Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier dazu: „Auch dank unserem dualen System haben wir eine so geringe Jugendarbeitslosigkeit wie kein anderes Land der EU. Gute Auszubildende können schon mit 18 oder 19 Jahren vollwertiger Kaufmann, Geselle oder Facharbeiterin sein und sind vielen um Jahre voraus. Wer jung den Schritt in die Berufsausbildung wagt, kommt früh beruflich voran. Nach den langen Corona-Monaten kommt nun wieder Schwung in den Ausbildungsmarkt. Das ist gut so, denn die Auszubildenden von heute sind die Fachkräfte von morgen. Sie sind der größte Standortvorteil, den wir in Deutschland haben. Aber die Berufsausbildung kann nur deshalb so erfolgreich sein, weil sich Tag für Tag Tausende Menschen dafür engagieren: In den Berufsschulen genauso wie in den ausbildenden Betrieben. Ihnen möchte ich für ihr Engagement herzlich danken.“
Um die duale Berufsausbildung stärker ins Bewusstsein zu rücken, hatte das Bundeswirtschaftsministerium gemeinsam mit den Partnern der Allianz für Aus- und Weiterbildung einen „Sommer der Berufsausbildung“ ins Leben gerufen. Zwischen Juni und Oktober 2021 wurden und werden in vielen Veranstaltungen auf Bundes-, Landes- und regionaler Ebene Informationen, Unterstützungsangebote rund um den geplanten Ausbildungsbeginn im Jahr 2021 präsentiert.
(Text: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie)
Bei den Ausbildungsvergütungen für die westlichen Bundesländer gibt es für jedes Lehrjahr jeweils 30 Euro mehr, am 1. Januar 2022 kommen für das dritte Ausbildungsjahr noch einmal 30 Euro hinzu. Im Osten steigen die Entgelte für die noch Lernenden deutlich kräftiger. "Das hätten wir früher haben können, wir hatten ja schon fast eine Einigung Ende des vergangenen Jahres auf dem jetzt erreichten Niveau erzielt. Aber der Fachverband Deutscher Floristen hatte im Dezember sein Angebot angeblich wegen Umsatzeinbrüchen verursacht durch die Pandemie wieder zurückgezogen", erklärt der Vizebundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Harald Schaum. "Aber sei’s drum, wir freuen uns, dass mit dem Abschluss von insgesamt fünf Prozent jetzt die Leistung der Beschäftigten gerade in der Corona-Zeit auch anerkannt wird. Sie haben sich das mehr als verdient". Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags endet am 30. Juni 2022.
Anlässlich der Überflutungskatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gibt es zu der Tarifeinigung eine Zusatzvereinbarung: Per freiwilliger Selbstverpflichtung soll jeder tarifgebundene Betrieb für jede Arbeitnehmerin und jeden Arbeitnehmer eine Spende in Höhe von 170 Euro für die Flutopfer leisten. Im Gegenzug hat die IG BAU auf eine Einmalzahlung für die "tariflose Zeit" – der vergangene Tarifvertrag endete bereits am 31. Dezember 2020 – verzichtet. "Wir, wie auch die Arbeitgeber, wollen uns mit dieser Aktion solidarisch mit den Geschädigten zeigen, wir drücken allen betroffenen Familien unser tiefstes Mitgefühl aus", sagt Schaum.
(Text: Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt)
Das Problem sei, dass das Verhältnis zwischen Leistungsempfängern und Einzahlern immer mehr aus dem Gleichgewicht gerate, wenn die Jahrgänge, die in den 60er Jahre geboren wurden, in Rente gingen. «Die entstehende Lücke müsste der Bund mit Steuermitteln wieder auffangen, doch das ist keine nachhaltig finanzierbare Lösung», sagte Dulger. «Klar ist: Wir kommen nicht um eine Diskussion über eine längere Lebensarbeitszeit herum.»
Die Politik müsse sich bei dem Thema Rente ehrlich machen, so Dulger. «Wir brauchen eine Rentenpolitik, die länger als bis zum nächsten Wahltermin blickt.» Die Rente enkelfest zu machen, sei eine Frage der Generationengerechtigkeit, sagte Dulger. «Denn ich möchte, dass auch meine Kinder noch eine auskömmliche Rente bekommen.» Nötig seien eine längerfristige Vorausschau und regelmäßige Berichte für alle Sozialversicherungsbeiträge. So solle das Thema breit in der Gesellschaft diskutiert werden.
Schon heute arbeiteten viele Menschen gerne länger als bis zum offiziellen Renteneintrittsalter. «Wir sollten mehr Anreize dafür setzen, bereits im heute bestehenden Rahmen länger zu arbeiten», sagte Dulger. «Es macht doch beispielsweise wenig Sinn, wenn jemand, der sich entschieden hat, länger zu arbeiten, weiter in die Arbeitslosenversicherung einzahlt, denn er kann ja gar nicht mehr arbeitslos werden.» Würde man Betroffenen diese Beiträge erlassen oder das Geld für die private Altersvorsorge einsetzen, dann wäre das ein echter Anreiz, meinte Dulger.
(Text: dpa)
Die Tochter eines italienischen Gastarbeiters sitzt jetzt seit einem Vierteljahr an zwei zentralen Schaltstellen der Macht im größten deutschen Unternehmen. Cavallo leitet die von der IG Metall geprägte, überall mitredende VW-Belegschaftsvertretung. Außerdem entscheidet die 46-jährige Bürokauffrau und Betriebswirtin im engsten Zirkel des Aufsichtsrats über die grundlegenden Fragen bei dem Autoriesen mit.
Beides scheint - gemessen an den früheren, gleichsam ritualisierten Konflikten mit dem Vorstand - fast geräuschlos zu laufen. Den lange anhaltenden Spekulationen um die Zukunft des Konzernchefs entzog das Kollegium der Kontrolleure gerade mit einem neuen Vertrag für Herbert Diess den Nährboden. Wer diesen und andere Beschlüsse mit Beteiligung Cavallos als Kuschelkurs interpretiert, sollte sich jedoch vorsehen.
«Ich finde mich schon darin wieder, wenn es heißt, ich wäre leiser, ginge kontroverse Themen oder Eskalationsphasen anders an», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. «Das ist sicherlich ein anderer Stil. Aber das heißt eben nicht, dass ich weniger durchsetzungsfähig wäre.» Wichtig sei es ihr, «immer vom Ziel her» zu denken. «Und mein Weg dorthin wird sicherlich an vielen Stellen mein ganz eigener sein.»
Der Vertrauensvorschuss für die Nachfolgerin des langjährigen Betriebsratsbosses Bernd Osterloh ist groß. Dieser wechselte zum 1. Mai als Personalvorstand zur VW-Nutzfahrzeug-Holding Traton, nach der Ablehnung vorheriger Angebote für viele überraschend. Cavallo hatte bereits vor Osterlohs Abgang großen Anteil am Tarifkompromiss, der im April nach fünf langen Verhandlungsrunden stand. Im Juni wurde sie zur Vorsitzenden des Weltkonzernbetriebsrats von VW gewählt - einstimmig. Sie arbeitete sich weiter ein, stellte sich bei Töchtern wie Skoda vor, will spätestens 2022 die Standorte in China besuchen.
In ihre ersten 100 Tage an der Spitze fielen schon einige wichtige Themen. So findet Cavallo die Entscheidung, nun die ostdeutschen VW-Beschäftigten schrittweise in den Haustarif mit 35-Stunden-Woche zu holen, «gesellschaftspolitisch überfällig». Für die Zeit nach Corona will sie die Flexibilität durch Homeoffice und mobile Arbeit mit dem Wunsch vieler Kolleginnen und Kollegen, sich wieder mehr persönlich auszutauschen, unter einen Hut bringen. In der Produktion seien ebenso abgestufte Schichtmodelle für «agile Fertigung» nötig.
Bei der Frauenförderung für Führungspositionen könne VW mehr tun. Das Problem sei nicht das Ziel, sondern die Umsetzung, so Cavallo: «Wir müssen schauen, dass geeigneter weiblicher Nachwuchs auch wirklich erkannt wird.» Bisher findet sich mit Hiltrud Werner nur eine Frau im achtköpfigen Konzernvorstand. Gleichzeitig tut sich Volkswagen schwer damit, endlich die Wunsch-Vorständin für den aufgewerteten IT-Bereich zu finden. Man müsse den Frauenanteil indes «auch von den unteren Ebenen her» entwickeln, betont Cavallo. «Da müssen wir dranbleiben.»
Diess freut sich auf die Zusammenarbeit - in Anbetracht früherer Betriebrats-Hakeleien fast ungewöhnlich. Er finde es «sehr positiv, was Daniela Cavallo in ihren ersten 100 Tagen schon eingeleitet hat», sagte der Vorstandschef der dpa. Er sehe nun «eine Chance für einen anderen Umgangston miteinander, für eine bessere Dialogkultur. Sie wird jetzt sicherlich auch inhaltlich neue Schwerpunkte setzen. Das ist sehr vielversprechend und positiv für unser Unternehmen.»
Die Vorbereitungen für die Investitionsrunde im Herbst laufen schon - ein Termin, zu dem Fabriken in aller Welt Begehrlichkeiten anmelden. In die neue Strategie mit noch mehr E-Mobilität und Digitalisierung, die Diess kürzlich vorstellte, war Cavallo eingebunden. Aber wo soll etwa das geplante zweite Batteriezellwerk in Deutschland entstehen?
«Uns ist klar, dass die Bedingungen stimmen müssen», sagte sie nach der Bekanntgabe der Pläne. «Daher erwarten wir, dass der Vorstand die Arbeit an den nötigen Voraussetzungen für einen weiteren Standort mit Nachdruck vorantreibt, um auch die zweite Giga-Fabrik ins Ziel zu bringen.» Diess will sich noch nicht in die Karten schauen lassen, er erwartet generell einen «interessanten Wettbewerb um die Standorte».
In der Vergütung hoher Betriebsratsmitglieder will Cavallo sich derweil für mehr Transparenz einsetzen - und gab ihr eigenes Jahresgehalt, Boni außen vor gelassen, unverblümt mit gut 100 000 Euro an. Bei einigen der übrigen Kontrolleure wird diese Art des nicht allzu lauten, aber verbindlichen Auftretens geschätzt.
Ähnlich denken manche in der Belegschaft: VW könnte etwas weniger Draufgängertum durchaus gut tun. Bei Osterloh hatten Beobachter mitunter den Eindruck, es gehe in den Duellen mit «Onkel Herbert» (Diess) teils um Profilierung - Streit in der Sache, gewiss, allerdings mit Tendenz zur Seifenoper, wie die «Süddeutsche Zeitung» einmal befand. Wobei freilich auch Diess eine gewisse Neigung zur Provokation nicht abgesprochen werden sollte. 2020 schaukelte sich der Schlagabtausch derart hoch, dass er Aufsichtsräten strafbares Verhalten vorwarf.
Cavallo formuliert es diplomatisch: «Ich warne davor, die Dinge zu stark zu personalisieren - egal, ob nun an der Spitze von Betriebsrat oder Unternehmen. Das erschwert den nötigen Blick auf die Komplexität der Themen.» Zu ihrem Vorgänger meint sie: «Wir sind grundverschieden in unserer Persönlichkeit. Aber eben nicht in unseren inhaltlichen Ansichten, Überzeugungen und Zielen dazu, was gute Betriebsratsarbeit im Sinne der Beschäftigten ausmacht.»
Sieht sie Prinzipien in Gefahr, mischt sich Cavallo nicht minder offensiv ein. Auch außerhalb von Volkswagen. Als der Schiffbauer Meyer-Werft eine interne Abstimmung zum Jobabbau vorbei am eigenen Betriebsrat machte, schrieben sie und andere Gewerkschafter Anfang Juni wütende Briefe nach Papenburg. Was dort passiere, sei ein «Angriff auf die Sozialpartnerschaft» und eine «Vergiftung der Lage».
Wie Osterloh will Cavallo breit mitdiskutieren. Die Umbrüche in der Autobranche müssten als «sozialer Sprengstoff» stärker thematisiert werden, sagte sie der «Zeit»: «Es wird wenig darüber gesprochen, wie wir die Arbeitsplätze erhalten. Das verunsichert die Beschäftigten. (...) Wir alle - im Betriebsrat, im Management und in der Politik - müssen dafür sorgen, dass dieser Wandel nicht nach hinten losgeht.»
(Text: Jan Petermann, dpa)
Der Unternehmenswert wird in der Mitteilung mit 325 Millionen Euro beziffert. Der Mittelzufluss für Thyssenkrupp dürfte in vergleichbarer Höhe liegen. Der Verkauf steht unter dem Vorbehalt fusionskontrollrechtlicher Genehmigungen. Den Vollzug der Transaktion erwartet Thyssenkrupp innerhalb der nächsten 12 Monate.
«Der erfolgreiche Verkauf des Mining-Geschäfts zeigt: Wir treiben den Umbau von Thyssenkrupp mit Hochdruck weiter voran und erzielen dabei Schritt für Schritt wichtige Ergebnisse. Noch sind wir allerdings nicht am Ziel», sagte Konzernchefin Martina Merz.
Die Managerin hatte dem kriselnden Traditionskonzern eine Schrumpfkur verordnet. Unternehmensteile, die verkauft oder eingestellt werden sollen, wurden in einem neuen Unternehmenssegment mit der Bezeichnung «Multi Tracks» zusammengefasst, in dem rund 18 700 Mitarbeiter arbeiten und das etwa 5,5 Milliarden Euro umsetzt.
Auch bei der Trennung von anderen Konzernteilen macht Thyssenkrupp nach eigenen Angaben Fortschritte. So sei man beim Edelstahlwerk im italienischen Terni in Gesprächen mit mehreren Kaufinteressenten. Im Geschäftsfeld Tief- und Ingenieurbau befinde sich der Verkaufsprozess in einem fortgeschrittenen Stadium. Das Geschäft mit Grobblechen sowie der Bereich Carbon Components, der unter Carbonfelgen für Auto- und Motorradhersteller herstellt, werden dagegen geschlossen.
FLSmith gehört laut Thyssenkrupp zu den weltweit führenden Anbietern von Technologien für die Bergbau- und Zementindustrie. Die Dänen hätten eine überzeugende Geschäftsstrategie. «Unsere Mitarbeitenden erhalten eine attraktive Perspektive. Das war uns bei den Verkaufsverhandlungen äußerst wichtig», sagte Merz.
(Text: dpa)
Erstmals seit einem Jahrzehnt wird der Anstieg der Tariflöhne 2021 voraussichtlich nicht ausreichen, um die allgemeine Preissteigerung auszugleichen. Ursache dafür sind vor allem die Auswirkungen der Corona-Krise, wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung am Donnerstag (29. Juli) in einer Zwischenbilanz der Tarifrunde berichtete.
Nach den im ersten Halbjahr und in den Vorjahren für 2021 abgeschlossenen Tarifverträgen werden die Tariflöhne in diesem Jahr laut WSI um 1,6 Prozent steigen. Angesichts der zuletzt deutlich gestiegenen Inflationsrate werde die reale Tariflohnentwicklung mit einem Minus von 0,2 Prozent leicht negativ ausfallen. In den letzten 20 Jahren habe es das nur drei Mal gegeben: 2006, 2007 und 2011.
In den Jahren 2018 und 2019 waren die Tariflöhne mit Zuwächsen von 3,0 und 2,9 Prozent noch relativ kräftig gestiegen. Doch seit dem Frühjahr 2020 stünden die Tarifauseinandersetzungen «ganz im Zeichen der Corona-Krise», sagte der Leiter des WSI-Tarifarchivs Thorsten Schulten. Schon im Jahr 2020 stiegen die Tariflöhne nur um 2,0 Prozent und der Abwärtstrend habe sich 2021 weiter fortgesetzt, so dass in diesem Jahr nur noch ein Plus von 1,6 Prozent in Sicht sei.
Dabei wurde der Abwärtstrend noch durch die bereits in den vergangenen Jahren für 2021 abgeschlossenen Tarifverträge abgemildert. Bei den im 1. Halbjahr 2021 neu abgeschlossenen Tarifverträgen lagen die Lohnsteigerungen sogar nur bei durchschnittlich 1,1 Prozent.
Tarifexperte Schulten hofft allerdings, dass bei den noch laufenden beziehungsweise noch bevorstehenden Tarifverhandlungen etwa im Einzelhandel oder im Öffentlichen Dienst der Länder noch Luft nach oben ist, was die Abschlüsse angeht. Schließlich seien dies Branchen, in denen die Corona-Pandemie den Beschäftigen ganz besondere Leistungen abverlangt habe. «Es ist deshalb gut möglich, dass am Ende des Jahres die vorgelegte Zwischenbilanz für 2021 noch etwas nach oben korrigiert werden kann», meinte er.
(Text: dpa)
Die Arbeitslosenquote sank auf 5,6 Prozent. Es ist nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit der erste Rückgang der Arbeitslosigkeit in einem Juli seit 2006. Erfasst wurden für die Statistik Daten, die bis zum 13. Juli eingegangen waren.
«Die Lage am Arbeitsmarkt verbessert sich weiter. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind trotz Beginn der Sommerpause weiter kräftig gesunken», sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur, Detlef Scheele. «Das Wachstum der Beschäftigung hält an. Die Unternehmen suchen vermehrt nach neuem Personal.»
Allerdings gingen die Anzeigen für Kurzarbeit wieder leicht nach oben. Kurzarbeit wurde in der Hochphase der Corona-Pandemie als Mittel zur Überbrückung auf dem Arbeitsmarkt stark in Anspruch genommen, um Personal nicht entlassen zu müssen. Zwischen dem 1. und dem 25. Juli gingen bei der Bundesagentur Anzeigen für Kurzarbeit für 75 000 Personen ein. Einen Monat zuvor waren es noch 59 000. Dies kann auch damit zusammenhängen, dass Industriebetriebe derzeit wegen Lieferengpässen bei Rohmaterialen ihre Werke herunterfahren müssen.
Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme von Kurzarbeit stehen bis Mai 2021 zur Verfügung. Demnach hatten im Mai 2,23 Millionen Menschen Kurzarbeitergeld bezogen. Im April 2021 waren es noch 2,34 Millionen. Auf dem Höhepunkt des ersten Corona-Lockdowns musste die Bundesagentur im April 2020 für fast sechs Millionen Menschen Kurzarbeitergeld zahlen.
(Text: dpa)
Geklagt hatte ein Arbeitnehmer, der im Mai 2020 wegen Kopf- und Magenschmerzen zum Arzt gegangen war. Der stellte die Arbeitsunfähigkeit fest und meldete einen Covid-19-Test an das Gesundheitsamt. Die Behörden ordneten daraufhin Quarantäne an. Der Arbeitgeber zog bei der nächsten Lohnabrechnung die schon geleistete Zahlung wieder ab und verrechnete sie mit einer niedrigeren Entschädigung, die das Infektionsschutzgesetz vorsieht. (Az.: 1 Ca 3196/20).
Das ist aber laut dem rechtskräftigen Urteil des Arbeitsgerichts vom 30. März 2021 nicht rechtens. Der Arzt habe den Arbeitnehmer krankgeschrieben. Das Infektionsschutzgesetz dagegen sieht einen Entschädigungsanspruch nicht für arbeitsunfähige Mitarbeiter vor, sondern für in Quarantäne geschickte Verdachtsfälle, durch die eine Ansteckung verhindert werden soll. Um so einen Fall aber sei es bei dem Streit nicht gegangen.
(Text: dpa)
Das Unternehmen betonte, es sei nicht beabsichtigt den Standort Bebra zu schließen. Bis 2025 werde die Belegschaft aber den Umsatzerwartungen im Bereich der Verbrenner-Technologien angepasst.
An der Schließung des Werkes Mühlhausen mit etwa 150 Beschäftigten hält das Unternehmen dagegen fest. Die Produktion wird aber erst Ende 2024 auslaufen, zwei Jahre später als ursprünglich geplant. Beide Seiten hätten einen Zukunftsdialog vereinbart, um Nachfolgeunternehmen am Standort in Mühlhausen anzusiedeln, erklärte die IG Metall.
Der geplante Personalabbau wurde demnach auf rund 200 Arbeitsplätze begrenzt. Ursprünglich wollte Vitesco am Standortverbund nahezu die Hälfte der knapp 1000 Stellen streichen. Der Abbau soll möglichst sozialverträglich unter anderem über Altersteilzeit erfolgen, wie beide Seiten mitteilten.
Jörg Köhlinger, Leiter der IG Metall Mitte, bedauerte, dass Vitesco nicht bereit sei, den Betriebsteil in Thüringen zu erhalten. «Ohne das Ergebnis beschönigen zu wollen, halte ich das erzielte Tarifpaket aber für einen vertretbaren Kompromiss, der den Abbau von Arbeitsplätzen sozialverträglich flankiert und Chancen auch für die Beschäftigten in Mühlhausen bietet.» Die Vereinbarung wird nun unter anderem den Beschäftigten zur Beratung vorgelegt.
Deutschlandweit haben im vergangenen Jahr rund 275 000 Hotel- und Gastro-Mitarbeiter ihrer Branche den Rücken gekehrt - das ist jeder sechste Beschäftigte. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) macht dafür Einkommenseinbußen durch Kurzarbeit und unklare Perspektiven in der Corona-Krise verantwortlich. Viele haben sich inzwischen nach neuen Jobs umgeschaut.
Die Gewerkschaft beruft sich auf Zahlen der Arbeitsagentur und hat die Zahl der Beschäftigten zum Jahreswechsel 2020/21 und mit dem Vorjahreszeitpunkt verglichen - vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Allein in Sachsen haben demnach rund 9000 Köche, Servicekräfte und Restaurantmitarbeiter den Job gewechselt, in Sachsen-Anhalt waren es 4300 und etwa ebenso viele in Thüringen. «Besonders Köche und qualifiziertes Servicepersonal fehlen beim Neustart. Aber auch die Saisonarbeitskräfte aus dem Ausland und die studentischen Hilfskräfte sind noch nicht alle wieder zurück», sagt Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Dehoga-Bundesverbandes.
Für die Betriebe ist das Werben um Nachwuchs damit wichtiger denn je. Nach der Corona-Krise kein leichtes Unterfangen, weiß Thomas Pfenniger, Dehoga-Regionalleiter für das Gebiet Sächsische Schweiz. Die Gegend, wo sich die Elbe durch das Elbsandsteingebirge Richtung Tschechien schlängelt, gilt als Touristenmagnet. Hotels, Pensionen und Restaurants - alle sind auf Fachkräfte angewiesen. «Wir haben als erste zu und als letzte aufgemacht», sagt Pfenniger. Viele Eltern sind skeptisch, ob eine Ausbildung in der Branche das Richtige für ihr Kind ist. Das zeigt auch ein Blick auf die abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Hotellerie und Gastronomie. Laut Bundesinstitut für Berufsbildung ist deren Zahl zum Stichtag 30. September 2020 bundesweit um fast 25 Prozent gefallen.
Mit einem besonderen Projekt wirbt die Dehoga in Sachsen für Azubis: Schülerinnen und Schüler werden auf einen zweitägigen Dampfer-Ausflug eingeladen. An Bord gibt es nicht nur einen Blick hinter die Kulissen - das Schiff macht auch Halt an verschiedenen Hotels zwischen Rathen und Bad Schandau. Dort können sich die Jugendlichen im Bettenmachen, Kochen von Drei-Gänge-Menüs und im Mixen von Cocktails üben. «Die Branche ist enorm vielfältig. Wenn man einen Beruf erlernt hat, steht einem das Tor zur Welt offen», sagt Pfenniger. Wer einmal reinschnuppere, fange oft Feuer.
Schon seit einigen Jahren setzt der Verband auf das Dampferprojekt. In diesem Jahr sind 16 Mädchen und elf Jungen an Bord. Sie quetschen sich - bekleidet mit weißem Shirt und Gastro-Schürze - unter Deck in die Kombüse von Schiffsköchin Dominique Gläser, wollen wissen, wie ihr Alltag aussieht. Der 15-jährige Tobias lauscht aufmerksam. Koch, sagt er, ist sein Traumberuf. Zu Haus kocht er gern mit seinem Papa. «Das Kochen, der Umgang mit den Zutaten, das macht mir Spaß.»
Kurz darauf legt der «Azubi-Dampfer» in Bad Schandau an. Die Gruppe wird auf verschiedene Hotels verteilt - einige Jugendliche marschieren zu Fuß an der Elbe entlang zum «Parkhotel Bad Schandau». Hoteldirektorin Kerstin Meve-Garreis hat sich eine besondere Aufgabe einfallen lassen: Bettenmachen mit der Stoppuhr. Zwei Teams treten im Hotelzimmer gegeneinander an - Kissen beziehen, Decke einschlagen. «Ich mache das zu Hause auch, aber nicht mit solchen Bezügen», sagt die 16-jährige Leony. Zusammen mit Luca schafft sie es, das Bett in sieben Minuten zu beziehen. Hier und da haben sich Falten eingeschlichen. «Das war gar nicht so leicht», lautet ihr Fazit.
Weiter geht es in die Küche - ihr Essen kochen sich die Jugendlichen an diesem Tag unter fachkundiger Anleitung selbst. «Ich wollte mal in verschiedene Hotels schnuppern, ob das was für mich ist», sagt Leony. Hotelfachfrau will sie später einmal werden.
Auch anderswo lässt sich die Branche einiges einfallen: In Mecklenburg-Vorpommern gibt es die Kampagne «Gastro Burner - Fang Feuer und check ein». «Wir fahren mit einem jungen Team aus Köchen oder Beratern im Food-Truck zu Schulen und Ausbildungsmessen», sagt Dehoga-Landespräsident Lars Schwarz. Dort könnten die jungen Leute Gemüse putzen, Hähnchen filetieren - und Fragen stellen. Inzwischen gibt es auch 3D-Brillen, mit denen die künftigen Azubis virtuell durch ein Hotel, eine Küche oder ein Restaurant gehen können.
In Sachsen-Anhalt wird auch um Azubis aus Vietnam geworben - in den vergangenen drei Jahren wurden so mehr als 300 Lehrlinge gewonnen. Ein Tropfen auf den heißen Stein: «Wer die Pandemie überlebt hat, hat mit dem Fachkräftemangel das nächste Problem vor der Tür», sagt der Präsident des Dehoga Sachsen-Anhalt, Michael Schmidt. Werbung allein reicht nicht, ist die Gewerkschaft NGG überzeugt. Wer künftig noch Fachkräfte gewinnen wolle, müsse sich zu armutsfesten Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen bekennen, so NGG-Vorsitzender Guido Zeitler. Wirte und Hoteliers hätten nun die Chance, die Branche neu aufzustellen.
(Text: Christiane Raatz, dpa)