59 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, in Deutschland in den kommenden fünf Jahren mit einer Reduzierung der Mitarbeiterzahl zu rechnen, 14 Prozent sogar mit einer starken Reduzierung. Von einem Personalaufbau gingen dagegen nur 15 Prozent aus.
Kaum besser sah es im übrigen Westeuropa aus, wo 53 Prozent der Befragten einen Stellenabbau planten. Zwar investierten die Firmen auch in Deutschland und Westeuropa weiter kräftig. Neue Jobs entstünden aber woanders.
Jobs wandern ins Ausland: «Produziert wird zunehmend in den Regionen, wo die Autos am Ende verkauft werden», sagt Frank Göller, Partner und Automotive-Experte bei Horváth, der Deutschen Presse-Agentur. «Das ist nicht neu, hat sich aber noch verstärkt.» Daran hätten auch die schlechten Erfahrungen der vergangenen Jahre mit Lieferengpässen vor allem bei Halbleitern nichts geändert. «Dieser Prozess beschleunigt sich weiter. Mit der Folge, dass sich Arbeitsplätze verlagern.»
Im Ergebnis werde fast überall auf der Welt Personal aufgebaut - nur nicht in Deutschland und Westeuropa. 75 Prozent der befragten Unternehmen wollen demnach in Indien Kapazitäten aufbauen, 60 Prozent in China und ebenso viele in Osteuropa. Auch im übrigen Asien stünden die Zeichen auf Wachstum, ebenso wie in Nord- und Südamerika.
«Neue Werke entstehen in Deutschland eher selten», stellt Göller fest. «Wenn neue Werke entstehen, dann in der Regel außerhalb Deutschlands. Und dort findet dann auch der Beschäftigungsaufbau statt.»
Überkapazitäten erhöhen Kostendruck: Dennoch fließe weiter ein Großteil der Investitionen nach Deutschland. «Schaut man sich jetzt nur die Unternehmen mit Zentrale in Deutschland an, zeigt sich zumindest: Ein Viertel der Gesamtinvestitionen der allesamt global agierenden Unternehmen fließt nach wie vor hierher», sagt Göller. Das sei deutlich mehr als in jeder anderen Weltregion.
Doch das Geld gehe von allem in neue Produkte und Technologien und die Umrüstung bestehender Standorte auf Elektro-Antriebe. «In der Produktion wird in hohem Maß in die Automatisierung der Fertigungsanlagen und Digitalisierung investiert.» Entsprechend schlecht falle die Beschäftigungsbilanz aus.
«Wir sehen jetzt nicht, dass Deutschland zum reinen Entwicklungsstandort reduziert wird», betont Göller. «Viele Unternehmen, gerade auch die großen Konzerne, bekennen sich nach wie vor zum Standort Deutschland und auch zu den Werken hier.»
Allerdings seien viele der Fabriken in Deutschland und Europa schon heute bei weitem nicht voll ausgelastet. Entsprechend groß sei der Kostendruck, auf den viele Hersteller mit Sparprogrammen und Stellenabbau reagierten.
Für die Untersuchung hatte die Unternehmensberatung Horváth im vergangenen Quartal 91 Führungskräfte der Branche in Einzelgesprächen befragt, davon 55 aus Deutschland. Mehr als die Hälfte der Befragten kam von Zulieferern, der Rest von Autoherstellern, großen Händlern und Mobilitätsanbietern. Die Auswahl sei zwar nicht repräsentativ, aufgrund der großen Zahl aber dennoch aussagekräftig, sagt Göller.
(Text: dpa)
Zu den nunmehr ebenfalls von Insolvenzanträgen betroffenen Unternehmen zählen laut dem Portal Insolvenzbekanntmachungen die Buchhändler Jokers und Buecher.de, der Rucksack-Anbieter Fitz & Huxley und der Kinderartikel-Händler Tausendkind. Bereits zuvor hatten auch der Buchrestposten-Großhändler Avus und der Gartenartikel-Versandhändler Gärtner Pötschke aus der Holding bei den Amtsgerichten Köln und Düsseldorf Insolvenz angemeldet.
Ausgebliebene Finanzierung zog weitere Unternehmen mit
Anfang Juni hatte der Onlinehändler Weltbild, der neben dem Versandhandel auch noch bundesweit 14 Filialen betreibt, zunächst Insolvenzantrag gestellt. Damals hieß es, dass die Unternehmensgruppe mit den anderen Töchtern «ansonsten gut aufgestellt» sei. Nun soll ein ausgebliebenes Darlehen die anderen Betriebe mit in die Insolvenz gezogen haben. Bei der übergeordneten WB D2C Group arbeiten eigenen Angaben insgesamt mehr als 2000 Beschäftigte und es werde ein Gesamtumsatz von etwa 600 Millionen Euro erzielt.
Die Unternehmenssprecherin erläuterte, dass in der vergangenen Woche fortgeschrittene Verhandlungen zwischen dem Gesellschafter Droege Group und Banken unerwartet gescheitert seien. Somit sei auch ein Investment seitens Droege in die verschiedenen Tochtergesellschaften der WB D2C Group nicht zustande gekommen. «Durch die dadurch fehlende Liquidität sind weitere Gesellschaften der Gruppe in Zahlungsunfähigkeit geraten und haben einen Antrag auf Insolvenz gestellt.» Die Geschäftstätigkeit werde auch nach den Anträgen fortgeführt.
Das heutige Weltbild-Geschäft ist aus dem gleichnamigen ehemaligen Unternehmen der katholischen Kirche hervorgegangen. Vor zehn Jahren hatte bereits die damalige Verlagsgruppe Weltbild Insolvenz angemeldet, schließlich übernahm das Düsseldorfer Familienunternehmen Droege die Augsburger und baute die heutige Konzernstruktur auf.
(Text: dpa)
„Jetzt sind die Mitglieder gefragt“, sagte ver.di-Verhandlungsführerin Maren Ulbrich. „Die ver.di-Bundestarifkommission hat entschieden, das Angebot den Mitgliedern vorzulegen, damit jede und jeder sich selbst eine Meinung bilden kann.“ Das Angebot bleibe hinter den Erwartungen zurück. Einige von ver.di geforderte Komponenten – etwa einen Festbetrag als soziale Komponente, eine Erhöhung der Schichtzuschläge für die besondere Belastung in der Schichtarbeit – habe der ZDS jedoch aufgegriffen. Die ver.di-Bundestarifkommission werde auf ihrer Sitzung am 22./23. August 2024 anhand der Rückmeldungen der ver.di-Mitglieder zum Angebot entscheiden, wie es weitergehe.
Im Einzelnen enthält das Angebot unter anderem folgende Komponenten: In der Variante 1 mit einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten gäbe es eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie von 1.000 Euro (Teilzeit anteilig). Zum 1. Januar 2025 würden die Stundenlöhne um 0,95 Euro erhöht; zudem würden zum selben Zeitpunkt die Schichtzulagen erhöht sowie das jährliche Urlaubsgeld um 480 Euro steigen. In der Variante 2 mit einer Laufzeit des Tarifvertrags von 16 Monate gäbe eine Inflationsausgleichsprämie von 1.400 Euro. Zum 1. Januar 2025 würden dann die Stundenlöhne um 1,15 Euro steigen. Zudem würden die Schichtzulagen steigen und das Urlaubsgeld wie in Variante 1 erhöht.
In dieser Woche hatte es an mehreren Tagen vollschichtige Warnstreiks gegeben, so an den Häfen Hamburg, Bremen, Bremerhaven, Wilhelmshaven, Emden und Brake.
(Text: ver.di)
Der Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland mit 377 MW im ersten Halbjahr nimmt weiter Fahrt auf.
Das Ausschreibungsdesign ist umgehend anzupassen. Eine schnelle Evaluation ist dafür eine gute Grundlage. Weitere Verzögerungen bei der Netzanbindung sind dringend zu vermeiden.
Die europäische Offshore-Windindustrie kann Projekte dann realisieren, wenn Ausschreibungen zu Projekten führen und ausreichende Hafenkapazitäten verfügbar sind.
Die vom Beratungsunternehmen Deutsche WindGuard aufbereiteten Zahlen zeigen, dass in diesem Zeitraum in Deutschland insgesamt 36 Anlagen mit einer Leistung von 377 Megawatt (MW) erstmals ins Stromnetz eingespeist haben und 73 weitere Fundamente errichtet wurden. In Summe sind in Deutschland derzeit 29 Offshore-Wind-Projekte mit einer installierten Leistung von 8.858 MW bzw. 1.602 Anlagen in Betrieb. Zwei weitere Projekte befinden sich im Bau.
Ausschreibungsdesign überarbeiten!
„Die Ergebnisse der ersten Ausschreibung für Offshore-Wind in Deutschland in diesem Jahr bestätigen das anhaltende Interesse von Investoren am deutschen Markt. Allerdings legen sie auch nahe, dass das Ausschreibungsdesign schnellstens angepasst werden sollte. Die Gebotssumme von rund 3 Milliarden Euro wird den Kostendruck in der industriellen Wertschöpfungskette zusätzlich erhöhen und dringend benötigte Investitionen ausbremsen. Das Ausschreibungsdesign muss künftig stärker auf eine sichere und termingerechte Projektrealisierung ausgerichtet werden. Es ist daher gut, dass die Bundesregierung die Ausschreibungskriterien evaluieren will“, kommentieren die Branchenorganisationen BWE, BWO, VDMA Power Systems, WAB e.V. und WindEnergy Network e.V. sowie die Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE die Resultate der jüngsten Offshore-Wind-Ausschreibung. Die Branche setzt sich weiterhin dafür ein, mit einem reformierten Ausschreibungsdesign die Akteursvielfalt zu stärken und Ausfallrisiken für die Umsetzung der Projekte zu minimieren.
Ausbau-Engpässe beseitigen!
Die Einnahmen aus den Ausschreibungen sollten zudem zu einem substanziellen Teil in den Hochlauf der für den steigenden Ausbau der Offshore-Windenergie erforderlichen Kapazitäten fließen. Dafür eignet sich die von der Bundesregierung eingeführte „Transformationskomponente“, die eine Zweckbindung erfahren muss. „Es ist wichtig, dass die Offshore-Windindustrie ihre Kapazitäten weiter ausbauen und die Innovations- und Technologieführerschaft erhalten kann“, so die Organisationen. Das ist nur möglich, wenn sich die bezuschlagten Projekte realisieren lassen und in Aufträge der europäischen Windindustrie münden. „Es sind darüber hinaus umgehende Investitionen in Infrastruktur und Logistik erforderlich, um die zeitgerechte Umsetzung der Projekte sicherzustellen. Dazu gehören insbesondere Investitionen in Schwerlast- und Lagerflächen in Häfen sowie deren Hinterlandanbindung. Auch der Bau von Spezialschiffen für Vorerkundungen, Errichtung und Betrieb der Projekte sowie von Konverterplattformen wird benötigt“, sind sich die Akteure einig.
Die industrielle Kapazität für den gesetzlich festgelegten Ausbau der Offshore-Windenergie muss in wenigen Jahren erheblich gesteigert werden. Um diesen Hochlauf zu unterstützen, ist es gut, dass die KfW seit Kurzem zinsgünstige Darlehen für den Bau und Ausbau von Fertigungsstätten bereitstellt. Das Limit der Darlehenssumme muss dabei jedoch deutlich höher als bei aktuell 25 Millionen Euro liegen. „Wir begrüßen es, dass die Bundesregierung darüber hinaus mit weiteren Finanzierungsinstrumenten die Lieferkette stärken möchte“, so die Organisationen.
Resilienz der europäischen Wertschöpfung stärken!
„Es ist positiv, dass die Europäische Union im Rahmen des Net-Zero Industry Acts daran arbeitet, qualitative Kriterien in Ausschreibungen zu integrieren. Damit lassen sich hohe Qualitätsstandards sowie eine widerstandsfähige Versorgung mit Teilen- und Komponenten für die Produktion sicherstellen. Dies fördert die weitere Diversifizierung der Lieferkette mit einer verstärkten industriellen Wertschöpfung in der EU und ermöglicht Innovationen sowie hohe Umweltstandards beim Ausbau der Offshore-Windenergie“, betonen die Branchenorganisationen. „Der Wettbewerb auf Augenhöhe in Europa und zu beidseitig fairen Bedingungen mit außereuropäischen Partnern muss unbedingt gewährleistet werden“, fügen sie hinzu. Bei der Umsetzung des Net-Zero Industry Acts (NZIA) sprechen sich die Branchenorganisationen für eine europaweit abgestimmte und möglichst einfache, unbürokratische, jedoch wirksame Lösung aus.
Netzausbau sicherstellen!
Der Offshore-Windenergie-Ausbau gelingt nur so schnell, wie es der Netzausbau vorgibt. Angesichts aktueller Herausforderungen in der Lieferkette ist es dringend notwendig, die Investitionssicherheit auch für Netztechnologien weiter zu erhöhen, um weitere Verzögerungen bei der Netzanbindung zu vermeiden. „Es ist gut, dass die Bundesregierung mit neuen Bürgschaftsprogrammen den Bau von Umspannwerken in Deutschland unterstützt. Dies schafft Investitionssicherheit und trägt dazu bei, den gesetzlich festgelegten Ausbau der Offshore-Windenergie sicherzustellen.
Fachkräftemangel beseitigen!
Der Hochlauf der Offshore-Windenergie schafft vielfältige zusätzliche Beschäftigungsfelder. Die Branche stellt kontinuierlich neue Arbeitsplätze bereit, für die sie qualifizierte Fachkräfte benötigt. Hier braucht es einen engeren Dialog mit der Politik, um unterstützende Lösungen zu finden. Net-Zero Academies für Fachkräfte der Offshore-Windenergie sowie ein gebündeltes Offshore-Wind-Informationsangebot der Job-Center sollten Teil einer Qualifikationsoffensive der Bundesregierung sein. „Um den stark steigenden Fachkräftebedarf zu decken, setzen wir neben der vereinfachten Zuwanderung von Fachkräften auf eine unbürokratische Anerkennung von ausländischen Abschlüssen. Bei Bedarf sollte es möglich sein, berufsbegleitend Zusatzqualifikationen für die Anerkennung von Abschlüssen zu erlangen“, fordern die Branchenorganisationen.
Schutz kritischer Infrastruktur!
Die Offshore-Windenergie nimmt mit ihrem Ausbau eine inzwischen zentrale Rolle für die Energieversorgung Deutschlands ein. Deshalb ist ein wirksamer Schutz der Offshore-Windenergieprojekte und der Netzanbindungssysteme vor physischen und digitalen Angriffen notwendig. Kritische Punkte der Infrastruktur der Offshore-Windenergie befinden sich im Küstenmeer, der Ausschließlichen Wirtschaftszone und auf hoher See. „Die Zuständigkeiten der Bundespolizei, der Marine und der Wasserschutzpolizeien der Küstenländer müssen durch einen verbindlichen Rechtsrahmen zukünftig besser koordiniert werden, der eine enge Abstimmung gewährleistet und Schutz bietet“, fordern die Branchenorganisationen.
(Text: VDMA)
Außerdem sollen die Einkommen jeweils zum Juni nächsten und übernächsten Jahres noch einmal um 4,2 beziehungsweise 3,9 Prozent steigen. Das teilte die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) am Donnerstagmorgen (11. Juli) in Frankfurt mit. Zuvor hatte die Tarifkommission der Bau-Gewerkschaft dem Ergebnis der Tarifverhandlung mit Hochtief zugestimmt.
Auch die Ausbildung bei Hochtief wird in Deutschland attraktiver: Azubis bekommen einmalig eine Inflationsausgleichsprämie von 700 Euro. Darüber hinaus steigt auch die Ausbildungsvergütung: Hochtief-Azubis bekommen zu Beginn ihrer Ausbildung ab dem kommenden Jahr 1100 Euro pro Monat. Für das dritte Ausbildungsjahr einigten sich IG BAU und Hochtief für Azubis auf dem Bau auf eine Vergütung von monatlich 1624 Euro im kommenden Jahr. Die Laufzeit des Haustarifvertrages beträgt 36 Monate. Dem Tarifabschluss war ein bundesweiter Warnstreik bei Hochtief vorausgegangen.
Die IG BAU zeigt sich mit dem Abschluss zufrieden: "Das ist ein sehr gutes Ergebnis. Hochtief legt für seine Beschäftigten an den deutschen Standorten eine ordentliche Schippe beim Lohn und Gehalt obendrauf. Immerhin hat der Konzern auch ein erfolgreiches Jahr mit Auftragseingängen in Rekordhöhe hinter sich. Hochtief ist sehr gut aufgestellt und erwartet weiter steigende Umsätze. Da ist ein Tarifabschluss oberhalb der erwarteten Inflation nur konsequent und gerechtfertigt", sagt IG BAU-Vize Nicole Simons, die die Verhandlungen der Gewerkschaft mit dem international tätigen Baukonzern für die IG BAU geführt hat.
(Text: IG Bauen-Agrar-Umwelt)
Wenige europäische Länder mit höherer Belastung: Von einem Euro an Arbeitseinkommen bleiben den Angaben zufolge 47,4 Cent übrig. 31,7 Cent entfallen auf Sozialabgaben, der Rest auf diverse Steuern und Umlagen. Ein durchschnittlicher Arbeitnehmer-Haushalt zahlt damit 52,6 Prozent seines Einkommens an den Staat. Für Singles ist diese Quote im europäischen Vergleich nur in Belgien höher, für Familien in Belgien und Frankreich. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Belastung den Angaben nach um rund 0,1 Prozentpunkte.
Konkret hat der Bund der Steuerzahlen Daten aus dem Jahr 2022 hochgerechnet. Neben Steuern fließen in die Quote auch Sozialabgaben und «Quasisteuern» ein. Damit meint der Verein Belastungen, denen Bürger nicht ausweichen können, obwohl sie keine Steuern sind - also zum Beispiel den Rundfunkbeitrag und die CO2-Abgaben auf Kraft- und Heizstoffe, die klimafreundlicheres Verhalten fördern sollen. Dies sei übliche Praxis und werde auch vom Statistischen Bundesamt oder der OECD so gemacht, sagte Matthias Warneke vom Deutschen Steuerzahlerinstitut.
Kritik am «Gedenktag»! Kritiker bemängeln, dass bei diesen Berechnungen die Gegenleistung des Staates für gezahlte Steuern und Sozialabgaben nicht berücksichtigt werde. Ohne diese müssten die Bürgerinnen und Bürger viel Geld etwa für die Krankheitsvorsorge ausgeben. Sozialabgaben flössen etwa in Form von Rente später wieder an die Zahler zurück.
Vereins-Präsident Reiner Holznagel selbst betonte, es solle nicht der Eindruck entstehen, dass alle Steuern und Abgaben bis zum 11. Juli verschwendet oder falsch ausgeben würden. «Durch die Zahlungen von Steuern und Abgaben finanzieren wir Bürger ein starkes und soziales Sicherungssystem. Deshalb fließt ein erheblicher Teil direkt durch staatliche Leistungen, durch Versorgungsansprüche und Wohlfahrt direkt an die Bürger zurück.»
Allerdings sei hier einiges an «Effizienzgewinn» möglich. «Wir haben unendlich viele Krankenkassen, wir haben große Verwaltungseinheiten», sagte Holznagel. Zunächst einmal gehe es dem Bund der Steuerzahler darum, Transparenz herzustellen. Es müsse aber auch viel mehr über steuerliche Entlastungen gesprochen werden. Es müsse alles dafür getan werden, dass die Belastungsquote unter 50 Prozent sinke.
(Text: dpa)
Die Ampel-Spitzen hatten sich vergangene Woche auf Grundzüge des Haushalts 2025 verständigt, außerdem soll die Konjunktur angekurbelt und Anreize für mehr Beschäftigung gesetzt werden. Damit sich Überstunden auszahlen, sollen Zuschläge für Mehrarbeit, die über die tariflich vereinbarte Vollzeitarbeit hinausgehen, steuer- und beitragsfrei gestellt werden. Die FDP im Bundestag macht sich darüber hinaus für ein Ende des Acht-Stunden-Tags in heutiger Form stark.
«Zuallererst muss Mehrarbeit überhaupt erfasst und bezahlt werden», sagte Fahimi. «Wenn der Finanzminister meint, er könne auf Steuern und Abgaben bei bezahlten Zuschüssen verzichten, ist das nett, löst aber das Problem der Ausfallzeiten durch Überlastungen nicht.» Es sei bestens belegt, dass verkürzte Ruhezeiten sowie längere Arbeitszeiten das Unfallrisiko erhöhten. «Die Belastungen sind bereits hoch, wie man auch an Langzeiterkrankungen und steigender Erwerbsminderung sieht», so Fahimi.
Dagegen begrüßte Handwerkspräsident Jörg Dittrich Überlegungen, die gesetzliche Regelung von Tages- auf Wochenhöchstarbeitszeiten umzustellen. «Das setzt voraus, die Debatte über Arbeitszeitmodelle weniger emotional aufzuladen und stattdessen auf das auszurichten, was im Betriebsalltag wirklich funktioniert: Vertrauensvolle Absprachen zwischen Arbeitgeberinnen und Arbeitnehmern, die individuell die besten Lösungen finden», sagte Dittrich der Zeitung.
(Text: dpa)
Bundesweit gaben die Menschen im vergangenen Jahr rund 31 Milliarden Euro fürs Essen in der Systemgastronomie aus – von Jung bis Alt im Schnitt 375 Euro pro Kopf. Durch die Fußball-EM werde der Fast-Food-Hunger aber noch einmal deutlich nach oben gehen, so die NGG.
Das Spiel auf dem Platz dauere 90 Minuten. Für ein Fast-Food-Menü dagegen brauche kein Fan länger als eine Halbzeitpause, um es zu essen. „In der Zeit verzehrt ein Fan fast den Stundenlohn einer Servicekraft“, sagt Mark Baumeister. Denn der liege in der Systemgastronomie bei lediglich 12,61 Euro – und damit nur 20 Cent über dem gesetzlichen Mindestlohn. Die Branche habe jetzt – nach Corona, vor allem aber auch nach der Inflation – einen „enormen Nachholbedarf“ bei den Löhnen.
„Ein ‚Big Mac‘-Menü kostet schon knapp 12 Euro. Wer also fürs Pizzabacken, Burgerbraten oder Geschirrabräumen in der Systemgastronomie an der untersten Lohnkante verdient, müsste fast eine Arbeitsstunde investieren, um selbst überhaupt satt zu werden, wenn er mal zu McDonald’s geht“, so Baumeister.
Der Verhandlungsführer der NGG in der am 16. Juli startenden Tarifrunde Systemgastronomie kritisiert die Löhne der Systemgastronomie – von McDonald’s, Burger King und Kentucky Fried Chicken bis Pizza Hut, Starbucks und Nordsee: „Was da verdient wird, bringt leider wenig ‚Euro-Kalorien‘. Der Verdienst in Fast-Food-Restaurants liegt oft im ‚Light-Lohn-Spektrum‘. Einige zahlen sogar nur den gesetzlichen Mindestlohn von 12,41 Euro pro Stunde. Sie rangieren damit an der untersten Lohnkante, die überhaupt erlaubt ist“, so Baumeister.
Die NGG will sich jetzt für einen „gehörigen Lohn-Nachschlag“ für die Branche stark machen. „Konkret geht es um einen Einstiegslohn von 15 Euro pro Stunde. Und wer schon Erfahrungen im Job hat, soll im Monat mit 500 Euro zusätzlich nach Hause gehen. Um diese Fixsumme müssen die Löhne angehoben werden, um in der Systemgastronomie aus der Niedriglohnfalle herauszukommen“, sagt der Verhandlungsführer der NGG, Mark Baumeister.
Auch die Ausbildung bei McDonald’s, Burger King, KFC, L’Osteria, Vapiano & Co. soll attraktiver werden: Die Gewerkschaft fordert für den Ausbildungsstart eine Vergütung von 1.150 Euro. Im dritten Ausbildungsjahr sollen Azubis dann mit 1.350 Euro nach Hause gehen – gut 120 Euro mehr als bislang. Genau zwei Tage nach dem Ende der Fußball-EM kommen die Gewerkschaft NGG und der Bundesverband der Systemgastronomie (BdS) zu ihrer ersten Verhandlungsrunde über einen neuen Tarifvertrag zusammen.
(Text: Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG))
In der Industrie falle die Arbeit nicht weg, aber für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer änderten sich die Anforderungen, sagte Heil. Nach einer repräsentativen Umfrage von Bitkom Research fühlen sich 41 Prozent der Menschen in Deutschland von digitalen Technologien häufig überfordert. Knapp jede und jeder Vierte macht sich einer Umfrage der Beratungsgesellschaft Ernst & Young zufolge Sorgen darüber, dass Maschinen oder Technologie sie oder ihn ersetzen würden.
Roboter statt Erntehelfer:
Heil sah sich auf einer Sommerreise auch den Einsatz von Hochtechnologie beim Obstanbau in Baden und die Entwicklung von Ernte- und anderen Robotern im Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Tübingen an. Beispiel Landwirtschaft: Hier sehe man, wie Roboter Erntehelfer ersetzen könnten, die oft rar seien, so der Minister. Etwa die Beerenernte könne inzwischen weit produktiver mit einem Roboter gemacht werden als mit Pflückerinnen und Pflückern.
Insgesamt gelte: «Auch in Zeiten der Künstlichen Intelligenz wird uns als Gesellschaft wahrscheinlich die Arbeit nicht ausgehen, aber sie wird in vielerlei Hinsicht andere Arbeit sein.»
Heil: Alle Beschäftigten bekommen mit KI zu tun!
Unersetzlich sei menschliche Arbeit im Bereich von Gesundheit, Bildung und Pflege. Aber auch da halte Künstliche Intelligenz Einzug - «zum Beispiel, um eine Pflegekraft von Dokumentationspflichten durch Spracherkennungssysteme zu entlasten». Menschliche Arbeit könne folglich konzentriert werden, wo sie unerlässlich sei. Heil: «Wir werden erleben, dass bis 2035 praktisch jeder Job in der einen oder anderen Weise mit Künstlicher Intelligenz zu tun hat - auf unterschiedliche Art.»
(Text: dpa)
Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall, sagte: „Unsere Forderung wird der Lage von Beschäftigten und Unternehmen gerecht und ist dringend geboten. Die Inflationsrate mag sinken, aber dennoch bleiben für die Menschen die Preise an der Kasse weiter hoch. Die Steigerungen und Einmalzahlungen des letzten Tarifabschlusses sind verbraucht. Jetzt haben die Beschäftigten mit sieben Prozent mehr Geld einen verlässlichen Dauerausgleich verdient.“ Insbesondere Auszubildende litten unter den gestiegenen Lebenshaltungskosten. Deshalb müssten ihre Vergütungen mit einem „Attraktivitäts-Turbo“ 170 Euro überproportional steigen. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags soll 12 Monate betragen.
Neben Beschäftigten benötige auch die Binnennachfrage als Stabilitätsanker der Wirtschaft deutlich höhere Löhne in der deutschen Kernbranche. „Die Kolleginnen und Kollegen sowie die Konjunktur brauchen jetzt ein ordentliches Plus und damit gute Perspektiven“, sagte Benner. „Gleiches gilt für die Zukunfts- und Beschäftigungssicherung des Landes durch die Politik und die Unternehmen: Es braucht jetzt massive Investitionen.“
Mit einer sozialen Komponente will die IG Metall die unteren Einkommensgruppen in den Betrieben besonders berücksichtigen. Außerdem pocht die IG Metall darauf, dass Arbeitgeber die Belastungen und das Engagement von Beschäftigten bei der Arbeitszeit besser berücksichtigen: „Der Einsatz für Kolleginnen und Kollegen, Gesellschaft und Demokratie braucht mehr Anerkennung.“ Die bereits bestehenden Wahloptionen zwischen Zeit und Geld für Vollzeitbeschäftigte mit Schichtarbeit, Pflege- oder Erziehungsaufgaben sollen auf mehr Personen und Themen ausgeweitet werden.
Nadine Boguslawski, Tarif-Vorständin der IG Metall, sagte: „Mit unserer Forderung respektieren wir die unterschiedliche Lage der Unternehmen. Im Gegenzug erwarten wir Respekt der Arbeitgeber für die Lage und die Lebensrealität der Beschäftigten.“ Mitte September starten die sieben Bezirke der IG Metall mit den ersten Verhandlungen. Der Entgelt-Tarifvertrag für die Metall- und Elektroindustrie läuft am 30. September aus. Die Friedenspflicht endet mit dem 28. Oktober 2024. Danach sind Warnstreiks möglich.
(Text: IG Metall)