dagegen selbstständig: Einschließlich mithelfender Familienangehöriger waren es 4,32 Millionen und damit 0,7 Prozent weniger als im Vorjahr.

Auf und ab in der Gastronomie

Nach der Flaute im August haben Hoteliers und Wirte wieder bessere Geschäfte gemacht. Die Branche profitiert von der Konsumlust der Verbraucher.
Auf und ab in der Gastronomie

Der sonnige September hat die Geschäfte von Wirten und Hoteliers nach mauen Vormonaten beflügelt. Die Umsätze im Gastgewerbe lagen nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes sowohl preisbereinigt (real) mit plus 3,6 Prozent als auch nominal mit plus 6,0 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Das waren nach Angaben der Wiesbadener Behörde vom Donnerstag die höchsten Steigerungsraten seit April.
Im August hatte die Branche trotz Ferien noch mit Umsatzeinbußen zu kämpfen. Ein Grund könnte das durchwachsene Wetter gewesen sein, das vor allem Biergärten und andere Außengastronomie belastete.
Der September brachte dann die Trendwende: Beherbergungsbetriebe erzielten real 3,3 Prozent und nominal 5,7 Prozent höhere Erlöse als im September des Vorjahres. Der Umsatz in der Gastronomie stieg binnen Jahresfrist real um 3,7 Prozent und nominal um 6,0 Prozent.
Die Mehrheit der Wirte beurteilt das Sommergeschäft trotz des eher durchwachsenen Wetters einer Dehoga-Konjunkturumfrage grundsätzlich positiv, allerdings etwas weniger gut als im Vorjahr. Besser gestimmt als 2015 ist dagegen die Hotellerie.
Insgesamt zieht das Gastgewerbe ein positives Fazit. «Die gute Arbeitsmarktlage, niedrige Zinsen und Preissteigerungsraten sorgen dafür, dass vor allem der private Konsum in Deutschland weiterhin eine wichtige konjunkturelle Stütze bleibt. Davon kann unmittelbar das Gastgewerbe profitieren», sagte Ernst Fischer, Präsident des Branchenverbandes Dehoga laut Mitteilung.
Von Januar bis September setzte das Gastgewerbe 3,3 Prozent mehr um (real 1,2 Prozent). Für das Gesamtjahr hatte der Branchenverband Dehoga zuletzt ein Plus von 2,5 Prozent vorausgesagt. Das Statistische Bundesamt erfasst Unternehmen des Gastgewerbes mit mindestens 150 000 Euro Jahresumsatz.

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