Im Weihnachtsurlaub dienstlich erreichbar

Schnell mal den Laptop hochfahren, per Diensthandy E-Mails checken oder ans Telefon gehen, wenn der Chef anklingelt: 61 Prozent der Berufstätigen in Deutschland sind auch in ihrem Weihnachtsurlaub dienstlich erreichbar. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 1.002 Menschen ab 16 Jahren, darunter 473 Berufstätige, die Urlaub während der Weihnachtstage haben.
Im Weihnachtsurlaub dienstlich erreichbar
Bild: dpa

Damit grenzen sich in diesem Jahr etwas mehr Menschen in ihrer freien Zeit vom Job ab als 2019, als noch 71 Prozent im Weihnachtsurlaub dienstlich ansprechbar waren. Die Mehrheit (61 Prozent) ist in diesem Jahr telefonisch erreichbar, 56 Prozent per Kurznachricht und 43 Prozent per E-Mail. 42 Prozent nehmen in ihrem Urlaub grundsätzlich auch dienstliche Video-Anrufe an. Die Befragten konnten mehrere Optionen angeben.

Einen deutlichen Unterschied gibt es zwischen Berufstätigen, die derzeit ganz oder teilweise im Homeoffice arbeiten: Hier sind 71 Prozent dienstlich während des Weihnachtsurlaubs erreichbar – unter Berufstätigen, die nicht im Homeoffice arbeiten, sind es nur 48 Prozent. „Eine Bereitschaft zur Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit ist überall dort besonders hoch, wo Arbeitnehmer Vertrauensarbeitszeiten, Flexibilität und flache Hierarchien genießen – und wo es digitalisierte Arbeitsprozesse und -umgebungen gibt. Das ist bei Berufen, die sich für das Homeoffice eignen, eher der Fall als bei Berufen, die eine Präsenz vor Ort erfordern“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Es ist allerdings grundsätzlich wichtig, dass freie Zeit möglichst ungestört zur Erholung und für Familie und Freunde genutzt werden kann. Unternehmen sollten darauf achten, gut funktionierende Vertretungslösungen zu etablieren.“

Die Gründe für eine Erreichbarkeit während der Weihnachtsferien fallen unterschiedlich aus: 61 Prozent meinen, dass ihr Vorgesetzter dies von ihnen erwarte, 44 Prozent wollen damit die Erwartungen ihrer Kollegen und 28 Prozent die Erwartungen ihrer Kunden erfüllen. Jeder Fünfte (21 Prozent) ist auch erreichbar, weil er es selbst gern möchte.

(Text: bitkom)

Ältere Erwerbstätige 55+ arbeiten seltener im Homeoffice

Die Heimarbeit von Erwerbstätigen im mittleren und höheren Erwerbsalter hat während der Corona-Krise stark zugenommen. Neue Daten aus dem Deutschen Alterssurvey zeigen: Erwerbstätige ab 46 Jahren haben in den ersten Monaten der Corona-Krise ihre Arbeitsstunden im Homeoffice verdoppelt. Dabei zeigen sich Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Erwerbstätige ab 55 Jahren waren seltener von der Arbeitsverlagerung ins Homeoffice betroffen als 46- bis 54-Jährige.
Ältere Erwerbstätige 55+ arbeiten seltener im Homeoffice
Bild: Patrice Audet auf Pixabay

Die Corona-Pandemie und die Maßnahmen zu ihrer Eindämmung haben für viele Erwerbstätige zu erheblichen Veränderungen der Arbeitssituation geführt. Eine Befragung im Rahmen des Deutschen Alterssurveys (DEAS) im Juni und Juli zeichnet Veränderungen in der Erwerbsarbeit für Personen im mittleren (von 46 bis 54 Jahren) und höheren Erwerbsalter (ab 55 Jahren) nach.

Insgesamt verdoppelte sich die im Durchschnitt aller Erwerbstätigen ab 46 Jahren zuhause geleistete Arbeitszeit von 3,9 auf 8,6 Wochenstunden, mehr als ein Viertel (26,7 Prozent) verlagerte einen Teil der Arbeit ins Homeoffice oder erhöhte die Heimarbeitszeit.

Die älteren Arbeitskräfte ab 55 Jahren haben seltener neu mit Heimarbeit begonnen oder diese ausgeweitet als die im mittleren Alter befindlichen Erwerbstätigen (46- bis 54-Jährige):

• Im Juni/Juli arbeiteten 36,1 Prozent von den Erwerbstätigen ab 55 Jahren teilweise oder ganz im Homeoffice gegenüber 41,1 Prozent der 46- bis 54-Jährigen.
• Der Zuwachs an wöchentlichen Stunden im Homeoffice bei den älteren Erwerbstätigen ab 55 Jahren fiel schwächer aus (von 4,2 auf 8,0 Stunden) als bei den 46- bis 54-Jährigen (von 3,6 auf 9,2 Stunden).

Dieses Ergebnis überrascht, da zu erwarten gewesen wäre, dass zum Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus insbesondere ältere Arbeitskräfte verstärkt in die Heimarbeit wechseln. Nach Einschätzung von Heribert Engstler, einem der AutorInnen, kann es verschiedene Gründe dafür geben, dass Ältere ihre Heimarbeit nicht stärker ausgeweitet haben. Die ab 55-Jährigen arbeiten beispielsweise etwas häufiger als die 46- bis 54-Jährigen im Öffentlichen Dienst und in systemrelevanten Berufen, beides Bereiche mit unterdurchschnittlicher Heimarbeitsquote. Möglicherweise sehen die älteren Arbeitskräfte für sich aber auch kein höheres Risiko durch eine Corona-Infektion als die Beschäftigten mittleren Alters – und daher auch nicht häufiger die Notwendigkeit, ihre Arbeit ins Homeoffice zu verlagern.

Längerfristig, d.h. über die Zeit der Pandemie hinaus, könnte sich die Ermöglichung von Heimarbeit (auch durch den Wegfall von Wegezeiten) positiv auf die Vereinbarkeit der Erwerbstätigkeit mit familiären Sorgetätigkeiten, wie die Pflege von Angehörigen, auswirken. Auch könnte die Ausweitung des Arbeitens im Homeoffice ältere Beschäftigte dazu ermutigen, länger im Erwerbsleben zu bleiben.

Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte. Im Rahmen der Studie des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) werden seit mehr als zwei Jahrzehnten Menschen auf ihrem Weg ins höhere und hohe Alter regelmäßig befragt. An der schriftlich-postalischen Befragung im Juni und Juli 2020 haben 4.762 Personen im Alter von 46 bis 90 Jahren teilgenommen. Der Deutsche Alterssurvey wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).

(Text: Deutsches Zentrum für Altersfragen)

Ford-Betriebsrat sieht Sparprogramm erfüllt

Der Autobauer Ford kommt bei seinem Sparprogramm voran. Zum Jahresende werde der Personalbestand in Deutschland im Vergleich zu Anfang 2019 um 4900 auf knapp 20 000 reduziert sein, sagte der Betriebsratschef von Ford Europa, Martin Hennig, der Deutschen Presse-Agentur. In Köln verblieben dann mehr als 15 000 Mitarbeiter und im saarländischen Saarlouis 4500. Hinzu kommt noch ein Entwicklungszentrum in Aachen mit circa 200 Beschäftigten. «Der Arbeitsplatzabbau ist schmerzhaft, aber mit Blick auf die Gesamtsituation haben wir das vernünftig hinbekommen.»
Ford-Betriebsrat sieht Sparprogramm erfüllt
Bild: dpa

Ford hat in Deutschland eine lange Tradition, seit neun Jahrzehnten stellt das US-Unternehmen Autos in Köln her. Doch schon seit längerem ist der ganze Konzern unter Druck, 2019 wurde ein Umstrukturierungsprogramm eingeleitet. Im selben Jahr konnte der operative Jahresverlust in Europa zwar deutlich reduziert werden, die Coronakrise setzte Ford und seinen Wettbewerbern aber zu. In den ersten neun Monaten 2020 sank die Zahl der in Europa verkauften Ford-Fahrzeuge um 4,2 Prozent auf rund 300 000.

Ursprünglich sollten 5400 Arbeitsplätze dem Rotstift zum Opfer fallen, also 500 mehr als nun umgesetzt. Teilweise liegt das daran, dass Mitarbeiter erst im nächsten Jahr gehen wollen. Teilweise sind «Insourcing-Maßnahmen» der Grund: Beschäftigte, deren Stelle gestrichen wurde, wurden umgeschult und sind nun in Bereichen tätig, wo bisher externe Dienstleister eingesetzt wurden. So erledigen nun Ford-Mitarbeiter die Endmontage von Türen - sie bringen Lautsprecher, Fensterheber oder Griffe an. «Die Kostenkalkulation ergab, dass das günstiger ist für den Konzern», sagte Hennig. «Outsourcing lohnt sich manchmal nicht, das hat auch die Chefetage erkannt.»

Anfang 2021 will das Ford-Management entscheiden, wo das erste Elektroauto von Ford in Europa gebaut wird. Nicht nur Köln ist als Standort im Rennen, sondern auch das rumänische Craiova. Hennig hofft, dass es die Domstadt wird. «Die Personalkosten sind hier zwar höher als in anderen EU-Staaten, aber Köln hat mit seiner langen Ford-Tradition ein großes Fachwissen aufgebaut, und es gibt die richtigen Zulieferer und Partnerfirmen in der Umgebung.» Ein Vorteil wäre auch die Nähe zum Entwicklungszentrum in Aachen.

Nach Auffassung des Arbeitnehmervertreters wäre die Fertigung des E-Autos zwar sehr wichtig für Köln. Allerdings wäre das Potenzial für einen damit zusammenhängenden Job-Aufbau begrenzt, schließlich soll die Plattform - also der Unterbau samt E-Motor und Batterie - von VW kommen. Ford wäre für Karosserie und weitere Arbeitsschritte zuständig, etwa den Einbau von Scheinwerfern, Navigationssystemen oder Lautsprechern. «Die Wertschöpfung wäre deutlich geringer als bei der Fertigung eines eigenen Autos mit Verbrennungsmotor.» Dennoch wäre die Herstellung des Stromers eine Weichenstellung in Richtung zukunftsfähiger Standort in einer Branche im Umbruch, sagt Hennig.

Sorgenfalten bekommt er mit Blick gen Großbritannien: In das Vereinigte Königreich gehen derzeit etwa 30 Prozent der in Deutschland gefertigten Ford-Autos. Sollte tatsächlich ein harter Brexit kommen mit Zöllen, «dann wären das sicherlich deutlich weniger Bestellungen aus Großbritannien», so der Betriebsratschef. Die EU-Vorgaben zum CO2-Ausstoß der Fahrzeugflotte hält Hennig für sehr ambitioniert. Hier dürfe man die Autoindustrie nicht überfordern, schließlich würde das Jobs gefährden. Der Verkauf von Elektroautos sei im Sinne des Klimaschutzes zwar positiv, aber es gebe eben noch keinen großen Markt hierfür - auch weil es noch nicht genug Ladepunkte gebe, und dies liege nicht an Ford.

Trotz dieser Widrigkeiten am Markt befürchtet Hennig nicht, dass bei Ford Deutschland nach dem bald abgeschlossenen Stellenabbau die nächsten Jobkürzungen kommen könnten. Normale Fluktuation werde es weiter geben - dass also Mitarbeiter in Rente gehen oder zu einer anderen Firma wechseln und ihre Stellen nicht nachbesetzt werden. «Große Einschnitte wird es erstmal aber nicht mehr geben.»

(Text: dpa)

Weihnachten fernab von Zuhause

Im «Seamen's Club Welcome» ist abends eigentlich immer was los. Mitten im Bremerhavener Überseehafen bietet er Seeleuten die Möglichkeit, sich eine Auszeit vom harten Bordalltag zu nehmen. Doch an diesem Abend kurz vor Weihnachten ist nur ein einziger Seemann da: Antonio Zorrilla von den Philippinen, er arbeitet auf einem Autotransporter, der gerade in der Werft repariert wird. Er gönnt sich ein Bier, kauft sich eine Telefonkarte und Schokolade im Club-Kiosk. «Ich habe meinen freien Tag», sagt der 52-Jährige. Und seine Kollegen? Wollten sie nicht mit? Zorrilla zuckt mit den Schultern. In Coronazeiten ist alles anders als sonst.
Weihnachten fernab von Zuhause
Bild: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Der Bremerhavener Seemannsdiakon Thomas Reinold schätzt, dass die Besucherzahl im Club um mehr als zwei Drittel zurückgegangen ist. Die Seeleute wollen im Hafen nicht von Bord gehen - aus Angst, sich mit dem Virus zu infizieren und ihn aufs Schiff zu bringen. «Es gibt aber auch Fälle, da verbietet es der Kapitän oder die Reederei», sagt Reinold. Anke Wibel, Diakonin im Hamburger Seemannsclub Duckdalben, weiß von Fällen, bei denen Seeleute seit Mai nicht an Land gekommen sind: «Das macht sie zu Gefangenen auf ihren eigenen Schiffen.»

Seeleute dürfen je nach Vertrag bis zu elf Monate am Stück auf einem Schiff arbeiten, in der Regel sind es neun Monate. Für die meisten sei es daher wichtig, in den kurzen Liegezeiten im Hafen mal von Bord zu kommen, sagt Diakon Reinold. Sie könnten dann mit der stabilen Internetverbindung im Seemannsclub in Ruhe mit der Familie skypen, persönliche Dinge einkaufen oder einfach mal durchatmen.

Damit das auch in Coronazeiten möglich ist, wurde vorgesorgt: «Wir haben im Duckdalben ein strenges Hygienekonzept, Crews mischen sich nicht und können sich weiträumig aus dem Weg gehen», sagt Wibel. Weil die Seeleute trotzdem nicht kommen, haben die Seemannsmissionen im Norden Lieferservices eingerichtet. Die per Mail oder Telefon bestellten Waren werden an der Hafenkante übergeben. In der Adventszeit gibt es obendrauf kleine Geschenke. «Es ist ein Zeichen, dass wir an die Seeleute denken, die auch Weihnachten für uns die Waren transportieren», sagt Reinold.

Dabei wollen manche Seeleute einfach nur nach Hause - und können wegen der Pandemie nicht. Nach Schätzungen der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation IMO warten weltweit rund 400 000 Seefahrer nach Ende ihres Einsatzes darauf, ihre Schiffe verlassen zu können. Zwar sei die Situation glücklicherweise nicht mehr so dramatisch wie beim ersten Lockdown im Frühjahr, sagt Sven Hemme von der Internationale Transportarbeiter-Föderation. Aber immer noch verbieten manche Länder, dass Seeleute in ihren Häfen von Bord gehen. Hemme steht mit einem philippinischen Seemann in Kontakt, der seit August auf einem Schiff festsitzt, das in China in einer Werft liegt. «China lässt ihn und seine Kollegen nicht ausreisen», sagt der Gewerkschafter.

In anderen Häfen fehlen die Rückflugmöglichkeiten, weil weniger Flüge angeboten werden. «Dann müssen sie noch einen Hafen weiterfahren und es wieder versuchen», sagt Hemme. «Es ist ein Lotteriespiel.» So bleiben Seeleute unfreiwillig länger an Bord. «Das ist fatal», betont Reinold. Viele Seeleute seien chronisch erschöpft. Und das sei nicht nur menschlich eine Katastrophe. «Es passieren auch Unfälle.»

Zudem gibt es Staaten, die ihre eigenen Landsleute wegen der Corona-Pandemie nicht einreisen lassen. In Hamburg sind 60 Seeleute aus Kiribati gestrandet, auch sie werden Weihnachten nicht bei ihren Familien sein können. Wegen der Pandemie schloss der Pazifikstaat seine Grenzen, selbst für die eigenen Bürger. «Unter den Seemännern sind welche, die seit 18 Monaten nicht zu Hause waren», sagt Wibel. Erst waren sie auf See - und dann seien sie unfreiwillig in einem fremden Land, ohne zu wissen, wann sie wieder nach Hause können. «Das sind starke psychische Belastungen», betont die Diakonin. «Einer ist inzwischen Vater geworden, er hat das Kind noch nie gesehen.»

Die teils rigiden Reiseeinschränkungen müssten aufgehoben werden, fordert auch der Präsident des Verbands Deutscher Reeder, Alfred Hartmann. Zudem müssten Seeleute als systemrelevant eingestuft und dann auch bevorzugt geimpft werden. Das würde auch einen Fall vermeiden, von dem Diakon Reinold berichtet: Ihm erzählte ein indonesischer Seemann, er könne nicht nach Hause - aus Sorge um den Arbeitsplatz seiner Frau. «Sie arbeitet als Lehrerin», sagt Reinold. «Sie hätte nicht weiter unterrichten dürfen, wenn sie mit ihm Kontakt hätte.»

Antonio Zorrilla von den Philippinen geht es dagegen gut: Sein Arbeitgeber ist eine amerikanische Reederei, er ist immer nur vier Monate an Bord. Und er darf in Häfen von Bord gehen, wenn er denn will. Weihnachten wird er auf hoher See verbringen. Für ihn sei das aber kein Problem, sagt der 52-Jährige: «Ich bin noch Single.»

(Text: Janet Binder, dpa)

Ausländische Fachkräfte können Lücke füllen

Rund 20.000 Fachkräfte fehlen aktuell in der IT-Branche. Besonders Akademikerinnen und Akademiker werden von deutschen Unternehmen gesucht. Fast neun von zehn offenen Stellen für IT-Fachkräfte können nicht oder nur schwer besetzt werden. Fachkräfte aus dem Ausland könnten dabei helfen, diese Lücke zu füllen. Bereits im Jahr 2019 hatte mehr als jeder zehnte der knapp 820.000 Beschäftigten in IT-Berufen eine ausländische Staatsangehörigkeit. Künftig kann das Potenzial der Zuwanderung von IT-Fachkräften noch besser ausgeschöpft werden. Dies belegt die aktuelle Studie des Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) am Institut der deutschen Wirtschaft (IW).
Ausländische Fachkräfte können Lücke füllen
Bild: dpa

Die IT-Branche ist für die Gestaltung des digitalen Wandels in Deutschland von zentraler Bedeutung. Die Unternehmen haben bereits seit vielen Jahren einen großen Bedarf an IT-Fachkräften und die fortschreitende Digitalisierung lässt die Nachfrage weiter steigen. So fehlen in Deutschland mittlerweile rund 20.000 IT-Fachkräfte. Insgesamt sind aktuell 87 Prozent der offenen Stellen in diesem Bereich nur schwer zu besetzen, was die digitale Transformation vieler Unternehmen stark bremst. Zudem hat die Corona-Pandemie nicht zur allgemeinen Entspannung der Lage am Arbeitsmarkt geführt. Zwar ist die Zahl der offenen Stellen im Zuge der Pandemie auch im IT-Bereich (um 14,6 Prozent zwischen März und Oktober 2020) gesunken, allerdings betrifft dies nicht alle Berufe. Corona-bedingt wurden digital getriebene Tätigkeiten wie mobiles Arbeiten oder der Onlinevertrieb deutlich beschleunigt, was die vermehrte Nachfrage von IT-Fachkräften in den Bereichen IT-Vertrieb, IT-Systemanalyse und IT-Netzwerktechnik zur Folge hatte. Insgesamt sind damit auch weiterhin viele IT-Berufe von Fachkräfteengpässen betroffen.
Für knapp die Hälfte aller gemeldeten Stellen werden Expertinnen und Experten gesucht, also Personen mit Master- oder Diplomabschluss. Hier sind die Fachkräfteengpässe auch am größten. Da es in diesem Bereich anteilig deutlich weniger Arbeitslose gibt als bei den Fachkräften mit Berufsausbildung, fällt die Fachkräftelücke bei Akademikerinnen und Akademikern mit knapp 17.000 Stellen fast zehn Mal höher aus als bei beruflich Qualifizierten.

Fachkräfte aus dem Ausland könnten helfen, die IT-Fachkräftelücke zu füllen. Bereits im Jahr 2019 hatte jede zehnte IT-Fachkraft eine ausländische Staatsangehörigkeit. Künftig sollen die Potenziale der Zuwanderung noch besser ausgeschöpft werden, zum Beispiel gegenwärtig in den Herkunftsländern Vietnam, Indonesien und den Philippinen. So werden die dort qualifizierten Fachkräfte über Perspektiven in Deutschland umfassend informiert. Dabei sollten sowohl IT-Fachkräfte mit Hochschulabschluss als auch vermehrt IT-Fachkräfte mit Ausbildungsabschluss in den Blick genommen werden, da hier künftig die Fachkräfteengpässe, bedingt durch den demografischen Wandel, deutlich steigen dürften.

„Unternehmen sollten bereits in Stellenanzeigen und ihrem Internetauftritt ihre Offenheit für internationale Fachkräfte betonen und diese zudem gezielt über internationale Stellenbörsen ansprechen“, sagt Anika Jansen, Autorin der Studie und Arbeitsmarktexpertin am KOFA. Das KOFA hält zahlreiche Tipps und Unterstützungsangebote für Unternehmen bereit, wie diese die Vielfalt und die Integration ausländischer Fachkräfte im Unternehmen verbessern können. Um die Erwerbspotenziale von internationalen Fachkräften besser auszuschöpfen, helfen zudem Informationen über die erweiterten Zuwanderungsmöglichkeiten des neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes. Diese werden beispielsweise auf dem Portal „Make it in Germany“ angeboten. Unterstützungsangebote zur Einschätzung ausländischer Berufsqualifikationen bietet für Unternehmen das BQ-Portal, das Informationsportal für ausländische Berufsqualifikationen.

(Text: Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.)

Betriebe mit Homeofficeoptionen

Eine am 21. Dezember veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, dass in Betrieben, in denen zumindest für einen Teil der Belegschaft Homeoffice prinzipiell möglich ist, 38 Prozent der Beschäftigten dies auch nutzen können. Vor der Covid-19-Pandemie traf dies noch auf 27 Prozent der Beschäftigten zu. 13 Prozent der Beschäftigten können kein Homeoffice nutzen, obwohl dies ihre Tätigkeit eigentlich zulässt. Das sind 10 Prozent weniger als noch vor der Pandemie. Rund die Hälfte der Beschäftigten kann kein Homeoffice nutzen, weil ihre Tätigkeit dies nicht zulässt.
Betriebe mit Homeofficeoptionen
Bild: dpa

Die IAB-Studie beruht auf einer Betriebsbefragung von Mitte Oktober. 42 Prozent der Betriebe geben darin an, dass sie zumindest einem Teil ihrer Beschäftigten die Möglichkeit bieten, im Homeoffice zu arbeiten. Deutliche Unterschiede zeigen sich über die Größe der Betriebe hinweg. Über 90 Prozent aller Großbetriebe mit mehr als 250 Beschäftigten ermöglichen zumindest einem Teil der Beschäftigten Homeoffice. Bei Kleinstbetrieben mit bis zu 9 Beschäftigten ist dies bei 36 Prozent der Fall.

Ein Drittel der Betriebe, die ihren Beschäftigten, während der Pandemie Homeoffice ermöglicht hat, empfahl Homeoffice ausdrücklich, ein Drittel der Betriebe ordnete dies sogar an. Fast alle Betriebe, die kein Homeoffice einsetzen, geben an, dass sich die Tätigkeiten nicht für Homeoffice eignen. Einem Drittel der Betriebe fehlt die technische Ausstattung, 20 Prozent geben den Datenschutz als Hürde an. Die IAB-Forscherinnen und Forscher erklären: „Wenn solche Hemmnisse noch stärker abgebaut werden können, so besteht in der aktuellen Situation mit hohem Infektionsgeschehen und verstärkten Beschränkungen noch ein deutlicher Spielraum für mehr Homeoffice.“

Für die Betriebe ist die Umstellung auf Homeoffice auch mit Investitionen und Personalkosten verbunden. 58 Prozent der Betriebe, die den Einsatz von Homeoffice in der Pandemie forciert haben, schafften neue Hardware wie Laptops oder Headsets an. 45 Prozent investierten in neue Software wie Tools für Videokonferenzen. 47 Prozent brauten den IT-Support für Beschäftigte auf. 21 Prozent führten zusätzliche Schulungen durch.
Die IAB-Studie beruht auf der Befragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“, in der alle drei Wochen mehr als 1500 Betriebe zu ihrer Situation in der Corona Krise und ihren Umgang damit befragt werden.

(Text: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB))

DER Touristik Deutschland streicht Stellen

Deutschlands zweitgrößter Reisekonzern DER Touristik tritt in der Corona-Krise auf die Kostenbremse und streicht Stellen. Die Zahl der Führungspositionen wird um 14 verringert, insgesamt sollen 253 von 1422 Vollzeitstellen der Veranstalter abgebaut werden, wie DER Touristik Deutschland gestern am 17. Dezember in Frankfurt mitteilte.
DER Touristik Deutschland streicht Stellen
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Das Unternehmen strebt dabei ein freiwilliges Ausscheiden der Mitarbeiter mit Abfindungen an. Eine entsprechende Betriebsvereinbarung sei abgeschlossen worden. Zentraleuropa-Chef Ingo Burmester bedauerte die Entscheidung, «doch lassen uns die massiven Reisebeschränkungen infolge der Covid-19-Pandemie keine andere Wahl».

DER Touristik Deutschland mit den Veranstalter-Marken Dertour, Meiers Weltreisen, ITS, Jahn Reisen und Travelix rechnet im kommenden Jahr noch nicht mit einer vollständigen Erholung des Reisemarktes, wie Burmester sagte. Das Unternehmen stelle sich jetzt schlank auf, löse Doppelstrukturen auf und optimiere und digitalisiere die Abläufe. Die Reisewirtschaft zählt zu den am härtesten von der Corona-Krise getroffenen Branchen.

(Text: dpa)

Schärfere Arbeitsschutz-Regeln in Schlachthöfen

Als Reaktion auf massenhafte Corona-Fälle in Schlachthöfen gelten in der Fleischindustrie künftig strengere Vorschriften. Nach dem Bundestag stimmte am gestrigen Freitag (18. Dezember) auch der Bundesrat einer Neuregelung zu.
Schärfere Arbeitsschutz-Regeln in Schlachthöfen
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Um Ausbeutung und riskante Arbeitsbedingungen zu verhindern, ist ab dem kommenden Jahr der Einsatz von Subunternehmen mit osteuropäischen Billiglohn-Arbeitern verboten. Es soll keine Werkverträge mehr geben. Das Gesetz sieht allerdings weitreichende Ausnahmen für mittelständische Wurst- und Fleischwarenhersteller vor, um Auftragsspitzen - etwa in der Grillsaison - durch Leiharbeiter aufzufangen.

Bisher sind in Schlachtereien oft Subunternehmen tätig, die über weitere Subunternehmer schlecht bezahlte Arbeitskräfte aus Osteuropa zu oft miserablen Arbeits- und Wohnbedingungen anheuern. Damit die Fleischbranche nicht stattdessen auf Leiharbeit ausweicht, wird diese ab dem 1. April ebenfalls weitgehend verboten.

Beschlossen wurden auch einheitliche Kontrollstandards und höhere Bußgelder. So wird die elektronische Aufzeichnung der Arbeitszeit in der Fleischindustrie zur Pflicht. Bei Verstößen - etwa gegen die Höchstarbeitszeit - drohen Bußgelder von bis zu 30 000 Euro. Für die Unterbringung von Personal in Gemeinschaftsunterkünften werden zudem klare Schutzstandards festgeschrieben.

(Text: dpa)

Vorgaben für Tattoos und Haare

Die Möglichkeiten zum Tragen einer Tätowierung werden für Polizisten und Soldaten gesetzlich eingeschränkt. Einen entsprechenden Gesetzentwurf hat das Kabinett am gestrigen Mittwoch (16. Dezember) in Berlin verabschiedet.
Vorgaben für Tattoos und Haare
Bild: dpa

Danach kann das Tragen von sichtbaren Tätowierungen, Schmuck oder einer bestimmten Haartracht vom Dienstherrn untersagt werden, wenn dadurch «die amtliche Funktion» eines Beamten beeinträchtigt wird. Zur Begründung heißt es, Staatsdiener müssten mit ihrem Erscheinungsbild «Rücksicht auf das ihrem Amt entgegengebrachte Vertrauen» nehmen.

Ähnliche Regelungen gibt es zwar bereits, die beruhen aber nur auf Verwaltungsvorschriften oder Erlassen. Weil es sich jedoch um einen Eingriff in das allgemeine Persönlichkeitsrecht handelt, hatte das Bundesverwaltungsgericht im Jahr 2017 eine gesetzliche Regelung angemahnt. Hintergrund war damals der Prozess gegen einen Polizisten, der wegen rechtsextremer Tattoos seinen Beamtenstatus verloren hatte.

Die Neuregelung ist Teil einer umfassenden Reform des Beamtenrechts. Danach sollen Beamte künftig etwa mehr Freizeitausgleich für Dienstreisen bekommen. Reisezeiten, die über die tägliche Arbeitszeit hinausgehen, werden dann ab der ersten Minute angerechnet statt - wie bisher - erst ab der 16. Stunde. Darüber hinaus wird die Möglichkeit erweitert, Überstunden auf Langzeitkonten anzusparen.

(Text: dpa)

Chemiebranche schöpft Hoffnung

Die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie blickt nach einem schweren Corona-Jahr optimistischer auf 2021. Die Branche erwartet ein Produktionsplus von 1,5 Prozent und einen Umsatzzuwachs von 2,5 Prozent, wie der Verband der Chemischen Industrie (VCI) am 16. Dezember in Frankfurt berichtete. Zum Jahresende sei die Nachfrage nach Chemie-Erzeugnissen weitgehend stabil geblieben, sagte VCI-Präsident Christian Kullmann. «Die Stimmung in unseren Unternehmen ist nun mehrheitlich zuversichtlich.»
Chemiebranche schöpft Hoffnung
Bild: dpa-Zentralbild

Die neuen Corona-Beschränkungen belasteten die Geschäfte wenig, wenngleich die Erholung auf wackligen Füßen stehe. «Der Lockdown tut weh und ist richtig», sagte Kullmann. Je länger er dauere, umso schmerzhafter werde er. Auch das noch immer nicht abgewendete Szenario eines harten Brexits und neuen Zöllen sei eine Gefahr.

Insbesondere die Chemiebranche hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Die konjunktursensible Industrie, die etwa Autohersteller mit Lacken und Reifen beliefert, litt unter den Wirtschaftseinbrüchen wegen der Pandemie, globalen Handelskonflikte sowie einer schwachen Industrienachfrage in Deutschland. Auch andere Kunden wie die Textil- und Kunststoffbranche hielten sich zurück. Schwergewichte wie BASF reagieren mit dem Abbau Tausender Stellen. Die Pharmaindustrie erwies sich dagegen in der Krise als robust.

Die Unternehmen steuerten auf Sicht, sagte Kullmann. «Wir fahren durch den Nebel einer unsicheren Zeit.» Nach dem Lockdown im Frühjahr habe es eine kräftige Erholung im Sommer gegeben, gefolgt von einem Dämpfer im Herbst. Das Vorjahresniveau bleibe aber unerreicht.

Der gesamte Umsatz der Branche sank 2020 um sechs Prozent auf 186,4 Milliarden Euro. Auf dem Heimatmarkt Deutschland gab es ebenso wie auf fast allen Exportmärkten kräftige Einbußen. Die Produktion fiel um drei Prozent. Die Chemie allein ohne die fast stabile Pharmabranche verbuchte ein Minus von vier Prozent.

«Die Belastungen für unsere Mitgliedsunternehmen sind erheblich», sagte Kullmann. Die Beschäftigung in der Branche, die zuletzt bei 464 000 Menschen hierzulande lag, dürfte im neuen Jahr um ein Prozent sinken. Die Corona-Krise beschleunige den Strukturwandel.

Eine VCI-Mitgliederumfrage zeige, dass es Zeit brauche, um die Krise zu überwinden. Nur 17 Prozent der Betriebe seien optimistisch, schon dieses Jahr das Vorkrisenniveau zu erreichen. Ein Viertel erwartete, den Rückgang bis Ende 2021 aufzuholen. Die Mehrheit der befragten Firmen glaube, die Krise frühestens 2022 überwunden zu haben.

Die Krisenpolitik der Bundesregierung mit Instrumenten wie Kurzarbeit und Konjunkturhilfen bringe die Chemiefirmen gut durch die Krise, sagte Kullmann. Es brauche aber innovationsfreundliche Bedingungen, etwa den Ausbau der steuerlichen Forschungsförderung. Für den Umbau der Industrie zur Treibhausgasneutralität forderte der VCI bezahlbare, erneuerbare Energie. «Nichts dient dem Klimaschutz mehr als ein günstiger Preis für grünen Strom», sagte Kullmann.

Mit Blick auf den «Green Deal» der EU sagte der VCI-Präsident, es könne nicht nur darum gehen, den Umweltschutz voranzubringen, man müsse auch Wachstum und Soziales in den Blick nehmen. «Wir brauchen Innovationen statt Restriktionen.»

(Text: dpa)

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