Die IG Metall geht nach eigenen Angaben mit einer prall gefüllten Streikkasse in die heiße Phase des Tarifkonflikts für rund 3,9 Millionen Beschäftigte. Hauptkassierer Jürgen Kerner präsentierte gestern (16. Januar) in Frankfurt für das vergangene Jahr bei einer weitgehend stabilen Mitgliederzahl einen erneuten Rekord von Beitragseinnahmen in Höhe von 561 Millionen Euro. Mindestens 15 Prozent davon fließen in die Rücklagen. «Unsere Streikkasse ist gut gefüllt. An dem Thema wird der Konflikt nicht scheitern», sagte der Gewerkschafter.
Gewerkschaftschef Jörg Hofmann setzt dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall eine klare Frist: Zum Auftakt der vierten Verhandlungsrunde am 24. Januar in Stuttgart müsse erkennbar werden, wohin die Reise geht. Der Vorstand der Gewerkschaft werde am 26. Januar nach Sitzungen sämtlicher regionalen Tarifkommissionen entscheiden, ob eine weitere Eskalation unvermeidbar sei. «Wir sind auf alles vorbereitet - auch auf bundesweite ganztägige Warnstreiks oder eine Urabstimmung und damit unbefristete Flächenstreiks in einzelnen Regionen.» Am Dienstag legten erneut rund 33 000 Beschäftigte in Warnstreiks für wenige Stunden die Arbeit nieder, die Gesamtzahl der Teilnehmer erhöhte sich laut IG Metall auf 425 000.
Die Finanzkraft der größten deutschen Gewerkschaft hat im laufenden Jahr besondere Bedeutung, da erstmals auch Warnstreik-Teilnehmern Verdienstausfälle gezahlt werden können. Das war bislang nur bei ordentlichen Streiks mit vorhergehender Urabstimmung möglich. 2015 hat sich die IG Metall mit einer Satzungsänderung als neues Kampfmittel die Tagesstreiks geschaffen. Sie gelten als Warnstreiks, sollen aber zugleich für die Teilnehmer ohne Verdienstausfälle ablaufen.
Gleichzeitig sendet Hofmann Kompromiss-Signale, indem er die bislang nur in Baden-Württemberg etablierten Langzeitarbeitskonten lobt. Sie könnten bei guter Auslastung aufgefüllt werden und bei schlechter Auslastung die Beschäftigung sichern. «Wir hätten dieses Instrument gerne bundesweit. (..) Ich halte das für vernünftiger, als Überstunden auszuzahlen», erklärte Hofmann. Über eine Ausweitung der 40-Stunden-Quote, also eine um fünf Stunden verlängerte Wochen-Regelarbeitszeit, will er hingegen nicht verhandeln. Bislang ist das für 18 Prozent der Tarifbeschäftigten möglich.
Für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten in den deutschen Kern-Industriezweigen Metall und Elektro fordert die Gewerkschaft neben sechs Prozent mehr Geld die Option, die Arbeitszeit befristet auf 28 Wochenstunden senken zu können. Schichtarbeiter, Eltern kleiner Kinder sowie pflegende Familienangehörige sollen dafür einen Teillohnausgleich erhalten. Die Arbeitgeber lehnen insbesondere die Ausgleichszahlungen vehement ab, weil sie Beschäftigte benachteiligten, die bislang schon freiwillig und ohne Ausgleich kürzer arbeiteten.
Gesamtmetall erwartet allein wegen der Teilzeit-Pläne der möglichen Bundesregierung aus Union und SPD ein reduziertes Arbeitszeitvolumen in den Betrieben. «Das verschärft den Fachkräftemangel und macht die tarifliche 40-Stunden-Quote endgültig obsolet. Die Tarifvertragsparteien müssen den Beschäftigten erlauben, ihre Arbeitszeit freiwillig zu verlängern, wenn diese es wollen», sagte Hauptgeschäftsführer Oliver Zander der Deutschen Presse-Agentur. In Betrieben mit Fachkräftemangel müssten höhere betriebsindividuelle Quoten erlaubt werden. (dpa)
Betriebsräte und IG Metall hatten sich im Vorfeld jedoch zuversichtlich in Hinblick auf ein positives Votum gezeigt. Kritisch werde jedoch der Sitz der Geschäftsführung des geplanten Gemeinschaftsunternehmens in Amsterdam gesehen, hieß es.
Die Tarifkommission der IG Metall hatte sich zuvor für eine Annahme des kurz vor Weihnachten erzielten Verhandlungsergebnisses ausgesprochen. Wesentlicher Bestandteil der Einigung ist eine Beschäftigungssicherung bis zum 30. September 2026.
An dem Abbau von bis zu 2000 Stellen in Deutschland und an dem geplanten Firmensitz des Gemeinschaftsunternehmens in den Niederlanden hält Thyssenkrupp dabei fest. Aktionärsvertreter hatten die Zugeständnisse an die Beschäftigten als zu weitreichend kritisiert.
Dem schwedischen Finanzinvestor Cevian geht die Fusion mit Tata nicht weit genug. Der Großaktionär, der 15 Prozent an Thyssenkrupp hält, strebt eine Abspaltung der Stahlsparte vom Industriekonzern an. Sie könnte dann etwa als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht werden.
«An der Unternehmensstruktur muss sich etwas ändern», sagte Cevian-Chef Lars Förberg der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». Thyssenkrupp erreiche seine Ziele nicht und verdiene zu wenig Geld. Auf die Frage, ob er den Rücktritt von Vorstandschef Heinrich Hiesinger verlange, sagte Förberg: «Eigentlich ist es doch ganz einfach: Wenn eine Strategie nicht die angestrebten Ergebnisse bringt, muss man sie ändern. Das erwarten wir sowohl vom Thyssenkrupp-Vorstand als auch vom Aufsichtsrat des Unternehmens.» Die Hauptversammlung von Thyssenkrupp findet Freitag (19.1.) statt.
Die IG-Metall-Mitglieder in der Stahlsparte von Thyssenkrupp können ihre Stimme zunächst gut eine Woche lang online abgeben. Vom 22. Januar bis zum 2. Februar sollen an zwölf Standorten Wahlurnen aufgestellt werden. Das Wahlergebnis will die IG Metall am 5. Februar veröffentlichen. Nach einer noch im Frühjahr geplanten Vertragsunterzeichnung könnte das neue Gemeinschaftsunternehmen Ende des Jahres an den Start gehen.
Thyssenkrupp und Tata erhoffen sich durch die Zusammenlegung ihrer Aktivitäten hohe Einsparungen - früheren Angaben zufolge 400 bis 600 Millionen Euro jährlich. An dem Gemeinschaftsunternehmen sollen beide Unternehmen zunächst je 50 Prozent besitzen. (dpa)
«Die Deutsche Post AG steht wirtschaftlich blendend da», erklärte Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. «Jetzt ist es an der Zeit, diesen Erfolg mit den Beschäftigten zu teilen.» Zudem sollen die Beschäftigten die Möglichkeit haben, statt mehr Geld mehr Freizeit bekommen, also etwa mehr Urlaubstage.
Der aktuelle Tarifvertrag läuft am 31. Januar aus. Er war 2015 abgeschlossen worden und hatte eine Entgelterhöhung von zunächst zwei und später um 1,7 Prozent vorgesehen.
Bereits am Dienstag hatte eine andere, kleinere Arbeitnehmervertretung, die Gewerkschaft DPVKOM, ebenfalls eine Forderung bekanntgegeben - sie plädiert für 5,5 Prozent mehr Geld. Auch sie ist dafür, dass die Beschäftigten die Option auf mehr Freizeit - also Urlaub - haben sollen. Der Einfluss der DPVKOM ist begrenzt, Verdi führt die Tarifverhandlungen für die Arbeitnehmerseite. Der Auftakt der Gespräche ist für den 23. Januar im Raum Bonn geplant. (dpa)
Der Bedarf ist groß, weil viele der bundesweit rund 103 000 Busfahrer schon vergleichsweise alt sind und zudem noch immer Personal für den wachsenden Fernbus-Markt gebraucht wird. Die Branche wirbt zwar mit einer verantwortungsvollen Tätigkeit, Abwechslungsreichtum und einem sicheren Arbeitsplatz. Hülsmann sagte aber auch: «Es gibt vielleicht auch bequemere Arbeiten.»
Die Führerscheinkosten von rund 10 000 Euro könnten Interessenten ebenfalls abschrecken. «Unternehmen gehen bereits dazu über, die Kosten mitzufinanzieren», sagte Hülsmann. «Aber es gibt keine Leute.» Busfahrer im Ausland anzuwerben, sei schwierig - das sei anders als bei Lastwagenfahrern. «Da kann ich jemanden aus den Nachbarländern einstellen - die Ware unterhält sich ja nicht.»
Die Sprachbarriere gilt oft auch für Flüchtlinge. «Zunächst einmal ist für Bewerber ein entsprechender Anerkennungsstatus notwendig», erklärte Hülsmann. «Dann müssen sie wirklich Deutsch sprechen können - ich will ja als Fahrgast fragen können, wo die Haltestelle ist und wie viel der Fahrschein kostet.» Dann fehle noch der Führerschein.
Hoffnung verbindet die Branche mit dem autonomen Fahren. «Der Fahrermangel könnte sich auf diese Weise abwenden lassen, weil nur noch eine Begleitperson mitfährt.» Es werde beim Bus aber länger dauern als beim Auto, bis das autonome Fahren kommt. «Auf dem Weg dorthin sind noch Probleme zu lösen, etwa das Anfahren an eine Haltestelle in Ausnahmesituationen wie beim Gedränge kurz nach Schulschluss.»
Hülsmann kritisierte, dass Landkreise in einigen Bundesländern private Unternehmen aus dem Schulbus-Markt drängten: «Viele Landkreise gewähren den Unternehmen keinen Ausgleich für günstigere Schüler-Tickets.» Sie behielten die entsprechenden Landesmittel für sich und übernähmen den Verkehr selbst. «Sie sagen: Wenn Du mit dem Geld nicht klarkommst, will ich jetzt Unternehmer sein, und Du kannst ja Subunternehmer werden.»
Der Branchenverband spricht von einer Kommunalisierung des öffentlichen Personennahverkehrs. Die Einnahmen der betroffenen Privaten brächen massiv ein. (dpa)
Zudem sei dort der Einsatz von Transport-Robotern geplant. Ein Sprecher der Stadtverwaltung sagte, dass die Baugenehmigung kurz vor Weihnachten erteilt wurde, nannte aber keine Einzelheiten. Eine Amazon-Sprecherin wollte das Bauvorhaben hingegen nicht kommentieren.
Der US-Konzern hat derzeit nach eigenen Angaben rund 16 000 unbefristete Stellen in Deutschland, hinzu kommen noch etwa 12 000 temporär eingesetzte Aushilfen für das Weihnachtsgeschäft. In NRW wäre es nach Werne, Rheinberg und Dortmund das vierte Amazon-Logistikzentrum, bundesweit das zwölfte.
Der Online-Versandhandel wächst auch in Deutschland schon seit Jahren kräftig, was zum großen Teil auf das Konto des US-Riesen Amazon geht. Mönchengladbach ist bekannt als Logistik-Standort: Unweit des geplanten Amazon-Areals sind bereits Versandzentren von anderen Handelsfirmen wie Zalando und Primark ansässig. (dpa)
«Die Einkommensentwicklung bleibt günstig. Wir haben einen in weiten Teilen leer gefegten Arbeitsmarkt», sagt Döhrn. Dies beflügele die Lohnentwicklung. Gleichzeitig halte sich der Anstieg der Inflationsrate in Grenzen. Das Herbstgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute geht davon aus, dass die real verfügbaren Einkommen im kommenden Jahr mit 1,8 Prozent zwar etwas schwächer wachsen werden, als in diesem oder dem vergangenen Jahr. Doch bleibt am Ende immer noch ein deutliches Plus im Geldbeutel.
Hinzu kommt, dass sich der Staat beim Zugriff auf das zusätzlich verdiente Geld zumindest ein Stück weit zurückhält: Die Einkommensgrenzen für alle Steuersätze steigen 2018 um 1,65 Prozent. Damit soll die Inflation ausgeglichen werden. Der Grundfreibetrag in der Einkommenssteuer erhöht sich außerdem 2018 für Ledige auf 9000 Euro - das ist ein Plus von 180 Euro gegenüber dem Vorjahr. Für Verheiratete gilt der doppelte Betrag.
Doch nicht nur die Arbeitnehmer dürften 2018 mehr im Geldbeutel haben. Auch die rund 21 Millionen Rentner können im Sommer mit einer Erhöhung ihrer Bezüge um rund 3 Prozent rechnen, wie die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung, Gundula Roßbach, vor einigen Wochen prognostizierte. Wer nach 45 Jahren mit Durchschnittseinkommen auf 1396 Euro Rente (West) oder 1336 Euro (Ost) kommt, bekommt rund 42 beziehungsweise 40 Euro mehr im Monat.
Aber auch wer Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld II erhält, bekommt ab dem 1. Januar 2018 zumindest etwas mehr Geld. Allerdings sind die Aufschläge bescheiden: Die Regelsätze erhöhen sich um drei bis sieben Euro. So erhalten Alleinstehende künftig 416 statt 409 Euro.
Das Kindergeld steigt ebenfalls zum Jahreswechsel, um 2 Euro pro Kind. Für das erste und zweite Kind gibt es künftig dann jeweils 194 Euro, für dritte Kinder 200 Euro und für alle weiteren 225 Euro pro Monat.
Doch einiges wird auch teurer. So müssen sich Gutverdiener auf höhere Beiträge zur Sozialversicherung einstellen. Denn auch 2018 steigt wieder die sogenannte Beitragsbemessungsgrenze, bis zu der in der Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung Sozialbeiträge gezahlt werden müssen. Der Höchstbeitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung steigt dadurch beispielsweise um 5,48 Euro auf 323,03 Euro im Monat.
Dafür sinkt der Beitrag für die gesetzliche Rentenversicherung zum Jahreswechsel um 0,1 Prunkte auf 18,6 Prozent. Bei einem Bruttoverdienst von 3000 Euro monatlich führt die Beitragssatzsenkung zu einer Entlastung von 1,50 Euro für die Arbeitnehmer. Dazu können die Beitragszahler auch auf eine leichte Absenkung der Krankenversicherungsbeiträge hoffen, denn dort sinkt der durchschnittliche Zusatzbeitrag um 0,1 Punkte auf 1,0 Prozent. Der Gesamtbeitrag sinkt im Schnitt damit von 15,7 Prozent auf 15,6 Prozent. Einzelne Kassen können allerdings darunter oder darüber liegen.
(dpa)
Eine schnelle Entlastung ist nicht in Sicht: Bereits beschlossene Stellenzuwächse machen sich erst mit langer Verzögerung bemerkbar, weil neue Polizisten zunächst ausgebildet werden müssen. Und ein weiterer Stellenaufbau im Bund zieht sich wegen der Hängepartie bei der Regierungsbildung hin.
«Allein beim Einsatz zum G20-Gipfel in Hamburg sind zigtausende Überstunden angefallen», sagte Malchow. «Wegen der hohen Terrorgefahr müssen viel mehr Leute im Einsatz sein als früher, sei es auf Weihnachtsmärkten oder für den Objektschutz.» Auch die Flüchtlingskrise stelle eine Herausforderung für die Polizei dar.
Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, sagte der Zeitung, tausende Beamte seien auch bei Grenzkontrollen im Einsatz. «Die Polizei muss zudem mehr Flüchtlingsunterkünfte schützen und dort mehr Straftaten aufklären, weil Menschen dort auf engstem Raum die Nerven verlieren und Straftaten begehen.» Angesichts der Übergriffe in der Silvesternacht in Köln vor zwei Jahren sei auch am Silvesterabend mehr Personal nötig gewesen.
«Die Flüchtlingskrise und die Terrorgefahr haben die Polizei völlig unvorbereitet getroffen», sagte Wendt. «Da die Polizei keine Reserven hat, geht das voll auf den Rücken der Beamten.»
Die GdP betonte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, die Zahl der Überstunden bei der Polizei werde nicht bundesweit zentral erfasst. Genaue Angaben seien daher nicht möglich, sondern lediglich Schätzungen. Es seien auch nicht alle Polizisten gleichermaßen betroffen. Besonders beansprucht seien zum Beispiel Einsatzhundertschaften. Die Gewerkschaft mahnte, das Problem werde sich in den nächsten Jahren noch verschärfen: Nach Angaben der GdP scheiden bis 2021 etwa 44 000 Beamte aus dem Dienst aus.
Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte in Berlin, Überstunden seien auch bei der Bundespolizei ein bekanntes Phänomen. Nach Angaben des Ressorts liegt die Zahl der angesammelten Überstunden dort derzeit bei rund 2,4 Millionen. Der Sprecher sagte, die Bundespolizei habe zuletzt eine große Zahl zusätzlicher Stellen bekommen. Bis ein Polizist tatsächlich auf der Straße im Einsatz sei, müsse er aber zunächst die Ausbildung durchlaufen. Auch die Tatsache, dass es derzeit nur eine vorläufige Haushaltsführung gebe, führe in Sachen Stellenaufbau zu Schwierigkeiten.
Die Überlastung der Polizei ist seit Jahren ein Thema. Polizeigewerkschafter klagten derart lange und derart laut darüber, dass nach Jahren des Stellenabbaus längst eine Umkehr eingeleitet ist. Sowohl im Bund als auch in den Ländern wurde schon Personal aufgestockt, mehr soll folgen. Im Bundestagswahlkampf überschlugen sich die Parteien mit Forderungen nach Tausenden neuen Polizisten. Ein weiterer Aufwuchs ist daher wahrscheinlich. Nur verzögert sich dies wegen der schleppenden Regierungsbildung. (dpa)
Die IG Metall fordert 6 Prozent mehr Geld und für alle 3,9 Millionen Beschäftigten eine Option zur befristeten Absenkung der Arbeitszeit auf 28 Wochenstunden. Schichtarbeiter, Eltern junger Kinder sowie pflegende Familienangehörige sollen zusätzlich einen Teillohnausgleich erhalten, wenn sie ihre Arbeitszeit reduzieren.
Besonders die letzte Forderung wird von den Arbeitgebern scharf abgelehnt und als illegal bezeichnet, weil daraus Ungleichbehandlungen gegenüber Mitarbeitern entstünden, die jetzt schon ohne Ausgleich in Teilzeit arbeiten. Sie haben bislang Lohnzuwächse von 2 Prozent plus einer Einmalzahlung angeboten und eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten nach oben verlangt.
Gewerkschaftschef Jörg Hofmann zeigte sich in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstag) zwar kompromissbereit. Er machte aber gleichzeitig klar, dass man auf den Zuschuss zur Arbeitszeitreduzierung in bestimmten Lebenslagen nicht verzichten werde. «Weil die Möglichkeit, für Kinder zu sorgen oder Eltern zu pflegen, keine Frage des Geldbeutels sein darf. Dafür werden wir kämpfen.»
Hofmann forderte die Arbeitgeber auf, nicht länger mit einem Rechtsgutachten gegen die Entgeltzuschüsse zu argumentieren und mit Klagen vor den Arbeitsgerichten zu drohen. Das Vorgehen sei einfach falsch und vergifte das Klima. «Unseren Tarifstreit klären wir am Verhandlungstisch - nicht vor Gericht. Ich fordere Gesamtmetall auf, die Verantwortung zu übernehmen und dieses peinliche Manöver einzustampfen.» (dpa)
Arbeits- und Landesarbeitsgericht in Baden-Württemberg hatten ihre Klage bereits abgewiesen. Im konkreten Fall wurde die Betriebsärztin für die freiwillige Impfaktion, zu der die Mitarbeiter des Herzzentrums aufgerufen wurden, freiberuflich beschäftigt. Die Arbeitsgerichte mussten sich mit dem Fall befassen, weil die Frau nicht auf Arzthaftung pochte, sondern das Herzzentrum als ihren Arbeitgeber verklagte.
«Die große Frage ist, hat die Beklagte Pflichten verletzt?», sagte die Vorsitzende Richterin Anja Schlewing. Sie und die anderen Richter des 8. Senats verneinten das. Zwischen der Klägerin und dem Herzzentrum sei kein Behandlungsvertrag zustande gekommen, heißt es in der Urteilsbegründung. Der Arbeitgeber musste sie deshalb nicht, wie vom Anwalt der Klägerin behauptet, über mögliche Risiken aufklären. Das Bundesarbeitsgericht entschied erstmals über Haftungsfragen bei Impfungen in Unternehmen.
Die Klägerin machte die Grippeschutzimpfung für dauerhafte Bewegungseinschränkungen ihrer Halswirbelsäule verantwortlich. In dem Herzzentrum war sie bis Mai 2012 im Bereich Controlling beschäftigt. Die Schutzimpfung sei damit nicht durch ihre Tätigkeit veranlasst worden, argumentierte der Anwalt des Herzzentrums. Er sprach von einem «Angebot zur allgemeinen Gesundheitsvorsorge».
Der Anwalt der Klägerin erklärte, ihr Arbeitgeber habe Druck ausgeübt. Die höchsten deutschen Arbeitsrichter hatten nicht zu klären, ob die körperliche Beeinträchtigung der Frau durch die Impfung verursacht wurde.
Nach Angaben der Vizepräsidentin des Verbandes Deutscher Betriebs- und Werksärzte, Anette Wahl-Wachendorf, werden Grippeschutzimpfungen häufig von Unternehmen für ihre Mitarbeiter angeboten. «Das wird durchaus auch gern von den Beschäftigten wahrgenommen», sagte sie. Nicht selten erfolgten Impfangebote während der Arbeitszeit. Impfschäden - im Sinne von körperlichen Schäden - seien sehr selten.
In Deutschland gibt es nach Angaben von Wahl-Wachendorf etwa 13 000 Betriebsärzte und Arbeitsmediziner. Dazu kämen einige Tausend Hausärzte, die eine betriebsärztliche Betreuung übernähmen. (dpa)
«Das duale Ausbildungssystem, um das uns alle Welt beneidet, muss wieder gestärkt werden und mehr wertgeschätzt werden», sagte Schweitzer der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Die Berufsschulen sind zum Teil in einem maroden Zustand, sie werden seit Jahren stiefmütterlich behandelt. An Gymnasien muss es flächendeckend Berufsorientierung auch zur beruflichen Bildung geben.»
Für 56 Prozent der Unternehmen sei in den aktuellen Umfragen des DIHK der Fachkräftemangel das größte Geschäftsrisiko. «Das ist ein extrem hoher Wert», sagte Schweitzer. Dieser Wert habe sich seit 2011 mehr als verdreifacht.
Bundesweit seien derzeit mehr als eine Million Stellen unbesetzt. Gerade auch in der Logistik gebe es Probleme. Es stünden zum Beispiel zu wenig Berufskraftfahrer und zu wenig Binnenschiffer zur Verfügung. «Unternehmen bekommen deshalb zur Zeit kaum noch zusätzliche Transportkapazitäten innerhalb Deutschlands.»
Der DIHK-Präsident sagte außerdem, fast ein Drittel der Bachelor-Studierenden breche das Studium ab. «Das ist für die Betroffenen frustrierend und eine volkswirtschaftliche Fehlinvestition. Deshalb sollte es uns gemeinsam gelingen, jungen Menschen früher und besser als heute über die duale Ausbildung als Alternative zum Studium zu informieren.»
Notwendig sei außerdem ein Zuwanderungsgesetz für die Integration von Fachkräften. «Wir brauchen mehr qualifizierte Zuwanderung in Deutschland. Wir brauchen vor allem mehr Facharbeiter.» In den vergangenen Jahren habe die Wirtschaft sehr von der Zuwanderung aus der EU profitiert. «Das allein reicht aber auf Dauer nicht aus.» In vielen EU-Ländern sei die wirtschaftliche Lage außerdem wieder besser.
Schweitzer forderte daneben erhebliche Investitionen in die Infrastruktur, insbesondere in den digitalen Breitband-Ausbau, sowie ein einheitliches E-Government über alle Verwaltungsstrukturen. Wie auch führende Wirtschaftsforschungsinstitute rechnet der DIHK für das kommende Jahr mit einem höheren Wachstum, und zwar mit einem Plus von 2,2 Prozent. (dpa)