Arbeitsmoral in Deutschland

Der sprichwörtliche «Dienst nach Vorschrift», wenn Beschäftigte in ihrem Job also nur noch das Nötigste tun, hat in Deutschland einer Studie zufolge im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Emotionale Bindung, Loyalität und Vertrauen in die finanzielle Zukunft des Arbeitgebers seien dagegen eingebrochen, fanden Wissenschaftler des Instituts Gallup für den Gallup Engagement Index 2024 heraus. 
Arbeitsmoral in Deutschland
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Der Anteil derer, die emotional an ihren Arbeitgeber hochgradig gebunden sind, sei auf ein Rekordtief von neun Prozent eingebrochen - 2023 waren es noch 14 Prozent. Nur noch die Hälfte der Beschäftigten wolle mehr als ein Jahr beim aktuellen Arbeitgeber bleiben, nur etwas mehr als ein Drittel wolle mehr als drei Jahre bleiben. «Dienst nach Vorschrift» machen inzwischen der Studie zufolge 78 Prozent der Arbeitnehmer. 2023 lag dieser Anteil noch bei 67 Prozent. 

Milliarden-Einbußen durch «innere Kündigungen»: «Das heißt, dass fast zwei Millionen weniger Arbeitnehmende als im Vorjahr mit Hand, Herz und Verstand bei der Sache waren», heißt es in der Studie. Gallup geht davon aus, dass sich die volkswirtschaftlichen Kosten in Form von Produktivitätseinbußen durch «innere Kündigungen» auf einen Wert zwischen 113 Milliarden und 135 Milliarden Euro belaufen - etwas weniger als im Vorjahr. 
«Die vorherrschende schwach ausgeprägte emotionale Bindung trägt zur Wechselwilligkeit bei, während sich die Einschätzung des Arbeitsmarktes zunehmend von der wirtschaftlichen Lage entkoppelt», sagte Marco Nink, einer der Autoren der Studie. «Trotz der zahlreichen schlechten Nachrichten der letzten Monate scheinen die Beschäftigten in Deutschland ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt weiterhin positiv einzuschätzen, was sicherlich auch damit zu tun hat, dass der Arbeits- und Fachkräftemangel täglich zu spüren ist.» 

Unternehmen hätten es zwar geschafft, «innere Kündigung» durch gezielte Maßnahmen wieder zu reduzieren – aber sie hätten es bisher nicht geschafft, Motivation zu wecken. Ziel müsse es sein, durch eine motivierende Führungskultur zu hoher emotionaler Bindung zu kommen und damit die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. 
Der aktuelle Trend geht demnach jedoch in die komplett falsche Richtung: Nur noch 21 Prozent der Beschäftigten vertrauen ihrer jeweiligen Führungskraft - ein Absturz um 20 Punkte im Vergleich zum Vorjahr. 2019 lag dieser Anteil noch bei 49 Prozent. «Die Daten deuten auf tiefe Skepsis und ein Empfinden von Entfremdung in weiten Teilen der Arbeitnehmerschaft hin.» 
Der Engagement Index wird von Gallup seit 2001 jährlich erstellt. Für die jüngste Untersuchung wurden zwischen dem 18. November und 20. Dezember 1.700 zufällig ausgewählte Beschäftigte ab 18 Jahren telefonisch interviewt. Die Ergebnisse sind Gallup zufolge repräsentativ für die Arbeitnehmerschaft in Deutschland ab 18 Jahren.

(Text: dpa)

Handelsverband für wöchentliche Höchstarbeitszeit

Derzeit dürfen Arbeitnehmer höchstens acht Stunden am Tag arbeiten. Die nächste Bundesregierung könnte eine wöchentliche statt tägliche Begrenzung einführen. Den Handelsverband freut's.
Handelsverband für wöchentliche Höchstarbeitszeit
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Der Handel spricht sich für eine wöchentliche statt tägliche Höchstarbeitszeit aus. Einen entsprechenden Vorschlag aus der Sondierungsvereinbarung von Union und SPD «finden wir sehr gut», sagte der Präsident des Handelsverbands Deutschland (HDE), Alexander von Preen, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. «Und zwar nicht nur wir Arbeitgeber. Auch unsere Mitarbeiter wünschen sich mehr Flexibilität», sagte Preen.

Die tägliche Begrenzung der Arbeitszeit auf eine wöchentliche zu ändern, wäre aus Sicht Preens auch ein Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. «Das wäre eine Win-Win-Situation. (...) Zumal der Vorschlag EU-Recht entspricht. Es wird also Zeit, dass wir diese Spielräume auch in Deutschland endlich voll ausschöpfen.»

Längere Öffnungszeiten auch im Non-Food-Handel: Er sei nicht dafür, dass alle Geschäfte bis 22.00 oder 24.00 Uhr geöffnet haben, sagte Preen. «Für den Non-Food-Handel ist es wichtig, dann geöffnet zu haben, wenn die Frequenz in den Städten ist – das heißt, wenn viele Menschen dort sind.» Aber das sei von Ort zu Ort verschieden. Der Lebensmittelhandel handhabe das schließlich bereits vielerorts so.

Laut Arbeitszeitgesetz darf die werktägliche Arbeitszeit in der Regel acht Stunden nicht überschreiten. Union und SPD hatten in ihrem Sondierungspapier angekündigt, man werde im Einklang mit der europäischen Arbeitszeitrichtlinie die Möglichkeit einer wöchentlichen statt einer täglichen Höchstarbeitszeit im Arbeitszeitgesetz schaffen.

(Text: dpa)

„Die Hütte brennt lichterloh."

Mehr als 7000 Beschäftigte aus energieintensiven Industriebranchen wie Chemie, Metalle, Papier, Kunststoff, Glas oder Keramik haben sich am 15. März bundesweit am Aktionstag zur Zukunftssicherung heimischer Industriearbeitsplätze beteiligt, zu dem die IG Metall und die Industriegewerkschaft IGBCE aufgerufen hatten.
„Die Hütte brennt lichterloh."
Bild: dpa

Gemeinsam forderten sie Politik und Arbeitgeber auf, den Arbeitsplatzabbau in der Industrie zu stoppen, Deutschlands wichtigsten Wohlstandsgaranten zurück auf Kurs zu bringen, Wettbewerbsnachteile abzubauen und massiv in die Modernisierung des Standorts zu investieren.

Insgesamt kamen dafür bei fünf zentralen Veranstaltungen in Hannover, Köln, Frankfurt, Leipzig und Stuttgart mehr als 77.000 Menschen zur symbolischen Uhrzeit um Fünf vor Zwölf zusammen.

„In den Grundstoffindustrien brennt die Hütte lichterloh. Fast täglich erreichen uns Meldungen über neue Sparprogramme, Stellenabbau, Anlagen- oder sogar Standortschließungen“, sagte der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis in Hannover. Allein in den vergangenen Monaten habe man mehr als 200 Fälle mit gut 25.000 betroffenen Arbeitsplätzen gezählt.

„Wir müssen diesen Abschied auf Raten schleunigst stoppen“, mahnte der Gewerkschaftsvorsitzende. „Sonst nimmt die gesamte industrielle Wertschöpfungskette schweren Schaden - und damit das ganze Land.“ Schließlich stünden die energieintensiven Branchen am Beginn nahezu aller Produktionsprozesse.

Die Rahmenbedingungen für die 1,1 Millionen Beschäftigten hätten sich sich in den vergangenen Jahren massiv verschlechtert, berichtete Vassiliadis. „Die Energie- und CO2-Preise sind viel zu hoch, gleichzeitig fehlt es an grünem Strom und an Möglichkeiten zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid. Das bremst nicht nur Investitionen aus, es befördert aktiv das Abschalten von Anlagen.“

Union und SPD müssten das Ruder in einer neuen Regierung schleunigst herumreißen. Das Sondervermögen für Infrastrukturinvestitionen, die Aufstockung des Klima- und Transformationsfonds und die Pläne zur Entlastung bei den Energiekosten seien ein richtiger Schritt, nun brauche es ein Bündel konkreter Maßnahmen, um die PS auch auf die Straße zu bringen.

„Die Politik muss die Modernisierung der Industrie systematisch fördern - mit staatlichen Investitionszuschüssen. Außerdem braucht es dringend eine Ausweitung der Strompreiskompensation auf weit mehr industrielle Großverbraucher. Und wir müssen dringend für Entlastung bei den CO2-Preisen sorgen. Andernfalls droht eine weitere Abwanderung von Schlüsselindustrien“, so der IGBCE-Vorsitzende.

(Text: IGBCE)

Audi baut 7.500 Jobs ab und kürzt Prämie

Der Autobauer Audi streicht bis Ende 2029 insgesamt 7.500 Arbeitsplätze in Deutschland. Zusammen mit anderen finanziellen Einschnitten für die Beschäftigten will das Unternehmen mittelfristig mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr sparen, wie es mitteilte.
Audi baut 7.500 Jobs ab und kürzt Prämie
Bild: dpa

Konzern und Betriebsrat hatten lange und intensiv um die Sparpläne gerungen, sich nun aber auf ein Konzept geeinigt. Zwischenzeitlich standen auch deutlich höhere Zahlen für den Stellenabbau im Raum: Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Jörg Schlagbauer, nannte eine ursprüngliche Forderung des Unternehmens von 12.000 Arbeitsplätzen.

«Audi muss schneller, agiler und effizienter werden. Klar ist: Ohne Personalanpassungen geht das nicht», sagte der Vorstandsvorsitzende Gernot Döllner. Gleichzeitig betonte er: «Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen bis Ende 2033 geben. Das ist in gesamtwirtschaftlich schwierigen Zeiten eine gute Nachricht für alle Beschäftigten.»

Konkret wird die geltende Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, bis Ende 2033 verlängert. Bisher hatte sie bis Ende 2029 gegolten.

Gleichzeitig will Audi acht Milliarden Euro in die deutschen Standorte investieren. Für den herausfordernden Übergang zur Elektromobilität «stellen wir Ingolstadt und Neckarsulm so robust und flexibel auf», wie Döllner betont.

Der Stellenabbau soll laut Audi im «indirekten Bereich» stattfinden - also nicht die Produktion treffen und einen Abbau von Bürokratie bringen. Zudem soll nicht mit dem Rasenmäher gekürzt werden. Vielmehr richte man die «Teamaufstellung fokussiert und konsequent an den Anforderungen der Zukunft aus», sagt Personalvorstand Xavier Ros.

Die ersten 6.000 Stellen sollen bis 2027 wegfallen, weitere 1.500 bis Ende 2029. Wie sich die Kürzungen auf die Standorte Ingolstadt und Neckarsulm aufteilen, ist noch offen.

Weitere Einschnitte treffen die Audi-Mitarbeiter beim Geld. Unter anderem wird die Ergebnisbeteiligung strukturell umgebaut und für mehrere Jahre zusätzlich gekürzt. Dabei geht es durchaus um relevante Summen.

2024 hatte die für das Jahr 2023 ausgezahlte Mitarbeiterbeteiligung 8.840 Euro pro Beschäftigtem betragen. Die Beteiligung für 2024, die im laufenden Jahr ausgezahlt wird, wird noch nicht von der jetzt vereinbarten Kürzung betroffen sein. Sie dürfte wegen der zuletzt schlechter gelaufenen Geschäfte aber dennoch schwächer ausfallen.

Komplette Zahlen für das Geschäftsjahr 2024 legt Audi am Dienstag vor. In den ersten neun Monaten hatte sich der Gewinn fast halbiert. Unter anderem litt Audi unter fehlenden Teilen für wichtige Motoren, schwacher Nachfrage in China und Rückstellungen für die Schließung seines Werks in Brüssel.

Betriebsrat: Vieles abgewehrt!
Nach den Worten Schlagbauers leistet die Belegschaft einen großen Beitrag, um die vier Ringe wieder wetterfest und zukunftssicher zu machen und investiert viele Millionen Euro in ihre eigene Zukunft.

Im Gegenzug sei es gelungen, in den «harten, aber von beiden Seiten stets sach- und lösungsorientierten Verhandlungen» vieles abzuwehren. So würden weder das tarifliche Monatsentgelt noch Zulagen und Zuschläge angetastet und auch die ausstehenden Tariferhöhungen nicht verschoben.

Große Bedeutung misst Schlagbauer zudem der Zusage des Konzerns zu, den Q3 künftig auch in Ingolstadt zu bauen. Ferner würden insgesamt 1.000 Jobs durch sogenanntes Insourcing zurückgeholt. Gemeint ist damit die Wiedereingliederung von zuvor ausgelagerten Prozessen oder Funktionen.

«Einige Eckpunkte der Zukunftsvereinbarung bedeuten Einschnitte für die Beschäftigten», sagt Personalvorstand Ros. «Das ist uns bewusst. Gleichzeitig sind sie unbedingt notwendig, um betriebsbedingte Kündigungen zu verhindern. Das war und ist mein Ziel.»

IG-Metall-Mitgliederbonus: Mitglieder der IG Metall können sich zudem künftig über einen zusätzlichen Bonus freuen. Dieser soll ab 2026 gelten, wie die Vorsitzende der IG Metall bei Audi in Ingolstadt, Karola Frank, sagt.

Bayerns IG-Metall-Bezirksleiter Horst Ott lobte die Maßnahme: «Damit wird die Solidarität der Beschäftigten belohnt, die sich füreinander einsetzen, für eine starke IG Metall sorgen und damit Tarifverträge und gute Verhandlungsergebnisse überhaupt erst ermöglichen.»

In den Verhandlungen zur Zukunftsvereinbarung hätten alle Verhandlungsparteien Verantwortung übernommen, den Tarifvertrag gesichert und die Zukunft von Audi in Deutschland gestärkt.

(Text: dpa)

Zoll leitet nach bundesweiter Razzia über 800 Verfahren ein

Schwarzarbeits-Experten des Zolls haben nach einer bundesweiten Razzia mehr als 800 Ermittlungsverfahren wegen Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung eingeleitet. Wie die Generalzolldirektion in Bonn mitteilte, waren am Donnerstag (13. März) mehr als 3.000 Zöllnerinnen und Zöllner an den Kontrollen beteiligt.
Zoll leitet nach bundesweiter Razzia über 800 Verfahren ein
Bild: dpa

Insgesamt hätten sie rund 6.500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu ihren Beschäftigungsverhältnissen befragt. Bei Arbeitgebern habe es mehr als 700 Prüfungen von Geschäftsunterlagen gegeben. Bei den Kontrollen ging es vor allem um die Einhaltung des Mindestlohns.

Bereits vor Ort seien rund 340 Strafverfahren eingeleitet worden, davon mehr als 45 Verfahren wegen Nichtzahlung von Sozialversicherungsbeiträgen und rund 150 wegen Aufenthalts ohne Aufenthaltstitel. Weitere rund 460 Ordnungswidrigkeitenverfahren habe man eröffnet. In mehr als 90 Fällen sei es dabei um Verstöße gegen das Mindestlohngesetz gegangen.

Kontrollen ergaben weitere 1.800 Verdachtsfälle: «Zudem ergaben sich nach den bisherigen Auswertungen weitere 1.800 Verdachtsfälle, davon rund 600 wegen möglicher Verstöße gegen das Mindestlohngesetz, denen die Finanzkontrolle Schwarzarbeit nun weiter nachgeht», erklärte eine Sprecherin.

Besonders unter die Lupe nahm der Zoll Branchen, die er für besonders risikobehaftet hält, etwa das Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe mit Schwerpunkt auf Imbissstuben und Cafés. Auch Spielhallen, Massagesalons, Sonnenstudios, Auto-Werkstätten und Waschanlagen wurden überprüft.

Seit dem 1. Januar 2025 beträgt der allgemeine gesetzliche Mindestlohn 12,82 Euro brutto pro Stunde, betonte die Behörde. «Hierauf hat jede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer Anspruch», erklärte die Sprecherin. Vereinbarungen
mit dem Arbeitgeber, die diesen Anspruch unterschreiten, seien unwirksam und würden bei Aufdeckung geahndet. Neben dem allgemeinen Mindestlohn gibt es spezielle Branchenmindestlöhne, zum Beispiel in der Pflege, der Gebäudereinigung und im Dachdecker-, Elektro- sowie im Maler- und Lackiererhandwerk.

(Text: dpa)

McDonald's, Burger King und Co stimmen Tariferhöhung zu

Die Beschäftigten von McDonald's, Burger King und Co. bekommen schon bei der nächsten Lohnabrechnung deutlich mehr Geld. Der Bundesverband der Systemgastronomie (BdS) hat nach gut eintägiger Bedenkzeit einen Tarifvertrag mit der Gewerkschaft NGG unterzeichnet, der in den Morgenstunden des Mittwochs (12. März) zunächst nur unter Vorbehalt unterzeichnet worden war, wie beide Seiten mitteilten.
McDonald's, Burger King und Co stimmen Tariferhöhung zu
Bild: dpa

Er beinhaltet laut NGG Lohnsteigerungen von 9,8 bis 18,73 Prozent. Die Gewerkschaft hatte bereits am Mittwoch zugestimmt.
Vorausgegangen waren seit vergangenem Sommer fünf Verhandlungsrunden ohne Ergebnis und zahlreiche Warnstreiks. NGG-Verhandlungsführer Mark Baumeister hatte die Einigung einen Schritt in die richtige Richtung raus aus dem Niedriglohnbereich nach einer monatelangen Hängepartie genannt. BDS-Hauptgeschäftsführer Markus Suchert, sprach von einem «fairen und zukunftsorientierten Tarifvertrag», der «sowohl die Bedürfnisse der Beschäftigten als auch die derzeitigen schwierigen wirtschaftlichen Herausforderungen der Arbeitgeber und der gesamten Branche» berücksichtige. Er sorge «für Planungssicherheit für mehr als 120.000 Beschäftigte und über 830 Mitgliedsunternehmen». Dazu gehören unter anderem McDonald’s, Burger King, Starbucks, PizzaHut, Autogrill oder Nordsee.
In den untersten drei Tarifgruppen, die derzeit alle einen Stundenlohn von 13,02 Euro erhalten, steigen die Stundenlöhne - sofern der Tarifvertrag wirklich zustande kommt - in drei Schritten auf 14,30 bis 15 Euro ab dem 1. Oktober 2026. Fachkräfte der Tarifgruppe 5 sollen erstmals auf mehr als 3000 Euro pro Monat kommen. Der erste Schritt der Lohnerhöhungen soll rückwirkend zum 1. März 2025 gelten.

(Text: dpa)

Die Bewerbung läuft fast überall schon digital

Bewerbungsunterlagen per Mail oder über ein Online-Portal erhalten, das ist in deutschen Unternehmen Standard. Im weiteren Bewerbungsverlauf werden aber noch deutlich weniger digitale Tools eingesetzt – und Künstliche Intelligenz kommt in Deutschland beim Recruiting noch kaum zum Einsatz.
Die Bewerbung läuft fast überall schon digital
Bild: Christin Klose/dpa-tmn

So haben nur 4 Prozent der Unternehmen einen KI-Chatbot, der Fragen im Bewerbungsprozess beantwortet, 25 Prozent können sich aber vorstellen, künftig einen solchen zu nutzen. 3 Prozent setzen auf eine KI-basierte Kompetenz- bzw. Potenzial-Analyse von Bewerberinnen und Bewerbern (29 Prozent können sich den Einsatz vorstellen), gerade einmal je 1 Prozent geben an, Bewerbungen mit KI-Hilfe zu screenen (21 Prozent können sich das vorstellen) oder Bewerbungsgespräche von einer KI führen zu lassen (7 Prozent halten das künftig für möglich). Das sind Ergebnisse einer Befragung von 852 Unternehmen ab 3 Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. „KI wird in Deutschland im Bewerbungsprozess noch sehr selten eingesetzt. Als Unterstützung für die Personalverantwortlichen kann sie aber sowohl dabei helfen, fundiertere Entscheidungen zu treffen, als auch Interessierten schnell und niedrigschwellig Fragen zum Bewerbungsprozess oder zur Stelle zu beantworten“, sagt Adél Holdampf-Wendel, Bereichsleiterin Future of Work beim Digitalverband Bitkom.

Andere digitale Tools sind hingegen längst Standard bei der Bewerbung. So ermöglichen praktisch alle (100 Prozent) der Unternehmen, Bewerbungsunterlagen digital einzureichen und 88 Prozent nehmen die Unterlagen in einen Pool zur späteren Auswahl auf, falls die Bewerbung nicht sofort zum Zug kommt. Rund zwei Drittel (63 Prozent) der Unternehmen führen zumindest teilweise Bewerbungsgespräche per Videokonferenz, rund die Hälfte (47 Prozent) führt Online-Tests oder digitale Assessment-Center durch und 13 Prozent nutzen digitales Probearbeiten. Bei einem Viertel (25 Prozent) kann zudem der Arbeitsvertrag digital unterzeichnet werden. „Digitale Technologien machen nicht nur Personalabteilungen effizienter, sie machen den Bewerbungsprozess für Interessierte auch deutlich komfortabler. In Zeiten des Fachkräftemangels kann dies Unternehmen im Wettbewerb um Talente einen Vorsprung geben“, so Holdampf-Wendel.

Großes Interesse gibt es in den Unternehmen vor allem am digitalen Unterzeichnen des Arbeitsvertrags, 46 Prozent der Unternehmen nutzen dies zwar noch nicht, können sich das aber für die Zukunft vorstellen. 31 Prozent halten digitales Probearbeiten für möglich, 21 Prozent Online-Testverfahren, 15 Prozent Bewerbungsgespräche per Videokonferenz und 11 Prozent den Aufbau eines Bewerbungspools zur späteren Auswahl.

Der Einsatz digitaler Technologien bei der Personalgewinnung und -bindung sowie zahlreiche weitere Themen der digitalen Arbeitswelt – von der Rolle der Führung in der Transformation bis zur KI-Befähigung von Unternehmen und Beschäftigten – sind auch Thema der Work & Culture des Bitkom am 20. März als Teil der TRANSFORM in der Station Berlin: https://transform.show/programm/digitalkonferenzen/work-culture.

(Text: bitkom)

VW-Mitarbeiter erhalten 4.800 Euro Bonus

Die Tarifbeschäftigten von Volkswagen bekommen für das vergangene Jahr fast 4.800 Euro Bonuszahlung. Das teilten Konzern und Betriebsrat am Dienstagmorgen (11. März) mit. In Summe betrage die Prämie 4.799,50 Euro. Belegschaftsmitglieder im VW-Haustarif sollen nach den bereits überwiesenen 1.879,50 Euro mit dem Mai-Gehalt weitere 2.920 Euro erhalten.
VW-Mitarbeiter erhalten 4.800 Euro Bonus
Bild: dpa

Damit liegt die Gewinnbeteiligung sogar etwas höher als im vergangenen Jahr, als VW 4.735 Euro an jeden Mitarbeiter auszahlte. Von der Zahlung profitieren rund 120.000 Beschäftigte in Deutschland. Ausschlaggebend für den Bonus ist das Ergebnis der Marken VW Pkw und VW Nutzfahrzeuge in den beiden zurückliegenden Jahren.

Mai-Bonus wird 2026 und 2027 ausgesetzt: Ab dem kommendem Jahr müssen sich die Mitarbeiter dann auf deutlich weniger Geld einstellen. Im Tarifkompromiss kurz vor Weihnachten wurde vereinbart, dass 2026 und 2027 nur die fixe Vorauszahlung von knapp 1.900 Euro erhalten bleibt, die bereits im November fließt. Der flexible Rest, der eigentlich im Mai folgt, wird zwei Jahre lang ausgesetzt. Danach soll der Bonus bis 2031 stufenweise wieder auf das alte Niveau angehoben werden.

«Es war absehbar, dass der Tarifbonus aktuell noch einmal sehr solide ausfällt», sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo laut Mitteilung. «Das Unternehmen hätte daher gerne schon jetzt den Rotstift angesetzt. Das konnten wir abwenden.»

Konzernpersonalvorstand Gunnar Kilian sagte: «Unsere aktuelle Ergebnisbeteiligung resultiert aus den zwei vergangenen Geschäftsjahren, die solide waren. Gleichzeitig stehen wir nun aber vor herausfordernden Zeiten.» Daher werde die Mai-Zahlung in den kommenden beiden Jahren ausgesetzt. «Diese Entscheidung ist ein gemeinsamer Beitrag, um Volkswagen auch in einem anspruchsvollen Umfeld zukunftssicher aufzustellen.»

(Text: dpa)

Gerry Weber stellt Insolvenzantrag

Der Damen-Modehersteller Gerry Weber muss erneut saniert werden. Beim Amtsgericht Bielefeld sei ein Insolvenzantrag in Eigenverwaltung gestellt worden, heißt es in einer Mitteilung. Ziel des Verfahrens ist es demnach, das Unternehmen fortzuführen. Zum Sachwalter bestellt wurde Lucas Flöther. Zuvor hatte die «Wirtschaftswoche» darüber berichtet.
Gerry Weber stellt Insolvenzantrag
Bild: dpa

Von der Insolvenz betroffen ist die Muttergesellschaft Gerry Weber International GmbH. Diese beschäftigt nach eigenen Angaben knapp 230 Menschen in Deutschland. Der Geschäftsbetrieb in den 32 eigenen Shops und 11 Outlets hierzulande soll ohne Einschränkungen fortgesetzt werden. Nun wird ein neuer Eigentümer gesucht. Erste Gespräche laufen nach Informationen der dpa bereits.

Den Prozess begleiten soll der Restrukturierungsexperte Christian Gerloff, der in die Geschäftsführung berufen wurde. Er begründete den Schritt unter anderem mit dem schwachen Konsumklima in Deutschland und anderen Teilen Europas. Trotz der tiefen Einschnitte bei Gerry Weber in den vergangenen Jahren sei es nötig, Strategie und Strukturen nochmals anzupassen, so Gerloff.

Gerry Weber International war zuletzt - 2019 und 2023 - bereits zweimal saniert worden. Vor eineinhalb Jahren waren in Deutschland im Zuge dessen 122 der 171 eigenen Läden und Outlets geschlossen und etwa 450 Stellen gestrichen worden.

Gerry Weber war 1973, damals unter dem Namen Hatex KG, in Halle in Westfalen gegründet worden. Das Modeunternehmen ist nach eigenen Angaben in mehr als 60 Ländern aktiv. In allen Gesellschaften des Konzerns im In- und Ausland sind demnach insgesamt rund 1000 Menschen beschäftigt.

Die Modebranche erlebt herausfordernde Zeiten. Zuletzt meldeten bekannte Unternehmen wie die Kaufhauskette Galeria sowie die Modehändler Esprit und Sinn Insolvenz an. Die Firmen kämpfen damit, dass die Kunden zurückhaltend konsumieren und die Kosten für Energie, Miete und Gehälter stark gestiegen sind. Es sei damit zu rechnen, dass in diesem Jahr noch mehr Händler unter Druck gerieten, sagte kürzlich der Präsident des Branchenverbandes BTE, Mark Rauschen.

Schwierig ist die Situation vor allem im stationären Textil- und Modefachhandel, der während der Pandemie hohe Verluste erlitt. Anschließend nahm das Geschäft wieder Fahrt auf, an das vorherige Niveau konnte man aber bislang nicht anknüpfen. Laut einer BTE-Verbandsumfrage unter 150 Firmen erwartet nur ein Drittel der Händler in diesem Jahr ein nennenswertes Umsatz-Plus.

(Text: dpa)

Viele sehen in Jobwahl Grund für Gender Pay Gap

Viele Menschen sehen die unterschiedliche Berufswahl von Männern und Frauen als Grund für die Lohnlücke zwischen beiden Geschlechtern. Das geht aus einer YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur anlässlich des «Equal Pay Days» hervor. Der Aktionstag (7. März) soll immer auf die Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen hinweisen - die sogenannte Gender Pay Gap.
Viele sehen in Jobwahl Grund für Gender Pay Gap
Bild: dpa-tmn

Demnach sehen 46 Prozent der Männer die Jobwahl als entscheidenden Faktor dafür, dass Männer im Schnitt mehr verdienen. Bei den Frauen sehen dies mit 34 Prozent deutlich weniger Befragte so. Aus Sicht der Befragten spielt vor allem die Familiengründung eine entscheidende Rolle: Rund die Hälfte (50 Prozent Männer, 53 Prozent Frauen) geben Teilzeitarbeit und Karriereunterbrechungen als Faktor für den Lohnunterschied an.

Für die repräsentative Umfrage wurden Anfang März gut 2.000 Menschen online befragt.

Mehrheit für mehr gesetzliche Maßnahmen: 58 Prozent halten demnach mehr gesetzliche Maßnahmen für nötig, um die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen zu verringern – mit 69 Prozent der Frauen und 47 Prozent der Männer ist hier jedoch ein Ungleichgewicht gegeben.

Bei der Frage, welche Maßnahmen helfen könnten, herrscht mehr Einigkeit: 56 Prozent der Männer und 64 Prozent der Frauen befürworten die Förderung von Teilzeit- und flexiblen Arbeitsmodellen. 57 Prozent sind für staatliche Förderung von Kinderbetreuung und etwas mehr als die Hälfte für eine Erhöhung des Mindestlohns.

Frauenministerin: Frauenrechte gefährdet!
Bundesfrauenministerin Lisa Paus (Grüne) sieht Frauenrechte in Deutschland und anderen Ländern gefährdet. «Allen, die sich für Gleichstellung einsetzen, weht gerade ein harter Wind ins Gesicht. In Deutschland wie anderswo», sagte Paus der Deutschen Presse-Agentur. «Wir erleben weltweit einen erbitterten Kulturkampf gegen Gleichberechtigung, Inklusion und die Anerkennung von Vielfalt, auch in Deutschland.»

Rechtspopulisten und andere extremistische Gruppierungen würden gegen Gleichstellung und geschlechtliche Selbstbestimmung mobil machen. Das dürfe sich nicht fortsetzen, warnte Paus.

Anlässlich des Equal Pay Days kam es außerdem zu Warnstreiks in Kitas und sozialen Einrichtungen. Die Gewerkschaft Verdi hat Berufsgruppen, in denen besonders viele Frauen arbeiten, bundesweit dazu aufgerufen, die Arbeit ruhen zu lassen. Betroffen sind Kitas, Jugend- und Sozialämter ebenso wie Kliniken, Pflege- und soziale Einrichtungen. Ausstände und Kundgebungen gibt es etwa in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Hessen.

Wenige Frauen in Führungspositionen: Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März, einen Tag nach dem Equal Pay Day, hat die Schufa anhand von Daten, die der Auskunftei vorliegen, eine Analyse veröffentlicht: Frauen sind demnach in Führungspositionen deutscher Unternehmen nach wie vor deutlich in der Minderheit. In weniger als einem Drittel (28 Prozent) von 5,1 Millionen Unternehmen gehört derzeit mindestens eine Frau zum Kreis der Inhaber, zur Geschäftsführung oder zum Vorstand.

Im Vergleich zur ersten Auswertung habe sich der Anteil der Frauen in der ersten Führungsebene der deutschen Wirtschaft immerhin etwas erhöht: Im Jahr 2022 betrug er noch 26 Prozent.

Auch auf sonstigen Führungspositionen seltener Frauen: Nicht nur auf Chefpositionen im Mittelstand waren der KfW-Analyse zufolge im vergangenen Jahr weniger Frauen zu finden. Auch bei Team-, Abteilungs- und Bereichsleitungen zeige sich eine rückläufige Entwicklung: Der Anteil weiblicher Führungskräfte an sämtlichen Managementpositionen in mittelständischen Unternehmen habe 2024 zum Vorjahr um 4,9 Prozentpunkte auf 21 Prozent abgenommen.

Die Schufa macht die meisten Unternehmen mit mindestens einer Frau in der ersten Führungsebene im Veterinärwesen aus (68,5 Prozent), überdurchschnittlich ist der Anteil auch in Sozial- und Gesundheitsberufen (jeweils 60,2 Prozent), bei Bekleidungsherstellern (58,3 Prozent) sowie in Erziehung und Unterricht (52,2 Prozent).

Am seltensten sind Frauen in Führungspositionen in Berufen zu finden, die als typische Männerberufe gelten: in der Forstwirtschaft (6,6 Prozent) und auf dem Bau (6,7 Prozent).

Lohnlücke schrumpfte erstmals seit 2020: Frauen haben 2024 in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamts pro Stunde durchschnittlich 16 Prozent weniger verdient als Männer. Knapp zwei Drittel der Lohnlücke erklären die Statistiker mit höheren Teilzeitquoten bei Frauen und geringeren Gehältern in Berufen, die Frauen typischerweise ergreifen. Es bleibt ein bereinigter Lohnabstand von 1,52 Euro oder rund 6 Prozent des Brutto-Stundenlohns ohne eindeutige Erklärung.

Der englische Ausdruck Gender Pay Gap beschreibt das geschlechtsspezifische Lohngefälle, also den Unterschied in der Bezahlung von Männern und Frauen. Frauen haben 2024 in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamts pro Stunde durchschnittlich 16 Prozent weniger verdient als Männer. Damit schrumpfte die Lohnlücke erstmals seit 2020.

(Text: dpa)

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