Deliveroo nimmt sich für den Abschied nur wenige Tage Zeit: Schon am Freitag wird das Geschäft in Berlin, Hamburg, Frankfurt/Main, Köln und München eingestellt. Vor einem Jahr hatte sich Deliveroo bereits aus zehn deutschen Städten, darunter Dortmund zurückgezogen und sich auf Berlin und vier weitere Großstädte beschränkt.
Deliveroo habe dafür gesorgt, dass Fahrer, Restaurants und Mitarbeiter «angemessene» Vergütungs- und Kulanzpakete erhielten, hieß es ohne nähere Details. «Wir möchten uns bei allen Fahrern und Restaurants, die in Deutschland mit Deliveroo gearbeitet haben, sowie bei unseren wunderbaren Kunden bedanken», erklärte ein Sprecher. Während der deutsche Marktführer Lieferando die Fahrer als Angestellte beschäftigt, waren die Fahrer bei Deliveroo als Selbstständige unterwegs. Diese Praxis löste immer wieder Kritik von Gewerkschaftern aus.
Der Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Guido Zeitler, warf Deliveroo fehlende soziale Verantwortung vor. «Wir weinen dem Unternehmen und seinen Geschäftspraktiken, die komplett auf Scheinselbständigkeit basieren, keine Träne nach. Aber diese sehr kurze Frist zwischen Bekanntmachung und Umsetzung der Geschäftsaufgabe ist ein Schock für die Beschäftigten.» Auch eine Abfindung oder dergleichen schaffe da keine Abhilfe. Die NGG forderte von der Politik, dass sie Geschäftspraktiken, die das unternehmerische Risiko und die Kosten vorwiegend auf die Lieferdienstfahrer, abwälzen, verbietet. «Was wir auch in dieser Branche brauchen, ist eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung - und zwar vom ersten Tag an!»
Im deutschen Markt der Essenlieferdienste ist der Konkurrent Takeaway.com aus den Niederlanden besonders stark. Takeaway fügte im Frühjahr zu seiner Marke Lieferando das Deutschland-Geschäft von Delivery Hero hinzu. Nach der Übernahme gehören zu der Gruppe neben Lieferheld auch Pizza.de und Foodora. Takeaway ist gerade dabei, mit dem Rivalen Just Eat zu fusionieren. Nach dem Deal sollen die Aktionäre von Just Eat eine knappe Mehrheit halten.
Als Amazon im Mai 2019 bei Deliveroo eingestiegen war, hatte der neue Deutschland-Chef Marcus Ross noch angekündigt, das Unternehmen werde im dritten Quartal 2019 bereits wieder neue deutsche Städte aufnehmen und das Geschäft so deutlich ausweiten. Doch daraus wird nun nichts.
Deliveroo mit Hauptsitz in London wurde 2013 gegründet und ist nach dem Ausstieg in Deutschland noch in 13 Ländern aktiv.
(Text: Andrej Sokolow und Christoph Dernbach, dpa)
Verdi verlangt Standort- und Beschäftigungsgarantien sowie Investitionszusagen von Warenhaus-Eigentümer René Benko. Einen Eingriff in die aktuellen Vergütungen der vergleichsweise gut bezahlten Kaufhof-Beschäftigten lehnt die Gewerkschaft dagegen ab und fordert stattdessen deutliche Tarifsteigerungen für die Karstadt-Mitarbeiter. Eine tarifliche Lösung soll außerdem nicht nur für Kaufhof und Karstadt gelten, sondern auch für die Tochterunternehmen Karstadt Sports und Karstadt Feinkost.
Die Führungsspitze von Karstadt-Kaufhof hatte dagegen erst vor kurzem die Forderung nach einem auf «die speziellen Bedürfnisse der Warenhäuser zugeschnittenen gemeinsamen Warenhaustarifvertrag» bekräftigt. Sie dringt auf eine rasche Angleichung der Bezahlung bei Kaufhof und Karstadt, was konkret mehr Geld für Karstadt-Beschäftige, aber weniger für Kaufhof-Mitarbeiter bedeuten würde.
Sollte es nicht zur Einigung mit Verdi kommen, droht die Konzernspitze mit einem rechtlichen Zusammenschluss der Unternehmen, sodass der Karstadt-Sanierungstarifvertrag für alle Mitarbeiter gelten würde. Das würde automatisch eine rund elfprozentige Entgeltabsenkung für alle Kaufhof-Mitarbeiter bewirken, so der Konzern.
(Text: dpa)
Demnach sind fast zwei Drittel aller freien Stellen in diesen Gewerken länger als drei Monate vakant, und die durchschnittliche Vakanzzeit beträgt mittlerweile 200 Tage. An zweiter Stelle folgt die Altenpflege mit 199 Tagen Vakanzzeit vor Bodenlegern mit 185 Tagen.
Abgesehen vom Lehrlings- und Azubimangel fehlen auch Anwärter mit abgeschlossener Berufsausbildung: Bei Klempnern, Sanitär, Heizung und Klima haben im Schnitt 46 Arbeitslose die Wahl unter 100 freien Stellen. In der Altenpflege ist dieses Verhältnis noch ungünstiger für die Arbeitgeber: 27 zu 100.
Insgesamt dokumentiert die Bundesagentur 30 Berufsgruppen, in denen besonders viele Fachkräfte fehlen. Insgesamt waren Ende Juli mehr als 472 000 freie Stellen nur in diesen Branchen gemeldet. In absoluten Zahlen gab es mit 63 000 offenen Stellen den größten Mangel bei den fertigungstechnischen Berufen, dazu zählen unter anderem Industriemechaniker und Feinwerkmechaniker. An zweiter Stelle folgten die Gesundheitsberufe mit 61 000 Stellenangeboten.
(Text: dpa)
Erstaunlich stark ist hingegen die Zahl der Unternehmen gewachsen: Deren Anzahl ist im Vergleich zu 2018 von 524 auf 614 gestiegen. Zum starken Anstieg haben vor allem Neugründungen kleiner Spiele-Entwickler beigetragen. In der Regel beschäftigen diese weniger als 5 Mitarbeiter. Auffällig ist zudem, dass die klassische Rollenverteilung zwischen Spiele-Entwickler und Publisher eine immer geringere Rolle spielt: So ist die Anzahl der Unternehmen, die sowohl entwickeln als auch publishen, innerhalb eines Jahres von 118 auf 272 gestiegen. Der Trend zum Vertrieb über Download-Plattformen und App-Stores hat diese Entwicklung maßgeblich angetrieben.
„Der weitere Rückgang der Beschäftigtenzahlen zeigt, wie groß der wirtschaftliche Druck auf Games-Unternehmen in Deutschland ist. Obwohl der Markt abermals deutlich gewachsen ist, mussten insgesamt Stellen abgebaut werden. Der Grund liegt darin, dass nur wenige der in Deutschland gespielten Games auch hierzulande entwickelt werden. Um diesen Trend zu stoppen, brauchen wir eine langfristige Strategie. Die Einführung der Games-Förderung auf Bundesebene ist hierfür der zentrale Baustein. Dass die Fördermittel im Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt 2020 fehlen, hat für viel Verunsicherung gesorgt und ist aufgrund der fehlenden Planungssicherheit auch ein Wachstumshemmnis für Games-Unternehmen jeder Größe“, sagt game-Geschäftsführer Felix Falk. „Gleichzeitig gibt der Blick auf die gestiegene Zahl an Unternehmen Zuversicht: Wille und Mut, Games-Unternehmen in Deutschland zu gründen, sind trotz der schwierigen Rahmenbedingungen weiterhin vorhanden. Dieses Potenzial müssen wir als Digital- und Kulturstandort dringend nutzen. Sonst findet die Entwicklung des Leitmediums des 21. Jahrhunderts weitgehend ohne deutsche Beteiligung statt.“
(Text: game – Verband der deutschen Games-Branche e.V.)
Fast zwei Tage hatte die dritte Verhandlungsrunde zwischen AVR und den Gewerkschaften DBV und DHV gedauert. Die DHV hatte ursprünglich 9 Prozent Lohnplus für 18 Monate gefordert. Der Deutsche Bankangestellten-Verband (DBV) hatte ein Gehaltsplus von 6,2 Prozent im ersten Jahr sowie eine Steigerung von 4,5 Prozent im zweiten Jahr der Laufzeit des neuen Tarifvertrages gefordert. «Angesichts der sich insgesamt eintrübenden Aussichten für Banken sind wir mit dem Ergebnis zufrieden», teilte DBV-Verhandlungsführer Heinz Buff mit.
Nach Angaben des Verhandlungsführers der Arbeitgeber, Jürgen Kikker, war der Verhandlungsspielraum der Banken durch die niedrigen Zinsen und steigende regulatorische Anforderungen begrenzt. «Berücksichtigt man noch den scharfen Wettbewerb im Bankenmarkt, sind wir den Gewerkschaften soweit wie wirtschaftlich vertretbar entgegengekommen», sagte Kikker.
Außer ums Geld ging es in den Verhandlungen auch um die Arbeitsbedingungen in den genossenschaftlichen Instituten. So können die Beschäftigten ihre Wochenarbeitszeit vor Rentenbeginn künftig um acht statt bisher vier Stunden verkürzen. Die Option, Gehaltserhöhungen in Freizeit umzuwandeln, wurde erweitert.
Der AVR vertritt 875 Volks- und Raiffeisenbanken sowie das Spitzeninstitut DZ Bank. Die DGB-Gewerkschaft Verdi ist seit 2008 nicht mehr Tarifpartner.
(Text: dpa)
«Insgesamt bestätigen die Tarifabschlüsse im 1. Halbjahr 2019 den Trend des Vorjahres zu deutlich höheren Lohnzuwächsen», sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten. Auch real würden die Beschäftigten damit mehr Geld in der Tasche haben, denn der Lohnanstieg liege deutlich über der Inflationsrate von aktuell rund 1,6 Prozent. Dies könne die Binnennachfrage in Zeiten einer sich abkühlenden Konjunktur stärken.
Besonders hoch fallen die Tarifzuwächse in diesem Jahr laut WSI in den großen Tarifbranchen aus. In der Metallindustrie beträgt die jahresbezogene Tariferhöhung demnach 4,1 Prozent, in der Eisen- und Stahlindustrie 3,9 Prozent und im öffentlichen Dienst (Länder) 3,6 Prozent. Bescheidener sind die Lohnzuwächse mit 2,1 Prozent bei der Deutschen Post und mit 2,3 Prozent im Gebäudereinigerhandwerk.
(Text: dpa)
Dies ist die niedrigste Quote in den 19 Euroländern seit Juli 2008. Allerdings wurde die Arbeitslosenquote für Mai nach oben revidiert, von zunächst 7,5 Prozent auf 7,6 Prozent.
Volkswirte hatten für Juni mit einer Quote von 7,5 Prozent gerechnet. Wie Eurostat weiter mitteilte, waren im Juni in der Eurozone 12,377 Millionen Menschen arbeitslos und damit 45 000 weniger als im Mai. Im Jahresvergleich sank die Zahl um 1,032 Millionen.
Im Euroraum wurde die niedrigste Arbeitslosenquote in Deutschland gemessen. Die höchste Arbeitslosigkeit verzeichnen weiter Griechenland und Spanien.
In den 28 Ländern der Europäischen Union (EU) betrug die Quote im Juni 6,3 Prozent. Dies ist der niedrigste Wert seit Beginn der monatlichen Aufzeichnungen im Jahr 2000.
Seit der Hochphase der Euroschuldenkrise im Jahr 2013 hat sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt der Eurozone stark verbessert. Damals hatte die Arbeitslosenquote noch über der Marke von zwölf Prozent gelegen. Trotz der Verbesserung sind in den südlichen Ländern des Währungsraums nach wie vor besonders viele Jugendliche arbeitslos.
(Text: dpa)
Für die Wiedereingliederung werden Veteranen den Angaben zufolge von der Armee mit Schulungen unterstützt. An dieses Programm habe sich BMW angekoppelt, schreibt das Blatt. Seit vergangenem Jahr sei der bayerische Konzern Partner des US-Militärs, wenn es darum geht, ausscheidenden Soldaten eine Berufsperspektive zu bieten. Das Projekt solle ausgebaut werden, sagte ein BMW-Sprecher.
Die in den USA ansässigen deutschen Autobauer bekommen derzeit die Auswirkungen des Handelskrieges zwischen den USA und China zu spüren. Zudem drohen weiter US-Sonderzölle auf Einfuhren von Autos aus der EU und Gegenmaßnahmen der Europäer. US-Präsident Donald Trump könnte die Pkw-Einfuhrzölle auf 25 Prozent oder mehr erhöhen. Die deutschen Autobauer warnen seit Monaten vor US-Importzöllen und verweisen auf ihr Engagement auf dem US-Markt sowie die Beschäftigtenzahlen in ihren Werken.
BMW betreibt in den USA in Spartanburg (US-Bundesstaat South Carolina) sein weltweit größtes Werk. Dort werden vor allem die Modelle der SUV-Modellreihe X produziert. 2017 hat der Hersteller eigenen Angaben zufolge gut 272 000 Autos aus den USA exportiert und knapp 248 000 Autos eingeführt. Der Konzern hat in das Werk in Spartanburg bisher fast neun Milliarden US-Dollar investiert, die Produktionskapazität wird ausgebaut. Direkt und über Zulieferer steht das Werk für über 36 000 Arbeitsplätze.
(Text: dpa)
Besonders stark sind in den ersten fünf Monaten des Jahres 2019 die Umsätze mit dem sonstigen Ausland um 9,8 Prozent gesunken. Mit einem Anteil von 42,8 Prozent ist dieser Markt für den rheinland-pfälzischen Maschinenbau bedeutsamer als der Inlandsmarkt mit nur 33,5 Prozent Umsatzanteil. Trotz der unerfreulichen Umsatzentwicklung stieg die Beschäftigung bis Mai 2019 in den Betrieben moderat um 0,8 Prozent weiter an.
Nach den Anfang Juli 2019 veröffentlichten Ergebnissen zur Beschäftigten- und Betriebsstruktur der Bundesagentur für Arbeit konnten die Maschinenbaubetriebe in Rheinland-Pfalz ihre Beschäftigung zum Stichtag 31.12.2018 sogar um 3,6 Prozent ausbauen. Im gesamten deutschen Maschinenbau gelang das nur um 3,1 Prozent.
Kumuliert haben in Rheinland-Pfalz 75,9 Prozent aller Maschinenbaubetriebe weniger als 50 Beschäftigte, im deutschen Maschinenbau insgesamt ist das mit 75,4 Prozent ähnlich. Diese Betriebe haben allerdings nur einen Beschäftigtenanteil von 14,1 Prozent an der Gesamtbeschäftigung im rheinland-pfälzischen Maschinenbau (13,7 Prozent beim deutschen Maschinenbau insgesamt).
Besonders hervorzuheben ist, dass 95,1 Prozent aller rheinland-pfälzischen Maschinenbaubetriebe weniger als 250 Beschäftigte haben, ihr Beschäftigtenanteil an der Gesamtbeschäftigung beträgt 48,7 Prozent. Im deutschen Maschinenbau insgesamt sind das 94,1 Prozent mit einem Beschäftigtenanteil von nur 43,6 Prozent. Das unterstreicht aber deutlich die mittelständische Maschinenbaustruktur.
Den höchsten Beschäftigtenanteil hat allerdings im rheinland-pfälzischen Maschinenbau mit 36,7 Prozent die größte Betriebsgrößenklasse mit 500 und mehr Beschäftigten. Auch das ist im gesamten deutschen Maschinenbau mit 38,3 Prozent ähnlich.
Der Beschäftigtenanteil des rheinland-pfälzischen Maschinenbaus am gesamten deutschen Maschinenbau beträgt 4,1 Prozent, der Anteil bei den Betrieben beträgt 4,6 Prozent.
(Text: VDMA)
Auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur erklärt Meidinger, das seien zwar Schätzungen, aber im vergangenen Jahr habe man damit auch richtig gelegen. «Die Lage hat sich im Vergleich zu 2018 noch einmal verschärft.» Betroffen vom Lehrermangel sind seinen Angaben zufolge vor allem Grund-, Haupt-, Berufs- und Förderschulen, weil Lehrer dort meist schlechter bezahlt würden als an Gymnasien und Gesamtschulen. Zudem sei der Osten stärker betroffen als der Westen.
Wie realistisch sind die düsteren Schätzungen? Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht es ähnlich wie der Lehrerverband. Zum neuen Schuljahr würden bundesweit mehrere Tausend Lehrer fehlen, heißt es von der GEW am Freitag (2. August). Der Deutsche Philologenverband, der vor allem die Interessen der Gymnasiallehrer vertritt, stimmt ebenfalls zu. An den Gymnasien gebe es vor allem einen Lehrermangel in den Fächern Mathe, Naturwissenschaften und Informatik, sagt die Vorsitzende Susanne Lin-Klitzing.
Nachfrage bei der Kultusministerkonferenz (KMK), dem ständigen Gremium der Bildungsminister der 16 Bundesländer: Der KMK-Vorsitzende, Hessens Bildungsminister Alexander Lorz (CDU), widerspricht dem Lehrerverband. Dessen Zahlen könne man so nicht verifizieren. «Es ist auch keineswegs so, dass in ganz Deutschland voll ausgebildete Lehrkräfte zu Tausenden fehlen.» Viele Einstellungen fänden in den letzten Ferienwochen oder sogar erst in den ersten Schulwochen bis zu den Herbstferien statt. Und die Lage in den einzelnen Ländern sei nach wie vor sehr unterschiedlich.
Ein kurzer Blick in die Bundesländer bestätigt das: Berlin und Brandenburg, wo heute (5. August) als erstes die Schule wieder losging, melden, dass alle freien Lehrerstellen besetzt werden konnten. Allerdings ging das nur mit vielen Quer- oder Seiteneinsteigern, die noch weiter ausgebildet werden müssen. Aus Schleswig-Holstein heißt es: «Pauschale Schwarzmalerei, wie von Lehrerverbandschef Meidinger, ist nicht angebracht». Kultusministerin Karin Prien (CDU) will kommende Woche ihren Ausblick für das neue Schuljahr vorlegen. «Ich gehe schon heute davon aus, dass wir Positives berichten können», sagt sie der Deutschen Presse-Agentur.
«Viele Einstellungen finden auch noch zum Schuljahresstart oder in den ersten Schulwochen statt. Erst dann können wir Endgültiges sagen», sagt die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). In den vergangenen Jahren sei es mit wenigen Ausnahmen bei Förderschulen gelungen, immer alle Planstellen zu besetzen. «Aber natürlich sehen und spüren wir, dass es für bestimmte Lehrämter oder Fächer von Jahr zu Jahr schwieriger wird.»
Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) verspricht: «Wir werden auch im nächsten Jahr die Versorgung sicherstellen.» Im Freistaat sollen demnach im neuen Schuljahr 4900 Lehrer neu eingestellt werden. Ob die Stellen alle besetzt werden können, muss sich allerdings noch zeigen. Lehrerpräsident Meidinger, der selbst ein Gymnasium im bayerischen Deggendorf leitet, sagt, der Lehrerarbeitsmarkt in Bayern sei praktisch leer gefegt.
Mit greifbaren Zahlen ist es so eine Sache. Bei der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg sind derzeit knapp 2700 offene Stellen für Lehrer an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland gemeldet. Allerdings sind dort Beamte nicht erfasst und unklar ist auch, ob von den Bundesländern alle freien Stellen nach Nürnberg gemeldet werden, da die Länder nicht unbedingt meldepflichtig sind, wie eine BA-Sprecherin sagt.
Also dramatisches Problem oder alles nur halb so schlimm mit dem Lehrermangel? Die Wahrheit liegt wohl wie immer irgendwo dazwischen. KMK-Präsident Lorz sagt, es mangele keineswegs an der Attraktivität des Lehrerberufs. Der Bildungsbereich ist seiner Ansicht nach genauso vom Fachkräftemangel betroffen wie so viele andere Berufszweige. Dazu steigt nach Angaben der KMK wegen höherer Geburtenzahlen und der Zuwanderung deutschlandweit der Bedarf an Lehrern. Modellrechnungen der Bildungsminister der Länder machen aber Hoffnung: Nach einem jahrelangen Unterangebot ausgebildeter Lehrer wird es demnach von 2023 an wieder mehr Absolventen geben als zu besetzende Stellen.
(Text: Jörg Ratzsch, dpa)