Für sogenannte Fokusbereiche prüfe Opel das Angebot von Transfergesellschaften. Konkret wurde der Standort Rüsselsheim genannt, etwa mit Teilelager und Design. Hier sei für die Jahrgänge 1961 bis 1964 auch ein «spezielles Programm» geplant. Details nannte Opel nicht. «Zu den einzelnen Punkten müssen in den nächsten Tagen Vereinbarungen abgeschlossen werden», teilte das Unternehmen mit. Über die Einigung hatten zuvor die Zeitungen der VRM-Gruppe berichtet.
Opel hatte zuletzt Entlassungen für den Fall ins Spiel gebracht, dass sich bei einem vereinbarten Freiwilligenprogramm zum Stellenabbau bis Ende 2021 nicht die angestrebten 2100 Teilnehmer finden lassen. Bislang haben sich demnach nur etwa 500 Beschäftigte für ein Ausscheiden entschieden. Opel-Chef Michael Lohscheller hatte aber auch betont, er sei zuversichtlich, mit dem Betriebsrat gute Lösungen zu finden.
(Text: dpa)
Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein Frühindikator. Es basiert auf den Prognosen aller deutschen Arbeitsagenturen für die bevorstehenden drei Monate. Das Barometer besteht aus zwei Komponenten - Arbeitslosigkeit und Beschäftigung. Die Entwicklung bei der Arbeitslosigkeit werde günstiger erwartet als bei der Beschäftigung, also der Neubesetzung offener Stellen.
«Der Arbeitsmarkt hat sich gefangen», sagte Weber. Derzeit werde weniger entlassen als vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Die schnelle Erholung der Wirtschaft nach der Aufhebung vieler Corona-Beschränkungen und der Umsetzung umfangreicher staatlicher Stabilisierungsmaßnahmen habe den Abwärtstrend gestoppt. Allerdings sieht er auch Risiken, darunter verzögerte Insolvenzen und die fehlende Zuwanderung, die das Arbeitskräftepotenzial über Jahre deutlich erhöht habe.
«Die positiven Signale am Arbeitsmarkt machen Mut», sagte die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Bundestag, Katja Mast, der Deutschen Presse-Agentur. «Und sie zeigen, dass die Instrumente gegen die Krise wirken: Kurzarbeit funktioniert, sichert Arbeitsplätze und ermöglicht eine schnelle Rückkehr zum Vorkrisenniveau.» Das Konjunkturprogramm setze auf breite Impulse für Investitionen und Konsum, ergänzte die Sozialdemokratin. «Es gilt aber weiterhin genau hinzuschauen. Einige Branchen haben es schwerer, etwa im Bereich Automobil- und Zulieferindustrie. Hier braucht es zielgenaue Unterstützung in der Transformation statt Stellenabbau.»
(Text: dpa)
Zudem würden durch die Unternehmensteilung Stellen in der Verwaltung wegfallen. Derzeit sind bei Thyssenkrupp 3200 Menschen im automobilen Anlagenbau beschäftigt. Im jetzt endenden Geschäftsjahr waren bereits 500 Stellen gestrichen worden.
Thyssenkrupp erwartet, dass die Produktionszahlen der Autoindustrie frühestens in zwei bis drei Jahren wieder das Vorkrisenniveau erreichen werden. «Deshalb müssen wir die Teilung und Neuaufstellung des Unternehmens nutzen, um die Strukturen und Verwaltungskosten in beiden Geschäften dem Marktniveau anzupassen», begründete der Vorstandschef von Thyssenkrupp System Engineering, Ingo Steinkrüger, die Stellenstreichungen. Dabei werde man «das Standortkonzept anpassen und Kompetenzen bündeln». Thyssenkrupp hat in diesem Bereich neun Standorte in Deutschland.
Die Teilung des Auto-Anlagenbaus ist Teil des großen Umbaus des rote Zahlen schreibenden Konzerns. Vom neuen Geschäftsjahr an, das am 1. Oktober beginnt, wird es bei Thyssenkrupp eine Geschäftseinheit für Karosseriemontage und einer Einheit für Antriebs- und Batteriemontage geben. Der Karosseriebereich soll bei Thyssenkrupp bleiben. Für den Bau von Montageanlagen für Batterien und Antriebe suchen die Essener durch einen Verkauf oder Partnerschaften «eine Lösung außerhalb des Konzerns».
(Text: dpa)
Ursprünglich sollte die Standortsicherung bis zum Jahr 2030 laufen. Von der Kündigung betroffen seien auch tarifliche Vereinbarungen. Das Unternehmen erklärte, dass die Verträge ganz oder teilweise wieder in Kraft gesetzt werden können, wenn «sich Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite bis Jahresende auf ein gemeinsames Programm zur Neuausrichtung von MAN» einigten.
Der Betriebsrat bezeichnete den Schritt der Firmenleitung als «Kulturbruch» und kündigte starken Widerstand an. «Wir haben kein Interesse an Eskalation, sagen aber auch klar, dass wir für unsere Rechte kämpfen werden», sagte der MAN-Konzernbetriebsratsvorsitzende Saki Stimoniaris. Er bezeichnete den Schritt der Konzernspitze als Fehler. «Wer einen Vertrag zehn Jahre vor Ablauf kündigt, ohne Alternativen ausgelotet zu haben, sollte sich genau überlegen, was er damit auslöst.»
Der Konzernbetriebsratschef der MAN-Mutter Volkswagen wählte ebenfalls deutliche Worte. «Es handelt sich hierbei um einen Angriff auf die gesamte Volkswagen-Familie», sagte Bernd Osterloh. «Eine solche Vorgehensweise wird nicht ansatzweise zum Erfolg führen. Daher werden wir im Laufe der Verhandlungen dafür sorgen, dass die umfangreiche Beschäftigungssicherung wieder in Kraft tritt.» Osterloh sprach von einem «fatalen Signal nach innen und außen».
Die MAN-Standort- und Beschäftigungssicherung basiert nach Angaben des Betriebsrates auf verschiedenen Vereinbarungen zwischen Unternehmensleitung und Belegschaft. Durch diese Vereinbarungen sollten betriebsbedingte Kündigungen bis zum 31. Dezember 2030 ausgeschlossen werden. Durch die Kündigung der Vereinbarung sind Entlassungen ab dem 1. Januar 2021 denkbar und vom 1. Oktober 2021 an flächendeckend möglich.
Der Lkw- und Bushersteller ist seit langem mäßig profitabel. «Die MAN hat wegen Managementversäumnissen aus der Vergangenheit großen Restrukturierungsbedarf», sagte Osterloh. Wegen anstehender Investitionen in modernere Antriebstechnologien sowie in die Digitalisierung seiner Fahrzeuge stehen die Werke Steyr in Österreich, Plauen und Wittlich vor dem Aus. Ein großer Stellenabbau wird auch in anderen Werken wie München und Nürnberg erwartet. Details zu den Standorten sind bislang aber nicht bekannt.
(Text: dpa)
Lüneburg ist für die Tarifrunde im öffentlichen Dienst besonders wichtig, weil Oberbürgermeister Ulrich Mägde Chefunterhändler der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände ist. «Wir werden hier keine Ruhe geben», sagte Verdi-Gewerkschaftssekretär Robert Kirschner. Mägde deutete indes an, dass die Kommunen durchaus für Lohnerhöhungen in bestimmten Bereichen bereit wären. «Wir werden an der einen oder anderen Stelle die Löhne erhöhen - wir diskutieren derzeit, was in der Pflege möglich ist - aber nicht in der Höhe, die die Gewerkschaften jetzt aufrufen. Das ist völlig illusorisch.» sagte er der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Freitag).
Wegen der Finanzsorgen durch die Corona-Krise hätten die Kommunen Schwierigkeiten im Tarifstreit im öffentlichen Dienst. «Wir wollen ja mehr zahlen, aber wir haben corona-bedingt massive finanzielle Einbußen, die wir dabei berücksichtigen müssen», sagte Mädge. Er kündigte an, es werde bald ein Angebot der Arbeitgeber geben. «Wir werden ein umfassendes Angebot vorlegen, so rechtzeitig, dass Verdi am 22. und 23. Oktober mit uns darüber abschließend verhandeln kann.»
Verdi und der Beamtenbund dbb fordern für die bundesweit 2,3 Millionen Tarifbeschäftigten von Bund und Kommunen 4,8 Prozent mehr Geld, mindestens aber 150 Euro, bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Am vergangenen Wochenende war die zweite Verhandlungsrunde ohne Ergebnis geblieben. Die dritte Verhandlungsrunde ist für den 22. und 23. Oktober angesetzt.
Der Kommunale Arbeitgeberverband in Niedersachsen kritisierte die Warnstreiks. Man habe gerade erst begonnen, sich über «die ganz schwierigen Punkte wie Krankenhaus und Pflege sowie die Lage bei den Sparkassen auszutauschen», sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Michael Bosse-Arbogast, der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» vom Freitag. Das brauche Zeit. «Deshalb sind wir sehr überrascht, dass es jetzt zu Warnstreiks kommt.» Er nannte das Verhalten der Gewerkschaften unverantwortlich.
Für die kommende Woche sind nun weitere Warnstreiks im öffentlichen Dienst angekündigt. In Stuttgart sind beispielsweise die Beschäftigten des Jugendamts aufgerufen, zu protestieren. Dazu gehören auch die kommunalen Kitas. Am Dienstag sollen zahlreiche Dienststellen im Landkreis Göppingen in den Warnstreik treten. Betroffen sind laut Verdi wieder Kitas, aber auch Krankenhäuser.
Hinzu kommen am Dienstag bundesweite Warnstreiks im öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV). Die Gewerkschaft Verdi hat für diesen Tag zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen, um einen bundesweiten Tarifvertrag für rund 87 000 Beschäftigte im ÖPNV durchzusetzen, wie sie am Freitag mitteilte. Die Arbeitgeber stünden demnach einer solchen einheitlichen Regelung bislang ablehnend gegenüber.
Derzeit laufen in allen 16 Bundesländern die Verhandlungen über die jeweiligen Tarifverträge im ÖPNV. Zwar gehört dieser zum öffentlichen Dienst, doch mit den dort laufenden Tarifverhandlungen haben die Forderungen der Gewerkschaft nichts zu tun. Es handelt sich beim ÖPNV um Spartentarifverträge. Weil diese sich aus Sicht der Gewerkschaft im Laufe der Jahre in den einzelnen Ländern auseinanderentwickelt haben, möchte Verdi sie nun durch eine bundesweite Regelung ergänzen.
(Text: dpa)
Die Zahl der Erwerbstätigen ist im zweiten Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahresquartal um 1,3 Prozent gesunken und lag bei 44,7 Millionen. Dies ist vor allem auf die Rückgänge im April und Mai zurückzuführen. Gegenüber dem ersten Quartal 2020 ergibt sich saison- und kalenderbereinigt eine Abnahme von 1,4 Prozent.
Die Daten zum Arbeitsvolumen zeigen die Auswirkungen der wirtschaftlichen Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie in ihrer vollen Wucht: Das Arbeitsvolumen ist im Vergleich zum Vorjahresquartal um 10,0 Prozent auf 13,3 Milliarden Stunden gesunken. Gegenüber dem ersten Quartal 2020 bedeutet das einen saison- und kalenderbereinigten Rückgang um 8,0 Prozent.
Die Arbeitszeit pro Erwerbstätigem betrug im zweiten Quartal 297,3 Stunden und sank damit um 8,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Im Vergleich zum ersten Quartal 2020 reduzierte sich die Arbeitszeit pro Erwerbstätigem saison- und kalenderbereinigt um 6,8 Prozent.
Nach ersten vorläufigen Hochrechnungen lag die Anzahl der Kurzarbeiter im zweiten Quartal 2020 mit rund 5,5 Millionen Personen auf einem historischen Höchststand. Dies entspricht einem Sechstel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Der Arbeitsausfall je Kurzarbeiter betrug dabei rund 45 Prozent. Bezogen auf alle Beschäftigten ging die Arbeitszeit im Vergleich zum Vorjahr aufgrund der Kurzarbeit um mehr als 19 Stunden zurück.
Zudem wurden im zweiten Quartal 2020 von den Beschäftigten im Schnitt 5,4 Stunden Guthaben auf den Arbeitszeitkonten abgebaut. Auch die Überstunden sind deutlich zurückgegangen. Die Beschäftigten machten im zweiten Quartal 2020 im Durchschnitt 4,0 bezahlte und 5,1 unbezahlte Überstunden. Im Vorjahresquartal leisteten sie 5,3 bezahlte und 5,7 unbezahlte Überstunden.
(Text: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB))
„Das ist ein gutes Verhandlungsergebnis, das für die Beschäftigten eine nachhaltige Lohnerhöhung, Sicherheit und Perspektive bringt. Ohne das starke Engagement unserer Mitglieder wäre dies so nicht möglich gewesen“, sagte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. So hätten sich in den vergangenen zwei Wochen an sechs Streiktagen rund 22.000 Beschäftigte an über 300 Standorten an Warnstreiks beteiligt.
Die ver.di-Konzerntarifkommission hat das Tarifergebnis auf ihrer Sitzung am Mittwoch (23. September) einstimmig angenommen. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 28 Monaten bis zum 31. Dezember 2022.
Im Einzelnen sieht das Tarifergebnis eine Lohnerhöhung von 3,0 Prozent zum 1. Januar 2021 und weiteren 2,0 Prozent zum 1. Januar 2022 vor. Die Vergütun-gen für Auszubildende und dual Studierende steigen zum 1. Januar 2021 um 50 Euro monatlich; zum 1. Januar 2022 erhöhen sie sich um weitere 40 Euro. Zur Würdigung des Engagements besonders in den letzten Monaten erhalten die Beschäftigten eine Einmalzahlung in Höhe von 300 Euro. Teilzeitbeschäftigte mit einer Wochenarbeitszeit über der Hälfte der Wochenarbeitszeit einer Vollzeitkraft erhalten ebenfalls die volle Einmalzahlung in Höhe von 300 Euro; Teilzeitbeschäf-tigte mit einer Wochenarbeitszeit bis einschließlich der Hälfte der Wochenarbeitszeit einer Vollzeitkraft erhalten einmalig 150 Euro. „Damit profitieren Teilzeitbe-schäftigte überproportional von der Einmalzahlung“, so Kocsis. Auszubildende und dual Studierende erhalten einmalig 150 Euro.
Zudem einigten sich die Tarifvertragsparteien darauf, die Postzulage für Beamte bis zum 31. Dezember 2022 fortzuschreiben. Darüber hinaus wird der Schutz vor der Fremdvergabe von Zustellbezirken um ein Jahr bis zum 31. Dezember 2021 verlängert. Die bestehende Wahloption für Beschäftigte, Lohnerhöhungen in Freizeit umzuwandeln, wurde auf bis zu 202 Stunden im Kalenderjahr erweitert.
(Text: ver.di)
In Gütersloh versammelten sich am Morgen etwa 40 Beschäftigte vor dem Klinikum. Mit Bezug auf den Corona-Einsatz von Krankenhauskräften sagte der Verdi-Funktionär Volker Hoppmann: «Klatschen reicht nicht - wir wollen anständig bezahlt werden.»
In Augsburg beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaft Verdi 60 Mitarbeiter der Stadtentwässerung - rund die Hälfte der Belegschaft. Da diese im Schichtdienst arbeitet, erwartete Verdi im Laufe des Tages noch mehr Warnstreikende.
Die Gewerkschaft will mit den Warnstreiks ihren Lohnforderungen im laufenden Tarifstreit mit Bund und Kommunen Nachdruck verleihen. Verhandelt wird über die Einkommen von mehr als zwei Millionen Beschäftigten. Verdi und der Beamtenbund dbb fordern 4,8 Prozent mehr Lohn. Den Beschäftigten sollen mindestens 150 Euro mehr pro Monat zugesichert werden. Sie fordern eine Laufzeit von zwölf Monaten, die kommunalen Arbeitgeber wollen eine längere Laufzeit.
Die zweite Verhandlungsrunde ging am Wochenende in Potsdam ohne Annäherung zu Ende. Bund und Kommunen hatten dort kein Angebot vorgelegt - Verdi und der Beamtenbund dbb, der mit verhandelt, hatten sich empört gezeigt. Die dritte Verhandlungsrunde ist für den 22. und 23. Oktober angesetzt.
Die neue Bundeseinrichtung ist seit Juni dieses Jahres übergangsweise in der Innenstadt in Halle untergebracht. Mittelfristig soll sie ihren Sitz am Flughafen Leipzig/Halle haben. Ziel der Cyberagentur sei es, zielgerichtet Forschungsprojekte anzustoßen und zu finanzieren, die Deutschlands Sicherheit im Cyberraum stärke und souveräner mache, so Agentur-Chef Igel. Als Beispiel nannte er die eigenständige Entwicklung von Mikrochips samt Software.
Dabei gehe es nicht nur um Entschlüsselungstechnik, Quantencomputer und Künstliche Intelligenz, sondern auch um wirtschaftliche, gesellschaftliche und ethische Fragen. «Stellen Sie sich vor, morgen wird Deutschland nicht von Covid-19, sondern von einem Computer-Virus befallen», nannte Igel ein Beispiel. Das hätte Folgen für alle und verlange nach Antworten verschiedener Fachrichtungen.
Die Agentur forscht nicht selbst, sondern soll Projekte bei Hochschulen, Unternehmen oder Start-ups in Auftrag geben und mit staatlichen Stellen wie dem Bundeskriminalamt oder der Bundeswehr koordinieren. Bis 2023 hat sie dazu zunächst 350 Millionen Euro zur Verfügung. Im Oktober soll die Agentur offiziell eingeweiht werden und spätestens im Sommer nächsten Jahres voll arbeitsfähig sein.
Wie schnell erste Projekte angeschoben werden können, hängt laut Forschungsdirektor Igel auch von der Kooperationsbereitschaft der Beteiligten ab. «Alle Menschen wollen sicher leben und sicher das Internet benutzen», sagte er. «Und gleichzeitig gibt es eine gewisse Zurückhaltung, dafür auch Forschung zu betreiben – gerade auch dann, wenn die Ergebnisse militärisch genutzt werden könnten.»
Die schlimmste Fehlkonstruktion an dem Gesetz seien die fehlenden Öffnungsmöglichkeiten. Die Bundespolitik habe bislang jede Gesprächsbereitschaft vermissen lassen. Wenn das Gesetz Anfang 2021 in Kraft trete, dürften die Betriebe des Verbandes zum Beispiel keine externen Mitarbeiter mehr für die Reinigung in der Nacht beschäftigen. Das treffe auch den Bereich Verpackung. Während die Industrie im Bereich von Gemüse oder Käse weitermachen dürfe wie bislang, müsse die Fleischindustrie auf Zeitarbeiter verzichten. «Wir fordern gleiche Bedingungen in allen Lebensmittelbereichen», sagte die Verbandspräsidentin.
Widerspruch kam aus der SPD-Fraktion. «Das Arbeitsschutzkontrollgesetz wird umgesetzt», sagte die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Bundestag, Katja Mast, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Man sei mitten in den parlamentarischen Verhandlungen - Ziel sei, dass es am 1. Januar 2021 in Kraft tritt. «Wir haben nichts gegen Wurst und Fleisch. Wir wollen ein Geschäftsmodell beenden, das es viel zu lange in Teilen der deutschen Fleischindustrie gab.» Wer bislang alles richtig gemacht habe, habe auch nach dem Gesetz nichts zu befürchten.
Das sogenannte Arbeitsschutzkontrollgesetz wurde am 10. September in erster Lesung im Bundestag behandelt. Es sieht vor, dass Kerntätigkeiten in der Fleischwirtschaft wie Schlachten, Zerlegen und Verarbeiten künftig nicht mehr von betriebsfremden Beschäftigten ausgeführt werden dürfen. Werkverträge und Leiharbeit sollen in der Branche von 2021 an verboten sein. Ausgenommen sind Fleischerhandwerksbetriebe mit bis zu 49 Mitarbeitern. Nach gehäuften Corona-Infektionen in Fleischbetrieben waren die Arbeitsbedingungen in der Branche und die Unterbringung ausländischer Beschäftigter erneut in den Fokus gerückt.