Verhandlungen mit Lufthansa - Streikdrohung

Im Dauerstreit mit dem Lufthansa-Konzern hat die Flugbegleitergewerkschaft Ufo erneut mit Streiks gedroht. Sollte das Unternehmen nicht an den Verhandlungstisch zurückkehren, werde die Gewerkschaft «am 14. Oktober über die Arbeitskampfmaßnahmen im LH-Konzern informieren», teilte Ufo-Tarifvorstand Daniel Flohr am Freitag (27. September) mit.
Verhandlungen mit Lufthansa - Streikdrohung
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Lufthansa und ihre Tochter Eurowings lehnen es seit Monaten ab, mit der Ufo Tarifverhandlungen zu führen. Dabei geht es auch um die Frage, ob die Gewerkschaft Tarifverträge bei der Lufthansa rechtmäßig gekündigt hat.

In diesem Punkt sieht sich Ufo nach einer Entscheidung des Arbeitsgerichtes Frankfurt nun gestärkt. Lufthansa wollte feststellen lassen, dass die Tarifverträge nicht gekündigt seien. Das Gericht wies die Anträge ab. Das Unternehmen bestätigte die Entscheidung und prüft, dagegen Rechtsmittel einzulegen. «Dass ein zweites Gericht die Sache völlig anders sieht, halte ich für unwahrscheinlich», sagte Ufo-Vorstand Flohr.

Im August hatte Lufthansa zudem einen Antrag beim Landesarbeitsgericht Frankfurt eingereicht, um den Status der Ufo als Gewerkschaft gerichtlich überprüfen lassen. Das Unternehmen argumentiert, die Gewerkschaft habe seit Monaten keinen vertretungsberechtigten Vorstand eingesetzt und sei damit nicht in der Lage, ihre Rolle als Tarifpartner auszufüllen.

Vorausgegangen war ein heftiger Führungsstreit in der Spartengewerkschaft, in dessen Verlauf zahlreiche Mitglieder des Vorstands wie auch des Beirates zurückgetreten sind, darunter der langjährige Gewerkschaftschef Nicoley Baublies. Die Ufo hatte wegen der Zweifel an ihrer Führung eine bereits begonnene Urabstimmung über Streiks des Kabinenpersonals bei Eurowings Ende Juli ausgesetzt.

(Text: dpa)

Auch 2020 kein Stellenabbau

BMW-Chef Oliver Zipse will zumindest bis Ende 2020 keine Stellen abbauen. Auf einer Betriebsversammlung am Freitag (27. September) in München sagte Zipse: «In diesem und im nächsten Jahr wollen wir den Personalstand auf dem heutigen Niveau halten.»
Auch 2020 kein Stellenabbau
Bild: Jan Woitas/zb/dpa

Wie aus Teilnehmerkreisen verlautete, machte der neue Vorstandschef aber deutlich, dass es einen Umbau geben soll: Weniger Stellen in der Verwaltung, mehr in Zukunftsfeldern. Die rund 10 000 Leiharbeiter, die heute für den Autokonzern arbeiten, können sich demnach nur noch wenig Hoffnung machen, in eine Festanstellung übernommen zu werden.

Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Manfred Schoch, betonte, Unternehmen und Betriebsrat müssten gemeinsam solidarische Lösungen finden. «Ich habe das Gefühl, dass Oliver Zipse diesen Weg gemeinsam mit dem Gesamtbetriebsrat gehen möchte», sagte Schoch.

Den BMW-Beschäftigten stehen Einschnitte bei der Erfolgsbeteiligung bevor. Mit Jahresprämien von mehr als 10 000 Euro für Arbeiter ist sie im Vergleich zur Konkurrenz sehr hoch. Nun soll die Höhe am Unternehmenserfolg, aber nicht mehr an der Dividende bemessen werden. Außerdem will der BMW-Vorstand mehr 35-Stunden- und weniger 40-Stunden-Verträge.

Zipse zeigte sich zuversichtlich, mit Schoch «in allen Punkten einen tragfähigen Kompromiss» zu erzielen. «Der offene Konflikt ist nicht die Kultur bei BMW.» Schoch stellte klar: «Einseitige Maßnahmen des Unternehmens, die die Zukunft unserer Mitarbeiter unverhältnismäßig verschlechtern, akzeptieren wir nicht.»

(Text: dpa)

Siemens streicht weniger Stellen als geplant

Siemens will vor der Ausgliederung seiner Energiesparte etwas weniger Stellen abbauen als ursprünglich geplant. Statt der im Juni angekündigten 1400 Jobs sollen in Deutschland noch 1100 Arbeitsplätze gestrichen werden, wie ein Unternehmenssprecher am Mittwoch, 25. September, sagte. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben.
Siemens streicht weniger Stellen als geplant
Bild: Sebastian Kahnert/zb/dpa

In Erlangen, dem am stärksten betroffenen Standort, sollen 450 Stellen wegfallen, nicht wie bisher angekündigt 600. Im Schaltwerk Berlin ändert sich die Zahl von 470 auf 410, daneben sind noch mehrere andere Standorte betroffen. Das ist das Ergebnis der Verhandlungen mit Betriebsräten und IG Metall.

Siemens will im nächsten Jahr die Energiesparte - intern «Powerhouse» genannt - an die Börse bringen. Das neue Unternehmen mit voraussichtlich weltweit knapp 90 000 Mitarbeitern soll sowohl konventionelle Kraftwerke als auch Ökostrom-Anlagen verkaufen, außerdem Schaltanlagen, Netzübertragungstechnik, Transformatoren und andere Dinge, die im Energiegeschäft vonnöten sind. Zudem soll das neue Unternehmen die bislang von Siemens gehaltene Mehrheit an dem Windradhersteller Siemens Gamesa übernehmen. Dem aktuellen Stellenabbau war bereits eine erste Runde mit weltweit mehreren tausend Stellenstreichungen vorangegangen.

«Wir haben das Ziel, einvernehmliche Lösungen zu erzielen», betonte der Siemens-Sprecher. Dabei komme eine ganze Palette von Möglichkeiten wie Weiterbildung, Versetzung, Vorruhestands- und Altersteilzeitmodelle sowie Abfindungszahlungen zum Tragen.
(Text: dpa)

Mehr Kurzarbeit in der deutschen Industrie

Deutsche Industrieunternehmen greifen laut einer Umfrage des Ifo-Instituts wegen der anhaltenden Konjunkturschwäche stärker auf Kurzarbeit zurück. Im September habe es in 5,5 Prozent der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe Kurzarbeit gegeben, im Juni seien es nur 3,8 Prozent gewesen, teilte das Forschungsinstitut am heute (26.September) in München mit.
Mehr Kurzarbeit in der deutschen Industrie
Bild: Oliver Berg/dpa

In den kommenden drei Monaten gehen 12,4 Prozent der befragten Unternehmen davon aus, dass sie mit Hilfe der Kurzarbeit die Schwächephase überbrücken und trotz schwieriger Zeiten ihre Fachkräfte halten wollen.

«Damit hat die Anzahl der Unternehmen mit Kurzarbeit ein Niveau erreicht, das zuletzt auf dem Hochpunkt der Rezession 2012/13 gemessen wurde», sagte Timo Wollmershäuser, Leiter der Ifo-Konjunkturprognosen. Damals sei die Zahl der Kurzarbeiter auf knapp mehr als 100 000 Personen gestiegen.

Der Umfrage zufolge konzentriert sich die Kurzarbeit in der deutschen Industrie derzeit auf sieben Branchen. Die Textilindustrie sei mit einem Anteil von 20 Prozent der Firmen am stärksten betroffen. Es folgen Unternehmen, die elektrische Ausrüstungen herstellen (11 Prozent) und Firmen in der Metallerzeugung- und bearbeitung mit 10 Prozent sowie Unternehmen in der Herstellung von Metallerzeugnissen mit 9 Prozent. Im Maschinenbau sind es laut der Mitteilung 7 Prozent, bei Autos und Autoteilen ebenfalls 7 Prozent und in der Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus 6 Prozent der befragten Unternehmen.
(Text: dpa)

Integration in Handwerksbetrieben

Die Integration von Geflüchteten in den deutschen Arbeitsmarkt wird auch in den nächsten Jahren eine Herausforderung bleiben. Ein wesentlicher Bestandteil zur Integration ist dabei das »Willkommenslotse-Projekt«, das jetzt um vier Jahre verlängert wurde. Im Kammergebiet wurden bereits mehr als 250 kleinere und mittlere Betriebe in den vergangenen drei Jahren zur Integration von Geflüchteten in Ausbildung, Praktikum oder Beschäftigung beraten. Aktuell verzeichnen die Betriebe im Gebiet der Handwerkskammer Ulm zum sechsten Mal in Folge steigende Azubizahlen. Darunter sind derzeit knapp 550 Geflüchtete in Ausbildung. Seit 2015 haben 45 Geflüchtete ihre Ausbildung bereits erfolgreich abgeschlossen. »Unsere engagierten Betriebe bekommen durch die Verlängerung des Projekts ein Stück Planungssicherheit. Mit den integrationswilligen Geflüchteten, die im Betrieb unterstützen, können sie beim Kunden ihre Arbeit machen und den Wohlstand im Land erhalten«, sagt Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm.
Integration in Handwerksbetrieben
Bild: dpa

Die Beschäftigung von Geflüchteten schreitet im Bezirk der Handwerkskammer Ulm voran. Die größten wachsenden Ausbildungsgruppen im Handwerk beim Kampf um die Fachkräfte von morgen sind derzeit Abiturienten und Flüchtlinge. Zum Beispiel sind aktuell im Gebiet der Handwerkskammer Ulm 220 Geflüchtete in eine Ausbildung gestartet. Mit dem »Willkommenslotsen« der Handwerkskammer Ulm wurden in den vergangenen drei Jahren im Stadtkreis Ulm und Alb-Donau-Kreis 82 Betriebe beraten, im Ostalbkreis 30, im Bodenseekreis 31, im Landkreis Ravensburg 80, im Landkreis Biberach 22 und im Landkreis Heidenheim 6 Betriebe. Im Kammergebiet wurden durch das Projekt 24 geflüchtete Menschen in Hospitation, 48 in Praktika, 42 in eine Einstiegsqualifizierung, 97 in Ausbildung und 53 in Arbeit vermittelt. »Das Willkommenslotse-Projekt hat hierzu seinen Beitrag geleistet, denn das übergeordnete Ziel ist, den Fachkräftebedarf anzugehen sowie engagierte Betriebe und Jugendliche zu begleiten«, erklärt Mehlich.
Das Projekt »Willkommenslotse« ist eng verzahnt mit dem »Kümmerer-Projekt«, das jungen Geflüchteten unter anderem Beratung zu handwerklichen Ausbildungsberufen, Unterstützung bei der Bewerbung und Vermittlung bietet. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unterstützt die Tätigkeit des Willkommenslotsen im Rahmen ihres Förderprogramms »Passgenaue Besetzung«. (Handwerkskammer Ulm)

Konferenz Futurework: Digitalisierung verändert nahezu jeden Job

Berlin (dpa) - Mehr als die Hälfte der Unternehmen schätzen den eigenen Qualifizierungsgrad im Zuge der Digitalisierung als gering ein. «Ganz viele fühlen sich überfordert», sagte Microsoft-Deutschland-Chefin Sabine Bendiek am Montag in Berlin zum Auftakt der Konferenz Futurework. Dabei sei die digitale Qualifizierung der Beschäftigten zunehmend ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Zu der Konferenz mit Vorträgen und Workshops hatte Microsoft gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände BDA geladen. Man wolle ein Bewusstsein für die Problematik schaffen, aber auch Mut entwickeln, sagte Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der BDA.
Konferenz Futurework: Digitalisierung verändert nahezu jeden Job
Bild: dpa

Die Arbeitswelt steht im Zuge der Digitalisierung vor dramatischen Veränderungen. Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen werde nahezu jeden Job in nächster Zukunft verändern, sagte Bendiek. Bislang würden hierzulande jedoch 80 Prozent der Gelder lediglich in die Ausbildung der Menschen bis 25 Jahren investiert. Es müssten aber auch Antworten gefunden werden, wie eine Kassiererin die Mittel und Zeit finde, sich weiterzuqualifizieren, wenn die Barcode-Kassen ihren Beruf ersetzten, sagte Janina Kugel, Personal-Chefin von Siemens.

Digitale Transformation werde immer noch als eine große Gefahr gesehen, sagte Kugel. «Aber sie ist längst auf dem Weg.» Die Managerin leitet seit April den Digitalrat der BDA, der Strategien zur Zukunft der Arbeitswelt erarbeitet. «Wir wollen Menschen zusammenbringen, die extrem quer denken», sagte Kugel.

Das Bundesarbeitsministerium schätzt, dass bis 2025 durch Automatisierung und Künstliche Intelligenz rund 1,6 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland verschwinden, zugleich aber rund 2,3 Millionen neue Jobs geschaffen werden. «Die Arbeit wird nicht verschwinden, aber es würden sich die Berufsbilder und Anforderungen radikal verändern», sagte Kugel.

Dafür müssten neue Konzepte für Bildung, Weiterbildung und Ausbildung entworfen werden. Vergangenes Jahr habe es in Deutschland 50 000 Schüler gegeben, die ihre Schule ohne Ausbildung verlassen hätten. «Wir müssen aber Wege finden, alle mitzunehmen.» Heute seien viele Arbeitgeber nicht in der Lagen, ihren Mitarbeitern Perspektiven für die digitale Zukunft aufzuzeigen.

Microsoft hat gemeinsam mit Partnern eine Reihe von Initiativen für eine Qualifizierung gestartet, etwa für Arbeitssuchende, eigene Kunden oder der Initiative Code Your Life, in der in den vergangenen Jahren rund 300 000 Kinder spielerisch Programmieren lernen können.

Doch auch die Art der traditionellen Wissensvermittlung müsse entstaubt werden, sagte der russische Schachweltmeister Garri Kasparow. In den Schulen werde Wissen heute noch so vermittelt wie vor hundert Jahren. Ein Zeitreisender aus dem 19. Jahrhundert hätte heute viel zu staunen, würde sich in der Schule aber bestens zurechtfinden.

Er sei möglicherweise der erste Wissensarbeiter gewesen, der gegen eine Maschine verlor, sagte Kasparow. Der russische Schachweltmeister hatte 1997 gegen den Computer Deep Blue von IBM verloren. «Wenn du sie nicht schlagen kannst, verbünde dich mit ihnen», riet Kasparow. Die entscheidenden Fragen würden auch künftig die Menschen beantworten, nicht die Maschinen.

Totengräber oder Heilsbringer? Shopping-Center in Innenstädten

(dpa) - Mehr als 250 neue Läden auf einen Schlag: Vor fünf Jahren nahmen zwei neue Einkaufs-Malls die Stuttgarter Innenstadt im Süden und Norden in die Zange, ein weiteres befand sich im Bau. Der Einzelhandel nicht nur in Stuttgart, sondern auch in den Umlandgemeinden fürchtete um seine Umsätze. Auch der Oberbürgermeister hatte Bedenken. «Ich hätte nicht für drei neue Einkaufszentren in Stuttgart gestimmt», sagte Fritz Kuhn (Grüne) damals vor der Eröffnung.
Totengräber oder Heilsbringer? Shopping-Center in Innenstädten

Die Sorge war berechtigt. Denn schon vor fünf Jahren zeichnete sich ab, dass angesichts der Online-Konkurrenz Einkaufen allein niemanden mehr in die Innenstadt zieht. Selbst in großen Metropolen und sogenannten Toplagen geht die sogenannte Frequenz, die anzeigt, wie viele Menschen sich in der Stadt bewegen, inzwischen zurück.

«Der Markt ist gesättigt, was Verkaufsfläche angeht», stellt die Geschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg, Sabine Hagmann, fest. Im Stuttgarter Gerber, Ende September 2014 eröffnet, stehen zehn Prozent der Flächen, die für Modegeschäfte gedacht sind, leer. «Die Strukturkrise des klassischen filialisierten Modegeschäfts macht sich leider auch im Gerber bemerkbar», heißt es beim Investor des Einkaufszentrums, der Württembergischen Lebensversicherung AG.

Damit ist die Krise der Einzelhändler auch bei den Betreibern von Shopping-Centern angekommen. Und die ziehen Konsequenzen: Während das Immobilienunternehmen Unibail-Rodamco-Westfield in der Hamburger Hafencity gerade noch ein neues Einkaufszentrum baut, hat Konkurrent ECE, der größte europäische Einkaufscenter-Betreiber, schon eine radikale Abkehr angekündigt.

Nur in Singen nahe der Schweizer Grenze, wo die wohlhabenden Nachbarn einkaufen sollen, wird noch ein neues Center errichtet. Ansonsten plant ECE erstmal keine weitere Shopping Malls mehr in Städten. «Wir analysieren derzeit alle unsere bestehenden Einkaufszentren und prüfen: Wo können wir andere Nutzungen außer Handel ansiedeln?», sagte ECE-Chef Alexander Otto jüngst in einem Interview mit «Zeit Online».

Dabei sind auch gemischte Nutzungskonzepte schon lange gang und gäbe. Büros, Hotels und Wohnungen werden bereits seit Jahren auf und in Einkaufszentren gebaut - sowohl mit dem Stuttgarter Milaneo, als auch mit dem Gerber im Süden der Innenstadt wurde gleichzeitig Wohnraum geschaffen. Ein Parkhaus ist selbstverständlich.

Andernorts setzt man inzwischen auf Gastronomie und Unterhaltung. Im Waterfront in Bremen habe man ein Jumphouse - eine Art Trampolin-Spielplatz - angesiedelt, heißt es bei ECE. Im MyZeil in Frankfurt eröffnet ein Premium-Kino, und in der Europa Passage in Hamburg gebe es Coworking-Flächen, kleine flexibel mietbare Arbeitsflächen vom Büro bis zum Schreibtisch.

Sven Hahn, City-Manager von Stuttgart, hat die Hoffnung, dass solche Ideen die Innenstädte vor dem viel befürchteten Aussterben bewahren könnten. «Damit die Stadt funktioniert, braucht sie auch solche Anziehungspunkte», sagt er. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, gibt ihm Recht: «Auch heute wollen die Menschen immer noch Flanieren und Shoppen», sagt er. «Eine Innenstadt muss aber auch ein kommunikativer Treffpunkt sein, Erlebnisse über das Einkaufen hinaus bieten und zum Verweilen einladen.»

Der Geschäftsführer des Institut für Handelsforschung (IFH) in Köln, Boris Hedde, sieht das ähnlich: «Es gibt einen Perspektivwechsel weg vom Produkt hin zum Kundenbedarf.» Und der kann sich durchaus unterscheiden in einer kleinen Stadt, in der Shopping-Center den täglichen Bedarf decken, oder in einer Großstadt wie Hamburg, wo Kreuzfahrttouristen flanieren. «Es müssen Bequemlichkeit und Erlebnis berücksichtigt werden», sagt Hedde. «Jede Metropole braucht einen Mehrwert, um Menschen anzuziehen.»

Das können auch zusätzliche Dienstleistungen sein. Hinter der Idee der digitalen Mall verbirgt sich, Gewohnheiten aus dem Online-Shopping mit dem stationären Handel zu verbinden. «Spannend ist auch, große Flächen in Einkaufszentren als Logistik-Hubs für Heimlieferungen zu nutzen», sagt Hedde. Denn in den Innenstädten der Großstädte zumindest fehlt häufig der Platz dafür.

ECE hat dafür eine Kooperation mit dem Versandhändler Otto gestartet. Auf der Plattform können die Kunden sehen, welche Produkte die Händler im Laden vor Ort haben. «In Kürze wollen wir dann auch die Auslieferung aus den Centern an Kunden in der näheren Umgebung testen», sagt ein Sprecher. Auch Händler außerhalb der Einkaufszentren können sich anschließen.

Ob das Innenstädte am Ende vor dem Aussterben bewahrt, bleibt abzuwarten. «Einkaufszentren sind weder Heilsbringer noch Totengräber, sondern sowohl als auch - je nach Standort», sagt IFH-Geschäftsführer Hedde.

Commerzbank setzt den Rotstift an: Jobabbau und Filialschließungen

(dpa) - Die Commerzbank will sich mit dem Abbau weiterer Stellen und Filialschließungen gegen die Ertragsschwäche stemmen. Außerdem erwägt der Vorstand den Verkauf der polnischen Tochter mBank, um Geld für die Umsetzung der künftigen Strategie freizusetzen. «Vorstand und Aufsichtsrat haben noch zu keinem Punkt des Strategieprogramms eine Entscheidung getroffen», betonte das Frankfurter Geldhaus am Freitag in einer Pflichtmitteilung für die Börse. Der Entwurf der Strategie wird am Mittwoch und Donnerstag nächster Woche (25./26.9.) mit dem Aufsichtsrat erörtert. Tags darauf will Vorstandschef Martin Zielke die Ergebnisse vorstellen.
Commerzbank setzt den Rotstift an: Jobabbau und Filialschließungen
Bild: Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

«Ein weiterer konzernweiter Stellenabbau ist leider unvermeidbar», heißt es in der Mitteilung vom Freitag. Voraussichtlich fallen rund 4300 Vollzeitstellen weg. Weil gleichzeitig an anderer Stelle rund 2000 Vollzeitstellen geschaffen werden, verbleibt unter dem Strich ein Abbau von rund 2300 Jobs. Die Details sollen in den nächsten Monaten ausgearbeitet werden. Ziel sei, den geplanten Stellenabbau «möglichst sozialverträglich» zu gestalten.

Die Commerzbank hat ihre Belegschaft in den vergangenen Jahren bereits erheblich reduziert. Die Zahl der Vollzeitkräfte sank von 43 300 auf 40 700 Ende Juni 2019. Bis Ende 2020 sollen es nach aktueller Planung etwa 38 000 sein. Ursprünglich wollte der Vorstand die Belegschaft auf 36 000 Vollzeitkräfte verringern. Doch weil Aufgaben im Zuge der Digitalisierung stärker im eigenen Haus und weniger an externe Dienstleister vergeben werden sollen, setzte der Vorstand die Zielmarke nach oben. In Köpfen gerechnet beschäftigte die Bank Ende Juni 48 644 Mitarbeiter, davon gut 34 900 im Inland.

Die Zahl der Filialen will die Commerzbank voraussichtlich um rund 200 auf etwa 800 verringern. Welche Standorte betroffen sein könnten, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Seit einiger Zeit setzt das Institut auf einen Mix aus Kleinstfilialen und großen Standorten mit Komplettangebot.

Die vergleichsweise profitable mBank ist an der Warschauer Börse gelistet und wird dort derzeit mit rund 3,1 Milliarden Euro bewertet. Die Commerzbank hält 69,3 Prozent an dem Institut. Durch einen Verkauf der Anteile könnte sie rechnerisch gut zwei Milliarden Euro einnehmen. Zuvor hatte das «Handelsblatt» über einen möglichen Verkauf der mBank berichtet.

Pflegebrücke nach Mexiko - Neue Wege bei der Suche nach Fachkräften

Nürnberg (dpa) - US-Präsident Donald Trump baut an einer Mauer, mit der er Eindringlinge aus Mexiko abhalten will. Deutschland baut eine Brücke. Die Bundesagentur für Arbeit will in einer konzertierten Aktion Tausende Arbeitnehmer aus Nicht-EU-Ländern nach Deutschland holen, um die Löcher zu füllen, die der Fachkräftemangel in vielen Sparten aufreißt. Es geht um Techniker, IT-Fachleute, Handwerker - vor allem aber um Kräfte für die Pflege von Alten und Kranken. Dort ist der Notstand am größten und spürbarsten.
Pflegebrücke nach Mexiko - Neue Wege bei der Suche nach Fachkräften
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Wenn Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Ende dieser Woche nach Mexiko reist und dort um Kranken- und Altenpfleger für deutsche Einrichtungen wirbt, sind die ersten 100 schon hierzulande tätig, bald soll die Zahl auf 300 steigen. Die ersten Erfahrungen sind durchweg positiv. In einem Altenheim in Passau etwa schätzt man die hohe Motivation und die freundliche Art der Pfleger mit einer Anreise von 10 000 Kilometern.

Schon seit fünf Jahren fahndet die Bundesagentur gezielt nach ausländischen Arbeitskräfte, die sich sonst nicht ohne weiteres in Deutschland ansiedeln könnten - auf den Philippinen, in Tunesien oder auch in Bosnien-Herzegowina.

Die EU bietet über die sogenannte Blue Card sogar schon seit 2012 ausländischen Akademikern ein dauerhaftes Arbeits- und Bleiberecht an, wenn sie neben einem Hochschulabschluss auch ein bestimmtes Mindesteinkommen - derzeit rund 53 000 Euro im Jahr - vorweisen können.

Auch wenn im vergangenen Jahr 60 000 Menschen aus Nicht-EU-Ländern aus beruflichen Gründen nach Deutschland kamen - für Angehörige nicht-akademischer Ausbildungsberufe blieb die Tür jedoch allzu oft zu, obwohl ihre Fähigkeiten dringend gebraucht würden. Allein in der Pflege fehlen in Deutschland derzeit 40 000 Kräfte.

Die Nürnberger Behörde geht jetzt koordiniert vor. Mit den Vertretern potenzieller Arbeitgeber im Schlepptau reisen die Arbeitsvermittler in die Zielländer und suchen in enger Absprache mit der örtlichen Arbeitsverwaltung nach geeigneten Leuten. Die Arbeitsverträge werden oft an Ort und Stelle unterschrieben. Sie bilden die Grundlage für das dann folgende Prozedere: Die Kandidaten lernen in ihrem Heimatland Deutsch.

Die Bundesagentur koordiniert wie eine Art «Makler» den Papierkram, kümmert sich unterstützend etwa um Visum und Arbeitserlaubnis und um die Anerkennung der im Ausland erworbenen Abschlüsse. Schluss soll sein mit den Berichten Betroffener, die etwa in der philippinischen Hauptstadt Manila auf gepackten Koffern saßen, aber ein halbes Jahr auf einen Termin bei der Deutschen Botschaft warteten, um einen Visumsantrag zu stellen.

«Triple Win» heißt das Projekt, über das Pflegekräfte von den Philippinen, Tunesien und vom Balkan nach Deutschland kommen sollen. «3500 solcher Verträge sind bereits geschlossen», sagt Daniel Terzenbach, Vorstand bei der Bundesagentur in Nürnberg. «2100 Leute arbeiten schon in Deutschland, der Rest bereitet sich gerade darauf vor.»

Künftig soll auch Mexiko ein Eckpfeiler der Auslands-Aquise werden. Ein einfaches Unterfangen ist das nicht. «Das Anwerben von Arbeitskräften aus Drittstaaten ist harte Arbeit», sagt Terzenbach. Vor allem die Anerkennung über Kammern oder bei den Bundesländern sei ein enormer Aufwand. Die Bundesagentur versuche auch, «einen fairen Mobilitätsprozess» zu organisieren. Keinesfalls sollen die Menschen aus fernen Ländern in Deutschland an die falschen Leute geraten und abgezockt werden, um dann vielleicht schon mit Schulden beladen Arbeit aufzunehmen.

Terzenbach setzt auch deshalb nicht auf schnelle Erfolge. In fünf Jahren eine fünfstellige Zahl von Verträgen zu erreichen - das sei ein sehr ehrgeiziges Ziel. «Es muss nachhaltig sein», sagt der BA-Vorstand. «Es hilft nichts, schnell mal 50 Leute zu holen. Sonst würden auch die Behörden in den Zielländern nicht mehr bereit sein, zu kooperieren.»

Die Jagd der reichen Deutschen auf Arbeitskräfte aus dem Ausland stößt nicht nur auf Zustimmung. Kritiker bemängeln, deutsche Arbeitgeber ließen sich die Ausbildung von Ländern bezahlen, die weit weniger wohlhabend seien als hierzulande. Die Menschen werden mit großem Aufwand ausgebildet, der heimische Arbeitsmarkt kann die Spezialisten aber nicht nutzen.

«Vor dem Hintergrund einer guten internationalen Zusammenarbeit stellen sich Fragen, wenn wir diese Leute den Arbeitsmärkten dieser Länder entziehen», sagt etwa der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), der Amberger Professor Anton Scharl. «Ein reiches Land wie Deutschland sollte auch die Finanzmittel für die Ausbildung des bei uns notwendigen Fachpersonals aufbringen.»

Die Bundesagentur kennt das Problem und will diesem begegnen. «Wir sind die Guten», sagt Terzenbach. Es gehe bei den Nürnberger Werbungsversuchen ausschließlich um Fachkräfte, die auf den Heimatmärkten zu viel sind und keine Chance auf einen Job haben. «Beide Länder müssen etwas davon haben», sagt Terzenbach.

Verlust innovativer Angestellter

Firmen unternehmen oft große Anstrengungen, um zu verhindern, dass ihre Angestellten zu Konkurrenten abwandern. Neben dem Verlust von Talenten fürchten sie vor allem die Weitergabe von Wissen. Eine neue Studie von Stefan Wagner, Professor für Strategie an der ESMT Berlin, und Martin Goossen von der Universität Tilburg zeigt jedoch: Der Wechsel von Schlüsselangestellten zu einem Wettbewerber, etwa Forschungspersonal, kann den Unternehmen sogar Vorteile bringen.
Verlust innovativer Angestellter
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Als »Brücke« zwischen ihrem neuen und alten Arbeitgeber fördern diese mobilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Bildung von Kooperationen bei Forschung und Entwicklung (F&E). Die daraus entstehenden Vorteile können die Nachteile des Verlusts der Angestellten überwiegen.
Den Autoren zufolge steigt die Wahrscheinlichkeit einer F&E-Partnerschaft im Durchschnitt um 33 Prozent, wenn mindestens eine Wissenschaftlerin oder ein Wissenschaftler innerhalb der letzten fünf Jahre zwischen beiden Unternehmen gewechselt ist. Die Daten zeigen auch, dass solche Allianzen innovativer sind. Die Zahl der eingereichten Patente innerhalb von drei Jahren nach Zustandekommen der Kooperation erwies sich als fast doppelt so hoch.
Das Schmieden strategischer Partnerschaften ist in der Regel sehr schwierig, da beide Seiten unvollständige Informationen sowie unterschiedliche technologische Fähigkeiten, Ziele und Erwartungen haben. »Gespräche zwischen potenziellen Kooperationspartnern scheitern häufig, was meist mit hohen direkten Kosten und verpassten Chancen einhergeht«, erklärt Leitautor Wagner. »Die Einbeziehung von Personen, die mit beiden Seiten vertraut sind, in den Entscheidungsprozess hilft nicht nur bei der Bildung von Allianzen, sondern führt auch zu effektiveren Partnerschaften.« Die Forscher konzentrierten sich bei ihrer Untersuchung auf F&E-Allianzen in der Pharmaindustrie. Dort sind derartige Kooperationen eine gängige Methode, um Innovationen voranzutreiben, da sie die Belastung der kostspieligen Entwicklung neuer Medikamente für das einzelne Unternehmen verringern. Für ihre Studie sammelten die Autoren Daten über die Bildung von Allianzen unter den 55 größten Pharmaunternehmen über einen Zeitraum von 16 Jahren. Sie erfassten sämtliche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in dieser Zeit von einem Unternehmen zu einem anderen in der Branche gewechselt sind - das betraf über 8.200 von insgesamt 130.000.
Darüber hinaus führten die Autoren ausführliche Interviews mit 15 hochrangigen Pharma-Führungskräften aus den USA, Großbritannien, Deutschland und Frankreich, die für Forschung und Entwicklung sowie Business Development verantwortlich sind. »Die Interviews zeigen, dass Angestellte, die beide Seiten kennen, aus mindestens zwei Gründen als Brücken fungieren«, sagt Wagner. »Zum einen verringert ihr Wissen über die Technologien und strategischen Motivationen ihres ehemaligen Arbeitgebers die Informationsunsicherheit. Es lässt sich also besser einschätzen, ob die potenziellen Partner zusammenpassen. Zum anderen, und das ist noch wichtiger, können sie ihren neuen Kolleginnen und Kollegen erklären, wie ihr alter Arbeitgeber die Möglichkeiten und Aussichten der Allianz einschätzt, weil sie mit der Unternehmenskultur und den Entscheidungsabläufen vertraut sind.«
Die Ergebnisse der Studie sind nicht nur für die Bildung von F&E-Kooperationen relevant. Sie lassen sich beispielsweise auch auf Verhandlungen über Outsourcing-Verträge, Joint Ventures sowie Fusionen und Übernahmen übertragen.

(Text: European School of Management and
Technology (ESMT)

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