Pilotabschluss im Einzelhandel

Durchbruch im Tarifkonflikt im Einzelhandel: Die Arbeitgeber und die Gewerkschaft Verdi haben sich bei den Verhandlungen in Nordrhein-Westfalen auf einen Pilotabschluss geeinigt. Verkäuferinnen und Verkäufer im bevölkerungsreichsten Bundesland sollen ab 1. Juli 2019 drei Prozent mehr Gehalt bekommen, wie beide Seiten am gestrigen Montagabend (1. Juli) mitteilten. Beschäftigte in höheren Entgeltgruppen erhalten eine Pauschale von 77,50 Euro. Zum 1. Mai 2020 gibt es dann für alle ein weiteres Plus von 1,8 Prozent.
Pilotabschluss im Einzelhandel
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Es ist bundesweit der erste Abschluss in der laufenden Tarifrunde. Er dürfte als Vorbild dienen. «Wir gehen davon aus, dass dieser Tarifabschluss auch in den anderen Tarifbezirken übernommen wird», sagte der Verdi-Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel, Orhan Akman, der Deutschen Presse-Agentur. Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass die Arbeitgeber auf einheitliche Rahmenbedingungen im ganzen Land wert legten.

Auch der für Tarifpolitik zuständige Geschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Jens-Dirk Wohlfeil, betonte: «Das Tarifergebnis in NRW kann wegweisend für Tarifabschlüsse in den anderen Tarifgebieten des Einzelhandels sein.» Letztlich sei es jedoch Sache der regionalen Tarifkommissionen zu entscheiden, in welchem Umfang das Tarifergebnis aus NRW übertragen werde.

Die Gewerkschaft Verdi interpretierte den Tarifabschluss als «Erfolg der Beschäftigten, die sich aktiv in dieser Tarifrunde dafür eingesetzt haben». Auch der Handelsverband NRW begrüßte die Einigung: «Mit diesem Abschluss sind wir an die Grenzen des Vertretbaren
gegangen, haben nun aber auch Planungssicherheit für die die nächsten
beiden Jahre», hieß es dort.

Allein in Nordrhein-Westfalen sind rund 700 000 Menschen im Einzelhandel beschäftigt. Ein großer Teil von ihnen arbeitet allerdings in Unternehmen, die nicht tarifgebunden sind. Doch orientierten sich auch viele dieser Unternehmen an den Tarifabschlüssen, hieß es bei der Gewerkschaft.

Azubis sollen nach dem Pilotabschluss mit 45 bis 60 Euro zum Beginn des Ausbildungsjahres 2019 überproportional mehr bekommen. Im darauffolgenden Ausbildungsjahr soll die Ausbildungsvergütung zwischen 50 und 80 Euro höher liegen. Die Laufzeit des Tarifvertrages beträgt den Angaben zufolge 24 Monate.

(Text: dpa)

Postbank-Integration kostet 750 Stellen

Die Deutsche Bank streicht bis Ende 2020 im Zuge der Eingliederung der Postbank rund 750 weitere Vollzeitstellen. Darüber hinaus könnten weitere 1200 Stellen wegfallen. Dazu laufen derzeit noch Verhandlungen mit Betriebsräten und Gewerkschaften. Unterdessen ist der Interessenausgleich für die Neuaufstellung der Zentrale der DB Privat- und Firmenkundenbank mit Standorten in Frankfurt und Bonn seit Donnerstagabend unter Dach und Fach, wie die Deutsche Bank am Freitag, 28. Juni, bekannt gab.
Postbank-Integration kostet 750 Stellen
Bild: dpa

«Unser Ziel war immer ein Modell mit zwei Standorten, das ökonomisch Sinn macht. Dafür streichen wir jetzt Überlappungen, so dass wir am Ende zwei Standorte haben, die sich sinnvoll ergänzen», sagte Privatkundenvorstand Frank Strauß der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt.

In einem Schreiben an die Mitarbeiter argumentierte Strauß, der Abbau von Stellen sei «leider unumgänglich, wenn wir Doppelfunktionen vermeiden und unsere Organisation so aufstellen wollen, dass wir unsere Ziele erreichen können.» Mittelfristig werde es jede Funktion nur einmal geben - «entweder in Frankfurt oder in Bonn».

An dem Modell mit zwei Standorten will Strauß nicht rütteln, wie er im Gespräch klarstellte: «Ökonomisch ist die Lösung mit zwei Zentralen für uns die einzig vernünftige Struktur. Einen dieser großen Standorte zu schließen, wäre zu teuer. Wichtig ist, die Synergien zu heben.»

Nach der jüngsten Vereinbarung fallen rechnerisch etwa 20 bis 25 Prozent der Jobs in den Zentralen weg. Bonn und Frankfurt sollen in etwa gleichmäßig betroffen sein. Strauß versicherte: «Wir werden den Stellenabbau sozialverträglich machen zum Beispiel über natürliche Fluktuation, Altersteilzeit, Abfindungen. Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen geben.»

Der Umbau ist nach Einschätzung des ehemaligen Postbank-Chefs aber noch nicht beendet: «Wir werden kontinuierlich über die nächsten Jahre weiter abbauen. Der Bereich wird weiter schlanker werden.» Die jüngsten Wachstumszahlen seien vielversprechend. Seit Anfang 2017 bis zum Ende des erstens Quartals 2019 wurden in dem Segment bereits 5500 Vollzeitstellen abgebaut.

Verhandelt wird derzeit noch über die künftige Struktur des Bereichs Operations. Dazu gehören Kontoservice, Kreditabwicklung und ähnliche Verwaltungstätigkeiten. Im Gespräch ist die mögliche Streichung von 1200 Vollzeitstellen. Strauß bestätigte die Zahlen nicht, äußert sich aber «zuversichtlich», dass noch im Sommer mit Arbeitnehmervertretern und Gewerkschaften eine Einigung zur Zusammenführung der Operationseinheiten erzielt werden kann.

Nach einigem Hin und Her hatte sich die Deutsche Bank im Frühjahr 2017 entschieden, die Bonner Tochter Postbank doch nicht zu verkaufen, sondern in ihr Privat- und Firmenkundengeschäft einzugliedern. Im Mai 2018 wurde die DB Privat- und Firmenkundenbank AG mit aktuell 28 000 Vollzeitkräften im Handelsregister eingetragen.

«Ich habe immer gesagt: Der Umbau eines solchen Geschäfts erfolgt über mehrere Jahre», sagte Strauß. «Wichtig ist, dass die Mitarbeiter und wir nun Sicherheit über die Strukturen für die nächsten 18 bis 24 Monate haben.»

Die Eingliederung der Postbank ist ein wichtiger Baustein eines größeren Umbaus des Deutsche-Bank-Konzerns. Das Geldhaus will wieder zur internationalen Konkurrenz aufschließen. Gemeinsame Verwaltung und IT sollen Kosten senken und die Schlagkraft erhöhen. Ab 2022 soll die Postbank-Integration 900 Millionen Euro Synergien jährlich bringen. Umbau und IT-Investitionen kosten 1,9 Milliarden Euro.
(Text: dpa)

Rund 12.000 Bankbeschäftigte waren im Streik

Rund 12.000 Beschäftigte aus privaten und öffentlichen Banken haben sich vor der nächsten Verhandlungsrunde am 3. Juli bundesweit an Streiks beteiligt, zu denen die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) aufgerufen hat. Hintergrund ist, dass es auch in der vierten Runde praktisch keine Annäherung gab und die Arbeitgeber wiederum ein völlig unzureichendes Angebot vorgelegt hatten, das über den Zeitraum von drei Jahren im Durchschnitt eine Erhöhung von lediglich je 1,16 Prozent bedeutet hätte.
Rund 12.000 Bankbeschäftigte waren im Streik
Bild: Christophe Gateau/dpa

Angefangen bei Beschäftigten aus Baden-Württemberg (beispielsweise Stuttgart, Heidelberg und Mannheim) am 18. Juni sowie Niedersachsen (z.B. Hannover) und Bremen, über Saarbrücken, Berlin und Brandenburg, gingen am 20. Juni Bankangestellte aus Hamburg, am Tag darauf aus Kiel und Nordrhein-Westfalen (beispielsweise Dortmund, Essen, Düsseldorf und Köln) in den Streik. In den folgenden Tagen kamen beispielsweise Dresden und Leipzig, Wiesbaden, München und Nürnberg mit zahlreichen Streikaktionen hinzu. Es kam zu verzögerten Arbeitsabläufen und zahlreichen Filialschließungen. Damit erreichten die Arbeitsniederlegungen eine für die Kreditwirtschaft ungewöhnliche neue Qualität. Viele Beschäftigte legten bereits zum dritten Mal im Rahmen dieser Tarifrunde die Arbeit nieder - teilweise auch an zwei Tagen hintereinander, um Druck auf die Arbeitgeber zu machen.

"Die Arbeitgeber zielen erkennbar darauf ab, die tariflichen Vergütungen und damit die Arbeit ihrer Angestellten langfristig zu entwerten", betont ver.di-Bundesvorstandsmitglied und Verhandlungsführer Christoph Meister. "Die Beschäftigten erwarten von ihren Arbeitgebern stattdessen entschlossenes Engagement für zukunftsfähige Geschäftsmodelle statt Schwarzmalerei und demotivierender Verunsicherung. Immer mehr Beschäftigte fühlen sich durch die Hinhaltetaktik der Arbeitgeber geringgeschätzt und treten entschlossen für einen angemessenen Tarifabschluss ein. Unser Verhandlungspartner ist gut beraten, am Tariftisch endlich konstruktive Angebote zur Befriedung zu unterbreiten." Das Angebot aus der letzten Runde würde bei 36 Monaten Laufzeit mit sechs Nullmonaten und einer durchschnittlichen Gehaltssteigerung von 1,16 Prozent unterhalb der Inflationsrate von aktuell bis zu 2,0 Prozent liegen.

"Wir fordern die Arbeitgeber auf, die Signale der Beschäftigten, die sie mit ihren Streiks deutlich gesetzt haben, ernst zu nehmen und endlich ein Angebot vorzulegen, über das man verhandeln kann", so der Gewerkschafter.

ver.di fordert in der Tarifrunde für die rund 200.000 Beschäftigten bei privaten und öffentlichen Banken sechs Prozent mehr Gehalt bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Für Beschäftigte mit einer übertariflichen Bezahlung will ver.di eine entsprechende Dynamisierung der Gehälter durchsetzen. Für Auszubildende fordert die Gewerkschaft eine Erhöhung der Vergütung um 100 Euro. Des Weiteren will ver.di in der Tarifrunde neben einer deutlichen Gehaltserhöhung vor allem über Arbeitsbelastung und Weiterbildung verhandeln. Aus diesem Grund fordert ver.di für alle Beschäftigten sechs Gesundheits- und Entlastungstage. Die nächste Verhandlungsrunde findet am Mittwoch, dem 3. Juli 2019 in Berlin statt.
(Text: ver.di)

Große Defizite beim Durchsetzen des Mindestlohns

Der Deutsche Gewerkschaftsbund sieht noch immer große Defizite bei der praktischen Durchsetzung des Mindestlohns. «Insgesamt 1,8 Millionen Beschäftigte werden um den gesetzlichen Mindestlohn betrogen. Nimmt man noch die Branchenmindestlöhne hinzu, sind es sogar 2,2 Millionen Menschen», sagte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell der «Saarbrücker Zeitung» (26. Juni).
Große Defizite beim Durchsetzen des Mindestlohns
Bild: Ralf Hirschberger/dpa-Zentralbild

Häufig würden Arbeitgeber ihre Beschäftigten länger arbeiten lassen als vertraglich vorgesehen sei. «Nach geltendem Recht sind die Unterlagen zur Aufzeichnung der Arbeitszeit für Arbeitgeber viel zu leicht manipulierbar», kritisierte Körzell. Zugleich sprach er sich für eine Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro aus. Aktuell liegt er bei 9,19 Euro.

Der Sozialverband VdK forderte den Gesetzgeber auf, entschlossen gegen «Tricksereien» durch Arbeitgeber vorzugehen. Dazu seien bessere Kontroll- und Sanktionsmechanismen nötig, mahnte VdK-Präsidentin Verena Bentele. Sie verlangte zudem einen Mindestlohn von über 12,80 Euro, damit Arbeitnehmer eine Rente oberhalb der Grundsicherung erhielten.

Der Chef der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Steffen Kampeter, wehrt sich dagegen gegen den Vorstoß der SPD, den Mindestlohn auf mindestens zwölf Euro zu erhöhen, damit die Bezieher im Alter von ihrer Rente leben können. «Das ist ein völlig anderes Konzept und wäre eine Kriegserklärung an die Tarifvertragsautonomie», sagte Kampeter der «Augsburger Allgemeinen». Der Mindestlohn sei keine Grundsicherung gegen Armut. «Aufgabe des Staates ist es, durch eine Grundsicherung das Existenzminimum abzudecken, falls die Rente nicht ausreicht.»
(Text: dpa)

In Europa fallen 12 000 Jobs weg

Für seine geplante Rückkehr in die Gewinnzone zückt Ford Europa den Rotstift. Nachdem die Streichung von 5400 Stellen in Deutschland bereits seit längerem bekannt ist, konkretisierte die Europatochter des US-Autobauers am 27. Juni ihre Pläne für den ganzen Kontinent: Insgesamt - also inklusive Deutschland - sollen 12 000 Stellen wegfallen. Die Zahl der Standorte soll bis Ende 2020 um sechs auf 18 reduziert werden. In Russland werden drei Werke dichtgemacht, in Frankreich und Großbritannien je eins, in der Slowakei wurde ein Werk verkauft. Die angepeilten Werksschließungen sind nicht neu, das Ausmaß der Stellenkürzungen hingegen schon.
In Europa fallen 12 000 Jobs weg
Bild: dpa

In Europa hatte Ford zum Jahresbeginn mehr als 50 000 Mitarbeiter als Stammbelegschaft, knapp die Hälfte davon in Deutschland (24 000). In Köln waren es 18 000, neben der Produktion ist hier auch die Europazentrale, in Saarlouis rund 6000 und auf einem kleinen Aachener Forschungsstandort wenige Hundert. Diese Standorte werden zwar nicht geschlossen, es findet aber ein personeller Aderlass statt. Laut Ford sind bereits 60 Prozent der geplanten Stellenkürzungen erreicht, weil Mitarbeiter zum Beispiel Abfindungen akzeptiert haben und freiwillig ausscheiden. Das heißt, dass mehr als 3200 Beschäftigte schon gegangen sind oder zugesagt haben zu gehen.

Die Trennung von Mitarbeitern und die Schließung von Werken seien «die härtesten Entscheidungen», sagte Ford-Europachef Stuart Rowley und betonte zugleich gute Gespräche mit der Arbeitnehmerseite, um die Folgen der Jobkürzungen für die Betroffenen zu mildern. Man konzentriere sich «auf den Aufbau einer langfristigen nachhaltigen Zukunft für unser Geschäft in Europa».

Ford Europa war 2018 tief in der Verlustzone, inzwischen sieht es etwas besser aus - für das Gesamtjahr rechnet das Management mit einer «erheblichen Verbesserung» des Finanzergebnisses. In Großbritannien wird künftig das für Ford besonders wichtige Nutzfahrzeuggeschäft geführt, Köln wiederum bleibt Zentrum für das europäische Pkw-Geschäft. Das von Ford lange vernachlässigte Thema Elektrofahrzeuge soll künftig wichtiger werden, ein erstes E-Auto soll Ende 2020 als Import aus den USA auf den Markt kommen.

Aus Sicht von Autoexperten bleibt die Situation für Ford Europa düster. Der Kontinent sei für den US-Autobauer «ein äußerst schwieriges Umfeld», sagte Ferdindand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. «Die Ford-Europa-Fahrzeuge sind nur begrenzt außerhalb Europa verkaufbar - damit hat Ford Europa ein klassischen Größenproblem.» Es sei zu klein, um wirklich profitabel zu werden.

Die nun angepeilte Organisationsumstellung ist aus seiner Sicht zwar sinnvoll. Sie sei aber keine gute Nachricht für Köln. Schließlich sei bei Ford traditionell der Verkauf von leichten Nutzfahrzeugen einträglich - auch durch die Kooperation mit VW werde dieser Bereich an Stärke gewinnen, sagte der Professor. Hierbei spiele Köln aber keine wesentliche Rolle, stattdessen sei die Domstadt nur als Standort für das schwache Pkw-Geschäft vorgesehen. Er hält es für vorstellbar, dass der US-Autobauer sich komplett von seinem europäischen Pkw-Geschäft trennen und dieses verkaufen will.

Der laufende Jobabbau dürfte für Ford nicht der letzte sein. Unlängst hatte der Ford-Deutschlandchef Gunnar Herrmann gesagt, das derzeitige Programm sei nur «die erste Ebene, um eine Minimum-Profitabilität sicherzustellen und schwarze Zahlen zu schreiben - und über die Jahre wird es sicherlich zu weiteren Veränderungen kommen». Er begründete dies mit dem Wandel der Branche weg vom Verbrennungsmotor hin zu alternativen Antrieben wie Elektro - perspektivisch werden weniger reine Diesel und Benziner verkauft.
(Text: dpa)

BASF streicht weltweit 6000 Stellen

Der Chemiekonzern BASF will bis Ende 2021 weltweit 6000 Stellen abbauen - etwa die Hälfte davon in Deutschland. Der überwiegende Teil der rund 3000 im Inland betroffenen Jobs entfalle auf den Standort Ludwigshafen, teilte ein Unternehmenssprecher am gestrigen Donnerstag (27.06.) mit. Der Dax-Konzern begründet den Abbau mit schlankeren Strukturen und vereinfachten Prozessen in der Verwaltung, in Serviceeinheiten sowie Unternehmensbereichen. Hinzu komme der Rückbau zentraler Strukturen.
BASF streicht weltweit 6000 Stellen
Bild: Uwe Anspach/dpa

Zugleich stellt BASF heraus, dass das Unternehmen weiterhin Bedarf an zusätzlichen Mitarbeitern für Produktion und Digitalisierung habe, «jedoch abhängig von zukünftigen Wachstumsraten». Ende 2018 beschäftigte der Konzern weltweit 122 000 Mitarbeiter, davon etwa 39 000 in Ludwigshafen. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der Konzern einen Umsatz von rund 63 Milliarden Euro.

Um das Ludwigshafener Unternehmen profitabler zu machen, hatte das BASF-Management im November 2018 ein neues Sparprogramm aufgelegt, das von Ende 2021 an jährlich zwei Milliarden Euro zum operativen Gewinn (Ebitda) beisteuern soll. Kosten einsparen will BASF-Chef Martin Brudermüller etwa in der Produktion, Logistik, Forschung und Entwicklung. Außerdem verkauft BASF Teilbereiche. Der BASF-Chef hatte erst kürzlich erklärt, er erwarte bereits im laufenden Jahr einen Stellenabbau.

«Wir werden uns beim Aufbau der neuen Organisation darauf konzentrieren, konsequent Synergien zu heben, Schnittstellen zu reduzieren und mehr Flexibilität und Kreativität zu ermöglichen», erklärte Brudermüller laut Unternehmensmitteilung. «Wir werden unsere Organisation weiterentwickeln, um effektiver und effizienter zu arbeiten.»

Der sich zuspitzende Handelskonflikt zwischen den USA und China hinterlässt auch bei BASF Spuren. «Wir befinden uns insgesamt in einem schwierigeren Fahrwasser, als wir das im Februar erwartet haben», hatte Finanzchef Hans-Ulrich Engel kürzlich erklärt. Nach einem Gewinneinbruch 2018 will BASF im laufenden Jahr wieder etwas mehr verdienen. Dabei setzt der Dax-Konzern nach einem zunächst schwachen ersten Halbjahr auf eine Beilegung des Handelsstreits zwischen den beiden größten Volkswirtschaften und eine weltweite konjunkturelle Erholung in der zweiten Jahreshälfte.

Eckpfeiler der neuen Organisation sind laut BASF die «kundennahen Unternehmensbereiche, Serviceeinheiten, Regionen und ein schlankes «Corporate Center». Das Corporate Center werde den BASF-Vorstand unterstützen, das Unternehmen gesamtheitlich zu steuern. Die Rolle der Regionen und Länder werde geschärft. Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertretungen hätten entschieden, die Verhandlungen über eine neue Standortvereinbarung vorzuziehen. Die aktuelle Vereinbarung sei bis Ende Dezember 2020 gültig, eine neue solle im 1. Halbjahr 2020 unterzeichnet werden.
(Text: dpa)

Fluggästen droht «Chaos-Sommer»

Mitten in der Feriensaison drohen Reisenden Flugausfälle und lange Warteschlangen an den Flughäfen: Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo hat Streiks bei der Lufthansa und ihren Töchtern Eurowings und Germanwings angekündigt. «Der Chaos-Sommer, der uns letztes Jahr beglückt hat, wird dieses Jahr wahrscheinlich nochmal größer», sagte Daniel Flohr, stellvertretender Ufo-Vorsitzender, am 20. Juni in Frankfurt. Die Streiks der Kabinenmitarbeiter in Deutschland sollten im Juli beginnen. Die Lufthansa reagiert mit Unverständnis und beschwichtigt.
Fluggästen droht «Chaos-Sommer»
Bild: dpa

Zu spüren sein werden die Auswirkungen des Arbeitskampfs laut Ufo zuerst bei Eurowings und Germanwings. Dort werde es so schnell wie möglich eine Urabstimmung geben. Bei der Lufthansa werde sich dies «um ein paar Wochen» verzögern. «Am Ende dieser Urabstimmungen werden wir konkret verkünden, wann, wo und wie lange Arbeitskämpfe stattfinden werden», sagte Flohr. Er warf der Lufthansa vor, die Eskalation zu suchen. «Die Strategie des Konzerns steht in Frage.»

Die Lufthansa teilte hingegen mit: «Einen Streik kann es nicht geben, da es derzeit weder offene Tarifverträge noch konkrete Forderungen gibt.» Im Hintergrund steht ein seit Monaten währender Streit: Ufo hatte Tarifverträge mit der Lufthansa bereits im März gekündigt, das Unternehmen hat diese Kündigungen jedoch nicht anerkannt.

«Wir stehen zur Tarifpartnerschaft», hieß es nun von Lufthansa weiter. «Hierzu brauchen wir einen zuverlässigen Tarifpartner, um gemeinsam Lösungen im Sinne der Mitarbeiter und des Unternehmens zu erarbeiten. Derzeit ist für uns nicht erkennbar, wann und wie Ufo ihrer Rolle als berechenbarer, konstruktiver Tarifpartner wieder gerecht werden kann. Daher finden aktuell keine Gespräche statt.»

Auch Eurowings verwies auf die nach ihrer Darstellung unklare Lage bei Ufo. Es solle geklärt werden, wer bei der Gewerkschaft überhaupt vertretungsberechtigt ist. «Aufgrund interner Machtkämpfe bei der Gewerkschaft hat die Lufthansa Group entschieden, konzernweit weitere Gespräche mit der Ufo vorerst ruhen zu lassen. An diese Konzernweisung sind wir selbstverständlich gebunden.»

Aus Ufo-Sicht ist allerdings insbesondere die Auseinandersetzung mit Eurowings ungewöhnlich, da fertige Tarifverträge dort bereits vorlägen. «Wir werden in der absurden Situation sein, dass wir für fertige Tarifergebnisse, die nicht mal mehr verhandelt werden müssten, auf die Straße gehen», sagte Flohr. «Das ist, zumindest mal nach meiner Erinnerung, einmalig in dieser Republik, allerdings ist es der einzige Weg, den wir zu diesem Zeitpunkt noch sehen.» Im Statement von Eurowings hieß es, man sei mit Ufo für zwei Tarifverträge in «fortgeschrittenen Verhandlungen» gewesen.

Unruhe gibt es währenddessen auch bei den Eurowings-Piloten auf Mallorca. Die spanische Pilotenvereinigung SEPLA warnte, Urlaubern stehe angesichts stockender Gehaltsverhandlungen «eine ungewisse An- und Abreise» auf die Insel bevor, wenn das Verhandlungsfinale am 27. Juni nicht positiv verlaufe. Nach monatelangen Gesprächen seien die Fronten zwischen den Piloten und Eurowings verhärtet.

Eurowings teilte dazu mit, man sei in «konstruktiven Verhandlungen» mit SEPLA und der Kabinen-Gewerkschaft Stavla. «Wir werden beiden Sozialpartnern zeitnah ein neues Angebot mit verbesserten Vergütungs- und Einsatzbedingungen unterbreiten und gehen aktuell davon aus, dass uns auf Basis dieses Angebotes ein gemeinsamer Abschluss gelingt.»

Die Ufo-Vorsitzende Sylvia de la Cruz warf der Lufthansa jedoch vor, das Thema Sozialpartnerschaft unabhängig von der zuständigen Gewerkschaft immer mehr in Frage zu stellen. Das zeige auch die Auseinandersetzung in Spanien. «Insofern ist das kein isoliertes Ufo-Thema, sondern es scheint eine groß angelegte Strategie der Lufthansa zu sein, mit den Sozialpartnern anders umzugehen.»

Cruz sagte weiter, Ufo lasse jeden ihrer Schritte nun rechtlich prüfen - das dauere mit Blick auf Streiks bei der Lufthansa-Mutter etwas länger als bei den Töchtern. «Es geht darum, unsere Forderungen durchzusetzen und wieder an den Verhandlungstisch zu kommen.»

(Text: Christopher Weckwerth, dpa, und Steffen Weyer, dpa-AFX)

Keine Einigung über 35-Stunden-Woche

Im Streit um die 35-Stunden-Woche in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie ist ein weiterer Einigungsversuch gescheitert. Arbeitgeber und Gewerkschaft konnten sich nicht auf eine Lösung verständigen, und es wurde kein neuer Gesprächstermin vereinbart, wie beide Seiten am 22. Juni mitteilten.
Keine Einigung über 35-Stunden-Woche
Bild: dpa

Die IG Metall zeigte sich enttäuscht, dass die Arbeitgeber nicht bereit seien, die Wochenarbeitszeit in Ostdeutschland von 38 Stunden auf 35 Stunden wie im Westen zu verringern. «30 Jahre nach dem Mauerfall verweigern die Arbeitgeber eine Angleichung der Arbeitsbedingungen in Ostdeutschland. Wir stellen nach sechs Verhandlungen fest, dass die Arbeitgeber keine Angleichung der Arbeitsbedingungen wollen», sagte der Verhandlungsführer, Olivier Höbel, nach insgesamt 13 Stunden Gesprächen in Potsdam.

Aus Sicht des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall ist eine Lösung nur möglich, «wenn diese weder Standorte noch Arbeitsplätze gefährdet». Es liege ein Tarifvertrag auf dem Tisch, der «eine feste dauerhafte Wochenarbeitszeit» vorsehe, «die durch freiwillige Betriebsvereinbarungen passgenau für einzelne Beschäftigtengruppen ausgestaltet werden und die zwischen 30 und 40 Stunden liegen kann». Dabei sei auch die Einführung der 35-Stunden-Woche für einzelne Betriebe ab dem Jahr 2021 möglich, stellte Gesamtmetall fest.

Die IG Metall kritisierte den Vorschlag der Arbeitgeber als «umfassendes Deregulierungsprogramm». Danach wäre die Einführung der 35-Stunden-Woche nicht verbindlich, sondern nur mit Zustimmung des Arbeitgebers und bei vollem Kostenausgleich durch die Beschäftigten möglich gewesen. «Jetzt werden wir die Arbeitszeitverkürzung Betrieb für Betrieb auf die Tagesordnung setzen», kündigte Höbel an.
(Text: dpa)

Massiver Stellenabbau bei Paypal in Berlin befürchtet

Die Gewerkschaft Verdi fürchtet den Abbau eines Großteils der Stellen am Berliner Standort des Zahlungsdienstleisters Paypal. «Laut Plänen des Arbeitgebers sollen kurzfristig 309 Stellen von aktuell 355 Stellen wegfallen», teilte Verdi am gestrigen Montag (24. Juni) mit. «Dies entspricht einem Anteil von etwas über 87 Prozent der aktuell Beschäftigten.»
Massiver Stellenabbau bei Paypal in Berlin befürchtet
Bild: Lukas Schulze/dpa

Paypal bestätigte am Montag das Vorhaben, den Standort im Berliner Stadtteil Wilmersdorf «neu zu strukturieren.» Der Vorschlag des Unternehmens sehe vor, «dass Teile der Arbeit von den Teams in Berlin Wilmersdorf an andere PayPal- oder Standorte externer Partner verlegt werden», teilte eine Sprecherin am Montag mit.

Der Plan sei der Gewerkschaftsseite vergangene Woche vorgestellt worden. Zu den Auswirkungen auf die einzelnen Mitarbeiter und Teams machte Paypal zunächst keine Angaben. «Dieser Vorschlag unterliegt der Mitbestimmung durch den Betriebsrat am Standort Berlin Wilmersdorf», hieß es. Paypal strebe an, bei den anstehenden Verhandlungen über einen Interessenausgleich und Sozialplan eng mit dem Betriebsrat zu kooperieren.

In Berlin sind die Mitarbeiter dem Unternehmen zufolge für die Händler- und Kundenbetreuung zuständig. Die frühere Ebay-Tochter Paypal hatte im ersten Quartal einen deutlichen Gewinnzuwachs verzeichnet. In den drei Monaten bis Ende März legte der Überschuss verglichen mit dem Vorjahreswert um 31 Prozent auf 667 Millionen Dollar (598 Mio Euro) zu, wie das Unternehmen im April mitteilte.
(Text: dpa/bb)

Siemens streicht 1400 Stellen in Deutschland

Siemens will in seiner kriselnden Energiesparte 2700 Arbeitsplätze streichen, davon 1400 in Deutschland. Die Standorte Erlangen und Berlin seien am stärksten betroffen, teilte der Konzern am 18. Juni mit. Die IG Metall lehnt die Abbaupläne grundsätzlich als ideenlos ab.
Siemens streicht 1400 Stellen in Deutschland
Bild: dpa

Überkapazitäten von Gasturbinen und die Energiewende machen der Sparte seit langem zu schaffen. Langfristige Wartungsverträge werfen zwar weiterhin gute Gewinne ab, aber der Umsatz sank im vergangenen Quartal auf 2,8 Milliarden Euro. Siemens hatte schon im Herbst einen deutlichen Stellenabbau angekündigt und die Standorte neu aufgestellt. Zu der Sparte gehört inzwischen auch das Geschäft mit Transformatoren und Schaltanlagen. Im Mai hatte Siemens angekündigt, dass die Energiesparte über das laufende Sparprogramm hinaus weitere 500 Millionen Euro einsparen müsse. Konzernchef Joe Kaeser will die Sparte bis September nächsten Jahres an die Börse bringen.

Die IG Metall kritisierte: «Der kurzfristige Abbau von Beschäftigten ist in einem langfristig wachsenden Markt mit langen Zyklen gerade angesichts zunehmenden Fachkräftemangels nicht zielführend.» Die Gewerkschaft werde mit den Betriebsräten alles daransetzen, dass die von Siemens angekündigten «Programme zur Requalifizierung im Zuge des Strukturwandels» keine Lippenbekenntnissen oder halbherzige Ansätze blieben, sagte Hagen Reimer, Leiter des Siemens-Teams bei der IG Metall.

Der Konzern kündigte an, zeitnah mit den Arbeitnehmervertretern zu beraten und die Pläne möglichst sozialverträglich umzusetzen. Siemens-Vorstandsmitglied Lisa Davis sagte, die neue Struktur setze Synergien frei, und «die geplanten Maßnahmen helfen uns dabei, mehr Wachstumschancen zu schaffen». Durch Synergien und Kapazitätsanpassungen sollen 200 Millionen Euro eingespart werden, 100 Millionen Euro resultieren aus der neuen Aufstellung, 200 Millionen Euro aus Einsparungen bei Supportfunktionen.

«Im Projektgeschäft sind Maßnahmen erforderlich, um die Kosten zu reduzieren und der rückläufigen Entwicklung bei der Anzahl der Großprojekte zu begegnen», teilte Siemens mit. «Im Geschäft mit Produkten für die Stromübertragung leiden die Märkte für Transformatoren und Schalttechnik unter Überkapazitäten. Dies erfordert Maßnahmen, um die Kostenstrukturen und Kapazitäten an allen Standorten zu optimieren und damit deren Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.»
(Text: dpa)

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