Bei Bombardier keine betriebsbedingten Kündigungen bis Ende 2019

Die Stellenstreichungen beim Zugbauer Bombardier Transportation sollen wie geplant ohne betriebsbedingte Kündigungen laufen. Diese würden bis Ende 2019 ausgeschlossen, wie Arbeitgeber und Arbeitnehmer in einer Betriebsvereinbarung festgelegt hätten, teilte die Gewerkschaft IG Metall heute (25. September 2017) mit.
Bei Bombardier keine betriebsbedingten Kündigungen bis Ende 2019
Bild: Rainer Jensen/dpa

Verständigt haben sich beide Seiten demnach auch auf die künftigen Aufgaben der deutschen Standorte, Investitionen sowie bessere Mitbestimmungs- und Kontrollmöglichkeiten für den Betriebsrat.
Bombardier will bundesweit in den nächsten drei Jahren bis zu 2200 seiner 8500 Arbeitsplätze abbauen, um in Deutschland wieder profitabel zu werden. Am stärksten betroffen sind nach einem Aufsichtsratsbeschluss vom Juni die größten Standorte Hennigsdorf bei Berlin sowie Görlitz in Sachsen. Der Beschluss des Kontrollgremiums führte nun zu der Betriebsvereinbarung. (dpa)

Mindestlohn für Nachtzuschläge und Feiertage

Mehr als zweieinhalb Jahre nach Mindestlohn-Einführung hat das Bundesarbeitsgericht (BAG) die Position Tausender Schichtarbeiter gestärkt. Die höchsten deutschen Arbeitsrichter stellten mit einem Urteil am 20. September klar, dass für Nachtzuschläge, die nach dem tatsächlichen Stundenverdienst berechnet werden, der Mindestlohn als untere Basis gilt. Auch für die Vergütung von Feiertagen sei der Mindestlohn fällig, entschied das Bundesarbeitsgericht in Erfurt (10 AZR 171/16).
Mindestlohn für Nachtzuschläge und Feiertage
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Für den Präzedenzfall und das nun vierte Grundsatzurteil zum Mindestlohn sorgte eine sächsische Montagearbeiterin aus einer kleinen Kunststofftechnikfirma mit 80 Beschäftigten.

Für den ihr tariflich zustehenden Nachtzuschlag von 25 Prozent des Stundenverdienstes hatte ihr Arbeitgeber nur 7,00 Euro als Grundlage genommen. Er müsse aber den Mindestlohn von zunächst 8,50 Euro und inzwischen 8,84 Euro pro Stunde für die Berechnung zugrunde legen, entschied der Zehnte Senat. «Das ist Gesetz. Das ist die Basis», sagte der Vorsitzende Richter Rüdiger Linck.

Zudem entschied er, dass in diesem Fall das gezahlte Urlaubsgeld nicht auf den Mindestlohn angerechnet werden durfte. Der Grund: Es wurde bei Urlaubsantritt gezahlt und galt damit nicht als Vergütung für geleistete Arbeit. Nur dann hätte es nach einer anderen BAG-Entscheidung von Juni 2016 verrechnet werden können. Der Senat bestätigte Urteile des Arbeitsgerichts Bautzen und des sächsischen Landesarbeitsgerichts. Für die Arbeiterin ging es in der letzten Instanz um eine eher kleine Nachzahlung: 29,74 Euro für Januar 2015.

Das Bundesarbeitsgericht fällte bereits Grundsatzurteile zur Anrechnung von Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld auf den Mindestlohn sowie zu seiner Anwendung bei Krankheit und für Bereitschaftszeiten.

Thyssenkrupp-Stahlfusion bleibt umstritten

Die angekündigte Fusion der Thyssenkrupp-Stahlsparte mit Tata steht in der Belegschaft weiter massiv in der Kritik. «Die Leute sind sehr verunsichert», sagte Thyssenkrupp-Betriebsrat Klaus Wittig heute (Donnerstag 21. September 2017). Nach Angaben eines IG Metall-Sprechers wurden vor mehreren Betrieben Mahnwachen eingerichtet. Mindestens 5000 Teilnehmer werden an diesem Freitag zu einer Großdemonstration gegen die Fusionspläne erwartet, zu der Betriebsrat und IG Metall aufgerufen haben.
Thyssenkrupp-Stahlfusion bleibt umstritten
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Der Essener Konzern hatte nach mehr als einjährigen Verhandlungen eine Absichtserklärung für eine Fusion der Stahlsparten von Thyssenkrupp und Tata veröffentlicht und den Wegfall von 2000 Arbeitsplätzen in Deutschland angekündigt. Der Betriebsrat befürchtet aber die Streichung von deutlich mehr Jobs und lehnt die Fusionspläne ab.

Während der geplanten Großdemonstration soll die Produktion des größten deutschen Stahlkonzerns in Duisburg weitgehend zum Stillstand kommen. Die Anlagen würden mit Beginn der Frühschicht heruntergefahren, kündigte ein Sprecher des Betriebsrats an. Im Werk werde lediglich eine Notbesatzung dafür sorgen, dass es zu keinen Schäden komme. Erst am Nachmittag werde dann voraussichtlich der normale Betrieb wieder aufgenommen.

Unterdessen warnte der Stahlexperte des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), Roland Döhrn, vor einer Einmischung der Politik bei der Frage möglicher Schließungen von Stahl-Standorten. «Wo es zu Standortschließungen kommt, sollte anhand betriebswirtschaftlicher Kennziffern entschieden werden», sagte er.

Allem Anschein nach zähle etwa das zu Tata gehörende britische Stahlwerk in Port Talbot zu den weniger produktiven Standorten in dem möglichen neuen Stahlkonzern. Trotzdem sei es schwer vorstellbar, dass angesichts des Engagements der britischen Regierung bei der Regelung der Pensionslasten das Werk zur Disposition stehe, sagte Döhrn.

Erst vor wenigen Wochen war es gelungen, eine Regelung für die milliardenschweren Pensionslasten des britischen Werks zu finden. Die Thyssenkrupp-Betriebsräte haben bereits davor gewarnt, dass die deutschen Standorte vor diesem Hintergrund stärker von einem Personalabbau betroffen sein könnten.

Steigender Bedarf an IT-Fachkräften

IT-Fachkräfte können sich über einen Mangel an Angeboten und Auswahl auf dem Arbeitsmarkt nicht beklagen. Die Nachfrage wächst sogar, wie eine Auswertung des Personaldienstleisters Adecco zeigt: Von September 2016 bis August 2017 waren demnach knapp 428 000 Stellen für IT-Profis ausgeschrieben, gut 20 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum ein Jahr vorher.
Steigender Bedarf an IT-Fachkräften

45 Prozent der offenen Stellen richten sich demnach an Entwickler. Begehrte Programmiersprachen sind vor allem Java, Javascript und C: Sie finden sich jeweils in mehr als 40 000 der Stellenausschreibungen. Für Java-Entwickler gab es sogar mehr als 55 000 Positionen. (dpa)

Klinikbeschäftigte streiken für Entlastung

Nachdem die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) im Juli bundesweit Kliniken zu Verhandlungen über einen Tarifvertrag Entlastung aufgefordert hatte, finden heute (Dienstag, 19. September 2017) die ersten Streiks statt. „Leider zeigten einige Arbeitgeber keine Bereitschaft, Entlastung für die Beschäftigten zu schaffen, so dass sich ein Streik nicht verhindern ließ“, so Sylvia Bühler, ver.di-Bundesvorstand. Aufgerufen zum Streik wurden Beschäftigte in Kliniken in Bayern, Hessen, NRW, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Berlin. An anderen Kliniken sind die Arbeitgeber gesprächsbereit.
Klinikbeschäftigte streiken für Entlastung
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Anlass für die Tarifauseinandersetzung ist die schlechte Personalausstattung in den Krankenhäusern, die zur permanenten Überlastung der Beschäftigten führt. „Zu wenig Personal heißt zu wenig Zeit. Die ständige Zeitnot macht die Beschäftigten krank. Eine gute Versorgung der Patienten ist unter diesen Umständen oft nicht möglich. Das betrifft alle Krankenhäuser, egal ob öffentlich oder privat. Deshalb führen wir die Auseinandersetzung bundesweit und haben Kliniken verschiedenster Träger zu Verhandlungen aufgefordert“, betonte Bühler. Dass ausgerechnet in Krankenhäusern immer wieder gegen den Gesundheitsschutz verstoßen werde, der gesetzlichen Verpflichtung der Arbeitgeber zum Trotz, sei nicht länger hinnehmbar. „Da hilft den Arbeitgebern auch kein Verweis auf die unternehmerische Freiheit. Die endet dort wo der Gesundheitsschutz der Beschäftigten beginnt“, so Bühler.

Konkret fordert ver.di unter anderem die Festlegung einer Mindestpersonalausstattung im Tarifvertrag sowie Regelungen zum Belastungsausgleich, falls die tarifvertraglichen Vorgaben nicht eingehalten werden. Zudem muss sich die Ausbildungsqualität verbessern, beispielsweise durch die Freistellung von Ausbilder/innen für die Zeit der praktischen Anleitung von Auszubildenden. Es muss ausgeschlossen werden, dass Auszubildende für die Kompensation von Personalengpässen herangezogen werden.

Bereits seit dem 18. September befinden sich die Beschäftigten der Berliner Charité in einem Streik. An der Charité wurde 2016 der bundesweit erste Tarifvertrag abgeschlossen, der die Personalausstattung regelt. Die mangelnde Bereitschaft des Arbeitgebers zur Umsetzung dieses Tarifvertrags macht nun die erneuten Verhandlungen nötig.

Getrennt von dieser Tarifbewegung setzt sich ver.di auf politischer Ebene für verbindliche Personalvorgaben per Gesetz ein. Nach Berechnungen der Gewerkschaft müsste es für eine gute und sichere Versorgung 162.000 Stellen in Krankenhäusern mehr geben, davon 70.000 Pflegefachkräfte.

IG BAU kritisiert Arbeitgeber

Die dritte Runde der Tarifverhandlungen für das Gebäudereiniger-Handwerk hat keine Einigung gebracht. Am 6. September trennten sich die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks nach sehr schwierigen Gesprächen ohne Ergebnis.
IG BAU kritisiert Arbeitgeber
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„Die Arbeitgeber haben ein Angebot vorgelegt, das weit von den Erwartungen der Beschäftigten und der guten Entwicklung der Branche entfernt ist. Wir sehen auch keine Bereitschaft, unsere Argumente ernst zu nehmen“, sagte IG BAU-Bundesvorstandsmitglied und Verhandlungsführerin Ulrike Laux. „Die unteren Lohngruppen sind im Niedriglohnbereich, besonders im Osten Deutschlands. Sie wissen es und lehnen trotzdem die Angleichung der Ost-Löhne an die im Westen ab. Unsere Leute sind von Armut bedroht und mit den niedrigen Renten landen sie später in der Altersarmut. Das ist bekannt. Wir fordern deshalb die Arbeitgeber auf, ein Angebot vorzulegen, das diesen Namen verdient und verhandlungsfähig ist.“
Die IG BAU fordert für die rund 600 000 Beschäftigten im Gebäudereiniger-Handwerk einen Euro mehr pro Stunde. Die Lohnangleichung Ost-West muss bis spätestens 2019 erreicht sein. Bereits im Jahr 2011 war dies so vereinbart. Jedoch haben die Arbeitgeber ihre Zusage 2016 einseitig gekündigt. Die Lohnlücke zwischen Ost und West beträgt derzeit rund zehn Prozent. Zudem fordert die IG BAU den Einstieg in ein Weihnachtsgeld.
Eine zusätzliche Vergütung zu Weihnachten lehnen die Arbeitgeber ebenso kategorisch ab, wie die Angleichung der Ost- an die Westlöhne bis 2019. Ihnen schwebt ein Lohnplus von lediglich 2,08 Prozent im Osten und 1,38 Prozent im Westen pro Jahr vor. Bei diesem Angebot blieben die Arbeitgeber trotz intensiver Verhandlungen.
Damit zwingen sie die Beschäftigten auf Dauer in den Niedriglohnsektor und verhindern so eine von ihnen selbst gewollte Professionalisierung der Branche. „Sie sagen, dass ihre Kunden nur einen Billigpreis zahlen wollen. Wir werden in den nächsten Wochen möglichst viele Kunden fragen. Wenn das stimmt, müssen auch diese Umdenken,“ so Laux. Tatsächlich sind die Preise im Verhältnis zu anderen Handwerksarbeiten zu gering. So kann die Anforderung nach Qualität der Arbeit, Hygiene und Sauberkeit nach Ansicht der IG BAU nicht gehalten werden.

„Toiletten, Büros, Kantinen sollen sauber sein, aber Sauberkeit hat ihren Preis, die Leistung der Beschäftigten auch,“ lautet das Fazit von Laux. Das Angebot bedeutet eine einmalige Steigerung in 26 Monaten für die Gebäudereinigerinnen und Gebäudereiniger. Diese soll bei gerade einmal 30 Cent im Westen und 41 Cent im Osten in pro Stunde liegen.

Arbeitsbedingungen in der Fluggastkontrolle

Ob Ferienzeit oder Dienstreise: Die Warteschlangen bei den Sicherheitskontrollen an Flughäfen sind häufig lang. Das Institut für Arbeit und Qualifikation (IAQ) hat für eine vom BMBF geförderten Studie die Arbeits- und Rahmenbedingungen in der Fluggastkontrolle untersucht.
Arbeitsbedingungen in der Fluggastkontrolle
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Immer wieder gibt es Ärger um lange Wartezeiten bei den Sicherheitskontrollen an Flughäfen. Das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen hat für eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Studie die Arbeits- und Rahmenbedingungen in der Fluggastkontrollen untersucht.

Die IAQ-Forscherinnen Dr. Claudia Weinkopf und Christin Schröder haben in ihrer Untersuchung festgestellt, dass viele Kontrollkräfte über unregelmäßige Arbeitszeiten, hohe Belastungen und eine schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf klagen. Hinzu kommen eine erhebliche Personalfluktuation, oft nur befristete Arbeitsverträge und ein schlechtes Betriebsklima.

Dies liegt nach Einschätzung der IAQ-Forscherinnen auch an den teils widersprüchlichen Interessen der beteiligten Akteure. Aus der Sicherheitsperspektive geht es darum, gefährliche Gegenstände im Handgepäck zu identifizieren und zu verhindern, dass sie mit an Bord genommen werden. Die Flughafenbetreiber und die Fluggesellschaften sind jedoch auch daran interessiert, dass die Kontrollen zügig durchgeführt werden, um die geplanten Start- und Landezeiten möglichst einzuhalten. Gleichzeitig sollen die Kontrollen effizient und kostengünstig durchgeführt werden, weil ein Teil der Kosten über Gebühren auf die Flugpreise aufgeschlagen wird.

Seit den 1990er Jahren sind die Fluggastkontrollen in Deutschland zunehmend an private Dienstleister vergeben worden, auch mit dem Ziel, die Personalkosten zu senken. Die Tariflöhne im Wach- und Sicherheitsgewerbe waren im Vergleich zum öffentlichen Dienst eher gering. Seit 2013 ist es der Gewerkschaft ver.di gelungen, deutliche Lohnerhöhungen durchzusetzen. Die Arbeitsbedingungen sind jedoch nach wie vor eher ungünstig.

Die privaten Dienstleistersehen unter den gegebenen Rahmenbedingungen kaum Spielräume für Verbesserungen der Arbeitsbedingungen. Da die Vorgaben der Sicherheitsbehörden zur Mindestbesetzung der Kontroll- stellen im Tages- und Wochenverlauf stark schwanken, gebe es wenig Möglichkeiten, die Arbeitseinsätze der Beschäftigten stärker auch an deren eigenen Wünschen zu orientieren.
„Förderlich wäre, wenn die Bundespolizei und andere öffentliche Akteure ihre Vorgaben und Praktiken auf den Prüfstand stellen und ggf. verändern würden“, konstatieren die IAQ-Forscherinnen. Dies betrifft insbesondere die Personaleinsatzplanung. Die Vorgaben zur Personalbesetzung der Kontrollstellen variieren in Deutschland inzwischen teilweise im 30-Minuten-Takt und die Beschäftigten erfahren erst kurz vorher, wann sie im Folgemonat arbeiten müssen.

An anderen internationalen Flughäfen wie etwa San Francisco und Zürich ist das anders geregelt - die Einsatzpläne werden mit einem deutlich längeren Vorlauf bekannt gegeben.

Lohnplus und Anspruch auf kürzere Arbeitszeit

Für die anstehende Tarifrunde peilt die IG Metall die Forderung nach einem Lohnplus von um die sechs Prozent an. Außerdem soll für alle Beschäftigten ein Anspruch auf eine befristete Arbeitszeitverkürzung auf bis zu 28 Wochenstunden ausgehandelt werden. Die Große Tarifkommission der IG Metall im Südwesten beschloss am 14. September in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart eine entsprechende Resolution. Auch in den sechs anderen Metalltarifbezirken trafen sich die Gremien, um über ihre Forderungen zu beraten - mit ähnlichen Ergebnissen.
Lohnplus und Anspruch auf kürzere Arbeitszeit
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«Die wirtschaftliche Situation ist gut, ist sehr gut», sagte der Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, Roman Zitzelsberger. Anzeichen für eine Verschlechterung gebe es nicht. Verglichen mit der vorangegangenen Tarifrunde 2016 könne man noch einen Schritt mutiger sein. Damals war IG Metall mit einer Forderung von 5 Prozent gestartet. Die Metallarbeitgeber im Südwesten nannten die Vorstellungen der Gewerkschaft «eine schwere Hypothek» für die anstehende Tarifrunde.

Auch in Nordrhein-Westfalen schwebt der IG Metall den Angaben zufolge eine Forderung in einem Korridor um 6 Prozent vor. Im Bezirk Mitte wurden ebenfalls 6 Prozent vorgeschlagen, in Niedersachsen wurden 6,5 bis 7 diskutiert, Bayern legte sich nicht auf eine genaue Zahl fest.

In der Metall- und Elektrobranche in Baden-Württemberg sind rund 900 000 Menschen tätig. In ganz Deutschland sind es 3,9 Millionen, von denen knapp die Hälfte (1,8 Millionen) in Firmen mit Tarifbindung arbeitet. Auf Firmen ohne Bindung hat der Tarifvertrag aber eine gewisse Orientierungswirkung.

Mit der sogenannten kurzen Vollzeit will die Gewerkschaft nach eigenen Angaben dem Wunsch vieler Menschen Rechnung tragen, Arbeit und Privatleben besser miteinander vereinbaren zu können. Für 24 Monate sollen Beschäftigte ihre Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden pro Woche herunterfahren und anschließend entscheiden können, ob sie in die reguläre Vollzeit zurückkehren oder weiter verkürzt arbeiten wollen. Für bestimmte Gruppen wie Schichtarbeiter oder Beschäftigte, die zu Hause Kinder zu betreuen haben oder Angehörige pflegen, will die IG Metall einen Zuschuss aushandeln.

Der Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie kritisierte das Vorhaben und warnte davor, dass sich der Faktor Arbeit weiter verteuere. Südwestmetall-Chef Stefan Wolf nannte die «alimentierte Arbeitszeitverkürzung für große Teile der Belegschaften» einen extremen Kostentreiber. Bundesarbeits- ministerin Andrea Nahles (SPD) hingegen betonte, es sei gut, dass die IG Metall die Arbeitszeit zu einem zentralen Punkt in der anstehenden Tarifrunde machen wolle.
Der Vorstand der IG Metall gibt seine Forderungsempfehlung am 10. Oktober ab. Zwei Wochen später beschließen die Tarifkommissionen in den Bezirken, mit welcher Forderung sie in die Verhandlungen gehen wollen, wiederum zwei Tage später legt der Vorstand die endgültige Forderung fest. Erstmals verhandelt wird dann im November. (dpa)

Mehr Brücken in die Berufswelt schlagen

Zuversichtlich, leistungsbereit - und zuweilen mit der Berufswahl überfordert: Dieses Bild zeichnet eine neue Studie von jungen Menschen in Deutschland. Angesichts der robusten Wirtschaftslage und sinkender Bewerberzahlen bewerten die 15- bis 24-Jährigen ihre Job-Aussichten immer besser. Sie glauben, dass sich Leistung lohnt und dass die Aufstiegschancen gut oder sehr gut sind. Doch sie gehen die Berufswahl nicht so planvoll und zielstrebig an wie frühere Generationen. Das geht aus eine repräsentativen Allensbach-Umfrage hervor, die die Restaurantkette McDonald's am 5. September in Berlin vorlegte.
Mehr Brücken in die Berufswelt schlagen
Bild: Daniel Bockwoldt/dpa

«Insgesamt blickt die junge Generation optimistisch in die Zukunft und ist trotz der guten wirtschaftlichen Lage in Deutschland leistungsbereit», hieß es. Zugleich haben berufliche Ziele an Stellenwert verloren, wie die Studie feststellt. Zwar wollten die meisten jungen Menschen Spaß bei der Arbeit und eine sichere Stelle. Wichtiger als Erfolg im Beruf sei es ihnen aber, das Leben zu genießen, sich Hobbys zu widmen und sich selbst zu verwirklichen - mit zunehmender Tendenz.
Vom Schulabschluss bis zum Berufseintritt dauere es heute für viele etwa zehn Jahre, erklärte der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann. Viele fühlten sich unzureichend über berufliche Perspektiven informiert und mangelhaft auf das Berufsleben vorbereitet. «Die Lehrkräfte wissen kaum, wie es in der Berufswelt aussieht, und die Unternehmensvertreter kennen die Schule selten von innen.»
Unsicher mache auch, dass sich wirtschaftliche, politische und technische Ausgangsbedingungen schnell änderten und die Vielfalt beruflicher Optionen wachse. Um ihre Chancen zu sichern, bemühten sich junge Menschen deshalb um einen möglichst hohen Schul- und Hochschulabschluss - jeder zweite Schulabgänger habe inzwischen Abitur. «Die Mehrzahl der jungen Leute orientiert sich an den Hochschulen.»
Hurrelmann forderte, in Schule und Ausbildung über Berufspraktika hinaus mehr Brücken in die Berufswelt zu schlagen, um die duale Ausbildung in Betrieb und Berufsschule zu stärken. Bildungs- und Beschäftigungssystem hätten sich voneinander entfremdet. Auch Gymnasien müssten einen stärkeren Berufsbezug herstellen. McDonald's-Personalchefin Gabriele Fanta kritisierte: «Die Entwicklung rückläufiger Bewerberzahlen geht einher mit einer sinkenden Ausbildungsreife der Bewerber.» Lehrmittel müssten überarbeitet und die Vorteile der dualen Ausbildung hervorgehoben werden. (dpa)

Hoher Arbeitsdruck belastet - mehr befristete Stellen

Nahezu die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland fühlt sich von Termindruck und hohem Arbeitstempo belastet. Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch, 06.09.17, in Berlin mitteilte, litten 44 Prozent der Männer und 36 Prozent der Frauen im Jahr 2015 unter einer hohen Arbeitsintensität - bundesweit ergab das einen Schnitt von 40 Prozent. Zugleich nimmt die geleistete Arbeitszeit der Voll- und Teilzeitbeschäftigten seit Jahren ab, was maßgeblich am steigenden Anteil der Teilzeitarbeit und sinkenden Arbeitszeiten in diesem Bereich liegt.
Hoher Arbeitsdruck belastet - mehr befristete Stellen
Bild: Jens Schierenbeck/dpa-tmn

Dem Bericht zufolge arbeiteten Arbeitnehmer 2016 durchschnittlich rund 35 Wochenstunden. Das waren etwa drei Stunden weniger als noch 1991 und zwei Stunden weniger als im europäischen Durchschnitt. Vollzeitbeschäftigte arbeiteten in Deutschland mit rund 41 Stunden aber deutlich länger.

Insbesondere der hohe Termindruck macht mehr als der Hälfte aller Führungskräfte zu schaffen, arbeitete das Statistische Bundesamt heraus. Das Problem sei unabhängig von Stellung und Branche: Angestellte in der Anlagen- und Maschinenbedienung sowie im Handwerk leiden ähnlich stark unter einer zu hohen Termindichte.

Die Zahl der befristeten Neuanstellungen nahm 2016 zu, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf Fragen der Grünen-Abgeordneten Beate Müller-Gemmeke hervorgeht. Demnach bekam fast jeder zweite neu eingestellte Arbeitnehmer nur eine befristete Stelle.

Der Anteil der Befristungen stieg von 41 Prozent im Jahr zuvor; er nahm im Vergleich zum Vorjahr nicht nur bei Jüngeren, sondern auch bei Arbeitnehmern mittleren und höheren Alters zu. Am stärksten stieg er bei Beschäftigten zwischen 30 und 39 Jahren.

Dass gerade 25- bis 39-Jährige oft nur befristet eingestellt werden, wertete Müller-Gemmeke als «fatal». Das sei gerade das Alter, in dem die Familienplanung eigentlich im Mittelpunkt stehen sollte, sagte sie. «Arbeitsverhältnisse mit Verfallsdatum machen dies aber unmöglich.» Die Bundesregierung müsse die sachgrundlose Befristung abschaffen, forderte Müller-Gemmeke. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) bekräftigte: «Die sachgrundlose Befristung gehört abgeschafft.» Sie schaffe große Unsicherheiten.

Nicht aus der Erhebung geht hervor, wie viele Befristungen auf sachliche Gründe wie etwa Besetzung einer Stelle während einer Elternzeit zurückgehen. Auszubildende und Mini-Jobber sind bei den Zahlen, die auf eine Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zurückgehen, nicht mitgerechnet.

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