Im September erhalten die Mitarbeiter darüber hinaus einmalig 150 Euro zur Stärkung der betrieblichen Altersvorsorge. Eine Leistungskomponente, die bisher zwischen 100 und 150 Euro variierte, wird im Mai in eine einheitliche Zulage von 150 Euro im Monat umgewandelt, was für 75 Prozent der Beschäftigten ein weiteres Plus bedeute, wie IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger sagte.
Außerdem wurde in der fünften Verhandlungsrunde vereinbart, die 1400 jährlichen Ausbildungsplätze bis 2025 fortzuschreiben. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll 23 Monate bis November 2022 betragen.
«Letztendlich waren und sind es die Beschäftigten bei Volkswagen, die in der Krise dafür sorgen, dass Volkswagen verhältnismäßig gut durch diese Situation kommt», sagte Gröger. Er bezeichnete den Abschluss als «starkes Ergebnis in schwierigen Zeiten».
Eine «Herzensangelegenheit» sei es gewesen, auch mehr selbstbestimmte Zeit zu ermöglichen, sagte Gröger: Das sei gelungen, weil jeder Beschäftigte künftig die Hälfte einer jährlichen Einmalzahlung in drei freie Tage umwandeln könne. Bisher konnten nur Eltern kleiner Kinder, Angehörige von Pflegebedürftigen und Schichtarbeiter die komplette Einmalzahlung in sechs freie Tage umwandeln. Diese Möglichkeit steht ihnen auch weiterhin zu.
VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel erklärte: «Wir haben einen Tarifabschluss mit Augenmaß und Vernunft erzielt, der dem besonders herausfordernden Umfeld seit dem Beginn der Pandemie gerecht wird.» Die Corona-Beihilfe bezeichnete er als Wertschätzung für das Engagement der Mitarbeiter unter Pandemiebedingungen.
Mit Blick auf die Option, Geld in freie Tage umwandeln zu können, sagte Meiswinkel, dieser Wunsch werde in der Belegschaft immer größer. Er rechne damit, dass «ein Großteil» der Beschäftigten sich für mehr Freizeit entscheiden werde. Eine Obergrenze, wie viele Mitarbeiter von der Option Gebrauch machen können, gebe es nicht.
Der Druck, einen Abschluss zu erreichen, war zuletzt gewachsen, nachdem es für die Metall- und Elektroindustrie im VW-Stammland Niedersachsen am Freitag bereits eine Tarifeinigung gegeben hatte. Sowohl in der Fläche als auch an mehreren VW-Standorten hatte es während der Tarifverhandlungen Warnstreiks gegeben.
Die fünfte Verhandlungsrunde zog sich dann von Montagmittag an über rund 14 Stunden bis tief in die Nacht zum Dienstag. Erst gegen 3.30 Uhr stand die Einigung fest. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh kritisierte, dass die Verhandlungen insgesamt sehr lange gedauert hätten. «Das hätte man auch früher haben können. Da wäre das eine oder andere Auto dann auch mehr gebaut worden», sagte er. Meiswinkel entgegnete darauf angesprochen, am Ende zähle das Ergebnis.
(Text: dpa)
Ökonomen sprachen von einer Fortsetzung der Erfolgsgeschichte in der deutschen Industrie. Im Vergleich zum Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, stieg der Auftragseingang um 5,6 Prozent. Er liegt nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums nun den fünften Monat in Folge über dem Niveau vom Februar 2020.
«Die Daten zur Industrie bleiben eine Erfolgsgeschichte», sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. «Die Industrie wird große Teile des Verlustes im Dienstleistungssektor kompensieren können». Während sich die Auftragseingänge gut entwickeln, gibt es aber offenbar Verzögerungen bei der Auslieferung der bestellten Ware. Analyst Ralph Solveen von der Commerzbank verwies auf die Umsätze der Industrie, die im Februar den zweiten Monat in Folge gefallen seien.
Ökonomen rechnen wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie mit einem Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung im ersten Quartal. «Die gute Entwicklung der Aufträge stützt andererseits aber auch die Hoffnung auf ein deutliches Plus im zweiten Quartal», sagte Solveen.
Die Erholung im deutschen Maschinenbau gewann nach einem schwachen Jahresstart deutlich an Tempo. Die Bestellungen legten im Februar kräftig um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zu. Zum ersten Mal seit Oktober 2018 erzielten die Maschinenbauer damit wieder eine zweistellige Wachstumsrate beim Auftragseingang, wie der Branchenverband VDMA mitteilte. Der Rückschlag des Januars sei komplett ausgeglichen.
Besonders groß war die Nachfrage im Februar nach Maschinen «Made in Germany» im Ausland. Die Bestellungen legten um 17 Prozent zu. Die Inlandsorders übertrafen das Niveau des Vorjahresmonats dagegen lediglich um 2 Prozent.
(Text: dpa)
Auch die Arbeitslosenquote sinkt nach der IAB-Regionalprognose im Laufe des Jahres im Osten mit 0,8 Prozentpunkten stärker als im Westen mit 0,2 Prozentpunkten. Am stärksten nimmt demnach die Arbeitslosenquote in Sachsen-Anhalt um 1,3 Prozentpunkte auf 7 Prozent und in Sachsen um 1,1 Prozentpunkte auf 5,6 Prozent ab. In Baden-Württemberg und Hamburg bleibt sie hingegen gleich. Mit knapp 6 Prozent liegt die Arbeitslosenquote im Westen aber niedriger als im Osten mit 7,3 Prozent.
Nach der Prognose zeigt die Corona-Krise deutliche Auswirkungen: Zwar falle die Arbeitslosenquote 2021 geringer als im Vorjahr aus, ohne die Pandemie läge sie jedoch bundesweit um 1,4 Prozentpunkte niedriger. Besonders stark seien die Folgen in Berlin mit einem coronabedingten Anstieg der Arbeitslosenquote von 2,9 Prozentpunkten, in Hamburg mit 2,2 Prozentpunkten und in Nordrhein-Westfalen mit 1,8 Prozentpunkten spürbar.
(Text: dpa)
Grundsätzlich zeigten sich bei der Umfrage «Hopes and Fears 2021» in Deutschland 54 Prozent der Befragten «begeistert und zuversichtlich» über den Wandel der Arbeitswelt, aber für die eigenen Kinder sank dieser Wert bereits auf 41 Prozent. In anderen Regionen wie China, Indien oder den USA äußerten sich die Menschen zuversichtlicher. Wie die meisten Europäer zeigten sich auch die Deutschen eher skeptisch, dass sich die Jobaussichten künftig verbessern könnten. Diese Meinung vertraten nur 44 Prozent. Nur Briten und Japaner waren noch skeptischer.
Veränderungen der Arbeitswelt erwarten die deutschen Arbeitnehmer am ehesten durch Ressourcenmangel und Klimawandel. Technologische Durchbrüche sehen 35 Prozent als globalen Trend, sind damit im Ländervergleich aber auf dem letzten Platz. Hier erwarten vor allem die Menschen in Südafrika starke Veränderungen.
Rund ein Drittel der Umfrageteilnehmer in Deutschland schätzte die eigenen digitalen Fähigkeiten als für die eigene Arbeit in der Corona-Krise nicht ausreichend ein. Eine Mehrheit von zwei Dritteln stimmte der Aussage zu, dass es in der eigenen Verantwortung liege, die eigenen Fähigkeiten auszubauen. Unterstützung durch die Arbeitgeber beispielsweise bei Umschulungen erwarten aber insbesondere ältere Arbeitnehmer ebenfalls.
Bei der Frage nach der künftigen idealen Arbeitsumgebung zeigten sich die Deutschen als Freunde von Mischformen zwischen Präsenz und virtueller Erledigung ihrer Aufgaben (41 Prozent). Wie die übrigen Europäer zeigten sich die Deutschen mit einem Prozentsatz von 38 Prozent weniger offen als Menschen in Asien oder den USA, ihre Arbeit überwiegend aus der Ferne zu erledigen.
Ausschließlich an einem eigens für sie eingerichteten Arbeitsplatz wollen aber in Deutschland auch nur noch 21 Prozent arbeiten. Noch stärker ist die Verbundenheit mit dem Arbeitsplatz unter anderem in Frankreich, Polen und den Niederlanden mit Zustimmungsquoten oberhalb von 30 Prozent. In Singapur legen hingegen nur noch 14 Prozent der Befragten besonderen Wert auf einen externen Arbeitsplatz.
Die deutschen Arbeitnehmer legen wie die Japaner auch mehr Wert auf Datenschutz als in den meisten anderen Ländern. So fanden es hierzulande nur 28 Prozent in Ordnung, ihre Arbeitsleistung technologisch überwachen zu lassen. Ihrem Arbeitgeber wollten zudem nur 26 Prozent Zugriff auf persönliche Daten beispielsweise bei Social Media gewähren.
Vor allem Jüngere verbinden mit zunehmenden Möglichkeiten zum Homeoffice auch konkrete Verbesserungen ihrer persönlichen Lebenssituation, wie aus einer anderen Umfrage des Digitalverbandes Bitkom hervorgeht. Wer von zuhause arbeiten kann, ist freier in der Wahl des Wohnortes, kann möglicherweise grüner, kostengünstiger oder näher bei Freunden und Familie leben. Einen konkreten Umzug planten von den 25 bis 34 Jahre alten Befragten allerdings nur 29 Prozent und in den höheren Altersgruppen noch weniger.
(Text: dpa)
Vergangenes Jahr erwirtschaftete Bosch rund 700 Millionen Euro mit vernetzten Lösungen für die Fertigung, wegen der Pandemie etwas weniger als 2019. Betrachtet man die vergangenen zehn Jahre seit Einführung des Begriffs Industrie 4.0, kommt Bosch hier auf rund vier Milliarden Euro Umsatz.
Die Zahl seiner Kunden in diesem Bereich beziffert das Gerlinger Unternehmen derzeit auf 500. Vor allem intelligente Software zur Produktionssteuerung, vernetzte Antriebs- und Steuerungstechnik, flexible Robotik und digitale Assistenzsysteme fänden viele Abnehmer. «Es gibt schon heute quasi kein Unternehmen mehr, das seine Prozesse nicht mit einem extremen Maß an IT plant und seine Fertigung entsprechend optimiert», sagt Najork. Doch das Wachstumspotenzial für die nächsten Jahre sei im Bereich Industrie 4.0 noch deutlich größer.
Schon bald werde es in vielen Industriezweigen nicht mehr hauptsächlich darum gehen, bestehende Produktionsanlagen zu vernetzen, also schlicht zu optimieren. «Stattdessen müssen die Firmen ihre Produktionsanlagen ganz neu entwerfen.» Der Trend gehe hin zu selbstlernenden Robotiksystemen, die «modular aufgebaut sind, Energie induktiv laden, die verschiedensten Dinge herstellen, und über den schnellen Mobilfunkstandard 5G miteinander kommunizieren», sagte Najork. Als Beispiele nannte er die Lebensmittel-, die Mode- und die Medizinbranche, hier werde die Zahl individualisierter Produkte bald stark zunehmen.
Bei der Digitalisierung seiner eigenen Standorte sieht sich Bosch auf einem guten Weg. Inzwischen habe ein Großteil der weltweit 240 Werke Industrie-4.0-Anwendungen «in relevantem Umfang» im Einsatz, sagte Najork. Etwa 85 Prozent aller Teilefertigungen und Montagelinien beim Gerlinger Unternehmen seien heute vernetzt. Die Bosch-Werke verfügten über rund 120 000 vernetzte Maschinen und mehr als 250 000 vernetzte Endgeräte wie integrierte Kameras oder Roboter.
Der Begriff Industrie 4.0 steht für die vierte industrielle Revolution, die Menschen, Maschinen und Produkte mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnologie miteinander vernetzen soll. Im Kern lassen sich auf diesem Weg etwa Produktionsabläufe vereinfachen, Lieferwege beschleunigen und Kosten einsparen, aber auch mit wenig Aufwand stark individualisierte Lösungen herstellen.
(Text: dpa)
Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) sagte, wenn ausländische Saisonkräfte länger in den Betrieben bleiben dürften, reduziere das den Personalwechsel und die Mobilität. Dies sei ein Beitrag zur Pandemiebekämpfung und helfe zugleich bei Ernte und Aussaat. So sei auch in diesem Jahr eine gute Versorgung mit heimischen Produkten sichergestellt.
Der Bundestag soll voraussichtlich nach Ostern über die Pläne beraten. Bereits im vergangenen Jahr hatte es eine ähnliche Regelung mit einer Verlängerung bis auf 115 Tage gegeben. Vor allem im Obst- und Gemüseanbau sind Landwirte stark auf Saisonkräfte angewiesen. Klöckner betonte: «Die Ausweitung muss eine pandemiebedingte Ausnahme sein, darf keine Dauerregelung werden.»
Bauernpräsident Joachim Rukwied sprach von einem «wichtigen Signal». Der Zentralverband Gartenbau erklärte, die Betriebe steckten mitten in der Vorbereitung für die Saison und könnten nun besser planen. Für Unterbringung und Arbeitsschutz hätten die Unternehmen im vergangenen Jahr Hygienekonzepte erarbeitet. Diese gelte es weiter umzusetzen. Die Grünen warfen der Bundesregierung Sozialdumping zulasten europäischer Saisonkräfte vor.
(Text: dpa)
Die Kläger arbeiten im Objektschutz und bewachen etwa Botschaften und Museen. Auf Weisung des Landes müssen die Wachpolizisten ihren Dienst in angelegter Uniform sowie persönlicher Schutzausrüstung und mit Dienstwaffe antreten. Es ist ihnen freigestellt, ob sie den Weg zur und von der Arbeit in Uniform zurücklegen und ob sie das in einer Dienststelle zur Verfügung gestellte Waffenschließfach nutzen.
Zudem sei der Weg zur Arbeit - auch wenn er in Uniform angetreten werde - grundsätzlich nicht Teil der zu vergütenden Arbeitszeit, urteilten die Bundesrichter. Allerdings sei die für einen Umweg zum Aufsuchen des dienstlichen Waffenschließfachs erforderliche Zeit zu vergüten. Einer der Kläger nutzt das dienstliche Waffenschließfach, was beim Zurücklegen des Wegs von seiner Wohnung zum Einsatzort und zurück einen Umweg bedingt.
(Text: dpa)
Die Pandemie habe das Einkaufsverhalten nachhaltig verändert, begründete die Geschäftsleitung die Einschnitte in das Filialnetz. Immer mehr Kunden erledigten ihre Einkäufe online. Der E-Commerce-Anteil am Gesamtumsatz habe sich im laufenden Geschäftsjahr mehr als verdoppelt. Dies zwinge das Unternehmen, Anzahl und Größe der stationären Märkte auf die neuen Gegebenheiten auszurichten.
«Vor diesem Hintergrund ist es aus Sicht der Geschäftsführung unumgänglich, von den derzeit 419 Märkten in Deutschland voraussichtlich 13 Märkte zu schließen», hieß es in dem Schreiben. Die betroffenen Filialen ließen sich nach sorgfältiger Analyse nicht dauerhaft wirtschaftlich betreiben. Durch die Schließungen, aber auch durch eine neue Organisationsstruktur in den Märkten würden bis Ende September 2022 «voraussichtlich bis zu 1000 Arbeitsplätze wegfallen». Doch würden an anderer Stelle neue Arbeitsplätze geschaffen.
Der Stellenabbau in Deutschland ist Bestandteil eines konzernweiten Sparprogramms, das der Elektronikhändler bereits im August vergangenen Jahres angekündigt hatte. Europaweit könnten nach früheren Angaben sogar bis zu 3500 Stellen wegfallen.
(Text: dpa)
MAN will seine Lastwagen und Busse in den nächsten Jahren auf Elektroantrieb umstellen. Vorstandschef Andreas Tostmann sagte, die Einigung helfe, das Ergebnis um bis zu 1,7 Milliarden Euro zu verbessern. So könne MAN mehr in Zukunftstechnik investieren.
Der Abbau der 3500 Arbeitsplätze in Deutschland soll über Altersteilzeit, das Auslaufen befristeter Arbeitsverträge, den Abbau von Stellen für Leiharbeitnehmer, über freiwillige Abfindungen und Wechsel im VW-Konzern erfolgen. München soll Firmenzentrale, Entwicklungszentrum und Hauptproduktionswerk für Lkw mit Fahrerhausausstattung und Montage bleiben. Teile der Lkw-Fertigung würden nach Krakau, Bus-Tests nach Ankara verlagert. Ende nächsten Jahres sollen in München noch 7500 unbefristete Stammmitarbeiter beschäftigt sein.
Der Standort Nürnberg entwickele Elektroantriebe und sei Leitwerk für den Bau von Elektro- und Dieselantriebe. Ende 2022 sollen in Nürnberg 3100 Stammmitarbeiter unbefristet beschäftigt sein. Salzgitter bleibe ein Standort für die Logistik und die Montage von Achsen. Außerdem übernehme Salzgitter Logistikaufgaben aus dem österreichischen Werk Steyr und übergebe im Gegenzug Arbeiten nach Polen und in die Slowakei. Ende 2022 sollen in Salzgitter 1900 Stammmitarbeiter beschäftigt sein.
Auf der Kippe steht weiterhin das Lkw-Werk Steyr mit annähernd 2000 Beschäftigten. Es gebe «konstruktive Gespräche bezüglich einer Übernahme des Standorts als Alternative zu einer Schließung» Ende 2023, teilte MAN mit. Der ehemalige Magna-Chef Siegfried Wolf möchte das Werk übernehmen, ein Drittel der Stellen abbauen und die Löhne kürzen.
(Text: dpa)
Beide Seiten zeigten sich ausgesprochen zufrieden mit der nach einer ungewöhnlich langen Tarifrunde gefundenen Einigung. Gewerkschaft und Arbeitgeber hätten in den sieben Verhandlungsrunden gezeigt, dass sie in der Lage seien, «auch in der Krise wichtige Weichen nach vorne zu stellen», sagte der Vorsitzende der IG-Metall, Jörg Hofmann. Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf sprach von einem «Signal der Hoffnung». Für die Unternehmen gebe es in diesem Jahr keine zusätzliche Belastung. Arbeitgeberverband und Gewerkschaftsvorstand empfahlen die Übernahme des NRW-Abschlusses in den anderen Tarifgebieten.
Ein Kernpunkt der Vereinbarung ist aus Sicht der Gewerkschaft ein sogenanntes Transformationsgeld, das über die jährlichen Sonderzahlungen finanziert werden soll. Es entspricht einer Tarifsteigerung von 2,3 Prozent. Das Geld wird zunächst angespart und dann einmal im Jahr ausgezahlt - zum ersten Mal im Februar 2022 in Höhe von 18,4 Prozent eines Monatsentgelts und ab Februar 2023 in Höhe von 27,6 Prozent. Das Geld kann aber auch zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden. Der neue Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 21 Monaten und gilt bis zum 30. September 2022.
Die Gewerkschaft war mit der Forderung nach vier Prozent mehr Geld in die Verhandlungen gegangen. Der Präsident der NRW-Arbeitgeber, Arndt G. Kirchhoff, sagte, in der vereinbarten Regelung «versteckt sich im Grunde eine Tabellenerhöhung».
«Wir parken irgendwo Geld», um es bei Bedarf für einen Teilentgeltausgleich verwenden zu können, sagte Giesler. Zusammen mit Elementen aus früheren Tarifabschlüssen ließen sich bei einer Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 35 auf 32 Stunden auf diese Weise 34 Stunden bezahlen. Damit sei auch eine 4-Tage-Woche möglich. Die Senkung der Arbeitszeit soll für bis zu 36 Monate in den Betrieben vereinbart werden können. Die Gewerkschaft will damit Arbeitsplatzverluste beim Umbau der Industrie, etwa zur E-Mobilität, verhindern. Gesamtmetall-Chef Wolf betonte, die Vereinbarung sei «kein Einstieg in die Arbeitszeitverkürzung». Es handele sich um «freiwillige Angebote».
Für die Arbeitgeber ist bei dem Tarifabschluss eine automatische Entlastung von Betrieben in wirtschaftlichen Schwierigkeiten im laufenden Jahr besonders wichtig. Dazu kann ein bereits 2018 vereinbartes Zusatzentgelt von etwa 400 Euro, das im Oktober fällig wird, verschoben oder ganz gestrichen werden. Betriebe, deren Nettoumsatzrendite unter 2,3 Prozent fällt, können davon Gebrauch machen.
Gesamtmetall-Chef Wolf schätzt, dass etwa ein Drittel der Betriebe dafür in Betracht kommt. Er möchte diese Regelung «auch in der Zukunft fortführen». Die Gewerkschaft will sich das erst genau ansehen. Wenn die Arbeitgeber damit willkürlich umgingen, könne die «Experimentierklausel auch nächstes Jahr wieder weg sein», sagte ihr Vorsitzender Hofmann.
Der IG-Metall-Chef sagte, die Gewerkschaft habe erreicht, «dass die Krisenfolgen fair verteilt und nicht einseitig bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern abgeladen werden». Das sei auch den fast eine Million Gewerkschaftsmitgliedern zu verdanken, die sich in den vergangenen Wochen an Warnstreiks beteiligt hätten.
Ein weiterer Baustein des Verhandlungsergebnisses ist ein Tarifvertrag «Zukunft, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigungssicherung». Er soll einen Rahmen für firmenbezogene Verbandstarifverträge zur Gestaltung der Transformation in der Metall- und Elektroindustrie schaffen. Betriebsräte und IG Metall können den Arbeitgeber zu Gesprächen über die Zukunft des Unternehmens auffordern. Einen Einigungszwang gibt es aber nicht.
(Text: Claus Haffert, dpa)