Verdi und der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) haben in bislang sieben Verhandlungsrunden vergeblich gerungen, um einen neuen Tarifvertrag für die rund 12 000 betroffenen Beschäftigten zu schließen. Begleitet waren die Verhandlungen von drei Warnstreiks, mit denen Verdi zuletzt die Abfertigung von Schiffen für 48 Stunden lahmgelegt hatte. Für Mittwoch (27. Juli) sowie den 10. und 22. August wurden neue Gesprächstermine vereinbart. Bis dahin sind nach einem vor dem Arbeitsgericht Hamburg geschlossenen Vergleich weitere Warnstreiks ausgeschlossen.
Der Konflikt dreht sich aus Sicht der Gewerkschaft vor allem darum, ihre Forderung nach Ausgleich der Teuerung mit einer zuletzt von Arbeitgeberseite ins Spiel gebrachten Laufzeit von 24 Monaten zu verknüpfen. «Wo wir eine Lösung brauchen, wo es hakt ist tatsächlich, wie schaffen wir, das beides zueinander zu bringen», sagte Schwiegershausen-Güth. «Wir brauchen eine Reallohnsicherung für alle Beschäftigten über die gesamte Laufzeit des Tarifvertrages. Das ist das relevante Kriterium für die Laufzeitdebatte.» Es gehe entweder darum, den Tarifvertrag vor Ablauf der Laufzeit kündigen zu können - oder vorab eine Anpassungsklausel einzubauen.
Den Vorwurf der Arbeitgeberseite, sich einem Kompromiss zu verschließen und auf Ausgangsforderungen zu beharren, will die Verdi-Verhandlungsführerin nicht stehen lassen. «Tarifverträge sind immer Kompromisse. Auch wir wollen einen Abschluss.» Einen externen Schlichter hinzuzuziehen, wie von Arbeitgeberseite und zuletzt auch aus der Politik gefordert, schließt Schwiegershausen-Güth weiter aus. «Wir wollen jetzt erstmal die drei Runden verhandeln. Das Ziel ist doch, in den drei Runden einen Abschluss zu erzielen», sagte sie. «Vielleicht wird das Thema Schlichtung irgendwann noch mal spruchreif, aber aktuell sehe ich das nicht.»
Die Gewerkschaft war mit einem Forderungspaket in die Verhandlungen gegangen, das nach Verdi-Angaben in der Spitze Lohnerhöhungen von bis zu 14 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten bedeutet. Auf dem Tisch liegt aktuell ein Angebot der Arbeitgeber - bei allerdings 24 Monaten Laufzeit - mit 12,5 Prozent für die Containerbetriebe und 9,6 Prozent für konventionelle Betriebe. Für «Beschäftigungssicherungsbetriebe» in wirtschaftlichen Schwierigkeiten taxiert der ZDS das Angebot auf 5,5 Prozent.
(Text: dpa)
Ein erstes Tarifangebot der Lufthansa hatte Verdi abgelehnt, aber für den 3. und 4. August eine Fortsetzung der Verhandlungen vereinbart. Nach Gewerkschaftsangaben hatte das Unternehmen bei den Verhandlungen Festbeträge und eine ergebnisabhängige Komponente bei einer Laufzeit von 18 Monaten angeboten.
Die Gewerkschaft fordert hingegen bei 12 Monaten Laufzeit 9,5 Prozent mehr Geld in den Lohntabellen. Bei einer Laufzeit von 12 Monaten sollen die unteren Lohngruppen besonders profitieren. Die Gehaltssteigerung müsse mindestens 350 Euro betragen und zusätzlich sollten sich alle Stundenlöhne deutlich vom gesetzlichen Mindestlohn absetzen, der im Oktober auf 12 Euro die Stunde steigt.
Die Lufthansa bezeichnete den geplanten Ausstand als «unzumutbar» für Kundschaft und Mitarbeitende. Eine Arbeitsniederlegung von dieser Dauer über alle Standorte hinweg könne kaum noch als Warnstreik bezeichnet werden, erklärte Personalvorstand Michael Niggemann laut einer Mitteilung. «Das ist umso unverständlicher, als die Arbeitgeberseite bereits hohe und sozial ausgewogene Vergütungserhöhungen angeboten hat - trotz der nach der Corona-Krise wirtschaftlich für die Lufthansa weiter angespannten Situation, hoher Schuldenlasten und unsicheren Aussichten für die Weltwirtschaft.»
Angesichts der Überlastung, der hohen Inflation und eines Lohnverzichts über drei Jahre seien deutliche Lohnsteigerungen gerechtfertigt, hatte hingegen die Verhandlungsführerin Christine Behle erklärt. Sie ist Verdi-Vizevorsitzende und zudem stellvertretende Vorsitzende des Lufthansa-Aufsichtsrats. Die Situation auf den Flughäfen eskaliere, sagte Behle. Die Überlastung der Beschäftigten aufgrund erheblichen Personalmangels, die hohe Inflation und ein dreijähriger Lohnverzicht würden die Beschäftigten immer mehr unter Druck setzen.
Die Warnstreiks des Bodenpersonals sollen am Mittwoch, dem 27. Juli, um 3.45 Uhr beginnen und bis Donnerstagfrüh, 28. Juli, um 6.00 Uhr dauern. Aufgerufen sind Beschäftigte in Frankfurt, Düsseldorf, Köln, Hamburg, München, Berlin, Bremen, Hannover, Stuttgart und Köln.
(Text: dpa)
«Für Arbeit unter freiem Himmel gibt es aber wenig gesetzliche Regelungen», teilte NGG-Sprecherin Karin Vladimirov auf Anfrage mit. Einen Rechtsanspruch auf Extrapausen etwa gebe es nicht, «aber das wäre das Mindeste». Arbeitgeber sollten deshalb von sich aus zusätzliche Pausen möglich machen und sich darum kümmern, dass die sogenannten Rider ausreichend Getränke angeboten bekämen.
Fahrerinnen und Fahrern empfiehlt die Gewerkschaft, sich beim Arbeitgeber zu melden und die Situation zu schildern, wenn sie am Ende ihrer Kräfte seien. «Wir erwarten, dass bei zu hohen Temperaturen dann keine Lieferdienste mehr angeboten werden.»
Lieferando, Marktführer bei den Restaurant-Lieferdiensten, teilte auf Anfrage mit, die Fahrer seien bereits vor mehreren Tagen auf die Prognosen des Deutschen Wetterdienstes zur Sommerhitze hingewiesen worden. Sie hätten auch entsprechende Verhaltensempfehlungen bekommen, sagte ein Sprecher in Berlin. Dazu gehöre, mehr zu trinken, Sonnencreme zu nutzen, die von Lieferando zur Verfügung gestellt werde und vor allem mehr Pausen zu machen.
Generell verteile der Lieferdienst die Aufträge an heißen Sommertagen breiter auf die Fahrer. Die meisten von ihnen seien ohnehin vor allem abends im Einsatz, weil die Nachfrage dann größer sei. Aber es gebe natürlich auch solche, die tagsüber unterwegs seien. Wer Bedenken wegen seiner Gesundheit habe, könne sich an die Fahrerkoordinatoren wenden.
Die Hitze betrifft auch Paketzusteller der Deutschen Post. Das Unternehmen hatte am 19. Juli angekündigt, für die ausliefernden Mitarbeiter in Berlin an den besonders heißen Tagen einen Eiswagen zu bestellen. Zudem sollen die Zusteller regelmäßige kleinere Trinkpausen im Schatten machen.
(Text: dpa)
Ein Lufthansa-Sprecher erklärte, dass man weiterhin eine Lösung am Verhandlungstisch anstrebe. An dem verabredeten Verhandlungsplan halte man fest. «Wir wollen gemeinsam zukunftsfähige Lösungen erarbeiten, die sowohl die erhöhte Inflation als auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Unternehmens berücksichtigen.» Auch die VC betonte ihre weitere Gesprächsbereitschaft.
Grund für die Streikvorbereitungen der VC sind die nach sechs Verhandlungsrunden festgefahrenen Verhandlungen über einen neuen Gehaltstarifvertrag. Dem Schreiben zufolge hat Lufthansa bislang kein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt. Die VC verlangt nach eigenen Angaben unter anderem Gehaltssteigerungen von 5 Prozent im laufenden Jahr und einen automatisierten Inflationsausgleich ab dem kommenden Jahr. Sie hatte den laufenden Vertrag zum 30. Juni gekündigt.
Im Hintergrund schwelt zudem ein Konflikt über die künftige Konzernstrategie. Die VC hatte sich in der Vergangenheit die exakte Zahl von 325 Flugzeugen garantieren lassen, die ausschließlich von Kapitänen und Ersten Offizieren geflogen werden dürfen, die dem Konzerntarifvertrag unterliegen. Die Lufthansa hatte unter dem Eindruck der Corona-Krise die entsprechende Vereinbarung aufgekündigt und begonnen, unter dem Kranich-Logo einen neuen Flugbetrieb mit niedrigeren Tarifbedingungen aufzubauen. Die neue Airline soll im Europa-Verkehr wesentliche Aufgaben der bisherigen Kerngesellschaft übernehmen.
(Text: dpa)
„Es ist vollbracht: Der erste Flächentarifvertrag für „Entlastung“ an Krankenhäusern in Deutschland ist durchgesetzt“, so Katharina Wesenick, ver.di Landesfachbereichsleiterin für Gesundheit, Soziales, Bildung und Wissenschaft. „Nach 77 Streiktagen haben die Klinikbeschäftigten solidarisch und aufrecht diesen wichtigen Erfolg errungen. Dabei haben die Streikenden sich weder von juristischen Verbotsversuchen noch von immer neuen Verhandlungsfinten der Arbeitgeber beeindrucken lassen“.
Der Tarifvertrag startet Anfang 2023 und beinhaltet verschiedene Modelle, die die Beschäftigtengruppen im Klinikalltag wirksam entlasten. Für weite Teile der Pflege inklusive der psychiatrischen Stationen und der Notaufnahmen wird schichtgenau das Zahlenverhältnis von Beschäftigten und Patient*innen festgelegt. Wird diese Quote unterschritten oder kommt es zu anderweitig belastenden Situationen, erhalten die Betroffenen Belastungspunkte. Für jeweils sieben Punkte wird ihnen ein zusätzlicher freier Tag als Belastungsausgleich gewährt. Im ersten Jahr der Umsetzung können bis zu elf freie Tage zusammenkommen. Im zweiten Jahr sind es 14 und ab dem dritten Jahr maximal 18 zusätzliche freie Tage.
„Für die Umsetzung und die Einführung der nötigen IT-Systeme bekommen die Kliniken anderthalb Jahre Zeit“, erläuterte der ver.di-Verhandlungsführer Heinz Rech. „Das ist uns schwergefallen, denn die Kolleg*innen brauchen schnellstmöglich Entlastung. Für den Übergang haben wir deshalb pauschal fünf Entlastungstage vereinbart.“ Zufrieden zeigte sich der Gewerkschafter damit, dass bundesweit erstmals für viele Beschäftigtengruppen außerhalb der Pflege Mindestbesetzungen und Belastungsausgleiche vereinbart wurden. So werden unter anderem in der Radiologie, in den Betriebskitas und bei Therapeut*innen bereichsbezogene Mindestvorgaben für den Personaleinsatz fixiert, deren Unterschreitung ebenfalls mit zusätzlicher Freizeit ausgeglichen wird.
Für alle Service, IT- und Technikbereiche sowie für die Ambulanzen wurde hingegen lediglich der Aufbau von 30 zusätzlichen Vollzeitstellen pro Uniklinik vereinbart. „Das ist bitter und hat in den Belegschaften zu vielen Diskussionen geführt“, so Rech. „Insbesondere für die Düsseldorfer Uniklinik ist der Stellenaufbau ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn Krankenhausarbeit ist Teamarbeit und braucht überall ausreichend Personal.“
Bundesweit erstmalig werden im Tarifvertrag „Entlastung NRW“ konkrete Entlastungsregeln für Auszubildende geschaffen. So werden unter anderem Mindeststandards für die Praxisanleitung und die Zahl der Lehrkräfte festgeschrieben, bei deren Unterschreitung die Auszubildenden einen Belastungsausgleich erhalten.
„Insgesamt ist der Tarifvertrag ein wichtiger Etappensieg der Beschäftigten. Er dient der eigenen Gesundheit und dem Wohl der Patient*innen und musste gegen die Profitlogik des Krankenhauswesens durchgesetzt werden“, erklärte Wesenick. „Tausende haben sich dabei nicht nur am Streik, sondern auch als Expertinnen und Experten ihrer Arbeitssituation an Aushandlungsprozessen beteiligt.“ Zugleich bleibe die Bindung an den Branchentarifvertrag gewahrt: In einem Anerkennungstarifvertrag ist festgelegt, dass die Unikliniken sämtliche Tarifregelungen des öffentlichen Dienstes der Länder in den kommenden sieben Jahren automatisch übernehmen.
(Text: ver.di)
n Ausbildungsberufen, in denen besonders niedrige Entgelte erzielt werden, beispielsweise in der Körperpflege, Floristik, Land- und Tierwirtschaft sowie der Gastronomie, lohnt sich für manche Fachkräfte ein Wechsel in einen Helferjob. So verdienen Fachkräfte in der Körperpflege nur knapp 1.700 Euro, in der Gastronomie ca. 1.850 Euro. Demgegenüber finden sich gut bezahlte Helfertätigkeiten im Industrie- und Baubereich, in der Ver- und Entsorgung und Chemie. In den beiden zuletzt genannten Berufsgruppen reichen die mittleren Verdienste von 3.101 beziehungsweise 3.113 Euro für Helfertätigkeiten sogar fast an das Medianentgelt der Fachkräfte (3.166 Euro) insgesamt heran. Beschäftigte, die beispielsweise einen Beruf in der Körperpflege erlernt haben, verdienen nach einem Berufsfeldwechsel in eine Helfertätigkeit im Schnitt 600 Euro mehr. Ebenfalls hohe Lohnunterschiede ergeben sich in den Ausbildungsberufen der Floristik und der Landwirtschaft mit knapp 400 beziehungsweise 300 Euro mehr.
Für die Mehrheit der Beschäftigten geht ein Wechsel von der Fachkraft- auf die Helferebene aber mit Lohneinbußen einher – insbesondere für diejenigen, die Ausbildungsberufe erlernt haben, in denen mittlere und höhere Entgelte erzielt werden.
„Der Umstand, dass in einigen Berufen auf Fachkraftniveau niedrige Löhne erzielt werden, macht diese Berufe weniger attraktiv. Das kann zu Berufswechseln und damit zu einem Mangel an Fachkräften in den betreffenden Branchen führen beziehungsweise bestehende Engpässe weiter verschärfen“, erklärt IAB-Forscherin Doris Wiethölter. „Dies ist etwa im Gastgewerbe der Fall und wurde durch die Corona-Pandemie noch verstärkt“, gibt IAB-Forscherin Barbara Schwengler weiter zu bedenken.
Die Studie beruht auf Daten der Integrierten Erwerbsbiografien (IEB). Anhand dieser wurden Erwerbsverläufe von Personen untersucht, die im Dezember 2020 sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren und zwischen 1976 und 2019 (in Ostdeutschland zwischen 1994 und 2019) eine betriebliche Ausbildung absolviert haben. Die IAB-Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-14.pdf.
(Text: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB))
Dafür brauche es eine geeignete Strategie und wirksame Maßnahmen, forderte Piel. Dazu zählte die Gewerkschafterin ausreichende Arbeitspausen und Erholungszeiten, nach Möglichkeit auch Home Office. Piel regte zudem mehr flexiblere Gleitzeiten in Fällen an, bei denen Arbeit auf kühlere Tageszeiten verlegt werden könne.
«Für Arbeit, die unabwendbar bei Rekordtemperaturen im Freien stattfinden muss, braucht es entsprechende Regelungen», sagte Piel. «Es ist eine berechtigte Frage, ob bei 38 Grad im Schatten Arbeiten auf frischer Betondecke auf der Baustelle sein müssen oder ob sich das anders organisieren lässt.» Auch Beschattung sei als technische Maßnahme denkbar.
«Denn die gesundheitlichen Risiken durch UV-Strahlung bei der Arbeit sind nicht zu unterschätzen, heller Hautkrebs ist viel zu oft die Folge», sagte Piel. «Beschäftigte sollten ihre Ansprüche auf Prävention und arbeitsmedizinische Beratung daher unbedingt regelmäßig wahrnehmen.»
Bei regelmäßigen Hitzeperioden könnten Gewerkschaften und Arbeitgeber außerdem Vereinbarungen treffen. So habe die IG Bau beispielsweise im Tarifvertrag für Dachdecker ein Ausfallgeld vereinbart, wenn aufgrund der Wetterverhältnisse die Arbeit eingestellt werden müsse. «Das kann Vorbild für andere Branchen sein», sagte Piel. «Basis für all diese Strategien muss aber eine bessere und häufigere Gefährdungsbeurteilung in den Unternehmen und Betrieben sowie eine regelmäßige Kontrolle sein.»
(Text: dpa)
Dabei bezog er sich erneut auf die hohe Inflation, die sich unmittelbar und drastisch im Geldbeutel vieler Arbeitnehmer niederschlage. «Der Teuer-Schock, ob bei den Energiepreisen oder den Lebensmitteln, wird nicht weichen, sondern weiter fortwähren.»
Sowohl für den Flächentarifvertrag als auch für den VW-Haustarif verlangt die IG Metall ein Plus von jeweils acht Prozent bei den Löhnen und Ausbildungsvergütungen. Gröger erklärte in Hannover, er könne Argumente der Arbeitgeber, dauerhafte Tarifsteigerungen belasteten die Unternehmen zu sehr, derzeit nicht nachvollziehen.
Natürlich müsse man etwa die Energiepreise insgesamt im Auge behalten. Etlichen Betrieben gehe es aber wirtschaftlich gut, während den Beschäftigten gleichzeitig anhaltende Reallohn-Einbußen drohten. In den letzten Tarifrunde habe man sich mit Rücksicht auf die Corona-Folgen und den teuren Strukturwandel in der Branche zudem zurückgehalten. Die Wirtschaft verweist beispielsweise auf Risiken durch die unsichere weltwirtschaftliche Lage und auf eine mögliche weitere Verschärfung der Gas- und Energiekrise.
Die meisten Unternehmen könnten die enorm gestiegenen Rohstoffkosten nicht auf ihre Produkte überwälzen, sagte der Hauptgeschäftsführer von Niedersachsen-Metall, Volker Schmidt. «Auf diesen Preisanstieg weitere 8 Prozent draufzusatteln, trägt der wirtschaftlichen Lage in keinster Weise Rechnung und wäre für die meisten Betriebe im höchsten Maße existenzgefährdend.» Man müsse stattdessen nach neuen Ansätzen in der Tarifpolitik suchen und «die Schützengräben verlassen».
(Text: dpa)
Zuvor hatten Tausende Arbeiter seit Donnerstagmorgen außer in Hamburg auch in Bremerhaven, Bremen, Emden, Wilhelmshaven und Brake den Umschlag von Waren weitgehend lahmgelegt. Die Gewerkschaft hatte zu dem zweitägigen Warnstreik aufgerufen, um nach sieben ergebnislosen Runden den Druck auf die Arbeitgeber nochmals zu erhöhen.
Ein weiterer Ausstand ist zumindest bis Ende August nicht zu erwarten. Ein vor dem Arbeitsgericht Hamburg geschlossener Vergleich der Tarifparteien sieht weitere Verhandlungen und eine Friedenspflicht bis dahin vor.
Bis Ende dieser Woche sollen drei weitere Verhandlungstermine bis zum 26. August vereinbart werden. «Während dieses Zeitraums werden von Verdi keine weiteren Arbeitskampfmaßnahmen mit den Beschäftigten der Klägerinnen durchgeführt», hatte das Arbeitsgericht nach dem Vergleich am Donnerstagabend mitgeteilt.
Man setze darauf, «dass Verdi in den weiteren Verhandlungen konstruktive Schritte im Sinne einer Einigung macht», sagte die Verhandlungsführerin des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS), Ulrike Riedel. Verdi-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth unterstrich den Willen der Gewerkschaft, mit dem ZDS einen Kompromiss zu erreichen. «Streik ist immer das letzte Mittel, aber Lösungen werden am Verhandlungstisch vereinbart», sagte sie.
Noch am Freitag waren nach Verdi-Angaben in Hamburg 5000 Hafenarbeiter aus allen Standorten auf die Straße gegangen, um für ihre Lohnforderungen zu demonstrieren. Dabei kam es nach Polizeiangaben auch zu Böller- und Flaschenwürfen. Fünf Demonstranten und fünf Polizeibeamte wurden verletzt, zudem gab es zwei Festnahmen.
Nach einem ersten Warnstreik in einer Spätschicht und einem 24-stündigen Warnstreik im Juni waren die Hafenarbeiter am Donnerstagmorgen für 48 Stunden in den Ausstand getreten. Damit summiert sich der streikbedingte Arbeitsausfall in den Seehäfen auf rund 80 Stunden - der umfangreichste Arbeitskampf in den Häfen seit mehr als vier Jahrzehnten.
Für die Hafenlogistiker kamen die Warnstreiks zur Unzeit. Coronabedingt herrscht im globalen Verkehr von Container- und Frachtschiffen ohnehin ein großes Durcheinander. Der Arbeitskampf bringt nun die Abläufe an den Kaikanten noch mehr aus dem Tritt. Damit verschärft sich die gespannte Lage mit einem Schiffsstau auf der Nordsee weiter.
(Text: dpa)
Zum Anteil der Fördergelder an der Investitionssumme wurden keine Zahlen genannt. Weltweit erhielten alle Chipwerke eine Förderung, betonte Hartung. Ohne Förderung wäre das Werk in Dresden so nicht entstanden.
In Dresden investiert Bosch im kommenden Jahr 250 Millionen Euro in die Erweiterung der Reinraum-Fläche um 3000 Quadratmeter. Hier soll die 300-Millimeter-Produktion wachsen. Bosch hatte in Dresden 2021 seine bis dato größte Einzelinvestition realisiert. In das Werk floss rund eine Milliarde Euro. In Dresden sind derzeit 350 Mitarbeiter aus 20 Ländern beschäftigt, am Ende sollen es einmal 700 sein.
«Sachsen war und ist bei der Halbleiterproduktion weit vorn, weil es hier eine Art Ökosystem gab. Die Investitionen von Bund und Land in den Standort geschahen nicht irgendwo im luftleeren Raum, sondern fügten sich in ein bestehendes Netz ein», sagte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) der Deutschen Presse-Agentur. Bosch setze ein wichtiges Zeichen für den Mikroelektronik-Standort Sachsen. «Silicon Saxony will als führender Halbleiterstandort in Europa weiter wachsen. Es ist wichtig, die Produktionskapazitäten in Sachsen, Deutschland und in ganz Europa auszubauen, um damit unabhängiger vom Weltmarkt agieren zu können.»
Nach Einschätzung des Branchenverbandes Silicon Saxony wird das neue Entwicklungszentrum in Dresden mit rund 100 Beschäftigten den Standort für Toptalente aus aller Welt attraktiv machen.
In Reutlingen fließen bis 2025 auch rund 400 Millionen Euro in den Ausbau der Fertigung. So ist ein neuer Gebäudeteil mit zusätzlich rund 3600 Quadratmetern Reinraumfläche geplant. Insgesamt soll hier die Reinraumfläche von derzeit rund 35 000 Quadratmetern bis Ende 2025 auf mehr als 44 000 Quadratmeter wachsen.
Ein komplett neues Testzentrum ist in Penang (Malaysia) vorgesehen. Ab 2023 sollen dort fertige Halbleiter-Chips und Sensoren getestet werden.
Mit seinen Investitionen in die Mikroelektronik will Bosch nach eigenem Bekunden neue Innovationsfelder erschließen. Dazu gehören etwa sogenannte Systems-on-Chip. Das betrifft unter anderem Radarsensoren, wie sie für die 360-Grad-Umfelderfassung eines Fahrzeugs etwa beim automatisierten Fahren gebraucht werden.
Ein weiterer Schwerpunkt seien neue Halbleiter-Technologien. In Reutlingen fertige man seit Ende 2021 Siliziumkarbid-Chips (SiC) in Serie, die in der Elektronik von Elektro- und Hybridautos zum Einsatz kommen. «Mithilfe dieser Chips konnte das Unternehmen die Reichweite von Elektroautos bereits um bis zu sechs Prozent steigern», hieß es. Die Nachfrage nach SiC-Chips sei hoch, die Auftragsbücher voll.
«Wir prüfen die Entwicklung von Chips für die Elektromobilität auf Basis von Gallium-Nitrid, wie sie bereits in Ladegeräten von Laptops und Smartphones stecken», sagte Hartung. Für den Einsatz in Fahrzeugen müssten diese Chips robuster werden und deutlich höhere Spannungen als bislang aushalten.
Nach Angaben von Hartung hat Bosch im vergangenen Jahr rund 6,1 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung ausgegeben - knapp acht Prozent des Umsatzes. In diesem Jahr sollen es fast sieben Milliarden Euro sein. Inzwischen seien 78 000 Beschäftigte im Bereich Forschung und Entwicklung beschäftigt.
Hartung ordnete die Investition in des Programm «European Chips Act» ein. Damit soll der Anteil Europas an der weltweiten Chip-Produktion von derzeit zehn Prozent verdoppelt werden. Der Bosch-Chef sprach von einem «super-ambtionierten Ziel».
(Text: dpa)