Warnstreiks in der Fleischindustrie nach Ostern

Nach den vorerst ergebnislosen Verhandlungen für einen flächendeckenden Tarifvertrag in der deutschen Fleischindustrie kündigt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Warnstreiks nach Ostern an. Das sagte ein NGG-Sprecher am Gestrigen Dienstag (30. März) der Deutschen Presse-Agentur. Am Montagabend war die dritte Verhandlungsrunde in Hamburg ohne Ergebnis und ohne einen neuen Verhandlungstermin beendet worden.
Warnstreiks in der Fleischindustrie nach Ostern
Bild: dpa

Die Gewerkschaft war mit einer Forderung nach einem dreistufigen Mindestlohntarifvertrag für die rund 160 000 Beschäftigen der Branche in die Gespräche gegangen. Der Mindestlohn soll demnach bei 12,50 Euro starten. Nach einer kurzen Einarbeitungszeit soll er auf 14 Euro pro Stunde steigen, Facharbeiter sollen 17 Euro pro Stunde erhalten. Diesen Vorschlag hatten die Arbeitgeber als «realitätsfern und existenzgefährdend» zurückgewiesen.

Sie waren bei ihrem Vorschlag der Gewerkschaft in einem Punkt entgegengekommen: Der Mindestlohn soll demnach ab sofort bei 10,50 Euro liegen und zum 1. Dezember 2023 stufenweise auf 12,00 Euro erhöht werden. Mitte März hatten die Arbeitgeber die vierte Stufe noch für den 1. Juli 2024 vorgeschlagen. «Damit würde der tarifliche Mindestlohn innerhalb von 2,5 Jahren um 25 Prozent zum jetzigen Mindestlohn steigen», heißt es in einer Mitteilung der Arbeitgeber. Der gesetzliche Mindestlohn liegt derzeit bei 9,50 Euro.

«Mit dem heute unterbreiteten Angebot zur Regelung des tariflichen Mindestlohns geht die deutsche Fleischwirtschaft bis an die wirtschaftliche Schmerzgrenze», so der Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite, Theo Egbers, laut Mitteilung.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) äußerte sich kritisch zu den unterbrochenen Gesprächen und zu den Folgen für den Einsatz von Leiharbeitern ab dem 1. April. Laut Arbeitsschutzkontrollgesetz dürfen maximal acht Prozent Leiharbeitnehmer eingesetzt werden, wenn ein Tarifvertrag gilt. «Angesichts dieser Verweigerungshaltung war es kluge Voraussicht der Gesetzgeber, das Verbot für den Fall vorzusehen, dass es keine Einigung auf einen Tarifvertrag gibt», sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel laut Mitteilung.

(Text: dpa)

Männer häufiger in bezahlter Elternzeit

Erneut haben sich mehr Väter für eine bezahlte berufliche Auszeit zur Kinderbetreuung entschieden. Die Zahl der Männer, die Elterngeld erhielten, stieg vergangenes Jahr um 1,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag (25. März) in Wiesbaden mitteilte. Ihr Anteil an den Beziehern von Elterngeld betrug damit knapp ein Viertel: Rund 462 000 Männer und 1,4 Millionen Frauen erhielten die staatliche Leistung. Väter übernehmen in der Mehrzahl aber weiterhin nur den kleineren Teil der Arbeit daheim.
Männer häufiger in bezahlter Elternzeit
Bild: Felix Kästle/dpa

Während Frauen im Schnitt 14,5 Monate Elterngeld bezogen oder beziehen wollten, waren es bei den Männern 3,7 Monate. Diese Verteilung sei in den vergangenen Jahren praktisch konstant geblieben, teilte das Bundesamt mit.

Dies zeige, dass sich die traditionelle Rollenaufteilung hartnäckig halte, sagt der stellvertretende Leiter des Staatsinstituts für Familienforschung an der Universität Bamberg, Harald Rost. Nach wie vor schränkten hauptsächlich Mütter ihre Berufstätigkeit ein. Sie arbeiteten zu 73 Prozent in Teilzeit, Väter zu 7 Prozent. Da der Vater nach wie vor meist der Haupternährer sei, könnten viele Familien nicht vom Elterngeld leben, das sich aus dem Einkommen der Mutter errechnen würde. «Wenn man eine Gleichstellung möchte, ist noch ein großer Schritt zu gehen», sagt Rost.

Dennoch habe sich die Rolle des Vaters gewandelt, wie der seit Jahren steigende Anteil der Väter an den Elterngeldbeziehern zeige. Welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die Entwicklung hat, werde sich erst in zwei bis drei Jahren zeigen. «Es gibt Studien, die weisen darauf hin, dass die Mütter wieder stärker in ihre traditionelle Rolle gedrängt werden, es gibt aber auch Studien, die zeigen, dass sich Väter aufgrund von Homeoffice mehr zuhause beteiligen», sagt der Soziologe.

Mit einem Väteranteil von 30 Prozent war Sachsen 2020 Spitzenreiter unter den Bundesländern, gefolgt von Bayern und Berlin mit je 27,2 Prozent. Am niedrigsten lag der Väteranteil im Saarland mit 19,1 Prozent und Bremen mit 20,7 Prozent.

Insgesamt sank die Zahl von Frauen und Männern, die Elterngeld erhielten, im vergangenen Jahr leicht um 0,2 Prozent auf rund 1,9 Millionen. Dies entspreche dem Trend bei den Geburten, sagte eine Sprecherin des Statistischen Bundesamts.

Elterngeld bekommen Mütter und Väter, wenn sie nach der Geburt des Kindes erst einmal gar nicht oder nur noch wenig arbeiten wollen. Der Staat unterstützt das mit mindestens 300 Euro und maximal 1800 Euro im Monat - abhängig vom jeweiligen Nettoverdienst. Frauen erhielten im vergangenen Jahr im Schnitt pro Monat 752 Euro, Männer 1258 Euro.

Die Nachfrage nach dem sogenannten Elterngeld Plus, das in der Regel monatlich niedriger ausfällt, dafür aber länger gezahlt wird, steigt: 552 000 Frauen und Männer entschieden sich vergangenes Jahr dafür - ein Anstieg um rund 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei Elterngeld plus sind bis zu 36 Bezugsmonate für beide Eltern zusammen möglich, beim Basiselterngeld 14 Monate.

(Text: dpa)

Immer mehr Unternehmen setzen auf Corona-Tests für Belegschaft

Immer mehr Unternehmen in Deutschland wollen ihren Belegschaften Schnelltests zur Erkennung des Coronavirus anbieten. Der Autobauer Volkswagen etwa stellt allen Beschäftigten an seinen deutschen Standorten nach Ostern zweimal in der Woche einen Test zur Verfügung. Damit werde die Teststrategie um einen Baustein erweitert, teilte VW mit. Auch Unternehmen wie Opel oder Thyssenkrupp kündigten an, die Testangebote auszudehnen.
Immer mehr Unternehmen setzen auf Corona-Tests für Belegschaft
Bild: Marijan Murat/dpa

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) pochte am Donnerstag (25. März) erneut darauf, dass die Wirtschaft verstärkt testen soll und verwies auf eine Selbstverpflichtung, die Anfang April endet. «Wenn nicht der überwiegende Teil der deutschen Wirtschaft (...) das muss in die Richtung 90 Prozent sein, Tests seinen Mitarbeitern anbietet, dann werden wir mit regulatorischen Maßnahmen in der Arbeitsschutzverordnung dazu vorgehen.» Merkel kündigte eine Entscheidung für Mitte April an.

Die vermehrte Nutzung von Schnelltests gilt neben den Hygieneregeln und dem Impfen als ein Baustein im Kampf gegen die dritte Pandemiewelle, die sich bedrohlich aufbaut. Allein am Donnerstag meldete das Robert Koch-Institut 22 657 Neuinfektionen. Auf der Deutschlandkarte färben sich immer mehr Städte und Kreise tiefrot, weil dort die Fallzahlen gestiegen sind. Die Hoffnungen auf Öffnungen werden damit vielerorts enttäuscht. «Je mehr wir testen, umso weniger müssen wir einschränken», sagte Merkel.

Der Aufruf der Wirtschaft zu einer Ausweitung der Corona-Tests in Firmen trifft nach Einschätzung der Spitzenverbände auf große Resonanz. Dem Appell seien in den ersten Tagen Unternehmen von mehr als der Hälfte aller Beschäftigen gefolgt, sagte der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes BDA, Steffen Kampeter. Täglich kämen weitere hinzu. «Dabei stoßen sie auch auf Herausforderungen wie die Integration von Tests in die betrieblichen Abläufe oder auf Hindernisse, beispielsweise bei der Beschaffung von Selbsttests aufgrund schleppender Zulassungen.»

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks berichtete, nach ersten Rückmeldungen lasse sich als Tendenz erkennen, dass rund die Hälfte der Handwerksbetriebe ihren Beschäftigten Tests anbiete oder dies bald plane, sagte eine Sprecherin. «Bei den anderen scheitert es häufig nicht am Willen, sondern an fehlenden Test-Kits.» Eine Testpflicht lehnen die Verbände ab.

Auch große Konzerne setzen bereits auf Tests für ihre Mitarbeiter. Die Verfügbarkeit ist allerdings eine Einschränkung.

Die Supermarktketten Aldi Nord und Aldi Süd stellen nach eigenen Angaben seit vergangener Woche allen Beschäftigten in Präsenzarbeit wöchentlich einen Selbsttest zur Verfügung. Bei Rewe ist die Verteilung der Selbsttests ebenfalls angelaufen, wie ein Sprecher sagte. Angeboten wird demnach zunächst ein Test in der Woche. Dies sei aber eine Frage der Verfügbarkeit.

Der Stahl- und Industriekonzern Thyssenkrupp stellt nach eigenen Angaben ab Anfang April allen rund 56 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Deutschland zunächst ein Set mit fünf Schnelltests zur Verfügung. Opel hat nach eigenem Bekunden Zehntausende Selbsttests bestellt und will alle Beschäftigten mindestens einmal in der Woche testen, sofern sie nicht zu Hause arbeiten. Bei Daimler bekommen Mitarbeiter, die vor Ort arbeiten, laut Konzern einmal pro Woche einen Selbsttest, um sich zu Hause zu testen.

Die Commerzbank stellt Mitarbeitern auf Bestellung Tests zur Verfügung, wie ein Sprecher sagte. Der Heimarbeitsanteil liegt demnach in Deutschland einschließlich der Filialen bei deutlich über 50 Prozent. Die Konkurrentin Deutsche Bank will Mitarbeiter, die vor Ort sein müssen, flächendeckend mit Tests ausstatten, sobald sie ausreichend vorhanden sind. Grundsätzlich gelte, wer im Homeoffice arbeiten könne, solle dies tun, sagte eine Sprecherin. Ohne Filialen betrage der Anteil etwa 80 Prozent.

Der Karlsruher Energieversorger EnBW bietet laut Konzernchef Frank Mastiaux schon seit geraumer Zeit Tests für «betriebskritisches Personal» an, das beispielsweise für wichtige Infrastruktur verantwortlich ist. Ab dem 6. April sollen alle Mitarbeiter die Möglichkeit zu freiwilligen Tests bekommen.

Beim Softwarehersteller SAP werden am Stammsitz in Walldorf nach Angaben eines Sprechers schon seit Monaten denjenigen Mitarbeitern Schnelltests angeboten, die etwa bei Präsenz-Meetings auf Kollegen treffen.

(Text: dpa)

Amazon will 5000 neue Mitarbeiter in Deutschland einstellen

Der US-Konzern Amazon will in diesem Jahr in Deutschland 5000 neue Mitarbeiter einstellen. Damit soll deren Zahl um über ein Fünftel steigen - von 23 000 auf 28 000, wie die deutsche Amazon-Gesellschaft am gestrigen Freitag (26. März) in München mitteilte.
Amazon will 5000 neue Mitarbeiter in Deutschland einstellen
Bild: dpa

Gesucht sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter anderem für die Versandzentren, Marketing, Finanzwesen sowie Forschung und Entwicklung. Wie viele neue Angestellte für die jeweiligen Bereiche gesucht werden, sagte Amazon nicht.

In Deutschland betreibt der Konzern vier Forschungs- und Entwicklungszentren in Aachen, Berlin, Dresden und Tübingen. Weltweit hatte Amazon im vergangenen Jahr eine sechsstellige Zahl neuer Mitarbeiter eingestellt, Ende Dezember arbeiteten demnach weltweit knapp 1,3 Millionen Menschen für das Unternehmen.

Das rapide Wachstum lässt sich auch an den deutschen Geschäftszahlen ablesen. 2020 erzielte Amazon in Deutschland laut Geschäftsbericht des US-Mutterkonzerns knapp 29,6 Milliarden US-Dollar Umsatz - ein Sprung von über 30 Prozent verglichen mit den 22,2 Milliarden Dollar 2019. Amazon hatte in der Vergangenheit lange keine Umsatzzahlen für Deutschland genannt.

(Text: dpa)

Fast 100 Beschäftigte auf dem Bau tödlich verunglückt

Als "Alarmsignal" hat der Bundesvorsitzende der IG BAU, Robert Feiger, die starke Zunahme tödlicher Arbeitsunfälle auf Baustellen bezeichnet. Nach Informationen der Gewerkschaft kamen im vergangenen Jahr 97 Bau-Beschäftigte bei ihrer Arbeit ums Leben – ein Anstieg von 39 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. "Statistisch gesehen hat sich 2020 auf dem Bau bundesweit alle vier Tage ein tödlicher Unfall ereignet. Legt man die Arbeitstage zugrunde, hatte die Branche sogar an mehr als jedem dritten Tag einen Toten zu beklagen", so Feiger unter Berufung auf vorläufige Zahlen der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU).
Fast 100 Beschäftigte auf dem Bau tödlich verunglückt
Bild: Rolf Dobberstein auf Pixabay

"Während das berufliche Unfallgeschehen in Deutschland im Zusammenhang mit Homeoffice und Lockdowns insgesamt zurückging, verzeichnete der Bau einen traurigen Rekord", sagt Feiger. Kleinere Baubetriebe mit bis zu neun Beschäftigten waren laut Berufsgenossenschaft besonders betroffen. Die meisten tödlichen Unfälle ereigneten sich durch Abstürze. "In den letzten fünf Jahren hat es keine vergleichbar hohe Zahl an Todesfällen gegeben. Auch die Gesamtzahl die Arbeitsunfälle bleibt mit über 104 000 auf einem erschreckend hohen Niveau", betont Feiger.

In diesem Zusammenhang appellierte der Gewerkschaftschef an die Unternehmen, sich beim Arbeits- und Gesundheitsschutz noch stärker anzustrengen: "Jedes Unglück hat seine eigenen Ursachen, aber jedes Unglück ist eins zu viel." Wenn durch Prävention ein Teil der Unfälle verhindert werden könne, müsse alles dafür getan werden, die Beschäftigten zu schützen. Maßnahmen wie die Helmpflicht oder die korrekte Sicherung von Gerüsten seien kein Selbstzweck.

"Anders als in vielen anderen Branchen wird auf dem Bau auch in der Pandemie durchgearbeitet. Wir sind es den Beschäftigten schuldig, Arbeitsgefahren so weit wie möglich zu minimieren. Das gilt insbesondere auch für den Schutz vor Corona-Infektionen", so Feiger.

Zugleich müsse die staatliche Arbeitsschutzkontrolle deutlich ausgebaut werden. Eine Analyse der IG BAU hatte ergeben, dass in den Arbeitsschutzbehörden der Länder im Schnitt rechnerisch nur ein Aufsichtsbeamter für 26 000 Beschäftigte zuständig ist. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) empfiehlt eine Quote von 1 zu 10 000. "Wir brauchen mehr Kontrollen durch die staatlichen Behörden, gerade auf dem Bau", so Feiger. Die BG BAU führe zwar selbst Kontrollen auf Baustellen durch und fördere die Präventionsarbeit mit zahlreichen Programmen. "Aber die noch so engagierte Arbeit der Berufsgenossenschaft kann das Kontrolldefizit des Staates nicht wettmachen."

(Text: Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt)

VW legt Tarifangebot vor - aber IG Metall will weitere Warnstreiks

Bei Volkswagen stehen auch nach der vierten Gesprächsrunde zum neuen Haustarif weitere Warnstreiks der IG Metall an. Die Gewerkschaft plant für den heutigen Mittwoch (24. März) entsprechende Aktionen am Stammsitz der leichten Nutzfahrzeuge in Hannover sowie im Werk Salzgitter. Zwar legte das Unternehmen am Dienstag (23. März) ein lange gefordertes Tarifangebot vor. «Es ist aus unserer Sicht aber absolut unzureichend», sagte IG-Metall-Bezirkschef Thorsten Gröger der Deutschen Presse-Agentur. «Wir haben es deshalb zurückgewiesen.»
VW legt Tarifangebot vor - aber IG Metall will weitere Warnstreiks
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VW erklärte sich bereit, den gut 120 000 Beschäftigten an den westdeutschen Standorten im laufenden ersten Halbjahr 2021 eine Einmalzahlung von 250 Euro und im nächsten Jahr ein tabellenwirksames Entgelt-Plus von 1,2 Prozent zukommen zu lassen. Insgesamt soll sich der Tarifvertrag über eine Laufzeit bis Mitte 2023 erstrecken. Zudem sollen die Mitarbeiter anstelle der bisherigen Leistungskomponente eine «einheitliche Sonderzahlung» von 1800 Euro pro Jahr erhalten.

Gröger kritisierte dieses Paket. Es enthalte nur «eine mickrige Einmalzahlung und eine sehr spät einsetzende, viel zu kleine Tabellenerhöhung». Die lange Laufzeit über 30 Monate könnte nach seiner Einschätzung dazu führen, dass dies bei wieder steigender Inflation «einen realen Entgeltverlust bedeutet». Er sagte: «Der einzige Fortschritt besteht darin, dass man ein Angebot gemacht hat.»

VW-Verhandlungsführer Meiswinkel erklärte hingegen, das vorgestellte Konzept gebe den Beschäftigten erst einmal «finanzielle Klarheit». Außerdem sei es für den Autohersteller wichtig, die Balance zu halten zwischen zusätzlichen Kosten einerseits und den Belastungen durch eine mögliche dritte Corona-Welle sowie Produktionsausfällen wegen der Lieferengpässe bei Halbleitern auf der anderen Seite. «Wir wollen eine Tarifeinigung, die den Interessen unserer Beschäftigten und des Unternehmens gleichermaßen gerecht wird», betonte er. «Zugleich gibt uns die längere Laufzeit entsprechende Planungssicherheit.»

Die IG Metall fordert vier Prozent mehr Geld, eine erweiterte Umwandlung in freie Tage und Lehrstellen-Zusagen. «Bei der Frage der Ausbildung ist VW eher im Vagen geblieben», meinte Gröger. Das Management erklärte hierzu, man habe sich «darauf verständigt, die konstruktiven Gespräche der Arbeitsgruppe fortzusetzen».

Beim Thema Arbeitszeit-Umwandlung für alle IG-Metall-Mitglieder gab sich die Gewerkschaft enttäuscht, weil die Gegenseite «keinen Veränderungsbedarf» sehe. VW will dies weiterhin nur «Beschäftigten mit besonders belastenden Arbeits- und Lebenssituationen» anbieten.

In den vergangenen Wochen war es nicht nur im parallel laufenden Tarifstreit der gesamten Metall- und Elektroindustrie, sondern auch bei VW zu Warnstreiks gekommen. Laut Gewerkschaft beteiligten sich bisher Zehntausende Beschäftigte. Sie beendeten ihre Schichten meist früher oder begannen später. Gröger sieht die Fortsetzung nun als «logische Konsequenz», das Entgegenkommen durch VW sei zu gering.

(Text: dpa)

Verdi empört über Rassismus-Vorwürfe gegen Jobcenter

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat den Paritätischen Wohlfahrtsverband für Rassismus-Vorwürfe gegen Jobcenter kritisiert. «Wir finden es befremdlich, dass der Paritätische Wohlfahrtsverband pauschale Vorwürfe gegen Beschäftigte erhebt und damit alle in ein falsches Licht gestellt werden», sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle laut einer Mitteilung am gestrigen Montag (22. März) in Berlin. «Dieses Verhalten ist empörend.»
Verdi empört über Rassismus-Vorwürfe gegen Jobcenter
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Der Verband hatte vergangene Woche eine Mitteilung unter der Überschrift «Paritätischer warnt vor Rassismus in Jobcentern» veröffentlicht. Er berief sich auf die Ergebnisse einer von einer Referentin beim Paritätischen Gesamtverband mitverfassten Erhebung. EU-Ausländer und -Ausländerinnen werden laut dieser Umfrage bei der Beantragung von Sozialleistungen oder Kindergeld diskriminiert. Teils würden sie schon im Eingangsbereich von Jobcentern zurückgewiesen. Andere würden zu einer stärkeren Mitwirkung verpflichtet als deutsche Antragstellende. Teils würden aufstockende Leistungen trotz belegter Erwerbstätigkeit verweigert. Bei Anträgen würden teils nur von Rumänen oder Bulgaren Personenkennnummern abgefragt.

Für die Umfrage der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege waren rund 400 Antworten von Beratungsstellen unter anderem für Migrantinnen und Migranten ausgewertet worden. In der Auswertung der Umfrage heißt es, diese sei in der Art der Befragung und den Ergebnissen nicht repräsentativ. «Die Ergebnisse verdeutlichen aber, dass die beschriebenen Probleme bundesweit in nennenswertem Umfang anzutreffen sind.»

Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Verbands, Ulrich Schneider, sagte: «Ich weiß nicht, ob das, was wir aus den Jobcentern hören, bereits struktureller Rassismus ist. Wenn nicht, ist es auf jeden Fall recht nahe daran.» Verdi-Vizechefin Behle entgegnete, Jobcenter-Beschäftigte hätten entsetzt auf «diese pauschalen Vorwürfe» reagiert. Sie stelle sich gemeinsam mit Hauptpersonalrat, Personalräten und Beschäftigten gegen undifferenzierte Rassismusvorwürfe. Sollten sich Beschäftigte Antragstellern gegenüber rassistisch verhalten, müsse das deutlich angesprochen und arbeitsrechtlich geahndet und sanktioniert werden.

(Text: dpa)

Gastgewerbe in Schockstarre

Das Gastgewerbe sieht sich angesichts des anhaltenden Lockdowns in einer katastrophalen Lage. «Wir halten keine Wochen und Monate in dieser Schockstarre mehr durch», sagte der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes, Guido Zöllick, am Donnerstag (18. März) in Berlin. Er forderte zum nächsten Treffen von Bund und Ländern zum weiteren Vorgehen in der Corona-Krise am kommenden Montag (22. März) eine klare und verlässliche Perspektive, unter welchen Bedingungen Hotels und Gaststätten wieder öffnen könnten.
Gastgewerbe in Schockstarre
Bild: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa

Zöllick beschrieb Lage und Stimmung im Gastgewerbe als katastrophal. Jeder Monat Lockdown führe zu Umsatzverlusten in Höhe von durchschnittlich 75 Prozent. Rücklagen seien aufgebraucht, die Angst vor dem endgültigen Aus nehme bei vielen Firmen dramatisch zu. Es gehe um 222 000 Unternehmen mit mehr als 2,4 Millionen Beschäftigten.

Mit Blick auf die Aufhebung der Reisewarnung für Mallorca sagte Zöllick, es sei nicht erklärbar, dass die Bundesregierung einerseits Urlaub im internationalen Maßstab möglich mache - ein Besuch in heimischen Biergärten aber weiter nicht erlaubt sei. Auch in Deutschland gebe es Regionen mit zum Teil sehr niedrigen Inzidenzwerten. Zöllick verwies auf niedrige Zahlen in Rostock - er ist Chef des Hotels Neptun in Warnemünde. «Warum darf man da nicht hin reisen?»

Die Branche müsse wieder Licht am Ende des Tunnels sehen. Allerdings sei auch dem Gastgewerbe bewusst, dass Öffnungen bei einer Inzidenz von über 100 schwierig seien. Dieser Wert bezieht sich auf die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner. Am Donnerstag lag die Sieben-Tage-Inzidenz laut Robert Koch-Institut bundesweit bei 90 - und damit deutlich höher vor einer Woche.

Das Gastgewerbe sei kein Pandemietreiber, sagte Zöllick: «Die Politik muss ihre Hausaufgaben machen. Wir erwarten ein besseres Management beim Impfen und beim Testen.» Die Branche könne ihre Mitarbeiter regelmäßig testen. Skeptisch zeigte sich Zöllick aber zur Frage, ob das Gastgewerbe im Falle von Öffnungen die Kosten etwa von Selbsttests für Gäste übernehme. Es gebe hierzu noch keine abgestimmte Meinung im Verband. Er persönlich halte dies aber für schwierig.

Der Vorsitzende des Hotelverbands Deutschland, Otto Lindner, sagte: «Das Gastgewerbe, die Hotellerie kämpfen ums nackte Überleben.» Besonders dramatisch sei die Lage der Stadt- und Tagungshotellerie. In der ersten Märzwoche habe die Zimmerauslastung in Deutschland lediglich bei 13,5 Prozent gelegen. Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München hätten nur einstellige Auslastungszahlen.

Eine «Neiddebatte» sei aber nicht hilfreich, sagte Lindner mit Blick auf Mallorca - sein Unternehmen betreibt dort selbst Hotels. Es gebe erhebliche Auflagen für Hotels auf Mallorca. Die Hotels in Deutschland seien aber nicht Teil des Problems. Es gebe sehr gute Hygienekonzepte. Es brauche Öffnungsperspektiven: «Wir haben die Schnauze voll.»

Wie sehr der monatelange Lockdown das Gastgewerbe belastet, zeigen auch neue Zahlen des Statistischen Bundesamts. Demnach stieg der Umsatz im Januar im Vergleich zum Dezember zwar bei gleichbleibenden Preisen um 3,3 Prozent, teilte die Behörde am Donnerstag in Wiesbaden mit. Die Erlöse der Hotels und Gaststätten lagen aber weiterhin 70 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Besonders hart traf es die Beherbergungsbetriebe, die nur noch 16 Prozent des Wertes aus dem Januar 2020 erreichten. Die Gastronomie erzielte 37 Prozent, wobei die Caterer mit 52,5 Prozent noch wesentlich besser abschnitten als die übrigen Betriebe.

Das Gastgewerbe forderte Nachbesserungen bei den Corona-Hilfen, die nach wie vor nicht genügend bei den Firmen ankämen. Zöllick: «Wenn wir zwangsweise geschlossen werden, müssen wir auch entschädigt werden, in voller Höhe der Verluste.» Lindner sagte, Obergrenzen bei den Hilfen müssten fallen, diese seien viel zu niedrig angesetzt.

(Text: Andreas Hoenig und Christian Ebner, dpa)

Metall-Arbeitgeber in NRW bieten Einmalzahlung für 2021 an

Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie sind die Arbeitgeber in Nordrhein-Westfalen von ihrer Forderung nach einer Nullrunde für dieses Jahr abgerückt. «Wir werden der IG Metall in der kommenden Woche vorschlagen, für dieses Jahr eine substanzielle Einmalzahlung an die Beschäftigten tarifvertraglich zu vereinbaren», sagte der Präsident der NRW-Metallarbeitgeber, Arndt Kirchhoff, der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Freitag, 19. März). Außerdem seien die Arbeitgeber bereit, «für das Jahr 2022 eine reguläre Tariferhöhung zu vereinbaren».
Metall-Arbeitgeber in NRW bieten Einmalzahlung für 2021 an
Bild: dpa

«Es ist gut, dass unsere Warnstreiks für Bewegung sorgen», kommentierte der NRW-Bezirksleiter der IG Metall, Knut Giesler, die Äußerungen Kirchhoffs. Bei der nächsten Verhandlungsrunde am kommenden Donnerstag (25. März) werde sich zeigen, «ob sich der nach Herrn Kirchhoff substanzielle Vorschlag der Arbeitgeber mit dem deckt, was wir unter substanziell verstehen». So lange die Gewerkschaft das nicht wisse, «gehen unsere Warnstreiks unvermindert weiter».

Bisher hatten die Arbeitgeber Lohnerhöhungen frühestens für das Jahr 2022 in Aussicht gestellt. Die IG Metall fordert für die etwa 700 000 Beschäftigten der Branche bundesweit wie auch in NRW vier Prozent mehr Lohn - wo es in einem Betrieb schlecht läuft, auch in Form von Lohnausgleich bei einer auf vier Tage pro Woche abgesenkten Arbeitszeit.

Konkrete Angaben zur Höhe der Einmalzahlung macht Kirchhoff nicht. Es werde aber «sicherlich um mehr als 100 Euro gehen». Dabei müsse aber nach wirtschaftlicher Lage eines Betriebs differenziert werden - und zwar nach festen Regeln, ohne dass die Geschäftsführung darüber im Einzelfall erst ausführlich mit den Arbeitnehmervertretern verhandeln müsse. Er gehe aber davon aus, dass etwa 70 Prozent der Unternehmen eine Einmalzahlung verkraften könnten, sagte Kirchhoff.

Die bislang fünf Verhandlungsrunden in NRW waren ohne Ergebnis geblieben. Die Gewerkschaft hatte deshalb Warnstreiks gestartet. Auch am Freitag waren Aktionen geplant. Die Tarifverhandlungen für die bundesweit rund 3,8 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie werden regional geführt. Dabei bildet sich schrittweise in Pilotbezirk heraus, wiederholt war das auch Nordrhein-Westfalen.

Bundesweit haben sich in den bislang drei Wochen mehr als 600 000 Beschäftigte an den Aktionen beteiligt und damit Handlungsfähigkeit bewiesen, wie der Gewerkschaftsvorstand in Frankfurt erklärte. Der Erste Vorsitzende Jörg Hofmann drohte, die Warnstreiks zu verschärfen und möglicherweise auch über Ostern zu verlängern. Er sagte: «Uns läuft die Zeit davon. Bis Ostern die Unterschiede am Verhandlungstisch zu überwinden, ist mehr als sportlich. Wir werden es versuchen, werden uns aber genauso darauf vorbereiten, nach Ostern weiterzumachen.»

(Text: dpa)

Einbruch des Arbeitsvolumens

Mit einem Rückgang um 4,7 Prozent auf 59,64 Milliarden Stunden ist das Arbeitsvolumen im Jahr 2020 aufgrund der Covid-19-Pandemie so stark eingebrochen wie noch nie. Dies geht aus der am 9. März veröffentlichten Arbeitszeitrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.
Einbruch des Arbeitsvolumens
Bild: dpa

„Die durchschnittliche Arbeitszeit je Erwerbstätigen im Jahr 2020 sank um mehr als 50 Stunden auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung“, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. Im Mittel lag die Jahresarbeitszeit der Erwerbstätigen in 2020 bei 1332 Stunden und verringerte sich damit um 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Selbstständige und mithelfende Familienangehörige gingen 2020 durchschnittlich 1806 Stunden einer Erwerbstätigkeit nach, beschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 1285 Stunden. Die Zahl der Erwerbstätigen ist mit 1,1 Prozent erstmals seit 16 Jahren gesunken und lag im Jahresdurchschnitt bei 44,8 Millionen Personen.

Der größte Anteil der Arbeitszeitreduktion 2020 ist der enorm hohen Zahl an Kurzarbeitenden geschuldet, welche ersten Hochrechnungen zufolge mit 2,9 Millionen Personen die etwa 1,1 Millionen Kurzarbeitenden im Krisenjahr 2009 deutlich überstieg. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Kurzarbeitereffekt – also der Arbeitsausfall aufgrund der Kurzarbeit je Beschäftigten - mit 40,5 Stunden in 2020 massiv gestiegen.

Der Krankenstand lag mit 4,4 Prozent im Jahr 2020 leicht über dem Vorjahresniveau, was zu einem etwas höheren Arbeitsausfall (+ 2,0 Stunden) führte. Auch der Trend hin zu Nebentätigkeiten hat sich mit einem Rückgang um 100.000 Personen gegenüber 2019 abgeschwächt.

Die Komponente Urlaub und sonstige Freistellungen ist auf 32,4 Tage im Jahr 2020 gestiegen, im Vergleich zu 2019 ist dies ein Anstieg um 1,4 Tage. Dies ist insbesondere auf die Zunahme bei den Freistellungen aufgrund der Covid-19-Pandemie zurückzuführen. Zudem wurden weniger bezahlte und unbezahlte Überstunden geleistet. Beschäftigte leisteten durchschnittlich jeweils 19,0 bezahlte und 21,9 unbezahlte Überstunden 2020. „Mit Kurzarbeit, sonstigen Freistellungen und weniger Überstunden konnte ein Großteil des Konjunkturschocks am Arbeitsmarkt abgefangen werden“, so die Forscherinnen und Forscher.

Eine Tabelle zur Entwicklung der Arbeitszeit steht im Internet unter http://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/tab-az2020.pdf zur Verfügung. Eine lange Zeitreihe mit den Jahreszahlen ab 1991 ist unter http://doku.iab.de/arbeitsmarktdaten/AZ_Komponenten.xlsx abrufbar.

Weitere Informationen zur Verbreitung von bezahlten und unbezahlten Überstunden sind unter http://doku.iab.de/aktuell/2014/aktueller_bericht_1407.pdf zu finden.

(Text: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB))

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