Weil es zu wenig Bademeister gibt, ist in den Schwimmbädern Erfindungsreichtum gefordert. So steht etwa das Familien- und Freizeitbad in Lahr im Schwarzwald diesen Sommer nicht für alle Badegäste offen. Weil kein geeigneter Bademeister eingestellt werden konnte, dürfen sich nur Vereinsmitglieder auf Liegestühlen und Decken aalen. Man sehe aus rechtlichen Gründen keine andere Möglichkeit, sagt die Vereinsvorsitzende Cornelia Herr.
Für Sicherheit sorgen etwa Studenten und Rentner, die eine Prüfung als Rettungsschwimmer absolviert haben. Sie seien aber mitnichten für alle Aufgaben eines Bademeisters ausgebildet, fügt Herr hinzu. Über den Fachkräftemangel sagt sie: «Das ist ein Problem, das sich künftig verschärfen dürfte.» Stellen zu besetzen sei schon deshalb schwierig, da sich die geburtenstarken Jahrgänge aus den 50er und 60er Jahren in den Ruhestand verabschiedeten und dem Arbeitsmarkt heute weniger Kräfte zur Verfügung stünden.
Auch Verbandspräsident Harzheim berichtet, dass manche Bäder wegen des Personalmangels Öffnungszeiten änderten oder zeitweise gar den Betrieb einstellen müssten. Zwar lasse der Engpass bei der Ausbildung langsam nach, sagt er. Auch gebe es große regionale Unterschiede. «Aber die Talsohle haben wir noch nicht durchschritten», sagt er.
Nicht nur die Bevölkerungsentwicklung gilt als Grund für den Fachkräftemangel am Beckenrand. Harzheim meint, dass sich zudem die Mentalität geändert habe: Viele junge Menschen seien im Sommer nicht mehr bereit, sieben Tage in der Woche auf der Arbeit zu verbringen. Weder Bezahlung noch Arbeitszeiten gelten als attraktiv, sagt er. Zwar habe sich mit dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst 2017 die Situation verbessert. Davon profitierten Mitarbeiter aber nur, wenn sich die Betreiber der Bäder daran halten. Dies sei etwa bei privaten Betreibern nicht immer der Fall.
Das Problem sei zudem in den Bundesländern unterschiedlich stark ausgeprägt. Anders als etwa in Baden-Württemberg könnte ein Bundesland wie Nordrhein-Westfalen mehr Nachwuchs ausbilden, da dort die Strukturen anders seien. So gebe es in den dortigen Kommunen oftmals sowohl Hallen- als auch Freibäder, was für die Ausbildung notwendig sei. Dort lasse sich das Personal je nach Bedarf in den unterschiedlichen Bädern einsetzen. Dies sei beispielsweise im Südwesten seltener der Fall als in NRW.
Thomas Herbing von Verdi bemängelt, viele Kommunen hätten in der Vergangenheit zu wenig Schwimmmeister ausgebildet. Das räche sich nun. Der Gewerkschafter sieht aber Möglichkeiten, mit denen sich die Situation generell verbessern ließe. So könne etwa eine moderne Organisation helfen, die wenig familienfreundlichen Arbeitsbedingungen zu verbessern, sagt Herbing.
Uwe Lübking, beim Deutschen Städte- und Gemeindebund zuständig für Arbeitsmarktpolitik, sieht in dem Fachkräftemangel eine ähnliche Personalnot, die sich auch in Pflegeheimen und Kindertagesstätten zeige. Das liege auch daran, dass viele junge Leute zunehmend Hochschulen und Universitäten besuchten, statt sich für eine Berufsausbildung zu begeistern, sagt er.
«Auf der einen Seite halten wir die duale Ausbildung in Deutschland hoch, auf der anderen Seite fördern wir diese Form der Bildung nicht ausreichend», kritisiert Lübking. So oder so - wenn Bäder wegen des Fachkräftemangels Öffnungszeiten einschränken oder gar schließen müssten, sei das ein Problem. «Bäder sind Orte der Begegnung und als Teil kommunaler Daseinsvorsorge unverzichtbar», sagt Lübking.
Dass Flüchtlinge den Fachkräftemangel rasch ausgleichen können, glaubt etwa Verbandsfunktionär Harzheim indes nicht. Die Menschen anzulernen sei aufgrund der vielfältigen Aufgaben schwierig. Die Fachkräfte seien von der Bädertechnik bis zur Rechts- und Verwaltungskunde in ganz verschiedenen Bereichen gefordert. «Das können viele geflüchtete Menschen nicht von heute auf morgen leisten», meint Harzheim. Besser wäre es aus seiner Sicht, wenn Kommunen stärker für die abwechslungsreiche Tätigkeit werben würden.
(Text: Stephen Wolf, dpa)
„Gefährliche Arbeiten sind für Kinder und Jugendliche generell tabu. Das Jugendarbeitsschutzgesetz regelt die genauen Bedingungen für Ferienarbeit“, sagt Tina Malguth. Erlaubt sind leichte Tätigkeiten, zum Beispiel Gartenarbeit, Zeitung austragen oder Botengänge. Schwere körperliche oder gefährliche Tätigkeiten sind für Jugendliche verboten“.
Arbeitszeiten: Vom 13. bis einschließlich dem 14. Lebensjahr dürfen Kinder nur mit Zustimmung der Eltern arbeiten – aber nur bis zu zwei, in der Landwirtschaft drei Stunden täglich, und zwar zwischen 8 und 18 Uhr. Jugendliche zwischen 15. und 17. Jahren dürfen maximal vier Wochen im Jahr in den Ferien jobben. Mehr als acht Stunden am Tag und 40 Stunden in der Woche sind dabei nicht erlaubt und der Arbeitszeitraum muss zwischen 6 bis 20 Uhr liegen. Ausnahmen gelten für ältere Schülerinnen und Schüler ab 16 Jahren, die etwa in Gaststätten bis 22 Uhr und in Mehrschicht-Betrieben bis 23 Uhr arbeiten dürfen.
Wer arbeitet muss auch Pause machen. Hier haben unter 18-Jährige bei viereinhalb bis sechs Stunden Arbeit am Tag Anspruch auf mindestens 30 Minuten, bei mehr als sechs Stunden auf 60 Minuten Pause.
Das Mindestlohngesetz gilt auch für Ferienarbeit. Jedoch haben nur Jugendliche ab 18 Jahren den Anspruch auf 9,19 Euro je Stunde. Für unter 18-Jährige ohne abgeschlossene Berufsausbildung gilt das Mindestlohngesetz leider nicht. „Beim unterschreiben des Arbeitsvertrages sollte man das ganz besonders im Blick haben, denn auch Ferienjobs müssen fair bezahlt werden“, betont Malguth.
Bei Problemen: Wenn Arbeitgeber sich nicht an die Gesetze halten, sollte man zusammen mit den Eltern was dagegen tun. Tina Malguth: „Verstöße gegen Arbeitsschutzgesetze sollte keiner tolerieren. In solchen Fällen drohen den Arbeitgebern heftige Geldbußen.“ Die örtlichen Aufsichtsbehörden, etwa die Ämter für Gewerbeaufsicht oder für den Arbeitsschutz, helfen weiter.
Mehr unter: https://jugend.dgb.de/dein-ferienjob
(Text: Deutscher Gewerkschaftsbund)
Im bundesweiten Durchschnitt erhalten dagegen vollzeitbeschäftigte Männer rund 21 Prozent mehr Lohn oder Gehalt, geht aus einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Unterschiede bei Qualifikation, Berufswahl und Arbeitserfahrung sind bei dieser sogenannten unbereinigten Lohnlücke allerdings nicht berücksichtigt.
Frauen unterbrechen wesentlich häufiger als Männer ihre Erwerbstätigkeit für Kindererziehung und Familienphasen. »Als Folge müssen Frauen einen Lohnabschlag aufgrund familienbedingter Erwerbsunterbrechungen in Kauf nehmen«, schreiben die IAB-Arbeitsmarktforscherinnen Michaela Fuchs, Anja Rossen, Antje Weyh und Gabriele Wydra-Somaggio. Frauen arbeiten zudem häufig im Büro-, Dienstleistungs- oder Gesundheitsbereich. Tätigkeiten in diesen Bereichen sind meistens nicht nur mit einem geringeren Verdienst, sondern auch mit flacheren Karriereverläufen verbunden. Außerdem sind Frauen häufiger in kleinen Betrieben tätig. Damit profitieren sie nicht im gleichen Ausmaß wie Männer von den im Durchschnitt höheren Löhnen in Großbetrieben.
Viele dieser Faktoren sind je nach Region unterschiedlich stark ausgeprägt. »Es hängt sehr stark von den konkreten Beschäftigungsmöglichkeiten vor Ort ab, ob und wie viel Frauen weniger verdienen als Männer«, erklären die Forscherinnen. Auf Kreisebene betrachtet unterscheidet sich die unbereinigte Lohnlücke daher erheblich. Im Bodenseekreis, in Ingolstadt oder im Landkreis Dingolfing-Landau verdienen vollzeitbeschäftigte Frauen beispielsweise rund 40 Prozent weniger als Männer, in Cottbus dagegen vier Prozent mehr. »Männer verdienen vor allem in solchen Regionen deutlich mehr, in denen Großbetriebe gut bezahlte Jobs in Produktion, Fertigung und Forschung anbieten«, erläutern die Forscherinnen. So sei der Bodenseekreis stark vom Maschinenbau und Ingolstadt von der Automobilindustrie geprägt. Den Frauen in Ostdeutschland biete dagegen der öffentliche Dienst häufig attraktive Verdienstmöglichkeiten. Rund ein Fünftel der Frauen in Cottbus arbeitet im öffentlichen Dienst. Männer sind in Cottbus dagegen überdurchschnittlich häufig in der Zeitarbeitsbranche tätig. In der Industrie sind in Cottbus vergleichsweise wenige Männer beschäftigt.
Werden, soweit statistisch verfügbar, die Unterschiede hinsichtlich Qualifikation, Beruf und Arbeitserfahrung berücksichtigt, zeigt sich wieder das gewohnte Bild: Männer verdienen dann überall in Deutschland mehr als Frauen. Die Vorteile der Frauen in Cottbus hinsichtlich ihrer beruflichen und betrieblichen Merkmale bilden sich nur zum Teil in ihren Einkommen ab.
Die IAB-Studie ist online abrufbar unter http://doku.iab.de/kurzber/2019/kb1019.pdf.
(Text: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung)
Auch im laufenden Jahr dürften die Reallöhne um durchschnittlich 1,0 Prozent steigen. Deutschland liegt mit einem Reallohnzuwachs von 1,0 Prozent 2018 und prognostizierten 1,7 Prozent 2019 über dem europäischen Durchschnitt. Deutlich stärker steigen die Löhne in fast allen osteuropäischen Staaten. Ein wesentlicher Faktor für die steigenden Löhne sind Tarifabschlüsse, die in etlichen Ländern für spürbare Steigerungen gesorgt haben. Das zeigt der neue Europäische Tarifbericht, den das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung vorlegt hat.
Da die aktuelle konjunkturelle Eintrübung vor allem auf die weltwirtschaftliche Verunsicherung durch die Handelskonflikte der USA zurückgeht, sei »eine Verstetigung des noch immer moderaten Expansionskurses bei den Löhnen wirtschaftlich sinnvoll, da höhere Löhne die Binnennachfrage stärken«, schreibt WSI-Forscher Dr. Malte Lübker in seiner Studie. Der Konsum der Privathaushalte und steigende Investitionen hatten der deutschen Wirtschaft ein relativ starkes Wachstum im ersten Quartal 2019 beschert. Zudem trügen solide Lohnzuwächse dazu bei, die nach wie vor vergleichsweise niedrige Inflationsrate zu stabilisieren und so einer deflationären Entwicklung vorzubauen. Aus diesem Grund begrüßen auch die Europäische Zentralbank (EZB) oder der IWF stärkere Lohnsteigerungen, insbesondere in Deutschland.
Unabdingbar für ein ausgewogenes Wachstum der Löhne sei eine Stärkung von Tarifverträgen, so WSI-Experte Lübker. Diese sorgen dafür, dass auch niedrigere Lohngruppen von Lohnsteigerungen profitieren, und haben damit eine wichtige gesellschaftliche Funktion. »Sie könnte einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung des von vielen Bürgern empfundenen Gerechtigkeitsdefizits der Europäischen Union leisten«, schreibt der Forscher. Während der Eurokrise hatte es zur Politik der »Troika« gehört, branchenweite Tarifverhandlungen zugunsten »dezentraler« Lohnsetzung zurückzudrängen. Auch in Deutschland ist die Tarifbindung in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich gesunken.
- Forscher: Trotz Eintrübung noch Rückenwind durch Konjunktur -
Die WSI-Studie, die Daten der Europäischen Statistikbehörde, der EU-Kommission, der EZB und anderer europäischer Institutionen auswertet, konstatiert dass die wirtschaftlichen Voraussetzungen für weitere Lohnerhöhungen weiterhin gegeben sind: Die Volkswirtschaften der EU sind trotz einer Abschwächung der Konjunktur mit einem prognostizierten Plus von 1,4 Prozent für das laufende Jahr weiterhin auf Wachstumskurs. Die Arbeitslosigkeit ist 2018 in allen EU-Ländern gesunken, im Schnitt um 0,8 Prozentpunkte auf 6,8 Prozent. Für 2019 rechnet die EU-Kommission mit einem weiteren Rückgang auf 6,5 Prozent. Während die Arbeitslosenquote in einigen südeuropäischen Ländern nach wie vor hoch ausfällt, herrscht in Deutschland oder Tschechien annähernd Vollbeschäftigung.
Den Gewerkschaften haben die günstigen Rahmenbedingungen in den Tarifverhandlungen Rückenwind verliehen, zeigt Lübkers Analyse: Laut Berechnungen der Europäischen Zentralbank (EZB) konnten sie im Euroraum 2018 im Schnitt nominal zweiprozentige Lohnerhöhungen durchsetzen. Preisbereinigt betrug das Plus aufgrund der etwas gestiegenen Inflationsrate noch 0,3 Prozent. Deutschland landet mit Tariflohnzuwächsen von nominal 3 Prozent und real rund 1 Prozent auf einem der Spitzenplätze; hier sind die Tariflöhne insgesamt seit 2010 real um 9,6 Prozent gestiegen.
Die Nominallöhne haben laut WSI-Bericht 2018 im EU-Mittel nominal um 2,8 Prozent zugelegt. Die Spanne reicht von 0,1 Prozent in Zypern bis 18,4 Prozent in Rumänien. Für das laufende Jahr erwartet die EU-Kommission ein Lohnwachstum von nominal 2,6 Prozent. Dabei stechen erneut die osteuropäischen Länder heraus.
- Löhne in Osteuropa steigen schneller, liegen aber meist noch deutlich zurück -
Trotz überproportionaler Lohnsteigerungen in Osteuropa gibt es beim Engeltniveau immer noch große Unterschiede zwischen den Mitgliedsstaaten, zeigt die Untersuchung. Die Spannbreite der durchschnittlichen jährlichen Arbeitnehmerentgelte (Löhne plus Arbeitgeberbeitrag zur Sozialversicherung) in der EU ist weiter groß. Sie reicht von 70.000 Euro pro Beschäftigtem in Luxemburg und 59.300 Euro in den Niederlanden bis 13.700 Euro in Ungarn, 12.300 Euro in Rumänien und 9.100 Euro in Bulgarien (siehe auch die Grafik im Anhang der pdf-Version). Den starken Rückstand in vielen osteuropäischen Ländern mit niedrigerer Produktivität rechtfertigen zu wollen, überzeuge längst nicht mehr, betont der Forscher. Vielmehr seien die Löhne in diesen Ländern auch gemessen an der Produktivität sehr niedrig - ein klares Indiz für eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Unwucht. Deutschland liegt mit 43.000 Euro pro Kopf auf dem 10. Platz in der EU. Ein Grund für die Position hinter den meisten west- und nordeuropäischen Staaten sind Teilzeitbeschäftigungen mit geringer Stundenzahl, die in der Bundesrepublik häufiger vorkommen als im Durchschnitt der EU.
Auch Niedriglöhne sind in Deutschland nach wie vor weit verbreitet. Das gilt mit einer Quote von knapp 15 Prozent bei den Männern, vor allem aber bei den Frauen, von denen in Deutschland nach Berechnungen der OECD fast 27 Prozent für weniger als zwei Drittel des mittleren Lohns arbeiten. Im Kontrast dazu hat der WSI-Forscher eine Gruppe von sieben Ländern ausgemacht, die sich durch auffällig wenige Niedriglohnjobs auszeichnen: die drei nordischen EU-Staaten sowie Belgien, Italien, Frankreich und Portugal. Eine wichtige Gemeinsamkeit dieser Länder sei die ausgesprochen hohe Tarifbindung von jeweils deutlich über 70 Prozent.
(Text: Hans-Böckler Stiftung)
„In der nächsten Runde erwarten wir ein verhandlungsfähiges Angebot. Die Arbeitgeber müssen eine ordentliche Schippe drauflegen“, sagt IG-BCE-Verhandlungsführer Hans-Joachim Gerloff. Die Beschäftigten in der Feinkeramik dürften nicht vom tariflichen Umfeld abgekoppelt werden. Gerloff betont: „In der Branche herrscht schon jetzt großer Fachkräftemangel.“
Die IG BCE fordert eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 5,5 Prozent, die überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen, die Besserstellung von Gewerkschaftsmitgliedern sowie die Verdopplung des Urlaubsgeldes auf 40 Euro pro Tag.
Darüber hinaus fordert die IG BCE den Einstieg in die Verhandlungen zum Bundesentgelttarifvertrag. Das bedeutet die Ablösung der bestehenden Lohn- und Gehaltsrahmentarifverträge, um eine Gleichstellung zwischen qualifizierter gewerblicher Tätigkeit (Löhne) und Angestelltentätigkeit (Gehälter) zu erreichen. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen.
Die feinkeramische Industrie umfasst die Sparten Porzellan, Sanitärkeramik, Fliesen und technische Keramik. Regionale Schwerpunkte liegen in Oberfranken, in der Oberpfalz, im Saarland, im Schwarzwald sowie in den Regionen Stuttgart, Nürnberg und Neuwied.
(Text: IG BCE)
Den größten Teil davon - nämlich 1,8 Millionen Stellen - machen Jobs aus, die Chefs ohne Angaben von Gründen von vorneherein befristeten. Dies ist im Vergleich zu 2017 ein Plus von 14 Prozent. Die sogenannten sachgrundlosen Befristungen kletterten damit zugleich auf das höchste Niveau seit Erfassung der Daten, erläutert die Denkfabrik der Bundesagentur für Arbeit (BA) unter Berufung auf eine jährlich wiederholte Betriebsbefragung. Über die Entwicklung hatte zuerst das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Donnerstag) berichtet.
Die Entwicklung steht damit im Widerspruch dem von der großen Koalition vereinbarten Ziel, sachgrundlose Befristungen künftig einzuschränken. Die Arbeitsmarktforscher vermuten in dem aktuellen Boom bei sachgrundlosen Befristungen vor allem rechtliche Gründe. Viele Unternehmen wählten offenkundig diese auf zwei Jahre begrenzte Variante, weil sie damit das Risiko einer rechtlichen Anfechtung sicher ausschlössen. Nennen Firmen Gründe, warum sie eine Stelle nur befristeten, müssten die Sachgründe im Zweifelsfall auch vor Gericht Bestand haben.
Grundsätzlich sind befristetet Jobs nach Ansicht der IAB-Forscher nicht unbedingt negativ zu beurteilen. «Befristete Verträge werden häufig als verlängerte Probezeit genutzt und führen nicht selten in unbefristete Beschäftigung», betonte Arbeitsmarktforscher Hohendanner. So habe im Jahr 2018 die Übernahmequote unbefristet Beschäftigter mit 44,2 Prozent den höchsten Stand seit der ersten Messung im Jahr 2009 erreicht. Befristet Beschäftigte profitierten offensichtlich von der guten Konjunktur. Umgekehrt erhöhe eine Wirtschaftsflaute das Risiko der Betroffenen, nach dem Ende des Jobs arbeitslos zu werden.
(Text: dpa)
«Wir werden die Streiks nun noch verstärken und ausweiten, damit die Arbeitgeber begreifen, ihre Hinhaltetaktik macht keinen Sinn.» Bundesweit waren Beschäftigte des Unternehmens in sieben Bundesländern aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen und zu drei zentralen Versammlungen - neben Neckarsulm in Dortmund und Erfurt - zusammenzukommen.
Kritik an den befristeten Arbeitsniederlegungen kam vom Handelsverband Baden-Württemberg. Dessen Sprecher sagte: «Warnstreiks dieser Art treffen vor allem die Verbraucher und gefährden in einer Zeit, in der sich der Handel in der größten Transformation seiner Geschichte befindet, noch mehr Arbeitsplätze.»
Die Tarifverhandlungen für die rund 490 000 Beschäftigten im baden-württembergischen Einzelhandel waren am 12. Juni ohne Ergebnis vertagt worden. Die Arbeitgeber hatten ihr Angebot etwas nachgebessert und wollen nun eine Lohnerhöhung von 1,7 Prozent im ersten und 1,2 Prozent im zweiten Jahr gewähren. Verdi wies das allerdings als zu niedrig zurück und blieb bei der bisherigen Forderung von 6,5 Prozent. (Text: dpa)
Zwei Möglichkeiten seien vorgesehen, bekräftigte der SPD-Politiker. «Die von mir bevorzugte Lösung ist, dass ein Tarifvertrag verhandelt wird, den ich dann für allgemeinverbindlich für die gesamte Branche erklären kann.» Plan B sei dann, «über höhere Lohnuntergrenzen die Bezahlung in der Altenpflege insgesamt anzuheben».
Heil sagte, sein Gesetzentwurf sehe vor, «dass ein Pflege-Mindestlohn mit mehreren Stufen verhandelt werden soll: zum Beispiel eine für Hilfskräfte und eine für ausgebildete Fachkräfte». In Ost und West sollten Pfleger zudem künftig denselben Lohn erhalten.
Pflegebedürftige und Angehörige würden nicht überfordert, sagte Heil. «Höhere Löhne insgesamt zu finanzieren, ist erst einmal Aufgabe der Pflegeversicherung.» Zur Frage, ob er auch einen Steuerzuschuss aus dem Bundeshaushalt befürworten würde, sagte der Minister: «Es braucht eine gemeinsame Kraftanstrengung, einen Finanzierungsmix. Wir sollten aber erst einmal abwarten, wie stark die Lohnerhöhungen in der Altenpflege zu Buche schlagen.»
Die Bundesregierung will angesichts der Personalnot in der Pflege grundlegend bessere Arbeitsbedingungen erreichen, um zu mehr Fachkräften zu kommen. Die bessere Bezahlung in der Altenpflege ist Teil eines Maßnahmenpakets, das Heil, Familienministerin Franziska Giffey (SPD) und Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Anfang Juni nach knapp einjährigen Beratungen mit zahlreichen Beteiligten vorgelegt hatten. Die Spitzen der Koalitionsfraktionen hatten sich zuletzt auf ihrer Klausurtagung darauf verständigt, die Vorhaben aus der sogenannten Konzertierten Aktion Pflege zügig umzusetzen.
(Text: dpa)
Laut Verdi arbeiten bundesweit 130 000 Beschäftigte bei ÖPNV-Unternehmen, 50 000 weitere bei Subunternehmen. Das seien weniger als früher. «Wir haben 18 Prozent weniger Personal als vor 20 Jahren, aber 24 Prozent mehr Fahrgäste», sagte Ball.
Die häufigen Ausfälle hätten auch mit den Arbeitsbedingungen zu tun. So richteten Unternehmen Planungen an Fahrzeugen aus, nicht an Mitarbeitern. Beispielsweise könne nach viereinhalb Stunden ein Fahrer erst auf die Toilette gehen. Ist die Planung aber zu eng, könne es sein, «dass durch Verspätungen diese Pause verkürzt wird oder ganz entfallen muss».
Laut Verdi sind die Belegschaften zudem überaltert. 40 Prozent seien älter als 50 Jahre. Doch bereits jetzt gebe es auf dem freien Markt keine Busfahrer. Beim Umstieg auf E-Busse fehlten auch Elektroniker.
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen sieht die Lage ebenfalls als problematisch an. «Die Schuld bei den Unternehmen zu suchen, ist aber nicht ganz fair», sagte Sprecher Lars Wagner. Die Personaldecke sei dünn geworden, weil Städte und Gemeinden in der Vergangenheit auf Kosten geachtet hätten und das Verkehrssystem seit 20 Jahren wachse.
(Text: dpa)
«Wir müssen jetzt sehr, sehr viel ändern, so dass wir auch in Zukunft wirtschaftlich stark bleiben und die Gesellschaft zusammenhalten», sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Denn in den kommenden sechs Jahren würden durch den technischen Fortschritt rund 1,3 Millionen Arbeitsplätze wegfallen, auf der anderen Seite entstünden 2,1 Millionen neue Jobs, sagte er mit Verweis auf Berechnungen von Wissenschaftlern für sein Ministerium.
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte: «Weiterbildung im Beruf muss in der Zukunft zum Arbeitsalltag gehören.» Bisher sei es Konsens gewesen, dass Weiterbildung im Wesentlichen ein Thema der Unternehmen ist. Nun müssten alle Akteure an einem Strang ziehen, so dass Weiterbildung für jeden normal werde. Aufgebaut werden soll dafür ein zentrales Eingangsportal im Internet, das über Möglichkeiten informiert und die Antragstellung vereinfacht.
Heil kündigte für Herbst eine Gesetzesinitiative für ein so genanntes Transformationskurzarbeitergeld an, wie es etwa die IG Metall vorgeschlagen hatte. Bei Unternehmen im Umbau sollen dadurch Entlassungen verhindert werden, von Arbeitsausfall Betroffene sollen sich in einer Phase der Kurzarbeit zugleich weiterqualifizieren können.
Etwa im Bereich Handel, Banken und Versicherungen würden sich wiederholende Tätigkeiten verstärkt durch selbstoptimierende Softwaresysteme ersetzt, sagte Heil. Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, sagte, bei quasi allen Arbeitsplätzen stiegen die Qualifikationsanforderungen. «Wir sind darauf angewiesen, das inländische Erwerbspersonenpotenzial voll auszuschöpfen.» Je geringer die Qualifikation bei einem Beschäftigten sei, desto schwerer sei dieser aber zur Weiterbildung zu bewegen.
(Text: dpa)
Geplant ist auch, das sogenannte Aufstiegs-Bafög auszuweiten. Dieses zahlt der Staat Menschen, die eine Weiterbildung zum Meister, Fach- oder Betriebswirt antreten. Die Bundesmittel dafür sollen um 350 Millionen Euro in dieser Legislaturperiode aufgestockt werden. Zudem sollen in den Betrieben «Weiterbildungsmentoren die Weiterbildung von Kollegen unterstützen.»
Die Vizechefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Elke Hannack, machte deutlich, dass die Gewerkschaften sich weitere Schritte wünschen, obwohl sie die Weiterbildungsstrategie mittragen: «Perspektivisch streben wir ein Recht auf Weiterbildung an», sagte sie.