Zudem habe sich das 9-Euro-Ticket ausgewirkt. Nominal wuchsen die Umsätze im Dienstleistungssektor um gut 14 Prozent.
So habe der Umsatz in der Personenbeförderung im Eisenbahnfernverkehr fast doppelt so hoch wie im Juni 2021 gelegen, errechnete die Wiesbadener Behörde nach vorläufigen Ergebnissen. «Damit erzielte der Bahnfernverkehr im Monat der Einführung des 9-Euro-Tickets den höchsten realen Umsatz seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2015.»
Das mit Abstand höchste Umsatzplus aller Dienstleistungsbereiche gab es indes im Passagiergeschäft der Luftfahrt. Der preisbereinigte Umsatz dort vervierfachte sich im Juni fast zum Vorjahresmonat (+283,3 Prozent). Er lag aber noch gut ein Fünftel unter dem Niveau vom Juni 2019, dem Vergleichsmonat vor der Corona-Pandemie.
Auch die krisengebeutelten Messe-, Ausstellungs- und Kongressveranstalter erholten sich. Die Branche konnte im Juni den Umsatz mehr als verdreifachen und lag mit plus fünf Prozent erstmals wieder über dem Vorkrisenniveau. Auch Reisebüros, -veranstalter und sonstige Reservierungsdienstleister verbuchten eine Verdreifachung der preisbereinigten Umsätze (+219,3 Prozent). Nicht erfasst in der Statistik wurden Finanz- und Versicherungsdienstleister.
(Text: dpa)
Der Produktionsexperte leitet vorerst auch Porsche als wichtige Tochter weiter. «Für mich stehen Teamwork, Fokus und Umsetzung im Vordergrund», erklärte Blume zur Übernahme seiner zusätzlichen Funktion in Wolfsburg. Der in der Zeit von Diess deutlich vergrößerte Konzernvorstand soll nun allerdings wieder verkleinert werden - um ein Viertel von zuletzt zwölf auf künftig noch neun Mitglieder.
In den vergangenen Jahren habe Europas größtes Industrieunternehmen «die richtigen Weichen gestellt», meinte Blume im Hinblick auf zentrale Themen der Autobranche wie alternative Antriebe, Vernetzung von Fahrzeugen und Diensten oder den Wandel der Arbeitswelt. Viele Branchenbeobachter sprachen auch Diess hierfür große Anerkennung aus.
In den Beziehungen zum Betriebsrat, zur IG Metall und zum Land Niedersachsen gab es jedoch oft große Spannungen - dem bisherigen VW-Chef wurden Alleingänge bei Sparvorschlägen, eine stetige Erhöhung des Drucks an den Werkslinien und ein ruppiger Kommunikationsstil vorgeworfen. Außerdem kam es zu gefährlichen Verzögerungen in der konzernweiten Software-Strategie mit verspäteten Modellanläufen. Ende Juli warf Diess das Handtuch, er bleibt aber Berater des Konzerns.
Aus Sicht Blumes ist eine systematische und transparente Umsetzung von vereinbarten Zielen wichtig. Inmitten aller Umbrüche und Umbauten brauche Volkswagen auch ein Maß an kontinuierlicher Stabilität - dafür sei es entscheidend, den richtigen Rhythmus zu finden.
Während Diess' siebenjähriger Amtszeit investierte die nach Toyota zweitgrößte Autogruppe der Welt hohe Milliardensummen in E-Fahrzeuge. Blume hält diesen Weg für grundsätzlich richtig. «Der E-Mobilität gehört die Zukunft», sagte er. «Wir werden das bisherige Tempo beibehalten und, wo möglich, erhöhen. Ich bin ein Fan der E-Mobilität und stehe zu diesem Weg auch durch meine Arbeit bei Porsche.»
Parallel hierzu bekräftigte Blume jüngst aber auch sein Interesse an den umstrittenen E-Fuels - synthetischen Verbrenner-Kraftstoffen, deren CO2-Bilanz prinzipiell günstig ausfallen kann, für die vorher jedoch viel Energie eingesetzt werden muss. «Die Produktion macht Sinn, wenn ich sie an Orten auf der Welt herstelle, wo nachhaltige Energie im Überfluss vorhanden ist», sagte er der «Braunschweiger Zeitung». Die E-Mobilität werde sich «weltweit irgendwann nachhaltig durchsetzen, wir müssen aber Lösungen für den Weg dorthin schaffen».
Der Anfang 2022 auf ein Dutzend Manager erweiterte Vorstand wird jetzt gestutzt. Wie VW bestätigte, sollen Vertrieb, Beschaffung, Produktion und Entwicklung in einer Art «Synergien-Ressort» aufgehen - dieses firmiert zusätzlich als «erweiterte Konzernleitung». Dadurch bleiben insgesamt neun Einzelposten auf der obersten Führungsebene übrig. Blume selbst werde sich als Vorsitzender «dabei auf Strategie, Qualität, Design sowie die Software-Tochter Cariad konzentrieren», hieß es am Donnerstag nach einem Beschluss des Aufsichtsrats.
Laut Chefkontrolleur Hans Dieter Pötsch haben die Veränderungen das Ziel, Komplexität abzubauen und den Aufgabenzuschnitt zu schärfen. Zudem sollen sie die schon länger bestehende Maßgabe unterfüttern, dem Konzern nur die Gesamtsteuerung sowie die übergreifenden Themen zuzuschreiben - und den Marken wie VW, Audi, Porsche, Skoda oder Seat mehr «unternehmerische Verantwortung» zu geben, wie Blume ergänzte.
Querschnittssektoren wie Einkauf und Vertrieb oder die durch immer mehr Gleichteil-Baukästen geprägten Felder Entwicklung und Produktion sollen daher in der «erweiterten Leitung» gebündelt werden. In diesem Zusammenhang geht es auch um Standardisierung und Kostensenkung.
Der strukturelle Umbau hat dabei fast keine Auswirkungen auf die personelle Besetzung. Hildegard Wortmann soll für das Thema Vertrieb zuständig bleiben, Murat Aksel für den Einkauf. Der Entwicklungschef von Porsche, Michael Steiner, füllt diese Aufgabe jetzt auch für den Konzern aus, Gleiches gilt für Christian Vollmer von der Kernmarke VW und das Ressort Produktion. In den zurückliegenden Wochen hatte es in einigen Berichten Spekulationen gegeben, dass manche Bereiche auch ganz gekappt werden oder manche Führungskräfte ausscheiden könnten.
Auf oberster Ebene bleiben neben Blume der neue VW-Hauptmarkenchef und Koordinator des Massengeschäfts, Thomas Schäfer, Audi- und Oberklassen-Chef Markus Duesmann, der Personalvorstand und Chef der Truck-Sparte, Gunnar Kilian, sowie China-Chef Ralf Brandstätter. Außerdem gehören Rechtschef Manfred Döss, Technikchef Thomas Schmall, IT-Chefin Hauke Stars und Finanzchef Arno Antlitz zum Kernteam des Konzernvorstands. Antlitz soll übergangsweise einige Funktionen zusammen mit Blume ausfüllen - denn der Börsengang der Porsche AG gehört zu den wichtigsten Projekten in den kommenden Monaten.
(Text: dpa)
«Die weitere Entwicklung in den nächsten Wochen und Monaten ist mit großen Unwägbarkeiten verbunden», stellt der Entwurf fest und verweist auf die anhaltende Corona-Pandemie und die Gasversorgung. «Die Geschäftserwartungen der Unternehmen für die nächsten Monate sind bereits äußerst pessimistisch.» Die Unternehmen bräuchten weiter Unterstützung bei der Nutzung von Kurzarbeit, «um Entlassungen möglichst vermeiden zu können».
Sichergestellt werden solle nun, dass auch über den 30. September hinaus Beschäftigung so stabilisiert werden könne, heißt es in dem Entwurf. Mit einem weiteren Entwurf, der der dpa ebenfalls vorliegt, soll eine Verordnungsermächtigung für erleichtertes Kurzarbeitergeld bis Mitte 2024 verlängert werden. Mit weiteren Verordnungen soll das Arbeitsministerium die Erleichterungen also weiter verlängern können.
Mit dem nun vorgesehenen Verlängerungsschritt soll es für Betriebe nun weiter reichen, wenn mindestens 10 Prozent ihrer Beschäftigten vom Arbeitsausfall betroffen sind. Vor Corona waren es regulär mindestens ein Drittel. Zur Vermeidung der Kurzarbeit sollen die Beschäftigten nach wie vor keine Minusstunden vor dem Bezug von Kurzarbeitergeld aufbauen müssen. «Mit der Verlängerung wird den betroffenen Betrieben in einem weiterhin schwierigen Umfeld Planungssicherheit bis Ende des vierten Quartals 2022 gegeben», so der Entwurf.
Im Arbeitsressort rechnet man mit monatlich 100 000 zusätzlichen Beschäftigten in Kurzarbeit von Oktober bis Dezember 2022. Die Mehrausgaben für die Bundesagentur für Arbeit werden auf 140 Millionen Euro taxiert.
Bereits vergangene Woche hatte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) die Verlängerung angekündigt. Die Zahl der von Kurzarbeit betroffenen Beschäftigten habe zwar von bis zu rund 6 Millionen in der Hochphase der Corona-Pandemie zuletzt stark abgenommen. Doch die Risiken etwa durch die Inflation, die hohen Energiepreise und durch stockende Lieferketten seien groß. Im Winter könne es zu einer «rezessiven Situation» - also einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung - kommen.
Im Moment hat die Energiekrise kaum Einfluss auf den Arbeitsmarkt. Die Zahl der Anzeigen für Kurzarbeit ist einer der ersten Indikatoren für Probleme bei Betrieben. Sie betrug im August lediglich 36 000. Tatsächlich in Anspruch genommen wurde Kurzarbeit im Juni noch von 259 000 Menschen in Deutschland.
(Text: dpa)
"Die Gespräche verliefen in einer konstruktiven und sachlichen Atmosphäre. Hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage waren wir uns einig, dass der Auftragsbestand derzeit hoch ist und die Umsatzentwicklung positiv verläuft", sagt IG BAU-Vorstandsmitglied und Verhandlungsführer Carsten Burckhardt. Geklagt hätten die Arbeitgeber jedoch darüber, dass sie Preissteigerungen nicht an die Kunden weitergeben könnten. Corona und Lieferengpässe störten den Baubetrieb und minderten so die Erträge. Aus Sicht der Gewerkschaft müssten die Beschäftigten jedoch aufgrund der steigenden Inflationsrate spürbar entlastet werden, die Entlastungspakete der Bundesregierung reichten da nicht. Burckhardt verweist abermals darauf, dass es auch im Sinne der Arbeitgeber*innen ist, die Handwerksberufe attraktiv zu halten. "Bei jedem Plausch um die Ecke ist zu hören, 'man bekommt heutzutage überhaupt keine Handwerker*innen mehr'. Stimmt, das ist der berühmte Fachkräftebedarf. Da hilft nur eins, man muss den Arbeitnehmer*innen etwas anbieten!"
Derzeit verdient ein*e Facharbeiter*in im Maler- und Lackiererhandwerk im Westen 17,51 Euro in der Stunde, im Osten sind es 16,88 Euro. Der jüngste Tarifvertrag ist schon Ende Mai ausgelaufen, er gilt derzeit weiter. "Die Arbeitgeber wollten erst über die Löhne reden, wenn es eine Einigung zur betrieblichen Altersvorsorge gibt. Das haben wir nach langen, zähen Verhandlungen vor kurzem geschafft, die Renteneinkünfte stehen wieder auf soliden Füßen. Genauso werden wir auch einen guten Abschluss hinsichtlich des Entgeltes erzielen, da bin ich mir sicher", sagt Burckhardt abschließend.
(Text: Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt)
«Hat der Arbeitgeber die Nutzung des Internets gestattet? Hat er sie eingeschränkt gestattet? Oder hat er eine private Nutzung des Internets generell verboten?» Arbeitgeber könnten ihren Beschäftigten durchaus vorschreiben, dass der private Gebrauch von Arbeitsgeräten grundsätzlich verboten ist.
Abhängig davon, was vereinbart ist, haben Arbeitgeber nun verschiedene Möglichkeiten. «Bei der härtesten Linie dürfen sich Arbeitgeber die Geräte angucken und auch den Browserverlauf nachvollziehen», sagt Schipp.
Gilt ein beschränktes Zugriffsrecht für das Internet - etwa dass der private Gebrauch nur außerhalb der Arbeitszeit zulässig ist - dürfe der Arbeitgeber Browserverläufe ebenfalls prüfen. Das ist laut Schipp aber nur möglich, wenn der Arbeitgeber berechtigten Grund zu der Annahme hat, dass das Internet während der Arbeitszeit genutzt wurde.
«Dann geht es in den Bereich des Arbeitszeitbetrugs: Ein Arbeitnehmer lässt sich bezahlen, obwohl er während der Arbeitszeit allein privaten Interessen nachgeht», sagt Schipp. Für einen konkreten Verdacht brauche es aber Hinweise, dass die Nutzung tatsächlich während der Arbeitszeit stattfand.
Wo es gestattet ist, Geräte generell privat zu nutzen, können Arbeitgeber Browsertätigkeiten in der Regel nicht ohne weiteres prüfen.
Nicht höchstrichterlich geklärt sei bei der Frage zudem das Thema Datenschutz, sagt Schipp. Dem Fachanwalt zufolge wird in der Literatur diskutiert, ob die Datenschutzgrundverordnung Auswirkungen auf die Verwertbarkeit von Browserdaten hat.
Dazu gebe es bislang aber nur Gerichtsentscheidungen vor Einführung der Datenschutzgrundverordnung. «Augenblicklicher Stand ist demnach, dass Arbeitgeber die Daten bei anlassbezogener Prüfung auch verwerten dürfen.»
(Text: dpa)
Bislang weigere sich Vestas, die IG Metall als Verhandlungspartner für einen Tarifvertrag zu akzeptieren. Stattdessen wolle das Unternehmen lieber mit dem Betriebsrat über die Arbeitsbedingungen und die Höhe der Entgelte sprechen. «Diese Blockadehaltung können wir nicht akzeptieren», sagte Bitter. Das Unternehmen hat bislang auf dpa-Anfragen zu dem Konflikt nicht reagiert.
Nach Angaben der Gewerkschaft haben sich an Windparks, in Lagern und auf Baustellen mehrere hundert Beschäftigte an dem Ausstand beteiligt. «Wir sind mit der Beteiligung sehr zufrieden», sagte Bitter. «Das kategorische Nein zur Aufnahme von Verhandlungen durch den Arbeitgeber werden wir nicht akzeptieren.»
Deutschlands größte Gewerkschaft war Mitte Mai in Gespräche mit der Vestas Deutschland GmbH (Hamburg) eingestiegen. Zuletzt habe man Anfang Juli miteinander gesprochen, dieses Treffen sei sehr kurz gewesen. Der Konflikt betrifft laut IG Metall insgesamt rund 1700 Beschäftigte, darunter 700 Monteure, die im ganzen Bundesgebiet mit Service und Wartung von Windkraftanlagen beschäftigt sind.
Bitter hatte vor Beginn der Gespräche im Mai die «klare Erwartungshaltung der Beschäftigten» zu tariflich geregelten Arbeitsbedingungen geäußert. «Die Windbranche wird eine Schlüsselrolle einnehmen beim Umbau unserer Strom- und Energieversorgung in den kommenden Jahren», so der Gewerkschafter. «Umso wichtiger ist es aus unserer Sicht, dass wir ernsthafte Schritte unternehmen, um auch die Tarifbindung in der Branche zu erhöhen.»
Die IG Metall beklagt seit langem, dass zwar viele Zulieferer der Windindustrie, zum Beispiel Maschinenbauer, traditionell dem Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie unterliegen. Bei Herstellern und im Servicebereich habe sich die Windbranche aber bisher einer Tarifbindung verweigert.
(Text: dpa)
Bereits im März - der russische Krieg in der Ukraine war gerade einen Monat alt - beschloss die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP die Einmalzahlung. Gerne hätte man das Geld, so heißt es aus Koalitionskreisen, einfach an alle ausgezahlt. Doch dafür gibt es keinen simplen Weg, weil nicht alle Steuern zahlen oder anders vom Staat zu erreichen sind. So gab es einen Kompromiss: Beschäftigte bekommen das Geld mit der Gehaltsabrechnung vom Arbeitgeber. Offiziell heißt es nun, das Geld solle «diejenigen Bevölkerungsgruppen entlasten, denen typischerweise Fahrtkosten im Zusammenhang mit ihrer Einkünfteerzielung entstehen» - die also mit Auto oder Bahn zur Arbeit fahren und deshalb höhere Kosten haben.
Wie genau funktioniert die Energiepreispauschale?
Anspruch auf die 300 Euro haben alle, die in Deutschland leben und arbeiten oder Grenzpendler sind: Angestellte, Auszubildende, Beamte, Soldaten, Vorstände, Minijobber oder Aushilfskräfte. Auch Arbeitnehmer in Altersteilzeit bekommen Geld. Die Pauschale wird in der Regel mit dem September-Gehalt gezahlt. Bei Selbstständigen wird die Steuer-Vorauszahlung vom 10. September gesenkt. Wer Anfang des Jahres noch beschäftigt war, jetzt aber arbeitslos ist, bekommt das Geld ohne besonderen Antrag über die Steuererklärung.
Warum muss man darauf Steuern zahlen?
Die 300 Euro werden brutto ausgezahlt. Es werden Lohn- und Einkommensteuer abgezogen, aber keine Sozialversicherungsbeiträge. Damit will die Ampel eine soziale Staffelung erreichen: Menschen mit wenig Einkommen bekommen mehr Geld raus als Topverdiener.
Wie viel bleibt dann für wen übrig?
Im Durchschnitt 193 Euro, sagt das Finanzministerium. Nur Arbeitnehmer, die mit ihrem zu versteuernden Einkommen unter dem Grundfreibetrag von rund 10 000 Euro bleiben, bekommen die vollen 300 Euro. Bei Spitzenverdienern dagegen bleiben nach Berechnung des Steuerzahlerbunds nur rund 180 Euro übrig - etwa Singles mit Steuerklasse 1 und 72 000 Euro Jahresgehalt. Wer wegen seines hohen Einkommens den Reichensteuersatz bezahlt, bekommt noch weniger raus.
Ein verheirateter Arbeitnehmer mit Kind, Steuerklasse 4 und Jahresgehalt von 45 000 Euro erhält 216,33 Euro Pauschale. Bei 15 000 Euro Jahresgehalt erhielte derselbe Arbeitnehmer 248,83 Euro. Ist er in Steuerklasse 3, bleibt er unter dem Grundfreibetrag und bekommt die vollen 300 Euro.
Wer geht leer aus?
Alle, die keine steuerpflichtigen Einkünfte haben. Vor allem viele Rentnerinnen und Rentner, aber auch Studenten - wenn sie nicht mindestens einen Minijob haben. Aufpassen muss, wer sich pro forma zum Beispiel von den eigenen Kindern als Babysitter anstellen lässt. Voraussetzung für die Pauschale sei, dass so ein Dienstverhältnis «ernsthaft vereinbart und entsprechend der Vereinbarung tatsächlich durchgeführt wird», heißt es.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung fürchtet, dass die Pauschale überschuldeten Menschen bei einer Lohn- oder Kontopfändung direkt wieder weggenommen wird. Das Finanzministerium stellt klar: Die Pauschale sei von einer Lohnpfändung nicht betroffen, da es sich rechtlich nicht um einen Arbeitslohn handele. Zu Kontopfändungen gab es zunächst keine Angaben.
Besteht die Gefahr, dass manche doppelt kassieren?
Das könnte Leuten passieren, die angestellt sind und nebenbei freiberuflich arbeiten - behalten dürfen sie die doppelte Pauschale aber nicht. Das Finanzamt soll in solchen Fällen korrigierend eingreifen. Außerdem müssen Minijobber ihrem Arbeitgeber bestätigen, dass es sich um das erste Dienstverhältnis handelt.
Was kostet das ganze den Bund?
Die Pauschale selbst erzeugt nach offiziellen Angaben Kosten von 13,8 Milliarden Euro. Allerdings kassiert der Staat auch 3,4 Milliarden Euro dadurch, dass die Beschäftigten auf die Pauschale Lohn- und Einkommensteuer sowie in einigen Fällen Solidaritätszuschlag zahlen. Unterm Strich bleiben Kosten von 10,4 Milliarden Euro.
Reicht das Geld, um den Preisanstieg auszugleichen?
Nein, das ist inzwischen klar. Gas-, Strom- und Spritpreis sind in den vergangenen Monaten explodiert. Allein beim Strom zählte das Vergleichsportal Verivox für August, September und Oktober 123 Preissteigerungen von Grundversorgern, die für einen durchschnittlichen 3-Personen-Haushalt jährliche Mehrkosten von mehr als 300 Euro bedeuten. Beim Gas fallen die Erhöhungen noch saftiger aus, dazu kommt die staatliche Gasumlage.
Was ist denn dann zusätzlich geplant?
Die Bundesregierung arbeitet an einem weiteren Entlastungspaket, von dem laut Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auch Rentnerinnen und Rentner profitieren sollen. In Regierungskreisen erwartet man aber, dass dieses Bündel nicht ganz so üppig ausfällt wie das letzte mit Einmalzahlungen, 9-Euro-Ticket und Steuersenkungen. Es ist wahrscheinlich, dass gezielt Bevölkerungsgruppen mit wenig Geld entlastet werden. Für das kommende Jahr plant Finanzminister Christian Lindner (FDP) dann eine Steuerreform, von der alle Steuerzahler profitieren sollen.
(Text: Theresa Münch, dpa)
Die Lage habe sich durch die aktuellen Krisen geändert. Kampeter verwies auf den Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel in vielen Bereichen. «Wir hecheln von Rekord zu Rekord bei den offenen Stellen.» Da wäre das geplante Bürgergeld «eine arbeitsmarktpolitisch fatale Wegmarke». Bei einer Umsetzung der Pläne würden keine Brücken ins Arbeitsleben, sondern in das Transfer- in das Arbeitslosensystem geschlagen, so Kampeter. «Das ist das Gegenteil, was erforderlich ist.» Heils Vorschlag kritisierte er als Rückfall in die 80er und 90er Jahre.
Die Einführung des Bürgergelds zählt zu den wichtigsten sozialpolitischen Vorhaben der Ampel-Koalition. Heil will weniger strenge Auflagen für die Leistungsbeziehenden als beim derzeitigen Hartz IV. So sollen in den ersten beiden Jahren des Bürgergeldbezugs die tatsächlichen Wohnkosten anerkannt und Vermögen bis 60 000 Euro nicht angetastet werden. Innerhalb einer sechsmonatigen «Vertrauenszeit» sind zudem keine Kürzungen bei sogenannten Pflichtverletzungen geplant. Das gilt etwa, wenn Arbeitsangebote nicht angenommen oder nicht wie vereinbart Bewerbungen geschrieben werden.
Deshalb kritisierte Kampeter den Entwurf als «Bankrotterklärung des Staates». Dieser würde dann keine Gegenleistung von den Hilfesuchenden mehr erwartet. «Das wird bei der Bevölkerung und bei den Arbeitgebern auf Unverständnis stoßen.» Selbst eine großzügige Wohnung würde dann vom Staat in den ersten zwei Jahren finanziert. «Im Großen und Ganzen halten wir das für eine Zeitenwende in die Vergangenheit», sagte Kampeter in Anspielung auf die Äußerung zur «Zeitenwende» von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine.
Scholz hatte zuletzt die Ablösung von Hartz IV durch das neue Bürgergeld im kommenden Jahr zugesichert.
(Text: dpa)
Die Bundestarifkommission der Gewerkschaft, die Beschäftigte aller Betriebstypen repräsentiert, habe der Einigung «relativ eindeutig» zugestimmt, sagte Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth der dpa. Angesichts des besonderen Charakters dieser Tarifrunde wolle die Gewerkschaft allerdings noch die Zustimmung der Mitglieder in den betroffenen Betrieben einholen. Die endgültige Entscheidung der Tarifkommission ist für den 5. September geplant.
Die Hafenlogistikwirtschaft reagierte erleichtert auf die Einigung und die Zustimmung der Verdi-Tarifkommission. «In einer gemeinsamen Kraftanstrengung ist es uns auch mit Hilfe neuer Instrumente gelungen, einen Kompromiss zu finden», sagte die ZDS-Verhandlungsführerin Ulrike Riedel. «Wir warten nun die weitere Entscheidungsfindung bei Verdi ab.»
Mit der Einigung ist ein erneuter Arbeitskampf in den Häfen mit großer Wahrscheinlichkeit vom Tisch. Zuletzt hatte Verdi dort Mitte Juli den Güter- und Containerumschlag für 48 Stunden weitgehend lahmgelegt. Zuvor gab es im Juni Warnstreiks, die acht beziehungsweise 24 Stunden gedauert hatten. In einem Flugblatt an die Belegschaften hatte Verdi nach Ende der neunten Verhandlungsrunde eine Urabstimmung über einen Erzwingungsstreik ins Gespräch gebracht. Einen solch heftigen Tarifkonflikt gab es in den Häfen seit mehr als vier Jahrzehnten nicht mehr.
Ein Ausstand hätte die ohnehin zulasten von Wirtschaft und Verbrauchern massiv gestörten Lieferketten zur Unzeit getroffen. Der globale Containerschiffsverkehr ist seit Ausbruch der Corona-Pandemie vor zweieinhalb Jahren zunehmend aus dem Takt, sodass dringend benötigte Lieferungen ihr Ziel nicht rechtzeitig erreichen. Jede Störung, etwa Lockdowns in einzelnen Häfen, eine Havarie wie die der «Ever Given» im Suezkanal oder eben Arbeitskämpfe bringt zusätzlich Sand ins Getriebe und mindert zusätzlich die Pünktlichkeit der Schiffe.
Nach Verdi-Angaben sieht der Tarifabschluss vor, dass die Entgelte in Containerbetrieben in der Ecklohngruppe 6 rückwirkend zum 1. Juli um 9,4 Prozent steigen; für die konventionellen Stückgut-Betriebe betrage das Plus 7,9 Prozent. «Ab 1. Juni 2023 erhöhen sich die Entgelte in den genannten Betriebsarten um jeweils weitere 4,4 Prozent», teilte die Gewerkschaft mit. «Sollte die Preissteigerungsrate darüber liegen, tritt eine Inflationsklausel in Kraft, die eine Preissteigerungsrate bis 5,5 Prozent ausgleicht.» Vom ZDS lagen keine Angaben über die Details des Abschlusses vor.
Für den Fall einer höheren Inflationsrate wurde laut Verdi eine Verhandlungsverpflichtung inklusive eines Sonderkündigungsrechtes vereinbart. «Unser wichtigstes Ziel war ein echter Inflationsausgleich, um die Beschäftigten nicht mit den Folgen der galoppierenden Preissteigerung allein zu lassen. Das ist uns gelungen», sagte Schwiegershausen-Güth. Die Gewerkschaft war ursprünglich mit einem Forderungspaket in die Verhandlungen gegangen, das nach Verdi-Angaben in der Spitze Lohnerhöhungen von bis zu 14 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten bedeutet hätte.
(Text: dpa)
Angesichts des immer schwierigeren finanziellen Umfelds für Tech-Start-ups werde das Unternehmen seine kostspielige Wachstums- und Expansionsstrategie der vergangenen Jahre beenden, schrieb Tier-Chef Lawrence Leuschner in einem unternehmenseigenen Blog an die Beschäftigten. Fortan stehe die Profitabilität des Dienstes im Fokus. Im kommenden Jahr will Tier mit seinen Angeboten Geld verdienen. Zuvor hatte der «Tagesspiegel» berichtet.
Mit den 180 Stellen fallen eigenen Angaben zufolge rund 16 Prozent aller Arbeitsplätze weg. Insgesamt seien Stellen in 20 Ländern betroffen, hieß es. Zudem wolle Tier Projekte beenden, die zu viel kosteten und dem Ziel der Profitabilität im Wege stünden.
Hintergrund ist vor allem die zunehmende Zurückhaltung von Investoren bei Tech- und Dienstleistungs-Start-ups. Die Dienste profitierten während der Corona-Krise häufig von hoher Nachfrage, an Geldgebern gab es keinen Mangel. Das hat sich mit der starken Inflation und der Energiekrise im Kontext des Kriegs in der Ukraine geändert.
(Text: dpa)