Bei Air Berlin gebe es viel Verwaltungs- und IT-Erfahrung. Auch mit der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg habe es Gespräche gegeben, dort werde aber nicht im gleichen Umfang Personal gebraucht.
Die Lufthansa übernimmt 81 der zuletzt 134 Air-Berlin-Maschinen und will bis zu 3000 der etwa 8000 Beschäftigten einstellen. Weiter verhandelt wird auch mit der Airline Easyjet. Sollte Easyjet ein interessantes Angebot abgeben, würde er sich darüber freuen, sagte Müller, weil es Wettbewerb wäre im Sinne der Verbraucher.
Sowohl die Unternehmen als auch die anderen beteiligten Bundesländer müssten sich an einer möglichen Transfergesellschaft beteiligen, um Menschen vor direkter Arbeitslosigkeit zu schützen und zu qualifizieren, sagte Müller. Er habe dazu auch mit den Regierungschefs von Nordrhein-Westfalen und Bayern, Armin Laschet (CDU) und Horst Seehofer (CSU), vor einigen Wochen gesprochen. «Es gibt dazu auch eine Bereitschaft.» Auch Berlin stünde bereit. (dpa)
Zu den Vorstellungen der IG Metall zur Arbeitszeit erklärt Dulger: "Die Forderungen gehen an dem Alltag in unseren Betrieben vorbei. Für die allermeisten Arbeitszeitwünsche der Beschäftigten wird in den Betrieben schon heute eine passende Lösung gefunden. Ein Anspruch auf Arbeitszeitverkürzung aber würde den Fachkräftemangel weiter verschärfen. Weil qualifiziertes Personal fehlt, bleiben schon jetzt oft Aufträge liegen."
Dulger verweist zudem darauf, dass 84 Prozent aller Beschäftigten der Metall- und Elektro-Industrie eine solidarische Finanzierung von Auszeiten ablehnten. Die Beschäftigten seien der Ansicht, dass Auszeiten vom betreffenden Arbeitnehmer selber zu finanzieren sind. Aber es sei richtig, über ein flexibler einsetzbares Arbeitszeitvolumen zu reden, denn man brauche Arbeitszeitregelungen, die Betrieben und Beschäftigten gerecht werden. Die Arbeit müsse immer erledigt werden - und sie dürfe nicht noch teurer werden.
Dulger weiter: "Angesichts der Digitalisierung, der Mobilität und der Demografie müssen alle Unternehmen jetzt Investitionsentscheidungen treffen. Wir wollen, dass diese Investitionsentscheidungen wieder zugunsten des Standortes Deutschland und der Mitgliedschaft im Flächentarif ausfallen. Diese Forderungsempfehlung lässt befürchten, dass sich die IG Metall dieser kritischen Phase nicht bewusst ist. Wir stehen vor einer Weggabelung, was die weitere Entwicklung der Industrie angeht. Gestalten wir die Zukunft? Oder wird sie zu teuer? Ich kann nur hoffen, dass sich die IG Metall bis zum endgültigen Beschluss darüber klar wird, dass bei allen Unternehmen sowohl die Entscheidung für den Flächentarif als auch für den Standort Deutschland am Ende sehr nüchtern und vor allem mit Blick auf die Kosten getroffen wird."
Dieser weniger dramatische Befund deckt sich offenbar mit der Einschätzung der Arbeitnehmer selbst. In der IZA/XING-Studie schätzen Männer das Automatisierungsrisiko allerdings deutlich höher ein (16%) als Frauen (9,1%). Die Forscher führen diese Diskrepanz darauf zurück, dass Männer häufiger in körperlich anstrengenden Jobs tätig sind, in denen das Potenzial für den Einsatz von Maschinen noch am höchsten ist. Weibliche und männliche XING-Mitglieder, bei denen es sich überwiegend um „moderne Wissensarbeiter“ handeln dürfte, schätzten das Automatisierungsrisiko gleichermaßen gering ein.
Auffällige Unterschiede zeigten sich mit Blick auf das individuelle Problemlösungsverhalten. Nur 5,8% der Befragten, die nach eigenem Bekunden bei unvorhergesehenen Störungen der Arbeitsroutine selbst nach Lösungen suchen, sehen sich einem Automatisierungsrisiko ausgesetzt. Eher bedroht fühlen sich Arbeitnehmer, die im Störungsfall üblicherweise Vorgesetzte bzw. Kollegen verständigen. Hier gaben 15,5% bzw. 29,7% der Befragten an, ihr Job könnte der Automatisierung zum Opfer fallen.
Prof. Dr. Hilmar Schneider, Leiter des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), sieht durch die Studienergebnisse bestätigt, dass die Beschäftigten dem Wandel der Arbeitswelt mit Zuversicht begegnen sollten, statt sich von Schreckensszenarien verunsichern zu lassen: „Die Menschheit hat bis heute jeden technologischen Wandel – vom Webstuhl bis zum Internet – bewältigt, obwohl die Auswirkungen vorher kaum vorhersehbar waren. Wichtig ist, dass wir wandlungsfähig bleiben und die Chancen nutzen, statt uns vor den Risiken zu fürchten.“
Der Blick auf die Automatisierung werde oft durch eine asymmetrische Wahrnehmung verzerrt. Diejenigen Tätigkeiten, die durch neue Technologien überflüssig werden, seien recht einfach zu erkennen. „Die menschliche Fantasie versagt aber regelmäßig, wenn es darum geht, sich neue Tätigkeitsfelder und Bedürfnisse vorzustellen“, so Schneider. Bislang hätten sich untergehende und entstehende Jobs noch immer die Waage gehalten. Der IZA-Chef sieht aber auch das Bildungs- und Ausbildungssystem in der Pflicht, sich noch stärker auf die Vermittlung von Zukunftskompetenzen zu konzentrieren. Neben rein fachlichen Qualifikationen sind dabei immer mehr auch sogenannte „Soft Skills“ wie beispielsweise Kreativität, soziale Intelligenz, Verantwortungsbewusstsein und unternehmerisches Denken von Bedeutung.
Eine ausführlichere Analyse mit weiteren Grafiken finden Sie im IZA Newsroom:
http://newsroom.iza.org/de/wp-content/uploads/2017/10/PM-IZA-XING-20171012.pdf
Auch im Vorjahresvergleich nahm die Zahl zu. Im März 2016 waren knapp 3,1 Millionen Arbeitnehmer betroffen. Bis Jahresende nahm die Zahl zu, um seither wieder leicht abzusinken.
Mit 2,7 Millionen Betroffenen ist eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung mit mindestens einer zusätzlichen geringfügigen Beschäftigung die häufigste Kombination. Mehr als 310 000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte haben mindestens einen weiteren solchen Job. Eine dritte Variante ist die Ausübung einer ausschließlichen geringfügigen Beschäftigung und mindestens einer weiteren geringfügigen Beschäftigung. Das betraf über 260 000 Menschen.
Die Linken-Fraktionsvize Sabine Zimmermann, die die Anfrage gestellt hatte, kritisierte: «Für immer mehr Beschäftigte reicht das Einkommen aus einem Job nicht mehr aus. Der überwiegende Teil dürfte aus purer finanzieller Not mehr als einen Job haben und nicht freiwillig.»
Viel zu viele Menschen seien arm trotz Arbeit. «Die scheidende Bundesregierung hat hier auf der ganzen Linie versagt», kritisierte Zimmermann. Die Einführung des Mindestlohns sei nicht ausreichend gewesen, um Arbeit existenzsichernd zu machen. Nötig seien dessen Erhöhung und die Abschaffung von «Niedriglohnbeschäftigung in Form der Leiharbeit».
Die Arbeitslosigkeit ist zuletzt auf ein neues Rekordtief gesunken. Knapp 2,5 Millionen Arbeitslose gab es im September. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nahm in den vergangenen Jahren fast kontinuierlich von 26,8 auf knapp 32 Millionen zu, die der ausschließlich geringfügig Beschäftigten sank von 5,2 auf rund 4,9 Millionen. (dpa)
In dem Fall ging es um einen leitenden Angestellten eines Unternehmens, das Kühlanlagen für die Industrie herstellt. Von Anfang 2016 an verhandelte er mit einem anderen Unternehmen aus der gleichen Branche über einen Wechsel, Anfang April schickte ihm der Konkurrent ein konkretes Angebot. Einige Wochen später leitete der Angestellte mehrere E-Mails mit Informationen über Kunden und Projekte von seinem dienstlichen an den privaten Mailaccount weiter. Als sein aktueller Arbeitgeber das herausfand, kündigte er ihm fristlos.
Der Arbeitnehmer klagte dagegen, hatte aber keinen Erfolg. Laut dem Urteil war die Weiterleitung von E-Mails mit betrieblichen Informationen eine schwerwiegende Pflichtverletzung. Der Kläger hatte zwar ausgesagt, mit den E-Mails zu Hause arbeiten zu wollen. Dafür hatte ihm sein Arbeitgeber aber einen dienstlichen Laptop zur Verfügung gestellt. Angesichts der besonderen Umstände sei auch eine fristlose Kündigung gerechtfertigt, so das Gericht: Dem Arbeitgeber sei es in diesem Fall nicht mehr zuzumuten, den Arbeitnehmer bis zum Ende der regulären Kündigungsfrist weiter zu beschäftigen. Seine geschäftlichen Interessen seien hier unmittelbar gefährdet gewesen.
(dpa/tmn)
Der deutsche Marktführer hatte am Donnerstag (12. Oktober) bekannt geben, von der insolventen Air Berlin 81 Flugzeuge zu übernehmen. «Während man in der Führungsetage bei der größten deutschen Fluggesellschaft in Feierlaune ist, steigt die Verzweiflung bei den Air-Berlin-Beschäftigten», bemerkte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle.
Bis zu 3000 Air-Berlin-Beschäftigte sollen im Lufthansa-Konzern Arbeit finden, vor allem bei der Billigtochter Eurowings. Gut die Hälfte davon muss sich aber neu bewerben - was Gehaltseinbußen bedeuten könnte.
Für mehr als 5000 weitere Air-Berlin-Mitarbeiter gibt es noch keine Perspektive. Air Berlin verhandelt weiter mit Easyjet über bis zu 30 Flugzeuge, die Gespräche ziehen sich jedoch seit Wochen hin. Auch für die Techniksparte wird noch ein Käufer gesucht, zwei Mal wurde die Bieterfrist verlängert. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte am Donnerstag deutlich gemacht, dass sein Unternehmen keinen Bedarf habe.
Der Wechsel von Beschäftigten zur Lufthansa dürfte aus Gewerkschaftssicht ein Fall für die Arbeitsgerichte werden. «Es wird mit Sicherheit Klagen geben, und wir werden die Beschäftigten dann unterstützen», sagte ein Verdi-Sprecher. Die Betroffenen könnten argumentieren, dass eigentlich ein Betriebsübergang stattfinde, bei dem der Käufer bestehende Tarife übernehmen müsse.
Lufthansa überweist 210 Millionen Euro an Air Berlin - ein Schnäppchen, wie Verdi-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle mitteilte, die auch dem Lufthansa-Aufsichtsrat angehört. Zugleich verhalte sich der Konzern zynisch gegenüber den Beschäftigten. Verdi will mit Lufthansa in einem Tarifvertrag festlegen, wie bei Neueinstellungen ausgewählt wird. So könnte etwa bestimmt werden, Air-Berlin-Mitarbeiter bevorzugt einzustellen.
Air Berlin sprach am Freitag von einer erfolgreichen Jobmesse. Es seien weitere solcher Veranstaltungen geplant, mit der Deutschen Bahn, mit dem Land Berlin und mit weiteren Anbietern. Ein Unternehmenssprecher bekräftigte, Air Berlin sei auch offen dafür, eine Transfergesellschaft zu bilden. Die Fluggesellschaft könne diese aber nicht finanzieren.
(dpa)
Ziel sei es, dem Unternehmen eine «wirtschaftliche Atempause» zu verschaffen, bis die vom neuen kanadischen Eigentümer HBC angestoßenen Wachstumsmaßnahmen Wirkung zeigten, sagte Link. Das Jahr 2016 habe der Kaufhof «mit einem deutlichen Verlust» abgeschlossen. Auch die Umsätze seien rückläufig gewesen. Dieser Trend setze sich bislang auch in diesem Jahr fort, beschrieb der Manager im Gespräch mit der dpa die aktuelle Lage des Konzerns. Zuvor hatte bereits das «Handelsblatt» über die roten Zahlen berichtet.
Der Kaufhof-Arbeitsdirektor Peter Herlitzius sagte: «Wir sind uns bewusst, dass ein neuer Tarifvertrag für unsere Mitarbeiter Einschnitte bedeutet.» Der Schritt sei jedoch unvermeidlich, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und damit Arbeitsplätze langfristig zu sichern. Details zu den angestrebten Einschnitten nannte das Unternehmen nicht.
Die Gewerkschaft Verdi kündigte an, sie werde den Antrag von Kaufhof intensiv prüfen. Dazu gehöre, dass ein Wirtschaftsgutachter im Auftrag von Verdi die Geschäftszahlen prüfe, «damit klar wird, wie es um das Unternehmen tatsächlich bestellt ist». Wichtig seien für die Gewerkschaft auch überzeugende Konzepte, um in Zukunft den Umsatz zu steigern. Der Kaufhof-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Uwe Hoepfel sagte, die Arbeitnehmervertreter würden alles daran setzen, dass den Kaufhof-Beschäftigten «nicht in die Tasche gegriffen wird».
Nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» strebt der Kaufhof eine Kürzung der Löhne und Gehälter von drei bis fünf Prozent, die Streichung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld für drei Jahre und eine Erhöhung der Arbeitszeit durch eine Rückkehr zur 40-Stunden-Woche an. Der Kaufhof-Chef betonte allerdings: «Wir gehen nicht mit einem festen Forderungskatalog in die Verhandlungen.» Es gehe darum, ein erfolgversprechendes Zukunftspaket für das Unternehmen zu schnüren.
Der Kaufhof-Chef verwies auf den dramatischen Strukturwandel im Einzelhandel. Marktanteile wanderten ins Internet ab. Innenstädte würden weniger stark frequentiert und die Gewinnspannen gingen zurück. Daran müsse sich der Kaufhof wie der gesamte Markt anpassen. Kaufhof sei mit Unterstützung des neuen kanadischen Eigentümers HBC im Begriff dies zu tun. Doch bis die Wachstumsmaßnahmen bundesweit ausgerollt seien und ihre volle Wirkung entfalten könnten, werde es noch Zeit brauchen.
Außerdem leide Kaufhof darunter, dass die meisten Konkurrenten im Gegensatz zum Kölner Traditionsunternehmen ihre Mitarbeiter schon lange nicht mehr nach dem Flächentarifvertrag bezahlten. «Unser Ziel ist es, das Unternehmen wieder nachhaltig profitabel zu machen und für die Zukunft eine wettbewerbsfähige Kostenstruktur einschließlich der Löhne zu schaffen», sagte Link.
Erste Hinweise auf mögliche Probleme bei dem Kölner Traditionsunternehmen hatte es bereits im Juli gegeben, als der Kreditversicherer Euler Hermes überraschend die Kreditlimits für Kaufhof-Lieferanten spürbar reduzierte. (dpa)
Nach Ansicht der Richter ist die Wahlrechtsbeschränkung jedoch verhältnismäßig, um Frauen die verfassungsrechtlich garantierte Chancengleichheit zu gewährleisten. Frauen seien noch immer strukturell benachteiligt, was sich unter anderem in der Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen zeige, sagte der Vorsitzende Richter Burkhard Thiele. Das Gleichstellungsgesetz sei in erster Linien noch immer auf die Frauenförderung ausgerichtet.
Das Gericht forderte den Gesetzgeber auf, die Entwicklung in den kommenden fünf Jahren sorgfältig zu beobachten. Die Entscheidung fiel mehrheitlich, aber nicht einstimmig.
Der Kläger Wolfgang Leist, als Landesbeamter beim Bürgerbeauftragten tätig, reagierte enttäuscht. «Ich werde weiter von einer Gleichstellungsbeauftragten vertreten, die ich nicht wählen darf.» Gerade die Vereinbarkeit von Beruf und Familie betreffe Männer im gleichen Maße wie Frauen, sagte er. Die Richter hatten in ihrem Urteil deutlich gemacht, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nur ein Teilbereich der Aufgabe der Gleichstellungsbeauftragten sei.
Für zwei Tage bestreikt würden seit heute (10. Oktober) die Kreiskliniken Günzburg-Krumbach, das Klinikum Augsburg, das Klinikum Frankfurt Höchst, die Uniklinik Düsseldorf sowie die Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, teilte Verdi mit. Am morgigen Mittwoch wollen sich erstmals Beschäftigte eines katholischen Krankenhauses anschließen, der Marienhausklinik Ottweiler (Saarland). Zum Ausstand aufgerufen seien Pflege-Beschäftigte, aber auch die anderen Klinik-Mitarbeiter.
Die Gewerkschaft fordert Haustarifverträge zur Entlastung der Mitarbeiter in den einzelnen Kliniken. Darin sollen unter anderem eine Mindestpersonalausstattung festgelegt und Regelungen zum Ausgleich für Belastungen getroffen werden. Solche Haustarifverträge könnten dann zu den geltenden Tarifverträgen hinzukommen.
Darüber hinaus setzt Verdi auf bundesweite Aktionen in Kliniken. Unter dem Motto «Grenzen setzen» verweigern sie Überstunden, das kurzfristige Einspringen und nehmen sich Pausen, wie sie gesetzlich vorgeschrieben sind. «Die Arbeitgeber sind in der Verantwortung, die Arbeit so zu organisieren, dass die Beschäftigten nicht krank werden», mahnte Verdi-Vorstandsmitglied Sylvia Bühler.
Die Gewerkschaft drängt die neue Regierung zudem zu gesetzlichen Regeln gegen Personalmangel in den Krankenhäusern. «Sonst droht ein Kollaps in der Pflege», sagte Verdi-Chef Bsirske. Bundesweit fehlten nach einer Verdi-Erhebung 162 000 Stellen in Krankenhäusern, allein 70 000 Stellen für Pflegefachkräfte.
Für Aufsehen hatten zuletzt die Pflegekräfte an Berlins Universitätsklinik Charité mit einem Streik für eine verbesserte Personalsituation gesorgt. Nach einem Einlenken der Klinik setzten die Beschäftigten den Ausstand aus, derzeit wird verhandelt. (dpa)
«Dort wo künftig die wesentlichen Entscheidungen getroffen werden, nämlich im Kontrollgremium der niederländischen Obergesellschaft, werden Gewerkschaften und Betriebsräte künftig nicht mehr vertreten sein», so Giesler. «Das werden wir nicht akzeptieren», kündigte der Gewerkschafter im Vorfeld der an diesem Freitag (13.10.) beginnenden Gespräche einer gemeinsamen Arbeitsgruppe aus Vertretern des Unternehmens und der Gewerkschaft an.
Mit der Zusicherung, dass die deutschen Stahlkocher ihre Montanmitbestimmung auch nach einer Fusion behalten sollen, komme Thyssenkrupp lediglich den bestehenden gesetzlichen Verpflichtungen nach. In einer auch künftig montanmitbestimmten deutschen Stahlsparte werde jedoch nicht entschieden, wie eine mögliche neue Gesellschaft mit Sitz in den Niederlanden strategisch aufgestellt werde. Die beste Lösungsmöglichkeit aus Sicht der Gewerkschaft sei es, die neue Holding in Deutschland anzusiedeln, um so die Mitbestimmungsrechte der Beschäftigten zu garantieren.
Zum bevorstehenden Start der Gespräche forderte Giesler die Vorlage weiterer Informationen durch das Unternehmen. «Es geht darum, dass wir endlich Klarheit bekommen etwa über das Finanzierungsmodell und die Absicherung von Risiken für das Gesamtunternehmen», so der Gewerkschafter. Die Frage nach Sozialplänen stelle sich dagegen überhaupt nicht.
Thyssenkrupp hatte zuvor angekündigt, durch die Fusion in Deutschland rund 2000 Stellen streichen zu wollen. Sitz der neuen Gesellschaft soll die Region um Amsterdam sein. Besiegelt werden soll der Zusammenschluss nach dem von Konzernchef Hiesinger vorgelegten Zeitplan bereits Anfang kommenden Jahres.
Giesler kündigte an, dass die Gewerkschaft sich keinen Zeitplan «aufdrücken» lassen werde. «Wenn Hiesinger eine solche Zeitschiene hat, muss er sich beeilen.» Derzeit könne er niemandem raten, den Plan zu billigen. Die Arbeitnehmervertreter hatten angekündigt, im Aufsichtsrat der Obergesellschaft gegen eine Fusion stimmen zu wollen.
Das Montanmitbestimmungsgesetz regelt seit den 1950er Jahren die Zusammensetzung von Aufsichtsräten in großen Kohle- und Stahlbetrieben und sichert damit in der Branche besonders weitgehende Rechte der Arbeitnehmervertreter. Aufsichtsräte sollen demnach zu gleichen Teilen mit Arbeitnehmer- und Eigentümervertretern besetzt sein. In Pattsituationen entscheidet die Stimme eines zusätzlichen neutralen Mitglieds. (dpa)