Märklin baut Umsätze aus und sucht händeringend Personal

Der Modellbahnspezialist Märklin profitiert anhaltend vom Spiel-Boom in der Corona-Krise und baut seine Umsätze aus. Im Geschäftsjahr 2021/22, das Ende April zu Ende geht, werde ein Jahresumsatz von 130 Millionen Euro zusammenkommen. Damit werde die Vorjahresmarke von 128 Millionen Euro wohl noch einmal übertroffen, sagte der geschäftsführende Gesellschafter Florian Sieber bei der Jahres-Pressekonferenz des Fürther Spielwarenkonzerns Simba Dickie Group, zu dem Märklin gehört. 
Märklin baut Umsätze aus und sucht händeringend Personal
Bild: dpa

«Wir haben im vergangenen Jahr einen Riesensprung gemacht und wollen das in diesem Jahr mindestens halten», sagte Sieber. Die Ertragssituation seines Unternehmens bezeichnete er trotz erheblicher Teuerungsraten beim Materialeinkauf und bei der Logistik als «sehr solide». In der Pandemie hätten sich wieder mehr Menschen dem Modellbahn-Hobby gewidmet - sehr häufig aus der Altersgruppe um 50 die Jahre, die gemeinsam mit ihren Kindern und Enkeln an Eisenbahnlandschaften bastelten. 
Sieber kündigte Preissteigerungen bei Modelleisenbahnen an, aber auch bei vielen anderen Spielzeugen. Die höheren Kosten seien bisher noch nicht vollständig an den Markt weitergegeben worden, sagte er. In einzelnen Bereichen könnten die Sprünge bis zu 20 Prozent gehen. Besonders betroffen sei Elektronik-Spielzeug, etwa ferngesteuerte Autos, aber wegen der hohen Kosten für Schiffscontainer auch größere Plüschtiere.  
Die gesamte Gruppe habe mit ihren Spielwaren im vergangenen Jahr 754,1 Millionen Euro umgesetzt, 5,5 Prozent mehr als 2020. Für das laufende Jahr peilt Simba Dickie noch einmal einen Sprung auf 798 Millionen Euro an. Auch die Gruppe macht keine Angaben zum Gewinn. Ein Hemmnis sei der Wettbewerb um Mitarbeiter, sagte Sieber. Sein Unternehmen habe in Deutschland im vergangenen Jahr 100 neue Beschäftigte - vor allem im Logistikzentrum in Sonneberg an der thüringisch-bayerischen Grenze eingestellt und suche «händeringend» nach weiterem Personal. Auch in Ungarn, wo Simba Dickie ebenfalls ein Werk betreibt, sei die Mitarbeitergewinnung herausfordernd.  

(Text: dpa)

Opel stellt Hunderte Leiharbeiter ein

Beim Autobauer Opel ist nach kräftigen Stellenstreichungen die Personaldecke dünn geworden. Am Stammsitz Rüsselsheim sucht die Stellantis-Tochter mehrere Hundert Leiharbeiter, um den Produktionshochlauf des neuen Kompaktmodells Astra zu stützen.
Opel stellt Hunderte Leiharbeiter ein
Bild: Arne Dedert/dpa

Vorübergehend soll über einen Personaldienstleister eine mittlere dreistellige Zahl an Stellen besetzt werden, erklärte ein Unternehmenssprecher am gestrigen Donnerstag (3. Februar). Auch Ausfälle durch die aktuelle Welle der Corona-Variante Omikron wolle man auf diesem Weg kompensieren. Zuvor hatte die «Wirtschaftswoche» berichtet.

Seit der Übernahme durch den französischen PSA-Konzern im Sommer 2017 hat Opel Tausende Beschäftigte mit Abfindungen, Altersteilzeit und Vorruhestand dazu gebracht, das Unternehmen zu verlassen. Teile des Entwicklungszentrums wurden ausgelagert. Allein seit Anfang 2020 mussten so 2100 Menschen gehen. Am Stammsitz Rüsselsheim wird neben dem volumenstarken Astra auch der DS 4 und der Mittelklassewagen Insignia gebaut. Geplant ist dafür ein Zweischichtbetrieb. PSA fusionierte vor einem Jahr mit Fiat-Chrysler zu Stellantis.

Der Betriebsrat begrüßte die kurzfristige Einstellung von Leiharbeitnehmern, um die krankheitsbedingten Personalausfälle auszugleichen. Einen derartigen Notfallplan habe man bereits eingefordert. Darüberhinaus verlangt die Arbeitnehmervertretung den Aufbau möglichst vieler fester Jobs, wie aus einer Mitarbeiterinformation hervorgeht, die der Mediengruppe VRM vorlag. «Die zweite Schicht kann nicht nur mit der Einstellung von Leiharbeitnehmern aufgebaut werden», hieß es dort.

(Text: dpa)

Regeln zum Kurzarbeitergeld sollen bis 30. Juni verlängert werden

Nach Plänen von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sollen Betriebe noch bis Ende Juni unter erleichterten Bedingungen Kurzarbeitergeld beantragen können. Die pandemiebedingten Sonderregelungen sollen um drei Monate bis zum 30. Juni verlängert werden, wie aus einem Entwurf des Bundesarbeitsministeriums für die Koalitionsfraktionen hervorgeht, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Regeln zum Kurzarbeitergeld sollen bis 30. Juni verlängert werden
Bild: dpa-tmn

Zuvor hatte Heil die Änderungen bereits in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) angekündigt und mit der nach wie vor angespannten Pandemielage begründet. «Wir haben mit der Kurzarbeit Millionen Arbeitsplätze durch die Pandemie gerettet. Corona wirkt sich aber weiterhin negativ aus», sagte Heil.

Regulär würden die Regeln zur Kurzarbeit, die aktuell gelten, zum 31. März auslaufen. Mit dem Entwurf eines Gesetzes, der nach dpa-Informationen am 9. Februar ins Kabinett soll, soll die maximale Bezugsdauer des Kurzarbeitergelds von 24 auf bis zu 28 Monate gestreckt werden. «Ohne die Möglichkeit, weiter Kurzarbeitergeld zu beziehen, wäre ab März 2022 bei den bereits länger kurzarbeitenden Betrieben verstärkt mit Entlassungen zu rechnen», heißt es zur Begründung in dem Entwurf.

Mit Blick auf die geplante Verlängerung mahnte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger «eine Exit-Strategie» für die Betriebe an. Viele Unternehmen würden die Sonderregelungen zur Kurzarbeit noch länger brauchen, sagte Dulger. Auch die Erstattung von Sozialbeiträgen bleibe «für einen begrenzten Zeitraum wichtig». Gleichwohl müsse es einen Weg aus den Corona-Sonderregelungen heraus geben, sagte der Arbeitgeberpräsident. Kurzarbeitergeld sei «keine Dauerhilfe».

Die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), Ingrid Hartges, kritisierte, «dass die Sozialversicherungsbeiträge ab dem 31. März nicht mehr erstattet werden». Seit Januar werden diese bei Kurzarbeit bereits nur noch zu 50 Prozent erstattet. «Es wäre wichtig, rückwirkend zum 1. Januar die 100-Prozent-Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge wieder vorzunehmen», sagte Hartges dem Nachrichtenportal «Business Insider».

(Text: dpa)

Zweite Verhandlung über Baumindestlohn abgebrochen

Die Baumindestlohn-Verhandlungen wurden in der zweiten Runde ergebnislos abgebrochen und vertagt. Die Vertreterinnen und Vertreter des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB) sowie des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB) wollten den Branchenmindestlohn im Bauhauptgewerbe am liebsten abschaffen, für sie würde der künftige gesetzliche Mindestlohn von 12 Euro ausreichen.
Zweite Verhandlung über Baumindestlohn abgebrochen
Bild: dpa

Noch bis Ende des vergangenen Jahres betrug der Bau-Mindestlohn I 12,85 Euro, für Facharbeiter*innen im Westen und in Berlin 15,70 Euro (Mindestlohn II). Der gesetzliche Mindestlohn liegt derzeit bei 9,82 Euro, ab 1. Juli 2022 bei 10,45 Euro. Er soll nach dem Willen der Bundesregierung am 1. Oktober auf 12 Euro steigen.

"Das ist unbegreiflich, hier legen die Bauarbeitgeber Axt an ein über Jahrzehnte bewährtes Modell an", sagt das Bundesvorstandsmitglied der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und Verhandlungsführer der Gewerkschaft, Carsten Burckhardt. Er erklärt: "Unsere Branchenmindestlöhne sichern einen fairen Wettbewerb und die Qualität. Wenn der Lohn für Facharbeit nicht durch hohe Branchenmindestlöhne geschützt wird, werden Arbeitskräfte zu Dumpingbedingungen eingesetzt. Die Folge: Die Qualität leidet". Der Branchenmindestlohn sorge auch für eine "gute Wettbewerbsregulierung". Er schütze genau die Arbeitgeber, die sich an die Regeln hielten. "Nach meinem Eindruck wollen sich HDB und ZDB aus verantwortungsvoller Tarif- und Sozialpolitik verabschieden. Für die Bauwirtschaft insgesamt ist das keine gute Entwicklung."

Die Verhandlungskommission der IG BAU hat den Arbeitgebern mehrere Vorschläge zur Weiterentwicklung der Mindestlöhne am Bau gemacht, die von den Bauverbänden rund-weg abgelehnt wurden. Nicht einmal den Vorschlag der IG BAU, die Mindestlöhne in mehreren Schritten perspektivisch zusammenzuführen, haben die Arbeitgeber aufgegriffen.

Nach Auffassung von Burckhardt schießen sich die Bauunternehmer mit der Abschaffung der Lohnuntergrenze zusätzlich ein schönes Eigentor. Allzu gerne würden sie nämlich die sogenannte Westbalkan-Regelung, sie läuft noch bis Ende 2023, entfristet sehen. Danach können die Unternehmen Arbeitskräfte aus Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Nordmazedonien, Montenegro und Serbien anwerben. Sie leisten oftmals Arbeiten, für die Beschäftigte hierzulande viel besser entlohnt werden. "Wie soll die Bundesregierung einer Entfristung dieser Regelung zustimmen, wenn gleichzeitig dem Dumpingwettbewerb Tür und Tor geöffnet werden. Damit geraten tariflich abgesicherte Arbeitsplätze in Gefahr. Und gleichzeitig soll den zugewanderten Kolleg*innen ein fairer Lohn vorenthalten werden. Das ist nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch gesellschaftlicher Sprengstoff", sagt Burckhardt.

Es wird vermutlich eine letzte Verhandlungsrunde Ende Februar dieses Jahres geben.

(Text: IG Bauen-Agrar-Umwelt)

Homeoffice-Quote steigt erneut

Die Zahl der Beschäftigten im Homeoffice ist im Januar leicht gestiegen. Das geht aus einer Unternehmensumfrage des Ifo-Instituts hervor. Demnach arbeiteten 28,4 Prozent der Beschäftigten zumindest zeitweise von zu Hause aus, nach 27,9 Prozent im Dezember. Den Angaben zufolge liegt die Quote damit aber noch gut drei Prozentpunkte unter dem Höchstwert aus dem März 2021.
Homeoffice-Quote steigt erneut
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Klarer Spitzenreiter in Sachen Heimarbeit ist nach wie vor der Dienstleistungssektor mit einem Anteil von 39,2 Prozent, wie das Ifo am 1. Februar mitteilte. Das ist ein Prozentpunkt mehr als im Vormonat. IT-Dienstleister und Unternehmensberater arbeiten dabei mit jeweils über 70 Prozent mit Abstand am häufigsten zu Hause.

Insgesamt liegt der Anteil der Beschäftigten in Heimarbeit damit aber deutlich unter dem vom Ifo-Institut errechneten Potenzial von 56 Prozent. «Nicht alle Unternehmen beachten offenbar die Ende November wieder eingeführte Homeoffice-Pflicht», sagte Jean-Victor Alipour, Experte für Homeoffice beim Ifo-Institut, laut Mitteilung.

(Text: dpa)

Arbeitsmarkt verdaut Krise

Der deutsche Arbeitsmarkt hat die Corona-Krise weitgehend verdaut. Im Januar 2022 gibt es weniger Menschen, die Arbeitslosengeld beziehen als in der Zeit vor der Krise. Die Zahl der Erwerbstätigen ist seit Beginn der Krise sogar noch kräftig gewachsen. Der saisonübliche Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar war moderat. «In diesem Jahr fällt der Anstieg der Arbeitslosigkeit besonders gering aus», sagte Daniel Terzenbach, Mitglied im Vorstand der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit, am1. Februar bei der Vorstellung der Januar-Statistik.
Arbeitsmarkt verdaut Krise
Bild: dpa

2,462 Millionen Menschen waren im Januar arbeitslos gemeldet. Das sind 133 000 mehr als im Dezember 2021. Wegen wetterbedingter Ausfälle etwa auf dem Bau, Ferienzeiten in Personalabteilungen und anderer Einflüsse liegt der Anstieg im Januar normalerweise bei rund 200 000. «Es ist der geringste Anstieg, den wir bisher statistisch gemessen haben», sagte Terzenbach. «Das dürfte auch daran liegen, dass Arbeitgeber angesichts von drohenden Fachkräfteengpässen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstärkt im Unternehmen halten wollen», sagte er.

Die Zahl der Arbeitslosen liegt im Januar um 439 000 unter der Januar-Zahl von 2021 und nur 37 000 über dem Wert von 2020, als die Corona-Krise noch keine Auswirkungen hatte. Das Mehr an Arbeitslosen gegenüber 2020 werde von Langzeitarbeitslosen in der Grundsicherung (Hartz IV) gestellt. Deren Zahl liegt weiter bei knapp einer Million - ein Ballast aus der Corona-Krise, den die Arbeitsagenturen nur schwer loswerden. «Ein Wermutstropfen ist die leichte Zunahme der Langzeitarbeitslosen, die die Auswirkungen der Corona-Krise am stärksten spüren», sagte auch der Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium, Rolf Schmachtenberg.

Die Arbeitslosenquote betrug im Januar 5,4 Prozent, nach 5,1 Prozent im Dezember 2021. Für ihre Januar-Statistik zog die Bundesagentur Datenmaterial heran, das bis zum 13. Januar eingegangen war.

Zum Problem des Arbeitsmarkts in Deutschland wird mehr und mehr der Mangel an Fachkräften. «Insbesondere die Verkehr- und Logistikbereiche, der Verkauf, medizinische Gesundheitsberufe aber auch Teile der Metall- und Maschinenbauer sind auf der Suche nach neuen Mitarbeitern», sagte Terzenbach. «Der Bestand an gemeldeten offenen Stellen ist auch deshalb so hoch, weil Fachkräfte rar sind und die Besetzungsprozesse länger dauern», betonte er.

Deutlich gestiegen ist wieder die Nachfrage nach Kurzarbeit. «Es gibt erhöhte Unsicherheiten im Gastgewerbe und im Handel», betonte Terzenbach. Nach aktuellen Daten haben Betriebe vom 1. bis einschließlich 26. Januar für 286 000 Personen Kurzarbeit angezeigt, mehr als die Hälfte aus Handel und Gastronomie. Erfahrungsgemäß wird jedoch weniger Kurzarbeit tatsächlich in Anspruch genommen, als angezeigt wird.

Im Hinblick auf die Diskussion um eine bevorstehende Impfpflicht für Angehörige von Einrichtungen des Gesundheitswesens sagte Terzenbach, es mache sich auch bemerkbar, dass aus diesem Sektor mehr Menschen als üblich von Arbeitslosigkeit bedroht sind. Die Zahl der Arbeitssuchenden - also der Menschen, die eine drohende Arbeitslosigkeit bereits angezeigt hätten - sei aber nicht besorgniserregend hoch.

«Wir sehen schon eine Zunahme, aber insgesamt auf einem Niveau, was uns allen keine Sorgen machen muss», betonte er. Er sprach von etwa 25 000 Personen aus dem gesamten Gesundheits-Sozialsektor im Dezember 2021 und Januar 2022, die sich über das übliche Niveau hinaus arbeitssuchend gemeldet hätten, davon ungefähr 12 000 aus der Pflege. Über die Motive könne nur spekuliert werden.

Tatsächliche Daten liegen nur bis November vor. Im November 2021 sei für 574 000 Menschen Kurzarbeitergeld gezahlt worden, sagte Terzenbach. Das ist der niedrigste Monatswert seit Beginn der Corona-Krise. In der Spitze der Pandemiezeit hatte die Bundesagentur für Arbeit im April 2020 für fast sechs Millionen Menschen diese Hilfe gezahlt.

Terzenbach rief junge Leute, die noch keine Ausbildung begonnen haben auf, sich mit den Berufsberatern der Arbeitsagenturen in Verbindung zu setzen. «Wir sehen, dass coronabedingt deutlich weniger Bewerber als vor der Krise zu verzeichnen sind», sagte er. In der Nachvermittlungszeit von Oktober bis Januar hätten sich 67 000 Bewerber gemeldet, noch einmal fast 10 000 weniger als im ohnehin schon von Corona geprägten Vorjahr. Ihnen standen über 77 000 Ausbildungsstellen gegenüber. Für das kommende Ausbildungsjahr 2021/22 deute sich eine nochmals geringere Bewerberzahl an.

(Text: Michael Donhauser, dpa)

Metall ringt Airbus Beschäftigungssicherung für das Jahrzehnt ab

Die IG Metall hat dem Flugzeugbauer Airbus beim geplanten Umbau der Flugzeugfertigung weitreichende Zugeständnisse abgerungen. Beide Seiten einigten sich in der Nacht zum gestrigen Dienstag (1. Februar) in Hamburg auf ein Paket, das die deutschen Standorte bis Ende 2030 sichert und die Beschäftigten ebenso lange vor betriebsbedingten Kündigungen schützt.
Metall ringt Airbus Beschäftigungssicherung für das Jahrzehnt ab
Bild: Bodo Marks/dpa

Im Gegenzug kann Airbus eine Lösung für die seit Jahren defizitäre Teilefertigung suchen. Zudem kann sich der Branchenprimus - wie zuvor schon in Frankreich - auch in Deutschland industriell neu aufstellen, um sich für die absehbar stark steigende Produktion und den klimaneutralen Umbau des Fliegens zu rüsten.

Vorangegangen war ein zehn Monate währender Konflikt mit sieben Verhandlungsrunden und mehreren Warnstreikserien. Wären die Gespräche gescheitert, hätte die IG Metall eine Urabstimmung über einen Streik eingeleitet. «Nach dem Konflikt geht es jetzt um das Gestalten der Zukunft», sagte der norddeutsche Bezirksleiter und Verhandlungsführer der Gewerkschaft, Daniel Friedrich nach dem 18-stündigen Verhandlungsmarathon in einem Hotel am Hamburger Flughafen.

Airbus wird nun zum 1. Juli mit halbjähriger Verzögerung die bisher bei verschiedenen Gesellschaften angesiedelte Montage von Flugzeugrümpfen und -strukturen in einem neuen deutschen Tochterunternehmen zusammenfassen. In Frankreich ist eine vergleichbare Struktur mit der neuen Tochter Airbus Atlantic bereits seit Jahresanfang am Start. «Dass wir in Deutschland jetzt auch so weit sind, stärkt den Standort Deutschland, stärkt Airbus und insbesondere die kommerziellen Flugzeugaktivitäten im Airbus-Konzern deutlich», sagte der Airbus-Verhandlungsführer und deutsche Personalchef Lars Immisch.

Die noch namenlose Tochter, intern «ASA» genannt, wird ihren Hauptsitz in Hamburg haben und mehr als 10 000 Mitarbeiter beschäftigen - voraussichtlich mit deutlich steigender Tendenz, denn Airbus hat erhebliche Neueinstellungen angekündigt. Betroffen sind Teile des größten deutschen Airbus-Standortes Hamburg, das Airbus-Werk Stade sowie die Airbus-Tochter Premium Aerotec (PAG) mit den Standorten Bremen und Nordenham.

«Die Flugzeugstruktur wird bei der nächsten Generation von Flugzeugen eine wichtige Rolle spielen», sagte Airbus-Deutschlandchef André Walter. «Deshalb sind wir überzeugt davon, dass wir mit dieser industriellen Neuaufstellung die Möglichkeit schaffen, den Produktionshochlauf zu realisieren und uns sehr gezielt auf den Bau emissionsfreier Flugzeuge bis 2035 vorzubereiten.»

Nachdem Airbus die Produktion der Kassenschlager aus der A320-Familie in der Corona-Krise von rund 60 auf 40 Maschinen pro Monat zurückfuhr, soll es bis Sommer 2023 schrittweise auf 65 Maschinen nach oben gehen. Für Mitte des Jahrzehnts sind bis zu 75 Maschinen pro Monat angepeilt. Auf dem Weg zum klimaneutralen Fliegen will Airbus zudem bis 2035 ein Passagierflugzeug mit Wasserstoffantrieb bis zur Marktreife entwickeln.

Angesichts dieser Herausforderungen sprach IG Metall-Bezirksleiter Friedrich von einer «magischen Win-Win-Situation». Airbus bekomme Klarheit für die angestrebte Neuaufstellung. «Auf der anderen Seite haben wir für die Beschäftigten Sicherheit und Perspektive mit diesem Ergebnis verabredet.»

Aufgegeben wurde in der letzten Runde der ursprüngliche Plan, auch die Baugruppenfertigung in drei der vier PAG-Werke in Augsburg in die «ASA» aufzunehmen. Diese sollen nun gemeinsam mit der defizitären Teilefertigung im vierten Augsburger PAG-Werk, dem Standort im niedersächsischen Varel und dem rumänischen Standort Brasov an den mittelständischen Autozulieferer Muhr und Bender KG (Mubea) im nordrhein-westfälischen Attendorn verkauft werden. Von Mubea liegt ein nach Airbus-Einschätzung «überzeugendes Angebot» vor. «Das Angebot beinhaltet ein umfangreiches Konzept zur langfristigen Arbeitsplatzsicherung und ermöglicht die Schaffung eines wettbewerbsfähigen deutschen Unternehmens.» In der betroffenen Sparte sind nach Angaben von Walter in Deutschland gut 3000 Menschen beschäftigt.

Der von Airbus bevorzugte Verkauf an einen Investor kann allerdings nur über die Bühne gehen, wenn auch Betriebsräte und IG Metall grünes Licht geben. Klarheit darüber soll bis Ende März gewonnen werden. Mubea mit rund 2,3 Milliarden Euro Umsatz und rund 14 000 Mitarbeitern an weltweit 48 Standorten fertigt Leichtbaukomponenten. Das Unternehmen gehört seit vielen Jahren zu den Airbus-Zulieferern und will einer Mitteilung zufolge mit dem Erwerb der Einzelteilefertigung von Airbus «sein Standbein in der Luftfahrtindustrie nachhaltig ausbauen und stärken». Die Firma zeigte sich überzeugt, gemeinsam mit Gewerkschaft und Arbeitnehmervertretern «eine optimale Lösung für alle Beteiligten erzielen» zu können.

(Text: Thomas Kaufner, dpa)

Gewerkschaft macht Druck bei Lieferando

Die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) fordert weitere Verbesserungen für die Beschäftigten beim Essenslieferdienst Lieferando - und hat am Freitag 28. Januar) deshalb vor der Berliner Zentrale des Mutterkonzerns Just Eat Takeaway protestiert. Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten einen Stundenlohn von 15 Euro sowie die Abschaffung des Bonus-Systems für Kuriere.
Gewerkschaft macht Druck bei Lieferando
Bild: dpa

«Um den aktuellen, viel zu geringen Stundenlohn von 11 Euro zu übertreffen, müssen die Beschäftigten möglichst viele Bestellungen in möglichst kurzer Zeit ausliefern – was in der Praxis nur die wenigsten schaffen», sagte NGG-Referatsleiter Christoph Schink.

Lieferando widersprach den Vorwürfen. «Lieferando-Fahrer verdienen durchschnittlich mehr als 13 Euro pro Stunde in einer sicheren Anstellung mit Urlaubsentgelt, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und einer umfassenden Versicherung», sagte ein Unternehmenssprecher. Die meisten erhielten daneben Boni. Fahrer in nachfragestarken Großstädten kämen auf bis zu 18 Euro pro Stunde im Monatsschnitt. Dabei schreibe das Unternehmen mit der Auslieferung Verluste.

Das Unternehmen hatte den garantierten Stundenlohn für die Kuriere zu Beginn des Jahres auf elf Euro erhöht. Die Gewerkschaft geht davon aus, dass viele Fahrer im günstigsten Fall nur 14 Euro erreichen könnten. Die Gewerkschaft will das Bonussystem kippen. Aus ihrer Sicht führt es zu gefährlicher Hetze, zudem seien Teilzeitkräfte benachteiligt.

Das Unternehmen weist die Kritik zurück. «Lohnerhöhungen und die fast 20-teilige Ausstattung erlauben einen sicheren Verdienst bei sicheren Fahrweisen». Boni gebe es schon ab der 26. Lieferung im Monat. Ab durchschnittlich 11,6 Wochenstunden gebe es erhöhte Boni. Solche Zahlungen seien in der Branche üblich.

Berlins Arbeitssenatorin Katja Kipping (Linke) betonte, erst mit dem Einsatz von Kurieren werde das Geschäftsmodell expandierender Lieferdienste erfolgreich: «Doch Unternehmenserfolg darf nicht zulasten von fairen und guten Arbeitsbedingungen erzielt werden.»

(Text: dpa)

Sicherheitsunternehmen klagen über knappes Personal

Bei steigenden Umsätzen kämpfen die Unternehmen der privaten Sicherheitswirtschaft mit einer zunehmend schwierigen Personalsuche. Es sei ein zentrales Problem, für die häufig mit hohem Zeitdruck angefragten Dienstleistungen die geeigneten Menschen zu finden, sagte der Präsident des Branchenverbandes BDSW, Gregor Lehnert, am gestrigen Mittwoch (26. Januar).
Sicherheitsunternehmen klagen über knappes Personal
Bild: dpa

Bei der Arbeitsagentur sei die Zahl offener Stellen in der Branche während der Pandemie deutlich auf rund 11 400 gewachsen. Auch die bürokratischen Abläufe bis zur Einsatzfähigkeit neuer Kräfte müssten beschleunigt werden.

Die Corona-Krise habe sich für die Sicherheitswirtschaft ambivalent ausgewirkt, sagte der Verbandschef. Während an Flughäfen, bei Veranstaltungen oder Ausstellungen zahlreiche Aufträge wegbrachen, kamen demnach auch neue Tätigkeiten wie in Test- und Impfzentren, Krankenhäusern und Pflegeheimen oder im Einzelhandel hinzu. Nach vorläufigen Schätzungen wuchs der Umsatz der Branche 2021 erneut, und zwar um 5 Prozent auf 9,65 Milliarden Euro, wie der neue Hauptgeschäftsführer Florian Graf sagte. 2020 hatte das Plus 4,5 Prozent betragen.

Der Verband kritisierte die auch wegen der Corona-Krise verlangsamten Qualifikationsüberprüfungen bei den Industrie- und Handelskammern. «Die IHKs sind zum Nadelöhr geworden», sagte Graf. In dem geplanten Sicherheitsdienstleistungsgesetz sollten weitere Qualifizierungsanbieter zugelassen werden. Auch die Zuverlässigkeitsüberprüfungen neuer Kräfte dauert nach dem Geschmack der Unternehmen zu lange. Hier seien die Länder und Kommunen gefragt.

(Text: dpa)

Verdi fordert Gehaltsplus von 5 Prozent für Versicherungsbeschäftigte

Die Gewerkschaft Verdi geht mit der Forderung nach 5 Prozent mehr Geld und einem Rechtsanspruch auf Homeoffice in die Tarifverhandlungen für die rund 160 000 Beschäftigten im Innendienst privater Versicherungen.
Verdi fordert Gehaltsplus von 5 Prozent für Versicherungsbeschäftigte
Bild: pixabay

«Die Versicherungsbranche ist gut durch die Pandemie gekommen, dafür sprechen sowohl die Wachstumsprognosen für das Geschäftsjahr 2022 als auch die guten, teilweise glänzenden Geschäftsergebnisse im vergangenen Jahr», argumentierte Verdi-Verhandlungsführerin Martina Grundler am gestrigen Dienstag (25. Januar) in Berlin.

Die Dienstleistungsgewerkschaft fordert eine Erhöhung der Gehälter um 5 Prozent und eine Einmalzahlung von 600 Euro bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. «Wir erwarten einen Tarifabschluss, der nicht nur die aktuelle Inflation ausgleicht und Reallohnverluste verhindert, sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den guten Ergebnissen der Branche beteiligt», sagte Grundler.

Zudem will Verdi einen Rechtsanspruch auf Homeoffice sowie eine Verbesserung der Überstundenvergütung von Teilzeitkräften und eine Verlängerung der auslaufenden Tarifvereinbarung zur Übernahme von Auszubildenden durchsetzen. Die Verhandlungen, die wegen der Corona-Pandemie online stattfinden, beginnen am heutigen Mittwoch.

(Text: dpa)

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