Sehr anspruchsvolles zweites Halbjahr am Stahlmarkt

Die gestiegenen Stahlpreise haben dem Salzgitter-Konzern zuletzt hohe Gewinne eingebracht - der weitere Jahresverlauf könnte nach Einschätzung der Führung aber unsicherer werden. «Zurzeit fallen die Märkte wieder, anders als bei Rohstoffen», sagte Vorstandschef Gunnar Groebler auf der Hauptversammlung am gestrigen Donnerstag (2. Juni). «Wir bereiten uns darauf vor, dass wir ein sehr anspruchsvolles zweites Halbjahr 2022 sehen werden.»
Sehr anspruchsvolles zweites Halbjahr am Stahlmarkt
Bild: Moritz Frankenberg/dpa

Sprünge der Rohmaterial- und Energiekosten habe man durch Sicherungsgeschäfte teils abmildern können. Kohle- und Erzlieferungen für Salzgitter seien infolge des Ukraine-Kriegs kaum berührt. «Natürlich gibt es aber indirekte Effekte wie die Strom- und Gaspreise oder unsichere Absatzmärkte», sagte Groebler. «Diese Effekte sind spürbar, aber wir können uns als Unternehmen darauf einrichten.» Die Erdgasmengen seien bis Ende 2026 gesichert.

Salzgitter wolle sich als zweitgrößter deutscher Stahlhersteller daran beteiligen, mehr Unabhängigkeit von russischen Rohstoffen zu erreichen. «Ein Weg dazu sind LNG-Terminals. Wir produzieren bereits die Rohre, durch die das Gas fließen wird», sagte Groebler zur Anbindung der Aufnahmestelle für Flüssigerdgas in Wilhelmshaven.

Die eigene Energieversorgung werde hoffentlich nicht gefährdet. «Wenn wir vor einem abrupten Ende der Gaslieferungen (aus Russland) ausgehen müssten, hätte das Auswirkungen auf die Salzgitter AG.» Es sei jedoch schwer vorherzusagen, welchen genauen Umfang diese hätten. Die größten Erdgasverbraucher des Konzerns befänden sich in Niedersachsen und würden durch Pipelines aus Norwegen und den Niederlanden sowie niedersächsischen Gasfeldern versorgt.

Insgesamt geht der Konzern 2022 von weiteren Umsatz- und Ergebniszuwächsen aus. Die Erlöse könnten sich bei 11 Milliarden Euro einpendeln. 2021 wurden 9,8 Milliarden Euro erzielt, der Nettogewinn landete bei 586 Millionen Euro. Die Aktionäre bekommen 75 Cent pro Anteilsschein - es ist die höchste Ausschüttung seit 2008.

Salzgitter will seine Stahlproduktion schrittweise von Kokskohle auf Wasserstoff umstellen. Dabei entsteht neben dem Roheisen Wasserdampf statt Kohlendioxid, was die Klimabilanz deutlich verbessern kann. Ab diesem Sommer soll eine erste Anlage dazu in Betrieb gehen. Ein erster Hochofen soll dann 2026 stillgelegt werden.

Der nötige Wasserstoff muss mithilfe von Ökostrom aus Wasser oder Ammoniak gewonnen werden, damit die CO2-Minderung insgesamt gelingt. Hierzu hat sich Salzgitter etwa mit dem dänischen Windenergiekonzern Ørsted zusammengetan. «Es gilt für uns, beide Energieformen zu sichern: grünen Strom und grünen Wasserstoff», sagte Groebler. Ab 2026 möchte der Konzern den ersten «grünen» Stahl liefern.

Außerdem wolle man eine eigenständige Gesellschaft bleiben - mehrfach hatte es Gerüchte über eine mögliche Fusion mit dem deutschen Branchenprimus Thyssenkrupp gegeben. Der Bau- und Rohstoffunternehmer Günter Papenburg, dessen Stimmrechte inzwischen die Schwelle von einem Viertel erreichen, hatte im Mai erklärt: «Wir streben keine wesentliche Änderung der Kapitalstruktur der Salzgitter AG an.» Man wolle aber «gegebenenfalls Einfluss auf die Besetzung weiterer Verwaltungs-, Leitungs- oder Aufsichtsorgane» nehmen.

Die Aktionäre stimmten allen Beschlussvorlagen mehrheitlich zu. Bei vielen Beschäftigten der Salzgitter AG hingegen herrscht derzeit Unmut. Rund 3000 Angestellte nahmen am Mittwoch (1. Juni) an Warnstreiks teil. Im Tarifkonflikt der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie fordern sie unter anderem 8,2 Prozent mehr Lohn.

(Text: dpa)

Arbeitgeber können Corona-Tests anordnen

Im Streit um Corona-Testpflichten in privaten und öffentlichen Unternehmen hat das Bundesarbeitsgericht (BAG) ein Grundsatzurteil gefällt. Deutschlands höchste Arbeitsrichter entschieden am gestrigen Mittwoch (1. Juni) in Erfurt im Fall einer Orchestermusikerin aus München, dass Arbeitgeber ihren Angestellten Corona-Tests vorschreiben können (5 AZR 28/22). Die Testpflicht müsse jedoch verhältnismäßig sein und die Interessen beider Seiten abwägen.
Arbeitgeber können Corona-Tests anordnen
Bild: dpa

Die Klage der Flötistin gegen die ihrer Meinung nach unzulässigen Tests, die das Hygienekonzept der Bayerischen Staatsoper vorsah, hatte damit wie in den Vorinstanzen keinen Erfolg.

Arbeitgeber hätten eine Fürsorgepflicht und könnten im Interesse des Arbeitsschutzes Weisungen erteilen, um Leben und Gesundheit zu schützen, erklärte das Bundesarbeitsgericht. Das Urteil kann Auswirkungen auf Tausende Arbeitnehmer haben, wenn die Corona-Infektionen erneut drastisch steigen sollten.

Die inzwischen gekündigte Flötistin hatte sich geweigert, wie vorgeschrieben zum Beginn der Spielzeit der Staatsoper 2020/21 und im Abstand von einer bis drei Wochen kostenfrei angebotene PCR-Tests vornehmen zu lassen. Sie wurde deshalb von Proben und Aufführungen ausgeschlossen und bekam einige Monate kein Gehalt. Die Anweisung der Staatsoper und damit des Freistaats Bayern von PCR-Tests sei rechtmäßig gewesen, so das BAG.

(Text: dpa)

Tarifbindung in Deutschland bleibt stabil

Im Jahr 2021 arbeiteten 43 Prozent der Beschäftigten in Betrieben mit Branchentarifvertrag. Die Tarifbindung ist dabei im Westen deutlich höher als im Osten. 45 Prozent der westdeutschen und 34 Prozent der ostdeutschen Beschäftigten arbeiteten in einem Betrieb, in dem ein Branchentarifvertrag galt.
Tarifbindung in Deutschland bleibt stabil
Bild: dpa

Gegenüber dem Vorjahr blieb der Anteil in Westdeutschland unverändert, in Ostdeutschland stieg er um zwei Prozentpunkte. Das zeigen Daten des IAB-Betriebspanels, einer jährlichen Befragung von rund 15.500 Betrieben durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

„Nachdem wir jahrelang einen rückläufigen Trend in der Branchentarifbindung beobachten konnten, blieben die Zahlen 2021 stabil“, sagt IAB-Forschungsbereichsleiterin Susanne Kohaut.

Die Verbreitung von Firmen- oder Haustarifverträgen blieb ebenfalls weitgehend unverändert: diese Form der Tarifbindung galt 2021 für 9 Prozent der westdeutschen und für 11 Prozent der ostdeutschen Beschäftigten, 2020 galt dies für 8 Prozent der westdeutschen und 11 Prozent der ostdeutschen Beschäftigten. 46 Prozent der westdeutschen und 55 Prozent der ostdeutschen Beschäftigten arbeiteten 2021 in Betrieben, in denen es keinen Tarifvertrag gab.

Die Branchentarifbindung nimmt mit der Betriebsgröße zu. Besonders hoch ist der Anteil der Beschäftigten, die unter einen Branchentarifvertrag fallen, im Bereich der Öffentlichen Verwaltung/Sozialversicherung mit 79 Prozent, besonders gering ist der Anteil im Bereich Information und Kommunikation mit 15 Prozent.

Der Anteil der Beschäftigten in privatwirtschaftlichen Betrieben ab fünf Beschäftigen, die durch einen Betriebsrat vertreten sind, ist leicht rückläufig. Im Jahr 2021 waren in Ostdeutschland 34 Prozent der Beschäftigten durch einen Betriebsrat vertreten, in Westdeutschland traf dies auf 39 Prozent zu. Demgegenüber waren es im Jahr 2020 in Ostdeutschland noch 36 Prozent und in Westdeutschland 40 Prozent.

Die Daten sind abrufbar unter http://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/Daten_zur_Tarifbindung.xlsx.

(Text: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB))

Shanghai-Lockdown: Industrie droht noch mehr Materialmangel

Der deutschen Wirtschaft droht als Folge chinesischer Lockdowns und weltweiter Schiffsstaus eine weitere Verschärfung der gravierenden Lieferprobleme. Nach Angaben des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel und des Rotterdamer Hafens ist die Zahl der aus China Richtung Westen fahrenden Schiffe bereits gesunken. Und die Londoner Schifffahrtsberatung Drewry schätzt, dass im Hafen Shanghai allein im April 260 000 für den Export in alle Welt bestimmte Container nicht verladen wurden.
Shanghai-Lockdown: Industrie droht noch mehr Materialmangel
Bild: dpa

Die Auswirkungen werden nach Einschätzung des Berliner Mercator Instituts für Chinastudien (Merics) sowohl die Verbraucher als auch die Industrie spüren. Deutsche Einzelhändler verkauften eine große Auswahl in China hergestellter Produkte, von Elektronik über Möbel und Kleidung bis zu Spielwaren, sagt Merics-Analyst Jacob Gunter.

Die Industrie litt schon vor dem Ukraine-Krieg und dem Lockdown in Shanghai unter großem Nachschubmangel. «Wir gehen davon aus, dass sich die Situation in den kommenden Tagen und Wochen weiter verschärfen wird, weil bisher noch Schiffe ankamen, die den Hafen Shanghai vor der Schließung verlassen haben», sagt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft in München. «Die eigentlichen Folgen des Lockdowns in Shanghai werden wir erst in einiger Zeit, dann aber sehr drastisch spüren.»

Der Hafen Shanghai ist der größte der Welt, die Stadt und ihr Hinterland eine Industrieregion von weltweiter Bedeutung. Den größten Anteil bei chinesischen Exporten von Industriekomponenten haben nach Angaben des Mercator-Instituts elektronische Bauteile und Computer aller Art. «Für Deutschland besteht außerdem das Risiko übermäßiger Abhängigkeit von China als Exporteur und Verarbeiter von Schlüsselrohstoffen, vor allem in der Automobilindustrie», sagt Merics-Analyst Gunter. Als Beispiele nennt er Kobalt und Lithium für die Herstellung von Elektroauto-Batterien.

Der Analyst geht davon aus, dass die chinesischen Lockdowns eine Art weltumspannenden Welleneffekt haben werden: «Wenn ein Komponentenlieferant in Japan, Großbritannien oder Mexiko seinerseits am Beginn der Lieferkette Zulieferer in China hat, kann das Auswirkungen auf deren Produktion haben.» Die Folge wäre dann limitierter Nachschub für deutsche Unternehmen, die am Ende der Lieferkette stehen.

Dass Lieferungen aus China komplett zum Erliegen kommen, ist aber nicht zu befürchten: «Ein Rückgang des Frachtvolumens in westlicher Richtung wegen des Lockdowns in Shanghai ist zu erwarten, aber das wird ein begrenzter sein», sagt eine Sprecherin des Rotterdamer Hafens.

Der Effekt des Lockdowns in Shanghai und anderer rigider Covid-Beschränkungen in China macht sich in Europa mit erheblicher Verzögerung bemerkbar, weil eine direkte Schiffsreise schon vor Beginn der Corona-Pandemie 30 bis 40 Tage dauerte.

Üblicherweise werden mehrere Häfen angelaufen, so dass die normale Laufzeit eines Containers an die 80 Tage beträgt. Seit zwei Jahren bringt Covid die Fahrpläne durcheinander. Derzeit sind Containerschiffe laut Schifffahrts-Datenbank Alphaliner im Schnitt 101 Tage unterwegs. Das wiederum bedeutet, dass die Schiffe mit mindestens drei Wochen Verspätung wieder retour Richtung Ostasien fahren, und dort dann für die nächste Fahrt Richtung Europa fehlen.

Der Lockdown in Shanghai begann Ende März und sollte eigentlich nur ein paar Tage dauern. Mittlerweile sind die Beschränkungen gelockert, doch eine Rückkehr zur Normalität ist nicht in Sicht. Der Shanghaier Hafen stand zwar nie still, aber der Transport in und aus dem Hafen wurde hart getroffen, wie die Sprecherin des Rotterdamer Hafens erläutert. Und auch in anderen Regionen Chinas können viele Fabriken nur eingeschränkt produzieren, weil Personal und Lieferungen blockiert sind.

Für chinesische Beamte in Bezirken, Landkreisen, Städten und Provinzen sei die wichtigste Ausgabe, Covid fernzuhalten, sagt Merics-Analyst Gunter. «Viele haben extreme Beschränkungen erlassen, um Einreise oder sogar Durchfahrt durch ihre Jurisdiktionen zu verhindern.» Mit der Covid-Bürokratie konfrontierte Lkw-Fahrer nehmen demnach den Kampf um die Vielzahl der nötigen Sondergenehmigungen häufig erst gar nicht auf, sondern fahren einfach nicht.

Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel stellte bis zur vergangenen Woche noch keinen Rückgang der Importvolumina in Rotterdam oder Hamburg fest. «Auch in den kommenden Wochen dürfte sich der Effekt auf die Häfen in der Nordsee in Grenzen halten, da sich auch in der Nordsee ein Stau aufgebaut hat, quasi ein Puffer», sagt Ökonom Vincent Stamer.

Doch Mitte Mai war laut IfW das Frachtvolumen im Roten Meer fast ein Fünftel niedriger, als es in normalen Zeiten zu erwarten gewesen wäre. Naturgemäß steuern nicht alle Schiffe im Roten Meer Rotterdam oder Hamburg an. Doch ist dies ein Indiz, dass Lieferungen ausbleiben.

Zahl der Minijobber seit Jahreswechsel leicht zurückgegangen

Knapp 6,5 Millionen Menschen in Deutschland haben einen Minijob. Für fast die Hälfte ist es ein Nebenjob.
Zahl der Minijobber seit Jahreswechsel leicht zurückgegangen
Bild: dpa

Die Zahl der Minijobber in Deutschland ist im ersten Quartal 2022 auf 6,47 Millionen gesunken. Im gewerblichen Bereich ging sie bis Ende März im Vergleich zum Jahresende 2021 um ein Prozent auf knapp 6,2 Millionen zurück, wie die Minijob-Zentrale am Mittwoch in Bochum berichtete. In den Privathaushalten ging die Zahl noch deutlicher zurück. Ende März waren in diesem Bereich knapp 274 000 Minijobber angemeldet, 3,7 Prozent weniger als drei Monate zuvor.

Die Minijob-Zentrale geht im gewerblichen Bereich von einem saisonal bedingten Rückgang aus. So seien unter anderem die Beschäftigungen aus dem Weihnachtsgeschäft weggefallen, sagte eine Sprecherin. Auch seien die Beschäftigungen etwa aus der Landwirtschaft oder dem Gaststättengewerbe im März noch nicht aktiviert worden. Der Rückgang falle in diesem Jahr allerdings deutlich geringer aus als in den beiden Vorjahren.

Bei dem Rückgang im Bereich Haushalte vermutet die Minijob-Zentrale unter anderem Auswirkungen aus einem veränderten Bedarf aufgrund von häufigerem Home-Office. «Denkbar sind aber auch wirtschaftliche Gründe: Vielleicht können sich momentan nicht mehr so viele Haushalte eine Hilfe finanziell leisten», sagte die Sprecherin weiter.

Mehr als 98 Prozent aller gewerblichen Minijobber üben den Angaben zufolge genau einen Minijob aus. In den Privathaushalten arbeiteten rund 88 Prozent der Beschäftigten in genau einem Minijob.

In einer Sonderauswertung ermittelte die Minijob-Zentrale, in welchen Bundesländern die meisten Minijobberinnen und Minijobber in der Rentenversicherung voll abgesichert sind. Mit fast 27 Prozent gibt es demnach in Berlin die meisten rentenversicherungspflichtigen Minijobber. Es folgen das Saarland, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen mit jeweils mehr als 21 Prozent. Am geringsten fällt dieser Anteil mit jeweils etwas mehr als 17 Prozent in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern aus.

Grundsätzlich fallen für 450-Euro-Minijobs Pflichtbeiträge zur Rentenversicherung an. Arbeitgeber müssen immer Beiträge entrichten. Minijobber können sich auf Antrag von der Zahlung ihres Beitrags befreien lassen.

Fast die Hälfte aller Minijobberinnen und Minijobber üben ihre Beschäftigung als Nebenjob aus, erklärte die Minijob-Zentrale. «Sie sind somit ebenfalls in der Rentenversicherung voll abgesichert», sagte der Geschäftsführer der Minijob-Zentrale bei der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See. (dpa)

DIHK: Drei Viertel der Unternehmen stellen höhere Kosten in Rechnung

Lieferkettenprobleme und hohe Energie- und Rohstoffpreise sorgen für deutlich eingetrübte Geschäftserwartungen in der deutschen Wirtschaft. Die Kostenexplosion werden auch Firmenkunden zu spüren bekommen, die sich auf höhere Rechnungen einstellen müssen.
DIHK: Drei Viertel der Unternehmen stellen höhere Kosten in Rechnung
Bild: dpa

Ein Großteil der deutschen Unternehmen reicht die Kostensteigerungen in Folge höherer Energie- und Rohstoffpreise nach einer DIHK-Umfrage an Kunden weiter. Etwa drei Viertel der Unternehmen hätten angegeben, Preise in Zukunft erhöhen zu wollen (34 Prozent) oder dies bereits getan zu haben (39 Prozent), teilte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) am Dienstag bei der Vorlage seiner Konjunkturumfrage in Berlin mit. 15 Prozent könnten ihre Kostensteigerungen nicht an die Kunden weitergeben, sechs Prozent hätten sich noch nicht entschieden, hieß es auf Basis einer Umfrage unter rund 25 000 Unternehmen aus allen Branchen.

Die Geschäftserwartungen seien angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine und des harten Lockdowns in China in nahezu allen Bereichen, vor allem in den energieintensiven Industriezweigen, eingebrochen, wie der DIHK bereits vergangene Woche mitgeteilt hatte. Über alle Branchen hinweg blicke nur noch knapp ein Fünftel der Unternehmen (19 Prozent) optimistisch auf die nächsten zwölf Monate. Zu Jahresbeginn war es knapp ein Viertel (24 Prozent). Ein Drittel gehe von schlechteren Geschäften aus, davor waren es 19 Prozent.

Die Mehrheit der Mittelständler sieht sich zwar in der Lage, auch längerfristig höhere Belastungen infolge steigender Energiekosten schultern zu können. Die Kunden der Unternehmen müssen sich allerdings auch hier auf höhere Preise einstellen oder müssen diese bereits zahlen, wie eine Umfrage der Förderbank KfW ergab. Vier von zehn kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland haben demnach ihre Preise für Produkte und Dienstleistungen erhöht, um steigende Preise für Öl, Gas und Strom abzufedern. Etwa ein weiteres Drittel der Mittelständler plane Preiserhöhungen bis Ende des Jahres 2022.

Auch die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie bleibt angesichts kräftig steigender Energiekosten und des Ukraine-Krieges für 2022 vorsichtig. «Vom erhofften Aufschwung nach dem Corona-Winter ist nichts mehr übrig geblieben», sagte VCI-Präsident Christian Kullmann in Frankfurt. Die Perspektiven seien wegen steigender Energie- und Rohstoffkosten zunehmend düster. Zudem drosselten Industriekunden wegen gestörter Lieferketten ihre Produktion und bestellten weniger.

Im ersten Quartal kletterten die Umsätze der drittgrößten deutschen Industriebranche im Vergleich zum Vorquartal dank der kräftig gestiegenen Preise um 7,8 Prozent auf 66,3 Milliarden Euro. Die Produktion stieg im Quartalsvergleich nur dank der Pharmaindustrie um 1,3 Prozent, die reine Chemieproduktion verringerte sich hingegen um 1,1 Prozent. Die Chemie- und Pharmabranche hatte 2021 ein Rekordjahr erlebt. Mit der Erholung vom Corona-Krisenjahr 2020 stieg der Umsatz 2021 um 19,2 Prozent auf 227,1 Milliarden Euro.

Der DIHK hatte zuletzt seine Konjunkturprognose erneut nach unten korrigiert. Für das laufende Jahr erwartet er nur noch ein Wirtschaftswachstum von 1,0 zu 1,5 Prozent. Mitte Februar hatte der DIHK 3,0 Prozent vorausgesagt - auch diese Prognose war aber von zuvor 3,6 Prozent nach unten korrigiert worden. (dpa)

Handwerk mahnt Regierung zu Stärkung von beruflicher Ausbildung

Fachkräftemangel droht nach Einschätzung des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) zentrale Projekte der Bundesregierung zu behindern.
Handwerk mahnt Regierung zu Stärkung von beruflicher Ausbildung
Bild: dpa

«Man muss kein Prophet sein, um zu sehen: Alle Vorhaben etwa beim Klimaschutz und Wohnungsbau laufen ins Leere, wenn die Politik jetzt nicht die berufliche Ausbildung stärkt und wieder mehr Jugendliche dafür gewinnt», sagte ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer der «Bild» (Montag). Die Betriebe bräuchten «deutlich mehr qualifizierte Handwerkerinnen und Handwerker, damit die großen Zukunftsprojekte der Politik umgesetzt werden können. Klima-, Energie- und Verkehrswende werden wir nur mit tausenden zusätzlichen Fachkräften schaffen können.»

Einem jüngst vorgelegten Bericht des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa) des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge hat der Fachkräftemangel in Deutschland im ersten Quartal dieses Jahres Rekordniveau erreicht. (dpa)

WhatsApp öffnet Plattform für Unternehmen

(dpa) - Der Facebook-Konzern Meta macht den bisher größten Schritt, um mit seinem teuren Zukauf WhatsApp Geld zu verdienen. Der Chatdienst öffnet für alle Interessenten die Plattform, über die Unternehmen mit ihren Kunden via WhatsApp kommunizieren können. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg machte bei der Ankündigung am Donnerstag deutlich, dass man mit dem Angebot sowohl kleine als auch große Firmen ansprechen wolle.
WhatsApp öffnet Plattform für Unternehmen
Bild: pixabay

Für die neue Dienstleistung hatte WhatsApp im vergangenen Jahr seine Nutzungsbedingungen geändert. Sorgen, dass damit auch mehr Daten des Chatdienstes mit Facebook geteilt werden sollen, lösten viel Aufregung aus. Der Konzern betonte stets, dass es bei den Anpassungen nur darum gehe, einen Rahmen für die Kommunikation zwischen Unternehmen und ihren Kunden zu schaffen.

Der Facebook-Konzern hatte WhatsApp im Jahr 2014 für am Ende rund 22 Milliarden Dollar gekauft. Davor lebte WhatsApp von der Gebühr von einem Dollar pro Jahr, nach der Übernahme tat sich Facebook schwer damit, ein neues Geschäftsmodell für den Dienst zu etablieren. In der Politik werden immer wieder Rufe laut, WhatsApp müsse von Meta abgespalten werden, um für mehr Wettbewerb bei Chatdiensten zu sorgen.

Rohstahlproduktion in Deutschland leicht rückläufig

(dpa) - Die Rohstahlerzeugung in Deutschland sinkt. Im April lag sie mit rund 3,3 Millionen Tonnen um ein Prozent unter dem Niveau im entsprechenden Vorjahresmonat, wie die Wirtschaftsvereinigung Stahl am Freitag mitteilte. In den ersten vier Monaten dieses Jahres wurden in der Bundesrepublik damit 13,1 Millionen Tonnen Rohstahl hergestellt, drei Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Rohstahlproduktion in Deutschland leicht rückläufig
Bild: AdobeStock

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lagen die Preise für Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen im April um fast 60 Prozent über dem Vorjahresniveau. Das schlägt zunehmend auf die Wirtschaft durch. So blickt die Baubranche angesichts steigender Preise und drohender Lieferengpässe mit Sorgen in die Zukunft. «Noch sind die Firmen positiv gestimmt», sagte der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes, Felix Pakleppa, kürzlich der Deutschen Presse-Agentur. «Es gibt ein großes Aber, das sind die Lieferketten.» Entscheidend sei die weitere Entwicklung mit Blick etwa auf die Versorgung mit Stahl oder dem für den Straßenbau wichtigen Bitumen.

Umsatzplus für Gastgewerbe im März - Vorkrisenniveau noch entfernt

Die Umsätze im Gastgewerbe in Deutschland sind im März weiter gestiegen - doch das Vorkrisenniveau ist noch ein gutes Stück entfernt. Von Februar auf März des laufenden Jahres zogen die Umsätze in der Branche preisbereinigt (real) um 6,2 Prozent an, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat. Im Vergleich zum März 2021, als Hotels, Pensionen und Gastronomie wegen der Corona-Pandemie stark von Einschränkungen betroffen waren, gab es nach Angaben der Wiesbadener Behörde vom Dienstag sogar ein Plus von 114,8 Prozent.
Umsatzplus für Gastgewerbe im März - Vorkrisenniveau noch entfernt
Bild: pixabay.com

Vergleicht man die Werte allerdings mit dem Februar 2020, dem Monat vor Ausbruch der Pandemie in Deutschland, zeigt sich, wie viel die Betriebe noch aufholen müssen: Die Erlöse im März 2022 blieben real um 27,7 Prozent unter dem damaligen Niveau.

Im gesamten ersten Quartal hat die Branche nach dem Vorjahrestief einiges aufgeholt: Von Januar bis einschließlich März 2022 lag der Gastgewerbeumsatz insgesamt um 111,2 Prozent (real) beziehungsweise 120,4 Prozent (nominal) über den Werten des Vorjahreszeitraums. (dpa)

Social Media


Besuchen Sie uns auf:
Facebook
Google Plus
Twitter

Kontakt

  • Zentrale: +49 (0) 2381 915-194
  • EMail

Sonstiges