Substanzieller Jobabbau

Der radikale Konzernumbau bei der Deutschen Bank wird auch eine größere Zahl von Mitarbeitern im Inland ihren Job kosten. «Natürlich wird auch in Deutschland eine substanzielle Zahl an Stellen wegfallen», sagte Vorstandschef Christian Sewing dem «Handelsblatt» (Freitag, 12. Juli). Wie viele es sein werden, sagte er nicht. Als «respektlos» bezeichnete Sewing das Verhalten von Mitarbeitern in der Londoner Niederlassung Anfang der Woche. Sie hatten einen Maßschneider bestellt, während Kollegen über ihre Kündigung informiert wurden.
Substanzieller Jobabbau
Bild: dpa

Deutschlands größtes Geldhaus hat sich unter dem seit April 2018 amtierenden Vorstandschef einen radikalen Konzernumbau verordnet. Das Institut will sich unter anderem aus dem Aktienhandelsgeschäft zurückziehen. Bis zum Ende des Jahres 2022 sollen weltweit rund 18 000 von zuletzt rund 91 000 Vollzeitstellen gestrichen werden. In Deutschland hatte die Bank Ende März 2019 insgesamt gut 41 500 Vollzeitjobs.

Mit Blick auf Einschnitte auf dem Heimatmarkt sagte Sewing, es sei wichtig zu wissen, «dass der schon zuvor geplante Abbau im Zuge der Integration der Postbank bereits in der Gesamtzahl enthalten ist». Erst kürzlich war ein weiterer Abbau von gut 2000 Stellen im Privatkundengeschäft vereinbart worden, zu dem die Postbank gehört. Die Deutsche Bank habe in der Vergangenheit sozialverträgliche Lösungen gefunden. «Das werden wir auch in Zukunft tun», betonte Sewing.

Der Betriebsrat der Deutschen Bank dringt auf rasche Klarheit. «Wir erwarten, dass der Vorstand bald mit konkreten Abbauplänen für Deutschland auf uns zukommen wird», sagte Konzernbetriebsratschef Frank Schulze jüngst. «Wir sind zuversichtlich, dass wir den Stellenabbau ohne Kündigungen und sozialverträglich hinbekommen werden.» In Asien, aber auch in London und New York waren dagegen bereits am Montag die ersten Mitarbeiter vor die Tür gesetzt worden.

Beim angestrebten internen Kulturwandel sieht Sewing die Bank längst nicht am Ziel. «Wir als Führungskräfte müssen aufmerksam bleiben. Denn es passieren immer noch Dinge, die uns nicht gefallen können. Da müssen wir sofort eingreifen und gegensteuern», sagte er.

Sewing sprach auch einen Vorfall zu Wochenbeginn bei der Deutschen Bank in London an: «Mir fehlt jegliches Verständnis dafür, dass in unserer Niederlassung in London am Montag jemand Schneider bestellt hat, um Maßanzüge auszumessen», sagte Sewing. «Am gleichen Tag mussten wir vielen Mitarbeitern im Aktienhandel sagen, dass sie gehen müssen, weil wir ihre Abteilung schließen.» Dass jemand an so einem Tag einen Schneider kommen lasse, sei respektlos. «Dieses Verhalten steht in keiner Weise im Einklang mit unseren Werten», ergänzte der Vorstandschef. Er gehe davon aus, «dass die beiden Kollegen meinen Anruf nicht vergessen werden».

Zugleich räumte Sewing ein, dass die umstrittenen millionenschweren Bonuszahlungen in der Vergangenheit «viel zu hoch und viel zu sehr an kurzfristige Erfolgsmaßstäbe geknüpft» gewesen seien. «Das war ein Grund für die kulturellen Probleme in unserer Bank.»

Nachdem ein Zusammengehen mit der Commerzbank nicht für sinnvoll erachtet wurde, will Sewing die Deutsche Bank erst einmal alleine voranbringen: «Es bringt nichts, jetzt über einen dritten oder vierten Fusionsanlauf mit der Commerzbank zu sprechen. Wir haben uns für diesen Alleingang entschlossen, jetzt lassen Sie uns bitte erst mal machen», sagte er. «Wenn es dann zu einer Konsolidierung kommen sollte, fände ich europäische Zusammenschlüsse logischer als nationale. Aber das ist Zukunftsmusik», sagte Sewing.
(Text: Friederike Marx und Bernd Röder, dpa)

Tarifabschluss im Großhandel Sachsen-Anhalt

In der 3. Verhandlungsrunde gab es am 8. Juli eine Tarifeinigung für die 17.000 Beschäftigten im Groß- und Außenhandel und im Genossenschaftlichen Großhandel.
Tarifabschluss im Großhandel Sachsen-Anhalt
Bild: dpa

Noch in diesem Monat steigen die Gehälter und Löhne um 3 %, die Ausbildungsvergütungen werden zum 1. August 2019 um 70 Euro angehoben, eine zweite Erhöhung gibt es in Höhe von 1,9 % zum 1. Juni 2020, die Ausbildungsvergütungen steigen im August nächsten Jahres um weitere 70 Euro.

„Nachdem die Arbeitgeber lange Zeit bei völlig inakzeptablen Angeboten von 2 % und 1 % stehen geblieben sind, konnten nur durch massive Streiks ein Durchbruch erzielt werden“, so ver.di Verhandlungsführer Jörg Lauenroth-Mago. „Die Arbeitgeber rücken keinen Euro freiwillig raus, trotz guter Wirtschaftslage war dieser Abschluss eine schwierige Geburt. Ich bin erleichtert, dass die Tarifrunde nun beendet ist.“

„Der Abschluss von 4,9 % in zwei Jahren lässt sich sehen, bringt den Beschäftigten deutliche Einkommensverbesserungen. Die Erhöhung der Ausbildungsvergütung von insgesamt 140 Euro ist ein gutes Signal an junge Erwachsene, sich für eine Ausbildung im Großhandel zu entscheiden“, so Lauenroth-Mago weiter.

Die ver.di Tarifkommission für den Groß- und Außenhandel und dem genossenschaftlichen Großhandel hat dem Ergebnis einstimmig zugestimmt.

„Zwar gilt ab heute wieder die Friedenspflicht in den Großhandelsbetrieben, doch es bleiben noch Themen offen. Insbesondere müssen wir mit den Arbeitgebern bei der Frage Allgemeinverbindlichkeit vorankommen. Der Branchentarifvertrag muss für alle Beschäftigten im Großhandel gelten. Das ist unser Ziel. Wir werden weder die Arbeitgeber noch die Politik hier aus der Verantwortung lassen“, so ver.di Verhandlungsführer Jörg Lauenroth-Mago.
(Text: ver.di)

Diese Urlaubsregelungen sollten Sie kennen

Eine Auszeit vom Berufsalltag nehmen und Urlaub machen - das tut jedem Arbeitnehmer gut. Körperlich wie auch seelisch. Doch welche Rechte und Pflichten haben Beschäftigte in Sachen Urlaub? Ein Überblick über die wichtigsten Fragen und Antworten:
Diese Urlaubsregelungen sollten Sie kennen
Bild: Andrea Warnecke/dpa-tmn

Wie viel Urlaub steht Arbeitnehmern mindestens zu?

«Das hängt davon ab, wie viele Tage in der Woche ein Arbeitnehmer arbeitet», sagt der Göttinger Jura-Professor Olaf Deinert. Bei einer Sechs-Tage-Woche beträgt der gesetzliche Urlaubsanspruch 24 Tage, bei einer Fünf-Tage-Woche stehen dem Arbeitnehmer 20 Tage zu. Höhere Ansprüche ergeben sich aus Tarif- oder Arbeitsverträgen.

Wann verfällt mein Urlaub - kann ich ihn ins nächste Jahr nehmen?

Der Urlaub ist für die Gesundheit des Arbeitnehmers gut, deshalb sollte er aus eigenem Interesse im Urlaubsjahr genommen werden. «Laut Bundesurlaubsgesetz verfällt der Anspruch grundsätzlich am Jahresende oder allerspätestens am 31. März des Folgejahres», erklärt Nathalie Oberthür, Fachanwältin für Arbeitsrecht aus Köln.

Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat allerdings klargestellt, dass der Urlaub nicht automatisch verfällt, sondern der Arbeitgeber den Arbeitnehmer hierauf hinweisen muss. Dem vorausgegangen war ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH; Az: Rs C-684/16). Die Richter wollten sicherstellen, dass alle Arbeitnehmer ihren Mindesturlaub auch tatsächlich wahrnehmen können.

Wie und bis wann muss der Arbeitgeber darauf hinweisen?

«Formvorschriften hat der EuGH nicht gemacht», erklärt Tjark Menssen vom Rechtsschutz des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). Aus seiner Sicht bietet es sich an, dass der Arbeitgeber einen solchen Hinweis schriftlich gibt, etwa in einer E-Mail. «Der Hinweis kann nur so lange wirksam erfolgen, wie es dem Arbeitnehmer möglich ist, den Urlaub auch zu nehmen», so Menssen. Nach seinen Angaben können Unternehmen dies sinnvoll in Betriebsvereinbarungen regeln. «Den Arbeitnehmern sollte in jedem Fall ausreichend Zeit bleiben, auch eine Reise vorzubereiten.»

Hat ein Arbeitnehmer Anspruch auf eine Auszahlung des Urlaubs, falls er nicht alle Tage nehmen will?

Nein. «Der Arbeitnehmer kann und soll seinen Urlaubsanspruch grundsätzlich nicht verkaufen», betont Menssen. Für den Arbeitgeber wäre aus Sicht von Deinert ein solches Geschäft sogar «äußerst zweifelhaft», denn Urlaub dient der Gesundheit des Arbeitnehmers, die nicht aufs Spiel gesetzt werden sollte. «Vor allem riskiert der Arbeitgeber, dass er dennoch Urlaub gewähren muss und das Geld nicht zurückfordern kann», so Deinert.

Muss der Urlaub bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses ausgezahlt werden?

«Ja, wenn der Arbeitnehmer den Urlaub nicht nehmen konnte», sagt Menssen. Im Juristendeutsch ist dann von «Abgeltung des Urlaubsanspruchs» die Rede.

Verfällt der Urlaubsanspruch bei langer Krankheit?

Hier hat sich die Rechtsprechung ebenfalls geändert. Bei langer Krankheit entfällt der Urlaubsanspruch nicht mehr am 31. März des Folgejahres, sondern spätestens nach 15 Monaten. Nach einem BAG-Urteil (Az: 9 AZR 623/10) gilt dies auch dann, wenn die Arbeitsunfähigkeit des Beschäftigten über diesen Zeitraum hinaus ununterbrochen andauert.

Was passiert mit dem Urlaubsanspruch, wenn ein Arbeitnehmer von Vollzeit auf Teilzeit wechselt?

Zunächst bleiben die während der Vollzeitarbeit erworbenen Urlaubstage des Beschäftigten vom Umfang her erhalten. «Das gilt vor allem dann, wenn der Beschäftigte seinen Urlaub vor dem Wechsel nicht mehr nehmen konnte», sagt Oberthür, die in der Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht im Deutschen Anwaltverein tätig ist.

Was geschieht mit dem Urlaub, wenn jemand Elternzeit nimmt?

«Nichts, der Anspruch bleibt», betont Deinert. Der Arbeitgeber kann - er muss es aber nicht - den Urlaub pro Monat Elternzeit aber um jeweils ein Zwölftel kürzen. Nach einem BAG-Urteil (Az: 9 AZR 362/18) muss der Arbeitgeber dies dem Beschäftigten formlos mitteilen. Generell kann der Arbeitgeber nur den gesetzlichen Urlaub kürzen. Beim tarif- oder vertraglichen Urlaub ist dies nur möglich, wenn nichts anderes geregelt ist.

Was ist mit dem Urlaub, wenn ich ein Sabbatical mache oder Sonderurlaub habe?

«Für diese Zeit besteht kein gesetzlicher Urlaubsanspruch», stellt Oberthür klar. Das hat das BAG festgelegt (Az: 9 AZR 315/17). In früheren Zeiten bestand ein gesetzlicher Urlaubsanspruch bei einem Sabbatical oder unbezahlten Sonderurlaub.

Kann der Urlaubsanspruch vererbt werden?

Ja. Nach einem EuGH-Urteil (Az: C-569/16) haben Erben Anspruch darauf, dass der Arbeitgeber der verstorbenen Person ihnen den nicht genommenen Urlaub auszahlt. «Das betrifft den gesetzlichen Mindesturlaub», so Deinert. Gleiches gilt für den Zusatzurlaub für Menschen mit Schwerbehinderung. Das BAG (Az: 9 AZR 45/26) erstreckt diese Rechtsprechung laut Oberthür auch auf übergesetzliche Urlaubsansprüche, wenn für diese keine anderslautende Regelung getroffen wurde.
(Text: Sabine Meuter, dpa)

Wenn der Chef im Urlaub anruft....

Wenn ein Mitarbeiter im Urlaub ist, muss er für seinen Arbeitgeber in der Regel nicht erreichbar sein. Darauf weist der Bund-Verlag in seinem Blog für Betriebsräte hin.
Wenn der Chef im Urlaub anruft....
Bild: dpa

Denn Urlaub dient der Erholung, wie das Bundesurlaubsgesetz festschreibt - und diese wird beeinträchtigt, wenn Mitarbeiter ständig mit einem Anruf oder einer E-Mail vom Chef rechnen müssen. Nur in wenigen Ausnahmesituationen könne eine Kontaktaufnahme gerechtfertigt sein.

Das ist den Angaben zufolge zum Beispiel dann der Fall, wenn nur der abwesende Mitarbeiter ein bestimmtes Passwort kennt oder in einem bestimmten Notfall weiterhelfen kann. Die Zeit, die ein Arbeitnehmer im Urlaub mit Arbeit verbringt, muss dann aber auch vergütet werden.

Eine Kündigung müssten Beschäftigte nicht fürchten, wenn sie im Urlaub nicht erreichbar sind - auch dann nicht, wenn sie einen Anruf vom Arbeitgeber ignorieren sollten.
(Text: dpa/tmn)

BASF baut tausende Stellen ab

Die von BASF im vergangenen November angekündigte Umstrukturierung des Konzerns bringt den Abbau tausender Jobs mit sich. Weltweit sollen bei dem Chemieriesen bis Ende 2021 insgesamt 6000 Stellen wegfallen, wie das Dax-Unternehmen am 26. Juni in Ludwigshafen mitteilte. Das sind knapp fünf Prozent der global 122 000 Menschen, die BASF Ende 2018 beschäftigt hat.
BASF baut tausende Stellen ab
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Ungefähr die Hälfte der Stellen soll in Deutschland wegfallen, der überwiegende Teil am Heimatstandort Ludwigshafen, wie ein Sprecher sagte. Dort zählte BASF Ende 2018 knapp 40 000 Mitarbeiter. In Ludwigshafen sind dem Sprecher zufolge nach der aktuellen und bis Ende 2020 gültigen Standortvereinbarung betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertretung vereinbarten nun, Verhandlungen für eine neue Standortvereinbarung vorzuziehen. Ziel sei es, im ersten Halbjahr 2020 eine neue Vereinbarung zu unterzeichnen, hieß es in einer Mitteilung.

Das Unternehmen will seine Organisationsstrukturen verschlanken, unter anderem in der Verwaltung. Zu schaffen machen BASF mehrere Faktoren, etwa die schwächelnde Konjunktur, die Autoflaute, der Handelsstreit zwischen den USA und China, im vergangenen Jahre kam noch das Niedrigwasser im Rhein hinzu. Das alles schlug sich in einem deutlichen Gewinnrückgang 2018 nieder. Der Nachsteuergewinn schrumpfte um mehr als ein Fünftel auf 4,7 Milliarden Euro.

Damit steht BASF nicht allein. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) hatte Mitte Mai mitgeteilt, die schwächere Weltwirtschaft mache der deutschen Chemie- und Pharmabranche zu schaffen. Sie stelle sich nach einem kräftigen Umsatzrückgang im ersten Quartal weiter auf ein schwieriges Jahr ein. Von Januar bis März sank der Umsatz der Chemie- und Pharmabranche demnach gemessen am Vorjahresquartal um 3,8 Prozent auf 48,3 Milliarden Euro, die Produktion sank um 6 Prozent. Der Verband erwartet 2019 einen Umsatzrückgang von 2,5 Prozent. Grundsätzlich reagiert die Chemiebranche als Lieferant etwa für die Auto-, Bau- und Kosmetikindustrie früh auf Konjunkturschwankungen und hatte schon Ende 2018 vor Rückschlägen gewarnt.

BASF-Finanzchef Hans-Ulrich Engel hatte kürzlich festgestellt: «Wir befinden uns insgesamt in einem schwierigeren Fahrwasser, als wir das im Februar erwartet haben.» Im Februar waren die Zahlen für 2018 vorgelegt worden. Bereits im November davor hatte BASF-Chef Martin Brudermüller ein umfangreiches Programm zur Umstrukturierung angekündigt. Das soll ab Ende 2021 jährlich zwei Milliarden Euro zum operativen Gewinn (Ebitda) beisteuern.
Die nun angekündigte Neuausrichtung samt Stellenabbau ist des Teil der neuen Strategie und soll dem Unternehmen zufolge einen Effekt von rund 300 Millionen Euro haben. Kosten einsparen will Brudermüller etwa in der Produktion, Logistik, Forschung und Entwicklung. Außerdem verkauft BASF Teilbereiche. Nichtsdestotrotz schließt der Konzern nicht aus, in den kommenden Jahren auch wieder zusätzliche Mitarbeiter zu benötigen etwa in der Produktion oder für das Thema Digitalisierung - «jedoch abhängig von zukünftigen Wachstumsraten».
Ein zentrales Element in der neuen Unternehmensstruktur soll ein Corporate Center sein mit weniger als 1000 Mitarbeitern. Es soll den Vorstand unterstützen, das Unternehmen zu steuern und zentrale Aufgaben etwa bei der Strategieentwicklung, Finanzen, Recht, Personal und Kommunikation übernehmen. Neu entstehen soll eine Einheit namens «Global Business Services», ein weltweites Netz aus rund 8000 Mitarbeitern, das Dienstleistungen für die einzelnen Unternehmensbereiche erbringen soll. Die Leitung hier soll der derzeitige Leiter des Bereichs Finance, Marc Ehrhardt, übernehmen.

«Wir werden uns beim Aufbau der neuen Organisation darauf konzentrieren, konsequent Synergien zu heben, Schnittstellen zu reduzieren und mehr Flexibilität und Kreativität zu ermöglichen», erklärte Konzernchef Brudermüller. «Wir werden unsere Organisation weiterentwickeln, um effektiver und effizienter zu arbeiten. (dpa)

Arbeitskosten in Deutschland deutlich gestiegen

Im EU-weiten Vergleich haben die Arbeitskosten in Deutschland in den vergangenen acht Jahren einer neuen Studie zufolge kräftig zugelegt. Durchschnittlich 35 Euro kostete Arbeitgeber hierzulande im vergangenen Jahr eine Arbeitsstunde ihrer Beschäftigten, wie aus einer am 3. Juli in Berlin vorgelegten Untersuchung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung hervorgeht. Das IMK gehört zur gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
Arbeitskosten in Deutschland deutlich gestiegen
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Verglichen mit den 28 Mitgliedstaaten landete Deutschland dabei auf dem sechsten Platz. Die Arbeitskosten, die hauptsächlich aus den vom Arbeitgeber zu zahlenden Löhnen und Sozialabgaben bestehen, lagen zuletzt damit deutlich über dem EU-weiten Durchschnitt von 27 Euro pro Stunde. Angeführt wird das Feld von Dänemark, Luxemburg, Belgien, Schweden und Frankreich, wo Arbeitgeber zwischen 44,70 und 36,50 Euro pro Stunde ausgeben müssen.

Allein von 2017 auf 2018 stiegen die Arbeitskosten in Deutschland um 2,3 Prozent. «Mit der guten Arbeitsmarktentwicklung der vergangenen Jahre hat sich auch das Lohnwachstum in Deutschland beschleunigt», schreiben die Autoren der Studie. «Allerdings sind die Effekte der langen Schwächephase der frühen 2000er Jahre noch nicht ausgeglichen», sagte der wissenschaftliche Direktor des IMK, Sebastian Dullien, bei der Präsentation der Studie.

Noch vor der Finanzkrise 2008/2009 sei das Bild ein völlig anderes gewesen. Zwischen 2001 und 2010 lag die Wachstumsrate der Arbeitskosten im Schnitt bei jährlich 1,7 Prozent und damit weit unter dem EU-Durchschnitt von 3,1 Prozent. Mit den niedrigen Löhnen einher ging demnach eine schwache Nachfrage aus dem Inland, dafür aber «ein enormer Anstieg der preislichen Wettbewerbsfähigkeit». Die niedrigen Arbeitskosten hätten dazu geführt, dass Deutschland nach wie vor deutlich mehr Waren exportiere als einführe. Diese preisliche Wettbewerbsfähigkeit sei auch durch höhere Arbeitskosten noch nicht gefährdet.

Die gleiche Entwicklung beobachten die Wissenschaftler auch für die Lohnstückkosten - also die Arbeitskosten pro produzierter Einheit -, mit denen die Studienautoren auch die Produktivität in den Blick nehmen.

Diese seien im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2017 um 2,8 Prozent gestiegen. «Dies ist der stärkste Anstieg seit 2012.» Doch habe diese Erholung erst in den vergangenen Jahren eingesetzt. Betrachte man den Zeitraum seit Beginn der Währungsunion, seien die Lohnstückkosten deutlich schwächer gestiegen «als in fast allen anderen Mitgliedstaaten des Euroraums». «Gemessen am Inflationsziel der Europäischen Zentralbank von knapp unter 2 Prozent war ihr Anstieg zwischen 2000 und 2018 deutlich zu niedrig», heißt es weiter.

Um den steigenden Lohntrend der vergangenen Jahre beizubehalten und vor allem die Produktivität anzukurbeln, brauche es nun deutlich mehr Investitionen als zuletzt. «Wie in anderen Industrieländern auch hat sich der Produktivitätsfortschritt in Deutschland im Vergleich zu den 1990er Jahren spürbar verlangsamt.» In ausbleibenden Investitionen sehen die Forscher einen wesentlichen Grund dafür. Vor allem auf dem Bau seien in den vergangenen Jahren Digitalisierungsprozesse verschlafen worden. Heutige Kapazitätsengpässe, vor allem bedingt durch den Fachkräftemangel, hätten auf diese Weise aufgefangen werden können, sagte Dullien.
(Text: dpa)

Heuschrecken oder Weiße Ritter?

Die Chefetage des Beleuchtungsherstellers Osram wirbt für die Übernahme des Münchner Traditionsunternehmens durch zwei US-Finanzinvestoren. Für die Aktionäre sei der angebotene Preis von knapp 3,4 Milliarden Euro «sehr attraktiv», sagte Vorstandschef Olaf Berlien am Freitag (5. Juli). Und für Osram und seine 26 000 Mitarbeiter bietet sich nach den Worten Berliens die Chance, Investitionen zu finanzieren, für die ansonsten kein Geld da wäre: «Wir haben Zugang zu Kapital, die wir heute nicht haben mit unserer Firepower.»
Heuschrecken oder Weiße Ritter?
Bild: dpa

Die zwei Investoren Bain Capital und Carlyle betonten in ihrer Stellungnahme ebenfalls, dass sie «umfangreiche Investitionen in zukunftsweisende Technologien» tätigen wollten.

Sowohl Osram als auch die Amerikaner wissen natürlich, dass eine Übernahme durch Finanzinvestoren Ängste weckt: Fällt das Traditionsunternehmen, dessen Glühbirnen einst einen Großteil der deutschen Haushalte erleuchteten, in die Hände von Heuschrecken? Doch die Amerikaner wollen «Weiße Ritter» sein, die Osram zu einer besseren Zukunft verhelfen - nicht Resteverwerter, die angeschlagene Unternehmen ausschlachten.

Denn Osram hat ein Problem: Die von Berlien erwähnte finanzielle Feuerkraft nimmt ab. Im zweiten Quartal machte das Unternehmen 90 Millionen Euro Verlust.

Aber um technologisch an der Spitze zu bleiben, braucht Osram Geld für Investitionen. Die Beleuchtungstechnologie befindet sich in rasantem Wandel - und das erfordert hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung ebenso wie für die stete Modernisierung der Produktionsanlagen.

Der Markt jedoch ist ungnädig. Osram-Produkte erzeugen das Licht in Autoscheinwerfern und Smartphone-Displays, doch die weltweiten Autoverkaufszahlen sind ebenso gesunken wie der Smartphone-Absatz. Und zugleich gehen die Verkaufspreise für LEDs zurück, wie den Trendberichten der Branche zu entnehmen ist. So wundert es nicht, dass sich der Osram-Börsenkurs seit Anfang 2018 etwa halbiert hat.

Eigentlich gehen Unternehmen an die Börse, um sich zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten zu erschließen. Im Falle Osram sind Vorstand und Aufsichtsrat offenbar zu dem Ergebnis gekommen, dass der Kapitalmarkt für die nächsten Jahre eher hemmend als hilfreich wäre: Die Firma soll von der Börse genommen werden.

Bain Capital und Carlyle haben das notwendige Geld für Investitionen und Wachstum versprochen, auch wenn niemand konkrete Summen nennt.

Motiv eines Finanzinvestors ist immer die Wertsteigerung, auch die beiden US-Häuser bilden da keine Ausnahme. Doch beide Fonds pflegen ihre Beteiligungen mittelfristig zu halten, Berlien spricht von durchschnittlich fünf bis sieben Jahren. «Die Patente und Technologien bleiben bei uns», betonte der Manager.

Berlien betont, dass die zwei US-Unternehmen die Übernahme großenteils mit eigenem Geld finanzieren wollen und nicht auf Kredit: 2,6 Milliarden Euro steuerten Bain Capital und Carlyle selbst bei.

Damit handelt es sich nach den Worten des Osram-Chefs nicht um einen «klassischen leveraged buyout» - einen Unternehmenskauf auf Pump. Das ist die Praxis, die Übernahmen durch Finanzinvestoren in Verruf gebracht hat. Denn manche Fonds halsen den gekaperten Unternehmen anschließend ihre Schulden auf und versuchen, mit scharfen Renditevorgaben oder dem Verkauf in Einzelteilen ihren Schnitt zu machen. Bain Capital und Carlyle haben zugesichert, die Standorte zu erhalten und die Rechte der Arbeitnehmer zu respektieren.

Die Gewerkschaft IG Metall legt dementsprechend keinen Protest ein: «Daher wenden wir uns nicht gegen eine Übernahme durch die Finanzinvestoren und erwarten von ihnen und dem Vorstand, dass sie die getroffenen Verabredungen für einen Zukunftsdialog zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Arbeitsplätze einhalten», sagte Klaus Abel, Beauftragter für Osram und Aufsichtsratsvize.

Bis Anfang September haben die Aktionäre nun Zeit, das 3,4-Milliarden-Angebot anzunehmen. Doch klar ist: Eine dauerhafte Langfristlösung für Osram ist die Übernahme nicht. Läuft alles gut, wird Osram in ein paar Jahren besser dastehen als heute. Doch die Mitarbeiter werden wieder bangen müssen, wem Osram in Zukunft gehören wird.
(Text: Carsten Hoefer, dpa)

Polizei warnt vor Finanzagenten-Jobs

Das Jobangebot klang spannend, der Student aus Krefeld sagte rasch zu. Die Sicherheitsmaßnahmen einer Bank sollte er prüfen, dazu dort ein Konto eröffnen. Zunächst schien alles glatt zu laufen. Doch dann änderten seine Auftraggeber die Zugangsdaten und kaperten das Konto des 26-Jährigen. Am Mittwoch (3. Juli) warnte die Polizei in Krefeld vor dieser Masche, die «Money Muling», (Mule = Maultier) genannt wird, weil sich die Betroffenen als «Geldesel» missbrauchen lassen. Ahnungslos leisten sie Beihilfe zu Geldwäsche oder Betrug.
Polizei warnt vor Finanzagenten-Jobs
Bild: Pete Linforth/Pixabay

So arbeiteten die Auftraggeber des Studenten nicht für die Bank, sondern betrieben einen sogenannten Fake-Shop im Internet: Die Kunden des Shops bezahlten im Voraus auf das Konto des Studenten für Waren, die sie nie erhielten. Das Geld verschwand sofort auf Konten im Ausland.

Immer mehr Menschen fallen auf die Angebote herein, rasches Geld zu verdienen, berichtete Ermittler Heinz Siemes. Oft leiteten sie selbst die Beträge weiter, gegen Abzug einer Provision von fünf bis zehn Prozent. Das Geld wird auf Konten etwa in Litauen oder auf Zypern überwiesen und dann in Kryptowährungen umgesetzt, bevor sich seine Spur endgültig verliert.

Wenn dann eines Tages die Polizei vor der Tür des «Geldsesels» steht, haben die Kontoinhaber ein Problem. Grundsätzlich gilt: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.

Die Zahlen sind nach Polizeiangaben bundesweit seit Beginn des Jahres sprunghaft angestiegen und schon jetzt auf dem Niveau des gesamten vergangenen Jahres. In Krefeld etwa wurden 2017 noch 108 Fälle von solchem Warenkreditbetrug erfasst, 2018 waren es schon 232 Fälle.

Laut Polizei stecken hinter der Masche organisierte Banden mit einem internationalen Netzwerk. Betroffen seien vor allem Studenten. Sie hätten oft finanzielle Probleme und ließen sich auf die Jobangebote ein, als «Finanzagenten» zu arbeiten. Analog gebe es auch «Warenagenten», die Pakete in Empfang nehmen und an Dritte weiterleiten.

Misstrauisch werden sollte, wem leicht verdientes Geld in E-Mails oder den sozialen Netzwerken versprochen wird. Auch bei Inseraten von Firmen aus Übersee, die «lokale/nationale Agenten» suchen, sollten die Alarmglocken läuten. Die Polizei rät zudem: Niemals Kontodaten an Unbekannte weitergeben.

Der Krefelder Student könnte glimpflich davon kommen. Er meldete sich bei der Bank, die das Konto sperrte und zeigte den Vorfall bei der Polizei an. Laut Polizei floss dennoch eine fünfstellige Gesamtsumme über das Konto, bis die Bank den Geldstrom stoppte. «Geldeseln», die erst über ein Ermittlungsverfahren ausfindig gemacht werden, droht im schlimmsten Fall sogar eine Haftstrafe.
(Text: dpa)

Tarifergebnis bei privaten und öffentlichen Banken

In der fünften Runde der Tarifverhandlungen für die rund 200.000 Beschäftigten bei privaten und öffentlichen Banken haben sich die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und die Arbeitgeber auf ein Tarifergebnis geeinigt. Die Entgelte für Bankbeschäftigte steigen in zwei Stufen um insgesamt 4,0 Prozent. Der Gehaltsabschluss wird ergänzt durch zahlreiche Tarifregelungen zu Gesundheit und Qualifizierung sowie Verhandlungsvereinbarungen zur Modernisierung von Tarifverträgen.
Tarifergebnis bei privaten und öffentlichen Banken
Bild: dpa

„Nach fünf Verhandlungsrunden mit 45 Verhandlungsstunden haben wir ein umfangreiches Gesamtpaket ausgehandelt, das eine deutliche Verbesserung gegenüber dem letzten Arbeitgeberangebot darstellt“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied und Verhandlungsführer Christoph Meister. „Dies wäre ohne die 12.000 streikenden Bankbeschäftigten allein in den letzten drei Wochen nicht möglich gewesen.“ ver.di wird nun eine Mitgliederbefragung über das Tarifergebnis durchführen. Die ver.di-Tarifkommission empfiehlt den Mitgliedern die Annahme des Ergebnisses.

Im Einzelnen sieht das gegenüber dem bisherigen Verhandlungsstand deutlich verbesserte Verhandlungsergebnis bei einer Laufzeit von 29 Monaten stufenweise Erhöhungen der Entgelte um insgesamt 4,0 Prozent vor. Zum 1. September 2019 steigen die Entgelte um 2,0 Prozent, und zum 1. November 2020 werden die Entgelte um weitere 2,0 Prozent erhöht. Alle Auszubildenden erhalten 60 Euro mehr pro Monat und sollen bei erfolgreichem Abschluss ihrer Ausbildung übernommen werden. Zudem wurde vereinbart, Verhandlungen über die Aktualisierung der Eingruppierungsrichtlinien und über einen eigenständigen Ausbildungstarifvertrag aufzunehmen. Alle Beschäftigten haben einen Anspruch auf ein jährliches Qualifizierungsgespräch und sollen passgenaue Qualifizierungsmaßnahmen erhalten. Mit dem Tarifvertrag, der bis zum 30. Juni 2021 gilt, wird erstmals im Bankgewerbe Arbeitsbefreiung für alle gesundheitlichen Vorsorgeuntersuchungen eingeführt.
(Text: ver.di)

Urlaubsanspruch verfällt nur, wenn Arbeitgeber aufklärt

Urlaubsanspruch kann am Jahresende in der Regel nur wegfallen, wenn der Arbeitgeber seinen Angestellten zuvor über die Verfallsfristen aufgeklärt hat. Das geht aus einem am 1. Juli veröffentlichten Urteil des Landesarbeitsgerichts Köln hervor. Das gelte nicht nur für das laufende Jahr, sondern auch ältere Urlaubsansprüche.
Urlaubsanspruch verfällt nur, wenn Arbeitgeber aufklärt
Bild: dpa

Im konkreten Fall ging es um den Boten einer Apotheke aus dem Raum Aachen. Für diese hatte der Mann von 2012 bis März 2017 gearbeitet. Auf eigenen Wunsch nahm der Bote seinen Jahresurlaub in Form einer Arbeitszeitverkürzung. Statt 30 arbeitete er nur 27,5 Stunden je Woche. Weiteren Urlaub verlangte der Bote zunächst nicht.

Nach dem Ende des Arbeitsverhältnisses wollte der Bote als Ausgleich für nicht genommenen Urlaub aus den Jahren 2014, 2015 und 2016 Geld haben. Insgesamt machte er 4500 Euro geltend. In erster Instanz scheiterte er mit seiner Klage, vor dem Landesarbeitsgericht Köln war seine Berufung nun jedoch erfolgreich.

Aus Sicht des Landesarbeitsgerichts wurden die Urlaubsansprüche des Klägers durch Arbeitszeitverkürzung nicht erfüllt. «Die wöchentliche Arbeitszeitverkürzung stelle keinen Erholungsurlaub im Sinne des Bundesurlaubsgesetzes dar», hieß es in der Mitteilung. Zudem habe die Apotheke den Mann konkret auffordern müssen, den Urlaub zu nehmen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig und eine Revision am Bundesarbeitsgericht möglich.

(Text: dpa)

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