Tarifeinigung bei Großbrauereien

Die Beschäftigten der Brauereien Krombacher und Veltins erhalten mehr Geld. Darauf haben sich die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und die Unternehmen geeinigt. Wie die NGG am gestrigen Montag (21. Juni) in Düsseldorf mitteilte, sieht die Tarifeinigung eine Corona-Prämie in Höhe von 750 Euro je Beschäftigtem vor. Vom kommenden Jahr an steigen die Löhne dann um 2,4 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Der Abschluss gilt laut NGG für die insgesamt gut 1750 Beschäftigten der beiden Unternehmen.
Tarifeinigung bei Großbrauereien
Bild: Patrick Seeger/dpa

Die NGG äußerte sich zufrieden mit dem Abschluss. Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gebe es für die Beschäftigten ein spürbares Lohn-Plus. «Die Einigung zeigt, wie sehr es auf die Sozialpartnerschaft gerade in der Krise ankommt», erklärte der NGG-Landesvorsitzende NRW, Mohamed Boudih, laut einer Mitteilung. Ein Sprecher der Veltins-Brauerei sagte, man sei glücklich mit dem Abschluss. In der Corona-Prämie drücke sie Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern aus.

Laut NGG sieht der Abschluss außerdem vor, dass Azubis nach ihrer Ausbildung übernommen und für mindestens sechs Monate weiter beschäftigt werden müssen. Für ältere Beschäftigte bleibe eine tarifliche Regelung zur Altersteilzeit bestehen.

Eine Vereinbarung mit Warsteiner kam in den Verhandlungen nicht zustande. «Wir hätten uns von der Gewerkschaft NGG mehr Augenmaß für die wirtschaftliche Lage der Brauereien im bereits zweiten Corona-Jahr gewünscht», hieß es in einer Stellungnahme der Brauerei. Das Unternehmen sprach von «überzogenen Forderungen». Man habe der Gewerkschaft ein Angebot gemacht, das dieser jedoch nicht hoch genug gewesen sei. Es dürfe nicht vergessen werden: «Corona ist noch nicht vorbei.» Der NGG-Landeschef kündigte an, sich nun gemeinsam mit Betriebsräten für einen neuen Tarifvertrag bei Warsteiner und der Warsteiner-Tochter Paderborner einsetzen zu wollen.

(Text: dpa)

Homeoffice-Pflicht läuft mit Bundesnotbremse aus

Arbeitgeber müssen ab Juli aller Voraussicht nach kein Homeoffice mehr anbieten. Die entsprechende Pflicht läuft zum Monatsende aus, und Absichten sie zu verlängern gibt es nach Angaben aus der Bundesregierung nicht.
Homeoffice-Pflicht läuft mit Bundesnotbremse aus
Bild: dpa

«Die gesetzliche Homeoffice-Pflicht ist Teil des Infektionsschutzgesetzes, besser bekannt als Notbremse, und wird Ende Juni auslaufen», sagte Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) der «Wirtschaftswoche». Dass eine Verlängerung der sogenannten Bundesnotbremse, die konkrete bundesweite Corona-Regeln vorschreibt, nicht geplant ist, hatte die Regierung schon Ende Mai angekündigt. Arbeitgeber mussten der Vorgabe zufolge Homeoffice anbieten, «wenn keine zwingenden betriebsbedingten Gründe entgegenstehen».

Nach Angaben des Arbeitsministeriums wird im Moment über Regeln am Arbeitsplatz nach der Homeoffice-Pflicht beraten. Das Homeoffice habe einen wichtigen Beitrag zum Infektionsschutz geleistet, sagte eine Sprecherin am Mittwoch. Ihren Angaben zufolge will das Ministerium nun die Corona-Arbeitsschutzverordnung, die Flächen-, Abstands- und Maskenvorgaben für den Arbeitsplatz macht und ebenfalls Ende des Monats auslaufen würde, anpassen und verlängern.

Eine Homeoffice-Pflicht ist auch in dieser Verordnung nach einem Bericht des Nachrichtenportals «The Pioneer» nicht vorgesehen. Es gehe nur um «grundlegende Vorgaben» am Arbeitsplatz wie die Kontaktreduzierung, die Testangebotspflicht und die Verpflichtung zu Hygienekonzepten. Die neue Verordnung solle am kommenden Mittwoch im Kabinett beschlossen werden und dann von Juli bis Ende September gelten.

Zu einer möglichen Neuauflage der Bundesnotbremse, etwa im Herbst, sagte Braun, dies müsse von der Impfquote und der Wirkung der Impfstoffe abhängig gemacht werden und von der möglichen Ausbreitung weiterer Virusmutationen. «Wenn die Zahlen wieder hochgehen würden, dann müsste man schnell entscheiden. Jetzt gibt es keinen Grund, sie akut zu verlängern.»

(Text: dpa)

Mehr Geld und mehr Flexibilität

Für Zehntausende Bankbeschäftigte in Deutschland geht es in den nächsten Monaten um mehr Geld und flexiblere Arbeitsbedingungen. Am kommenden Mittwoch (23.6.) beginnen die Tarifverhandlungen für 60 000 Mitarbeiter von öffentlichen Instituten wie Landes- und Förderbanken sowie mehreren Sparkassen. Eine Woche später (1.7.) kommen die Verhandler für die 140 000 Beschäftigten bei privaten Banken zum ersten Mal in dieser Tarifrunde zusammen. Verhandlungsort ist in beiden Fällen Berlin.
Mehr Geld und mehr Flexibilität
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Auf Arbeitgeberseite haben es die Gewerkschaften dieses Mal mit zwei getrennten Tarifpartnern zu tun: Der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) sowie der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV Banken) verhandeln gesondert. Die Tarifgemeinschaft Öffentlicher Banken tritt erstmals seit 1972 wieder eigenständig für ihre derzeit 43 Mitgliedsinstitute an.

Die Gewerkschaften Verdi und Deutscher Bankangestellten-Verband (DBV) wollen nicht nur höhere Löhne durchsetzen. Es geht auch um Regelungen für mobiles Arbeiten/Homeoffice, eine kürzere Wochenarbeitszeit sowie den Anspruch zur Umwandlung von Gehaltserhöhungen in Freizeit.

Verdi fordert nach Angaben vom gestrigen Freitag (18.06.) für beide Bankengruppen 4,5 Prozent mehr Geld, mindestens jedoch 150 Euro mehr pro Monat. Zudem will die Gewerkschaft erreichen, dass Beschäftigte bis zu 60 Prozent ihrer Arbeitszeit mobil arbeiten dürfen. Verdi strebt einen neuen Tarifvertrag mit einer Laufzeit von zwölf Monaten an. «Ich erwarte sehr harte Auseinandersetzungen, das zeigen die Erfahrungen der vergangenen Jahre», sagte Verdi-Verhandlungsführer Jan Duscheck.

Der DBV fordert sowohl für die privaten als auch für die öffentlichen Banken 4,8 Prozent mehr Geld sowie die Verkürzung der Wochenarbeitszeit um eine Stunde auf 38 Stunden.

Die privaten Banken mahnten «strikte Kostendisziplin» an. «Die Banken bleiben auf Jahre hinaus auf der Kosten- und der Ertragsseite unter Druck, und wir haben es zurzeit mit so vielen Risiken und Unsicherheiten zu tun wie lange nicht», begründete die Verhandlungsführerin des AGV Banken, Commerzbank-Personalchefin Sabine Schmittroth. Auch beim Thema mobiles Arbeiten tritt der AGV Banken auf die Bremse: Übergreifende Regelungen auf Tarifebene seien hierbei nicht sachgerecht, das Thema gehöre auf Betriebsebene.

Gunar Feth, Verhandlungsführer der öffentlichen Banken, hofft, dass es in den eigenständigen Verhandlungen gelingen wird, «passgenauere Angebote» für die öffentlichen Banken zu erreichen: «Der Tarifvertrag muss die Grundlagen schaffen, damit wir Themen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit in der Arbeitswelt gestalten können. Das aktuelle Tarifvertragswerk, wie es Anfang der 1970er Jahren entstanden ist, muss deshalb reformiert werden.»

Bei der vorherigen Runde 2019 hatten sich die Tarifparteien nach fünf Verhandlungsrunden unter anderem auf eine Erhöhung der Tarifgehälter in zwei Stufen von je 2,0 Prozent ab September 2019 und ab November 2020 geeinigt. Der Gehaltstarifvertrag läuft zum 30. Juni 2021 aus.

(Text: dpa)

Bei Bahn droht weiter Streik

Wenige Tage vor Ferienbeginn in mehreren Bundesländern hat die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ihre Warnstreikankündigung bekräftigt. Sie nennt jedoch weiterhin keinen Termin für den Arbeitskampf bei der Deutschen Bahn. Der Konzern warf der Gewerkschaft vor, mit ihren Ankündigungen die Kunden zu verunsichern und dem in der Corona-Krise hart getroffenen Unternehmen zu schaden.
Bei Bahn droht weiter Streik
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Die Bahn kämpft mit Milliardenverlusten. Aufsichtsrat und Vorstand haben am gestrigen Dienstag (15. Juni) turnusmäßige Beratungen über Lage Strategie des Konzerns begonnen. Trotz Corona-Krise bleibt das Ziel, im Fernverkehr 2030 doppelt so viele Fahrgäste zu befördern wie 2015. Gleichzeitig soll die Klimabilanz des Konzerns verbessert werden und auch die europaweiten Reisemöglichkeiten für Fahrgäste verbessert werden.

Viele Flüge könnten so ersetzt werden. Allein innerdeutsch sind nach schon jetzt die Ziele von rund 42 Prozent Flügen in weniger als vier Stunden per Zug zu erreichen, wie aus einer Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Darüber berichtete zuvor das Redaktionsnetzwerk Deutschland. Grundlage sind Daten von 2019, bevor die Passagierzahlen in der Corona-Krise einbrachen.

«Das Verlagerungspotenzial ist bereits heute gewaltig und kann durch einen zügigen Ausbau der Bahn noch deutlich vergrößert werden», bemerkte Linken-Verkehrspolitiker Jörg Cezanne. Besonders der zweitgrößte Flughafen in München müsse besser angebunden werden.

Die Luftverkehrsbranche und die Bahn haben sich bereits verständigt, gemeinsam knapp jeden fünften Passagier deutscher Inlandsflüge in die Züge holen. Einen Zeitpunkt legten sie aber nicht fest. «Die Reisenden steigen immer dann in großer Zahl auf die Bahn um, wenn es gelingt, die Reisezeit auf der Schiene auf nicht wesentlich mehr als drei Stunden zu reduzieren», hieß es am Dienstag vom Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft.

Für mehr digitale Abläufe bei der Bahn ist künftig die frühere Daimler-Managerin Daniela Gerd tom Markotten zuständig. Der Aufsichtsrat berief sie am Dienstag in den Vorstand des Bundesunternehmens. Ihr Ressort umfasst die Digitalisierung und die Technik.

Den Tarifkonflikt mit den Lokführern muss dagegen Personalvorstand Martin Seiler lösen. «Ihre Mitgliedsunternehmen, für die die GDL Forderungen erhoben hat, müssen sich auf Streiks einstellen», heißt es in einem Schreiben an den Arbeitgeberverband der Bahn, das die Gewerkschaft am Dienstag veröffentlichte. Über die Aufnahme von Streiks werde rechtzeitig informiert. Seiler bekräftigte, jederzeit zu Verhandlungen bereit zu sein.

(Text: dpa)

19,6 Millionen Beschäftigte arbeiten in einer anderen Gemeinde

Knapp 60 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiteten im Jahr 2020 nicht an ihrem Wohnort. Das entspricht 19,6 Millionen Menschen. Gegenüber dem Vorjahr blieb sowohl die Zahl als auch der Anteil der Beschäftigten stabil, die auf dem Weg zur Arbeit die Gemeindegrenzen überschreiten. Das ergab eine Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), die sich auf Pendlerstatistiken der Bundesagentur für Arbeit stützt.
19,6 Millionen Beschäftigte arbeiten in einer anderen Gemeinde
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Die Pendlerstatistik sagt nichts darüber aus, wie viele Beschäftigte sich im vergangenen Jahr im Homeoffice befanden und entsprechend nicht täglich pendelten. Sie zeigt jedoch, wie sich die Arbeitsmarktzentren regional verteilen und wie weit diese aufs Umland ausstrahlen.

Im Vergleich der Großstädte übt München die größte Anziehungskraft für Arbeitskräfte aus dem Umland aus. So wohnten im Jahr 2020 410.000 der in München arbeitenden Beschäftigten außerhalb der Stadtgrenzen. Es folgen Frankfurt am Main (384.000), Hamburg (355.000) und Berlin (332.000).

Die höchsten Anteile an Beschäftigten mit einem Wohnort außerhalb der Stadtgrenzen wiesen im Jahr 2020 die Großstädte Darmstadt (69 Prozent), Ludwigshafen am Rhein, Erlangen und Offenbach am Main (jeweils 68 Prozent) auf.

„Die Pandemie hat die Arbeitswelt grundlegend verändert“, so der Leiter des BBSR, Dr. Markus Eltges. „Formen der mobilen Arbeit bieten die große Chance, den Pendlerverkehr in den Großstädten und ihrem Umland zu reduzieren – und damit auch die umwelt- und gesundheitlichen Belastungen zu verringern, die durch das Pendeln entstehen. Kleine und mittelgroße Kommunen können als Wohnorte abseits der Großstädte attraktiver werden, wenn Beschäftigte nur wenige Tage im Monat im Büro sind und größtenteils von zu Hause aus arbeiten“, sagt Eltges. „Die Arbeitgeber müssen diese neue Arbeitswelt auch wollen und sehen, was sie für Vorteile hat. Bei einer Win-win-Situation wird es kein Zurück in die alte Arbeitswelt geben.“

(Text: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR))

Neuer Tarifvertrag für Softwareexperten geplant

Im Kampf um Talente laufen beim Auto- und Lastwagenbauer Daimler Gespräche mit der Arbeitgeberseite über neue Tarifverträge speziell für Elektroingenieure und Software-Experten. Dabei gehe es beispielsweise um die Flexibilisierung von Arbeitszeitmodellen, sagte ein Sprecher des Daimler-Gesamtbetriebsrats in Stuttgart am gestrigen Dienstag 15. Juni) auf Anfrage.
Neuer Tarifvertrag für Softwareexperten geplant
Bild: Bernd Weißbrod/dpa

Man sei zuversichtlich, dass die Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite zu diesen Punkten bereits im Laufe des Sommers abgeschlossen werden könnten, so der Sprecher weiter. Daimler selbst wollte sich auf Anfrage nicht äußern. Zunächst hatte «Business Insider» darüber berichtet.

Dem Vernehmen nach geht es in den Gesprächen beispielsweise darum, dass die Mitarbeiter in diesen Bereichen künftig projektorientierter arbeiten und ihre Arbeitszeit eigenständiger einteilen dürfen. Zudem sind großzügigere Boni Teil der Überlegungen.

Der Markt für Software-Experten ist äußerst umkämpft. Um gute Leute zu halten, müssen die Konzerne inzwischen mehr Geld in die Hand nehmen und auch darüber hinaus mehr als bisher bieten.

Daimler wäre mit dem Modell eines gesonderten Tarifvertrags für Software-Talente nicht der erste deutsche Autokonzern: Volkswagen hatte bereits im Januar einen eigenen Haustarifvertrag für seine Software-Sparte vorgestellt. Auch hier sind selbstbestimmte Arbeitszeiten eine der Besonderheiten - so soll eine «agile» Entwicklung von IT-Projekten sichergestellt werden. Als Grundmodell gibt es eine 35-Stunden-Woche, die Beschäftigte aber in einem Korridor zwischen 28 und 40 Stunden nach Bedarf individuell ausfüllen können.

Technologisch hochkomplexe Softwareplattformen vor allem für Elektroautos werden immer wichtiger, weil sie im engen Markt den Unterschied machen können. Experten weisen immer wieder darauf hin, dass sich etablierte Autohersteller im E-Zeitalter nicht nur mit langjährigen Konkurrenten messen, sondern auch gegen Digitalkonzerne wie Google, Apple oder Alibaba bestehen müssen. Diese bewegen sich immer stärker in das Feld der Automobilbauer hinein. Stefan Bratzel, Direktor des Instituts Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach, bezeichnet die Bedeutung von Softwarekompetenz bei E-Autos inzwischen als noch wichtiger als die reine Automotive-Erfahrung.

(Text: Bernd Weißbrod/dpa)

MAN-Werk Steyr gerettet

Die VW-Tochter MAN verkauft ihr Lastwagenwerk im österreichischen Steyr nun doch an den Investor Siegfried Wolf. MAN-Vorstandschef Andreas Tostmann teilte am gestrigen Donnerstag (10. Juni) mit, der Kaufvertrag sei bereits unterschrieben, der Aufsichtsrat habe zugestimmt: «Das Werk in Steyr bleibt erhalten!» Arbeitnehmervertreter sehen jedoch noch weiteren Gesprächsbedarf.
MAN-Werk Steyr gerettet
Bild: dpa

Mit der Transaktion übernehme Wolfs Firma WSA «den Produktionsstandort mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern», teilte MAN in München mit. Wolf erklärte, sein Konzept ermögliche es, zwei Drittel der Stammbelegschaft zu halten.

MAN will seine leichten und mittelschweren Lastwagen künftig im polnischen Krakau statt in Österreich bauen. Das Werk Steyr mit rund 2300 Mitarbeitern sollte verkauft oder Ende 2023 geschlossen werden. Im ersten Anlauf war der Verkauf an den ehemaligen Chef des Autozulieferers Magna im April am heftigen Widerstand der Belegschaft gescheitert, denn Wolf wollte nur rund 1250 Mitarbeiter in Steyr zu deutlich niedrigeren Löhnen übernehmen.

Nun teilte MAN mit: «Beide Seiten haben sich bewegt und sind dabei auf wesentliche Forderungen der Arbeitnehmerseite eingegangen.» Wolf werde unter der Traditionsmarke «Steyr» eine Auftragsproduktion von Nutzfahrzeugen und -Teilen etablieren. MAN werde «länger als bisher geplant für Aufträge sorgen und in Steyr bis Mai 2023 zunächst weiter Lkw der Baureihen MAN TGL und MAN TGM produzieren lassen». Für MAN werde WSA «zudem weiter Komponenten fertigen und Kunststoffteile lackieren. Auch hier wurden die Laufzeiten teilweise verlängert.»

Arbeitervertreter Helmut Emler zeigte sich überrascht über die neueste Entwicklung. Jetzt wolle sich der Betriebsrat in Steyr so schnell wie möglich mit Wolf an einen Tisch setzen, um möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten, sagte er. Der Österreichische Gewerkschaftsbund bezeichnete die Ankündigungen von MAN und Wolf als einen «Erfolg für Betriebsrat und Belegschaft», forderte jedoch weitere Gespräche. «Es gibt bisher nur einen Deal von Wolf mit MAN. Es gibt aber noch keinen Deal mit den ArbeitnehmerInnen und den Gewerkschaften», hieß es in einer Mitteilung.

Wolf teilte mit, ab 2023 sollten sieben neue Nutzfahrzeugtypen unter der Marke «Steyr» für den Export auf den Weltmarkt vom Band laufen. Vom Kastenwagen über einen Citybus bis zum Lkw werde man in Steyr auf Elektromobilität, Wasserstofftechnologie und autonomes Fahren setzen.

«Der Verkauf ist für alle Beteiligten die bestmögliche Lösung. Tatsächlich war sie die einzige Alternative zur Schließung», schrieb Tostmann in einem Linkedin-Post. Es habe kein anderes durchdachtes Angebot zum Erhalt des Industrie-Standorts und der Arbeitsplätze gegeben. «Die Maßnahmen zur Schließung waren bereits weit vorangeschritten. Ich freue mich deshalb sehr, dass wir gemeinsam die Rettung erreicht haben und das Werk unter der Führung von WSA eine echte Zukunft hat.»

MAN sei seiner Verantwortung für den Standort und die Belegschaft nachgekommen. «Das drohende Aus für den Nutzfahrzeugstandort Steyr, das intensive politische und juristische Tauziehen sowie die damit verbundene Unsicherheit für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - diese verfahrene Situation war unerträglich», sagte Tostmann. Der Übergang des Standorts von MAN an WSA erfolgt in den nächsten Wochen.

(Text: dpa)

Grundgehalt von 12 Euro

Der US-Konzern Amazon führt in seinen deutschen Versandzentren einen Einstiegslohn von 12 Euro brutto ein. Im Herbst 2022 soll dieser dann auf 12,50 Euro steigen, wie das auf Mitarbeitersuche befindliche Unternehmen am Freitag, 11. Juni, in München mitteilte. Lohnerhöhungen soll es zum 1. Juli für sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben, so dass der Brutto-Stundenlohn nach zwei Jahren künftig bei mindestens 13,52 Euro liegt.
Grundgehalt von 12 Euro
Bild: dpa

Amazon wird von der Gewerkschaft Verdi seit Jahren kritisiert, weil das Management Tarifverträge ablehnt. In diesem Jahr will das Unternehmen in seinen sämtlichen deutschen Bereichen 5000 neue Stellen besetzen. Weltweit beschäftigt Amazon mittlerweile weit über eine Million Menschen, in Deutschland sind es derzeit 23 000, davon 16 000 in der Logistik.

Bisher liegen die Einstiegsgehälter für neue Logistik-Mitarbeiter laut Unternehmen zwischen 11,30 und 12,70 Euro, bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von in der Regel zwischen 38,5 und 40 Stunden. Zum Vergleich: Der seit Jahresbeginn geltende Post-Tarifvertrag sieht laut Fachgewerkschaft DPVKOM für Aushilfskräfte einen Stundenlohn von 12,35 Euro vor, das monatliche Einstiegsgehalt in der niedrigsten Lohngruppe beläuft sich auf knapp 2067 Euro.

Amazon betonte, dass die Belegschaft eine ganze Reihe von Zusatzleistungen erhält. Dazu zählen unter anderem von der Arbeitsleistung abhängige Bonuszahlungen, Mitarbeiteraktien, Lebens- und Berufsunfähigkeitsversicherung sowie ein Fortbildungszuschuss für Weiterbildung in vierstelliger Höhe.

Amazon habe sich vorgenommen, der beste Arbeitgeber der Welt zu werden, sagte Deutschlandchef Ralf Kleber - und verwahrte sich gegen die Kritik von Verdi und anderen: Amazon sei ein fairer Arbeitgeber. «Das Gegenteil zu behaupten, ist schlicht falsch.»

(Text: dpa)

Bund will Firmen eine Corona-Brücke bauen

Für viele Unternehmen und ihre Mitarbeiter ist es eine wichtige Nachricht: Zentrale Hilfen in der Krise werden verlängert. Die Corona-Pandemie entspannt sich zwar, viele Firmen sind aber weiter belastet. Deswegen werden staatliche Wirtschaftshilfen und der vereinfachte Zugang zum Kurzarbeitergeld bis Ende September verlängert. Das Ziel: Jobs und den beginnenden Aufschwung absichern. Eine Prämie soll Firmen einen Anreiz geben, Mitarbeiter früher aus der Kurzarbeit zu holen oder Mitarbeiter neu einzustellen.
Bund will Firmen eine Corona-Brücke bauen
Bild: dpa-tmn

Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) bezeichnete die Verlängerung der Kurzarbeiterregeln als «weitere Brücke» bis zur verstärkten wirtschaftlichen Erholung. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte am gestrigen Mittwoch (9. Juni), der «Konjunkturmotor» laufe. Dennoch verlaufe der Ausstieg aus der Pandemie schrittweise. Viele Geschäfte hätten nach wie vor geschlossen, bei vielen zögen die Umsätze erst langsam wieder an - daher gebe es weitere Hilfen. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) sagte, die Unterstützung werde nicht kurz vorm Ziel eingestellt. «Das wäre ökonomischer Unsinn.» Das sind die wichtigsten Beschlüsse:

KURZARBEIT: Betriebe, die bis 30. September Kurzarbeit einführen, können die erleichterten Zugangsbedingungen zum Kurzarbeitergeld weiter in Anspruch nehmen. Wenn man erst vorher Kurzarbeit im Betrieb hatte, muss dazwischen eine dreimonatige Unterbrechung liegen. Bisher war geplant, dass die erleichterten Bedingungen am 31. Juni auslaufen. Ein Betrieb kann demnach Kurzarbeit anmelden, wenn mindestens zehn Prozent der Beschäftigten vom Arbeitsausfall betroffen sind; normalerweise sind es 30 Prozent. Minusstunden müssen vor der Gewährung von Kurzarbeitergeld keine aufgebaut werden. Auch Leiharbeitskräfte können Kurzarbeitergeld bekommen.

Nicht verlängert wurde die Anmeldefrist für die coronabedingte Erhöhung des Kurzarbeitergeldes. Wer bereits für spätestens März 2021 erstmals Kurzarbeitergeld bekommen hat, für den wird bis 31. Dezember das Geld auf bis zu 87 Prozent des Nettolohns aufgestockt. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hatte gefordert, das Kurzarbeitergeld müsse auch dann aufgestockt werden, wenn es neu beantragt wird.

ÜBERBRÜCKUNGSHILFE: Die Überbrückungshilfen III ist ein anderes zentrales Hilfsinstrument der Bundesregierung. Firmen sowie Soloselbstständige bekommen nicht rückzahlbare Zuschüsse zu betrieblichen Fixkosten - das sind etwa Mieten und Pachten, Zinsaufwendungen für Kredite, Ausgaben für Strom und Versicherungen. Voraussetzung: ein coronabedingter Umsatzeinbruch von mindestens 30 Prozent. Vergleichswert ist in der Regel der jeweilige Monat im Vor-Corona-Jahr 2019.

Bisher ist die Überbrückungshilfe III bis Ende Juni befristet. Sie wird nun bis Ende September verlängert. Dafür hat sich die Bundesregierung den Namen «Überbrückungshilfe III Plus» einfallen lassen. Außerdem wird der Zuschuss deutlich aufgestockt von derzeit 12 Millionen Euro auf maximal 52 Millionen Euro pro Firma - für Unternehmen, die direkt oder indirekt von Schließungen betroffen sind.

Mittelgroße Firmen etwa aus der Handelsbranche hatten geklagt, bisher keine Hilfen zu bekommen. Der Handelsverband
sprach nun von einer wichtigen Entscheidung, die vielen Händlern das wirtschaftliche Überleben der Krise deutlich einfacher mache.

Allerdings wollte Altmaier die Überbrückungshilfe eigentlich bis Jahresende verlängern - weil sich der Aufschwung noch Monate hinziehen kann. Damit konnte er sich aber nicht durchsetzen. Die Regierung entschied sich dafür, die Verlängerung der Überbrückungshilfe an die Verlängerung der Regelungen zur Kurzarbeit zu koppeln. Verbände wie der Bundesverband der Freien Berufe mahnten, es könne nötig sein, die Hilfen fortzusetzen - weil Ende September und damit zur Wahl die Pandemie noch nicht vorbei sei.

PRÄMIE: Neu ist der Anreiz für Firmen, Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückholen oder neu einzustellen - dafür soll es eine «Restart-Prämie» als Zuschuss zu den dadurch steigenden Personalkosten geben. Die Idee: Gastronomen zum Beispiel sollen wieder Leute einstellen und damit auch mehr Umsatz machen können. Die Höhe des Zuschusses ist gestaffelt und nimmt bis September ab.

NEUSTARTHILFE: Auch die Hilfen für Soloselbstständige - also zum Beispiel Künstler - werden verlängert und aufgestockt. Konkret erhöht sich laut Ministerien die Neustarthilfe von derzeit bis zu 7500 Euro auf bis zu 12 000 Euro für die ersten drei Quartale 2021. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sprach von einer Ermutigung für viele Kreative, die auch weiterhin stark unter den Auswirkungen der Pandemie zu leiden hätten.

KOSTEN: Was kostet das Ganze den Steuerzahler? Das Arbeitsministerium rechnet für die zuständige Bundesagentur für Arbeit durch die Verlängerung der Kurzarbeitergeld-Regeln mit Mehrausgaben von rund 2,6 Milliarden Euro. Bei der Überbrückungshilfe III geht Altmaier davon aus, dass die bisher geplanten Mittel reichen - weil im Zuge des Aufschwungs immer weniger Firmen die Voraussetzungen erfüllen. Im Nachtragshaushalt 2021 waren zusätzliche 25 Milliarden Euro für Firmenhilfen beschlossen worden.

(Text: Andreas Hoenig und Basil Wegener, dpa)

Erste Firmen machen das Homeoffice zur neuen Arbeitsnormalität

Stuttgart (dpa) - Die Arbeitswelt von morgen erschien für die meisten Menschen bis zum Frühjahr 2020 als reine Utopie. Und wurde dann schlagartig Realität: Binnen weniger Tage drängte die Corona-Pandemie zu Beginn der Krise Millionen Arbeitnehmer ins Homeoffice. Inzwischen haben sich viele an die Heimarbeit gewöhnt. Angestellte wie Firmen haben die Vorteile zu schätzen gelernt. Einen Weg zurück in eine jahrzehntelang typische Fünf-Tage-Bürowoche dürfte es vielerorts auch nach der Pandemie kaum geben. Etliche Unternehmen haben ihren Mitarbeitern schon flexiblere Arbeitsmodelle für die Zukunft zugesichert - einige gehen noch weiter und wollen das Homeoffice dauerhaft als neue Normalität etablieren.
Erste Firmen machen das Homeoffice zur neuen Arbeitsnormalität
Bild: dpa

Zu sehen ist das besonders in der IT-Branche. So versucht Europas größter Softwarekonzern SAP, der seinen Beschäftigten schon vor der Pandemie die Möglichkeit von bis zu vier Homeoffice-Tagen pro Woche einräumte, nochmals an Flexibilität zuzulegen. «Bei den meisten SAP-Mitarbeitern spielt es keine Rolle, von wo aus sie arbeiten. Wenn es die Tätigkeit nicht zwingend verlangt, an einem bestimmten Ort präsent zu sein, haben die Mitarbeiter bei der Wahl ihres Standorts alle Freiheiten», sagt Cawa Younosi, der als Deutschland-Personalchef bei dem Konzern für rund 25 000 Beschäftigte zuständig ist.

Noch etwas weiter geht das IT-Unternehmen Hewlett Packard Enterprise (HPE). Bei der US-Firma, dessen deutscher Ableger in Böblingen rund 2000 Mitarbeiter beschäftigt, wird das Homeoffice generell zum neuen Standard-Arbeitsort für die meisten Mitarbeiter erklärt. Sofern es die Tätigkeit erlaubt, sollen die Beschäftigten künftig möglichst immer von daheim arbeiten, wenn sie nicht gerade unbedingt im Büro anwesend sein müssen. Sie müssen dieser Umstellung laut HPE vorab jeweils zustimmen. Im Zuge des Konzepts sollen auch die Büros optisch umgestaltet werden - zu Orten «der Begegnungen und des Austauschs», wie es heißt. «Man geht dort also vor allem hin, um an Besprechungen, Team-Meetings, Workshops, Trainings oder Feiern mit Kollegen, Kunden und Partnern teilzunehmen», sagt ein HPE-Sprecher. Man wisse aus Mitarbeiterumfragen, dass ortsunabhängige Arbeit von einer großen Mehrheit nicht nur sehr geschätzt werde, sondern obendrein zu einer höheren Produktivität führe.

SAP-Personalchef Younosi sieht es ähnlich und argumentiert im dpa-Interview auch mit einer gestiegenen Erwartungshaltung junger Talente auf dem Arbeitsmarkt. «Während viele Firmen vor der Pandemie möglicherweise Bedenken hatten, ob es funktionieren kann, wenn jemand regelmäßig von ganz woanders als im Büro arbeitet, ist die Sache doch jetzt klar: Ja, es funktioniert für viele Berufe.» Nach den positiven Erfahrungen in der Pandemie habe ein Betrieb, in dem Homeoffice von der Tätigkeit her generell möglich ist, doch «gar keine Argumente mehr, wenn er einem talentierten Mitarbeiter jetzt sagt: Wenn du für uns arbeiten willst, musst du aber von Berlin zum Beispiel nach Schwäbisch Hall umziehen, weil da unsere Firma sitzt».

Der Wunsch nach flexibleren Modellen ist in der Arbeitnehmerschaft ausgeprägt. Vier von fünf Beschäftigten, die bisher regulär im Büro arbeiten, wollen einer Erhebung des Beratungsunternehmens EY zufolge künftig zumindest einen Teil ihrer Arbeitszeit im Homeoffice verbringen. 38 Prozent möchten pro Woche nur noch drei- bis viermal, 36 Prozent nur noch ein- bis zweimal ins Büro.

Hannah Schade vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der Technischen Universität Dortmund führt das auch auf eine gestiegene Job-Zufriedenheit der meisten Arbeitnehmer im Homeoffice zurück. Das liege zu einem Großteil daran, dass die Menschen sich ihre Arbeit daheim besser einteilen könnten als im Büro. Zudem sende eine Firma durch freimütige Homeoffice-Angebote Signale des Vertrauens und der Wertschätzung. «Man fühlt sich doch gleich viel ernster genommen, wenn man weiß: Mein Arbeitgeber traut mir und stellt mich nicht unter einen Generalverdacht, wonach ich vielleicht nicht genug arbeite, wenn man mich im Büro quasi nicht überwacht.»

Längst nicht nur in der IT-Welt setzt sich das Homeoffice dieser Tage durch. Auch in der bei Arbeitszeitmodellen mitunter als gestrig verschrienen Autobranche bewegt sich einiges. Beim Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche können die Mitarbeiter beispielsweise künftig an bis zu zwölf Tagen im Monat mobil arbeiten, wenn sie nicht gerade in Bereichen wie der Produktion arbeiten. Vor der Pandemie waren zwei Homeoffice-Tage in der Woche erlaubt. Auch bei Porsches Mutterkonzern Volkswagen gibt es Überlegungen, die Homeoffice-Möglichkeiten auszuweiten. Eine Sprecherin erklärt, VW strebe ein kombiniertes Modell aus Präsenz und mobilem Arbeiten an. Personalvorstand Gunnar Kilian äußerte zuletzt, die neue Arbeitswelt zeichne sich durch «weitaus mehr Freizügigkeit und Selbstbestimmung» als bisher aus.

In anderen Branchen wird das ähnlich gesehen. Die Deutsche Bahn teilt mit, Ziel sei es, mobiles Arbeiten dort möglich zu machen, «wo es die bestehenden Arbeitsanforderungen erlauben». Beim Technologiekonzern Siemens soll das mobile Arbeiten laut einer Sprecherin «dauerhaft als Standard etabliert» werden - mit dem Ziel, dass alle Beschäftigten weltweit im Schnitt stets zwei bis drei Tage pro Woche mobil arbeiten können. Und zwar immer dann, «wenn es sinnvoll und machbar» sei.

Auch beim Bosch-Konzern soll es mehr hybride Arbeitsmodelle - also eine Mischung aus Büroarbeit und mobilem Arbeiten - geben. «Im Fokus steht das Ergebnis, nicht die Präsenz», sagt Arbeitsdirektorin und Geschäftsführungsmitglied Filiz Albrecht. Ein Sprecher ergänzt, ungeachtet aller Vorteile im Homeoffice hätten interne Umfragen aber auch gezeigt, dass die Nähe und der direkte Austausch unter den Kollegen «live und in Farbe» zurzeit fehlten.

Gewerkschaften und Arbeitnehmervertreter sehen den Hype ums Homeoffice nicht unkritisch, zumal das Arbeiten von zu Hause leichter zu unbezahlten Überstunden führen könne. Auch könnten neue Homeoffice-Modelle zu verstärkten Einsparungen bei Firmenräumlichkeiten führen, was vielen Mitarbeitern bei Bedarf den Weg zurück ins Büro erschweren könnte. VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo sagte zuletzt etwa, Volkswagen verbinde die Frage, «wo wir künftig arbeiten, durchaus auch mit einer möglichen Reduzierung von Büroraum und dem Einsparen von Kosten».

Obendrein lässt sich auch der Gesundheitsschutz der Mitarbeiter im Homeoffice schlechter sicherstellen. Das Thema war schon in der alten Arbeitswelt wichtig - und dürfte es in der neuen bleiben. Denn wer wann und wie lange arbeitet, lässt sich bei mobiler Arbeit oft gar nicht mehr überprüfen. Wissenschaftlerin Schade sieht hier eine Gefahr, zumal die im deutschen Arbeitsleben «stark verankerte» Präsenzkultur im Homeoffice-Zeitalter keineswegs überwunden sei.

«Auch wenn sich die Art und Weise ändert: Der Arbeitgeber freut sich weiter, wenn er weiß, dass seine Arbeitnehmer am Platz sind. Und viele Arbeitnehmer freuen sich weiter, wenn sie beweisen können, dass sie präsent und produktiv sind», sagt Schade. Ihre Omnipräsenz könnten Mitarbeiter künftig etwa verstärkt dadurch demonstrieren, «dass sie sofort auf eine E-Mail antworten - sogar abends, sogar am Wochenende». Im Endeffekt bleibe die Erholung auf der Strecke, sagt Schade. «Im besten Fall gibt es klare, verbindliche Absprachen mit dem Arbeitgeber, wann man das Recht dazu hat, nicht erreichbar zu sein.»

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