Einigung in allen Tarifgebieten des Einzelhandels

Nach über einem Jahr harter Auseinandersetzungen hat nun auch das letzte Tarifgebiet im Einzelhandel einen Abschluss erzielt. In der Nacht zum Donnerstag (4. Juli 2024) hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) in Berlin und Brandenburg einen Abschluss für die Beschäftigten des Einzelhandels errungen.
Einigung in allen Tarifgebieten des Einzelhandels
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„Mit der Tarifeinigung in Berlin und Brandenburg ist eine der längsten und härtesten Tarifrunden im Einzelhandel zu Ende gegangen, und unsere Kolleginnen und Kollegen stehen bundesweit wieder unter dem Schutz rechtsverbindlicher Tarifverträge“, resümiert Silke Zimmer, für den Handel zuständiges Mitglied im ver.di-Bundesvorstand.

„Der Dank für diesen Erfolg gebührt unseren aktiven Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben, die die Tarifverträge über ein Jahr lang mit Streiks und Aktionen in allen Tarifgebieten erstritten haben“, so Zimmer. „Jeder Euro und jedes Prozent dieser Abschlüsse sind hart erkämpft. Im Ergebnis bekommen die Beschäftigten deutlich mehr Geld und für die Zeit nach dem Erwerbsleben eine spürbare Erhöhung der tariflichen Alterssicherung“, so das ver.di-Bundesvorstandsmitglied.

Insgesamt bedeuten die Abschlüsse für Verkäuferinnen und Verkäufer in Vollzeit in allen Tarifgebieten rund 400 Euro mehr in der Tasche. Dazu gehört eine 40-prozentige Erhöhung der tariflichen Altersvorsorge von 300 auf 420 Euro jährlich. Über die gesamte Laufzeit beträgt die Erhöhung inklusive der verbesserten tariflichen Altersvorsorge rund 14 Prozent. „Das ist ein wichtiger Beitrag, um besonders die vielen Frauen im Einzelhandel vor Altersarmut zu schützen“, so Zimmer.

In mehreren Bundesländern laufen noch die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im Groß- und Außenhandel, die ein Drittel der rund fünf Millionen Beschäftigten im Handel ausmachen.

(Text: ver.di)

Prämien für Arbeitslose bei Jobannahme?

Langzeitarbeitslose sollen künftig einen Bonus bekommen, wenn sie einen regulären Job annehmen. Das kündigte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bei der Darstellung seiner Haushaltseinigung mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) in Berlin an. So ein Prämienmodell solle verhindern, «dass es eine verfestigte Arbeitslosigkeit gibt», sagte Habeck.
Prämien für Arbeitslose bei Jobannahme?
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Neue Regeln beim Bürgergeld!
Umgekehrt werde die Überwachung, dass man angebotene Arbeit auch annehme, strenger, so Habeck. Bestehende Sanktionen würden nachgeschärft. Lindner kündigte «Reformen beim Bürgergeld» an: Mitwirkungspflichten würden geschärft. Neue Meldeverpflichtungen für kurzfristig dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehende Menschen würden eingeführt: Betroffene sollten sich einmal monatlich bürokratiearm bei der Bundesagentur für Arbeit melden müssen. Regeln dafür, welche angebotene Arbeit als zumutbar gelte, würden weiterentwickelt.

Die Karenzzeiten beim Schonvermögen würden zudem halbiert, so Lindner. Heute gilt eine Übergangszeit von einem Jahr ab dem erstmaligen Bürgergeld-Antrag. In dieser Zeit gelten erhöhte Freibeträge auf das Vermögen und Ersparnisse sowie das Aussetzen der Prüfung der Angemessenheit der Unterkunftskosten.

Einsparungen in Millionenhöhe beim Bürgergeld: Habeck kündigte an, dass 100.000 Menschen, die Bürgergeld beziehen, durch die Maßnahmen die Leistung dann nicht mehr benötigten sollten. Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe seien dadurch möglich.

Habeck betonte, die Belebung des Arbeitsmarkts und das Verkleinern der Fachkräftelücke hätten «das größte Wachstumspotenzial»: «Wir stärken das Arbeitskräfteangebot durch ein ganzes Bündel von Maßnahmen, wo auch durchaus neue Impulse dabei sind.» Beispielsweise sollten künftig die Ausländerämter nur 14 Tage Zeit haben, einem Antrag eines Ausländers auf Arbeit in Deutschland zu widersprechen - sonst soll die Arbeitsaufnahme als genehmigt gelten. Lindner kündigte weiter an, dass auch Schwarzarbeit stärker bekämpft werden solle.

Mehr Geld für längeres Arbeiten!
Arbeiten über das Rentenalter hinaus solle attraktiver werden, so Lindner weiter. Betroffene Beschäftigte sollten den Arbeitgeberbeitrag für die Arbeitslosenversicherung und teils auch für die Rentenversicherung künftig ausgezahlt bekommen. Für ausländische Fachkräfte werde ein Steuerrabatt in den ersten drei Jahren ihrer Tätigkeit in Deutschland gewährt.

(Text: dpa)

Zu wenig Distanz zur Arbeit

Viele Arbeitnehmer in Deutschland schaffen es nicht, im Urlaub richtig abzuschalten. Nach eigener Einschätzung kehren 24 Prozent wenig ausgeruht aus dem Haupturlaub zurück, wie eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Krankenkasse Pronova BKK zeigt. Weitere 19 Prozent fühlen sich nur mäßig erholt.
Zu wenig Distanz zur Arbeit
Bild: dpa

Rund um die angeblich schönste Zeit des Jahres fühlen sich viele Beschäftigte gestresst. So gaben jeweils rund 60 Prozent an, unmittelbar vor und nach dem Urlaub Mehrarbeit leisten zu müssen, um die Abwesenheit zu organisieren oder Unerledigtes aufzuholen. Die Befragten bezifferten ihre Überstunden im Schnitt auf jeweils acht Stunden vor und nach dem Urlaub.

Die Hälfte checkt freiwillig Mails: Der Umfrage zufolge nimmt knapp die Hälfte (49 Prozent) der Befragten für den Haupturlaub mindestens 15 Tage frei. Doch auch in dieser Zeit spielt der Job für viele Menschen eine große Rolle. So checken rund die Hälfte der Teilnehmer im Urlaub ihre Mails und knapp zwei Drittel werden während der freien Zeit im beruflichen Zusammenhang kontaktiert.

Nach eigener Einschätzung wenden die Betroffenen an jedem Urlaubstag durchschnittlich 1,3 Stunden Zeit für die Arbeit auf. Junge Arbeitnehmer im Alter zwischen 18 und 29 Jahren berichten sogar von zwei Stunden. In dieser Altersgruppe fühlten sich auch nur 48 Prozent nach dem Haupturlaub sehr gut oder gut erholt. In der Gesamtheit äußerten das 57 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Vorzeitig wieder in den Arbeitsmodus: Schließlich endet der Urlaub bei vielen auch früher als geplant: 62 Prozent sind meist schon ein bis zwei Tage vor dem Ende gedanklich wieder bei der Arbeit. Drei von vier Führungskräften schalten demnach vorzeitig wieder in den Arbeitsmodus, um Chaos bei ihrer Rückkehr zu verhindern.

Die Wirtschaftspsychologin und Resilienz-Trainerin der Pronova BKK, Patrizia Thamm, rät zu einem verbesserten Selbst- und Zeitmanagement, damit es rund um den Urlaub nicht zu Überlastungen komme. Die gedankliche Distanz sei entscheidend, um den Urlaub wirklich genießen und richtig abschalten zu können.

(Text: dpa)

Meyer Werft will weniger Stellen abbauen als geplant

Beim kriselnden Kreuzfahrtschiffbauer Meyer Werft in Papenburg fallen weniger Arbeitsplätze weg als zunächst vom Unternehmen beabsichtigt. Statt einer zunächst geplanten Streichung von 440 Stellen sollen nun 340 Arbeitsplätze abgebaut werden, wie der Betriebsrat, die Gewerkschaft IG Metall und die Geschäftsführung des Unternehmens bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Papenburg mitteilten.
Meyer Werft will weniger Stellen abbauen als geplant
Bild: dpa

Der Stellenabbau soll demnach möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen. 100 befristete Stellen sollen auslaufen, die übrigen Stellen sollen durch ein Freiwilligenprogramm abgebaut werden. Im Gegenzug gibt es eine Mindestbeschäftigung für 3.100 Angestellte bis 2030. Auch ein Aufsichtsrat und ein Konzernbetriebsrat sollen eingerichtet werden. Der Sitz des Unternehmens soll wieder von Luxemburg nach Deutschland verlagert werden.

Chefsanierer Ralf Schmitz hatte einen harten Restrukturierungskurs angekündigt und den Abbau von 440 Jobs gefordert. Diese Forderung war auf Widerstand bei Betriebsrat, IG Metall und der Landesregierung gestoßen.

Bund und Land prüfen Hilfen: Trotz eines vollen Auftragsbuchs kämpft das emsländische Traditionsunternehmen um seine Existenz. Der Grund liegt an Nachwirkungen der Corona-Pandemie, als das internationale Tourismusgeschäft zum Erliegen gekommen war. Auch die Preissteigerungen infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine haben das Unternehmen unvorbereitet getroffen. Bis Ende 2027 muss das Unternehmen eine Finanzierungslücke von 2,7 Milliarden Euro füllen. Derzeit laufen Verhandlungen, ob Bund und das Land Niedersachsen für Bürgschaften zur Verfügung stehen.

(Text: dpa)

Berufsanerkennung bremst schnelle Job-Integration

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil sieht beim sogenannten Job-Turbo für Geflüchtete noch Hürden. «Es gibt einen Bereich, da haben wir noch eine absolute Bremse in Deutschland zu lösen: Das ist das Thema Berufsanerkennung», sagte der SPD-Politiker beim Besuch eines Berliner Speiseeisherstellers, der zahlreiche Geflüchtete beschäftigt. «Da sind wir in Deutschland liebevoll zu bürokratisch.»
Berufsanerkennung bremst schnelle Job-Integration
Bild: Carsten Koall/dpa

Heil sieht hierbei auch die Länder gefordert. Auf der Ministerpräsidentenkonferenz habe man mit den Ländern die Einleitung von Verbesserungen in diesem Sommer verabredet. Als weitere Hürden für die schnelle Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt nannte er unter anderem Sprachbarrieren sowie mit Blick auf alleinstehende Mütter die Kinderbetreuung, bei der Deutschland ebenfalls besser werden müsse.

Auch wenn es weiterhin Hürden gebe: Der Job-Turbo lohne sich für die Geflüchteten und Unternehmen, betonte Heil auf dem Gelände der Florida-Eis Manufaktur. Der Speiseeishersteller hat nach eigenen Angaben aktuell 230 Beschäftigte, von denen rund 100 Geflüchtete sind. «Wir brauchen viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einer einfachen Ausbildung und da ist natürlich die augenblickliche Situation gut für uns», sagte Inhaber Olaf Höhn.

Geflüchtete aus der Ukraine im Fokus!
Heil hatte im vergangenen November den Start des sogenannten Job-Turbos verkündet. Schwerpunktmäßig sollen dabei geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer, aber auch Menschen aus anderen Ländern, schneller in Jobs vermittelt werden. Im November hatte der Arbeitsminister eine Zahl von insgesamt 400.000 Geflüchteten genannt, die ihren Integrationskurs abgeschlossen hätten oder kurz davor seien und dann dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stünden.

Nach jüngsten Zahlen der Arbeitsagentur gingen hierzulande im April 192.000 Ukrainerinnen und Ukrainer einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach - 135.000 Personen mehr als vor dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022.

(Text: dpa)

Schwache Konjunktur zieht Arbeitsmarkt im Juni ins Minus

Erst war es Corona, dann waren es die Ukrainer: Die Zahl der Arbeitslosen ging im Juni in den vergangenen Jahren nicht so zurück, wie das in der langjährigen Beobachtung üblich ist - oder sie stieg sogar an. Auch in diesem Jahr steht in der Juni-Statistik eine Steigerung statt einer satten Reduzierung vor der Sommerflaute zu Buche. Diesmal ist es aber kein Sondereffekt, sondern schlicht die schwache Konjunktur, die dem deutschen Arbeitsmarkt immer mehr die Luft nimmt.
Schwache Konjunktur zieht Arbeitsmarkt im Juni ins Minus
Bild: dpa

«Die Schwäche am Arbeitsmarkt hält weiter an», sagte die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur, Andrea Nahles. «Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung nahmen im Juni saisonbereinigt spürbar zu. Die Unternehmen sind weiter zurückhaltend bei der Suche nach neuem Personal», betonte Nahles.

Besonders schwer ist es für Langzeitarbeitslose, einen Job zu finden. Nahles mahnt deshalb, die Mittel für die Jobcenter im Zuge der laufenden Haushaltsberatungen nicht weiter zu kürzen. Es drohe nach ihren Informationen eine Minderung der Haushaltsmittel von insgesamt zehn Milliarden Euro um etwa eine Milliarde Euro, sagte Nahles. Die Eingliederung von Langzeitarbeitslosen sei im Zuge des 2019 in Kraft getretenen Teilhabechancengesetzes gut gelungen - besser als je zuvor.

Dies solle nicht gefährdet werden - auch wenn diese Maßnahmen teuer seien und über mehrere Jahre Mittel bänden. «Es lohnt sich, diese Investitionen zu machen», sagte Nahles. Allein im vergangenen Jahr seien 650 000 Bürgergeld-Empfänger bei der Aufnahme einer Beschäftigung unterstützt worden. Sie hoffe auf die parlamentarischen Beratungen.

Bei allen Problemen: Es gibt auch Hoffnungsschimmer. «Die konjunkturellen Frühindikatoren zeigen, dass die Stimmung sich mit leichten Schwankungen zunehmend aufhellt und die Konjunktur langsam Fahrt aufnimmt», sagte die Chefvolkswirtin der staatlichen Förderbank KfW, Fritzi Köhler-Geib. «Eine Entlassungswelle, wie sie Konjunkturtäler meist begleitet, ist wegen des Fachkräftemangels ausgeblieben», betonte sie.

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Juni im Vergleich zum Vormonat um 4000 auf 2,727 Millionen gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat bedeute dies einen Anstieg um 172 000 Personen, teilte die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mit. Die Arbeitslosenquote lag im Juni demnach unverändert zu Mai bei 5,8 Prozent.

Die Zahl der gemeldeten offenen Arbeitsstellen ging weiter zurück. Im Juni lagen der Bundesagentur Meldungen zu 701 000 freien Stellen vor, 69 000 weniger als ein Jahr zuvor. Für ihre Juni-Statistik griff die Bundesagentur auf Daten zurück, die bis zum 13. Juni vorlagen.

In einem Anstieg der Kurzarbeit drückt sich die Konjunkturschwäche allerdings derzeit noch nicht aus. Vom 1. bis 24. Juni stellten Betriebe Anzeigen über Kurzarbeit für 42 000 Personen - etwa das gleiche Niveau wie im Vormonat. Ob die Kurzarbeit auch in Anspruch genommen wird, ist nicht klar. Daten für tatsächlich in Anspruch genommenes Kurzarbeitergeld liegen bis April 2024 vor. In diesem Monat wurde Kurzarbeitergeld für 242 000 Menschen gezahlt, nach 223 000 im März.

Etwas besser in Schwung ist derzeit dagegen der Ausbildungsmarkt. Die Zahl der Bewerber um Lehrstellen liege mit 383 000 um 9000 höher als vor einem Jahr. Von ihnen hatten im Juni noch 154 000 junge Leute weder eine Lehrstelle noch eine Alternative dazu gefunden. Gleichzeitig waren 480 000 Ausbildungsplätze gemeldet worden, 21 000 weniger als vor einem Jahr.

(Text: Michael Donhauser, dpa)

Tarifkompromiss in der Chemie

Wenige Tage vor dem Ablauf der Friedenspflicht haben sich die Chemie-Gewerkschaft IGBCE und der Arbeitgeberverband BAVC auf einen Tarifkompromiss verständigt. Er sieht für die bundesweit 585.000 Beschäftigten der chemisch-pharmazeutischen Industrie Entgelterhöhungen im Gesamtvolumen von 6,85 Prozent vor.
Tarifkompromiss in der Chemie
Bild: Adobe Stock

Tarifbeschäftigte IGBCE-Mitglieder erhalten darüber hinaus künftig einen freien Tag im Jahr zusätzlich. Eine solche Vorteilsregelung in einem großen Flächentarifvertrag ist ein bundesweites Novum. Außerdem wird der Bundesentgelttarifvertrag (BETV) modernisiert und damit die Aufstiegschancen in der Branche verbessert.

Der Einigung im rheinland-pfälzischen Bad Breisig waren zweitägige Verhandlungen vorausgegangen. Zuvor hatte es in neun regionalen und zwei bundesweit zentralen Verhandlungsrunden kein Ergebnis gegeben. Die Friedenspflicht wäre Ende Juni ausgelaufen.

„Beide Verhandlungsseiten haben sich nichts geschenkt. Aber am Ende steht ein Ergebnis, mit dem die Chemie-Sozialpartner die Talfahrt bei den Reallöhnen stoppen und die Tarifbindung stärken“, sagt der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis. „Das nutzt nicht nur Kaufkraft und Binnenkonjunktur, mit der attraktiven Regelung exklusiv für Gewerkschaftsmitglieder beweisen IGBCE und BAVC einmal mehr ihre tarifpolitische Innovationskraft. Damit senden die Arbeitgeber ein klares Zeichen der Wertschätzung an diejenigen Beschäftigten, die mit ihrem gewerkschaftlichen Engagement Tarifverträge erst möglich machen.“

„Nach zähem Ringen haben wir in allen unseren Forderungspunkten vorzeigbare Ergebnisse erzielen können“, bilanziert Oliver Heinrich, IGBCE-Tarifvorstand und Verhandlungsführer. Ohne die Unterstützung von Zehntausenden Beschäftigten, die in den vergangenen Wochen auf die Straße gegangen sind, wäre das nicht möglich gewesen. „Mit diesem Tarifabschluss nah an unserer Forderung geht es bei den Reallöhnen für die Chemie-Beschäftigten endlich wieder bergauf, und wir sind auf gutem Weg, die Inflationskrise hinter uns zu lassen.“ Beim Mitgliederbonus habe man am Ende eine einfache Lösung ausgehandelt, deren Vorteil sich für die Menschen sofort erschließe und der die Betriebe nicht überfordere. „Damit schlagen wir ein neues Kapitel in der Tarifpolitik auf.“

Die Einigung im Detail: Deutliches Einkommensplus: Die Entgelte und Ausbildungsvergütungen steigen in zwei Stufen. Im laufenden Jahr 2024 erhalten die Beschäftigten - zusätzlich zur Entgelterhöhung von 3,25 Prozent und steuerfreier Inflationsausgleichsprämie von 1500 Euro im Januar aus dem letzten Tarifabschluss - ab September weitere 2 Prozent mehr. Ab April 2025 steigen die Einkommen um nochmals 4,85 Prozent. Betriebe in wirtschaftlichen Schwierigkeiten können die zweite Stufe um maximal drei Monate verschieben. Legt man die Inflationsprognosen der Bundesregierung für 2024 und 2025 zugrunde, dann wachsen die Reallöhne und damit die Kaufkraft der Chemiebeschäftigten in den beiden Jahren um insgesamt sechs Prozentpunkte.

Ein freier Tag exklusiv für IGBCE-Mitglieder: Erstmals umfasst ein großer Flächentarifvertrag eine Vorteilsregelung für Gewerkschaftsmitglieder. Sie erhalten von 2025 an einen zusätzlichen freien Tag, über den sie frei verfügen können. In Jahren mit Mitgliedsjubiläum sind es zwei freie Tage. Diese Regelung ist verbunden mit dem klaren Commitment der Arbeitgeber, sie ausschließlich auf IGBCE-Mitglieder anzuwenden. Den freien Tag erhalten alle nach Tarifvertrag beschäftigten aktiven Mitglieder, die länger als drei Monate in der IGBCE organisiert sind, als Ausgleich für ihr gewerkschaftliches Engagement. Sie müssen ihre Mitgliedschaft dazu beim Arbeitgeber nachweisen.

Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags: Höhergruppierungen und Vertretungsregelungen werden finanziell attraktiver gestaltet. Gleichzeitig wollen beide Seiten in den kommenden Monaten den BETV nachhaltig weiterentwickeln. Unter anderem sollen die Aufstiegschancen in den niedrigeren Entgeltgruppen verbessert und Unterschiede in den Entgelthöhen zwischen kaufmännischen, technischen und Meistertätigkeiten abgebaut werden. Ziel der Modernisierung ist es, den Beschäftigten bessere Jobperspektiven zu geben und die Branche als Arbeitgeberin attraktiver zu machen.

„Fachkräfteradar“ zur Beschäftigungssicherung: Mit einem neuen Instrument wollen die Chemie-Sozialpartner Arbeitslosigkeit vermeiden und Fachkräfte in der Branche halten. Beschäftigte, deren Arbeitsplatz durch Jobabbau oder Standortschließungen gefährdet ist, sollen innerhalb der Branche weitervermittelt werden. Dazu schaffen die Tarifparteien gemeinsam mit einem externen Partner eine branchenweite Plattform, die aus dem Unterstützungsfonds der chemischen Industrie (UCI) finanziert wird.

Der Tarifvertrag tritt am 1. Juli 2024 in Kraft und hat eine Gesamtlaufzeit von 20 Monaten. Gleichzeitig wird die Schlichtungsvereinbarung in der Chemie wieder eingesetzt.

(Text: IGBCE)

Stellenabbau beim Chemiekonzern Covestro

Der Chemiekonzern Covestro steht vor einem Stellenabbau. Das Unternehmen gab am 25. Juni in Leverkusen bekannt, dass es bis Ende 2028 pro Jahr konzernweit 400 Millionen Euro einsparen will, davon 190 Millionen in Deutschland. Dies soll über Reduzierung der Personal- und Sachkosten erfolgen.
Stellenabbau beim Chemiekonzern Covestro
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Wie viele Stellen wegfallen, ist noch unklar. Es soll ein sozialverträglicher Abbau über Abfindungen, Altersteilzeit und andere Elemente sein. Laut einer Vereinbarung mit der Arbeitnehmerseite sind betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2032 ausgeschlossen und damit vier Jahre länger als zuvor.

Covestro hat 17 500 Vollzeitstellen, davon circa 7000 in Deutschland. Neben der Zentrale in Leverkusen sind große Standorte in Krefeld (Uerdingen), Dormagen (alle NRW) und Brunsbüttel (Schleswig-Holstein). Im Ausland sind große Werke in der Nähe von Houston (USA) und in Shanghai (China). Der Konzern stellt Hart- und Weichschaumstoffe sowie harte Kunststoffe etwa für die Auto-, die Bau-, die Elektronik- und die Möbelbranche her.

Chemieunternehmen wie Covestro leiden unter den Folgen des Ukraine-Krieges und damit verbunden hohen Gas- und Energiepreisen. Zudem erholte sich die Weltwirtschaft nicht so schnell wie erhofft von der Corona-Pandemie, auch weil China unter anderem wegen einer schweren Immobilienkrise als Treiber wegfiel. Seit einigen Monaten mehren sich zwar die Erholungssignale für die Branche, wirklicher Optimismus ist aber bislang nicht zu spüren.

Covestro, dessen Geschäftsbereich früher zum Bayer-Konzern gehörte, könnte in geraumer Zukunft von einer Firma aus den Vereinigten Arabischen Emiraten übernommen werden. Am 24. Juni hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass es mit dem Ölkonzern Abu Dhabi National Oil (Adnoc) über eine mögliche Transaktion verhandele. «Wir haben in unseren Gesprächen mit Adnoc gute Fortschritte erzielt», hatte Covestro-Chef Markus Steilemann gesagt. «Daher haben wir beschlossen, in konkrete Transaktionsverhandlungen mit Adnoc einzutreten.»

(Text: dpa)

IG BAU will Klima-Kurzarbeitergeld fürs ganze Jahr

Die IG Bauen Agrar Umwelt verlangt einen besseren Schutz bei Extremwetterlagen für Menschen in Außenberufen. Beschäftigte am Bau sollten ganzjährig ein «Klima-Kurzarbeitergeld» erhalten können, schlägt die Gewerkschaft vor.
IG BAU will Klima-Kurzarbeitergeld fürs ganze Jahr
Bild: dpa

Vorbild könnte das Saison-Kurzarbeitergeld sein, das bislang nur für die Monate Dezember bis März im Bauhauptgewerbe gilt. Die Arbeitsagentur übernimmt dabei für wittterungsbedingt freigestellte Beschäftigte kurzfristig mindestens 60 Prozent des Nettolohns, bis wieder gearbeitet werden kann. Die Sozialleistung ist bislang auf widrige Wetterumstände im Winter ausgerichtet und soll die Entlassung von Bauarbeitern über die kalte Jahreszeit verhindern.

«Das Klima hat sich stark verändert, also müssen wir auch die Regularien verändern», sagt IG-BAU-Vorstand Carsten Burckhardt. Durch den menschengemachten Klimawandel gebe es mittlerweile im Sommer langanhaltende Hitzephasen, über das ganze Jahr verteilt Starkregen oder auch heftige Stürme, nicht nur im Herbst. «Es ist unsere Pflicht, die Beschäftigten davor zu schützen!»

Die Gewerkschaft wies darauf hin, dass Hautkrebs inzwischen die zweithäufigste Berufskrankheit am Bau sei. Wenn bei über 30 Grad trotzdem weitergearbeitet werde, müsse es bezahlte Pausen und entsprechende Schutzmaßnahmen geben. Diese sollten für alle Menschen gelten, die draußen arbeiten müssen. Die IG BAU vertritt Beschäftigte in der Land-, Garten- und Forstwirtschaft ebenso wie Fassadenreiniger.

(Text: dpa)

Tarifrunde öffentliche Banken

Die Tarifverhandlungen für gut 60 000 Beschäftigte von Landes- und Förderbanken sowie mehrerer Sparkassen haben am 21. Juni in Düsseldorf begonnen. Die Gewerkschaft Verdi fordert 12,5 Prozent mehr Gehalt oder mindestens 500 Euro mehr bei einer Laufzeit von zwölf Monaten, um die stark gestiegenen Preise abzufedern.
Tarifrunde öffentliche Banken
Bild: dpa

Der Deutsche Bankangestelltenverband (DBV) will 14,5 Prozent oder mindestens 500 Euro mehr durchsetzen. Die Arbeitgeber legten in der ersten Runde ein Angebot vor, das eine Erhöhung der Tarifgehälter um insgesamt 9,5 Prozent in drei Stufen bei einer Laufzeit von 43 Monaten vorsieht.

«Die geforderte sehr lange Laufzeit von 43 Monaten ist in der deutschen Tarifhistorie beispiellos und wird von uns als deutliche Kampfansage verstanden», sagte Verdi-Verhandlungsführer Jan Duscheck. «Damit würde ein weiterer Reallohnverslust für die Beschäftigten in diesem Jahrzehnt festgeschrieben».

Viele Geldhäuser haben zuletzt gut verdient. Dennoch dämpfte Gunar Feth, Verhandlungsführer aufseiten des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) vor Beginn der Gespräche die Erwartungen: «Die zuletzt guten Ergebnisse einzelner Banken sind zu einem Großteil einem Sondereffekt durch den kräftigen Zinsanstieg geschuldet. Sie können nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich das wirtschaftliche Umfeld deutlich eingetrübt hat.»

Verdi-Verhandlungsführer Duscheck betonte, die Gewerkschaft habe «den Anspruch, den Reallohnverlust der vergangenen beiden Jahre auszugleichen» und daher «wenig Verhandlungsspielraum». Die Verhandlungen betreffen Beschäftigte von Landesbanken und Förderbanken inklusive der staatlichen KfW, außerdem Beschäftigte der Dekabank, der Bausparkassen sowie einzelner Sparkassen wie der Hamburger Haspa. Die zweite Verhandlungsrunde ist für den 12. September vorgesehen. In der vorherigen Tarifrunde 2021/2022 hatten sich beide Seiten erst in der sechsten Runde geeinigt.

(Text: dpa)

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