Trotz Widerständen bei den Arbeitnehmern treiben der Dax-Konzern Linde und sein US-Wettbewerber Praxair ihre geplante Fusion voran. Verhandlungsteams beider Unternehmen hätten nun eine grundsätzliche Einigung über ein sogenanntes Business Combination Agreement erzielt - einen Geschäftszusammenschluss.
Das gab der Industriegase-Hersteller Linde am Mittwoch in einer Pflichtmitteilung an die Börse bekannt. Allerdings müssen unter anderem noch die Praxair-Spitze sowie der Aufsichtsrat und Vorstand von Linde dieser Vereinbarung zustimmen. Die Unternehmen streben dabei einen «Zusammenschluss unter Gleichen» an.
Vor der endgültigen Fusion muss zudem noch die Hauptversammlung bei Praxair grünes Licht geben. Erforderlich ist weiterhin, dass mehr als drei Viertel der Linde-Aktien in Papiere des neuen Konzerns umgetauscht werden. Auch eine Genehmigung der Kartellbehörden steht noch aus.
Im Dax bauten die Anteilsscheine des Münchner Unternehmens ihre zuvor schon deutlichen Gewinne nach der Mitteilung weiter aus und kletterten mit einem Plus von rund 4 Prozent an die Indexspitze. Die Aktien des Gasekonzerns Praxair erweiterten ihre Gewinne in New York auf zuletzt etwas mehr als 2 Prozent.
Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle will Linde mit dem US-Konkurrenten zum größten Gasekonzern der Welt verschmelzen und so ein geschätztes Einsparpotenzial von einer Milliarde Euro heben. Praxair-Chef Steve Angel soll das neue Unternehmen dann aus den USA führen. Die Konzernholding soll in Irland angesiedelt werden - das würde Steuern sparen, dürfte aber auch die Mitbestimmung schwächen. Die IG Metall kritisiert das Vorhaben scharf, auch Beschäftigte demonstrierten.
Reitzle hatte die Pläne vor rund zwei Wochen auf der Hauptversammlung gegen scharfe Kritik von Aktionärsvertretern verteidigt. «Wir machen aus zwei guten Unternehmen ein Weltklasse-Unternehmen», hatte der frühere Linde-Vorstandschef für die Fusion geworben.
Die 8000 Linde-Mitarbeiter in Deutschland sind nach Konzernangaben bis Ende 2021 vor Kündigungen geschützt. Mit dem Zusammenschluss sollen vor allem Doppelfunktionen eingespart werden. Gewerkschaften und Betriebsrat fürchten trotz der Beteuerungen der Führung einen massiven Stellenabbau und den Verlust der Mitbestimmung.
Insbesondere die Industrie bewerte ihre Lage spürbar besser. «Die Binnenwirtschaft läuft weiter rund», heißt es. Zugleich wird gewarnt: «Der Fachkräftemangel wächst sich allerdings zum mit Abstand größten Geschäftsrisiko aus.» Mehr als jedes zweite Unternehmen sehe seine Entwicklung inzwischen dadurch gefährdet.
Die Geschäftserwartungen seien spürbar gestiegen. «Unter dem Strich blicken die Unternehmen in allen Wirtschaftszweigen zuversichtlicher auf ihre Geschäftsentwicklung als zu Jahresbeginn», schreibt der DIHK. Die Perspektiven der Industrie verbesserten sich nochmals. Auch ein Ende des Baubooms scheine nicht in Sicht. Im Handel und bei Dienstleistern steige ebenfalls die Zuversicht. Mehr Beschäftigung und Löhne kurbeln laut DIHK den Konsum derzeit weiter an.
Die Industrie stockt nach Angaben des DIHK ihre Investitionsbudgets deutlich auf, insbesondere Exporteure. Die Bauwirtschaft plane so viele Investitionen wie nie zuvor. «Der größte beschränkende Faktor – gerade für Unternehmen mit expansiven Investitionsplänen – bleibt weiterhin der Fachkräftemangel», heißt es. Dadurch würden auch die Einstellungspläne ausgebremst. Insgesamt planten Unternehmen branchenübergreifend aber nach wie vor mehr Beschäftigung.
Eine Auswertung der Daten aller 407 Jobcenter zeige, dass es sich drastisch unterscheide, wie häufig und wie stark die Jobcenter das Existenzminimum kürzten.
Das Jobcenter Rosenheim kürze anteilig den meisten Hartz-IV-Empfängern ihr Geld. Hier bekommen demnach im Schnitt fast sieben Prozent aller Empfänger weniger als das Existenzminimum. Das sei rund zehnmal so viel wie im Hochtaunuskreis.
Auch bei der Höhe der Sanktionen unterscheiden sich die Jobcenter laut der Recherche dramatisch. Das Jobcenter Südwestpfalz kürzte demnach 2016 im Schnitt mehr als ein Drittel des Regelbedarfs. Der Bundesdurchschnitt liege bei gut 20 Prozent. Im Jobcenter Main-Taunus-Kreis sind es lediglich 11,5 Prozent.
Politiker von Grünen und Linken kritisierten die Sanktionen im Gespräch mit BuzzFeed News und Correctiv als «willkürlich» und «sehr schäbig».
In Mölln gibt es nach Angaben der Stadt seit 1908 einen Darsteller, der die Rolle des mittelalterlichen Volkshelden verkörpert. Der vermutlich im Jahr 1300 in Kneitlingen bei Braunschweig geborene Schalk war im Jahr 1350 im Heilig-Geist-Hospital in Mölln gestorben. Die ihm zugeschriebenen Streiche wurden erstmals im Jahr 1510 im sogenannten Eulenspiegelbuch des Zollschreibers und Schriftstellers Hermann Bote veröffentlicht.
Die Stelle des Till-Darstellers ist seit 50 Jahren bei der Möllner Tourismusorganisation angesiedelt. Laut Stellenausschreibung sollen der neue Narr oder die neue Närrin zugleich als Assistenz der Möllner Kurverwaltung arbeiten.
Unterm Strich waren 2016 rund 39,6 Prozent aller abhängigen Hauptbeschäftigungsverhältnisse (ohne Beamte und Selbständige) solche atypischen Jobs, 2015 lag die Quote bei 39,3 Prozent. »Insbesondere die Zahl der Teilzeit- und Leiharbeiter hat 2016 weiter zugenommen«, beschreibt Dr. Toralf Pusch, Arbeitsmarktexperte des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, den aktuellen Trend. Die Zahl der oft besonders schlecht bezahlten und abgesicherten Minijobber im Haupterwerb habe hingegen um etwa 46.000 Beschäftigte abgenommen - auf 5,14 Millionen.
Am stärksten verbreitet ist atypische Beschäftigung in den westdeutschen Flächenländern. Schleswig-Holstein hat mit 43,3 Prozent den höchsten Anteil, gefolgt von Rheinland-Pfalz (42,6 Prozent) und Niedersachsen (42,1 Prozent). In manchen westdeutschen Städten und Landkreisen liegt die Quote sogar bei mehr als 50 Prozent. Die höchsten Anteile weisen Delmenhorst mit 55,9 Prozent sowie die Kreise Kusel (51,6 Prozent) und Plön (50,9 Prozent) auf. Insgesamt beträgt die Quote der atypischen Beschäftigung im Westen 39,9 Prozent, im Osten fällt sie um etwa einen Prozentpunkt geringer aus. Das ergeben die soeben aktualisierten Zahlen der WSI-Datenbank »Atypische Beschäftigung«. Über die Datenbank sind die neuesten Zahlen für die gesamte Bundesrepublik, die einzelnen Bundesländer, alle Landkreise und kreisfreien Städte online abrufbar. Die Datenbank beruht auf Statistiken der Bundesagentur für Arbeit (BA), die als einzige Quelle alle abhängigen Beschäftigungsverhältnisse regional differenziert.
Den WSI-Daten zufolge arbeiteten 2016 etwa 23 Prozent aller abhängig Beschäftigten in Teilzeitjobs. Diese Gruppe machte damit den größten Anteil der atypischen Beschäftigung aus. Längst nicht jede Teilzeitbeschäftigung sei prekär, betont Pusch. Allerdings sind Stundenlöhne unter der Niedriglohngrenze von 9,75 Euro brutto bei den Teilzeitbeschäftigten mit einem Anteil von gut 28 Prozent weit verbreitet. Zum Vergleich: bei den Vollzeitbeschäftigten beträgt diese Quote nur etwa 11 Prozent, wie neueste Zahlen aus dem Sozio-ökonomischen Panel für 2015 zeigen. Zudem entspricht der Umfang der Teilzeitarbeit in vielen Fällen nicht den tatsächlichen Arbeitszeitwünschen der Beschäftigten, was auch mit den niedrigen Verdiensten zusammenhängen dürfte.
Einen Minijob als Hauptverdienst hatten laut WSI 14,1 Prozent der Beschäftigten. Als Minijobs wurden die geringfügig entlohnten und die kurzfristigen Beschäftigungsverhältnisse erfasst, die steuer- und abgabenrechtlich ähnlich behandelt werden. Bei den geringfügig entlohnten Beschäftigten, die den Löwenanteil dieser Gruppe stellen, ist der Niedriglohnanteil mit gut 70 Prozent der Beschäftigten stark erhöht. Für die kurzfristigen Beschäftigungsverhältnisse, die häufig in der Landwirtschaft eingesetzt werden, sind vergleichbare Zahlen nicht verfügbar.
Der Anteil der Leiharbeiter an den abhängig Beschäftigten lag im Jahr 2016 bei 2,6 Prozent. Auch für Leiharbeiter gilt eine starke Betroffenheit von niedrigen Löhnen (46 Prozent), zumindest nach den neuesten verfügbaren Zahlen aus dem Sozio-ökonomischen Panel für 2015.
Dieses ist eine von drei Fallstudien, die in einem einjährigen Lehrforschungsprojekt entstanden sind und von zwei Wissenschaftlerinnen des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität initiiert und begleitet wurden. Ihr Augenmerk richteten die Studierenden besonders darauf, wo und warum es bei der »Partnersuche« im Netz noch klemmt.
»Die Sozialen Netzwerkseiten bringen vor allem Vorteile für Betriebe kleiner und mittlerer Größe - und hier sind die Potenziale noch längst nicht ausgenutzt«, haben die Studierenden Anna Trost und Jasmin Werle bei ihrer Fallstudie festgestellt. »Die E-Rekrutierung ist kostengünstiger als das Schalten von Anzeigen in Tageszeitungen und kann flexibel eingesetzt werden«, ergänzt Julia Sauer, die auch an den Betriebsbefragungen beteiligt war. Die Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, die Maler- und Lackiererinnung Rhein-Main sowie dem KFZ-Gewerbe Frankfurt/Main und Main-Taunus halfen den Studierende mit den Betrieben in Kontakt zu kommen - auch im eigenen Interesse. »Die Ansprache von potenziellen Mitarbeitern und Auszubildenden über Soziale Netzwerkseiten ist eine Möglichkeit, auf die Karriereperspektiven im Handwerk hinzuweisen", so Felix Diemerling, Geschäftsführer der Maler- und Lackiererinnung. Er und Claus Kapelke, Hauptgeschäftsführer von der Innung des KFZ-Gewerbes wollen - aufbauend auf den Ergebnissen dieser Fallstudie - ihre Betriebe unterstützen, Netzwerke stärker für die Akquise von Personal zu nutzen. »Handwerksbetriebe entdecken Social-Media-Kanäle verstärkt für sich, wenn es darum geht, neue Zielgruppen, insbesondere Jüngere, auf sich aufmerksam zu machen", sagt Armin Bayer, bei der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main zuständig für den Bereich Wirtschaftspolitik. Die Kooperation mit Praxispartnern bei der Feldforschung war für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation. »Für die Qualifikation unserer Studierenden sind solche Erfahrungen sehr wichtig«, so Lisa Schäfer, die gemeinsam mit der Geschäftsführerin des IWAK, Dr. Christa Larsen, dieses Lehrforschungsprojekt betreut.
Welche Bedeutung haben die sozialen Netzwerke in der Phase des Berufseinstiegs für Studienabsolventen und für Unternehmen? Mit diesen beiden Seiten der Partnersuche beschäftigte sich die zweite Fallstudie. Olivia Depta hat herausgefunden, dass sich 75 Prozent der befragten Studierenden verschiedener Hochschulen der Region mithilfe solcher Portale über Karrieremöglichkeiten informieren. 50 Prozent interessieren sich besonders für die Unternehmenskultur. Dazu die Co-Autorin Tamara Weddig-Gerbes: »Das ist für viele unserer Generation typisch. Wir wollen wissen, mit wem wir es zu tun haben.« Bei den Personalverantwortlichen in den Unternehmen scheint noch nicht angekommen zu sein, wie wichtig für die Berufseinsteiger Informationen über Hilfen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind, wie ein Ergebnis der Studie zeigt. Aber offensichtlich kennen die Hochschulabsolventen auch die Erwartungen der Personalrecruiter nicht besonders gut: »Die Studierenden der Generation Y erwarten, dass die Unternehmen sie ansprechen. Doch die Personalverantwortlichen finden, die Jobsuchende sollten stärker in die Offensive gehen und sich auch direkt bei den Unternehmen bewerben«, sagt Katharina Gies, die an dieser Fallstudie beteiligt war. Die Ergebnisse zur Goethe-Universität lassen sich auch in der Studienberatung nutzen, wenn es um die Berufsorientierung geht.
Studienabsolvent/innen sind laut der Studie zu über 90 Prozent über Xing auf dem Bewerbermarkt. Demgegenüber sind die Unternehmen noch deutlich zurückhaltender. »Es ist noch ein weiter Weg bis alle Unternehmen mit Hilfe von XING Personal, dem vorrangig genutzten Portal, rekrutieren werden«, so die Soziologie-Studentin Anna Strohalm, die an dieser Fallstudie mitgearbeitet hat. Es ist allerdings sehr ermutigend, dass nicht nur die jungen, technikaffinen Personalrecruiter auf XING zurückgreifen. »Wir haben herausgefunden, dass gerade die Gruppe der 40- bis 50-jährigen Personaler stark XING nutzt«, konstatiert Julia Rettig, eine der Autorinnen dieser Fallstudie. Jedoch stellt XING fast nie den einzigen Rekrutierungskanal dar. »Unsere Befunde zeigen«, sagt Miriam Geib, »dass die Sozialen Netzwerkseiten immer in Kombination mit anderen Kanälen wie den klassischen Anzeigen in Tageszeitungen zum Einsatz kommen.«
Dieser sogenannte graue Pflegemarkt ist grau, weil die Frauen in der Regel keine festen Arbeitszeiten oder überhaupt geregelte freie Tage oder Freizeit haben, bei der Bezahlung der Mindestlohn umgangen wird und die Haushaltshilfen weder renten- noch sozialversichert sind.
Die Tatsache, dass Pflegebedürftige zu Hause bleiben wollen, dass gleichzeitig eine professionelle Unterstützung aus dem privaten Budget nahezu nie bezahlbar ist, hat diese »Zwischenlösung« hervorgebracht. Prof. Dr. Barbara Städtler-Mach vom Institut für Pflegeforschung, Gerontologie und Ethik der Evangelischen Hochschule Nürnberg (EVHN) fordert daher verbindliche Rahmenbedingen sowohl finanziell als auch arbeitsrechtlich. »Vordergründig klappt die Versorgung mit den osteuropäischen Haushaltshilfen; alle haben sich damit irgendwie arrangiert. Eine Lösung, wie die Versorgung, die Pflege, für die Beteiligten gut, legal und ethisch vertretbar geregelt werden kann, ist jedoch bisher nicht in Sicht.«
Um neue Modelle der Zusammenarbeit zu entwickeln und zu untersuchen läuft seit einem Jahr ein Pilotprojekt mit der Diakonie Wassertrüdingen-Dinkelsbühl, in dem geprüft wird, wie Haushaltshilfen, Familien, Pflegedienste und Ehrenamtliche gemeinsam eine gute häusliche Pflege organisieren können unter für alle Beteiligten vertretbaren und geregelten Rahmenbedingen. Es ist eine Kooperation der Evangelischen Hochschule Nürnberg mit der Diakonie Bayern und der Projektgruppe »Gesundheit und Pflege" des Bündnisses für Familie im Landkreis Ansbach".
Bereits 2014 untersuchte Prof. Dr. Barbara Städtler-Mach den Einsatz osteuropäischer Haushaltshilfen in Haushalten mit pflegebedürftigen Personen aus drei Perspektiven: aus Sicht von Einrichtungsleitungen der ambulanten Pflege der Diakonie Bayern, von Familienangehörigen und von deren osteuropäischen Haushaltshilfen. In dem vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration geförderten Projekt wurde erstmals die Haltung der betroffenen Angehörigen, der osteuropäischen Haushaltshilfen (je 20 Befragungen in persönlichen Interviews) und Pflegedienstleitungen (31 Befragte, schriftlicher Fragebogen) gemeinsam untersucht.
Terminhinweis:
Am 29. September 2017 finden an der EVHN das Symposium »Osteuropäische Betreuungskräfte in der häuslichen Pflege: Verantwortung übernehmen - Transparenz schaffen - Qualität gewährleisten« statt.
Das sagte Alfried Kampen, Präsident des Landesarbeitsgerichts Mecklenburg-Vorpommern, der Deutschen Presse-Agentur vor der 79. Konferenz der Präsidenten der deutschen Landesarbeitsgerichte in Rostock.
Zusammen mit der Präsidentin des Bundesarbeitsgerichts, Ingrid Schmidt, sollen Wege gefunden, wie das vor allem ab 2025 immer größer werdende Problem behoben werden kann. Derzeit gibt es in Deutschland rund 950 Arbeitsrichter.
Zwischen 2025 bis 2032 werden den Berechnungen zufolge in Ostdeutschland von den 260 Richtern mehr als 50 Prozent ausscheiden. Das Problem sei stärker als in Westdeutschland. Dies liege daran, dass im Osten nach der Wende viele Richter in einem sehr begrenzten Zeitraum neu eingestellt wurden. Allerdings stehen auch im Westen die geburtenstarken Jahrgänge vor ihrer Pensionierung.
Die Lage sei deshalb so brisant, weil es in diesen Prozessen auf eine schnelle Einigung ankommt. Es könne nicht nur für Arbeitnehmer schlimme Folgen haben, wenn er über lange Zeit im Unklaren bleibt. Bei Arbeitgebern drohe das Verzugslohnrisiko, darunter sind die im Laufe eines Prozesses aufgelaufenen und je nach Urteil nachzuzahlenden Gehälter zu verstehen. Mit einer im Schnitt neunmonatigen Verfahrensdauer der ersten Instanz liege Mecklenburg-Vorpommern am bundesweiten Tabellenende, sagte Kampen.
Ein Fall aus Antwerpen hat 2013 Schlagzeilen gemacht: Regelmäßig verschwanden aus dem Hafen Container aus Südamerika. Wenn die Besitzer sie abholen wollten, waren sie schon weg. In den Containern waren Drogen versteckt. Die Schmuggler hatten sich in die Computer von Hafen-Unternehmen gehackt und konnten die Fracht so vorzeitig zur Abholung freistellen. Die Bande schickte einen Lkw-Fahrer, noch bevor der vom Eigentümer beauftragte Fahrer kam.
Der Hafen zog daraufhin Konsequenzen. «Er hat viel in die Verbesserung seiner IT-Sicherheit investiert», sagt Rainer Müller vom Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik in Bremerhaven. In modernen Häfen wird der gesamte Umschlag mittlerweile elektronisch gesteuert. «Kriminelle Banden können so IT-Schwachstellen ausnutzen, um Abläufe zu manipulieren oder um an Informationen heranzukommen», sagt Müller. Er ist Leiter des vom Bundesforschungsministerium mit 1,3 Millionen Euro geförderten Projektes «PortSec», das mögliche Angriffspunkte in Hafentelematik-Systemen aufspüren soll.
«Häfen sind nicht nur ein Umschlagplatz für Güter, sondern auch Datendrehscheiben», sagt Karsten Sohr vom Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik der Uni Bremen, das am Projekt beteiligt ist. «Reeder, Spediteure, Zoll und Hafenamt kommunizieren auf einer gemeinsamen IT-Plattform.» Das habe viele Vorteile, berge aber auch Risiken. Saboteure könnten durch einen illegalen Zugang zu den Daten die Infrastruktur sogar komplett lahmlegen - mit Folgen für Hafenakteure bis hin zu den Verbrauchern. Immerhin werden 90 Prozent aller Güter weltweit auf dem Seeweg transportiert.
«Perfider ist es allerdings, wenn nur ein, zwei Daten verändert werden», sagt Frank Arendt, Dozent im Sicherheitsstudiengang ISSM an der Hochschule Bremerhaven und ISL-Geschäftsführer. Das falle zunächst gar nicht auf. Aus einem Kaffee-Container aus Kolumbien - einem der größten Drogenanbau-Länder weltweit - wird per Mausklick einer aus den USA. «Damit senkt der Schmuggler die Wahrscheinlichkeit, dass der Zoll den Container durchleuchtet oder öffnet», sagt Arendt. Denn die Behörde kann bei der Vielzahl der umgeschlagenen Ware nur Stichproben vornehmen.
Das Projekt-Konsortium aus Wirtschaft und Wissenschaft untersucht, wie Hafentelematik-Systeme künftig automatisch auf Schwachstellen getestet werden können, um diese dann auszuschalten. Vor allem die Kommunikationsschnittstellen nach außen bergen potenzielle Gefahren. «Diese Zugänge müssen ausreichend gesichert sein», betont Karsten Sohr. Die Ergebnisse des Projektes sollen auch dazu genutzt werden, um Zertifizierungen für Hafentelematik-Systeme anzubieten.
Wie einfach es ist, sich in Hafendaten zu hacken, hat Martin Rösler vom IT-Sicherheitsanbieter Trend Micro erfahren. Nach eigenen Angaben gelang es ihm, sich im kalifornischen Seehafen Oakland Zugang auf das Display eines Containerbrücken-Führers zu verschaffen. «Innerhalb von fünf Minuten war ich im Steuersystem», sagt Rösler. «Das war relativ einfach.» In Häfen gebe es zu viele Akteure mit unterschiedlichen Interessen. Hundertprozentige Sicherheit werde es deshalb nie geben, sagt Rösler.
Oft nutzen Kriminelle nicht nur IT-Sicherheitslücken, sondern versuchen, mit der Gutgläubigkeit von Beschäftigten an Daten zu gelangen. Sohr erklärt, wie das geht: «In sozialen Netzwerken wird eine Person ausspioniert. Wenn dort Bilder vom letzten Urlaub gepostet werden, verschickt der Kriminelle eine Mail mit persönlicher Anrede und dem Hinweis, dass man sich im Urlaub kennengelernt habe und im Anhang ein Foto von beiden sei.» Klickt das Opfer auf die Datei, ist das trojanische Pferd im System des Arbeitgebers platziert. «Da nützt es nur, die Mitarbeiter besser zu schulen», betont Sohr.
In Antwerpen hatten die Kriminellen einen solchen Angriff auch versucht; er flog auf. Dann brachen sie in ein Büro ein und installierten kleine Geräte, sogenannte Keylogger, an Computern, womit alle Tastaturanschläge von außen mitverfolgt werden konnten. «So kannten sie Benutzername und Passwort und konnten Abholungsprozesse für die Container verändern», sagt Müller. So einen Angriff abzuwehren, sei schwierig. «Wenn die Kennwörter bekannt sind, nützt die beste Sicherheitssoftware nichts.»
Mit der sogenannten Allgemeinverbindlichkeitserklärung müssen Tarifverträge von allen Firmen in einer Branche eingehalten werden. Die Gewerkschaft Verdi macht sich in den laufenden Tarifverhandlungen dafür stark, denn die Tarifbindung im Einzelhandel sinkt immer weiter. Bis 2000 war der Tarifvertrag im Einzelhandel allgemeinverbindlich. Wollte man das wieder einsetzen, müssten sich Arbeitgeber, Gewerkschaften sowie die Regierung einig sein.
Gehrig hat aber nicht nur neue Wettbewerber wie Amazon im Blick, sondern auch «den einen oder anderen Mitbewerber, der bei der Entlohnung der Mitarbeiter nicht an die tariflichen Regelungen gebunden ist». Die Lohnforderung der Gewerkschaft Verdi in Höhe von sechs Prozent halte er für «nachvollziehbar», sagte Gehrig weiter.
Allerdings will er das Plus im Gegensatz zu Verdi auf zwei Jahre strecken - effektiv hätten die Arbeitnehmer also nur noch die Hälfte der Verdi-Forderung in der Tasche. Das aktuelle Angebot der Arbeitgeber in Baden-Württemberg liegt noch darunter. Die Verhandlungen werden am 31. Mai fortgesetzt.
Zusammen sollen Lidl und Kaufland im kommenden Jahr die Marke von 100 Milliarden Euro Umsatz überspringen, wie Gehrig der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» sagte. Zuletzt waren es gut 90 Milliarden Euro - mehr als drei Viertel davon bei Lidl. Dazu will Gehrig die Abläufe vereinfachen. «Es ist zwangsläufig, dass man mal etwas Speck ansetzt», sagte er. «Aber jetzt wird alles auf Null gestellt. Jeder Arbeitsablauf wird geprüft.»
Dem Bericht zufolge hat der Konzern derzeit 390 000 Mitarbeiter, davon rund 150 000 in Deutschland. Lidl ist europaweit mit 10 200 Filialen präsent, davon 3200 in Deutschland. Kaufland hat 1250 Filialen, gut die Hälfte davon in Deutschland.