„Es ist ein klares Zeichen von Wertschätzung, dass der Vorstand entschieden hat, die Beschäftigten weltweit mit einer erneuten Zahlung einer Corona-Prämie am Unternehmenserfolg zu beteiligen", sagte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Andrea Kocsis. „Damit erkennt der Vorstand die außergewöhnliche Leistung der Beschäftigten unter erschwerten Pandemiebedingungen ein weiteres Mal an. Diese Form des Dankes begrüßen wir ausdrücklich und halten die Entscheidung für ein gutes und richtiges Signal."
Wie die Deutsche Post DHL Group am 7.7.21 bekanntgab, konnte der Konzern sein Quartalsergebnis gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppeln und so erneut ein Rekordergebnis verzeichnen. Bereits im Jahr 2020 hatte der Konzern seine Geschäftsziele bei Weitem übertroffen. Bislang wurde den Beschäftigten im Sommer 2020 weltweit eine Corona-Prämie in Höhe von 300 Euro ausgezahlt; im Herbst 2020 kam dann in Deutschland eine tarifvertraglich vereinbarte Corona-Sonderzahlung in Höhe von 300 Euro hinzu.
(Text: ver.di)
In dem Werk sind 3800 Personen beschäftigt und es werden unter anderem Kleinmotoren hergestellt, die etwa bei Fensterhebern oder Sitzverstellern zum Einsatz kommen. Seit Mitte vergangenen Jahres beraten laut Mitteilung Management und Betriebsrat darüber, wie der Standort langfristig wieder «solide Ergebnisse» erwirtschaften kann. Zunächst hatte das «Badische Tagblatt» darüber berichtet.
Die Arbeitsplätze sollen bis Ende 2025 sozialverträglich abgebaut werden. Betriebsbedingte Kündigungen seien bis dahin ausgeschlossen. Heftige Kritik kam von der IG Metall. Ein Gewerkschaftssprecher sagte, die Stimmung in der Belegschaft sei am Boden. Sie habe über Jahre tarifliche Zugeständnisse gemacht. Nach Auffassung der IG Metall sind von dem geplanten Arbeitsplatzabbau mehr als 1000 Menschen betroffen.
Auch die Zukunft des Standorts München mit 250 Beschäftigten, die elektrische Kraftstoffpumpen und Einspritzventile fertigen ist ungewiss. Über die Zukunft des Werks würden gerade Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern geführt. Infolge des Umbaus der Autoindustrie sei die absehbare Stückzahlentwicklung der Komponenten für die nächsten Jahre weiter rückläufig.
Das Bosch-Werk in Göttingen will der chinesische Hersteller von Batterien und Energieübertragungssystemen Gotion High-Tech übernehmen, wie Bosch mitteilte. Dort soll eine Montage von Lithium-Ionen-Batterien aufgebaut werden. Der Kaufvertrag sei am 15. Juli unterzeichnet worden. An dem Standort sind 300 Mitarbeiter auf die Sortierung und Aufbereitung von gebrauchten Ersatzteilen zur Wiederverwertung spezialisiert. Außerdem werden Komponenten wie Fahrzeugstarter und elektrohydraulische Bremsen produziert.
(Text: dpa)
„Die großen Unterschiede haben vor allem etwas mit der unterschiedlichen Verhandlungsposition der Gewerkschaften zu tun“, sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Prof. Dr. Thorsten Schulten, „da die Ausbildungsvergütungen in der Regel im Rahmen der allgemeinen Lohnverhandlungen vereinbart werden. Mittlerweile kommt hinzu, dass in vielen Branchen ein zunehmender Fachkräftemangel den Anpassungsdruck in Richtung auf bessere Ausbildungsbedingungen erhöht.“
Die Unterschiede bei den tarifvertraglichen Ausbildungsvergütungen zeigen sich bereits im ersten Ausbildungsjahr: In sechs der 20 untersuchten Tarifbranchen liegen die Vergütungen oberhalb von 1.000 Euro pro Monat. Hierzu gehören:
- der Öffentliche Dienst mit einer monatlichen Ausbildungsvergütung von 1.043 Euro (Bund und Gemeinden) bzw. 1.037 Euro (Länder),
- die chemische Industrie mit 1.042 Euro im Bezirk Nordrhein und 1.033 Euro im Bezirk Ost,
- die Metall- und Elektroindustrie mit 1.037 Euro in Baden-Württemberg und 1.007 Euro in Sachsen,
- das Versicherungsgewerbe mit bundeseinheitlich 1.040 Euro,
- das Bankgewerbe mit bundeseinheitlich 1.036 Euro sowie
- die Deutsche Bahn AG mit bundeseinheitlich 1.004 Euro.
Die höchste Ausbildungsvergütung unter den hier untersuchten Tarifbranchen wird aktuell mit 1.166 Euro (Öffentlicher Dienst: Bund und Gemeinden) bzw. 1.161 Euro (Öffentlicher Dienst: Länder) für die Pflegeberufe gezahlt, die mittlerweile innerhalb der Tarifverträge des öffentlichen Dienstes über gesonderte Regelungen verfügen. Damit haben die Tarifvertragsparteien auf den akuten Fachkräftemangel in diesem Bereich reagiert. Allerdings gelten diese Ausbildungsvergütungen verbindlich nur für öffentliche Einrichtungen, die unter den Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst (TVöD) oder den Tarifvertrag der Länder (TV-L) fallen. In privaten Pflegeeinrichtungen ohne Tarifvertrag kann die Ausbildungsvergütung hingegen auch deutlich geringer ausfallen.
In zehn der untersuchten 20 Tarifbranchen betragen die monatlichen Ausbildungsvergütungen im ersten Jahr zwischen 700 und 1.000 Euro. Hierzu gehören das Bauhauptgewerbe, die Druckindustrie, der Einzelhandel, das Gebäudereinigerhandwerk, die Holz und Kunststoff verarbeitende Industrie, das Hotel- und Gaststättengewerbe, das KFZ-Handwerk, das private Verkehrsgewerbe, die Süßwarenindustrie und die Textilindustrie. In der Landwirtschaft wird in Mecklenburg-Vorpommern mit 721 Euro mittlerweile auch eine Ausbildungsvergütung oberhalb der 700-Euro-Marke gezahlt. Im westdeutschen Tarifbezirk Nordrhein liegt die Ausbildungsvergütung in der Landwirtschaft mit 690 Euro hingegen noch knapp darunter.
Die geringsten Ausbildungsvergütungen werden im Bäckerhandwerk (645 Euro), in der Floristik (634 Euro in West- und 425 Euro in Ostdeutschland) und im Friseurhandwerk (575 Euro in Nordrhein-Westfalen und 325 Euro in Thüringen) gezahlt. In den bereits seit längerem nicht mehr erneuerten Tarifverträgen der ostdeutschen Floristik und des thüringischen Friseurgewerbes liegt die Ausbildungsvergütung sogar unterhalb der gesetzlichen Mindestausbildungsvergütung von 550 Euro im Monat (siehe auch Abbildung 2 im Anhang). Nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) besteht aufgrund des Tarifvorrangs theoretisch die Möglichkeit, den Azubi-Mindestlohn zu unterschreiten. In der Praxis dürfte dies jedoch kaum zum Tragen kommen.
In lediglich sieben der vom WSI untersuchten Tarifbranchen existieren bundesweit einheitliche Ausbildungsvergütungen, darunter das Bäckerhandwerk, das Bankgewerbe, die Druckindustrie, die Deutsche Bahn AG, der Öffentliche Dienst und das Versicherungsgewerbe. Zuletzt sind im Gebäudereinigerhandwerk die ehemals niedrigeren Ausbildungsvergütungen in Ostdeutschland auf ein bundeseinheitliches Niveau angehoben worden.
In 13 Tarifbranchen bestehen hingegen nach wie vor Unterschiede im Niveau der Ausbildungsvergütungen zwischen den west- und den ostdeutschen Tarifgebieten. In der chemischen Industrie und der Metall- und Elektroindustrie liegen die ostdeutschen Ausbildungsvergütungen mit 9 bzw. 30 Euro pro Monat dabei nur relativ geringfügig unterhalb des hier berücksichtigten westdeutschen Tarifbezirks, wobei auch innerhalb Westdeutschlands regionale Unterschiede existieren. In anderen Tarifbranchen wie z.B. dem Friseurgewerbe oder der Floristik machen die Ost-West-Unterschiede nach wie vor mehr als 200 Euro pro Monat aus. In der Mehrzahl der Fälle differieren die Ausbildungsvergütungen zwischen 50 und 100 Euro. In zwei Branchen (der Landwirtschaft und der Süßwarenindustrie) liegen mittlerweile die ostdeutschen Ausbildungsvergütungen sogar leicht oberhalb des Westniveaus, was auf einen signifikanten Fachkräftemangel in diesen Bereichen hindeutet.
Die erheblichen Unterschiede zwischen den Branchen setzen sich auch im zweiten und dritten Ausbildungsjahr fort (siehe Tabelle 1 in der pdf-Version dieser PM; Link unten). So variieren die Ausbildungsvergütungen im zweiten Lehrjahr zwischen 415 Euro im Friseurhandwerk von Thüringen und 1.230 Euro im westdeutschen Bauhauptgewerbe. Im dritten Lehrjahr liegen die Unterschiede zwischen 465 Euro (Friseurhandwerk Thüringen) und 1.495 Euro (westdeutsches Baugewerbe). In insgesamt elf Tarifbranchen verdienen die Auszubildenden ab dem dritten Jahr zum Teil deutlich mehr als 1.000 Euro. In weiteren vier Branchen wird dann zumindest in den westdeutschen Tarifbezirken die 1.000-Euro-Marke überschritten.
„Nach wie vor gibt es allerdings eine Reihe von Branchen mit sehr niedrigen Ausbildungsvergütungen“, erläutert Schulten. „Nach der Corona-Pandemie besteht gerade dort die Gefahr, dass sich über kurz oder lang nicht mehr genügend junge Leute für eine Ausbildung interessieren und sich der Fachkräftemangel immer weiter verschärft. Deshalb ist gerade in den klassischen Niedriglohnbereichen eine Stärkung der Tarifbindung und eine deutliche Aufwertung von Löhnen und Ausbildungsvergütungen nötig.“
(Text: Hans-Böckler-Stiftung)
Zuvor hatte der Bayerische Rundfunk über die Kontrollen berichtet. Betroffen von den Überprüfungen waren auch Verteilzentren des Onlinehändlers Amazon, wie ein Unternehmenssprecher bestätigte.
Bei Kontrollen in der Branche wurden nach Angaben des Zolls in der Vergangenheit oftmals «Scheinselbstständige» angetroffen. Hierbei geben beispielsweise Fahrerinnen und Fahrer an, selbstständig tätig zu sein. Tatsächlich liegt aber eine abhängige Beschäftigung vor. Auftraggeberinnen und Auftraggeber sparen durch diese Konstellation oftmals nicht nur die zu entrichtenden Sozialversicherungsbeiträge, sondern umgehen auch den Mindestlohn.
Bei ähnlichen früheren Schwerpunktkontrollen waren rund 2000 Beamtinnen und Beamten in Einsatz. Wie groß der Personaleinsatz diesmal war, konnte die Behördensprecherin allerdings zunächst nicht sagen. Aufgrund der aktuellen Hochwassersituation im Westen Deutschlands habe ein Teil der geplanten Prüfungen nicht im vorgesehenen Umfang durchgeführt werden können.
(Text: dpa)
Unter den Bedingungen der Corona-Krise sei das Urlaubsgeld in diesem Jahr für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer besonders wichtig, sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Prof. Dr. Thorsten Schulten. „Viele Beschäftigte hoffen, nach der langen Zeit des Lockdowns im Sommer wieder in den Urlaub fahren zu können. Aber nicht alle werden sich dies auch leisten können. Gerade im Niedriglohnsektor haben viele Beschäftigte in Kurzarbeit teilweise empfindliche Einkommenseinbußen hinnehmen müssen. Wer da jetzt Urlaubsgeld bekommt, kann sich glücklich schätzen“, so Schulten.
Ob ein Beschäftigter Urlaubsgeld erhält oder nicht, hängt von mehreren Faktoren ab. Der mit Abstand wichtigste ist die Tarifbindung. So erhalten 73 Prozent der Beschäftigten in tarifgebundenen Unternehmen der Privatwirtschaft Urlaubsgeld, gegenüber nur 35 Prozent der Beschäftigten in Unternehmen ohne Tarifvertrag (siehe auch Abbildung 1 in der pdf-Version dieser PM; Link unten).
In Ostdeutschland wird nach wie vor deutlich seltener Urlaubsgeld gezahlt als in Westdeutschland. Während im Osten 33 Prozent der Beschäftigten Urlaubsgeld erhalten, sind es im Westen 48 Prozent. Diese Unterschiede können in erster Linie auf die deutlich geringere Tarifbindung im Osten Deutschlands zurückgeführt werden. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Größe des Unternehmens, da die Wahrscheinlichkeit, Urlaubsgeld zu erhalten, mit zunehmender Beschäftigtenzahl ansteigt. Auch hier besteht eine enge Korrelation mit der Tarifbindung, da große Unternehmen häufiger tarifgebunden sind.
Schließlich erhalten Männer mit 49 Prozent häufiger Urlaubsgeld als Frauen, von denen nur 41 Prozent eine entsprechende Sonderzahlung bekommen.
- Unterschiede in der Höhe des tarifvertraglichen Urlaubsgeldes -
Die Höhe des tarifvertraglich vereinbarten Urlaubsgeldes fällt je nach Branche sehr unterschiedlich aus: Zwischen 155 und 2.558 Euro bekommen Beschäftigte in der mittleren Vergütungsgruppe dieses Jahr als tarifliches Urlaubsgeld (ohne Berücksichtigung von Zulagen/Zuschlägen, bezogen auf die Endstufe der Urlaubsdauer). Das zeigt die aktuelle Auswertung des WSI-Tarifarchivs für 22 Tarifbranchen (siehe Abbildung 2 sowie die Tabellen 1 und 2 in der pdf-Version; Stand: April 2021). Am wenigsten Urlaubsgeld bekommen Beschäftigte in der Landwirtschaft und im Hotel- und Gaststättengewerbe. Die höchsten Zahlungen erhalten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unter anderem in der Holz- und Kunststoffverarbeitung, der Metallindustrie, der Papier verarbeitenden Industrie, dem Kfz-Gewerbe, der Druckindustrie, im Versicherungsgewerbe, dem Einzelhandel, dem Bauhauptgewerbe und in der Chemischen Industrie.
Im Westen ist das Urlaubsgeld in vielen Branchen immer noch höher als in Ostdeutschland. Im öffentlichen Dienst und in der Stahlindustrie gibt es kein gesondertes tarifliches Urlaubsgeld. Es wird mit dem Weihnachtsgeld zu einer einheitlichen Jahressonderzahlung zusammengefasst. Bei der Deutschen Bahn AG wird es in das Jahrestabellenentgelt eingerechnet. Auch im Bankgewerbe und in einigen Branchentarifverträgen der Energiewirtschaft gibt es kein tarifliches Urlaubsgeld.
Gegenüber dem Vorjahr hat sich das tarifliche Urlaubsgeld in 7 von 22 untersuchten Branchen erhöht. Dies gilt insbesondere für diejenigen Branchen, in denen das Urlaubsgeld als bestimmter Prozentsatz der Tarifentgelte festgelegt wird, wie z.B. im Kfz-Gewerbe, in der Holz- und Kunststoff verarbeitenden Industrie, im Einzelhandel oder im Bauhauptgewerbe. Die Erhöhungen des Urlaubsgeldes folgten demnach den allgemeinen Tariferhöhungen und lagen meistens zwischen 1,7 und 3,0 Prozent. Den höchsten Zuwachs beim Urlaubsgeld gab es mit 5,9 Prozent im ostdeutschen Gebäudereinigerhandwerk, womit zugleich die endgültige Angleichung an das Westniveau erreicht wurde.
(Text: Hans-Böckler-Stiftung)
Sie erhalten außerdem eine «Corona-Beihilfe» von 1000 Euro. Diese fließt als Einmalzahlung mit dem Juli-Gehalt auf die Konten derjenigen, die vor Ende Mai ihr Arbeitsverhältnis begonnen haben. Wer nicht bei Volkswagen eingesetzt ist, bekommt im September dann noch einmal 100 Euro extra. Für den Konzern war das schon vereinbart.
Der Durchbruch bei den Gesprächen, die die Gewerkschaft zuvor als zäh bezeichnet hatte, gelang demnach in der Nacht zum Mittwoch (14. Juli). Für Teilzeitbeschäftigte ist eine anteilige «Corona-Beihilfe» vorgesehen. «Das haben sie verdient, genauso wie die Beschäftigten von Volkswagen», meinte IG-Metall-Verhandlungsführer Thilo Reusch.
Die Autovision ist inzwischen in der VW-Dienstleistungstochter Volkswagen Group Services aufgegangen. Das Unternehmen ist im Konzern unter anderem für die Betreuung und Vermittlung von Leiharbeitern zuständig. Manche Beschäftigte sind auch bei anderen Arbeitgebern eingesetzt.
(Text: dpa)
Der Inselpostbote ist an diesem frühen Nachmittag gerade auf seiner ersten Zustelltour des Tages unterwegs. Seine Arbeitszeit ist an keinen festen Dienstplan gebunden. «Unser Arbeitstag richtet sich nach der Fähre», erklärt der 37-Jährige. Denn wann die Fähre mit der Post für Baltrum von Neßmersiel auf dem Festland übersetzt, richtet sich nach den Gezeiten Ebbe und Flut. An diesem Tag hat die Vormittagsfähre drei Container mit Briefen und Paketen gebracht.
Welche Menge sie erwartet, wissen die Postboten erst, wenn das Schiff am Hafen festgemacht hat und die Post mit der Inselspedition, per Pferdefuhrwerk, an dem kleinen Verteilzentrum ankommt. Im Schnitt stellt die Deutsche Post 610 Pakete und 2350 Briefe in der Woche auf Baltrum, der kleinsten der Ostfriesischen Inseln, zu.
Die Zustellung auf der autofreien Insel geht zu Fuß, mit dem Rad und nur mit Muskelkraft. Bei jedem Wind und Wetter. «Hier ist es selten, dass der Regen mal von oben kommt», sagt Krandick während er mit seinem E-Bike von Haus zu Haus radelt. Für die Zustellung nutzen die Postboten auf Baltrum E-Bikes und ein sogenanntes Cube-Cycle, eine Art vierrädriges Liegerad mit einer Box für Pakete. Das anvisierte Ziel der Deutschen Post, ab 2050 Briefe und Pakete emissionsfrei zuzustellen, hat das Unternehmen auf Baltrum wie auf den meisten anderen Ostfriesischen Inseln daher schon erreicht.
Noch mehr als Muskelkraft braucht Krandick bei seiner Tour vor allem eins: Durchblick. Denn auf Baltrum gibt es keine Straßennamen, nur Hausnummern - und die verteilen sich quer über die Insel, da die mehr als 300 Häuser in der Regel nach Erbauungsdatum nummeriert sind. Je höher die Hausnummer, desto jünger sind die Häuser. So kommt es etwa, dass Baltrums Supermarkt die Hausnummer 19 trägt, der gegenüberliegende Backshop, in dem auch die Paketannahmestelle ist, aber die Nummer 95. Was für Urlauber ein heilloses Unterfangen ist, die Unterkunft nach der Hausnummer ausfindig zu machen, ist für Krandick und seine Kollegen kein Problem. «Wir haben alle Hausnummern im Kopf», sagt der Postbote stolz mit einem Lächeln.
Ganz ohne Straßennamen geht es dann aber doch nicht: Gerade viele Versandunternehmen setzten bei Bestellungen zwingend einen Straßennamen voraus, weiß Krandick, der bereits seit sechs Jahren die Post auf der Insel austrägt. Auf Baltrum behalf man sich daher mit der geografischen Bezeichnung der beiden Siedlungen «Westdorf» und «Ostdorf», die man bei notwendigen Angaben vor die Hausnummern setzt. Mittlerweile sind diese selbst bei Kartendiensten im Internet zu finden. Manche Bewohner hätten sich aber auch ganz eigene Wegenamen ausgedacht - wenn auch nicht offiziell, berichtet Krandick. So gibt es auf Baltrum den Hypothekenweg ebenso wie den Katastrophenweg.
Der Trend zum Internet-Shopping habe nicht nur auf dem Festland für höhere Paket-Mengen gesorgt. Auch Insulaner und Urlaubsgäste ließen sich gern Waren auf die Insel liefern - zumal es auf Baltrum ohnehin nicht allzu viele Einkaufsmöglichkeiten gebe, erklärt der Postbote. «Haben wir Urlaubszeit, kann es schon mal eng werden», sagt Krandick. Jetzt in der Hochsaison im Sommer, wenn die Urlaubsgäste auf die Insel strömen, kann sich Baltrums Einwohnerzahl bis zu verzehnfachen.
Meist seien es Alltagsgegenstände, die bestellt würden, Büroartikel oder auch mal Tierfutter. Denn einen Fachmarkt für Tierbedarf gebe es nun mal auf der Insel nicht, sagt Krandick. Briefe und Pakete werden im Verbundsystem ausgetragen - das heißt die Postboten fahren beides aus, was eben gerade auf den Routen anfällt. Eine Art «Inselaufschlag» dafür, dass die Fracht erst auf die Insel transportiert werden muss, gibt es nicht. Auch bei Höchstgewichten und -maßen gibt es keine Einschränkungen. Lediglich was zu groß für die E-Bikes ist, Sperrgut etwa, kommt mit der Inselspedition.
Doch selbst, wenn die Liefermenge größer werde, aus der Ruhe bringen ließen sich die Inselpostboten nicht. Die Gäste kämen zum Entschleunigen auf die Insel, erklärt Krandick. «Wir entschleunigen da einfach mit», sagt er mit einem Schmunzeln und verteilt dabei fleißig weiter Briefe und Pakete.
Welche Gästegruppen gerade auf der Insel urlauben, lasse sich ein wenig auch an der Post ablesen, erklärt der Zusteller. Im Frühjahr und Herbst gebe es meist viele Zeitungen auszutragen - vor allem für die «älteren Semester», wie Krandick freundlich sagt. Denn viele ältere Besucherinnen und Besucher ließen sich als Service gern noch ihre heimische Tageszeitung auf die Insel nachschicken. Im Sommer seien es dagegen besonders Postkarten, die die Zusteller vor allem von der Insel bringen. «Das ist ein ungebrochener Hype», sagt Krandick. Sieben Briefkästen werden auf Baltrum geleert.
Kurz vor Ende der ersten Zustelltour klingelt schließlich Krandicks Handy. Ein Kollege ist dran. Die Nachmittagsfähre hat noch einmal Post auf die Insel gebracht. Diesmal sind es gleich fünf Container. «Da müssen wir uns nun ranhalten», sagt Krandick und schwingt sich wieder auf sein gelbes E-Bike. Schließlich sollen alle Pakete und Briefe heute noch ausgeliefert werden - immer im Takt der Gezeiten.
Fast 220 000 waren sogar ab 75 Jahre - und 72 000 Beschäftigte ab 80 Jahre alt. Unter den Menschen mit einer Beschäftigung ab 67 sind
800 000 Minijobberinnen und -jobber. Bei der Kombination aus Rente und Minijob muss man sich nicht sozialversichern und die zusätzlichen Einnahmen nicht versteuern.
Besonders viele Betroffene arbeiten in einem Büro, als Putzkraft oder Fahrerin oder Fahrer. Auch in den Bereichen Gebäudetechnik sowie Lagerwirtschaft und Zustellung sind viele Ältere - oft im Minijob - tätig. Möglich ist die Kombination mehrerer Minijobs, wenn der Gesamtverdienst bei 450 Euro bleibt.
Bereits seit Jahren stellen Arbeitsmarktforscher fest: Menschen fühlen sich im Rentenalter nicht unbedingt reif für den Ruhestand. Ältere sind im Schnitt auch fitter als frühere Generationen. Zudem sind Fachkräfte stark gefragt und auch im Alter begehrt. Vor allem Frauen sind laut Experten aber auch oft auf einen Zuverdienst zur Rente angewiesen.
Linksfraktionschef Dietmar Bartsch, der die Anfrage gestellt hatte, sagte der dpa: «Natürlich gibt es Beschäftigte, die freiwillig bis ins hohe Alter arbeiten, aber bei vielen ist es die schiere finanzielle Not, etwas hinzuverdienen zu müssen.» Wenn Menschen, die über 70, 75, 80 oder gar über 85 Jahre alt sind, noch arbeiten müssten, sei das ein «Trauerspiel».
Der rentenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Johannes Vogel, kommentierte am Sonntag den Befund: «Dass auch viele Menschen länger im Berufsleben bleiben wollen, ist eine sehr gute Nachricht - dass es hierbei noch viele Hürden gibt, ist die schlechte. Die größte
Erleichterung wäre ein flexibles Renteneintrittsalter statt
einer starren Altersgrenze.» Damit Altersarmut nicht weiter zunehme, müsse unter anderem die Gesetzliche Rente durch eine Gesetzliche Aktienrente gestärkt werden.
Man kann über sein gesetzliches Renteneintrittsalter hinaus weiterarbeiten, vorerst ohne in Rente zu gehen oder aber als Rentnerin oder Rentner.
(Text: dpa)
Unternehmen und Personalvertretung haben nach Informationen des Portals «aero.de» vereinbart, die Regeln noch eine Woche in Kraft zu halten, um zu einer vertraglichen Lösung zu kommen. «Bei uns läuft nach wie vor alles», erklärte eine Cargo-Sprecherin am gestrigen Montag (12. Juli).
Hintergrund ist der Personalüberhang bei dem von Corona gebeutelten Luftverkehrskonzern, der viele Piloten in die Kurzarbeit geschickt hat. Bis zu 1500 der rund 5000 Kapitäne und Co-Piloten aus dem Konzerntarifvertrag könnten wegen der fehlenden Nachfrage im kommenden Frühjahr ihre Jobs verlieren. Entsprechende Sozialplanverhandlungen sind nach Angaben beider Seiten im Gange für die Flugbetriebe Lufthansa Passage und eben für die Lufthansa Cargo.
Bei der Frachtgesellschaft stimmen in der Pandemie zwar Nachfrage und Gewinne, aber der Konzern verlagert aus Kostengründen immer mehr Geschäft auf das nicht vom Konzerntarifvertrag erfasste Joint Venture «Aerologic». Zudem wird der langjährige Lastesel vom Typ MD11 ausgemustert, was für bis zu 160 Piloten das Karriereende bedeuten könnte. Sie empören sich nun, das zwei zusätzliche Mittelstreckenfrachter bei der Tochter Lufthansa Cityline ebenfalls außerhalb des KTV fliegen sollen.
(Text: dpa)
Das Unternehmen ruft nun eine sogenannte Einigungsstelle an. Sie ist laut Siemens Energy paritätisch mit Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern besetzt und soll unter der Leitung eines unabhängigen Vorsitzenden eine abschließende Regelung finden. Zu weiteren Details wollte sich Siemens Energy zunächst nicht äußern.
Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Robert Kensbock sagte, man sei «bei vielen Themen aufeinander zugegangen». «Bei einigen Inhalten beharrt die Unternehmensseite jedoch auf ihren Abbauzielen, ohne Alternativkonzepte unsererseits ernsthaft zu prüfen.» IG-Metall Vorstand Jürgen Kerner sagte, er habe den Eindruck, dass es dem Vorstand von Siemens Energy «nicht nur um Einsparungen, sondern auch um eine grundsätzliche Agenda geht – nämlich um Abbau in Deutschland und Verlagerung ins Ausland.»
Siemens Energy hatte Anfang Februar mitgeteilt, weltweit 7800 Jobs streichen zu wollen. Nur wenige Tage zuvor hatte das Unternehmen mit der IG Metall eine Zukunftsvereinbarung zum Umbau des Unternehmens geschlossen, die unter anderem vorsieht, «möglichst keine Standorte schließen zu müssen» und «notwendige Personalanpassungen» möglichst über freiwillige Maßnahmen zu ermöglichen, wie es damals hieß.
Siemens Energy ist vergangenes Jahr als Auskopplung der Energiegeschäfte von Siemens an die Börse gebracht worden. Das Unternehmen ist seit März im Dax, steht angesichts der Energiewende aber vor großen Herausforderungen, da es neben Windkraft auch Produkte und Wartung für Strom aus fossilen Energieträgern liefert.
(Text: dpa)