Männliche Migranten gehen öfter arbeiten als Frauen

Nürnberg (dpa) - Männliche Migranten gehen nach Behördenangaben deutlich häufiger arbeiten als geflüchtete Frauen. Während sich der Anteil der in einen Job gewechselten arbeitslosen Männer von April 2016 bis April 2019 fast verdoppelte, verharrte der entsprechende Anteil bei Frauen fast auf dem früheren Niveau, wie aus Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervorgeht.
Männliche Migranten gehen öfter arbeiten als Frauen
Bild: pixabay.com

Arbeitsmarktforscher führen die Unterschiede auch auf traditionelle Rollen- und Familienbilder in vielen Flüchtlingsfamilien zurück, von denen viele aus muslimischen Ländern kommen. Diese schrieben vor allem den Männern die Ernährerrolle zu, Frauen blieben eher im häuslichen und familiären Bereich, heißt es in einer jüngeren Studie des Instituts für Arbeitsmarkt - und Berufsforschung (IAB).

Nach Bundesagentur-Angaben hatten zuletzt im April 7,7 Prozent der arbeitslosen männlichen Flüchtlinge einen Job oder einen Ausbildungsplatz gefunden. Ihre Zahl sei in den vergangenen drei Jahren von 24 000 auf 118 000 gestiegen. Dagegen stieg die Quote bei weiblichen Flüchtlingen zwischen Frühjahr 2016 und 2019 lediglich um 0,2 Punkte auf 1,4 Prozent, ihre Zahl um 7000 auf 11 000 Frauen. Die Zahlen beziehen sich auf Flüchtlinge aus den acht wichtigsten Asylherkunftsländern.

Hingegen ist bei deutschen Arbeitslosen, denen der Sprung in einen Job gelingt, der Unterschied zwischen Männer und Frauen verschwindend gering. Von ihnen haben binnen Jahresfrist jeweils mehr als acht Prozent eine Stelle gefunden.

Arbeitszeit-Urteil: Familienunternehmer warnen vor strikter Umsetzung

Berlin (dpa) - Die mittelständischen Familienunternehmer warnen vor einer Eins-zu-eins-Umsetzung des europäischen Urteils zur Arbeitszeiterfassung in Deutschland. Peer-Robin Paulus, Leiter Politik und Wirtschaft des Verbands der Familienunternehmer, sagte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: «Das Urteil ist eine Zeitreise in die Vergangenheit. Es passt nicht in die Arbeitswelt von heute. Eine Eins-zu-eins-Umsetzung in deutsches Recht würde alles auf den Kopf stellen, was ein modernes Unternehmen mit seinen Mitarbeitern machen sollte.»
Arbeitszeit-Urteil: Familienunternehmer warnen vor strikter Umsetzung
Bild: pixabay.com

Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) sollen Arbeitgeber verpflichtet werden, die gesamte Arbeitszeit ihrer Beschäftigten systematisch zu erfassen. Die Gewerkschaften begrüßten dies als Schutz vor unbezahlten Überstunden und Verfügbarkeit rund um die Uhr. Arbeitgeber warnten dagegen vor neuer Bürokratie.

Elternzeit bringt Frauen Lohneinbußen

Auszeiten für die Kinderbetreuung sind für Frauen in Deutschland einer Studie zufolge mit erheblichen Lohneinbußen verbunden. Bei einer Pause von mehr als zwölf Monaten verdienen sie nach Berechnungen der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung im Schnitt knapp 10 Prozent weniger pro Stunde.
Elternzeit bringt Frauen Lohneinbußen
Bild: pixabay.com

Dauert die Auszeit kürzer als ein Jahr, beträgt das durchschnittliche Minus demnach immerhin noch 6,5 Prozent. Die «Süddeutsche Zeitung» hatte zuvor über die Analyse des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Böckler-Stiftung berichtet.

Durch längere Auszeiten von Frauen nach Geburten werde ihre Qualifikation in den Augen vieler Arbeitgeber entwertet, erklärte die Autoren. Vor allem für höher Qualifizierte sei das ein Problem.

Wechselten Frauen nach der Elternzeit von festen Arbeitszeiten zu Gleitzeit, vergrößere sich das Lohnminus sogar noch, hieß es in der Studie. Nach einer längeren Pause verdienten Mütter bei einer Gleitzeitstelle im Schnitt 16 Prozent weniger. Frauen ohne Elternzeit profitierten dagegen finanziell von einem Wechsel in Gleitzeit. Sie hätten dadurch einen um 4,5 Prozent höheren Stundenlohn.

Zwar sei Gleitzeit ein Mittel, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen und die Lohneinbußen von Müttern zu reduzieren, schreiben die Experten der Böckler-Stiftung. Doch anders als in den USA scheine Gleitzeit das «Stigma der Mutterschaft noch zu verstärken».

Viele Arbeitgeber betrachteten Mutterschaft als Ausdruck fehlender Karriereorientierung. Das sei in anderen Ländern nicht der Fall. So habe beispielsweise Mutterschaft in Schweden so gut wie keine negative Auswirkungen auf die Löhne von Frauen. Für die Studie waren Daten des Sozio-ökonomischen Panels ausgewertet worden.

Um eine partnerschaftliche Arbeitsteilung zu fördern und Vorurteile gegenüber erwerbstätigen Müttern abzubauen, empfiehlt die Böckler-Stiftung, etwa Partnermonate bei der Elternzeit zu verlängern. Auch solle die Politik das Ehegattensplitting abschaffen, das Familienmodelle mit einem Hauptverdiener steuerlich fördert.
(Text: dpa)

Google startet Job-Suche in Deutschland

Berlin (dpa) - Google bietet nun auch in Deutschland die gezielte Suche nach Stellenausschreibungen an. Zum Start der neuen Funktion seien Job-Anzeigen hunderter Partner, darunter Verlagshäuser wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Südwestdeutsche Medienholding sowie Jobbörsen wie Xing, LinkedIn und Monster verfügbar, kündigte der Internet-Konzern am Mittwoch in Berlin an. Über Suchbegriffe wie «Jobs in meiner Nähe» oder «Bäcker Stellenanzeigen» listet Google im oberen Bereich der Ergebnisse entsprechende Vorschauen auf die Stellenausschreibungen der Partner auf. Mit Filtereinstellungen lassen sich die Ergebnisse etwa nach Voll- oder Teilzeitjobs, der Wunschstadt oder der gesuchten Branche sowie der eigenen Fähigkeiten und Ausbildung weiter präzisieren.
Google startet Job-Suche in Deutschland
Bild: oto: Marc Müller/dpa

Für das neue Angebot will Google mit Partnern kooperieren, so dass hunderttausende Stellenanzeigen verfügbar sein sollen. Für das Karrierenetzwerk Xing sei das eine Möglichkeit, das eigene Stellenmarkt-Angebot noch bekannter zu machen, sagte Jens Stief, Geschäftsführer der Abteilung E-Recruiting bei Xing bei der Vorstellung in Berlin. «Wir erwarten uns von der Partnerschaft mit Google, dass noch mehr jobsuchende Menschen zu uns finden.»

Eine gezielte Jobsuche bietet Google bereits seit 2017 in den USA an. Inzwischen ist sie nach eigenen Angaben in 120 Ländern verfügbar, darunter Kanada, Großbritannien und Spanien. Über die bisherigen Partner hinaus soll die Funktion für alle Webseiten offen stehen. Entwicklern stellt Google eine Anleitung zur Verfügung, wie sie ihre Anzeigen auf ihren eigenen Seiten in die Google-Suche integrieren können.

Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) wiesen auf die Risiken hin, die ihrer Ansicht nach von «Google for Jobs» ausgehen. Die Europäische Kommission habe bereits mehrfach festgestellt, dass Google in verschiedenen Bereichen seine Marktmacht missbrauche, eigene Dienste bevorzuge und damit dem Wettbewerb sowie Verbrauchern geschadet habe. «Wir vertrauen daher darauf, dass die Wettbewerbsbehörden das neue Angebot von Google genau beobachten und, falls nötig, eingreifen werden», teilten die Verbände am Mittwoch gemeinsam mit.

Einigung bei Klinikärzten - keine weiteren Krankenhaus-Streiks

Monatelang haben die Ärzte der kommunalen Kliniken mit den Arbeitgebern über mehr freie Wochenenden und eine bessere Bezahlung gestritten. Jetzt gibt es eine Einigung. Berlin (dpa) - Patienten der mehr als 500 kommunalen Krankenhäuser in Deutschland müssen vorerst keine weiteren Ärztestreiks befürchten. In den Tarifverhandlungen der Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB) mit den kommunalen Arbeitgeberverbänden (VKA) ist am Mittwoch nach mehr als 24-stündigen Verhandlungen in Berlin eine Einigung erreicht worden.
Einigung bei Klinikärzten - keine weiteren Krankenhaus-Streiks
Bild: pixabay

Die rund 55 000 Ärzte bekommen rückwirkend zum 1. Januar 2019 2,5 Prozent mehr Geld. Die Gehälter steigen dann jeweils zum 1. Januar 2020 und 2021 noch einmal um 2 Prozent. Vereinbart wurde auch eine korrekte elektronische Erfassung von Arbeitszeiten ab dem 1. Juli dieses Jahres und eine Beschränkung von Wochenenddiensten. Die Ärzte sollen ab 1. Januar 2020 mindestens zwei Wochenenden im Monat frei haben. «Für den Marburger Bund ist das ein bemerkenswerter Erfolg hartnäckiger Tarifarbeit», sagte der Vorsitzende des Marburger Bundes, Rudolf Henke, in Berlin.

Der Verhandlungsführer der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände, Dirk Tenzer, sagte in Berlin, man sei bei den Verhandlungen hart an die Grenze des Machbaren gegangen. «Das sind erhebliche Belastungen für die Krankenhäuser, die erstmal verkraftet werden müssen». Auf die Kliniken kommen demnach Zusatzkosten von rund einer halben Milliarde Euro zu. Wegen der strengeren Auflagen für Dienstzeiten wird nach Einschätzung der Arbeitgeber an einigen Kliniken auch mehr Personal notwendig werden.

«Durch die neuen Regelungen bekommen wir in den Krankenhäusern aber auch eine bessere Planbarkeit und Stabilität und Arbeitsbedingungen für Ärztinnen und Ärzte, die in Deutschland mit die besten sind», sagte Tenzer der Deutschen Presse-Agentur. Die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie mache damit die kommunalen Kliniken auch als Arbeitgeber attraktiver.

In dem monatelangen Tarifstreit hatten die Ärzte zuletzt mit Warnstreiks ihre Forderungen untermauert. Teilweise mussten deswegen Operationen verschoben werden. «Wir werden jetzt in den kommunalen Krankenhäusern für mehr als zwei Jahre Ruhe haben», sagte Marburger-Bund-Chef Henke. Solange soll die neu vereinbarte Tarifregelung laufen.

Fast 7 Millionen Langzeitarbeitslose in der EU

Berlin (dpa) - Fast 7 Millionen Menschen in der Europäischen Union sind im vergangenen Jahr langzeitarbeitslos gewesen. Somit waren 44,7 Prozent der Erwerbslosen zwölf Monate oder länger ohne Arbeit. Das geht aus einer Erhebung des europäischen Statistikamts Eurostat hervor, auf die die Linke im Bundestag aufmerksam machte.
Fast 7 Millionen Langzeitarbeitslose in der EU
Bild: dpa

Deutschland lag bei diesem Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen laut Eurostat im Mittelfeld - mit 42,6 Prozent. Der Anteil war mit 70,6 Prozent in Griechenland am höchsten, gefolgt von der Slowakei mit 62,6 Prozent. Am geringsten lag er mit 21,8 Prozent in Schweden und mit 23,9 Prozent in Dänemark.

In den vergangenen Jahren war die Zahl der Langzeitarbeitslosen mit zunehmendem Abstand zur zurückliegenden Finanz- und Wirtschaftskrise in der EU deutlich gesunken. So waren vor fünf Jahren noch 11,8 Millionen Menschen betroffen. Vor Ausbruch der Krise lag die Zahl 2008 knapp unter der 6-Millionen-Schwelle.

Angesichts der hohen Zahlen forderte die Linke unter anderem eine Pflicht für die EU-Staaten, staatlich bezahlte Jobprogramme aufzulegen. Die EU-Staaten müssten ab einer Erwerbslosenquote von fünf Prozent verpflichtet werden, einen öffentlichen Beschäftigungssektor einzurichten, sagte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Sabine Zimmermann, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Hohe Auslastung, Mangel an Fachkräften

Das Rohr ist verstopft, die Waschmaschine kaputt, der Wasserhahn tropft - doch bis ein Handwerker kommt, kann es dauern. Kunden müssen immer länger auf einen Termin warten. Im Durchschnitt dauert es im Gesamthandwerk inzwischen fast 10 Wochen, bis ein Auftrag erfüllt werden kann. Das geht aus dem am 15. Mai vorgelegten Konjunkturbericht des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) hervor. Noch länger sind die Wartezeiten in den Bau- und Ausbauhandwerken - dort müssen die Kunden sogar 14,5 beziehungsweise fast 11 Wochen warten.
Hohe Auslastung, Mangel an Fachkräften
Bild: dpa

Der Grund ist die hohe Auslastung der Betriebe von mehr als 80 Prozent. Die Auftragsbestände seien weiter hoch und es gebe kaum noch freie Kapazitäten, heißt es. Das werde auch in den kommenden Monaten so bleiben. Zugleich fehlten Fachkräfte. Nicht für alle offenen Stellen lasse sich geeignetes Personal finden. Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer hatte Ende vergangenen Jahres noch von einer durchschnittlichen Wartezeit von 9 Wochen gesprochen.

ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke sagte, die Konjunktur im Handwerk laufe weiter auf Hochtouren. Dies werde sich nach den Erwartungen der Betriebe im weiteren Jahresverlauf nahezu ungebremst fortsetzen. Die Firmen bewerteten in der Frühjahrsbefragung die aktuelle Geschäftslage sowie die Umsatzentwicklung besser als jemals zuvor.

Höhere Löhne und Lohnzusatzkosten sowie gestiegene Einkaufspreise für Rohstoffe, Material und Energie lassen laut Verband die Verkaufspreise noch einmal deutlich ansteigen. Die Spielräume für Preisanpassungen seien größer als in den Vorjahren, sodass sich die höheren Kosten auf die Abnehmer umlegen ließen - sprich: Die Preise für Kunden steigen. Mehr als jeder dritte Betrieb (37 Prozent) gab an, im ersten Quartal die Absatzpreise erhöht zu haben.

Zugleich klagte der Spitzenverband über zu viel Bürokratie mit mehr arbeitsrechtlichen Vorschriften und mit zusätzlichen Sozialabgaben. Der ZDH bekräftigte außerdem seine Forderung nach steuerlichen Entlastungen. «In der politischen und gesellschaftlichen Wahrnehmung scheint zunehmend aus dem Blick zu geraten, wer unseren Wohlstand und die Mittel für unseren Sozialstaat erarbeitet und erwirtschaftet: Das sind ganz maßgeblich auch unsere Betriebe, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Handwerk», sagte Schwannecke. «Eine verteilende Sozialpolitik dominiert, wo eigentlich Wirtschaftspolitik und Wettbewerbsstärkung nötig wären.»

Der Handwerksverband spricht sich außerdem seit langem dafür aus, die Meisterpflicht in vielen Berufen wieder einzuführen. Im Jahr 2004 war in mehr als 50 Gewerken die Meisterpflicht weggefallen, etwa für Rolladen- und Jalousienbauer, Gold- und Silberschmiede oder Fliesenleger. Mit der Reform der Handwerksordnung wollte die Bundesregierung damals einfachere Tätigkeiten für Selbstständige öffnen.

Befürworter argumentieren, dies habe zu einem größeren Angebot und mehr Auswahl für die Kunden geführt - dagegen beklagt der ZDH, die Abschaffung der Meisterpflicht in vielen Berufen habe zu Marktverzerrungen und Qualitätsproblemen geführt. «Mehr Qualität, mehr Ausbildung, mehr Verbraucherschutz und nachhaltige Betriebe bekommen wir nur mit der Meisterpflicht», sagte Schwannecke.

Die schwarz-rote Koalition hatte angekündigt, den Meisterbrief wieder zu stärken. Eine Arbeitsgruppe von Union und SPD hatte sich Anfang April auf Eckpunkte für eine Änderung der Handwerksordnung verständigt. Es soll nun ein Gesetzentwurf erarbeitet werden, der im Herbst im Bundestag beraten werden soll.
(Text: dpa)

Weiter viele offene Stellen

Trotz der schwächelnden Wirtschaft ist der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften in der deutschen Wirtschaft weiterhin groß. Im ersten Quartal habe die Zahl der offenen Stellen mit 1,38 Millionen um 190 000 höher gelegen als vor einem Jahr, berichtete das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg.
Weiter viele offene Stellen
Bild: dpa

Die Erhebung erfasst auch Stellen, die Firmen der örtlichen Arbeitsagentur nicht meldeten. Das IAB ist die Denkfabrik der Bundesagentur für Arbeit (BA).

Im Vergleich zum Schlussquartal 2018 sei die Zahl dagegen um 78 000 gesunken, hieß es weiter. Dieser erste stärkere Rückgang der Stellenzahl seit 2016 sollte nach IAB-Einschätzung aber nicht überbewertet werden. «Der Arbeitsmarkt zeigt sich aktuell weiterhin sehr unempfindlich gegenüber den konjunkturellen Gefahren am Horizont», betonte IAB-Experte Alexander Kubis.

Nach der aktuellen Stellenerhebung gab es in Westdeutschland 1,085 Millionen zu besetzende Jobs, in Ostdeutschland 296 000. Bundesweit kamen damit im ersten Quartal 170 Arbeitslose auf 100 zu besetzende Jobs. In Westdeutschland waren es in dem Zeitraum 160 Arbeitslose, im Osten Deutschlands dagegen 200. Kubis: «Die Personalsuche ist für die Betriebe in vielen Berufen und Regionen zweifellos deutlich schwieriger geworden als früher.»
(Text: dpa)

Spediteuren gehen die Brummi-Fahrer aus

In Deutschland fehlen nach Angaben der Spediteure rund 60 000 Lastwagenfahrer. «Wir stehen in Deutschland und Europa vor dem Versorgungskollaps, denn wir finden keine Fahrer mehr», sagte Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher beim Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung, in Berlin. Die 560 000 Fahrer seien im Durchschnitt älter als 50 Jahre, jedes Jahr gingen 30 000 Kollegen in Rente.
Spediteuren gehen die Brummi-Fahrer aus
Bild: dpa

Ein geringes Ansehen des Berufs, schlechte Arbeitsbedingungen und die Aussicht auf autonomes Fahren schreckten viele junge Menschen ab. Inzwischen habe auch die osteuropäische Konkurrenz Nachwuchsschwierigkeiten.

Um mehr Fahrer anzuziehen, böten viele Unternehmer mehr als den Tariflohn. Der Verband setzt sich ein für bessere Bedingungen auf Parkplätzen und an Verladestellen, Visa-Erleichterungen für ausländische Fahrer und für mehr Frauen am Steuer. Trotz Digitalisierung würden Fahrer gebraucht, hieß es. 2018 hätten zwar 3600 Lehrlinge ihre Ausbildung begonnen, relativ viele. Das sei aber nur ein «Tropfen auf dem heißen Stein».
(dpa)

Erntehelfer gesucht

Die deutschen Spargelbauern haben Probleme, genug Erntehelfer zu finden. Für das mühsame Stechen per Hand lassen sich kaum noch Arbeitskräfte auftreiben. Denn Saisonkräfte, die oft aus Osteuropa kommen, finden inzwischen auch in ihrer Heimat genug Jobs. Zudem klagen die Bauern nach dem frühen Start der Spargelsaison im milden Frühjahr über kühles Wetter: Der Mai brachte Rückschläge.
Erntehelfer gesucht
Bild: dpa

«Die Lage ist dieses Jahr denkbar schlecht», sagt Miriam Adel vom Spargel-Erzeugerverband Franken. In Bayern habe man viele Erntehelfer erst kurz vor Saisonbeginn gefunden. «In den letzten fünf Jahren wurde es immer schwieriger, Erntehelfer zu bekommen», sagte Adel. Vor allem die Zahl der Arbeiter aus Polen sei stark gefallen. «Bis vor zehn Jahren waren fast ausschließlich Polen im bayerischen Spargelanbau beschäftigt. Heute sind sie fast eine Seltenheit.»

Hans Lehar, Geschäftsführer der Bruchsaler Obst- und Gemüse-Absatzgenossenschaft Nordbaden (OGA), macht ähnliche Erfahrungen. Aus Osteuropa kämen weniger Helfer, weil viele Arbeit in ihrer Heimat hätten. Er kenne Unternehmen, bei denen zugesagte Erntehelfer nicht erschienen seien. Künftig werde man verstärkt in Ländern außerhalb der EU suchen müssen. «Landwirtschaft und Politik werden nicht umhin kommen, da Wege zu finden.»

Ein Problem sei auch der Mindestlohn, meint Lehar. Die Lohnkostensteigerungen seien bei den Erlösen nicht zu kompensieren. «Wir bekommen nicht 40 oder 50 Prozent höhere Preise am Markt.» Das gehe zu Lasten der Betriebe. Bei Konkurrenten in Portugal oder Spanien sei der Mindestlohn deutlich niedriger.

Die Anbaufläche in Deutschland könnte in den kommenden Jahren wegen des Mindestlohns und des Mangels an Erntehelfern deutlich schrumpfen, glaubt Lehar. «Ich rechne damit, dass etwa ein Drittel der Fläche abgebaut wird.» Auch der Landesbauernverband Baden-Württemberg und der Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer hatten davor gewarnt, Anbauflächen könnten verschwinden.

Das bayerische Landwirtschaftsministerium kennt die Sorgen der Bauern bei der Suche nach Erntehelfern. Osteuropäer könnten aus einem großen Arbeitsangebot wählen. «Gesucht sind Tätigkeiten mit besserer Bezahlung, körperlich leichtere Arbeiten oder Branchen, die ganzjährig Arbeit bieten.» Viele Herkunftsländer bieten immer mehr eigene Arbeitsplätze, in Rumänien etwa die Autozulieferindustrie.

Die Bundesagentur für Arbeit steht im Kontakt mit anderen Ländern, um mehr Saisonarbeitskräfte zu gewinnen. «Anfang 2019 haben erste konkrete bilaterale Gespräche mit den ausländischen Arbeitsverwaltungen für entsprechende Vereinbarungen begonnen», sagt eine Sprecherin. Dafür müssten aber viele Fragen geklärt werden. Das brauche Zeit.

Was das Wetter betrifft, hatten die Spargel-Bauern indes einen guten Start in die Saison. Dank milder Temperaturen konnten einzelne Betriebe in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinhessen und der Pfalz schon Mitte Februar mit der Ernte beginnen. Sie beheizten ihre Felder künstlich.

«Wir sind selten so früh gestartet, und auch das Ostergeschäft war sehr gut», sagt etwa Rolf Meinhardt, Vorsitzender des Arbeitskreises Spargel Südhessen. Das milde Wetter im April habe den Bauern in der Rhein-Main- und Rhein-Neckar-Region zunächst optimale Bedingungen beschert. Doch nun hätten die niedrigen Temperaturen im Mai das Spargel-Wachstum gebremst. «Bei einer perfekten Bodentemperatur um die 19 Grad kann der Spargel mehr als sechs Zentimeter innerhalb von 24 Stunden wachsen. Durch die frostigen Temperaturen in der Nacht kommt man derzeit nicht über ein bis zwei Zentimeter hinaus.»

Auch Sachsen-Anhalts Spargelbauern blicken mit gemischten Gefühlen auf die Saison. Auf den Feldern der Agrargenossenschaft Hohenseeden/Parchen nahe Magdeburg holten Mitarbeiter in der ersten Hälfte der Spargelsaison rund 200 Tonnen aus dem Boden - 100 Tonnen weniger als üblich. Geschäftsführer Patrick Wolter erwartet, dass die Menge bis Saisonschluss Ende Juni deutlich unter Vorjahr bleibt.

2018 wurden laut Statistischen Bundesamt 129 600 Tonnen Spargel in Deutschland geerntet - am meisten in Niedersaschen, Brandenburg, Bayern und Nordrhein-Westfalen. Im Schnitt verzehrte jeder Bundesbürger 1,42 Kilogramm von dem Gemüse, das besonders gut auf sandigen, leichten Böden gedeiht und viel Sonne braucht.

Spargel kostete in der vergangenen Woche im Schnitt gut sieben Euro je Kilo, berichtet Michael Koch von der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) in Bonn. Die Spanne reiche von Sonderangeboten für knapp fünf Euro bis zu zehn Euro.

(Text: dpa)

Social Media


Besuchen Sie uns auf:
Facebook
Google Plus
Twitter

Kontakt

  • Zentrale: +49 (0) 2381 915-194
  • EMail

Sonstiges