Mit 104,7 Punkten sank das Barometer im Oktober zwar um 1,5 Punkte und damit recht deutlich. Im Langzeit-Vergleich ist das aber noch immer ein guter Wert: Das Barometer pendelt zwischen 90 und 110 - der Wert 100 würde eine neutrale Situation auf dem Arbeitsmarkt widerspiegeln.
Der Indikator deute darauf hin, dass der Arbeitsmarkt sich weiterhin günstig entwickelt, wenngleich in einem gezügelten Tempo, teilte das IAB weiter mit. «Nach der furiosen Aufholjagd aus dem Sommer läuft die positive Arbeitsmarktentwicklung in gemäßigtere Bahnen», sagte Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen. Die Bundesagentur für Arbeit wird am morgigen Donnerstag ihre Oktober-Statistik vorstellen.
Positiv bleibt die Beschäftigungskomponente des Barometers, die im Oktober nur unwesentlich nachgab. Dies zeigt, dass die Betriebe in Deutschland weiterhin einstellen wollen. «Die Beschäftigung dürfte durch den Wiedereintritt von Personen, die sich in der Krise vom Arbeitsmarkt zurückgezogen hatten, und durch kurzfristige Nachholeffekte bei der Migration gestützt werden», hieß es vom IAB.
Die Arbeitslosigkeitskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers sank dagegen im Oktober um 3,0 Punkte stark auf 102,7 Punkte. Das signalisiert noch immer eine sinkende Arbeitslosigkeit, es geht aber deutlich langsamer nach unten als in der Phase unmittelbar nach dem Lockdown. «Der Arbeitskräftebedarf bleibt hoch. Dennoch wird die Arbeitslosigkeit nicht mehr so schnell sinken. Nach der 1,5 Jahre anhaltenden Krise zeigen sich Risiken einer Verfestigung in Form höherer Langzeitarbeitslosigkeit», sagte Weber.
Das IAB-Arbeitsmarktbarometer misst seit November 2008 als Frühindikator die Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Es basiert auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen Arbeitsagenturen.
(Text: dpa)
Das Investment wurde von den Facebook-Topmanagern Nick Clegg (Vizepräsident für globale Angelegenheiten) und Javier Olivan (Vizepräsident für die zentralen Produkte) am Montag in einem Blogeintrag angekündigt: «Diese Investition ist ein Vertrauensbeweis in die Stärke der europäischen Tech-Industrie und das Potenzial europäischer Tech-Talente.»
Unter «Metaverse» versteht Facebook eine Welt, in der physikalische Realität mit erweiterter (augmented reality, AR) und virtueller Realität (VR) in einer Cyberwelt verschmelzen. Der Begriff stammt vom amerikanischen Schriftsteller Neal Stephenson, der ihn erstmals im Jahr 1992 in seinem Science-Fiction-Roman «Snow Crash» verwendet hat.
Wie das «Metaverse» von Facebook für die Anwenderinnen und Anwender genau aussehen wird, steht bislang noch nicht fest. Zuckerberg bezeichnete vor Finanzanalysten das Metaversum als die «nächste Generation des Internets», die eine große Bedeutung habe. Es sei das nächste Kapitel für Facebook als Unternehmen.
Zuckerberg betonte, das «Metaverse» biete enorme Möglichkeiten für einzelne Kreative und Künstler, aber auch für Menschen, die weit entfernt von den heutigen Stadtzentren arbeiten und wohnen wollen. Man wolle auch die Menschen erreichen, die an Orten leben, an denen die Möglichkeiten für Bildung oder Freizeitgestaltung eher begrenzt sind. «Ein verwirklichtes "Metaverse" könnte einem funktionierenden Teleportationsgerät am nächsten kommen», sagt er.
Man werde von allen Geräten wie Smartphones, PCs und speziellen Brillen für virtuelle und erweiterte Realitätserfahrungen darauf zugreifen können. Und man werde dort praktisch alles machen können, was im heutigen Internet auch möglich sei, also zum Beispiel mit Freunden kommunizieren, arbeiten oder einkaufen.
In einem Interview mit dem US-Technologie-Portal «The Verge» sagte Zuckerberg, das «Metaverse» sei sicherlich nicht etwas, das ein einzelnes Unternehmen aufbauen werde. «Ein großer Teil unseres nächsten Kapitels wird hoffentlich darin bestehen, in Partnerschaft mit vielen anderen Unternehmen, Schöpfern und Entwicklern zum Aufbau dieses Systems beizutragen.» Man könne sich das «Metaverse» als ein verkörpertes Internet vorstellen, in dem man Inhalte nicht nur anschaue, sondern in dem man sich befinde. «Man fühlt sich mit anderen Menschen verbunden, als wäre man an anderen Orten und könnte verschiedene Erfahrungen machen, die man auf einer 2D-App oder Website nicht unbedingt machen könnte, wie zum Beispiel Tanzen oder verschiedene Arten von Fitness.»
Die Idee für diese virtuelle Welt beschäftigt Zuckerberg schon seit seiner Schulzeit. «Ich erinnere mich, dass ich im Matheunterricht mein Notizbuch dabei hatte und einfach nur dasaß und Code und Ideen für Dinge schrieb, die ich programmieren wollte, wenn ich an diesem Tag von der Schule nach Hause kam», sagte der Facebook-Chef in dem Interview. «Einiges davon konnte ich damals schon umsetzen, aber eines der Dinge, die ich wirklich bauen wollte, war im Grunde das Gefühl eines verkörperten Internets, in dem man in der Umgebung sein und sich an verschiedene Orte teleportieren und mit Freunden zusammen sein konnte.»
Der britische Ex-Vizepremier Clegg, der quasi die Rolle des Chef-Lobbyisten des Internet-Konzerns ausfüllt, erklärte, Facebook stehe am Anfang einer Reise, die dazu beitragen solle, die Plattform der Zukunft zu bauen. «Zusammen mit Partnerunternehmen entwickeln wir das "Metaverse" - eine neue Phase vernetzter, virtueller Erfahrungen mithilfe von Technologien wie virtueller und erweiterter Realität.»
Das «Metaverse» habe das Potenzial, den Zugang zu völlig neuen kreativen, sozialen und wirtschaftlichen Möglichkeiten zu eröffnen. «Und Europa wird es von Anfang an mitgestalten.» Kein individuelles Unternehmen werde das «Metaverse» besitzen und betreiben. «Wie auch das Internet wird sich das "Metaverse" durch Offenheit und Interoperabilität auszeichnen.»
Europa sei für Facebook enorm wichtig, betonte Clegg. «Hier tragen Tausende von Mitarbeitenden und Millionen von Unternehmen, die unsere Apps und Tools täglich nutzen, zu unserem Erfolg bei.» Die EU habe viele Vorzüge, die sie zu einem großartigen Investitionsstandort für Technologieunternehmen mache.
(Text: Christoph Dernbach, dpa)
Der neue Tarifvertrag soll bis Ende November 2023 laufen. Der Einigung waren Warnstreiks vorausgegangen, an denen sich laut Gewerkschaft über 1300 Beschäftigte in beiden Bundesländern beteiligt hatten. Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bilden bei der IG Metall einen gemeinsamen Bezirk. In Sachsen-Anhalt soll es formal noch eine ergänzende Gesprächsrunde am 17. November geben - theoretisch könne es hier trotz der «Blaupause» des Pilotabschlusses zu Abweichungen kommen, erklärte ein Sprecher.
Verhandlungsführer Markus Wente sagte: «Es ist mehr als angemessen, dass die Beschäftigten von den vollen Auftragsbüchern profitieren.» Die ursprüngliche Lohnforderung hatte bei 4,5 Prozent gelegen. In der Branche sind beispielsweise Möbelhersteller, Anbieter von Baubedarf und Verpackungen sowie einige Autozulieferer vertreten.
Auch ein «Demografiefonds», der Altersteilzeit mitfinanzieren soll, wird den Angaben zufolge besser ausgestattet. Die Arbeitgeber hätten sich bereiterklärt, ihre Beiträge dafür 2022 und 2023 um insgesamt 300 Euro aufzustocken. «Mit dieser Absicherung schaffen wir Verlässlichkeit beim notwendigen Übergang in den Ruhestand», so Wente. «Damit kann die Kurve des zukünftigen Fachkräftebedarfs abgeflacht werden.» Die Branche sucht - wie viele andere Wirtschaftszweige - qualifiziertes Personal und ist derzeit zudem mit den stark gestiegenen Holz- und Rohstoffpreisen konfrontiert.
(Text: dpa)
Im Gegensatz zu früher, als sich Nachbarn oft unkompliziert im Stall gegenseitig unterstützten, gibt es in vielen Dörfern höchstens noch einen landwirtschaftlichen Betrieb. Die Technik wird auch stets komplizierter, so dass es Experten statt Laien braucht. Betriebshelfer springen also im Notfall ein. Wenn eine Arbeitskraft auf dem Hof krank wird oder sogar stirbt. Wenn eine geplante Operation ansteht oder ein Baby geboren wird.
Doch das Problem: Es gibt immer weniger solcher Helfer, die der Maschinenring vermitteln kann. Die Landwirtschaft habe genau wie das Handwerk mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen, sagt Patrick Fischer, Sprecher des Bundesverbandes der Maschinenringe in Neuburg an der Donau. Wer sich zum Landwirt ausbilden lässt oder ein entsprechendes Studium absolviert, steige inzwischen oft früh im elterlichen Betrieb ein oder finde in anderen Agrarbereichen eine Stelle. «Dazu kommt, dass Betriebshelfer flexibel sein müssen. Im Schnitt übernimmt ein Betriebshelfer zehn bis zwölf verschiedene Betriebe pro Jahr.»
Lorenz Reich war erst unsicher, als Betriebshelfer Patrick Lerchl auf seinen Hof in der Hallertau ankam. Ein fremder Mensch im eigenen Betrieb? Doch die Chemie habe sofort gestimmt. «Patrick ist ein engagierter Mann, er hat sofort verstanden, worum es geht. Er hat gesehen, was zu tun ist. Mir war dann klar: Der kann das, der macht das, das läuft.»
Lerchl hat die Ausbildung zum Landwirt gemacht, ohne einen Hof in der Familie zu haben. Landwirtschaft sei seine «Berufung. Das war immer schon mein Ding, meine Leidenschaften sind Tiere und Technik.» An seiner Stelle als Betriebshelfer schätzt er die Abwechslung - was aber zugleich bedeutet, dass er spontan sein muss: Es komme schon vor, dass um 14 Uhr das Handy klingelt und er für den späten Nachmittag zum Einsatz auf einem Milchviehbetrieb gerufen wird. Oder dass er eigentlich Urlaub hat, dann aber schnell Hilfe auf einem Hof gebraucht wird, weil der Landwirt eines Herzinfarkt erlitten hat. «Da sagt man natürlich nicht Nein.»
Etwa 5000 Betriebshelfer stehen den Maschinenringen in Deutschland zur Verfügung. Sie müssen sich nicht nur in einem meist als Familienbetrieb geführten Hof einfügen, sondern auch schnell mit der Technik vertraut sein. «Es gibt verschiedene Melkroboter und verschiedene Landtechnik, die sich manchmal komplett voneinander unterscheiden», erläutert Fischer. Gerade aber für junge Landwirte sei das oft ein Argument, zumindest ein paar Jahre in der Betriebshilfe zu arbeiten. «Als Betriebshelfer bekommen sie einen umfassenden Einblick in die verschiedenen Techniken und Hersteller. Dieses Wissen können sie nicht nur auf ihren Einsatzbetrieben sondern – sofern vorhanden – auf dem eigenen beziehungsweise elterlichen Betrieb anwenden.»
Mit gezielten Werbeaktionen sprechen die Maschinenringe inzwischen Nachwuchslandwirte, aber auch Tierwirte, Winzer oder Gärtner mit Schwerpunkt Obstbau für Stellen in der Betriebshilfe an: Betriebshelfer seien keine Aushilfskräfte, vielmehr übernähmen sie komplett die Verantwortung auf einem Hof.
Das System der Betriebshilfe ist eine Art Alleinstellungsmerkmal für die Landwirtschaft. Wenn die Bäcker-Meisterin mit eigener Backstube krank wird oder der Friseur mit eigenem Salon sich den Arm bricht, gibt es in der Regel keine schnelle Hilfe durch eine übergeordnete Stelle.
Neben den Betriebshelfern gibt es auch ein Netz an Dorfhelferinnen in Bayern und anderen Regionen in Deutschland, die vor allem bei hauswirtschaftlichen Fragen zum Einsatz kommen oder wenn auf dem Hof Angehörige zu pflegen oder Kinder zu betreuen sind. Betriebshelfer und Dorfhelferinnen seien auf den Bauernhöfen «oft die Retter in der Not», sagt ein Sprecher des Bayerischen Bauernverbandes (BBV). «Denn Erntezeit, Feldarbeiten und Stallarbeiten nehmen keine Rücksicht auf Ausfälle durch Krankheiten oder Unfälle.»
Bezahlen muss ein Landwirt oder eine Landwirtin übrigens nicht selbst für die Betriebshilfe. Die landwirtschaftliche Sozialversicherung (SVLFG) mit Sitz in Kassel übernimmt für ihre Versicherten die Kosten. Von 2014 bis 2019 seien im Durchschnitt pro Jahr rund 63 000 Einsätze für Betriebs- und Haushaltshilfe bewilligt worden, heißt es bei der Versicherung.
(Text: Kathrin Zeilmann, dpa)
Danach bekommen die Bauarbeiter*innen im Westen für die Monate Juli bis Oktober 2021 – der vergangene Tarifvertrag ist im Juni dieses Jahres ausgelaufen – eine Corona-Prämie in Höhe von 500 Euro, im Tarifgebiet-Ost sind dies 220 Euro. Zum 1. November 2021 werden die Einkommen im Westen um 2 Prozent, im Osten um 3 Prozent angehoben. Am 1. April 2022 gibt es eine weitere Erhöhung um 2,2 Prozent (Ost: 2,8 Prozent) und am 1. April 2023 um weitere 2 Prozent (Ost: 2,7 Prozent). Ferner gibt es für das Tarifgebiet West am 1. Mai 2022 eine Einmalzahlung in Höhe von 400 Euro, ein Jahr später sind es noch einmal 450 Euro. Die Laufzeit endet am 31. März 2024. Zusätzlich wird in dem neuen Vertrag festgehalten, dass im Jahr 2026 eine hundertprozentige Angleichung der West- und Ost-Einkommen sowie der Ausbildungsvergütungen erreicht sein muss. Jeder Betrieb im Tarifgebiet Ost kann jedoch per Haustarifvertrag auch früher einen Ost-West-Angleich für seine Beschäftigten festlegen.
"Unsere Vorstellungen für eine gerechtere Entlohnung der Beschäftigten lagen durchaus höher, aber mit diesem Kompromiss können wir leben", sagt der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Robert Feiger. "Die Einkommenssteigerung liegt insgesamt über der Inflationsrate, sie ist im Osten durchweg höher als im Westen und kommt somit der angestrebten Gleichstellung erheblich näher und wir haben die Angleichung von Ost- und Westlöhnen endgültig festgeschrieben. Damit ist ein Ende der jetzt über dreißigjährigen Ungleichbehandlung festgelegt. Das war uns wichtig", sagt Feiger. Somit sei mit Hilfe des Schlichters Professor Rainer Schlegel, Präsident des Bundessozialgerichts, "in letzter Minute ein Streik" vorerst abgewendet worden und der Weg frei für die immensen Aufgaben, die anstehen: Rund 400 000 Wohnungen müssten pro Jahr in Deutschland entstehen, große Infrastrukturprojekte warteten auf ihre Vollendung, die Auftragsbücher der Bauunternehmen sind voll.
Die Einigung sieht auch eine Entschädigung für die oftmals langen Anfahrtswege der Beschäftigten zu ihren Baustellen vor. Danach soll es für bis zu 50 Kilometer vom 1. Januar 2023 an 6 Euro geben, ein Jahr später 7 Euro. Bei 51 bis 75 Kilometer gibt es 7 Euro (2024: 8 Euro) und über 75 Kilometer 8 respektive 9 Euro am Tag. Für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die nicht täglich von ihrem Arbeitsplatz nach Hause fahren, gibt es ebenfalls einen Ausgleich – für eine bessere Planbarkeit erst – vom Jahr 2023 an: Bei einer Entfernung von 75 bis 200 pro Fahrt – hin und zurück also das Doppelte - 9 Euro, bis zu 300 Kilometer 18 Euro, bis 400 Kilometer 27 Euro und jede Anfahrt über 400 Kilometer wird mit 39 Euro ausgeglichen. Diese Regelungen werden in den Bundesrahmentarifvertrag mit einem Sonderkündigungsrecht - erstmals möglich Anfang 2026 - aufgenommen "Damit haben wir erstmals eine erkennbare Entschädigung für die vielen Beschäftigten, die erst nach langen Fahrten auf ihre Baustelle kommen. Sie haben oftmals gar keinen Einfluss darauf, wo sie eingesetzt werden, heute hier, morgen dort", sagt Carsten Burckhardt, im IG BAU-Vorstand zuständig für das Bauhauptgewerbe. „Natürlich sehen wir bei den Entschädigungen noch Luft nach oben, aber der Einstieg ist gemacht, zumal wir hier jetzt auch erstmals eine Gleichbehandlung der Bauarbeiterinnen und -arbeiter in den Tarifgebieten Ost und West haben."
Verhandlungspartner der IG BAU waren der Zentralverband der Deutschen Baugewerbes (Handwerk) und der Hauptverband des Deutschen Baugewerbes (Industrie). Die erste Tarifrunde war im Mai dieses Jahres. Die Bundestarifkommission der IG BAU wird in den nächsten Tagen endgültig über die Annahme des ausgehandelten Papiers entscheiden. Auch die Gremien der Arbeitgeberverbände müssen sich damit entsprechend befassen.
(Text: Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU))
«Alle Beteiligten - allen voran unsere Kundinnen und Kunden - können jetzt wieder sicher planen», sagte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler. EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch sagte, es sei gelungen, den Betriebsfrieden bei der Bahn wieder herzustellen.
Die EVG konkurriert im Bahnkonzern um Mitglieder und Einfluss mit der kleineren Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Eigentlich hatte die EVG schon im vergangenen September einen Tarifvertrag vereinbart. Weil die GDL nach drei Streiks in diesem Sommer mehr herausholte, wurde aber nachverhandelt.
Zusätzlich wurde mit der EVG nun eine Corona-Prämie von insgesamt bis zu 1100 Euro vereinbart. Das sind 100 Euro mehr als im Abschluss der GDL. Allerdings kommt im EVG-Tarif die nächste Erhöhung der Tabellen-Entgelte einen Monat später. Sie steigen am 1. Januar um 1,5 Prozent. Verbesserungen gibt es laut EVG auch bei Zulagen. Die Bahn leistet außerdem höhere Zahlungen in Sozialfonds, die gemeinsam mit den jeweilgen Gewerkschaften verwaltet werden.
Der Tarif gilt in allen Bahn-Betrieben, in denen die EVG mehr Mitglieder stellt als die GDL. Deren Abschluss erfasst derzeit 16 der rund 300 Bahnbetriebe und damit laut Bahn etwa 8000 von 185 000 betroffenen Tarifbeschäfigten. Für weitere Betriebe muss noch festgestellt werden, welche Gewerkschaft dort stärker ist. Wer beide Abschlüsse vergleiche, werde kaum Unterschiede feststellen, betonte die EVG.
Verhandlungsführer Loroch stimmte die Bahn darauf ein, 2023 deutliche Akzente für die Mitglieder setzen zu wollen. «Wir stellen uns schon jetzt auf eine harte Auseinandersetzung ab dem 1. März 2023 ein.» Die GDL hatte für den 1. März 2023 eine Tariferhöhung von 1,8 Prozent vereinbart. Ihr Vertrag läuft bis Oktober 2023.
(Text: dpa)
Die Gewerkschaften Verdi und IG BCE sprachen von einem Kahlschlag. Allein in Gelsenkirchen seien weit mehr als 600 Arbeitsplätze direkt betroffen. Darüber hinaus sollten weitere zahlreiche Jobs in Auslandsgesellschaften und in Zulieferbereichen gestrichen werden. Ein Uniper-Sprecher sagte, von den 1100 Mitarbeitern könnten etwa zwei Drittel von Schließungen oder einem Verkauf betroffen sein.
Der Vorsitzenden des Uniper-Konzernbetriebsrats, Harald Seegatz, verwies darauf, dass mit dem Uniper-Mehrheitsaktionär Fortum ein Kündigungsschutz bis 2026 vereinbart worden sei. Jetzt müsse geklärt werden, wie diese Zusage umgesetzt werden solle.
Uniper begründete den geplanten Stellenabbau mit der schlechten Geschäftsentwicklung der Ingenieurssparte. Sie sei in der derzeitigen Aufstellung nicht in der Lage, die strategischen und kommerziellen Erwartungen zu erfüllen. Der Engineering-Bereich solle sich künftig auf den Betrieb der eigenen Anlagen und die Wachstumsschwerpunkte Dekarbonisierung und grüne Kundenlösungen konzentrieren. Das Dienstleistungsgeschäft für Dritte in der konventionellen Stromerzeugung werde eingestellt.
(Text: dpa)
«Der Mutterkonzern von Opel gefährdet mit der geplanten Zerschlagung die gesamte Marke, Standorte und Beschäftigung sowie die Mitbestimmungsstrukturen. Das werden die Arbeitnehmervertreter nicht widerstandslos hinnehmen», heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft vom Freitag.
Der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Uwe Baum betonte darin, die Ankündigung folge keiner wirtschaftlichen Logik. «Es ist vielmehr der Versuch einer Flucht aus der Mitbestimmung. Die Zerschlagung dient einzig und allein dem Ziel, die erfolgreiche Mitbestimmung in Deutschland zu schwächen.» Wie die Umbaupläne für Opel konkret aussehen sollen, ist der IG Metall und den Betriebsräten nach eigenen Angaben nicht bekannt.
Ein Konzernsprecher hatte nach einem «Handelsblatt»-Bericht am Donnerstagabend auf Anfrage mitgeteilt, Stellantis prüfe, die beiden Produktionsstätten in Rüsselsheim und Eisenach zu eigenen Rechts- und Produktionsorganisationen zu entwickeln. So solle «die Zusammenarbeit und Flexibilität innerhalb des Stellantis-Produktionsverbundes» weiter gestärkt werden. Der Schritt solle langfristig dazu beitragen, Arbeitsplätze zu sichern.
Erreicht werde dies unter anderem durch eine einfachere Produktzuweisung durch die Eigenständigkeit der Werke und die Umsetzung von effizienteren Lösungen vor Ort. Der Sprecher betonte, das Werk Eisenach sei bereits von 1990 bis Ende 2013 selbstständig gewesen. Rüsselsheim ist der Stammsitz der Traditionsmarke Opel.
«Selbstverständlich sollen die Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten unverändert bleiben, die bestehenden Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen weitergelten. Über die genaue Ausgestaltung wollen wir nun mit dem Sozialpartner sprechen», sagte der Konzernsprecher weiter.
Nach Informationen des «Handelsblatts» erwägt die Führung um Stellantis-Chef Carlos Tavares, die Produktionsstätten in Rüsselsheim und Eisenach aus der Opel Automobile GmbH herauszulösen und in eigenständige Gesellschaften zu überführen. Beide Firmen wären den Plänen zufolge nicht mehr an Opel in Deutschland angebunden, sondern direkt an eine Einheit von Stellantis, etwa in den Niederlanden.
(Text: dpa)
«Der Anteil der Betriebe, die die Homeoffice-Option ausbauen wollen, ist bei den Großbetrieben mit über 250 Mitarbeitenden sehr viel höher als bei kleinen und mittleren Betrieben», sagte IAB-Forscher Christian Kagerl. So habe ihr Anteil bei Betrieben mit mehr als 250 Mitarbeitenden bei etwa 65 Prozent, bei Betrieben mit 50 bis 249 Mitarbeitenden bei gut 30 Prozent gelegen. Bei Betrieben mit weniger als 50 Angestellten waren es nur knapp 20 Prozent.
Zu den Gründen für ihre Haltung hatte das IAB Unternehmen bereits im Oktober 2020 befragt, seitdem habe sich nicht viel geändert. Betriebe, die sich pro Homeoffice aussprechen, wollen die Flexibilität ihrer Mitarbeiter erhöhen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Wer die Arbeit von zu Hause reduzieren will, hält das Profil des jeweiligen Arbeitsplatzes meist für nicht geeignet. Andere befürchten, dass die Distanz die Zusammenarbeit erschwert, dass Mitarbeiter ungleich behandelt werden oder dass die Unternehmenskultur einer Ausweitung entgegensteht.
Die IAB-Befragung ist Teil der Studie «Betriebe in der Covid-19-Krise», für die das Institut monatlich 1500 bis 2000 Betriebe zum Umgang mit der Corona-Krise befragt.
(Text: dpa)
Duscheck kritisierte, dass es von der Arbeitgeberseite keine Signale gegeben habe, ihr bisheriges Angebot nachbessern zu wollen. Das letzte Angebot bedeute angesichts steigender Inflationsraten einen Reallohnverlust für die nächsten drei Jahre. «Das ist für uns inakzeptabel», sagte der Verdi-Verhandlungsführer. Auch wenn sich die Inflation nach Experteneinschätzung wieder beruhigen sollte, mache die vierte Tarifrunde ohne neues Signal der Arbeitgeber keinen Sinn.
Die privaten Bankenarbeitgeber reagierten mit Unverständnis auf die Absage der Tarifrunde. «In einer Tarifverhandlung geht es aber darum, dass man miteinander redet. Insofern fehlt mir für die Absage jedes Verständnis», sagte Carsten Rogge-Strang, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes des privaten Bankgewerbes (AGV) den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
«Wir werden im Vorfeld eines weiteren Verhandlungstermins keine weiteren Zugeständnisse machen.» Man sei aber bereit, über das bisherige Angebot zu reden. Die bisherigen Streiks hätten keine nennenswerten Auswirkungen. «Insofern nehmen wir die Streikdrohung zur Kenntnis, sehen das aber gelassen.»
Verdi fordert für die Beschäftigten 4,5 Prozent mehr Geld und eine soziale Komponente über 150 Euro bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Der Deutschen Bankangestellten-Verband (DBV) fordert 4,8 Prozent mehr. Der DBV will nach eigenen Angaben am Mittwoch mit den Arbeitgebern Gespräche auf Arbeitsebene führen. Ein eigenständiger Abschluss werde aber nicht angestrebt. Die Arbeitgeber haben nach eigenen Angaben eine Erhöhung der Tarifgehälter um insgesamt 3,2 Prozent in drei Stufen bei einer Laufzeit von 36 Monaten angeboten.
Ein weiter Knackpunkt der diesjährigen Tarifrunde für 140 000 Beschäftigte: flexiblere Arbeitsbedingungen. Verdi und DBV fordern nach positiven Erfahrungen mit mobilem Arbeiten während der Pandemie verbindliche tarifliche Regelungen.
(Text: dpa)