Bildungsministerin: Ausbildungsmarkt in Corona-Krise geschrumpft

(dpa) - Durch die Corona-Krise hat sich die Lage am Ausbildungsmarkt nach Angaben von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek weiter verschlechtert. «Der Ausbildungsmarkt ist geschrumpft: Acht Prozent weniger Ausbildungsplätze, aber eben auch acht Prozent weniger Bewerberinnen und Bewerber», sagte die CDU-Politikerin am Freitag bei der Debatte über den Berufsbildungsbericht im Bundestag. Es stünden zwar auch in der Krise nach wie vor mehr Plätze zur Verfügung, als besetzt werden könnten. Weniger Auszubildende heute bedeuteten aber auch weniger Fachkräfte morgen.
Bildungsministerin: Ausbildungsmarkt in Corona-Krise geschrumpft
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Die Situation auf dem Lehrstellenmarkt war schon vor Corona problematisch, wie der bereits Anfang Mai vom Bundeskabinett beschlossene Berufsbildungsbericht zeigt. Sowohl das Angebot an Lehrstellen, als auch die Zahl der Bewerber war 2019 weiter gesunken. In der Krise werden Unternehmen nun mit Azubiprämien unterstützt, wenn sie trotz wirtschaftlicher Probleme ihre Lehrstellen nicht abbauen oder sogar aufstocken.

Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer sagte am Freitag: «Das Ausbildungsplatzangebot liegt zwar knapp acht Prozent unter dem Vorjahresniveau, was aber in etwa dem Wirtschaftseinbruch aufgrund der Corona-Pandemie entspricht. Auch die Bewerberzahlen sind in entsprechendem Umfang gesunken. Der jetzt auf den Ausbildungsmarkt einmündende Jahrgang hat alle Chancen: Aktuell stehen für 100 unvermittelte Bewerber noch 154 offene Ausbildungsangebote zur Verfügung.» Es liege im «ureigenen Interesse» der Unternehmen, alles zu tun, um den notwendigen Nachwuchs an Fachkräften zu gewinnen. Je besser man jetzt die künftigen Fachkräfte ausbilde, desto schneller werde man auch aus der Krise kommen.

Weniger Firmenpleiten im Halbjahr - Ruhe vor dem Sturm?

(dpa) - Noch ist die Pleitewelle ausgeblieben - doch je länger die Corona-Krise dauert, umso wahrscheinlicher wird es, dass etlichen Unternehmen die Puste ausgeht. Die schnelle Erholung in China allein werde die deutsche Exportwirtschaft «nicht aus dem Tal ziehen können», prognostizierte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Donnerstag. Fast überall bestehe die Gefahr, «dass ein erneuter Rückschlag in den nächsten Monaten die Zahl der Unternehmensinsolvenzen sprunghaft steigen lässt».
Weniger Firmenpleiten im Halbjahr - Ruhe vor dem Sturm?
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In Deutschland rutschten in den ersten sechs Monaten 2020 trotz des Wirtschaftseinbruchs infolge der Pandemie weniger Firmen in die Pleite als ein Jahr zuvor. Die Amtsgerichte meldeten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes einen Rückgang um 6,2 Prozent auf 9006 Fälle. «Die wirtschaftliche Not vieler Unternehmen durch die Corona-Krise spiegelt sich somit bislang nicht in einem Anstieg der gemeldeten Unternehmensinsolvenzen wider», bilanzierte die Wiesbadener Behörde.

Hauptgrund: Der Gesetzgeber hat die Insolvenzantragspflicht für Firmen seit 1. März 2020 ausgesetzt. Heißt: Unternehmen, die wegen der Corona-Krise in Bedrängnis geraten, sind seither nicht verpflichtet, einen Insolvenzantrag zu stellen.

Die Bundesregierung hat vor Kurzem beschlossen, die zunächst bis Ende September geltende Sonderregelung bis Ende 2020 zu verlängern - allerdings nur für den Fall der Überschuldung eines Unternehmens und nicht bei bereits eingetretener Zahlungsunfähigkeit.

«Jetzt zu denken, die Krise sei schnell ausgestanden, wäre (...) falsch», sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher am Donnerstag. «Wir müssen uns eingestehen, dass es Rückschläge geben kann und wird, beispielsweise Unternehmensinsolvenzen und auch einen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Deshalb ist es richtig, dass die Bundesregierung viele Hilfsmaßnahmen verlängert hat.»

Allerdings warnen Ökonomen auch davor, dass mit staatlicher Unterstützung auch Unternehmen am Leben gehalten werden, die eigentlich nicht überlebensfähig sind - «Zombieunternehmen» gewissermaßen.

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hatte jüngst zu Augenmaß beim Einsatz staatlicher Hilfen wie Kurzarbeit gemahnt: «Das Kurzarbeitergeld hilft Firmen, Beschäftigte zu halten, die sie nach der Krise wieder brauchen. Es könnte aber auch Arbeitskräfte an Unternehmen binden, die keine Zukunft haben, und so Strukturen einfrieren, die obsolet sind.» Weidmanns Rat: «Letztlich sollte der Staat das Risiko mindern, dass Unternehmen das Kurzarbeitergeld nutzen, um Geschäftsmodelle ohne Zukunft zu erhalten.»

Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es nach Angaben des Bundesamtes im ersten Halbjahr im Handel - einschließlich Kfz-Werkstätten - mit 1485 Fällen. Firmen des Baugewerbes stellten 1462 Anträge, im Gastgewerbe wurden 1004 und im Bereich der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen 974 Insolvenzen gemeldet. Im Schnitt waren die Betriebe größer als vor einem Jahr, die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger lagen mit 16,7 Milliarden Euro deutlich über den 10,2 Milliarden Euro des ersten Halbjahres 2019.

Die Zahl der eröffneten Regelinsolvenzverfahren in Deutschland nahm im August wie schon in den vorangegangenen Monaten ab. Auf Grundlage vorläufiger Angaben sank sie um 38,9 Prozent zum Vorjahresmonat.

Einer kürzlich veröffentlichten Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) zufolge hat die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland im August den bisher tiefsten Stand in diesem Jahr erreicht: 697 Insolvenzanmeldungen von Unternehmen waren demnach 22 Prozent weniger als im Juli dieses Jahres sowie 26 Prozent weniger als im August 2019.

«Die von der Regierungskoalition für die Zeit ab Oktober beschlossene teilweise Rückkehr zur Insolvenzantragspflicht bei Zahlungsunfähigkeit wird zu einem moderaten Anstieg der Insolvenzantragstellungen führen», prognostizierte IWH-Experte Steffen Müller.

Erleichterter Bezug von Hartz IV bis Jahresende

(dpa) - Der Zugang zu Hartz-IV-Leistungen ist wegen der Corona-Krise weiter leichter möglich. Das Bundeskabinett verlängerte die Erleichterungen am Mittwoch in Berlin bis 31. Dezember 2020. Das Vermögen der Betroffenen wird damit weiter nur eingeschränkt von den Jobcentern überprüft. Tatsächliche Kosten für Unterkunft und Heizung werden anerkannt. Bei der Bewilligung vorläufiger Leistungen gibt es Vereinfachungen.
Erleichterter Bezug von Hartz IV bis Jahresende
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Schülerinnen und Schüler sowie Kinder in Tagespflegeeinrichtungen werden zudem weiter ein Mittagessen im Rahmen des Bildungspakets erhalten, auch wenn Schulen und Einrichtungen pandemiebedingt schließen. In diesem Fall kann das Mittagessen zur Abholung oder Lieferung bereitgestellt werden.

Für Menschen mit Behinderung kann bis Jahresende weiter der Mehrbedarf zur Finanzierung der Mittagsverpflegung zur Verfügung gestellt werden.

Das Bundeskabinett beschloss zudem die Verlängerung des Sozialdienstleister-Einsatzgesetzes bis zum 31. Dezember. So soll die Arbeit der sozialen Dienstleister während der Krise sichergestellt werden. Soziale Dienstleister stellten in der Krise im Gegenzug Arbeitskräfte, Räumlichkeiten und Sachmittel zur Verfügung. Es geht um Organisationen der Rehabilitations- und Behindertenhilfe, der Arbeitsmarktpolitik sowie Frühförderstellen.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagte: «Es geht um diejenigen, die mit ihrer täglichen Arbeit unsere Gesellschaft zusammenhalten!»

Ifo-Institut: Eine Million weniger Kurzarbeiter

(dpa) - Die Zahl der Kurzarbeiter in Deutschland ist im August nach Schätzung des Münchner Ifo-Instituts unter die Marke von fünf Millionen gefallen. Demnach waren bundesweit 4,6 Millionen Menschen in Kurzarbeit, eine Million weniger als im Juli. Das teilte das Ifo-Institut am Dienstag mit.
Ifo-Institut: Eine Million weniger Kurzarbeiter
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Damit ist die Zahl der Kurzarbeiter nach wie vor sehr hoch, aber seit dem coronabedingten weitgehenden Stillstand der Industrie im Frühjahr schon wieder deutlich zurückgegangen. Im Mai waren es noch über 7 Millionen Kurzarbeiter. Grundlage der Schätzung ist die Befragung von bundesweit 9000 Unternehmen für die monatliche Konjunkturprognose des Instituts.

Das Bundesland mit den meisten Kurzarbeitern - sowohl in absoluten Zahlen als auch prozentual - ist nach wie vor Bayern, wo allein etwa 990 000 Menschen in Kurzarbeit waren. Das entspricht einem Anteil von 17 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Mit 16 Prozent Anteil folgt an zweiter Stelle Baden-Württemberg, wo geschätzt 750 000 Arbeitnehmer nicht in vollem Umfang tätig waren. «In Ländern mit großer Automobil- und Zulieferer-Industrie sowie Metallverarbeitung und Maschinenbau wird weiterhin sehr viel Kurzarbeit gefahren», sagte Ifo-Arbeitsmarkt-Experte Sebastian Link.
In absoluten Zahlen auf Platz zwei lag das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen mit 940 000 Kurzarbeitern.

Im Verhältnis am wenigsten Kurzarbeit gefahren wird laut Ifo-Institut in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg mit einem Kurzarbeiter-Anteil von jeweils 10 Prozent.

Deutsche Industrie erholt sich nur noch leicht von Corona-Einbruch

Die deutsche Industrie hat sich den dritten Monat in Folge von dem Produktionseinbruch in der Corona-Krise erholt. Allerdings fiel der Anstieg im Juli deutlich schwächer aus als erwartet. Im verarbeitenden Gewerbe habe die Fertigung im Monatsvergleich um 1,2 Prozent zugelegt, teilte das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mit.
Deutsche Industrie erholt sich nur noch leicht von Corona-Einbruch
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Analysten hatten mit einem stärkeren Zuwachs um 4,5 Prozent gerechnet. Nach dem historischen Konjunktureinbruch im zweiten Quartal rechnen Volkswirte aber unverändert mit einer starken Erholung im dritten Quartal. Für eine weiter steigende Produktion spricht auch eine Umfrage des Ifo-Instituts in deutschen Industrieunternehmen.

Der Anstieg im Juni war allerdings stärker als bisher bekannt ausgefallen. Das Bundesamt revidierte den Zuwachs im Monatsvergleich auf 9,3 Prozent nach oben, nachdem zuvor nur ein Anstieg um 8,9 Prozent gemeldet worden war. In den Monaten März und April war die Produktion wegen der Einschränkungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie deutlich gefallen. Seitdem konnte ein Teil des Einbruchs wettgemacht werden.

Dass die Krise immer noch schwer wiegt, zeigt der Jahresvergleich. Gegenüber dem Vorjahresmonat war die Gesamtherstellung im Juli um 10,0 Prozent rückläufig. Das Vorkrisenniveau wird immer noch klar unterschritten: Gegenüber Februar, dem Monat vor Beginn der Einschränkungen, liegt die Gesamtproduktion 10,8 Prozent niedriger.

In der größten Branche des Verarbeitenden Gewerbes, der Automobilindustrie, ist die Produktion im Juli um 6,9 Prozent zum Vormonat gestiegen. Sie liegt aber nach Angaben des Bundesamts noch gut 15 Prozent unter dem Wert vom Februar.

Ein vom Münchener Ifo-Institut ermittelter Indikator für die Produktionserwartungen legte im August auf 15,4 Punkte zu, nach 14,3 Zählern im Monat zuvor. «Nach und nach kommt der Motor der deutschen Wirtschaft, die Industrie, wieder in Gang», kommentierte Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Befragung.

Das Bundeswirtschaftsministerium geht ebenfalls davon aus, «dass sich der Aufholprozess in den kommenden Monaten fortsetzt». Hierfür spreche eine wieder bessere Stimmung in den Unternehmen und die gesunkene Kurzarbeit. Auch die Experten des Ministeriums erwarten jedoch, dass die Erholung in der Industrie noch einige Zeit in Anspruch nehmen dürfte.

Die Produktionsdaten aus dem Juli seien «schon eine ziemliche Enttäuschung», kommentierte Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. «Die Erholung der Industrie kommt ins Stocken», sagte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Immerhin seien die Daten aus der deutschen Autoindustrie «erfreulich» ausgefallen.

Der Ökonom rechnet weiter mit einem «kräftigen Wachstum» der Gesamtwirtschaft im dritten Quartal. Zwar seien die Verbraucher und Konsumenten nach wie vor verunsichert, was den Konsum und die Investitionen belaste. Dagegen sorge die starke konjunkturelle Erholung beim wichtigen Handelspartner China für einen Hoffnungsschimmer. «Die deutschen Unternehmen können zumindest auf Bestellungen aus Asien setzen», sagte Gitzel. (dpa)

Bauarbeiter erhalten Wege-Entschädigung

Die rund 850 000 Bauarbeiter bekommen vom nächsten Monat an eine Entschädigung für ihre oft langen Wege zu den Baustellen. Das sieht ein Schlichterspruch vor, der in dem Tarifkonflikt in der Nacht zm 3. September fiel. Der pauschale Wegezeit-Zuschlag beträgt ein halbes Prozent des Tariflohns. Außerdem steigen die Entgelte im Januar im Westen um 2,1 Prozent, im Osten um 2,2 Prozent.
Bauarbeiter erhalten Wege-Entschädigung
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Hinzu kommt in diesem Jahr eine «Corona-Prämie» von 500 Euro als steuerfreie Einmalzahlung. Auch Azubis bekommen eine Erhöhung ihrer Vergütung und eine «Corona-Prämie» von 250 Euro.

Beide Seiten begrüßten den nächtlichen Durchbruch und dankten dem Schlichter, dem Präsidenten des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel. Die Gewerkschaft sprach von einem guten Ergebnis. «Wer auf dem Bau arbeitet, weiß jetzt wieder, dass seine Arbeit geschätzt wird», sagte der Vorsitzende Robert Feiger.

«Wir haben eine faire Lösung gefunden, die der schwierigen wirtschaftlichen Lage der Branche Rechnung trägt», teilte Jutta Beeke, Vizepräsidentin des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie mit. Der Verhandlungsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, Uwe Nostitz, zeigte sich erleichtert, dass Streiks verhindert werden konnten.

Die Gewerkschaft war vor über einem halben Jahr mit einer Lohnforderung von 6,8 Prozent plus in die Verhandlungen gegangen. Die Arbeitgeber hatten in den drei Verhandlungsrunden vor der Schlichtung aber kein Angebot vorgelegt. Die IG BAU betonte, der Bau-Boom gehe weiter. Die Unternehmen hingegen erklärten, auch in ihrer Branche trübe sich die konjunkturelle Lage ein.

Feiger sprach von «ungewöhnlich zähen und harten» Verhandlungen. «Gelegentlich hatte man den Eindruck, man müsse die Arbeitgeber erst noch davon überzeugen, dass es dem Bau - trotz der Corona-Pandemie - ausgesprochen gut geht und die Bauwirtschaft besser als alle anderen Branchen durch die Corona-Krise kommt.» Diesen «Branchen-Bonus» habe die Gewerkschaft deshalb auch eingefordert.

Die Gewerkschaft hatte besonders um die Wegezeitentschädigung gerungen. Wegen steigender Mieten könnten sich viele Kollegen das Wohnen in großen Städten nicht mehr leisten, für die Fahrt zur Baustelle müssten sie immer größere Strecken zurücklegen, argumentierte die IG BAU. Dies sei für einen Großteil der Beschäftigten das «Job-Problem Nummer eins». Nun sei ein Einstieg in eine Entschädigung geschafft.

Ein Wegegeld konkret nach Entfernung und Fahrtdauer hatten die Arbeitgeber abgelehnt, weil ihnen dies zu bürokratisch und zu teuer war. Unter Schlegels Moderation soll es dazu aber weitere Gespräche geben. Ein Ergebnis ist bis Juni 2021 vorgesehen. Bis dahin soll auch der nun angestrebte Tarifabschluss gelten. Thema in den Gesprächen soll auch der Branchenmindestlohn sein, der bis Jahresende gilt.

Der Schlichterspruch muss noch von den Tarifparteien angenommen werden. Gewerkschaft und Arbeitgeberverbände haben dafür zwei Wochen Zeit.

(Text: dpa)

Mehr Beschäftigte in regulären Jobs

Im Job-Boom der vergangenen Jahre haben immer mehr Menschen in Deutschland einen regulären Job gefunden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hatten 71,2 Prozent der Kernerwerbstätigen im Alter von 15 bis 64 Jahren 2019 einen sozialversicherten Hauptjob mit mehr als 20 Wochenstunden.
Mehr Beschäftigte in regulären Jobs
Bild: dpa

Die seit 2011 andauernde Zunahme des Anteils Normalbeschäftigter setzte sich somit fort (plus 5,2 Prozentpunkte), wie die Wiesbadener Behörde am 3. September mitteilte. Überdurchschnittlich hoch war weiterhin der Anteil von Menschen aus Ländern außerhalb der EU, die in so genannten atypischen Beschäftigungsverhältnissen arbeiten, zu denen auch Befristungen und Leiharbeit zählen. Dies traf auf mehr als ein Drittel (34,4 Prozent) der Beschäftigten aus Nicht-EU-Ländern zu. Dagegen waren nur 17,9 Prozent der Kernerwerbstätigen mit deutscher Staatsangehörigkeit atypisch beschäftigt. Das waren 1,1 Millionen weniger als noch 2011.

(Text: dpa)

Eine Million Kurzarbeiter weniger im August?

Die Zahl der Beschäftigten in Kurzarbeit dürfte im August deutlich gefallen sein. Mit schätzungsweise 4,6 Millionen lag sie um eine Million niedriger als noch im Juli, wie das Ifo-Institut am gestrigen Donnerstag (3. September) mitteilte.
Eine Million Kurzarbeiter weniger im August?
Bild: dpa-tmn

Damit seien noch rund 14 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten betroffen gewesen. Basis der Zahlen sind Berechnungen und Schätzungen der Münchner Wirtschaftsforscher auf Basis ihrer Konjunkturumfrage.

«Der Rückgang war vergleichsweise kräftig im Handel, beim Gastgewerbe und bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, aber wesentlich geringer in der Industrie», sagte Ifo-Arbeitsmarktexperte Sebastian Link. Die Industrie stellt mit 1,9 Millionen Kurzarbeitern den Löwenanteil. Mit 27 Prozent ist hier noch mehr als jeder vierte Beschäftigte betroffen. Bei den Dienstleistern bedeuten 1,4 Millionen Kurzarbeiter eine Quote von 15 Prozent, im Handel sind es gut 400 000 Betroffene und 9 Prozent. Kaum Kurzarbeit gibt es im Bauhauptgewerbe. In den übrigen Sektoren der Wirtschaft schätzt das Ifo gut 800 000 Kurzarbeiter und eine Quote von 7 Prozent.

(Text: dpa)

Keine Arbeitskämpfe im öffentlichen Dienst angestrebt

Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen streben nach Aussage des Verdi-Vorsitzenden Frank Werneke in dieser Tarifrunde keine Arbeitskämpfe an. «Aber wenn die Arbeitgeber damit taktieren, dass wegen der Corona-Pandemie die Kollegen im öffentlichen Dienst sich klein machen und sich nicht wehren, dann täuschen sie sich», sagte Werneke am gestrigen Dienstag (1. September) vor dem Auftakt der Tarifverhandlungen in Potsdam. Zu den Verhandlungen wurde auch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) erwartet.
Keine Arbeitskämpfe im öffentlichen Dienst angestrebt
Bild: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

«Wir werden nicht zulassen, dass die Kommunen ihre aktuellen Probleme durch den Griff in den Geldbeutel ihrer Beschäftigten lösen», betonte Ulrich Silberbach, Bundesvorsitzender des Deutschen Beamtenbundes und Verhandlungsführer. Auch wenn die Gewerbesteuereinnahmen in den vergangenen Monaten eingebrochen seien, lasse sich daraus kein Argument für einen dauerhaften Gehaltsverzicht der Beschäftigten herleiten.

Gewerkschaften und Arbeitgeber verhandeln über das Einkommen der rund 2,5 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen: über Gehälter und Löhne von Kita-Erzieherinnen, Müllwerkern, Busfahrern und Krankenschwestern. Die Gewerkschaften fordern 4,8 Prozent mehr Lohn - mindestens 150 Euro mehr monatlich für kleine Einkommen.

Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände weist die Forderungen als «völlig überzogen» zurück. Die Forderungen betreffen 2,3 Millionen Tarifbeschäftigte. Auf die mehr als 200 000 Beamten soll das Ergebnis nach Ansicht der Gewerkschaften übertragen werden.

(Text: dpa)

Saisonüblicher Anstieg der Arbeitslosigkeit

Der Arbeitsmarkt hat sich nach dem Corona-Schock gefangen. Zwar stieg die Zahl der Arbeitslosen im August erneut - jedoch wie im Vormonat nicht coronabedingt, sondern wegen der Sommerpause. Im August waren nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 2,955 Millionen Menschen ohne Job und damit rund 45 000 mehr als im Juli. Das ist ein ähnlicher Anstieg wie im Vorjahreszeitraum. Experten sind deshalb vorsichtig optimistisch, sehen aber noch viele Risiken.
Saisonüblicher Anstieg der Arbeitslosigkeit
Bild: dpa

Im August erhöht sich normalerweise die Arbeitslosigkeit, weil Unternehmen vor den Sommerferien weniger einstellen und Ausbildungsverhältnisse enden. So sank die Zahl der Arbeitslosen saisonbereinigt um 9000. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Prozentpunkte auf 6,4 Prozent.

Die Zahlen machten deutlich, dass sich der Arbeitsmarkt langsam stabilisiere, sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Dienstag in Berlin. Allerdings auf Krisen-Niveau: Vor einem Jahr lag die Zahl der Arbeitslosen noch um 636 000 niedriger. Ohne den massiven Einsatz der Kurzarbeit wäre der Anstieg noch deutlicher ausgefallen, sagte der Vorstandschef der Bundesagentur, Detlef Scheele, in Nürnberg. Das habe im Juni 2,1 Millionen Jobs gesichert.

Im Juni waren nach vorläufigen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit 5,36 Millionen Menschen in Deutschland in Kurzarbeit. Im Mai hatte die Zahl noch bei 5,82 Millionen gelegen. Im April war diese auf den Rekordwert von 5,98 Millionen hoch geschnellt. Zum Vergleich: Während der Wirtschaftskrise 2008/2009 hatte der Höchstwert 1,44 Millionen betragen.

Eine Prognose für Juli geben die Arbeitsmarktexperten nicht. Die Zahlen zur Kurzarbeit rechnen sie hoch und passen diese monatlich an, so dass sich diese rückwirkend verändern können. «Aber die Tendenz geht nach unten, wenn nichts mehr passiert», sagte Scheele. Das bestätigt auch eine Umfrage des Ifo-Instituts. Danach gab es im August in 37 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen Kurzarbeit, im Juli waren es noch 42 Prozent.

Eine ähnliche Entwicklung gibt es bei den Anzeigen für Kurzarbeit. Vom 1. bis 26. August meldeten Unternehmen für 170 000 Menschen konjunkturelle Kurzarbeit an, nach 254 000 im Juli und 387 000 im Juni. Damit geht die Zahl seit März und April, wo zusammen Anzeigen für 10,7 Millionen Menschen eingegangen waren, kontinuierlich zurück.

Minister Heil warnte jedoch vor Risiken, die die nächsten Monate bringen könnten. «Die Krise ist noch nicht vorbei», sagte er. Führende Volkswirte erwarten, dass sich die konjunkturelle Erholung ab Herbst in Deutschland wieder verlangsamen könnte. Sorgen bereiten ihnen vor allem die steigenenden Infektionszahlen. «Drohen die Infektionsraten erneut außer Kontrolle zu geraten, können verschärfte Schutzmaßnahmen erforderlich werden - mit gravierenden Konsequenzen für die Wirtschaft», so Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib von der staatlichen KfW-Gruppe.

Seit Beginn der Corona-Krise sind nach Berechnungen der Bundesagentur 637 000 Menschen entlassen worden, konnten eine neue Arbeitsstelle nicht antreten oder an einer Weiterbildung teilnehmen. «Der Corona-Effekt trifft Beschäftigte unterschiedlich», sagte Scheele. Besonders betroffen seien davon Menschen ohne Berufsausbildung und Ausländer. Das Ausmaß der Krise zeigt auch der Vorjahresvergleich: 1,14 Millionen Menschen erhielten im August Arbeitslosengeld und damit 397 000 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger stieg um 188 000 auf 4,04 Millionen.

Die Mehrausgaben für Arbeitslosen- und Kurzarbeitergeld lassen die Rücklagen der Bundesagentur verpuffen. In diesem Jahr geht diese von einem Defizit von 27 Milliarden Euro aus, wovon knapp 26 Milliarden aus den Rücklagen abgedeckt werden können. Im kommenden Jahr wird das Defizit den Berechnungen zufolge bei 9 Milliarden liegen. Dank des staatlichen Zuschusses von 10 Milliarden Euro rechnet Scheele damit, 2022 mit einem ausgeglichenen Haushalt starten zu können.

(Text: Irena Güttel, dpa)

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