Der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Harald Marquardt, sagte, man habe eine Verantwortung für die knapp vier Millionen Beschäftigten in Deutschland. Er warf der Gewerkschaft eine «Verweigerungshaltung» vor. Dennoch zeigte er sich zuversichtlich, dass es bald zu einer Einigung kommt.
Auch in Bayern wurden die Verhandlungen ohne Ergebnis vertagt. Ein neuer Termin wurde dort noch nicht vereinbart.
Seit dem Ende der Friedenspflicht Ende Oktober haben sich der IG Metall zufolge mehr als 96 000 Beschäftigte allein in Baden-Württemberg an Warnstreiks beteiligt. Am Dienstag (8. November) nahmen etwa 28 700 Menschen an Protesten im Südwesten teil, wie die Gewerkschaft mitteilte. Auch für Mittwoch (9. November) hatte die IG Metall mehrere Warnstreiks angekündigt - und zwar vor dem Start der vierten Verhandlungsrunde. Das habe ihn irritiert und verärgert und die Gespräche nicht einfacher gemacht, sagte Marquardt. «Wozu benötigen wir heute eine Verhandlung, wenn ab morgen unabhängig vom Ergebnis gestreikt und gewarnstreikt wird?»
Nach Angaben von Zitzelsberger und Marquardt wollen beide Seiten in den kommenden Tagen informelle Gespräche führen. Am 14. November will der Vorstand der IG Metall in Frankfurt über das weitere Vorgehen entscheiden, wie Zitzelsberger sagte.
Die Gewerkschaft fordert acht Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Der Arbeitgeberverband Südwestmetall hatte - wie die Verbände in anderen Tarifgebieten - eine Einmalzahlung von 3000 Euro und eine unbezifferte Erhöhung der Gehaltstabellen bei einer Laufzeit von 30 Monaten angeboten.
In der Regel wird im Laufe der Verhandlungen ein Pilotbezirk vereinbart, dessen Abschluss die übrigen Regionen übernehmen. Zitzelsberger und Marquardt machten deutlich, dass der Grundstein zur Einigung im Tarifstreit im Südwesten gelegt werden soll. Baden-Württemberg habe bei Tarifabschlüssen eine lange Tradition, sagte Zitzelsberger.
(Text: dpa)
Die mehr als achtstündigen Verhandlungen zwischen dem Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz und der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt standen im Zeichen der hohen Inflationsrate und der wachsenden wirtschaftlichen Unsicherheiten. Die Tarifvertragsparteien haben ihre jeweiligen Positionen ausgetauscht. In einigen Punkten konnte eine Annäherung zwar festgestellt werden, in zentralen Fragen lagen die Parteien jedoch noch weit auseinander, so dass keine Einigungsmöglichkeit bestand. Die Verhandlungspartner haben jetzt die Möglichkeit, die bestehenden Differenzen in einem Schlichtungsverfahren zu beseitigen. Die Regularien sehen vor, dass die Schlichtungskommission innerhalb von zehn Tagen nach Anrufung zusammentreten muss.
(Text: IG Bauen-Agrar-Umwelt)
Der Handelsriese hatte angesichts der Konsumflaute und der Energiepreise Rettung in einem Schutzschirmverfahren gesucht und angekündigt, mindestens ein Drittel seiner verbliebenen 131 Warenhäuser zu schließen. Dabei seien betriebsbedingte Kündigungen unvermeidbar.
Nutzenberger forderte ein größeres Engagement des Galeria-Eigentümers, des österreichischen Immobilienmilliardärs René Benko, zur Rettung des Unternehmens. «Unsere Kolleginnen und Kollegen in den 131 Warenhäusern fragen sich, wo der Eigentümer ist in dieser existenziell höchst bedrohlichen Situation für 17 400 Menschen und ihre Familien.» Es müsse jetzt zusätzliches Geld ins Unternehmen. «Da gibt es klare Erwartungen an den Eigentümer.»
Außerdem müsse die Konzernführung ein tragfähiges Zukunftskonzept präsentieren. «Die Beschäftigten haben viele konkrete Vorschläge für eine erfolgreiche Zukunft gemacht, die im Management wenig Gehör gefunden haben», sagte Nutzenberger. Verdi habe die Unternehmensleitung aufgefordert, umgehend in Verhandlungen einzutreten.
(Text: dpa)
«Am stärksten wurde 2021 deutschlandweit zwischen Berlin und Potsdam gependelt», teilte das Landesamt für Statistik Berlin-Brandenburg mit. Der Pendelfluss betrug demnach insgesamt über beide Richtungen rund 41 350 Pendelnde. Davon pendelten etwas mehr als 23 000 Menschen von Potsdam nach Berlin und 18 300 in die umgekehrte Richtung.
Während die meisten Pendelfahrten innerhalb der deutschen Ballungszentren zurückgelegt wurden, reisten Arbeitende in den größeren Städten oft längere Strecken zur Arbeit. Für Berlin etwa gehörten Hamburg, München und Frankfurt am Main zu den fünf Städten, in die die Hauptstädter am häufigsten zur Arbeit pendeln.
Nur schwer lässt sich aus den Daten ablesen, welchen Berufen sie nachgehen. Für viele Städte und Landkreise liegen dazu keine Angaben vor. Sicher ist nur: Im Dienstleistungssektor müssen deutlich mehr Menschen pendeln als im produzierenden Gewerbe und der Landwirtschaft. Beamtinnen und Beamte müssen am seltensten ihren Wohnort für die Arbeit verlassen.
(Text: dpa)
Von den Stellenstreichungen, die bis 2026 sozialverträglich umgesetzt werden sollen, sind nach Angaben des Unternehmens vor allem die drei Standorte Herzogenaurach, Bühl in Baden und Homburg im Saarland. Drei Viertel der wegfallenden Stellen kämen aus den Bereichen Forschung und Entwicklung von Teilen für Verbrennerantriebe oder aus Zentralfunktionen. Das Programm wird nach Angaben von Schaeffler-Vorstandschef Klaus Rosenfeld 130 Millionen Euro kosten und soll ab 2026 im Jahr 100 Millionen Euro einsparen.
Die Transformation hin zu Elektroantrieben gehe viel schneller als vor kurzem angenommen - getrieben vor allem von Entwicklungen in China und in den USA, sagte Rosenfeld. Deshalb müssten Überkapazitäten in diesem Bereich abgebaut werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Gleichzeitig komme der Aufbau neuer Technologien voran. Rosenfeld nannte ein neues Zentrallabor in Herzogenaurach, ein Wasserstoffzentrum sowie ein Zentrum für E-Mobilität als Beispiele.
Der Auftragseingang bei Lösungen für die E-Mobilität übertreffe die Erwartungen deutlich, sagte er. Derzeit stünden Aufträge im Wert von 4,7 Milliarden Euro in den Büchern. Geplant seien 2 Milliarden bis 3 Milliarden gewesen. Insgesamt sei das dritte Quartal gut gelaufen, vor allem dank guter Geschäfte im Bereich Industrie. Die Umsätze stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum demnach um 20,2 Prozent.
Für das Gesamtjahr bleibt Schaeffler bei seiner Prognose eines Umsatzwachstums von sechs bis acht Prozent. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen einen Anstieg um 9,7 Prozent auf 13,9 Milliarden Euro geschafft. Nach drei Quartalen liegt Schaeffler in diesem Jahr bei 11,8 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Sondereffekten sank zugleich von 962 Millionen auf 813 Millionen Euro.
(Text: dpa)
Einer Ausbildungsgarantie, wie sie die Bundesregierung im kommenden Jahr einführen will, erteilte Zander eine Absage. Sie führe nicht zu mehr Bewerbern und laufe daher ins Leere. "Selbst wenn genügend Bewerbungen eingehen, stehen die Betriebe vor großen Hürden", fuhr Zander fort. Vielen jungen Menschen mangele es an notwendigen Kompetenzen in Kernfächern wie Deutsch und Mathematik. Ganz zu schweigen von den 50.000 Schulabgängern pro Jahr ohne Abschluss. Die Betriebe reagierten bereits und schraubten die Einstellungsvoraussetzungen nach unten. Aber sie könnten nicht das auffangen, was die Schulpolitik versäumt. "Hier muss die Kultusministerkonferenz endlich ihre Verantwortung wahrnehmen", forderte Zander.
Die M+E-Industrie folgt damit dem allgemeinen Trend. Nach den aktuellen Ausbildungsmarktzahlen der Bundesagentur für Arbeit klagen fast alle Branchen über offene Ausbildungsplätze und fehlenden Nachwuchs. So seien zum Abschluss des offiziellen Ausbildungsjahres zum 30. September 2022 bundesweit 68.900 Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben. Die Unternehmen meldeten insgesamt 546.000 Ausbildungsplätze, 23.100 mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Bewerber ging erneut zurück um auf nun 422.400 - noch einmal 11.100 weniger als im Jahr zuvor. Die Schere von Angebot und Nachfrage ging damit noch einmal weiter auseinander.
Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall weist darauf hin, dass Bewerbungen für das bereits gestartete Ausbildungsjahr in vielen Fällen noch möglich sind.
(Text: Gesamtverband der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie e.V.)
Die Ufo hat damit in diesem Jahr als einzige Gewerkschaft für ihre Berufsgruppe auf einen Streik bei der Lufthansa verzichtet. Verdi für das Bodenpersonal und die Vereinigung Cockpit (VC) für die Piloten hatten den Betrieb von Deutschlands größter Airline jeweils für einen Tag lang lahmgelegt. Die Piloten streikten zudem bei der Tochter Eurowings, wo der Tarifkonflikt noch nicht ausgestanden ist. Zuletzt hatte es aber eine Annäherung zwischen Konzern und VC gegeben.
Für die Flugbegleiter wurden nun 250 Euro je Monat mehr Grundvergütung für alle Stufen ab 1. Januar 2023 sowie 2,5 Prozent mehr ab 1. Juli vereinbart. Für das laufende Jahr waren bereits zuvor fünf pauschale Einmalzahlungen von insgesamt 1200 Euro verabredet worden. Der neue Gehaltstarifvertrag läuft mindestens bis zum 31. Dezember 2023. Zudem wurden höhere Spesen und Zulagen beschlossen.
Ein wichtiger Punkt bei der Neufassung des Manteltarifvertrags war die Auflösung des vor einigen Jahren eingeführten «Saisonalitätsmodells Kabine», das den Beschäftigten eine Teilzeitquote von 83 Prozent sowie einen sehr viel stärkeren Einsatz in den Sommermonaten festgeschrieben hat. Die rund 2700 Betroffenen dürfen dieses Modell nun verlassen und werden in den normalen Manteltarifvertrag übernommen.
Die Lufthansa will ihren höheren Personalbedarf im Sommer über ein neues freiwilliges Arbeitszeitmodell und zusätzliche Anreize decken. Es würden Perspektiven und attraktive Rahmenbedingungen geboten, «die den Bedürfnissen der Kabinen-Mitarbeitenden Rechnung tragen.»
Laut Ufo werden die niedrigsten Brutto-Grundgehälter für neue Stewardessen und Stewards von knapp 1700 Euro auf rund 2000 Euro pro Monat angehoben, zu denen dann im Job verschiedene Spesen und Zulagen hinzukommen, die ebenfalls erhöht werden.
«Mit einer ersten soliden Vergütungserhöhung nach zwei pandemiebedingten Krisenjahren können wir nun durch das Jahr 2023, für das ein Aufschwung bei Lufthansa prognostiziert wird, gehen. Wir sind davon überzeugt, dass so die Absicherung wertiger Arbeitsplätze in der Lufthansa-Kabine weiter vorangetrieben werden kann», erklärte Ufo-Tarifvorstand Stefan Schwerthelm. Kein Thema war hingegen das vom Bund bis zu einer Höhe von 3000 Euro steuer- und abgabenfrei gestellte «Inflationsausgleichsgeld», das auch noch im Jahr 2024 genutzt werden könnte.
Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann betonte die soziale Komponente des Abschlusses. «Untere und mittlere Gehaltsgruppen profitieren von der Vereinbarung überproportional. Damit werden wir unserer sozialen Verantwortung gerecht und sichern unsere Attraktivität als Arbeitgeber.» Die Lufthansa will ihre Flotte im kommenden Jahr deutlich vergrößern und stellt nach eigener Darstellung laufend neues Kabinenpersonal ein.
(Text: Christian Ebner, dpa)
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Oktober im Vergleich zum Vormonat saisonüblich um 43 000 auf 2 442 000 zurückgegangen. Sie liege jedoch um 65 000 höher als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres, teilte die Bundesagentur am Mittwoch mit. Die Arbeitslosenquote verringerte sich um 0,1 Punkte auf 5,3 Prozent. Die Bundesagentur hat für ihre Oktoberstatistik Daten herangezogen, die bis zum 13. Oktober vorlagen.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) zeigte sich mit der Entwicklung angesichts der Herausforderungen zufrieden: «Wir werden weiter an der Seite der Beschäftigten stehen und alles tun, um den Arbeitsmarkt gut durch diese Krise zu bringen», sagte er.
«Insgesamt ist der Arbeitsmarkt weiter robust, insbesondere die Beschäftigung wächst weiter», sagte auch Behördenchefin Nahles. 34,57 Millionen Menschen seien sozialversicherungspflichtig beschäftigt, mehr als eine halbe Million mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Die Unternehmen täten viel, um ihre Fachkräfte auch in der Krise zu halten.
Im Oktober 2021 hatte die Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt jedoch noch einen doppelt so hohen Rückgang der Arbeitslosenzahl um damals 88 000 bewirkt. In diesem Jahr steht bei saisonbereinigter Berechnung sogar ein leichtes Plus um 8000 zu Buche. «Unsere Interpretation ist, dass es die Folgen der wirtschaftlichen Abschwächung sind, die dazu führen», erklärte Nahles.
Die Bundesagentur geht weiter davon aus, dass die Geflüchteten aus der Ukraine derzeit einen Effekt auf die Zahl der Arbeitslosen haben - sie sind aber nach Angaben von Nahles nicht mehr der Hauptgrund für neue Arbeitlose. Vielmehr tauchten sie vermehrt in der Statistik für Unterbeschäftigung auf, wo auch etwa die Teilnehmer von Integrationskursen berücksichtigt werden.
Die Kurzarbeit ist zuletzt nicht mehr - wie in den Monaten zuvor - zurückgegangen. Für Nahles ist das auch eine Folge der zuletzt deutlicher werdenden wirtschaftlichen Unsicherheiten. «Wir beobachten, dass Unternehmen wieder mehr auf konjunkturelle Kurzarbeit zurückgreifen wollen», sagte sie. Im August wurde den Berechnungen der Bundesagentur zufolge für 106 000 Menschen konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt. Zwischen dem 1. und 26. Oktober gingen Anzeigen für weitere 82 000 Beschäftigte ein - nach 57 000 im September. Ob diese jedoch realisiert werden, ist nicht gewiss. Vor allem das verarbeitende Gewerbe sei betroffen.
Auf dem Ausbildungsstellenmarkt zeichnet sich zum Ende des Bewerbungszeitraumes Ende September eine größer werdende Lücke zwischen Angebot und Nachfrage ab. «Noch nie seit der Wiedervereinigung waren die Chancen auf eine Ausbildungsstelle so gut. Allerdings haben die Besetzungsprobleme für die Unternehmen merklich zugenommen», sagte Nahles.
Sie rief sowohl Bewerber als auch Betriebe auf, Kompromissbereitschaft zu zeigen. Bewerber sollten sich auch mit Alternativen zum Traumberuf beschäftigen. Unternehmen müssten sich damit befassen, auch Kandidaten ins Auge zu fassen, deren Qualifikation möglicherweise nicht ganz ihren Vorstellungen entsprechen.
Der Bundesagentur seien bis September 2022 insgesamt 546 000 Berufsausbildungsstellen gemeldet worden, 23 100 mehr als im Vorjahreszeitraum. Dem stehen 422 400 Bewerberinnen und Bewerber gegenüber, 11 100 weniger als voriges Jahr. Am 30. September waren noch 68 900 Stellen unbesetzt und 22 700 junge Leute noch unversorgt.
(Text: Michael Donhauser, dpa)
Zusätzlich gibt es in zwei Raten eine Inflationsausgleichsprämie von 950 Euro, die nach den Vorgaben der Bundesregierung steuer- und abgabenfrei gestellt wird. Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt einschließlich Leermonaten 27 Monate und endet am 30. September 2024. Auch die Vergütungen für die Auszubildenden werden angehoben.
IG-Bau-Vorstandsmitglied Carsten Burckhardt wertete den Abschluss als Beleg für eine funktionierende Tarifpartnerschaft im Handwerk. Er sagte: «Die Beschäftigten können vor dem Hintergrund steigender Lebenshaltungskosten wieder optimistischer in die Zukunft schauen und dem Dachdeckerhandwerk die Treue halten.» Handwerks-Verhandlungsführer Dirk Bollwerk betonte die Schwierigkeiten der Betriebe mit steigenden Energie- und Materialkosten. Es sei dennoch wichtig, in die Beschäftigten zu investieren. «Als Klimahandwerk wollen wir im Kampf um die Talente auch weiterhin attraktiv sein für die Fachkräfte von morgen.»
(Text: dpa)
«Nun bleibt uns keine Wahl, wir müssen den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. Mit Ablauf der Friedenspflicht in der Nacht auf Samstag beginnen wir in Bayern mit Warnstreiks», erklärte beispielsweise der dortige IG-Metall-Verhandlungsführer, Johann Horn. Die Gewerkschaft verlangt auch mit Blick auf die stark gestiegenen Verbraucherpreise 8 Prozent mehr Geld für die bundesweit fast 4 Millionen Beschäftigten.
In Augsburg hatte der Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie als bundesweit erster Arbeitgeberverband die abgestimmte Offerte veröffentlicht. Bestandteile sind eine steuer- und abgabenfreie «Inflationsausgleichsprämie» von 3000 Euro sowie eine spätere, noch unbezifferte Erhöhung in den Gehaltstabellen. Für die Tarifstufe ergäben sich aber erst bei einer Laufzeit von 30 Monaten Spielräume, sagte die bayerische Verhandlungsführerin Angelique Renkhoff-Mücke. Diese müsse die IG Metall vorab zusichern.
Der Vorschlag soll dem Dachverband Gesamtmetall zufolge auch in den anderen Tarifgebieten unterbreitet werden. Die jeweils dritten Runden waren in den Bezirken Küste und Mitte für Donnerstag angesetzt und in den übrigen für Freitag. In Augsburg demonstrierten rund 4000 Metaller für höhere Löhne.
Die einflussreiche IG Metall Südwest wies den Arbeitgebervorschlag umgehend zurück. Das Angebot sei nicht akzeptabel, sagte der Stuttgarter Bezirksleiter Roman Zitzelsberger in Böblingen. «Es wird den Ansprüchen der Beschäftigten nicht gerecht.» Notwendig sei eine nachhaltige prozentuale Lohnerhöhung. Auch Zitzelsberger kündigte mit Ablauf der Friedenspflicht in der Nacht zum Samstag erste Warnstreiks an. Sie sind beispielsweise bei Autoherstellern, Maschinenbauern oder anderen Metallbetrieben möglich.
Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf warb für die von der Bundesregierung abgabenfrei gestellte Einmalzahlung über 3000 Euro. «Wir sehen die besonderen Belastungen, denen unsere Beschäftigten derzeit ausgesetzt sind. Eine solche Einmalzahlung hilft unmittelbar und sie hilft vor allem den Arbeitnehmern in den unteren Lohngruppen», erklärte Wolf in Berlin. Die Arbeitgeber seien bereit, vorhandene Spielräume zu nutzen. Wachstum könne aber nur verteilt werden, wenn in der Fläche welches vorhanden sei. Eine Tabellenerhöhung sei daher nur bei einer Laufzeit von 30 Monaten vorstellbar, denn frühestens 2024 könne wieder mit einem Wachstum gerechnet werden.
Der Kampf gegen die Inflation müsse von Bundesregierung und Europäischer Zentralbank geführt werden, verlangte der Gesamtmetall-Chef. Die Unternehmen hätten in den vergangenen Jahren die Beschäftigung gehalten, um nach bewältigten Krisen durchstarten zu können. Derzeit laufe die Lage der Unternehmen so weit auseinander wie noch nie. Wolf verlangte daher ein Differenzierungsverfahren, falls die wirtschaftliche Entwicklung schlechter laufe als erwartet.
«Außer bei der Einmalzahlung von 3000 Euro bleiben die Arbeitgeber im Ungefähren», kritisierte Daniel Friedrich, Bezirksleiter und Verhandlungsführer der IG Metall Küste nach den Gesprächen in Bremen. «Und dafür verlangen sie eine automatische Differenzierung und auch noch die Möglichkeit, das Weihnachtsgeld in den Betrieben zu streichen, und fordern eine Rekordlaufzeit von zweieinhalb Jahren. Was wir vor allem vermissen, ist ein Angebot für eine dauerhafte Tabellenerhöhung.»
Die Forderung nach 8,0 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten ist die höchste Forderung in der Metall- und Elektroindustrie seit dem Jahr 2008. Die erwartete Teuerung kann damit nicht vollständig ausgeglichen werden, so dass Gewerkschaftschef Jörg Hofmann wiederholt staatliche Hilfen für die Haushalte einschließlich einer Energiepreisbremse verlangt hat. Dazu gehört auch die Freistellung von Arbeitsentgelten bis 3000 Euro. Nach Lesart der Gewerkschaft kann diese auch auf feste, dauerhaft wirksame Lohnbestandteile angewendet werden und nicht nur auf Einmalzahlungen. In der Chemie-Industrie wurde neben zwei Einmalzahlungen von jeweils 1500 Euro zwei Tarifstufen von jeweils 3,25 Prozent vereinbart.
(Text: dpa)