Beschäftigung wächst weiter kräftig

Dass der Beschäftigungsaufbau 2018 in sein 13. Jahr in Folge geht, erwartet Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). 2017 soll die Zahl der Erwerbstätigen nach DIHK-Prognosen um rund 650.000 zulegen, 2018 um 600.000.
Beschäftigung wächst weiter kräftig
Bild: Bernd Von Jutrczenka/dpa

"Allerdings verschärfen sich für Unternehmen die Probleme, offene Stellen zu besetzen", sagte Schweitzer der "Passauer Neuen Presse". "2018 dürfte das Plus daher etwas geringer ausfallen als im laufenden Jahr."

Mehr als jedes zweite Unternehmen in Deutschland sehe im Fachkräftemangel inzwischen eine zentrale Herausforderung für seine Geschäftsentwicklung, berichtete der DIHK-Präsident. "Fehlendes Personal beschränkt die Produktion, wenn Aufträge abgelehnt werden müssen oder nur verzögert abgearbeitet werden können", erläurterte er. Darüber hinaus wirke die Knappheit qualifizierter Fachkräfte als Wachstumsbremse, wenn Erweiterungen oder Investitionen in neue Technologien unterblieben.

"Ein einfaches Rezept zur Lösung gibt es nicht, aber wir können gemeinsam vieles besser machen", so Schweitzer. Dazu gehöre die Stärkung der dualen Ausbildung ebenso wie die berufliche Weiterbildung – gerade auch mit Blick auf die Herausforderungen durch die Digitalisierung.

Zudem seien für eine steigende Erwerbsbeteiligung der heimischen Bevölkerung noch bessere und bedarfsgerechtere Kinderbetreuung sowie Ganztagsschulangebote notwendig, gab er zu bedenken. "Auch bei der Zuwanderung wünschen sich die Unternehmen einfachere Regelungen sowie mehr Rechtssicherheit bei der Integration von Flüchtlingen."

Hunderte Air-Berlin-Mitarbeiter erhalten bald Kündigung

Nach dem Ende des Flugbetriebs bei Air Berlin bleibt hunderten Mitarbeitern nur noch der Gang zur Arbeitsagentur. Sie sollen noch im November die Kündigung erhalten, wie die Fluggesellschaft am 30. Oktober in einer internen Mitteilung ankündigte. Zum Beginn des Insolvenzverfahrens am 1. November wurden sie freigestellt.
Hunderte Air-Berlin-Mitarbeiter erhalten bald Kündigung
Bild: dpa

Nun soll mit den Arbeitnehmervertretern ein Interessenausgleich und ein Sozialplan vereinbart werden. Personalchefin Martina Nieman riet den Kollegen, sich schnellstmöglich bei der Agentur für Arbeit zu melden. Sie kündigte weitere Jobmessen an.
Betroffen sind Piloten und Flugbegleiter der Stationen Berlin, Düsseldorf, München, Paderborn, Leipzig und Nürnberg sowie die in Frankfurt stationierten Piloten. Auch ein großer Teil des Bodenpersonals wird nicht mehr gebraucht; diese Beschäftigten könnten in eine Transfergesellschaft wechseln, hieß es. Eine konkrete Zahl der Kündigungen nannte das Unternehmen nicht.
Am Freitag (27. Oktober) hatte es den letzten Air-Berlin-Flug gegeben. «Wir haben einen traurigen Tag voller Emotionen und Abschiedsschmerz erlebt, der uns lange im Gedächtnis bleiben wird», heißt es in dem internen Schreiben. Der größte Teil des Unternehmens soll von Lufthansa übernommen werden, weitere Teile von Easyjet sowie dem Logistiker Zeitfracht und der Wartungsfirma Nayak.

Air Berlin hatte zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags Mitte August rund 8000 Beschäftigte. Bis vor zwei Wochen hatten schon mehr als 600 von ihnen das Unternehmen verlassen. Mehr als 2000 Mitarbeiter der Air-Berlin-Töchter Luftfahrtgesellschaft Walter (LGW), Niki, Leisure Cargo und Air Berlin Technik werden von den Käufern direkt übernommen. Weitere 2300 Stellen sind bei den Käufern ausgeschrieben.
Gut 1700 Kollegen können in Transfergesellschaften wechseln, die sie bis Ende April nach Möglichkeit auf neue Stellen vermitteln sollen. Darunter sind 1200 Verwaltungsmitarbeiter, für die Air Berlin und der Senat gemeinsam eine Transfergesellschaft finanzieren. Air Berlin hatte mitgeteilt, bis zu 3,8 Millionen Euro zu zahlen und das Land um 11,5 Millionen Euro gebeten.
Das Land Berlin sagte nun zu, eine Transfergesellschaft für die Verwaltungsangestellten mitzufinanzieren. «Das Land Berlin wird einen Zuschuss von bis zu 11,5 Millionen Euro dazugeben», bestätigte eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Arbeit am Montagabend. Dem Unternehmen sei ein entsprechendes Angebot gemacht worden. «Die Summe steht ab sofort bereit.»
In einer Transfergesellschaft werden Mitarbeiter vorübergehend freiwillig angestellt, teils weiterqualifiziert und dann in neue Jobs vermittelt. Sie bekommen dort weniger Geld als zuvor, müssen sich aber nicht arbeitslos melden und gewinnen Zeit für die Stellensuche. Die Auffanggesellschaft für den Betriebsteil Boden sei für bis zu sechs Monate ausgelegt, erklärte die Sprecherin, mit der Finanzierungszusage könne das Unternehmen diese nun gründen.
Bis der Verkauf in einigen Monaten über die Bühne gegangen ist, fliegt ein Teil der Air-Berlin-Crews noch für Lufthansa, die vor einem Jahr bis zu 38 Maschinen samt Personal bei den Berlinern geleast hat. Mehr als 1000 Mitarbeiter werden dafür voraussichtlich bis Ende Januar benötigt. (dpa)

Arbeitslosigkeit erstmals seit Wiedervereinigung unter 2,4 Millionen

Im Zuge des Herbstaufschwungs ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im Oktober auf 2,389 Millionen gesunken. Erstmals seit der Wiedervereinigung sank die Erwerbslosigkeit damit unter die Marke von 2,4 Millionen. Im Vergleich zum September nahm die Zahl der Erwerbslosen um 60 000 ab, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) heute (2. November) in Nürnberg mitteilte. Gegenüber dem Vorjahr ging die Zahl der Jobsucher um 151 000 zurück. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte auf 5,4 Prozent.
Arbeitslosigkeit erstmals seit Wiedervereinigung unter 2,4 Millionen
Bild: dpa

«Die sehr gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hält an», sagte BA-Chef Detlef Scheele. Durch die kräftige Herbstbelebung sei die Arbeitslosigkeit sogar stärker als üblich gesunken. Die Beschäftigung sei weiter gewachsen, auch die Nachfrage der Betriebe nach neuen Mitarbeitern habe erneut zugenommen. Zuletzt waren 780 000 offene Stellen bei der BA gemeldet - 88 000 mehr als vor einem Jahr.

Saisonbereinigt sank die Zahl der Jobsucher ebenfalls. Die um jahreszeitliche Einflüsse bereinigte Erwerbslosenzahl lag im Oktober bei 2,495 Millionen. Damit waren rund 11 000 Männer und Frauen weniger ohne Job als im September - im Westen sank die Zahl um 7000, im Osten um gut 4000.

Die Zahl der Erwerbstätigen lag nach Hochrechnung des Statistischen Bundesamtes im September bei 44,65 Millionen - ein Plus von 41 000 gegenüber dem Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr waren es 655 000 Erwerbstätige mehr.

Der Anstieg gehe allein auf mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zurück, hieß es von der Bundesagentur. Diese hat laut Berechnungen der BA von Juli auf August saisonbereinigt um 74 000 zugenommen. Damit hatten 32,40 Millionen Menschen in Deutschland zuletzt einen regulären Job - 746 000 mehr als ein Jahr zuvor. (dpa)

Piloten und Eurowings einig über Einstellungsbedingungen

Am letzten Tag des Air Berlin-Flugbetriebs eröffnete sich für einige ihrer Piloten möglicherweise doch noch eine Perspektive zu einem geordneten Übergang zur Lufthansa-Tochter Eurowings. Diese hat sich am Freitag (27. Oktober) mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit auf einen Tarifvertrag geeinigt, in dem die Einstellungsbedingungen für Air-Berlin-Piloten geregelt sind. Das bestätigten beide Seiten.
Piloten und Eurowings einig über Einstellungsbedingungen
Bild: Sebastian Gollnow/dpa

Laut einer Mitteilung des Unternehmens sollen die Piloten bei der deutschen Teilgesellschaft Eurowings GmbH zu deren Tarifbedingungen eingestellt werden. Damit würde für die Beschäftigten weiterhin deutsches Tarifrecht gelten. Bislang waren Einstellungen bei der in Wien angesiedelten Eurowings Europe geplant. In dem Vertrag ist auch geregelt, wie sich die Neueinstellungen auf die Karrierechancen des bereits bei Eurowings tätigen Personals auswirken. Details sollen erst nach Zustimmung der Gremien bis zum 6. November bekannt gegeben werden.

Ähnliche Verträge hatten bereits die Gewerkschaften Verdi und Ufo für das Kabinenpersonal unterzeichnet. Die Verträge regeln nur die Standards bei individuellen Einstellungen und sind nicht mit einem regulären Betriebsübergang zu verwechseln. Die Lufthansa-Tochter sucht aktuell rund 400 Piloten. Die VC hatte den Air-Berlin-Piloten bislang davon abgeraten, sich einzeln bei Eurowings zu bewerben. (dpa)

IG Metall zurrt Forderung inklusive Arbeitszeitverkürzung fest

Die IG Metall macht Ernst mit ihrer Forderung nach kürzeren Arbeitszeiten mit teilweisem Lohnausgleich. Neben sechs Prozent mehr Geld verlangt die größte deutsche Gewerkschaft für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten in der deutschen Metall- und Elektroindustrie das individuelle Recht, über maximal zwei Jahre die Wochenarbeitszeit auf 28 Stunden reduzieren zu können. Einen entsprechenden Beschluss hat der Bundesvorstand der IG Metall gestern (26. Oktober) in Frankfurt gefasst und gleichzeitig die bisherigen Tarifverträge gekündigt.
IG Metall zurrt Forderung inklusive Arbeitszeitverkürzung fest
Bild: dpa

Für bestimmte Gruppen wie Schichtarbeiter, Eltern junger Kinder oder Pflegende verlangt die Gewerkschaft bei verkürzter Arbeitszeit Zuschüsse zwischen 750 und 2400 Euro im Jahr, um Lohnausfälle auszugleichen. Die Regelungen sollen auch im Tarifgebiet Ost gelten, wo bislang noch mit 38 Stunden drei Stunden länger gearbeitet werden muss als im Westen.

Die Arbeitgeber bezeichneten die Forderungen als nicht erfüllbar. In vielen Betrieben werde bereits händeringend nach Fachkräften gesucht, erklärte Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger. Einen Lohnausgleich lehnte er strikt ab: «Der geforderte Freizeitzuschuss ist eine Stilllegeprämie für Fachkräfte. Mehr Geld für Nichtstun wird es mit uns nicht geben.» IG Metall-Chef Jörg Hofmann bezeichnete sein Modell hingegen als Instrument gegen den Fachkräftemangel.

Die Verhandlungen für die wichtigsten deutschen Industriezweige beginnen am 15. November unter anderem in Baden-Württemberg, wo schon häufig Pilotabschlüsse verabredet worden sind. Warnstreiks sind nach dem Ende der Friedenspflicht bundesweit ab dem 1. Januar möglich.

Zahl der Solo-Selbstständigen auf 2,31 Millionen gestiegen

Die Zahl der Solo-Selbstständigen ist seit dem Jahr 2000 deutlich auf 2,31 Millionen im vergangenen Jahr gestiegen. Damals gab es noch 1,84 Millionen Selbstständige ohne eigene Beschäftigte. Das geht aus Zahlen der Bundesagentur für Arbeit und des Statistischen Bundesamts hervor, die die Linken im Bundestag angefragt hatten und die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.
Zahl der Solo-Selbstständigen auf 2,31 Millionen gestiegen
Bild: Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa

Solo-Selbstständige haben dabei ein vergleichsweise niedriges Einkommen. Im vergangenen Jahr lag ihr monatliches Nettoeinkommen im Schnitt bei 1567 Euro.

Bis 2012 war die Zahl der Solo-Selbstständigen fast kontinuierlich bis auf 2,46 Millionen in die Höhe gegangen. Dann sank sie wieder auf 2,30 Millionen im Jahr 2015, um nun wieder leicht anzusteigen.

Weit weniger Veränderungen gab es bei den Selbstständigen mit eigenen Beschäftigten. Deren Zahl lag im vergangenen Jahr bei 1,83 Millionen, 2000 waren es 1,8 Millionen. Sie verfügten im Jahr 2016 über ein monatliches Nettoeinkommen von im Schnitt 2866 Euro, abhängig Beschäftigte über 1630 Euro.

2016 bezogen etwas mehr als 105 000 Selbstständige ergänzende Hartz-IV-Leistungen. Die Vize-Chefin der Linksfraktion, Sabine Zimmermann, die die Daten angefragt hatte, sagte: «Der Weg in die Selbstständigkeit ist für viele auch ein Weg in eine prekäre Tätigkeit, von der man nicht leben kann.»

Insbesondere bei Solo-Selbstständigen sei die berufliche Situation auch Ausdruck zu weniger regulärer Arbeitsplätze oder eines Outsourcings von Unternehmen. «Oft war die Entscheidung zur Selbstständigkeit keine freiwillige.» Durch die Einführung der Förderung als sogenannte Ich AG im Zuge der Hartz-Gesetze sei die Solo-Selbstständigkeit zu einer Allzweckwaffe gegen Erwerbslosigkeit auserkoren worden. Für viele sei es aber eine Sackgasse gewesen.

Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung für das Bundesarbeitsministerium aus dem vergangenen Jahr begünstigte auch das starke Wachstum des Kreativsektors die Ausbreitung der Solo-Selbstständigkeit. Betriebe und Behörden lagerten demnach viele Funktionen an Freiberufler aus, um Kosten zu sparen. Typisch seien dafür der Mediensektor sowie Sozial- und Pflegedienste.

Oft sei eine Existenzgründung mangels ausreichender regulärer Jobs in Angriff genommen worden - stark befeuert durch Förderung zuvor arbeitsloser Gründer. Begleitet wurde der Trend laut der Studie von einer Zunahme an Teilzeit sowie einer schwachen Einkommensentwicklung bei den Alleinunternehmern. In den vergangenen Jahren habe der Arbeitsmarkt aber oft bessere Beschäftigungsalternativen geboten.

Zimmermann sagte: «Grundsätzlich fühlen sich viele Selbstständige allein gelassen mit ihren Problemen und zu wenig gefördert.» Eine neue Bundesregierung müsse vor allem für kleine Selbstständige bessere Rahmenbedingungen schaffen - etwa durch die Einführung eines Mindesthonorars für Solo-Selbstständige. Ein großes Problem sei zudem die soziale Absicherung. (dpa)

Arbeitgeber kündigen neues Angebot für vierte Postbank-Tarifrunde an

Im Tarifstreit für die rund 18 000 Beschäftigten der Postbank haben sich Arbeitgeber und die Gewerkschaft Verdi heute (23. Oktober) zur vierten Verhandlungsrunde getroffen. Zu Beginn der auf zwei Tage angesetzten Gespräche in Berlin kündigte ein Postbank-Sprecher ein verbessertes Arbeitgeber-Angebot an.
Arbeitgeber kündigen neues Angebot für vierte Postbank-Tarifrunde an
Bild: Martin Gerten/dpa

Einzelheiten wollte er zunächst nicht nennen. Die Gewerkschaft hatte zuvor mit unbefristeten Streiks gedroht, sollte es erneut zu keiner Einigung kommen. 97,7 Prozent der Beschäftigten hatten am Wochenende in einer Urabstimmung für unbefristete Arbeitsniederlegungen gestimmt.
Die Gewerkschaft fordert bei der Integration der Postbank in das Privat- und Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank einen Kündigungsschutz bis Ende 2022 und außerdem fünf Prozent mehr Geld. Die Arbeitgeberseite hatte zuletzt den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis Mitte 2019 und 2,5 Prozent mehr Geld angeboten. Die Gewerkschaft hatte dies abgelehnt.
Verdi hatte bereits zuvor zu Warnstreiks in mehreren Bundesländern aufgerufen. An den Aktionen beteiligten sich den Angaben zufolge bisher mehrere Tausend Beschäftigte in Hunderten Filialen.

Jeder achte Retter Opfer körperlicher Gewalt

Die ersten Ergebnisse der Studie „Gewalt gegen Einsatzkräfte“ liegen vor: 810 Personen haben sich im Mai und Juni 2017 an einer Umfrage beteiligt, die das Team des Lehrstuhls Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum (RUB) unter Einsatzkräften der Feuerwehren und Rettungsdienste in Nordrhein-Westfalen zu ihren Gewalterfahrungen im Einsatz durchgeführt hat. 13 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal Opfer von körperlicher Gewalt im Einsatz geworden waren. Noch häufiger kommt es zu verbaler Gewalt. 60 Prozent der Befragten hatten entsprechende Erfahrungen gemacht.
Jeder achte Retter Opfer körperlicher Gewalt
Bild: Marcel Kusch/dpa

„Es ist wichtig, zwischen verbaler und körperlicher Gewalt zu unterscheiden. Viele Studien tun das nicht, und dann werden Häufigkeiten genannt, die für die Bürger erschreckend sind“, betont der Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Thomas Feltes, der für die Studie verantwortlich war. Er begrüßt die Aussage des NRW-Innenministers Herbert Reul, dass die Studie dabei helfe, in Zukunft die richtigen Maßnahmen zu treffen, um verschiedenen Formen von Gewalt im Rettungsdienst zu begegnen.

Am stärksten von Gewalt betroffen sind mit rund 85 Prozent die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rettungseinsatz. Nach der konkreten Situation befragt gab die Mehrheit der Helfer an, dass die Übergriffe während der Diagnosestellung oder der Therapie erfolgten. „Es trifft die Einsatzkräfte auch persönlich, wenn sie in einem Notfall alles tun, um Kranken und Verletzten zu helfen, und dabei dann Gewalt erleben“, sagt der Jurist Marvin Weigert, der die Studie durchgeführt hat. So gaben 39 Prozent derjenigen, die körperliche Gewalt erlebt hatten, an, dass sie körperliche Schäden davongetragen haben. Bei 21 Prozent waren es psychische Beeinträchtigungen.

Nachts in Großstädten ist es am gefährlichsten für Retter

Mehr als die Hälfte der Vorfälle ereigneten sich in den Abend- und Nachtstunden – ein Hinweis darauf, dass Alkohol und Drogen oft eine Rolle spielen. In 55 Prozent der Fälle körperlicher Gewalt berichteten die Befragten von erkannter Alkoholintoxikation. Die Autoren der Studie betonen, dass dies wahrscheinlich auf deutlich mehr Fälle zutrifft, aber nicht immer erkannt wird. So schätzen Autoren anderer Studien, dass bis zu 95 Prozent der Täter unter Alkohol- und Drogeneinfluss stehen.

Gewaltsame Übergriffe finden der Studie zufolge besonders häufig in Großstädten mit über 500.000 Einwohnern statt. Die Täter sind in rund 90 Prozent der Fälle männlich und zwischen 20 und 39 Jahre alt.

Gewalttätige Übergriffe sind selten vorhersehbar: 80 Prozent der körperlichen Übergriffe kamen ohne Vorwarnung und plötzlich. Feltes betont, dass die Einsatzkräfte daher noch stärker als bisher auf diese Situationen vorbereitet werden müssten. Zudem sollte die Einsatzleitstelle in die Lage versetzt werden, möglichst viele Informationen zu den Bedingungen des Einsatzes zusammenzustellen. „Auch eine intensive Kooperation mit der Polizei kann weiterhelfen“, so Feltes.

Mehr Fortbildung gewünscht:

In 73 Prozent der Fälle ging die körperliche Gewalt von den Patienten selbst aus. „Auch hier müssen Fortbildungsmaßnahmen ansetzen, damit die Rettungskräfte die notwenigen Maßnahmen noch intensiver erklären und so Widerstände abbauen können“, sagt Feltes, der schon vor einigen Jahren eine vergleichbare Studie mit ähnlichen Ergebnissen geleitet hat. Dem entspricht auch, dass etwa 70 Prozent der Befragten sich mehr Fortbildungsmaßnahmen im Bereich Deeskalationstraining und Selbstverteidigung wünschen.

„Wenn die Politik diese Studie zum Anlass nimmt, geeignete Präventionsmaßnahmen zu entwickeln, dann kann man dies nur begrüßen“, so Feltes. Zusätzlich solle aber auch sichergestellt werden, dass vor allem die Fälle von körperlicher Gewalt gemeldet und entsprechend ausgewertet werden. Der Studie zufolge wird nur etwa die Hälfte der Fälle körperlicher Gewalt der Einsatzleitstelle gemeldet oder im Einsatzbericht vermerkt – wohl auch, weil fast die Hälfte der Betroffenen angab, den genauen Meldeweg nicht zu kennen. „Die Analyse solcher Fälle ist aber wichtig, um zukünftige Übergriffe zu verhindern“, so der Wissenschaftler.

Die komplette Auswertung der Studie wird im Januar 2018 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Förderung:

Die Studie wurde unterstützt vom Ministerium des Innern sowie vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, der Unfallkasse NRW und der Komba-Gewerkschaft NRW.

Einschnitte in der Siemens-Kraftwerksparte geplant

Der Elektrokonzern Siemens plant nach einem Bericht des «Manager Magazins» harte Einschnitte in der Kraftwerkssparte Power & Gas. Nach internen Plänen sollten bis zu elf der weltweit 23 Standorte der Sparte geschlossen oder verkauft werden, berichtete das Magazin unter Berufung auf Unternehmenskreise.
Einschnitte in der Siemens-Kraftwerksparte geplant
Bild: dpa

Auch nach dpa-Informationen könnten durch diese und weitere Einsparungen in der Sparte Prozessindustrie und Antriebe, für die Konzernchef Joe Kaeser erst kürzlich ebenfalls auf weitere Einsparungen eingestimmt hatte, tausende Jobs wegfallen. Dem Vernehmen nach sind aber noch keine endgültigen Entscheidungen getroffen worden.

Ein Siemens-Sprecher wollte den Bericht am 19. Oktober nicht näher kommentieren. Er erklärte lediglich, das Unternehmen setze seine Strategie Vision 2020 konsequent und erfolgreich um. «Dazu gehört, dass wir uns kontinuierlich Gedanken über die strategisch richtige Aufstellung unserer Geschäfte machen.» Das könne «die Konsolidierung einzelner Aktivitäten einschließen, wenn es die Marktbedingungen erforderlich machen», so der Sprecher. Gleichzeitig investiere Siemens umfangreich in Wachstumsfelder.

Dem Bericht zufolge dürfte es die ostdeutschen Standorte von Power & Gas besonders hart treffen. Das Generatorenwerk in Erfurt solle verkauft werden. Für die Fabrik im sächsischen Görlitz werde die Schließung erwogen. Die Konzernleitung wolle das gesamte Vorhaben den Arbeitnehmern Anfang November im Wirtschaftsausschuss vorstellen. Mit den neuerlichen Einschnitten reagiere Siemens auf die anhaltende Auftragsflaute in der Sparte. Zuletzt hatte Siemens-Chef Joe Kaeser 2015 einen Stellenabbau bei Power & Gas angekündigt. (dpa)

Tuifly erwägt 150 Stellenstreichungen

Die Folgen der Air-Berlin-Insolvenz erreichen den Ferienflieger Tuifly. 150 Stellen stehen dort auf dem Spiel, da die Airline des Reisekonzerns Tui wegen der Rückgabe von 14 samt Besatzung vercharterten Boeing-Flugzeugen nun einen Personalüberhang hat.
Tuifly erwägt 150 Stellenstreichungen
Bild: Holger Hollemann/dpa

Ein Sprecher erklärte am Donnerstag, 19. Oktober, dass Gespräche mit den Tarifpartnern über mögliche Kostensenkungen bei Tuifly erfolglos blieben: «Leider ist es bislang nicht gelungen, eine gesamtheitliche Einigung für einen Zukunftspakt zu erzielen, der einen wirtschaftlich tragfähigen Betrieb zusätzlicher Flugzeuge ermöglicht.» Zuerst hatte die «Neue Presse» und die «Hannoversche Allgemeine Zeitung» über den möglichen Stellenabbau berichtet.

Air Berlin hatte bei Tuifly 14 Jets samt Besatzung gechartert. Anders als bei derartigen Wetlease-Verträgen hatte Air Berlin dabei ein Geschäftsmodell samt kompletten Streckenrechten übernommen, so dass die Vertragskonditionen über dem marktüblichen Wert lagen.

Bei den bedrohten Stellen geht es konkret um die Crews von sieben Tuifly-Jets - die andere Hälfte der noch bei der Air-Berlin-Tochter Niki fliegenden Boeings ist bereits an die Lufthansa-Tochter Eurowings verleast. Tuifly mit ihrer Flotte von 39 Flugzeugen will aber einen Personalabbau durch einen «Zukunftspakt» vermeiden, bei dem es vor allem um Kostensenkungen geht. «Wir sind zuversichtlich, dass wir zeitnah wieder in den Dialog mit den Tarifpartner eintreten können», heißt es bei Tuifly.

Tuifly rechnet sich nach der Insolvenz von Air Berlin neue Chancen aus. «Die Entwicklung bedeutet für Tuifly eher Chance als Nachteil», hatte Geschäftsführer Roland Keppler jüngst erklärt. (dpa)

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