Mehr Geld für westdeutsche Textilbeschäftigte

Nach vier Verhandlungsrunden und einigen Warnstreiks haben sich die westdeutschen Textil-Tarifpartner auf einen neuen Vertrag geeinigt. Eine Gruppe bekommt überdurchschnittliche Zuwächse.
Mehr Geld für westdeutsche Textilbeschäftigte
Bild: dpa

Die Tarifbeschäftigten der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie erhalten mehr Geld. Die Gehälter sollen in zwei Stufen um 4,9 Prozent oder mindestens 140 Euro steigen, wie Arbeitgeber und IG Metall nach der vierten Verhandlungsrunde in Eitorf mitteilen. Zudem wurden die Bedingungen zur Altersteilzeit für die Beschäftigten verbessert. Bereits mit dem Juli-Gehalt soll es eine Einmalzahlung von 275 Euro geben.

«Mehr Geld ist die nötige Antwort auf die gestiegenen Preise», sagte die IG-Metall-Verhandlungsführerin Miriam Bürger. Die Mindestbeiträge stellten Beschäftigte mit unterdurchschnittlichem Einkommen besser. «Wer weniger als 3.000 Euro im Monat hat, erhält mit der sozialen Komponente künftig überproportional mehr.»

Markus Simon von den Arbeitgebern bezeichnete den Abschluss als gerade noch verantwortbar. Das Gesamtpaket bringe den Beschäftigten ein Lohnplus und den Unternehmen Planbarkeit wegen einer langen Laufzeit bis Mai 2027.

Der Abschluss gilt laut IG Metall zunächst für 51.000 Tarifbeschäftigte unmittelbar. In der Branche sind etwa 100.000 Menschen tätig.

(Text: dpa)

Höhere Stundenlöhne, freie Arztwahl, mehr Geld für Mehrarbeit

Nach monatelangen intensiven Verhandlungen hat sich die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) auf einen neuen Mantel- und Entgelttarifvertrag für die rund 25.000 Beschäftigten in der Luftsicherheit geeinigt: Die Arbeitsbedingungen für die Fachkräfte mit Jobs in der Fluggastkontrolle, der Personal-, Waren- und Frachtkontrolle sowie in etlichen Service-Bereichen verbessern sich deutlich, auch die vereinbarten Entgelterhöhungen sichern die Kaufkraft im Rahmen der erwartbaren Preissteigerungen.
Höhere Stundenlöhne, freie Arztwahl, mehr Geld für Mehrarbeit
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„Es ist es uns gelungen, wichtige Verbesserungen für die Kolleginnen und Kollegen durchzusetzen – sowohl bei den Arbeitsbedingungen als auch beim Entgelt“, sagte der ver.di-Verhandlungsleiter Wolfgang Pieper am 8. April. „Gerade die Verbesserungen bei der Mehrarbeitsregelung und beim Arbeitsschutz sind ein klares Zeichen dafür, dass sich gewerkschaftlicher Druck auszahlt.“ Insbesondere die entschlossenen Arbeitskampfmaßnahmen in diesem Frühjahr hätten Bewegung in die Verhandlungen gebracht, erklärte Pieper.

Der neue Manteltarifvertrag bringt unter anderem für alle Beschäftigten einen früheren Beginn der Zahlung von Mehrarbeitszuschlägen und eine gerechtere Zuschlagsregelung für Teilzeitkräfte. Darüber hinaus wurden mögliche zusätzliche Tage mit Arbeitsbefreiung für besondere Ereignisse, etwa Hochzeit oder Umzug, vereinbart. Neben Verbesserungen beim Arbeitsschutz gilt künftig die freie Arztwahl für die Beschäftigten, wenn eine zweite Eignungsuntersuchung nötig wird. Auch die Jubiläumszahlungen wurden deutlich erhöht, sie reichen nun von 300 Euro nach zehn Jahren bis zu 2.000 Euro nach 40 Jahren Betriebszugehörigkeit. „Das sind wichtige Elemente der Wertschätzung für die Arbeit in einem körperlich und psychisch anspruchsvollen Beruf“, sagte Pieper. „Die Beschäftigten leisten einen zentralen Beitrag für die Sicherheit im Luftverkehr, was allen Passagieren zugutekommt. Das muss sich in fairen Arbeitsbedingungen und guten Löhnen widerspiegeln.“

Beim Entgelt steigen die Stundenlöhne zum 1. Mai 2025 um zunächst 0,70 Euro, gefolgt von einer weiteren Erhöhung um 1,00 Euro zum 1. April 2026. Die Erhöhung entspricht je nach Lohngruppe einem prozentualen Zuwachs zwischen 7,2 und 10,6 Prozent. Auch die Zulage für die Betreuung von Passagieren mit eingeschränkter Mobilität (PRM-Zulage) wird an beiden Terminen um jeweils 0,35 Euro angehoben. Die Laufzeit des Entgelttarifvertrags endet am 31. Dezember 2026.

„Wir haben mit dem Ergebnis eine solide Basis geschaffen, auf der wir in den kommenden Jahren weiter aufbauen können – und aufbauen werden,“ betonte Pieper.

Eine Erklärungsfrist wurde bis zum 24. April 2025 vereinbart. Bis dahin ist die finale Bewertung der Tarifpartner und eine Entscheidung über die Annahme des Ergebnisses geplant.

(Text: ver.di)

Zalando baut Kundenservice um – 450 Arbeitsplätze betroffen

Der Online-Modehändler Zalando streicht in Berlin rund 450 Arbeitsplätze. Grund dafür ist die Umstrukturierung des Kundendiensts, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilte. Zuvor hatte die «Berliner Morgenpost» berichtet.
Zalando baut Kundenservice um – 450 Arbeitsplätze betroffen
Bild: dpa

Etwa 200 Mitarbeiter will Zalando im Spätsommer dann wieder einstellen. Die entlassenen Beschäftigten könnten sich auf die neuen Stellen bewerben.

Der Kundenservice wird den Angaben zufolge derzeit von drei internen Gesellschaften sowie externen Dienstleistern abgewickelt. Diese Struktur will Zalando aufbrechen. Die drei internen Dienste mit ihren insgesamt 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern würden dafür aufgelöst. Im Spätsommer soll dafür eine neue interne Gesellschaft mit rund 200 Stellen gegründet werden, hieß es.

Diese werde sich dann vor allem um komplexere Kundenanfragen wie Betrugsfälle kümmern. Die externen Dienstleister bearbeiteten hingegen weiter allgemeinere Anfragen, etwa zum Versandstatus bei Bestellungen.

«Wir haben erkannt, dass die aktuelle Organisation unseres Kundenservices es uns erschwert, unseren Qualitätsanspruch konsequent umzusetzen», teilte Zalando mit. «Wir haben bereits die notwendigen Gespräche mit den Mitarbeitenden und ihren Vertretungen aufgenommen, um gemeinsam die bestmögliche Einigung zu finden.»

(Text: dpa)

Einigungsvorschlag nach Schlichtung bei der BVG

Im Tarifkonflikt bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) haben externe Schlichter und die Tarifparteien einen Vorschlag für eine Einigung erarbeitet. Dieser ist nun Grundlage für weitere Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem Unternehmen.
Einigungsvorschlag nach Schlichtung bei der BVG
Bild: Michael Ukas/dpa

Der Tarifkonflikt habe es in sich gehabt, sagte Brandenburgs ehemaliger Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), der für die BVG als Schlichter im Einsatz war. Die Verhandlungstage seien «von vielen Aufs und Abs gekennzeichnet» gewesen.

Der Vorschlag sehe nun unter anderem 430 Euro mehr Grundgehalt über eine Laufzeit von zwei Jahren vor. Inklusive Zulagen steige das Gehalt in manchen Berufsgruppen teils knapp über 20 Prozent.

Nun werden BVG und Verdi in weiteren Verhandlungen weiter über den Lösungsvorschlag beraten - und könnten eine endgültige Einigung erzielen. Dann wären weitere Ausstände bei der BVG vom Tisch.

Zwei ehemalige Ministerpräsidenten als Schlichter
Die BVG und Verdi hatten die Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag für rund 16.000 Beschäftigte Mitte Januar begonnen. Verdi erklärte die Gespräche nach der sechsten Runde vor zweieinhalb Wochen für gescheitert.

Das kommunale Unternehmen schlug daraufhin vor, externe Schlichter damit zu beauftragen, eine Lösung zu finden. Für die BVG übernahm das Brandenburgs früherer Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Für Verdi schlichtete Bodo Ramelow (Linke).

Knackpunkt in den Verhandlungen war die Forderung nach 750 Euro mehr im Monat. Die BVG nannte dies «realitätsfremd und nicht finanzierbar». Verdi wiederum warf dem Unternehmen vor, die Leistung der Beschäftigten nicht angemessen zu honorieren. Bei anderen Punkten wie der Laufzeit und den Zulagen waren sich beide Seiten bereits während der Verhandlungen nähergekommen.

Verdi kann mittlerweile auch unbefristet streiken!
Das jüngste BVG-Angebot vor Beginn der Schlichtung lag bei stufenweise 375 Euro und 24 Monaten Laufzeit. Beim Weihnachtsgeld bot die BVG nach eigenen Angaben 200 Euro in zwei Schritten zusätzlich. Bei der Fahrdienst- beziehungsweise Wechselschichtzulage lagen demnach 225 Euro auf dem Tisch, bei der Schichtzulage 130 Euro. Im Schnitt wären die Löhne aller Mitarbeiter demnach in zwei Jahren um 13,6 Prozent gestiegen.

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, hatte die Gewerkschaft während der Verhandlungen fünfmal zum Warnstreik aufgerufen. Busse, Trams und U-Bahnen in der Bundeshauptstadt standen seit Ende Januar insgesamt acht Tage weitgehend still. Nach dem Scheitern der Verhandlungen ließ Verdi unter den Mitgliedern außerdem über die Möglichkeit unbefristeter Streiks abstimmen. Dabei haben diese vergangene Woche den Weg für dauerhafte Ausstände freigemacht.

(Text: dpa)

Mehr Geld und flexiblere Arbeitszeit im öffentlichen Dienst

Das war eine harte Nuss. Seit Januar stritten Arbeitgeber und Gewerkschaften über die künftigen Einkommen und Arbeitszeiten im öffentlichen Dienst bei Bund und Kommunen. Immer wieder gab es Warnstreiks - mal fuhren Busse nicht, mal blieb der Müll liegen, die Kita zu. Schlichter mussten vermitteln. Nun steht endlich ein Tarifabschluss.
Mehr Geld und flexiblere Arbeitszeit im öffentlichen Dienst
Bild: dpa

Weitere Streiks sind vom Tisch. Und eine mögliche schwarz-rote Koalition hat zumindest einen Konflikt weniger auf der Tagesordnung. Sie muss sich aber auf Milliardenkosten einstellen.

«Wir sind an die Grenze dessen gegangen, was wir bei schwieriger Haushaltslage verantworten können», sagte die geschäftsführende Innenministerin Nancy Faeser (SPD), als sie am Sonntagvormittag (6. April) gemeinsam mit Gewerkschaften und Kommunen die Einigung verkündete. Auch Gewerkschaften meinten: «Ein schwieriges Ergebnis in schwierigen Zeiten». Aber letztlich gelungen.

Welche Berufsgruppen profitieren vom Ergebnis?
Der Tarifabschluss betrifft mehr als 2,5 Millionen Beschäftigte der Kommunen und des Bundes. Das sind Angestellte in den Verwaltungen, aber auch in Kitas und Schulen, im Nahverkehr, bei den Abfallbetrieben, in Klärwerken, Bädern, Pflegeeinrichtungen oder an Flughäfen. Üblicherweise wird der Abschluss später auf Beamtinnen und Beamte übertragen, das soll dieses Mal aber erst die neue Bundesregierung entscheiden. Nicht betroffen sind Beschäftigte der Länder, also zum Beispiel Lehrer, für die im Herbst separat verhandelt wird.

Wie viel Geld gibt es mehr?
Die Beschäftigten sollen in zwei Stufen mehr Geld bekommen: Ab 1. April 2025 drei Prozent, mindestens aber 110 Euro mehr im Monat. Stufe zwei folgt ab 1. Mai 2026 in Höhe von 2,8 Prozent. Ab 1. Juli 2025 sollen außerdem Zulagen für Schichtarbeit von 40 auf 100 Euro und für Wechselschichtarbeit von 105 auf 200 Euro angehoben werden. Zudem soll das 13. Monatsgehalt ab 2026 steigen.

Verdi-Chef Frank Werneke rechnete vor, für eine Erzieherin oder einen Erzieher erhöhe sich das Entgelt in der Laufzeit damit um ungefähr 230 Euro, für einen Müllwerker um 200 Euro.

Ist das alles?
Nein, zusätzlich soll die Arbeitszeit deutlich flexibler werden. Die Beschäftigten sollen zum Beispiel Teile des erhöhten 13. Monatsgehalts in bis zu drei zusätzliche freie Tage eintauschen können. Das gilt allerdings nicht für kommunale Krankenhäuser, wo die Arbeitgeber nur schlecht Ersatz finden. Ab 2027 gibt es einen zusätzlichen Urlaubstag.

Zugleich sollen die Beschäftigten ab 2026 die Möglichkeit bekommen, ihre Wochenarbeitszeit freiwillig und befristet auf bis zu 42 Stunden zu erhöhen, also mehr zu arbeiten und auch mehr zu verdienen.

Wer hat sich durchgesetzt?
Das Paket ist vielfältig, sowohl Gewerkschaften als auch Arbeitgeber haben einige Punkte gesetzt - und mussten an anderer Stelle Kröten schlucken. Die Gewerkschaften hätten vor allem beim Thema flexible Arbeitszeit gern noch mehr erreicht und wollen in späteren Tarifrunden nachlegen. Die Berufe müssten attraktiver werden, denn es gebe Hunderttausende unbesetzte Stellen, erklärte Werneke. Außerdem mussten sich die Gewerkschaften mit drei sogenannten Leermonaten zufriedengeben, da die Lohnerhöhung erst ab April greift und nicht schon im Januar. Dadurch sparen die Arbeitgeber einiges an Geld.

Im Gegenzug mussten Bund und Kommunen akzeptieren, dass die Beschäftigten künftig möglicherweise weniger arbeiten und sie häufiger Lücken stopfen müssen. Das kann in Berufen mit Fachkräftemangel schwierig werden.

Zuletzt hakten die Gespräche am Vorschlag, die Arbeitszeit freiwillig auszudehnen auf 42 Wochenstunden. Die Gewerkschaften befürchteten Nachteile bei Neueinstellungen oder befristeten Verträgen, wenn Beschäftigte zu dieser Aufstockung nicht bereit sind. Nun wurde laut Werneke vereinbart: «Niemand kann gedrängt werden, mehr zu arbeiten.» Und wer freiwillig mehr arbeite, erhalte dafür auch einen Aufschlag. Die Regelung soll nach fünf Jahren überprüft werden.

Kann sich der Staat das Paket leisten?
Auf den Bund und die Kommunen als Arbeitgeber kommen Mehrkosten zu, allerdings in sehr unterschiedlicher Höhe. Rund 1,94 Milliarden Euro sind es laut Innenministerium für den Bund - gerechnet über die gesamte Laufzeit von 27 Monaten. Das an sich sollte kein großes Problem sein. Bei der Rechnung ist allerdings noch nicht berücksichtigt, dass das Ergebnis voraussichtlich auf die Beamten übertragen wird - und dann dürfte es deutlich teurer werden. Alles in allem scheint der Abschluss für die werdende Koalition von CDU-Chef Friedrich Merz aber verkraftbar zu sein.

Bei den Kommunen ist das schon kritischer. Welge nannte Kosten von mehr als zehn Milliarden Euro jährlich. Und einige Kommunen sind so hoch verschuldet, dass sie schon jetzt bei der Sanierung von Schwimmbädern und Schulen sparen müssen. Dazu kommt die maue Wirtschaftslage, die sie Gewerbesteuer-Einnahmen kosten wird. Die Kommunen seien einfach unterfinanziert, sagte selbst Gewerkschaftschef Werneke. «Sie bluten aus.»

Der Landrat aus dem sächsischen Meißen, Ralf Hänsel (CDU), beklagte auch sofort, das Ergebnis überfordere die Städte und Gemeinden. Die Kommunen hätten das höchste Finanzierungsdefizit seit der Wiedervereinigung. Der Kommunale Arbeitgeberverband Sachsen habe gegen den Abschluss gestimmt, müsse ihn nun aber dennoch umsetzen.

Gibt es jetzt keine Streiks mehr?
Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 27 Monaten, gilt allerdings rückwirkend ab 1. Januar 2025. Damit dürfte nun bis Ende März 2027 erst einmal Ruhe sein an der Streikfront. Allerdings gilt das nur für diesen Tarifkonflikt.

In Berlin zum Beispiel könnten Bus- und U-Bahn-Fahrer bald wieder streiken, da sie nach einem anderen Tarifvertrag bezahlt werden. Ende des Jahres beginnen dann auch Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der Länder - und es drohen Warnstreiks zum Beispiel von angestellten Lehrern.

(Text: Verena Schmitt-Roschmann und Theresa Münch, dpa)

Autozulieferer Webasto baut 650 Stellen ab

Der angeschlagene Autozulieferer Webasto will im Zuge seiner Sanierung rund 650 Stellen in Deutschland abbauen. Darauf haben sich Management und Arbeitnehmervertreter geeinigt, wie das in Stockdorf vor den Toren Münchens ansässige Unternehmen mitteilte.
Autozulieferer Webasto baut 650 Stellen ab
Bild: Lino Mirgeler/dpa

Der Stellenabbau soll möglichst sozialverträglich ablaufen, Vorstand und Betriebsrat haben einen Sozialplan vereinbart. «Dies war eine schwere, aber angesichts der Marktentwicklung auch bei Webasto unumgängliche Entscheidung», sagte der erst seit wenigen Wochen amtierende Vorstandschef Jörg Buchheim laut Mitteilung.

Standort Deutschland schrumpft erheblich: Webasto beschäftigte Ende 2024 weltweit gut 16.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon aber nur 3.700 in Deutschland. Wichtigste Produkte sind Schiebe- und Panoramadächer für Autos. Die Vereinbarung bedeutet, dass in den heimischen Standorten knapp jede sechste Stelle wegfallen soll. «Die geplanten Personalmaßnahmen werden wir mit größtem Respekt für die soziale Sicherheit unserer Mitarbeitenden und im Einklang mit unserer Unternehmenskultur umsetzen», sicherte Buchheim der Belegschaft zu. Eine Transfergesellschaft soll den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter maximal zwölf Monate bei der Suche nach einer neuen Tätigkeit unterstützen. Der Stellenabbau soll schon Ende dieses Jahres vollzogen sein.

Verwaltung und Entwicklung werden getroffen!
Der Stellenabbau soll schwerpunktmäßig die Unternehmensverwaltung und Entwicklung treffen, aber auch die Kapazitäten der Produktion sollen an die gesunkene Nachfrage «angepasst» werden. Betroffen sind demnach die Standorte Gilching, Hengersberg, Neubrandenburg, Utting sowie die Stockdorfer Zentrale.

Webasto war im vergangenen Jahr in finanzielle Schieflage geraten und hatte im Dezember eine Stabilisierungsvereinbarung mit den wichtigsten Gläubigern abgeschlossen. Im vergangenen Monat hatte bereits der langjährige Vorstandschef Holger Engelmann Webasto das 124 Jahre alte Familienunternehmen vorzeitig verlassen.

(Text: dpa)

IG Metall startet Warnstreiks in Kfz-Werkstätten

Kunden von Kfz-Werkstätten und Autohäusern müssen sich in den kommenden Tagen auf eingeschränkten Service einrichten. Die IG Metall hat die Beschäftigten im Kfz-Gewerbe bundesweit zu Warnstreiks aufgerufen, um in den laufenden Tarifverhandlungen den Druck zu erhöhen.
IG Metall startet Warnstreiks in Kfz-Werkstätten
Bild: pixabay

Vor allem in größeren Betrieben könnten daher Termine für Reparaturen oder die vor Ostern häufigen Reifenwechsel wackeln.
Tarif-Vorständin Nadine Boguslawski beklagt hohen Arbeitsdruck auf die Beschäftigten in den Werkstätten bei gleichzeitig geringer Wertschätzung. Deswegen hätten viele Fachkräfte bereits die Branche mit rund 430.000 Beschäftigten verlassen.

Die Gewerkschaft fordert neben 6,5 Prozent mehr Geld auch Entlastungen bei der Arbeitszeit. Auszubildende sollen mit 170 Euro überproportional höhere Vergütungen erhalten. Laut IG Metall profitieren rund 91.000 Angestellte direkt von dem angestrebten Tarifvertrag. Die Arbeitgeber haben bislang kein Angebot vorgelegt. Bei den regional geführten Verhandlungen steht der nächste Termin am 9. April in Niedersachsen an.

(Text: dpa)

Warnstreiks bei Ford

Im Streit über einen geplanten Personalabbau beim Autobauer Ford Deutschland setzt die IG Metall auf Warnstreiks. Nachdem das Management die Gewerkschaftsforderung nach hohen Abfindungen und einem «insolvenzgeschützten Sicherheitsnetz» abgelehnt hatte, rief die IG Metall zu Arbeitsniederlegungen in Köln auf. Es geht um Nacht-, Früh- und Spät-Schichten, die vom späten Dienstagabend (1. April) bis Donnerstag (3. April) geplant sind.
Warnstreiks bei Ford
Bild: dpa

Mit den Warnstreiks werde gezeigt, dass die Belegschaft geschlossen hinter den Forderungen der IG Metall stehe, hieß es von der Gewerkschaft. Die Geschäftsführung müsse sich in den Verhandlungen zu einem Sozialtarifvertrag deutlich auf die Gewerkschaft zubewegen.

Mutterkonzern bürgt nicht mehr für Deutschlandtochter: «Wir fordern nach wie vor ein nachhaltiges Zukunftskonzept für die Kölner Standorte und den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze, aber wir brauchen auch ein Insolvenz-geschütztes Sicherheitsnetz», sagte der IG-Metall-Sprecher von Ford in Köln, David Lüdtke. «Die Kündigung der Patronatserklärung hat das Vertrauen unserer Kolleginnen und Kollegen in das Unternehmen nachhaltig erschüttert.»

Mit der Patronatserklärung ist eine Art Bürgschaft gemeint, welche der US-Mutterkonzern seiner defizitären Deutschlandtochter ab 2006 gewährt hatte. Kürzlich hatte die US-Mutter eine dicke Finanzspritze gegeben, um den Schuldenberg der Deutschlandtochter großteils abzutragen, und zugleich besagte Patronatserklärung beendet. Dadurch ist nun eine Insolvenz der Deutschlandtochter möglich. Nun fordert die IG Metall, dass die Ford Motor Company als Mutterkonzern den Kölner Beschäftigten einen Insolvenzschutz gewährt.

Tiefe Sorgenfalten bei den Beschäftigten!
Die Ford-Werke GmbH hat betriebsbedingte Kündigungen bis 2032 zwar ausgeschlossen. Inzwischen zeigt sich aber, dass die Jobs nicht so sicher sind wie gedacht: Im Falle einer Insolvenz könnten sie trotzdem verloren gehen.

Das Management betont, dass man auch künftig auf die Deutschlandtochter setze - das zeige ja die Bereitstellung von mehreren Hundert Millionen Euro für einen Geschäftsplan, mit dem das Ruder herumgerissen werden soll. Der Wegfall der Patronatserklärung sei ein Schritt zurück zur Normalität und keineswegs Ausdruck von mangelndem Ford-Engagement in Europa. Keine andere Ford-Tochter habe so eine Patronatserklärung.

Absatz von E-Geländewagen schwächer als erwartet: Ford hat im vergangenen Jahr zwei in Köln hergestellte Elektro-Geländewagen auf den Markt gebracht, deren Verkauf deutlich hinter den Erwartungen liegt. Ein Sprecher von Ford Deutschland sagte, man respektiere, dass die Belegschaft von ihrem Recht auf Warnstreiks Gebrauch mache. «Wir setzen uns weiterhin dafür ein, gemeinsam mit unseren Sozialpartnern schnellstmöglich ausgewogene und faire Lösungen zu finden.»

Ein Teil der Kölner Ford-Belegschaft ist bis Mai an bestimmten Tagen in Kurzarbeit, in der Warnstreik-Zeit ist das aber nicht der Fall. Insgesamt hat Ford in der Domstadt noch etwa 11.500 Beschäftigte. Das Unternehmen hat schon eine Schrumpfung hinter sich, 2018 waren es noch knapp 20.000 Beschäftigte.

(Text: dpa)

Das «Praxenland» steht unter Druck


Die Zahl der Praxisärzte in Deutschland nimmt weiter zu – die Behandlungskapazitäten für die Patienten bleiben aber oft angespannt und regional unterschiedlich. Ende vergangenen Jahres waren 189.551 Ärztinnen und Ärzte, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten mit Kassenzulassung tätig.
Das «Praxenland» steht unter Druck

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Das sind 2.110 mehr als Ende 2023 und so viele wie nie zuvor. Zugleich nimmt aber auch Teilzeitarbeit zu, wie die Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) mitteilte. Patientenschützer forderten gezieltere Praxis-Ansiedlungen.
KBV-Chef Andreas Gassen sagte: «Noch ist Deutschland Praxenland.» Doch klar sei auch: «Die Ressource Arztpraxis ist kein Selbstläufer, und die Ressource Arztzeit bleibt ein knappes Gut.» Immer mehr junge Medizinerinnen und Mediziner entschieden sich für eine Anstellung statt einer eigenen Praxis oder für Arbeit in Teilzeit - der Anteil solcher Tätigkeiten mit reduzierter Stundenzahl stieg von 2023 zu 2024 von durchschnittlich 35,8 Prozent auf 37,9 Prozent. 
Dieser Trend führt dazu, dass die Zahl der Ärzte stärker steigt als die tatsächliche Behandlungskapazität. Denn einen vollen Arztsitz zur Versorgung gesetzlich Versicherter können sich zum Beispiel auch zwei Ärztinnen teilen.
Ärztedichte nicht überall gleich hoch: Beim Versorgungsnetz gibt es auch erhebliche regionale Unterschiede. Am dichtesten ist es in Heidelberg mit 413,5 Ärzten und Psychotherapeuten je 100.000 Einwohner, wie aus den Daten des Bundesarztregisters mit Stichtag 31. Dezember 2024 hervorgeht. Am wenigsten niedergelassene Medizinerinnen und Mediziner in diesem Verhältnis gibt es mit 88,4 im Landkreis Coburg in Bayern. Auf Länderebene liegt Hamburg mit 310,3 an der Spitze, Schlusslicht ist Brandenburg mit 201,3 Ärzten und Psychotherapeuten je 100.000 Einwohner.
Zur Gesundheitsversorgung in den Regionen tragen die Praxen der Kassenärzte aber nicht alleine bei. Hinzu kommen Krankenhäuser oder Physiotherapeuten, Logopäden und andere Heilberufler. Oft nutzen Patienten und Patientinnen aus ländlichen Gegenden Praxen in nahen Ballungsräumen. Und konkret kommt es auch darauf an, wie wie gut dann die Anbindung mit Bussen und Bahnen ist.
Hausärzte stabilisiert – aber mehr Ältere! Bei den Hausarztpraxen als wichtigen ersten Anlaufstellen hat sich die Lage etwas stabilisiert. Schon Ende 2023 war erstmals seit längerem kein Rückgang mehr verzeichnet worden. Mit Stand Ende 2024 stieg die Zahl der Hausärzte um 308 auf 55.435 und die Zahl der vollen Sitze um 47 auf 51.437. Allerdings hatte es zehn Jahre zuvor noch 551 volle Hausarztsitze mehr gegeben. 
Außerdem zeichnet sich seit längerem eine Ruhestandswelle ab, und das heißt vor allem auf dem Land: Praxisnachfolge dringend gesucht. Der Altersschnitt bei Hausärzten liegt mit 55,1 Jahren etwas über dem aller Ärzte (54,5 Jahre). 
Vor allem im Westen der Republik ist der Handlungsbedarf dringlicher: So sind in Rheinland-Pfalz 21,3 Prozent der Hausärzte über 65 Jahre alt, in der Region Westfalen-Lippe 19,2 Prozent und im Saarland 18,8 Prozent – in Mecklenburg-Vorpommern dagegen nur 8,3 Prozent und in Sachsen 9,7 Prozent.
Ärztinnen holen auf: Frauen sind in den Praxen weiter auf dem Vormarsch. Psychotherapeutinnen und Ärztinnen kommen zusammen auf 52,4 Prozent, nachdem sie 2022 die 50-Prozent-Marke überschritten hatten. Betrachtet man nur Ärztinnen, stieg ihr Anteil auf 46,7 Prozent. 
Dabei gilt: Je jünger, desto weiblicher. Bis zur Schwelle von 39 Jahren haben Ärztinnen einen Anteil von 57,2 Prozent und zwischen 40 und 49 Jahren von 55,6 Prozent. Über 65 Jahre gibt es noch mehr als 70 Prozent männliche Ärzte.
Regional betrachtet ist der Anteil der Ärztinnen und Psychotherapeutinnen in den östlichen Bundesländern höher – sie sind dort überall in der Mehrheit. Am höchsten ist der Frauenanteil im Land Berlin mit 59,7 Prozent. 
Was bringt die neue Regierung? 
Kassenärzte-Chef Gassen forderte angesichts der Koalitionsverhandlungen von Union und SPD: «Die nächste Bundesregierung wird sich daran messen lassen müssen, inwiefern sie die inhabergeführte Praxis wieder attraktiver macht.» Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte auf den letzten Metern noch ein Gesetz ins Ziel gebracht, das Hausärzten finanzielle Anreize bringt. 
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz erklärte, es mangele keinesfalls an ambulant arbeitenden Ärztinnen und Ärzten. «Was jedoch grundsätzlich fehlt, ist eine bedarfsgerechte Steuerung der medizinischen Niederlassungen», sagte Vorstand Eugen Brysch. Darunter leide der ländliche Raum. Nötig sei auch, die «Rosinenpickerei» in lukrativen, überversorgten Gebieten endlich zu beenden.
In den Koalitionsverhandlungen, bei denen Lauterbach dabei ist, stehen viele Klärungen an. Denn im schwarz-roten Sondierungspapier als Grundlage heißt es nur allgemein: «Die Gesundheitsversorgung muss für alle gesichert bleiben.»

(Text: Sascha Meyer, dpa)

Zahl der Minijobber leicht gestiegen


Vor allem in Gewerbeberufen arbeiten geringfügig entlohnte Menschen. Im Monatsmittel verdienen sie nicht mehr als 556 Euro. In Haushalten waren Ende 2024 gut 260.000 Minijobber registriert. Die Zahl der Minijobber in Deutschland hat im vergangenen Jahr leicht zugenommen. Ende 2024 waren gut 6,96 Millionen geringfügig Beschäftigte gemeldet, wie die Minijob-Zentrale in Bochum berichtete. 
Zahl der Minijobber leicht gestiegen

Bild: dpa

Davon arbeiteten rund 6,7 Millionen in verschiedenen Gewerbeberufen, rund 0,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Bei den Privathaushalten waren es gut 260.000 Minijobber, was ein Plus von 0,3 Prozent bedeutet.
Die meisten Minijobberinnen und Minijobber (1,17 Millionen) arbeiteten im Handel und in der Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen. Darauf folgten knapp 890.000 Minijobberinnen und Minijobber im Gastgewerbe.
Die meisten Minijobberinnen und Minijobber in Privathaushalten waren Ende Dezember im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen angemeldet, nämlich rund 65.600). Darauf folgten Bayern (49.900), Baden-Württemberg (37.200) und Niedersachsen (29.000). Die wenigsten Minijobber in Privathaushalten gab es in Bremen (1.900).
Maximal ein Jahr dauern die Beschäftigungen bei einem Großteil der Minijobs im gewerblichen Bereich (39,5 Prozent) und in Privathaushalten (39,1 Prozent) , wie die Minijob-Zentrale weiter berichtete. Weitere 19,7 Prozent der gewerblichen Beschäftigungen und 16,1 Prozent der Beschäftigungen im Privathaushalten erstreckten sich über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren.
Minijobber und Minijobberinnen üben eine geringfügig entlohnte Beschäftigung mit einem durchschnittlichen Monatseinkommen von bis zu 556 Euro aus. Die Verwaltung liegt in den Händen der Minijob-Zentrale, die zur Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See gehört.

(Text: dpa)

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