Mehr Ausbildungsplätze unbesetzt und weniger Abschlüsse

Seit Beginn der Corona-Krise fällt es Unternehmen in Deutschland einer Studie zufolge schwerer, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Auch die Zahl der Abschlüsse ging infolge der Pandemie zurück. Bei einer repräsentativen Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg gab fast die Hälfte der Betriebe an, dass die Zahl der Bewerbungen zurückgegangen sei. Etwa 40 Prozent berichteten außerdem, dass die Qualität der Bewerbungen abgenommen habe.
Mehr Ausbildungsplätze unbesetzt und weniger Abschlüsse
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Nach den am 13. April veröffentlichten Ergebnissen schloss im vergangenen Jahr in 38 Prozent der ausbildenden Betriebe mindestens eine Nachwuchskraft ihre Ausbildung erfolgreich ab. Zwei Jahre zuvor hatte der Anteil noch bei 55 Prozent gelegen. Als Gründe nannten die Betriebe die kleineren Ausbildungsjahrgänge und pandemiebedingte Einschränkungen wie verschobene Prüfungen oder Inhalte, die sich nicht in der vorgesehenen Zeit vermitteln ließen.

Die duale Berufsausbildung sei wichtig, um den Fachkräftebedarf von Betrieben zu sichern, teilte IAB-Direktor Bernd Fitzenberger mit. «Voraussetzungen hierfür sind zunächst, dass sie die von ihnen angebotenen Ausbildungsplätze besetzen können und die Auszubildenden die Ausbildung erfolgreich abschließen können. Beides hat in der Pandemie deutlich gelitten.»

Ein Drittel der Betriebe berichtete der Studie zufolge auch, dass es in der Corona-Krise schwieriger gewesen sei, mit potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern in Kontakt zu treten. 43 Prozent boten weniger oder gar keine Praktika für Schülerinnen und Schülern an - vor allem die Unternehmen, die besonders unter den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie litten.

Um Ausbildungsplätze dennoch zu besetzen, versuchen viele Betriebe nach eigenen Angaben attraktiver für die Bewerbenden zu werden, zum Beispiel durch eine bessere Bezahlung und Zusatzleistungen. Gut die Hälfte der Betriebe gab auch an, Kompromisse bei der Qualität der Bewerbungen einzugehen, zum Beispiel beim Schulabschluss.

«Dies ist ein wichtiger Schritt, da den vielen unbesetzten Ausbildungsplätzen gleichwohl eine hohe Anzahl an unversorgten Ausbildungsplatzsuchenden gegenübersteht, bei denen es sich oftmals um Jugendliche mit einem niedrigen Schulabschluss handelt», sagte IAB-Forscherin Ute Leber.
(Text: dpa)

Gasstopp wäre fatal

Ein möglicher Lieferstopp für russisches Erdgas wegen des Ukraine-Kriegs könnte nach Branchenangaben die Papierherstellung erheblich beeinträchtigen. «Ein Gasembargo würde für die Papierindustrie praktisch einen flächendeckenden Produktionsstopp bedeuten», teilte Alexander von Reibnitz, der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands Die Papierindustrie, der Deutschen Presse-Agentur mit.
Gasstopp wäre fatal
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Schon jetzt wirke sich der Krieg auf die hohen Rohstoffkosten aus. «Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine verschärfen jetzt den seit Monaten herrschenden, immer extremeren Preisdruck auf unsere Branche noch einmal drastisch», sagte auch der Vorsitzende des Verbandes der Wellpappenindustrie, Steffen Würth, am Mittwoch in Darmstadt.

Erdgas sei mit einem Anteil von 55 Prozent der wichtigste Brennstoff der Branche, sagte Reibnitz. Nur 15 Prozent der jährlich benötigen 26 Terrawattstunden Erdgas könnten bis zum nächsten Winter durch andere Energieträger ersetzt werden. Ein Produktionsstopp würde etwa Lebensmittel- und Medikamentenverpackungen betreffen, auch Hygienepapiere für Medizin, Pflege und für zu Hause, Spezialpapiere wie Filter und Messstreifen sowie Druckpapier für Zeitungen, Zeitschriften, Kataloge oder Prospekte.

Weil durch den Online-Handel immer mehr Kartons verschickt werden und der Handel mehr Plastikverpackungen durch Papier ersetzt, war der Papierbedarf in Deutschland zuletzt gestiegen. Fabriken erhöhten ihre Kapazitäten, 2021 wurden mehr als 23 Millionen Tonnen produziert. Der Altpapier-Import erreichte einen Rekordwert; kein Land führt mehr Altpapier ein als Deutschland. In Europa wird nach Branchenangaben jede dritte Tonne Altpapier in Deutschland recycelt. Ohne Erdgas könnten 50 000 Tonnen Altpapier pro Tag nicht verarbeitet werden.

Den wachsenden Bedarf an Papier bestätigte auch der Verband der Wellpappenindustrie. «Die Nachfrage nach Wellpappenverpackungen war 2021 außergewöhnlich hoch», sagte Würth bei der Jahresbilanz für das vergangene Jahr. Massiv steigende Papier- und Energiekosten hätten die Gesamtbilanz jedoch geschmälert.

Die Preise für Wellpappenrohpapier seien von September 2020 bis Dezember 2021 um 66 Prozent, die Gaspreise dem Statistischen Bundesamt zufolge von August 2020 bis vergangenen Dezember um 330 Prozent gestiegen. Die massiv gestiegenen Rohstoff- und Gaspreise hätten nicht kompensiert werden können, sagte Würth.

Die Erlöse der Mitgliedsfirmen stiegen Würth zufolge im vergangenen Jahr um 4,5 Cent auf durchschnittlich 57,7 Cent pro Quadratmeter. Der Absatz habe um 6,9 Prozent zugenommen. Insgesamt seien 8,6 Milliarden Quadratmeter Wellpappe abgesetzt worden, 557 Millionen mehr als im Vorjahr. Die Steigerung sei unter anderem auf eine gestiegene Nachfrage von Gebrauchsgütern wie Haushaltsgeräten und einen anhaltenden Boom des Online-Handels in der Pandemie zurückzuführen.

Deutschland hat nach Angaben des Wirtschaftsministeriums nach China, den USA und Japan die viertgrößte Papierindustrie weltweit. Knapp die Hälfte der Produktion an Papier, Pappe und Karton geht in den Export.

(Text: dpa)

Stellenanzeige wichtigstes Mittel zur Personalsuche

Die Stellenausschreibung in Online- und Printmedien bleibt für Personalchefs einer Unternehmensumfrage zufolge das mit Abstand wichtigste Mittel zur Suche nach neuen Mitarbeitern. Das Münchner Ifo-Institut hatte zusammen mit dem Personaldienstleister Randstad rund 1000 Personalchefs befragt. Ergebnis: «84 Prozent nutzen die klassische Stellenanzeige.» Mit Abstand folgt die Arbeitsagentur, der 44 Prozent der befragten Personalleiter eine mittlere bis hohe Bedeutung beimessen.
Stellenanzeige wichtigstes Mittel zur Personalsuche
Bild: dpa

In der internen Stellenausschreibung sehen 40 Prozent eine mittlere bis hohe Bedeutung. Ein Drittel nutze sie überhaupt nicht, teilte das Ifo-Institut am gestrigen Donnerstag (14. August) mit. Den Dienst einer Personalvermittlung nehmen vor allem Industrieunternehmen sowie große Firmen in Anspruch. Für 71 Prozent der Befragten hat sie keine oder nur geringe Bedeutung. Auch die aktive Suche und Ansprache möglicher Kandidatinnen und Kandidaten scheint noch nicht stark verbreitet zu sein: Für 62 Prozent der Unternehmen spielt das keine oder nur eine geringe Rolle. Genutzt wird dieser Weg laut Umfrage eher in großen Firmen.

Dabei werden Empfehlungen von Mitarbeitern höher bewertet als Social-Media-Kanäle wie Facebook, TikTok oder Instagram. «Die sozialen Medien sind für den Handel relevanter als für andere Wirtschaftsbereiche», sagte Ifo-Expertin Johanna Garnitz. Karriereplattformen wie Xing oder Linkedin messen nur 13 Prozent der Personalleiter hohe Bedeutung für die aktive Ansprache möglicher Mitarbeiter bei. In ähnlichem Umfang wie Karrierenetzwerke werden Kooperationen mit Schulen und Hochschulen gepflegt, vor allem von Industrieunternehmen. Karrieremessen sind für knapp ein Fünftel der befragten Unternehmen bedeutend.

(Text: dpa)

Große regionale Unterschiede beim verfügbaren Einkommen

Die regionalen Einkommensunterschiede in Deutschland sind nach wie vor erheblich. Das geht aus einer aktuellen Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervor.
Große regionale Unterschiede beim verfügbaren Einkommen
Bild: dpa-tmn

Der Studie zufolge war beim Einkommensvergleich unter allen 401 deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten zuletzt Heilbronn der Spitzenreiter - mit einem durchschnittlichen verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen von 42 275 Euro. Auf Platz zwei folgte der Landkreis Starnberg mit 38 509 Euro. Zum Vergleich: Bei den Schlusslichtern Gelsenkirchen und Duisburg lag das Pro-Kopf-Einkommen mit 17 015 Euro beziehungsweise 17 741 Euro nicht einmal halb so hoch. Im Schnitt lag das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen bundesweit der Studie zufolge bei 23 706 Euro.

Bei ihrer Untersuchung stützten sich die WSI-Experten auf die aktuellsten verfügbaren Daten aus der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der Länder für 2019.

Ein Ergebnis: Das Einkommensgefälle von West nach Ost ist mehr als drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung nicht verschwunden. So gibt es laut WSI in den neuen Ländern mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark (24 127 Euro) nur einen Kreis, in dem das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen den Durchschnitt für die Bundesrepublik von 23 706 Euro überschreitet.

In den alten Ländern bestehe zudem ein Nord-Süd-Gefälle. Im Durchschnitt liege das Pro-Kopf-Einkommen in Bayern und Baden-Württemberg etwa 2600 Euro höher als im übrigen Westdeutschland, berichteten die Forscher.

Insbesondere in einigen kleineren Städten oder ländlichen Gebieten mit sehr hohen Einkommen werde das Durchschnittseinkommen außerdem durch eine überschaubare Zahl sehr reicher Haushalte spürbar beeinflusst, betonten die Wissenschaftler. So sei die Spitzenposition von Heilbronn im Einkommensranking wohl nicht zuletzt auf den in der Region ansässigen Eigentümer einer großen deutsche Discounter-Kette und seine Stiftungen zurückzuführen.

Die Auswirkungen der Unterschiede beim verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen werden laut WSI allerdings durch staatliche Umverteilung mithilfe von Steuern und Sozialleistungen etwas verringert. «Die Analyse zeigt, dass das System staatlicher Abgaben und Transfers, zu denen etwa Kindergeld, Arbeitslosengeld oder Rentenzahlungen zählen, einen erheblichen Beitrag zur Angleichung der Einkommen in der Bundesrepublik leistet», betonten die WSI-Forscher. Dies trage auch dazu bei, dass die Lebensverhältnisse in Deutschland regional nicht noch deutlich weiter auseinandergingen.

Außerdem trägt das regional unterschiedliche Preisniveau der Studie zufolge unter dem Strich ebenfalls zu einer gewissen Angleichung der Einkommen bei. Regionen mit hohem Einkommen hätten tendenziell auch höhere Mieten und sonstige Preise. «Die Leute haben dann zwar mehr Geld im Portemonnaie, können sich aber nicht in gleichem Maße mehr leisten», erklärt WSI-Wissenschaftler Toralf Pusch.

Unter dem verfügbaren Einkommen verstehen die Wissenschaftler das Primäreinkommen, als die Summe der Einkommen aus Vermögen und Erwerbstätigkeit, minus Sozialbeiträge, Einkommensteuern, Vermögensteuern und sonstige direkte Abgaben. Dazu rechnen sie Sozialleistungen und sonstige öffentliche Transfers. Zudem werden etwa Leistungen wie Kfz- oder Haftpflichtversicherungen hinzu gezählt. Im Ergebnis steht das am Wohnort verfügbare Einkommen der privaten Haushalte, das für Konsum verwendet oder gespart werden kann. Schließlich wurde das verfügbare Einkommen durch die Gesamtbevölkerung dividiert, um das Pro-Kopf-Einkommen zu erhalten.

(Text: dpa)

Fresenius-Pläne zum Teilverkauf der Helios-Kliniken

Angesichts der Pläne des Gesundheitskonzerns Fresenius, einen Teil des Klinikbetreibers Helios zu verkaufen, kritisiert ver.di die fortgesetzte Ökonomisierung im Gesundheitswesen. „Pflege und Gesundheit sind zum Spielball kurzfristiger Gewinninteressen geworden. Die politisch Verantwortlichen müssen dem endlich einen Riegel vorschieben“, erklärte Sylvia Bühler, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand.
Fresenius-Pläne zum Teilverkauf der Helios-Kliniken
Bild: dpa

Laut Medienberichten will der in Bad Homburg ansässige Fresenius-Konzern 20 Prozent seiner Krankenhaussparte Helios verkaufen. Als Interessenten werden vor allem Private Equity und Infrastrukturfonds gehandelt. Die Überlegungen seien in einem frühen Stadium, Entscheidungen noch nicht getroffen, heißt es.

„Private-Equity-Investoren, die allein auf kurzfristige Gewinnmaximierung aus sind, spielen im Gesundheitswesen eine immer größere Rolle. Das gefährdet die Versorgungqualität und setzt die Beschäftigten immer weiter unter Druck“, mahnte Bühler. „Gerade auch in den beiden Jahren der Corona-Pandemie haben die Beschäftigten von Helios alles gegeben, um die Patientenversorgung zu gewährleisten. Jetzt aus den Medien zu erfahren, dass ein erheblicher Anteil von Helios verkauft werden soll, ist beschämend.“ Bereits in den vergangenen Monaten habe die Fresenius-Spitze – mitten in der Corona-Pandemie – sowohl in Deutschland als auch international versucht, die Kosten zulasten der Beschäftigten zu drücken, zugleich aber seine Dividendenzahlung an die Anteilseigner erneut angehoben. „Die Gesundheitsversorgung darf nicht an Aktienkursen und den Interessen von Spekulanten ausgerichtet sein. Die Belange der Patientinnen und Patienten sowie der Beschäftigten müssen stets im Vordergrund stehen“, betonte Bühler. Die Gesundheitsleistungen würden durch Sozialbeiträge und Steuern finanziert, dem System dürfe nicht länger systematisch Geld entzogen werden.

Die Gewerkschafterin forderte die Fresenius-Spitze auf, schnellstens Klarheit über die Konzernstrategie und die konkreten Folgen für Beschäftigung und Standorte zu schaffen. „Die Beschäftigten, die in den Helios-Kliniken jeden Tag unter schwierigen Bedingungen die Versorgung aufrechterhalten, fordern Transparenz und Sicherheit. Der Erhalt der Standorte und Arbeitsplätze sowie die Einhaltung aller Tarifverträge muss in jeder Konstellation dauerhaft gewährleistet sein.“ An die Bundesregierung appellierte Bühler, klare Regeln gegen die Gewinnorientierung im Gesundheitswesen zu beschließen. Ein wichtiger Schritt sei die Schaffung bedarfsgerechter Personalstandards, die für alle Einrichtungen unabhängig von der Trägerschaft verbindlich sind. „SPD, Grüne und FDP haben im Koalitionsvertrag versprochen, die PPR 2.0, die bedarfsgerechte Personalbemessung für die Krankenhauspflege, kurzfristig einzuführen. Die Koalition muss jetzt liefern.“

(Text: ver.di)

Erste Tarifverhandlungsrunde für 2022 ohne Ergebnis

In der ersten Tarifverhandlungsrunde für die bundesweit rund 50.000 Tarifbeschäftigten, Auszubildenden und dual Studierenden bei der Deutschen Telekom haben die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und die Arbeitgeber kein Ergebnis erzielt.
Erste Tarifverhandlungsrunde für 2022 ohne Ergebnis
Bild: dpa

„Die Deutschen Telekom ist wirtschaftlich stark, das hat sich auf der Hauptversammlung des Konzerns erneut gezeigt. Die Beschäftigten haben zu diesem Erfolg maßgeblich beigetragen, und sie fordern zurecht Anerkennung und Teilhabe“, sagte ver.di-Verhandlungsführer Frank Sauerland nach der ersten Runde. Oberstes Ziel der Tarifrunde sei es, angesichts der aktuell steigenden Lebenshaltungskosten die Reallöhne der Beschäftigten zu stärken.

Die Deutsche Telekom sei besonders gut durch die Zeit der Pandemie gekommen, so Sauerland weiter. „Deshalb muss der Konzern auch eine besondere Verantwortung übernehmen.“ Dies gelte auch mit Blick auf die Zahl der Ausbildungs- und Studienplätze. Zu diesem Thema gebe es parallel dringenden Gesprächsbedarf.

In der laufenden Tarifrunde fordert ver.di eine tabellenwirksame Entgelterhöhung und Erhöhung der individuellen Entgelte um sechs Prozent, zudem eine Komponente zur Steigerung der Einkommensgerechtigkeit, bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten. Zudem sollen die Vergütungen für Auszubildende und für Studierende in dualen Studiengängen überproportional um 80 Euro pro Monat steigen.

Die nächste Tarifverhandlungsrunde ist für den 27. April 2022 geplant.

(Text: ver.di)

Die Meeting-Plage

Manager und Mitarbeiter verbringen einen steigenden Teil ihrer Arbeitszeit in Besprechungen - mit potenziell schädlichen Folgen für Unternehmen und Motivation der Belegschaft. Wissenschaftler und Unternehmensberater gehen davon aus, dass die Corona-Pandemie in vielen Unternehmen den Langfristtrend einer stetig wachsenden Zahl von Meetings befördert hat. Der von ineffizienten Besprechungen verursachte Schaden kann demnach weit über die reine Zeitverschwendung hinausgehen.
Die Meeting-Plage
Bild: Monique Wüstenhagen/dpa-tmn

«Die Frequenz von Meetings hat in den letzten Jahren stetig zugenommen, auch als Folge der zunehmenden organisationalen Komplexität», sagt Nale Lehmann-Willenbrock, Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Hamburg.

Dass Besprechungen notwendig und sinnvoll sind, steht außer Frage: «Sie werden zum Beispiel immer dann gebraucht, wenn gemeinsam Probleme gelöst, Prozesse abgestimmt oder neu angepasst werden müssen oder wenn auf Krisen reagiert werden muss», sagt die Wissenschaftlerin. «Letzteres trifft natürlich auch auf die Corona-Pandemie zu.» Durch die vermehrte Arbeit im Home-Office habe insbesondere die Anzahl kürzerer Meetings und Eins-zu-Eins-Meetings zugenommen - mangels anderer Interaktionsmöglichkeiten.

«Es gibt ein paar Trends, die dazu geführt haben, dass Meetings während der Corona-Krise ineffizient wurden», sagt Philipp Kolo, Personalexperte bei der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG). «Mehr Leute in einem Meeting zuzuschalten, ist in einer Videokonferenz sehr einfach. Das hat Vorteile, es bedarf aber auch einer sehr viel höheren Stringenz im Meetingmanagement.» Häufige Klagen: eine zu große Teilnehmerschar, überflüssige Wortmeldungen, mangelnde Struktur.

«Es gibt Führungskräfte, die verbringen 80 bis 90 Prozent ihrer Arbeitszeit in Meetings», sagt Kolo. «Das ist nicht effizient, denn sie sollen ja auch inhaltlich arbeiten und brauchen Zeit für ihre Teams.»

Ein mehr oder minder offenes Geheimnis in vielen Unternehmen ist zudem, dass firmeninterne Politik, Macht- und Kompetenzgerangel eine mindestens ebenso große Rolle spielen wie das eigentliche Thema der Besprechungen.

«Eine Führungskraft muss nicht den gesamten Stab an Mitarbeitern in ein Meeting mitschleppen, denn entweder kann die Führungskraft eine Entscheidung selbst treffen, oder die Entscheidung einem Mitarbeiter übertragen», sagt Kolo. «Das ist auch ein Absicherungsthema in vielen Unternehmen. Je mehr Teilnehmer ein Meeting hat, desto weiter werden die Verantwortlichkeiten verteilt.»

Die exakten Folgekosten zu berechnen, ist naturgemäß schwierig. Doch dass ineffiziente Meetings teuer sind, ist unbestritten: «Die Schätzungen zu verschwendeten Kosten durch ineffektive Meetings schwanken etwas in der Literatur, sind aber ein in der Forschung anerkanntes und weitreichendes Problem», sagt Professorin Lehmann-Willenbrock.

Es sind keineswegs nur einfache Angestellte, die Meetings als Qual empfinden, sondern auch deren Chefs. 2017 veröffentlichten die drei US-Wissenschaftlerinnen Leslie Perlow, Constance Hadley und Eunice Eun im Fachorgan «Harvard Business Review» ihren Aufsatz «Stop the Meeting Madness»: 65 Prozent der 182 befragten leitenden Manager klagten, dass Besprechungen sie von der Arbeit abhielten.

«Der mangelnde Return on Investment bei Meetings betrifft insbesondere Führungskräfte, da diese besonders viel Arbeitszeit in unterschiedlichen Meetings verbringen und gleichzeitig höhere Personalkosten erzeugen», sagt Professorin Lehmann-Willenbrock. «"Schwafelige" Meetings sind aber auch schädlich für die das psychologische Wohlbefinden und das Engagement der einzelnen Mitarbeitenden, wie wir in unserer Forschung zeigen konnten.»

BCG-Personalexperte Kolo meint: «Wichtig ist die Strukturierung des Meetings, die Reduzierung der Teilnehmerzahl, und die Begrenzung der Zeit. Und: Dass ganz klar ist, was jeder Teilnehmer beitragen kann und soll.» Am Ende des Meetings sollten die To Dos festgelegt sein, inklusive Verantwortlichkeiten und Zeitplan.

Der Berater verweist auf die großen US-Techkonzerne, in der Unternehmenswelt bekannt für ihre straffen Vorgaben. Ein Beispiel sind die bei Amazon üblichen «Two Pizza Teams». Eine Arbeitsgruppe samt ihrer Meetings soll nicht mehr Mitglieder haben, als von zwei Pizzen satt werden. «Denn bei mehr als zehn Personen verliert erfahrungsgemäß der Planungsprozess an Effektivität, Qualität und Produktivität», sagt eine Sprecherin von Amazon Deutschland.

Ein Amazon-Meeting dauert demnach in der Regel zwischen 45 und 60 Minuten, die Zeit soll exakt eingehalten werden. Auftakt ist das gemeinsame Lesen eines zuvor vorbereiteten maximal sechsseitigen Dokuments, damit alle auf dem gleichen Stand sind.

Die gute Nachricht für verzweifelte Vorstandsetagen: Mitunter genügen auch ganz einfache Schritte, um Meeting-Wildwuchs in mittlerem Management und Belegschaft zu bekämpfen: «Manche Unternehmen räumen die Stühle aus ihren Meetingräumen und stellen Stehtische hinein», sagt BCG-Berater Kolo. «Dann gibt es keine Meetings mehr, in denen die Leute sitzen, Kaffee trinken und Kekse essen.»

(Text: Carsten Hoefer, dpa)

Coca-Cola gibt Automatengeschäft auf und spart Stellen ein

Der Getränkehersteller Coca-Cola will Stellen abbauen. Die Deutschland-Tochter des Konzerns teilte am Dienstag (5. April) in Berlin mit, dass hierzulande insgesamt 410 Stellen wegfallen sollen. Die Firma plant, den Standort in Hamm (NRW) zum Jahresende vollständig aufzugeben. Dort sind derzeit 82 Beschäftigte tätig, gut die Hälfte der Stellen soll gestrichen werden. Die andere Hälfte - etwa Verkaufsberater und andere Außendienstler - bleibt planmäßig in der Region, ihre Stellen werden aber anderen Standorten zugeordnet.
Coca-Cola gibt Automatengeschäft auf und spart Stellen ein
Bild: dpa

In Urbach in Baden-Württemberg soll der Werkstattbereich Ende Februar 2023 eingestellt bleiben, fünf Stellen fallen weg. Die dortige Logistik und andere Bereiche bleiben bestehen. Das Reparaturgeschäft sei schon seit einigen Jahren rückläufig, begründete die Firma ihren Schritt. Beim Großteil der geplanten Jobkürzungen geht es um Automatenbefüller und Servicetechniker, die derzeit im ganzen Bundesgebiet tätig sind und bestimmten Standorten organisatorisch zugeordnet sind.

Bisher ist Coca-Cola in Deutschland auch im Automatengeschäft tätig - die Firma befüllt Getränke- und Snack-Automaten und übernimmt auch Wartung und Reparatur. Dieses Geschäft will die Firma nicht mehr selbst machen, sondern an externe Dienstleister übergeben. Den Arbeitsplatzabbau will Coca-Cola nach eigenen Angaben «so sozialverträglich wie möglich auf Basis unseres neuen Tarifvertrags» gestalten.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) zeigte sich enttäuscht. «Das ist für die Beschäftigten bei Coca-Cola ein trauriger Tag in schwierigen Zeiten», sagte Gewerkschafter Freddy Adjan. «Gemeinsam mit den Betriebsräten werden wir daran arbeiten, Alternativvorschläge vorzulegen und sozial verträgliche Lösungen zu gestalten, um die Auswirkungen dieser drastischen Pläne abzumildern.»

(Text: dpa)

BER-Chefin: Personaldecke ausreichend aber nicht komfortabel

Der Hauptstadtflughafen BER kämpft über die verkehrsreichen Osterferien mit einer äußerst dünnen Personaldecke bei den am Ablauf beteiligten Unternehmen. «Grundsätzlich ist die Personaldecke bei vielen Partnern zum Osterreiseverkehr ausreichend, aber nicht komfortabel», sagte BER-Chefin Aletta von Massenbach der Deutschen Presse-Agentur.
BER-Chefin: Personaldecke ausreichend aber nicht komfortabel
Bild: ZB-dpa

«Das war zum Jahresbeginn von Januar bis März noch in Ordnung. Aber für diese Spitzen, die wir jetzt erwarten, kann an neuralgischen Punkten des Flughafens wie bei den Bodenverkehrsdiensten und bei der Sicherheit der Puffer beim Personal fehlen.» Vor allem unvorhergesehene Corona-Erkrankungen könnten dann zum Problem werden. Die Folge: Längere Wartezeiten sind erneut nicht auszuschließen.
Gleichwohl wüssten alle Partner um ihre Rollen und Aufgaben. «Gemeinsam bereiten wir uns mit Hochdruck auf den Ferienverkehr vor», betonte von Massenbach. Rund eine Million Fluggäste erwarten die BER-Betreiber während der gut zweiwöchigen Osterferien. Die verkehrsreichsten Tage seien dabei dieser Freitag (8. April) sowie der Sonntag vor Schulbeginn am 24. April. An beiden Tagen rechnet der Flughafen mit jeweils rund 70 000 Passagieren. Für die übrigen Ferientage gehen die Betreiber von 50 000 bis 65 000 Reisenden am Tag aus. Einen Knackpunkt bilden laut von Massenbach die Sicherheitskontrollen. Hier sei mit den zuständigen Unternehmen in den vergangenen Wochen intensiv die geplante Besetzung abgestimmt worden. Etwas Abhilfe könnte das neue Terminal 2 schaffen, das vor wenigen Wochen eröffnet wurde. Hier sei die technische Ausstattung der Sicherheitsspuren auf einem neueren Stand; mehr Menschen könnten mit weniger Personal in der gleichen Zeit kontrolliert werden. Ein weiterer Engpass seien die Bodendienstleister, die sich etwa um das Ein- und Ausladen des Gepäcks kümmerten. «Viele Menschen haben die Unternehmen am BER während des Umzugs und aufgrund der Pandemie verlassen. Neue zu rekrutieren ist eine Herausforderung», sagte die Flughafenchefin. Mit Blick auf die Wochen nach Ostern dürfte die Situation angesichts weiter steigender Passagierzahlen kaum einfacher werden. «Wir alle haben den Sommerflugplan vor Augen. Alle Partner am Flughafen wissen, für diese Reisezeit brauchen wir noch mehr Personal und alle sind gegenwärtig dabei, zu rekrutieren sowie die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzuarbeiten.» Gleichwohl seien mehr Reisende für den wirtschaftlich angeschlagenen Flughafen auch eine gute Nachricht: «Wir freuen uns auf die Passagiere und letztendlich darauf, dass es eine gewisse Normalisierung gibt», sagte von Massenbach.

(Text: dpa)

Personalengpässe bei Fraport - Airlines streichen einzelne Flüge

Vereinzelte Flugausfälle und längere Wartezeiten am Frankfurter Flughafen: Urlauber müssen sich in der Osterreisewelle wegen Personalmangels beim Flughafenbetreiber Fraport auf Engpässe einstellen. Fraport-Manager Alexander Laukenmann sagte am gestrigen Donnerstag 7.April), man ergreife zusammen mit den Fluggesellschaften und Dienstleistern verschiedene Maßnahmen.
Personalengpässe bei Fraport - Airlines streichen einzelne Flüge
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Dabei gehe es auch um die Frage, ob Zubringer-Flüge beispielsweise auf den Zug verlagert werden könnten. «Wir haben ja eine sehr gute Partnerschaft am Flughafen Frankfurt und wir schaffen es dadurch, den Verkehrsansturm, den wir erwarten und auf den wir uns freuen, bestmöglich auszutarieren.»

Zu der Zahl möglicherweise betroffener Verbindungen machte Laukenmann keine Angaben. Man sei in Diskussionen mit den Airlines. Es gehe darum, bestimmte Flüge im Vorhinein zu streichen, bei denen das ohne große Nachteile für die Passagiere möglich sei und ihnen deutlich vor Reisebeginn alternative Möglichkeiten anzubieten.

Eine Lufthansa-Sprecherin sagte, es handele sich vorwiegend um vereinzelte Zubringerflüge im Inland. «Wir versuchen, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten und die Gäste auf die Bahn umzubuchen.» In vielen Bundesländern, darunter Hessen, Bayern und Nordrhein-Westfalen, beginnen Ende der Woche die Osterferien.

Der Flughafenbetreiber erwartet in der Osterreisewelle bis zu 170 000 Reisende täglich am größten deutschen Airport. Jeden Tag würden etwa 1100 Flugzeuge in Frankfurt starten und landen. Damit nähert sich die Zahl dem Niveau der Zeit vor der Corona-Krise an.

Längere Wartezeiten kann es den Angaben zufolge insbesondere bei den Sicherheitskontrollen und bei der Gepäckausgabe bei der Rückkehr geben. Fraport rechnet insbesondere am späten Vormittag und in den frühen Nachmittagsstunden mit starken Aufkommensspitzen.

Der Flughafenbetreiber trat in der Corona-Krise, in der die Passagierzahlen einbrachen, auf die Kostenbremse und baute Stellen ab. Teilweise wanderten von Kurzarbeit betroffene Beschäftigte auch in andere Branchen ab. Die Suche nach neuem Personal sei nicht einfach, weil der Arbeitsmarkt in Deutschland, aber auch in Europa relativ leer gefegt sei, berichtete Laukenmann. «Das bedeutet, wir sind mit einem etwas zeitlichen Verzug bei dem Aufbau des notwendigen qualifizierten Personals zur Bewältigung dieser Reisespitzen, die jetzt auftreten», sagte der Fraport-Geschäftsbereichsleiter Aviation. Das Unternehmen will im operativen Bereich in diesem Jahr rund 1000 neue Kräfte einstellen.

Der Flughafenverband ADV rechnete zuletzt insgesamt zu Ostern mit 65 bis 75 Prozent des Verkehrsaufkommens aus der Zeit vor der Corona-Pandemie. «Die Herausforderung wird sein, dass die Flüge nicht gleichmäßig über den Tag verteilt sind. Es gibt erhebliche Spitzenzeiten, teilweise mit mehr Flügen als vor Corona», sagte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel jüngst. «Alle Flughäfen befinden sich in intensiven Gesprächen mit den an der Abfertigung beteiligten Dienstleistern.»

Fraport empfiehlt Urlaubern aktuell, spätestens zweieinhalb Stunden vor Abflug im Terminal zu sein. Soweit möglich sollten Reisende online einchecken und das Gepäck bereits am Vorabend aufgeben. Passagiere sollten die Reise sorgfältig vorbereiten, um Nachkontrollen des Gepäcks am Flughafen zu vermeiden.

(Text: dpa)

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