Die IG BAU hatte im vergangenen Jahr vielfache Änderungen des Rahmentarifvertrages verlangt, insbesondere sollten Fachkräfte höher eingestuft und erstmals in der Branche ein Weihnachtsgeld gezahlt werden. «Wir müssen weg von dem Billig-Image und klar machen, dass sich eine Ausbildung lohnt», begründete Laux den bislang vergeblichen Vorstoß.
Die Kündigung kam dann aber im April überraschend von der Arbeitgeberseite, nachdem das Bundesarbeitsgericht entschieden hatte, dass Überstundenzuschläge auch Teilzeitkräften zustehen. Im Rahmentarifvertrag für die Gebäudereiniger sind die Zuschläge hingegen erst von der 39. Wochenstunde an vorgesehen, also nur für Vollzeitkräfte. Man sei zur Kündigung gezwungen, hatte der Geschäftsführer des Bundesinnungsverbandes, Johannes Bungart, gesagt. Er kündigte am Mittwoch konkrete Vorschläge für die Verhandlung in Frankfurt an. Über das Weihnachtsgeld könne man aber erst im kommenden Jahr im Rahmen des Gehalts-Tarifvertrags sprechen.
Die BAG-Entscheidung gelte auch für die Gebäudereiniger, sagte die Gewerkschafterin Laux der Deutschen Presse-Agentur. Seit Januar müsse jede Überstunde mit einem Zuschlag von 25 Prozent bezahlt werden, auch an die knapp 500 000 Teilzeitkräfte inklusive der Mini-Jobber. Dies aber verweigerten die Firmen flächendeckend und setzten stattdessen die Mitarbeiter unter Druck, beispielsweise neue Arbeitsverträge zu unterzeichnen. «Mir ist kein Beispiel in Deutschland bekannt, dass ein Unternehmen die Zuschläge zahlt.»
(Text: dpa)
Schon jetzt habe die Airline mehr als 500 Piloten und rund 400 Flugbegleiter zu viel. Weitere 600 Stellen, die Ryanair für kommenden Sommer besetzen wollte, würden nun nicht benötigt.
Als weiterer Grund gilt die Unsicherheit durch den geplanten Austritt Großbritanniens aus der EU, der auf die Nachfrage drückt. Ein Ryanair-Sprecher bestätigte die Echtheit des Videos.
«Wir werden in den nächsten Wochen versuchen, den Stellenabbau möglichst gering zu halten», sagte O'Leary darin. Allerdings werde er sich nicht ganz vermeiden lassen. Bis Ende August solle Klarheit herrschen.
Die Fluggesellschaft hat wegen der gestoppten Auslieferungen des Boeing-Fliegers ihre Wachstumspläne für das kommende Jahr zusammengestrichen. Bis zum Sommer 2020 werde sie statt der geplanten 58 Jets des Typs voraussichtlich nur 30 Maschinen erhalten.
Nach zwei tödlichen Abstürzen bei Airlines in Indonesien und Äthiopien gilt für die Boeing 737 Max seit März ein weltweites Flugverbot. Noch ist völlig offen, wann der Hersteller die Probleme mit dem Jet gelöst hat und die Aufsichtsbehörden das Flugverbot aufheben. Boeing hat die Produktion des Typs bereits gedrosselt und die Auslieferungen gestoppt.
(Text: dpa)
Am Mittwoch, 31. Juli musste der Freizeitgerätehersteller bereits zum dritten Mal innerhalb von gut vier Jahren den Gang zum Insolvenzgericht antreten. Die Kettler Freizeit GmbH und die Kettler Plastics GmbH beantragten dort ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Dem habe das Amtsgericht Arnsberg stattgegeben, teilte das Unternehmen mit. Zuvor hatte der «Soester Anzeiger» über die Entwicklung berichtet.
Für die noch rund 550 Beschäftigten von Kettler ist es ein bitterer Rückschlag. Denn erst vor sieben Monaten hatte der Einstieg des Finanzinvestors Lafayette Mittelstand Capital bei dem Traditionsunternehmen wieder ein wenig Hoffnung auf bessere Zeiten aufkommen lassen. Schließlich kündigte der neue Besitzer an, er wolle mit Kettler «die Kurve von der Traditions- zur Trendmarke» kriegen.
Nötig wäre es wohl gewesen. Denn der Freizeitgerätehersteller kämpft seit geraumer Zeit mit schlechten Zahlen. Firmengründer Heinz Kettler hatte das Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem der führenden Hersteller von Sportgeräten, Fahrrädern und Gartenmöbeln gemacht. Er erfand nicht nur Deutschlands bekanntestes Tretauto. Er nahm für sich auch in Anspruch, 1977 weltweit das erste Aluminium-Bike auf den Markt gebracht zu haben. Und der Kettler-Hometrainer Golf war in den 1980er Jahren eines der beliebtesten Fitnessgeräte Europas.
Doch verlor das Unternehmen später an Schwung. Spätestens nach dem Tod des Gründers 2005 ging es bergab. Schon 2009 musste Kettler Hunderte Arbeitsplätze abbauen. 2015 stellte das Unternehmen erstmals Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung. Doch gelang nach dem Abbau von rund 200 Stellen und dem Verkauf der Fahrradsparte ein Neuanfang.
Die Rettung war allerdings nur von kurzer Dauer. Schon 2018 musste Kettler erneut zum Insolvenzgericht. Zeitweise schien eine Schließung der Firma wahrscheinlicher als eine Weiterführung, obwohl sich sogar die nordrhein-westfälische Landesregierung in die Rettungsbemühungen einschaltete. Erst der Einstieg von Lafayette brachte dann doch noch die Rettung in letzter Minute.
Dass das Unternehmen nur sieben Monate später schon wieder Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung stellen musste, liegt laut Kettler daran, dass beim vorigen Insolvenzverfahren nicht gründlich genug aufgeräumt worden sei. In der Kürze der Zeit hätten damals nicht alle Aufgaben ausreichend erledigt werden können, um Kettler zukunftsfähig aufzustellen.
«Die aktuelle Unternehmenssituation macht diesen Schritt daher erneut erforderlich», hieß es in der Erklärung des Unternehmens. Ziel sei es, Kettler nun nachhaltig zu sanieren. Lafayette und die Geschäftsführung von Kettler seien weiter vom großen Potenzial des Unternehmens überzeugt.
Die Erste Bevollmächtigte der IG-Metall Hamm-Lippstadt Britta Peter, zeigte sich dennoch besorgt über die Entwicklung. «Die Betroffenheit ist groß, dass das gerade mal ein halbes Jahr gut gegangen ist.» Nach der zweiten Insolvenz innerhalb so kurzer Zeit werde es mit Sicherheit nicht einfacher, das Geschäft fortzuführen.
Unausgesprochen steht in Ense-Parsin die Sorge im Raum, dass am Ende von Kettler nicht viel mehr übrig bleiben könnte, als der Dudeneintrag für das Kettcar als «mit Pedalen über eine Kette angetriebenes Kinderfahrzeug».
(Text: Erich Reimann, dpa)
Rein rechnerisch gab es 35 200 mehr Lehrstellen als Bewerber. Damit entfielen 100 betriebliche Ausbildungsplätze auf nur 93 Bewerber. Im Vorjahreszeitraum waren dagegen noch 100 Lehrstellen auf 99 Bewerber gekommen.
Insgesamt wurden bei den Arbeitsagenturen bis Ende Juli 486 500 überwiegend betriebliche Lehrstellen gemeldet. Das seien rund 6300 mehr als zum selben Zeitpunkt des Vorjahres. Diesen hätten
448 400 junge Leute gegenüber gestanden, die im Herbst eine Ausbildung beginnen wollen. Das seien, wegen der sinkenden Schulabgängerzahlen, fünf Prozent weniger als Ende Juli 2018.
Besonders groß ist das Lehrstellen-Bewerber-Ungleichgewicht laut BA in Hotel- und Gaststättenberufen sowie im Handwerk. Bis Ende Juli habe es beispielsweise viel mehr Lehrstellen für angehende Fachverkäuferinnen im Lebensmittelhandwerk, Gebäudereiniger sowie Fleischer und Bäcker und Berufskraftfahrer gegeben als Bewerber. Umgekehrt sei es dagegen bei Büro- und Verwaltungsberufen, in der Tierpflege, in Medienberufen und in künstlerisch-kreativen Berufen, berichtete die Nürnberger Bundesbehörde.
(Text: dpa)
deutlicher Verbesserungen“, bewertete Wolfgang Pieper, zuständiges Mitglied des ver.di-Bundesvorstands für den öffentlichen Dienst, die Einigung.
Pieper wies insbesondere auf die Einführung eines vollen dreizehnten Monatsentgelts für alle Beschäftigten hin. Eindeutig geregelt sei, dass Teilzeitbeschäftigten Überstundenzuschläge bereits bei Überschreitung der vereinbarten wöchentlichen Arbeitszeit zustehen. Auch seien verbesserte Regelungen bei Höhergruppierungen, bei Rufbereitschaft und für Dienstreisezeiten vereinbart. Außerdem würden alle Beschäftigten bei Erfüllung der qualitativen Unternehmensziele eine Bonuszahlung in der Regel in Höhe von 800 Euro erhalten. Bei den Nachwuchskräften ist es erstmals im Bereich des öffentlichen Dienstes gelungen, neben den Ausbildungsbedingungen der Auszubildenden nach dem Berufsbildungsgesetz auch die ausbildungsintegrierten und die praxisintegrierten dualen Studiengänge zu tarifieren. Die Studierenden erhalten ein monatliches Studienentgelt in Höhe von 1.300 Euro. „Das ist ein großer Fortschritt“, so Pieper weiter.
„Insgesamt konnte ver.di ein modernes, für die zukünftigen Beschäftigten der Autobahngesellschaft attraktives Tarifrecht durchsetzen“, fasste Pieper das Ergebnis der Tarifverhandlungen zusammen. „Den öffentlichen Arbeitgebern von Bund, Ländern und Kommunen stünde es gut an, die darin enthaltenen tarifpolitischen Fortschritte zu übernehmen.“
Nach der Einigung vom 5. April 2019 über das Eingruppierungsverzeichnis mit den Tätigkeitsmerkmalen, die neben der Entgelttabelle maßgebend für die Bezahlung der Beschäftigten sind, ist damit die tarifvertragliche Regelung der Arbeits- und Bezahlungsbedingungen bei der im September 2018 nach Beschluss von Bundestag und Bundesrat gegründeten Autobahn GmbH im Wesentlichen abgeschlossen. Nur noch die Regelungen für die Überleitung der Beschäftigten aus ihren bisherigen Arbeitsverhältnissen in den 16 Bundesländern stünden noch an, so Pieper. Die Verhandlungen darüber sollen bis zum 31. August dieses Jahres abgeschlossen werden.
(Text: ver.di)
Es beruft sich dabei auf eine monatliche Befragung der Chefs der 156 deutschen Arbeitsagenturen. Die IAB-Prognosen beziehen sich jeweils auf die kommenden drei Monate. Der daraus errechnete Index rutschte im Juli im Vergleich zum Vormonat um 0,4 Punkte auf 98,1 Punkte ab.
«Im gegenwärtigen Konjunkturabschwung erwarten die Arbeitsagenturen stärkeren Gegenwind» kommentierte IAB-Arbeitsmarktforscher Enzo Weber die aktuelle Entwicklung. Vermittlungen in konjunkturabhängige Bereiche wie die Zeitarbeit würden schwieriger. Trotzdem sieht Weber noch keine Hinweise auf Entlassungswellen, wie sie aktuelle Meldungen über Stellenabbau bei Großkonzernen vermuten ließen. Diese seien nicht repräsentativ für den Arbeitsmarkt, betonte Weber. Die Entlassungsquote sei seit der Wiedervereinigung noch nie so niedrig gewesen wie heute.
Dass der Arbeitsmarkt trotz der ersten negativen konjunkturellen Spuren weiterhin «auf Kurs» sei, zeige die weiterhin steigende Zahl von Arbeitsplätzen, die sich auch in der jüngsten Agentur-Umfrage widerspiegele. So rechnen die Agenturchefs auch für die kommenden drei Monate weiterhin mit steigender Beschäftigung, wenn auch nicht mehr in dem Maße, wie zum Höhepunkt des Jobbooms 2017. Mit 105,2 Punkten sei der Wert für die sogenannte Beschäftigungskomponente immer noch deutlich im positiven Bereich. Alle Werte über 100 signalisieren eine verbesserte Arbeitsmarktentwicklung.
(Text: dpa)
Rund 290.000 Menschen erkranken jährlich in Deutschland neu an Hautkrebs. Die UV-Anteile der Sonnenstrahlung lösen dabei häufig aktinische Keratosen und das Plattenepithelkarzinom aus. Diese Formen des weißen Hautkrebses sind seit 2015 als Berufskrankheit anerkannt. Bei der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 gab etwa jeder siebte in Vollzeit arbeitende Befragte (14 Prozent) an, mehr als die Hälfte der Arbeitszeit im Freien zu verbringen. Sie arbeiten zumeist im Baugewerbe (91 Prozent), dem Gartenbau und der Floristik (85 Prozent) oder der Land- und Forstwirtschaft (81 Prozent). Jedoch liegt der Anteil auch in Berufen wie beispielsweise Fahrern oder Gebäudetechnikern bei rund 40 Prozent. Bei den Betroffenen handelt es sich überwiegend um Männer (87 Prozent).
Die Beschäftigten sehen sich im Freien nicht nur der UV-Strahlung der Sonne ausgesetzt. Rund zwei von drei Betroffenen (69 Prozent) arbeiten auch häufig unter Hitze, Kälte, Feuchtigkeit und Zugluft. Auch befinden sich Dreck und Schmutz sowie Rauch, Staub und Gase häufiger in ihrer Arbeitsumgebung. Insgesamt berichten die viel im Freien Arbeitenden häufiger über Reizungen der Haut (16 Prozent) als andere Beschäftigte (11 Prozent).
Von den Erwerbstätigen, die überwiegend im Freien arbeiten, erhält nur jeder etwa Dritte (39 Prozent) eine regelmäßige Unterweisung über die Gefährdungen durch Sonnenstrahlung. Dabei finden in größeren Betrieben, in der Bauwirtschaft sowie in Betrieben, die eine Mitarbeitervertretung haben oder Maßnahmen der Gesundheitsförderung durchführen, deutlich häufiger Unterweisungen statt.
Die Ergebnisse zeigen, dass es verschiedene Berufe gibt, in denen Beschäftigte durch die Arbeit im Freien ein erhöhtes Hautkrebsrisiko tragen. Rund 60 Prozent der Betroffenen erhalten keine regelmäßige Unterweisung. Letztlich lassen sich die Risiken durch die UV-Anteile der Sonnenstrahlung durch angepasste Schutzmaßnahmen und angepasstes Verhalten verringern. Neben der Aufklärung der Beschäftigten durch den Arbeitgeber gehören dazu Maßnahmen wie beispielsweise eine ausreichende Verschattung der Arbeitsplätze oder das Tragen angemessener Kleidung zum Sonnenschutz.
baua: Fakten "Arbeiten im Freien – Beschäftige vor UV-Strahlung schützen" gibt es als PDF im Internetangebot der BAuA unter www.baua.de/publikationen.
(Text: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) )
In der großen Mehrzahl der Tarifbranchen lägen die Vergütungen für Auszubildende bereits heute deutlich oberhalb der ab 2020 geplanten Mindestausbildungsvergütung von 515 Euro im Monat, betonte der Leiter des Tarifarchivs Thorsten Schulten. Ein Problem seien jedoch viele nicht-tarifgebundene Unternehmen, die ihre Auszubildenden mitunter immer noch deutlich schlechter bezahlten.
Überdurchschnittlich gut bezahlt werden Auszubildende der Studie zufolge vor allem im Bank- und Versicherungsgewerbe, im öffentlichen Dienst, in der chemischen Industrie und in der Metall- und Elektroindustrie. Hie können Auszubildende schon im ersten Ausbildungsjahr mit monatlichen Beträgen zwischen 900 und knapp über 1000 Euro rechnen. Am niedrigsten liegen die tariflichen Ausbildungsvergütungen mit weniger als 600 Euro im Monat im Bäcker- und Friseurhandwerk sowie in der Floristik in Ostdeutschland.
Doch hängt es nicht nur von der Branche ab, was der Ausbildende am Monatsende auf dem Konto hat. Auch wo er arbeitet, spielt oft eine große Rolle. So schwankt die Bezahlung im dritten Ausbildungsjahr im Einzelhandel zwischen 830 Euro pro Monat in Mecklenburg-Vorpommern und 1045 Euro in Hamburg. Und im Kfz-Handwerk werden in Brandenburg 690 Euro gezahlt, in Baden-Württemberg dagegen 984 Euro.
(Text: dpa)
In ihrem «Psychoreport 2019» hat die Krankenkasse die Fehltage ihrer Versicherten in den vergangenen zwei Jahrzehnten ausgewertet. Demnach haben die Krankschreibungen von Arbeitnehmern wegen psychischer Leiden im Jahr 2017 einen Höchststand erreicht. Woran liegt das? Wird unsere Arbeitswelt immer brutaler? Oder macht uns der Alltag heute eher psychisch krank als früher?
Nicht unbedingt, findet DAK-Vorstandschef Andreas Storm: «Vor allem beim Arzt-Patienten-Gespräch sind psychische Probleme heutzutage kein Tabu mehr.» Deshalb werde auch bei Krankschreibungen offener damit umgegangen. Diese Einschätzung wird von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) geteilt. Linke, Grüne und der Deutsche Gewerkschaftsbund verweisen dagegen auch auf einen gestiegenen Arbeitsstress als Ursache.
Über den Gesamtzeitraum der DAK-Untersuchung hinweg fehlten Arbeitnehmer am häufigsten wegen der Diagnose Depression. Dahinter folgen sogenannte Anpassungsstörungen - diese treten zum Beispiel nach schweren Schicksalsschlägen auf oder nach einschneidenden Veränderungen im Leben. Danach kommen neurotische Störungen und Angststörungen. «Burn-Out» spielt kaum eine Rolle. Seit 2012 habe diese Diagnose im Krankheitsgeschehen deutlich an Relevanz verloren, heißt es.
Unumstritten sei, dass die Enttabuisierung psychischer Erkrankungen einen wesentlichen Anteil am Anstieg der Krankmeldungen habe, sagte eine DGPPN-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur (dpa). «Dass heutzutage offen über psychische Erkrankungen gesprochen werden kann, ist aus Sicht der DGPPN sehr zu begrüßen». Der Verband fordert allerdings mehr Früherkennung und Prävention, denn die meisten psychischen Erkrankungen manifestierten sich bereits in den ersten Lebensjahrzehnten.
Dass es nur daran liegt, dass die Leute heute psychische Probleme eher zugeben, glaubt Jutta Krellmann, die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion, nicht. Ihrer Ansicht nach ist das Berufsleben stressiger geworden. «Viele Beschäftigte können ein trauriges Lied davon singen. Das darf nicht heruntergespielt werden», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Krellmann forderte eine Anti-Stress-Verordnung und entsprechende Arbeitsschutzkontrollen in den Unternehmen.
So eine Verordnung fordert auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach sagte: «Der Gesetzgeber muss endlich handeln und darf nicht weiter tatenlos zuzusehen, wie Millionen Beschäftigte durch schlechte Arbeitsbedingungen einem Gesundheitsrisiko ausgesetzt sind». Eine Umfrage im Auftrag der Versicherung Swiss Life hatte kürzlich ergeben, dass sich fast zwei Drittel der arbeitenden Bevölkerung im Job gestresst fühlen.
Diskutiert wird über dieses Thema seit einiger Zeit auch unter dem Schlagwort «Work-Life-Balance». In diese Richtung zielt die Forderung der gesundheitspolitischen Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag, Maria Klein-Schmeink. «Wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, die eine gesunde Lebensweise und Zeiten des Miteinanders ermöglichen und Arbeitsprozesse entschleunigen.» Hier seien die besonders die Arbeitgeber gefragt. Nicht hinnehmbar seien außerdem Wartezeiten von über drei Monaten für ein Erstgespräch beim Psychotherapeuten und fehlende Anlaufstellen bei akuten Krisen.
Der DAK-Report zeigt, dass die Zahl der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen mit dem Alter kontinuierlich zunimmt. Frauen sind demnach deutlich häufiger wegen Seelenleiden krankgeschrieben als Männer. Besonders betroffen sind Beschäftigte in der öffentlichen Verwaltung und im Gesundheitswesen. Im Ländervergleich sind die Bayern am wenigsten wegen psychischer Probleme krank (1,9 Fehltage pro Versichertem im Jahr 2018), die Saarländer am häufigsten (3,1 Fehltage).
(Text: dpa)
Die Ergebnisse der Umfrage nähren zudem den Verdacht, dass Geld allein nicht glücklich macht. Denn die Meinungsforscher fragten separat in allen 16 Bundesländern und stellten fest, dass die Zufriedenheit mit dem Gehalt mit höherem Stress einhergeht. In Schleswig-Holstein etwa fühlten sich 61 Prozent angemessen bezahlt und 69 Prozent gestresst, in Bayern sieht es ganz ähnlich aus. Am unteren Ende der Skala in Brandenburg waren nur 54 Prozent zufrieden mit ihrem Gehalt, aber auch nur 56 Prozent gestresst.
Der DGB nannte die Ergebnisse der Umfrage «besorgniserregend». «Wir brauchen eine umfassende und vor allem verbindliche Anti-Stress-Politik auf nationaler und europäischer Ebene», forderte Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Eine Anti-Stress-Verordnung wäre nach DGB-Einschätzung ebenso notwendig wie wirksame Sanktionen gegen Unternehmen bei Verstößen im Arbeitsschutzrecht. «Der Gesetzgeber darf nicht weiter tatenlos zuzusehen, wie Millionen Beschäftigte durch schlechte Arbeitsbedingungen einem hohen Gesundheitsrisiko ausgesetzt sind», sagte Buntenbach.
Die Belastung am Arbeitsplatz und der in nicht wenigen Fällen damit einhergehende Burnout sind auch für die Versicherungen bedeutsam, weil sowohl Krankschreibungen als auch Arbeitsunfähigkeit wegen seelischer Ursachen in den vergangenen Jahren stark zugenommen haben. «Psychische Erkrankungen sind mittlerweile Hauptursache für ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Berufsleben», sagte Jörg Arnold, der Deutschland-Chef der Swiss Life.
(Text: dpa)