Hintergrund sind die massiven Beschränkungen in staatlichen Einrichtungen zur Eindämmung der Epidemie. Theater, Bäder, Kultur- und Sportbetriebe sind geschlossen. Auch im Nahverkehr gibt es Ausfälle. Für diese Bereiche soll der Tarifvertrag Kurzarbeit ermöglichen. Er tritt rückwirkend zum 1. April in Kraft und gilt bis Jahresende. Für andere Bereiche wie Kliniken und Pflegeeinrichtungen, Verwaltungen und Kinderbetreuung sei Kurzarbeit nicht angebracht, hieß es.
Verdi-Chef Frank Werneke sagte, es gehe darum, die Beschäftigten umfassend abzusichern. Beamtenbund-Verhandlungsführer Volker Geyer erläuterte, Ziel sei die Sicherung der Einkommen auf hohem Niveau. Arbeitgeber-Präsident Ulrich Mädge sagte, es sei wichtig, den Fortbestand der kommunalen Einrichtungen zu sichern.
(Text: dpa)
Der Känguru Retter in Alice Springs, Northern Territory: Im Herzen des Northern Territory, vor den Toren von Alice Springs, hat Chris „Brolga“ Barns 2005 sein Baby-Känguru-Rettungszentrum eröffnet. Sein Motto: „Animals come first“. Sein erklärtes Ziel: Verwaiste Känguru-Babies, so genannte „Joeys“, zu retten, aufzuziehen und die Bevölkerung aufzurufen, es ihm gleichzutun. Täglich passieren in Australien unzählige Unfälle, bei denen Kängurus überfahren oder anderweitig tödlich verletzt werden. Was viele nicht wissen: In ihrem Beutel befinden sich oft Babies, die wohlauf sind und gerettet werden könnten. Diese sucht Brolga, kümmert sich um sie und zieht sie auf. Besucher können sich bei Führungen die Arbeit des „Känguru-Retters“ genauer anschauen und die „Joeys“ hautnah kennenlernen.
Die Chili Pflückerin von New Mexico, USA: Die Kleinstadt Hatch in New Mexico (USA) ist die „Chili-Hauptstadt der Welt“. Sie ist weltberühmt für das dort angebaute scharfe Chili der Gattung „Capsicum Chinense“. Eine, die der 1.600-Einwohner-Stadt mit ihrer Familie zu diesem besonderen Beinamen verholfen hat, ist „Aunt June“. Die 95-Jährige pflückt noch heute Chilis auf den weitläufigen Feldern von Hatch. Sie wuchs mit den scharfen Schoten auf: Ihre Familie kam vor langer Zeit aus Österreich nach Hatch und baute zunächst Baumwolle an. Es stellte sich heraus, dass in der Kleinstadt die idealen Bedingungen für den Chili-Anbau herrschen und die Familie von „Aunt June“ verschrieb sich ganz dem würzigen Nachtschattengewächs. „Aunt June“ wird oft auf ihr stolzes Alter und ihr Geheimnis für die Gesundheit angesprochen. Die 95-Jährige hat nie geraucht und getrunken – ihr wichtigster Tipp ist aber „Esst eine Menge Chili!“.
Der Arzt, dem die Falken vertrauen, in Doha, Qatar: Die Falknerei in Doha ist über 5.000 Jahre alt und wurde von Beduinenstämmen nach Qatar gebracht, die die Vögel zur Jagd nutzten. Auch heute noch erfreut sich der Sport großer Beliebtheit, besonders bei Söhnen, die ihre Väter in die Wüste begleiten und dort die Kniffe der Falkenbeize lernen, während sie sich gleichzeitig in Selbstdisziplin und Geduld üben. Im Souq Waqif in der Hauptstadt befindet sich ein Falkenbasar sowie
ein -krankenhaus. Die Verkaufspreise für die Greifvögel beginnen bei 5.000 QAR (etwa 1.175 EUR), wobei ein Falke mit besonderer Farbgebung schnell bis zu einer Million QAR (etwa 235.000 EUR) kosten kann. Außergewöhnliche Vögel haben sogar einen eigenen Pass, um sicherzustellen, dass sie nicht gestohlen oder außer Landes gebracht werden.
Das Souq Waqif Falcon Hospital verfügt über eine Federbank, eine orthopädische Chirurgie für Falken, um zum Beispiel gebrochene Flügel zu heilen, und neben Stuhl- und Blutuntersuchungen können auch pharmazeutische und toxikologische Analysen vorgenommen werden. Rund 30 Ärzte sowie Pflegepersonal widmen sich täglich den kostbaren Tieren.
Der Eingipser vom Broadway, New York: Hals- und Armbruch! „Dear Evan Hansen“ – eine Anrede, drei Worte, die ein ganzes Leben verändern, und ein Plot, der der heutigen Gesellschaft schonungslos den Spiegel vorhält. Das erschreckend reale Broadway-Drama erzählt die Geschichte des High School Schülers Evan, der für eine wahre Identität und zwischenmenschliche Beziehungen inmitten der unpersönlichen, unendlichen Social Media Welt kämpft. Markantestes Bühnenutensil ist der echte Gips Arm des Evan Hansen Darstellers. „Wenn mir früher jemand gesagt hätte, ich würde mal Gipse für den Broadway herstellen, hätte ich ihn für verrückt erklärt“, so Daniel Scott Mortensen, der bis heute über 400 Stück jener Requisiten hergestellt hat. Da der Gips in jeder Show live beschriftet wird, muss er für den nächsten Auftritt wieder neu gemacht werden – acht Mal pro Woche. Ausgewählte Verbände werden hinterher auf Auktionen für die gemeinnützige Organisation Broadway Cares/Equity Fights AIDS, die Spenden für die AIDS Hilfe sammelt, versteigert.
Die Traditionsmeister von Pfronten im Allgäu: Aufgrund der Mächlervergangenheit sind in Pfronten viele verschiedene Künstler zu Hause und für Besucher gibt es reichlich Brauchtum sowie Tradition des Allgäus zu entdecken. Bei Haferschuhmacher Markus Nöß können Interessierte das Handwerk auch selbst erlernen. Der Orthopädie-Schuhmacher zeigt ihnen dabei jeden einzelnen Arbeitsschritt, zum Beispiel das Rangieren der Brandsohle oder Aufzwicken des Schaftes. Die Schellenschmiede Philipp und Kilian Trenkle dagegen sind waschechte Mächler. Damit die Schelle den perfekten Klang bekommt, arbeiten die Männer gar meditativ. Die Pfrontener Handweberei Hechenberger fertigt Schafwollteppiche aus der Wolle heimischer Bergschafe. Aus Stoffresten entstehen hier sogar die sogenannten „Blacha“, traditionelle Allgäuer Flecklesteppiche. Besonders viel Wert legt die Familie dabei auf ökologische Nachhaltigkeit sowie biologische Verträglichkeit. Haymo Aletsee ist nun schon seit mehr als 20 Jahren freischaffender Holzbildhauer und fertigt steinzeitliche und mittelalterliche Bögen aus heimischen Hölzern an. Die Werke des gebürtigen Pfrontners werden durch archaische Symbole, als auch durch die Strukturen und Maserungen der verwendeten Hölzer bestimmt.
Die Elfenflüsterer aus Hafnarfjördur, Island: Hafnarfjörður ist bekannt dafür, eine der größten Kolonien Islands an Elfen, Zwergen und anderen Fabelwesen zu beherbergen, die auch das „Verborgene Volk“ genannt werden. Die jahrhundertealte Folklore besagt, dass ganze Familien dieser geheimnisvollen Wesen in den Felsen der Insel leben. Viele Isländer glauben an ihre Existenz und es gibt durchaus Indizien, die diesen Glauben stützen. An einigen Orten, an denen neue Siedlungen gebaut wurden, scheiterten beispielsweise Arbeiter daran, Felsbrocken zu bewegen, da ihre Geräte immer wieder versagten. Niemand fand eine Erklärung für diese Geschehnisse und so wurden viele Straßen um diese mysteriösen Felsbrocken herum gebaut. Während der Hidden Worlds Tour, welche die Expertinnen des Island-Reiseveranstalters Katla Travel gerne in eine Mietwagenrundreise mit einbauen, führt ein lokaler Guide – ausgestattet mit einer Karte dieser „Verborgenen Welt“ – Interessierte an verwunschene Orte wie den Hellisgerði Park und den Hamarinn, wo die Königliche Familie des „Verborgenen Volkes“ hausen soll.
Die Lagunen-Lehrerin aus dem AYANA Komodo Resort, Waecicu Beach, auf der Insel Flores: Delfine, Rochen, Meeresschildkröten und mehr als 1.000 tropische Fischarten – im bunten Korallenriff rund um die indonesische Insel Flores erleben Urlauber eine der artenreichsten Unterwasserwelten des Indischen Ozeans und der Welt. Damit dies so bleibt, setzt sich das Fünf-Sterne-Resort AYANA Komodo Resort, Waecicu Beach für einen angemessenen Naturschutz auf der Insel und für die entsprechende Sensibilisierung der Einheimischen und Urlauber ein. So nehmen kleine und große Naturfreunde an der AYANA Korallenschule teil, wo sie von der Meeresbiologin Eureka Amadea alles rund um den Ozean und die Riffe lernen. Die Hauptaufgabe der „Reef Check Trainerin“ besteht zum einen im Erhalt und Ausbau des gesunden Korallengartens, der sich in den ruhigen Gewässern rund um den hoteleigenen Steg befindet. Zum anderen will Eureka Urlaubern das empfindliche Ökosystem des Ozeans näherbringen, sie in den Schutz einbeziehen und somit eine generelle Achtsamkeit für die Umwelt erwecken.
Der Orgel-Orthopäde aus Waldkirch, südlicher Schwarzwald, ZweiTälerLand: Egal ob Drehorgel, Jahrmarktorgel oder Kirchenorgel, die Tradition des Orgelbaus ist im ZweiTälerLand bis heute lebendig geblieben. 2017 wurden Orgelbau und Orgelmusik in die Liste des Immateriellen Kulturerbe der Menschheit durch die UNESCO aufgenommen. Der beschauliche Ort Waldkirch im südlichen Schwarzwald genießt einen internationalen Ruf als Orgelbauerstadt. Insgesamt gibt es noch vier Orgelbauwerkstätten und ein Planungsbüro für Orgelbau. In den Betrieben von Achim Schneider, Paul Fleck Söhne, Wolfram Stützle und Jäger & Brommer werden noch sämtliche Bauteile einzeln und auf handwerklich traditionelle Weise selbst hergestellt. Die wertvollen Orgeln können nicht nur in den zahlreichen Kirchen der Stadt bestaunt, sondern auch auf Führungen im städtischen Elztalmuseum und im Orgelbauersaal der Waldkircher Orgelstiftung besichtigt werden.
Die Druckmacher aus Nördlingen, Bayerisch-Schwaben: In einem historischen Haus des Nördlinger Gerberviertels in Bayerisch-Schwaben hat Oskar Bernhard seine Werkstatt. Hier setzt der Rentner noch händisch Plakate, Anzeigen, Briefbögen und Visitenkarten aus Blei- und Holzbuchstaben in unterschiedlichen Schriftarten und Farben, um sie dann mit einer Tiegelpresse zu Papier zu bringen. Als einer der letzten Vertreter dieses Berufsstands bietet er Führungen zu dieser fast vergessenen Druckkunst an. Auch Wolfgang Holik, Hermann Dollmann, Heinz Friedel und Alfred Ullrich liegt die alte Handwerkskunst der Setzer, Taster und Gießer am Herzen. Somit gründeten sie mit einigen Kollegen eine Museumsgruppe in der altehrwürdigen C.H. Beck’schen Buchdruckerei in Nördlingen. Hier bewundern Interessierte die „Schwarze Kunst“ der alten Industriemaschinen und Ausstattungen, wie die Handdruckpresse oder den „Heidelberger Zylinder“ und schauen den Handwerkern bei Druckmaschinen-Vorführungen über die Schulter. Dabei können Teilnehmern das Setzen und Drucken auch selbst erlernen.
Der Harmoniesüchtige aus Sulztal, Südsteiermark: Bereits in jungen Jahren entwickelte Hermann Jamnik aus Sulztal an der Südsteirischen Weinstraße eine Leidenschaft für die regionstypische Harmonika, auch Ziach genannt. Wie so viele in der Gegend besuchte auch er zunächst die Fachschule für Obst- und Weinbau, wechselte dann aber im Jahr 1977 zur Firma Strasser-Harmonikabau bei Graz und gründete ein Jahr später sein eigenes Musikhaus in der südsteierischen Bezirkshauptstadt Leibnitz. Ein paar Jahre später machte er mit dem Harmonikabaubetrieb „Jamnik“ in seiner Heimat Sulztal sein Hobby zum Beruf. Seitdem baut er nicht nur seine wertvollen Instrumente, sondern unterrichtet auch auf Volksmusikseminaren. Aufgrund der hohen Qualität sowie dem einzigartigen Klang ist die Jamnik Ziach auch unter Kennern im Ausland bekannt. Abends gibt es des Öfteren ein kleines Kammerkonzert, treten Jamniks Kinder doch in die Fußstapfen ihres Vaters – und spielen ebenfalls leidenschaftlich gern Harmonika …
(Text: Lieb Management)
«Das war unser Spendenaufruf. Der wird im Moment ständig abgerissen», sagt Geschäftsführer Sebastian Schrader. Er arbeitet seit acht Jahren für die «Koppe». Die Bar gebe es aber schon seit 20 Jahren. Gegründet hätten sie Studenten-WGs im Haus - zu einer Zeit, als Hauseigentümer noch froh waren über jeden, der sich um Wohnraum kümmert.
Aktuell versucht Schrader, neue Einnahmequellen für die Bar zu finden. In der Corona-Krise liegt der Umsatz bei null. Wie auch andere Schankwirtschaften, Bars und Diskotheken in Deutschland hat die «Kohlenquelle» wegen der Corona-Pandemie seit fast drei Wochen geschlossen. Allein in Berlin gibt es laut IHK Berlin rund 2400 davon. Schrader muss auf die Einnahmen verzichten, die 100 bis 200 Gäste am Tag einbrächten - bei Veranstaltungen seien es noch mehr.
Um laufende Kosten zu decken, hat er mit einem Geschäftspartner zusammen Corona-Soforthilfen beantragt. 15 000 Euro stellt der Bund derzeit für Unternehmen mit sechs bis zehn Mitarbeitern bereit, Teilzeit-Kräfte werden anteilig berücksichtigt. «Die Soforthilfen reichen aber nicht aus, um unsere laufenden Kosten zu decken», sagt Schrader. Er mache sich Sorgen, ob er alle 16 Mitarbeiter, darunter viele Aushilfen, halten könne, wenn die Situation noch lange andauere.
Daher habe er sich entschieden, auf dem Portal «GoFundMe» um Spenden zu bitten. 20 000 Euro sollen zusammenkommen, um die laufenden Kosten in den kommenden Wochen zu decken. Wer 25 Euro spende, bekomme von der «Kohlenquelle» einen Aschenbecher mit Kneipen-Branding und ein Gedeck an der Theke, heißt es auf der Plattform. Für 75 Euro ein Kohlenquelle-T-Shirt und für 1000 Euro Spende gebe es lebenslang 50 Prozent Rabatt auf alle Getränke in der «Kohlenquelle». So viel hat bislang aber noch niemand überwiesen. Bislang haben Spender rund 2500 Euro springen lassen.
Inzwischen sind verschiedene Portale entstanden, die sich für Gastronomen und kleine Einzelhändler in der Corona-Krise einsetzen. Juso-Chef Kevin Kühnert kündigte in der vergangenen Woche an, mit «Kneipenretter» speziell eine Seite für Berliner Kneipen an den Start zu bringen.
Das erste Portal dieser Art war laut eigenen Angaben «Helfen.Berlin», das Karsten Kossatz gegründet hat. Berliner können seit drei Wochen auf der Internetseite Gutscheine für ihre «Lieblingsorte» kaufen - kleine Geschäfte, Restaurants, Bars und Kneipen. Mittlerweile kümmern sich 30 Ehrenamtliche um die Seite, auf der mehr als 2200 Gaststätten und Läden registriert sind. «Anfangs dachten wir: Wenn wir 20 000 Euro schaffen, ist das ein Erfolg. In den letzten drei Wochen sind auf unserer Seite aber Gutscheine im Wert von 800 000 Euro weggegangen», sagt Kossatz. Tendenz weiter steigend. Besonders social-media-affine Restaurants in zentralen Bezirken hätten mit ihren Aufrufen Erfolg.
Für viele Gastwirte ist die derzeitige Situation besonders gravierend, weil sie kaum Ersparnisse haben. «Es hat uns erschrocken, wie wenig Rücklagen die Gastronomen haben. Vor wenigen Wochen hatten wir noch eine Diskussion über die steigenden Mieten in der Stadt und jetzt kommt die Krise», sagt Thomas Lengfelder, Hauptgeschäftsführer des Berliner Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga). Dieser empfiehlt seinen Mitgliedern derzeit, alle laufenden Kosten nach Möglichkeit auszusetzen und etwa das Gespräch mit dem Vermieter oder der GEMA zu suchen.
Auf wieviel Verständnis die Gastronomen bei ihren Vermietern stoßen, ist laut Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Dehoga-Bundesverbands, unterschiedlich. «Viele haben einen guten Kontakt zum Verpächter und können sich mit ihm einigen. Wo die Immobilien aber anonymen Fonds gehören, die auch noch im Ausland sitzen, ist es schwierig. Bei denen ist oft keine Bereitschaft vorhanden.»
Der Dehoga begrüße die Corona-Soforthilfen und das neue Sofortkreditprogramm für kleine und mittelständische Unternehmen, das die Bundesregierung am Montag vorgestellt hat. Die Kredithöhe soll demnach bei drei Monatsumsätzen des Jahres 2019 liegen - maximal jedoch pro Unternehmen mit 11 bis 49 Mitarbeitern bei 500 000 Euro, bei Unternehmen ab 50 Mitarbeitern bei 800 000 Euro. «Am Ende wird das unsere Branche aber nicht erfolgreich durch die Krise bringen. Wir haben sie als erstes zu spüren bekommen und werden als letztes aus ihr herausgehen.»
Daher benötige die Branche jetzt einen Rettungsfonds, ähnlich wie es ihn für die Landwirtschaft nach der Dürre gegeben habe. Außerdem müsse der Mehrwertsteuersatz von 19 auf sieben Prozent gesenkt werden, fordert sie. Das schaffe Spielräume, um die Kredite zu tilgen. «Unsere Betriebe dürfen nicht mit einem riesigen Schuldenberg allein gelassen werden. Sie sind die öffentlichen Wohnzimmer der Gesellschaft», sagt Hartges.
Auch die «Kohlenquelle» habe keine nennenswerten Rücklagen, sagt Schrader. «Das ist ein Geschäft, bei dem man im Prinzip von der Hand in den Mund lebt.» Die Einnahmen würden investiert, etwa in einen neuen Pizzaofen für den angrenzenden Biergarten.
Trotz der Notlage entscheiden sich manche Wirte bewusst gegen die Spenden- und Gutschein-Aktionen. Zu ihnen gehört Iris Lawniczak, Wirtin in der Kneipe «Zur Quelle» im Berliner Stadtteil Moabit. Eigentlich hat ihre Schultheiss-Eckkneipe rund um die Uhr geöffnet. «Gutscheine wollen wir nicht verkaufen. Damit stopft man zwar ein Loch, reißt ein anderes aber wieder auf», sagt sie. Auch «Almosen» von ihren Gästen wolle sie keine. Nur die Soforthilfen, die man nicht zurückzahlen müsse, habe sie beantragt. «Wenn wir alle Kosten damit decken wollten, würde die nur zwei Wochen halten. Wir können aber die Miete, das Finanzamt und den Steuerberater stunden - deshalb reicht es wohl für sechs Wochen.»
Was passieren wird, wenn die Soforthilfe aufgebraucht ist, weiß Lawniczak nicht. Ähnlich wie in der «Kohlenquelle» wird bei ihr zurzeit ein wenig renoviert - in der Hoffnung, dass die Corona-Krise bald vorbei ist und wieder Bier fließen kann.
(Text: Corinna Schwanhold, dpa)
Am Ostermontag hatte die polnische Luftfahrt-Holding PGL die bereits im Januar fest vereinbarte Übernahme der Condor ohne Angabe von Gründen abgesagt. Die wichtigste PGL-Gesellschaft Lot ist wie zahlreiche andere Airlines durch die Corona-Krise geschwächt und muss voraussichtlich selbst in Polen Staatshilfe in Anspruch annehmen.
Condor befindet sich nach Angaben einer Sprecherin weiterhin in Verhandlungen mit staatlichen Stellen über eine alternative Lösung. Dies wurde auch von der schwarz-grünen Landesregierung Hessens bestätigt.
Das Unternehmen mit rund 4900 Beschäftigten und mehr als 50 Flugzeugen ist nach der Pleite des britischen Mutter-Konzerns Thomas Cook im September 2019 in einem Schutzschirmverfahren saniert worden. Diese Insolvenz in Eigenverwaltung sollte mit dem Einstieg der PGL beendet werden. An ihre Stelle könnte nun der deutsche Staat direkt oder ein Treuhänder treten, der das Unternehmen provisorisch als Investor führen würde.
Weder Condor noch die Bundesregierung machten am Dienstag Angaben zu möglichen Fortschritten. Aus Unternehmenskreisen war zu hören, dass sich der zuvor genannte Termin vom 15. April zur Rückzahlung des KfW-Brückenkredits über 380 Millionen Euro noch bis zum Wochenende verschieben könne.
Der Kredit soll nur etwa zu zwei Dritteln abgerufen worden sein, sagte eine weitere mit der Sache vertraute Person. Die zur Rückzahlung eingeplante Kaufsumme der Polen in unbekannter Höhe steht aber nicht zur Verfügung. Eine Verlängerung des von der EU genehmigten KfW-Kredits hatte die Condor nach eigenen Angaben nicht beantragt, sondern auf neue Darlehen gesetzt. Weitere Mittel zur Rettung könnten von einem Treuhandkonto fließen, auf dem Kundengelder für Condor-Tickets nach dem 1. April gelandet sind.
Der Flugbetrieb der Condor stehe auf grundsoliden Füßen, erklärte die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit. Die Unterstützung durch die Bundesregierung sei daher auch weiterhin gerechtfertigt, erklärte VC-Sprecher Janis Schmitt in Frankfurt. Es dürfe nicht sein, dass die Mitarbeiter in der Corona-Krise fallengelassen würden.
Es wäre ein «fatales Signal», wenn der Staat als erster Gläubiger der Condor den Saft abdrehe, erklärte Ufo-Sprecher Nicoley Baublies. Die frühere Thomas-Cook-Tochter sei ohne eigenes Verschulden in das Schutzschirmverfahren gerutscht und habe in den vergangenen Monaten ihre Hausaufgaben erledigt. «Das Unternehmen steht transparent und gut saniert da», sagte Baublies.
Aus Sicht der Kabinengewerkschaft sollte sich der Staat an den wichtigen Luftverkehrsunternehmen einschließlich der Lufthansa in einer Übergangszeit direkt beteiligen und auch in den Aufsichtsräten vertreten sein, sagte Baublies. Damit könne man Einfluss auf die Situation nach der Krise gewinnen, um beispielsweise einen Unterbietungswettbewerb in einem ansonsten schwachen Markt zu vermeiden. Über neue Strukturen könne aber erst in vielen Monaten entschieden werden.
Vor der Corona-Krise galt der Ferienflieger insbesondere wegen seines Angebots zu touristischen Langstreckenzielen in Übersee als unverzichtbar für die Reisebranche, die stets einen Gegenpol zur mächtigen Lufthansa haben wollte. Nach der Thomas-Cook-Pleite hatten große Veranstalter sogar erwogen, sich selbst an der Fluggesellschaft zu beteiligen. Die Lufthansa hatte zwar im Frühjahr 2019 Interesse an einer Übernahme gezeigt, aber letztlich auch aus kartellrechtlichen Gründen nicht für die Condor geboten.
(Text: Christian Ebner, dpa)
Die Sondererhebung der Bundesagentur gibt keine Auskunft darüber, für wie viele Personen Kurzarbeit angemeldet wurde. Dies ist erst im Nachgang möglich, weil einige Betriebe Kurzarbeit zwar anmelden, diese dann aber nicht realisieren. Außerdem variiert die Zahl der Beschäftigten pro Betrieb stark. Die Bundesagentur geht jedoch davon aus, dass der bisherige Rekord von mehr als 1,4 Millionen Kurzarbeitern aus dem Mai 2009 deutlich überschritten wird.
Die Anzeigen für Kurzarbeit kämen aus allen Branchen, schwerpunktmäßig aus dem Gastgewerbe und dem Einzelhandel.
Wenn Unternehmen in Schwierigkeiten geraten und die Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter reduzieren, springt die BA ein und ersetzt einen Teil des weggefallenen Nettoeinkommens: Bei kinderlosen Beschäftigten 60 und bei Beschäftigten mit Kindern 67 Prozent. Hunderttausende Betriebe haben in der Corona-Krise bereits Kurzarbeit angemeldet. Einige Unternehmen und Branchen stocken das Kurzarbeitergeld mit eigenen Beträgen auf, so dass der Einkommensverlust für die Beschäftigten gering bleibt.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) erklärte am Donnerstag (9. April) in einer Mitteilung, dass Kurzarbeitergeld Millionen von Arbeitsplätzen sichere. «Es hilft, Brücken über die Krise zu bauen.» Heil hatte vor Kurzem eine allgemeine Erhöhung des Kurzarbeitergeldes ins Spiel gebracht und angekündigt, mit Arbeitgebern und Gewerkschaften darüber zu reden.
Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur, Detlef Scheele, warnte davor, das Verfahren zur Beantragung von Kurzarbeit komplizierter zu machen. Derzeit seien alleine 8000 Mitarbeiter bei den Arbeitsagenturen damit betraut, die Anzeigen zu bearbeiten.
«Es gibt in der Politik eine Diskussion, das Kurzarbeitergeld zu erhöhen oder auszuweiten. Für uns als Verwaltung ist entscheidend, dass wir den Anstieg der Anzeigen nur bewältigen können, wenn das Verfahren weiter so unbürokratisch bleibt, wie es jetzt ist», sagte Scheele. «Es darf nicht komplizierter werden.»
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert eine deutliche Aufstockung des gesetzlichen Kurzarbeitergeldes. Die bisher geltenden Sätze sollten befristet für drei Monate auf 80 und 87 Prozent angehoben werden, sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann der Deutschen Presse-Agentur. Die befristete Anhebung solle für die Monate Mai, Juni und Juli gelten.
Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer warnte dagegen vor einer Erhöhung: Je schneller und je mehr von der Rücklage der BA, «die glücklicherweise gerade rund 26 Milliarden Euro beträgt», ausgezahlt werde, umso schneller sei diese eben auch aufgebraucht, sagte Kramer der «Rheinischen Post» (Donnerstag, 9. April). «Wir sind mit der bisherigen Höhe des Kurzarbeitergeldes in vergangenen Krisen gut gefahren. Deshalb würde ich das System nicht leichtfertig verändern.»
Die Vorsitzenden von IG Metall und des Naturschutzverbands BUND, Jörg Hofmann und Olaf Bandt, riefen zudem die Politik dazu auf, eine «soziale Schieflage» beim Kurzarbeitergeld zu beseitigen. «In Fällen von Kurzarbeit werden den Arbeitgebern die Beiträge zur Sozialversicherung zurückerstattet - nicht nur die Arbeitgeberanteile, sondern auch der Anteil der Beschäftigten», teilten sie in einer gemeinsamen Erklärung mit. Die Bundesregierung solle deshalb ihr Maßnahmenpaket so nachbessern, dass der Arbeitnehmeranteil an die Beschäftigten weitergeleitet wird.
(Text: dpa)
Die Maßnahme gilt zunächst für drei Monate. Grad und Dauer könnten aber von Standort zu Standort abweichen. In der Verwaltung wird der Sprecherin zufolge meist etwa 20 Prozent reduziert, in der Produktion meist um 60 Prozent.
«Viele unserer Kunden haben mehrwöchige Pausen eingelegt und daran müssen wir uns jetzt anpassen», erklärte Knorr-Bremse Chef Bernd Eulitz. Durch eine Aufstockung wird das Kurzarbeitergeld dem Unternehmen zufolge auf rund 85 Prozent erhöht. «Unser gemeinsames Ziel ist es, alle Arbeitsplätze zu erhalten», sagte der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Michael Jell, zur Kurzarbeitsvereinbarung. «Wir müssen gleichzeitig flexibel auf die Marktlage reagieren, denn wir wollen auch nach der Krise einen stabilen und zuverlässigen Arbeitgeber haben.»
Knorr-Bremse will nicht nur in Deutschland Kurzarbeit anmelden. Wo «nötig und möglich» werden man auch im Ausland entsprechende Programme nutzen, hieß es. Zwei deutsche Werke mit 1500 Mitarbeitern haben bereits im März mit Kurzarbeit begonnen. Diese Zahl ist in den jetzt gemeldeten 4000 bereits enthalten.
(Text: dpa)
Die IG Metall teilte mit, die Verhandlungen über mehr Geld seien «um acht Monate aufgeschoben». Schon jetzt seien aber Verbesserungen erreicht worden. So wurde die Option, pro pflegebedürftigem Angehörigen oder Kind eine Einmalzahlung in sechs arbeitsfreie Tage umzuwandeln, erweitert. Außerdem können Mitarbeiter künftig eine Auszeit von bis zu sechs Monaten nehmen, in der sie 75 Prozent des Bruttoentgelts erhalten. Die Minusstunden sind bei Wiederaufnahme der Arbeit mit 25 Prozent des Bruttomonatsentgelts zurückzuzahlen. Auch die Rahmenbedingungen für das mobile Arbeiten wurden erleichtert.
Der Verhandlungsführer von Volkswagen, Arne Meiswinkel, sagte, es sei in der Tarifrunde auch darum gegangen, die Folgen der Corona-Krise «für Unternehmen und Beschäftigte in Grenzen zu halten und uns bestens auf den Wiederanlauf einzustellen». Bis zum 30. September sollen laut VW im Rahmen einer Verhandlungsverpflichtung auch die leistungsorientierten Vergütungsbestandteile neu gestaltet werden.
Derzeit erhalten rund 80 000 VW-Mitarbeiter in Deutschland wegen der Corona-Krise Kurzarbeitergeld, das vom Unternehmen von den regulär 60 Prozent des Nettolohns (beziehungsweise 67 Prozent bei Mitarbeitern mit Kindern) auf fast 100 Prozent aufgestockt wird. Auch für diese Ergänzungen sind Tarifvereinbarungen die Grundlage.
Der VW-Haustarif ist Deutschlands größter Firmentarif. Er gilt für die Beschäftigten in den VW-Werken Wolfsburg, Braunschweig, Hannover, Salzgitter, Emden und Kassel sowie bei der VW-Finanztochter.
(Text: dpa)
Grundsätzlich reduziert der Arbeitgeber bei Kurzarbeit Arbeitszeit und Lohnzahlung um bis zu 100 Prozent. Allerdings springt die Bundesagentur für Arbeit ein und ersetzt bei Menschen ohne Kinder 60, bei Menschen mit Kindern 67 Prozent des weggefallenen Nettoeinkommens. Wie sehr diese Lücke schmerzt und ob es mehr gibt, kommt auf die Branche an - und ob der Arbeitgeber im Tarifvertrag ist oder sich zumindest daran orientiert.
Ein Überblick:
Gastgewerbe: Hier trifft es die Mitarbeiter hart. Es gibt keine Aufstockungsregelungen und die Branche ist «überdurchschnittlich und als erstes» betroffen, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) betont. Viele Betriebe hätten komplette Kurzarbeit angemeldet - also die Arbeitszeit auf Null gesetzt. Hinzu kommt, dass die Löhne im Gastgewerbe nicht besonders hoch sind und beim Servicepersonal auch noch die Trinkgelder wegfallen. Ein typisches Einkommen für eine Köchin in Berlin sind laut NGG gut 1500 Euro netto - in kompletter Kurzarbeit und ohne Kinder wären es nur noch gut 900 Euro.
Systemgastronomie: Diese Branche ist laut NGG überdurchschnittlich betroffen. Hier profitieren die Mitarbeiter allerdings von einer jüngst getroffenen Aufstockungsregel und bekommen 90 Prozent des letzten Nettoeinkommens. Ein typischer Wert sind hier laut NGG gut 1220 Euro - bei kompletter Kurzarbeit blieben dann rund 1100.
Handel: In kaum einer Branche hat die Corona-Krise eine so große Bandbreite an Auswirkungen. Im Lebensmittelhandel sei Kurzarbeit kein Thema, heißt es vom Handelsverband Deutschland (HDE). Im sogenannten Non-Food-Bereich seien viele Händler allerdings wegen der Ladenschließungen «auf Kurzarbeitsregelungen dringend angewiesen». Eine tarifliche Vereinbarung zum Kurzarbeitergeld gibt es laut Verdi und HDE nur in Nordrhein-Westfalen. Anfangs wird dort auf 100, dann auf 90 Prozent aufgestockt, begrenzt bis zur Jahresmitte. Allerdings existieren noch zusätzliche Vereinbarungen bei einzelnen Arbeitgebern, nach Verdi-Angaben unter anderem bei H&M oder Primark.
Metall- und Elektroindustrie: Mit rund 3,8 Millionen Beschäftigten gehört die Branche zu den absoluten Schwergewichten. Die Regelungen zum Kurzarbeitergeld sind hier allerdings der IG Metall zufolge sehr unterschiedlich. In Baden-Württemberg gibt es in den tarifgebundenen Unternehmen beispielsweise eine Aufstockung auf 85 bis 95 Prozent. Der bereits in einigen Ländern geltende Pilotabschluss aus Nordrhein-Westfalen sieht zwar keine direkte Aufstockung vor, beinhaltet aber andere Maßnahmen, durch die laut Gewerkschaft das Einkommen auf rund 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens steigt.
Zudem gibt es bei vielen Unternehmen Vereinbarungen, die über die Regelungen hinausgehen - Audi beispielsweise stockt auf 95 Prozent auf. Auch VW, BMW und Daimler gleichen große Teile der Einkommensverluste aus. Auch bei Zulieferern gibt es solche Fälle. Bei Knorr-Bremse wird bei den 4000 Betroffenen der von Kurzarbeit betroffene Gehaltsteil auf rund 85 Prozent aufgestockt.
Lufthansa: Der Konzern ist stark betroffen. Die Kurzarbeitergeld-Regelungen variieren aber: Bei Kabinen- und Bodenpersonal sowie Mitarbeitern der Tochter Eurowings wird das Kurzarbeitergeld auf 90 Prozent aufgestockt. Bei der Technik gilt dieser Satz ebenfalls für die meisten Mitarbeiter. Piloten bei Lufthansa werden auf 85 bis 87 Prozent aufgestockt. Bei Germanwings gibt es bisher weder Kurzarbeit noch eine Vereinbarung zur Aufstockung.
Kfz-Handwerk: Hier gibt es - je nach Tarifgebiet - unterschiedliche Regelungen in den tarifgebundenen Unternehmen. In Niedersachsen, Bayern und Sachsen gibt es eine Aufstockung auf 90 Prozent, in Baden-Württemberg und Berlin-Brandenburg auf 80 Prozent. Ein typischer Beschäftigter in Niedersachsen bekommt laut IG Metall normalerweise gut 2100 Euro netto. Bei kompletter Kurzarbeit blieben ihm durch die Aufstockung noch gut 1900 Euro. Ohne Aufstockung und ohne Kinder wären es nur knapp 1300.
Telekom: Der Konzern hat die Aufstockung jüngst angehoben. Künftig gibt es im Fall der Kurzarbeit 85 Prozent.
Chemisch-pharmazeutische Industrie: Die Branche ist sehr unterschiedlich betroffen. Unternehmen, die etwa Reifen herstellen, leiden laut Gewerkschaft IG BCE deutlich stärker als solche, die Arzneimittel produzieren. Eine Umfrage des Bundesarbeitgeberverbands Chemie deutet nun darauf hin, dass etwa 85 000 der insgesamt 580 000 Beschäftigten in der Branche im April in Kurzarbeit sein werden - ein rasanter Zuwachs zum März. Der Tarifvertrag in der Branche sieht eine Aufstockung auf 90 Prozent vor.
Öffentlicher Dienst: Für die meisten Bereiche dieser Branche sei Kurzarbeit «überhaupt kein Thema» heißt es von Verdi. Wo es doch dazu kommt, erleiden die Mitarbeiter nur vergleichsweise geringe Einbußen: Das Kurzarbeitergeld wird bei den schlechter bezahlten Lohngruppen auf 95 Prozent, bei den besser bezahlten auf 90 Prozent aufgestockt.
Filmwirtschaft: Auch hier gibt es eine Vereinbarung für die Corona-Krise: Bei Filmproduktionen wird laut Verdi auf 90 Prozent aufgestockt.
Textile Dienste: Zu dieser Branche zählen unter anderem Reinigungen. Hier werden rund 80 Prozent des Nettolohns erreicht.
Private Banken: Hier gibt es nach Auskunft des Arbeitgeberverbands keine Vereinbarung zur Kurzarbeit und damit auch keine Aufstockung über die 60 beziehungsweise 67 Prozent hinaus. Im Moment sei Kurzarbeit aber auch noch kein Thema.
(Text: Christof Rührmair, dpa)
Zudem soll der Flugbetrieb der Kölner Tochter Germanwings nicht wieder aufgenommen werden, wie Lufthansa mitteilte. Dies bedeute aber keineswegs, dass die rund 1400 Beschäftigten ihre Jobs verlieren, stellten Unternehmenssprecher klar. Vielmehr solle nun mit den Sozialpartnern über die Optionen verhandelt werden. Zu möglichen Staatsbeihilfen der Regierungen in Berlin, Brüssel, Wien und Bern machte Lufthansa keine Angaben.
Bislang gibt es für die 500 Piloten und 900 Flugbegleiter der Germanwings noch keine Vereinbarung zur Kurzarbeit, so dass sie vorerst die vollen Bezüge erhalten, ohne zu fliegen. Hier sind schnelle Verhandlungen zu erwarten.
Die Gewerkschaften hatten befürchtet, dass das Unternehmen und die Jobs schnell abgewickelt werden sollten. Das sei nun keineswegs so, erklärte der Sprecher der Kabinengewerkschaft Ufo, Nicoley Baublies. Aus seiner Sicht müsse kein einziger Flugbegleiter gehen, wenn klug über kollektive Lösungen nachgedacht und die natürliche Fluktuation genutzt werde. Für Verhandlungen stehe man zeitnah zur Verfügung.
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) verurteilte die Einstellung des Germanwings-Flugbetriebs. Lufthansa habe eine fertig ausverhandelte Vereinbarung zur Kurzarbeit ausgeschlagen und offenbar die Lage genutzt, um die Umstrukturierung des Konzerns auf dem Rücken der Mitarbeiter voranzutreiben. Gelebte Sozialpartnerschaft sehe gerade in Krisenzeiten anders aus, erklärte VC-Präsident Markus Wahl. Man erwarte Lösungen für alle Mitarbeiter im Lufthansa-Konzern.
Bereits vor der Corona-Krise hatte Lufthansa für die Touristiktochter Eurowings das Ziel formuliert, ihre bislang wesentlich auf drei Flugbetriebe verteilte Flotte auf einen zu konzentrieren. Dazu gehört auch die einstmals selbstständige Marke Germanwings mit noch rund 30 Flugzeugen. «Der Flugbetrieb der Germanwings wird beendet», hieß es in der Erklärung. Klar ist bereits, dass die Marke Eurowings mit 13 Flugzeugen weniger an den Neustart gehen wird.
Bei der Kerngesellschaft Lufthansa sollen dauerhaft 18 Langstreckenflugzeuge und elf Mittelstreckenjets am Boden bleiben. Darunter sind sechs Maschinen des Superjumbos Airbus A380, die ohnehin ab 2022 an den Hersteller Airbus zurückgehen sollten. Zudem werden verbrauchsungünstige Jets wie die Boeing 747 und die Airbus A340 ausgemustert.
Für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelte weiterhin das Ziel, möglichst vielen eine Weiterbeschäftigung innerhalb der Lufthansa Group zu bieten, erklärte der Konzern. Dazu solle über neue Beschäftigungsmodelle verhandelt werden.
Auch für die übrigen Töchter Brussels, Austrian und Swiss kündigte der Konzern Flugzeugstilllegungen beziehungsweise verzögerte Auslieferungen an, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Zugleich wurden sämtliche Mietverträge mit anderen Fluggesellschaften gekündigt. Diese hatten im so genannten Wet-Lease auch die Besatzungen gestellt.
Mit der Verkleinerung der Flotte und dem eingeleiteten Ende der Germanwings rammt die Lufthansa-Führung erste Pflöcke für die nächsten Jahre ein, die für Unternehmen und Beschäftigte äußerst hart werden könnten. Nach Einschätzung des Vorstands wird es Monate dauern, bis die weltweiten Reisebeschränkungen vollständig aufgehoben sind, und Jahre, bis die weltweite Nachfrage nach Flugreisen wieder das Niveau aus der Vorkrisen-Zeit erreicht. Schon bei der Bilanzvorlage am 19. März hatte Vorstandschef Carsten Spohr einschneidende Veränderungen für Branche und Konzern vorausgesagt: «Wir haben eine kleinere Lufthansa-Gruppe vor uns.»
Auch der Chef des Weltluftfahrtverbands IATA, Alexandre de Juniac, zeigte sich am Dienstag überzeugt, dass die Airline-Branche nach der Krise nicht mehr dieselbe sein wird wie zuvor. Wegen der weltweiten Reisebeschränkungen sieht er 25 Millionen Arbeitsplätze in aller Welt in Gefahr - bei den Airlines selbst und in den von ihnen abhängigen Branchen wie der Touristik. In Europa wären der IATA zufolge etwa 5,6 Millionen Jobs rund um das Fluggeschäft bedroht, falls die weltweiten Reisebeschränkungen drei Monate lang anhielten.
Für die rund 12 000 Beschäftigten der Lufthansa Technik AG wurde in Hamburg Kurzarbeit bis Ende August vereinbart. Um die Auswirkungen auf die Mitarbeiter möglichst gering zu halten, werde das Kurzarbeitergeld vom Unternehmen auf 90 Prozent des Nettogehalts aufgestockt, bei leitenden Mitarbeitern auf 80 Prozent. Ähnliche Regelungen würden bei den mehr als 30 internationalen Tochter- und Beteiligungsgesellschaften angestrebt.
(Text: Christian Ebner, dpa, und Steffen Weyer, dpa-AFX)
Besonders häufig sei der Mindestlohn im Bau- und Baunebengewerbe, in der Gebäudereinigung sowie im Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe unterschritten worden.
Die für die Ermittlungen zuständige Sondereinheit, die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS), hat 2019 rund 55 000 Arbeitgeber überprüft und dabei fast 110 000 Strafverfahren und etwa 31 400 Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten eingeleitet. In der Zahl der Ordnungswidrigkeiten seien auch die Verstöße gegen den Mindestlohn enthalten, sagte ein Sprecher.
Die Gerichte hätten 2109 in Schwarzarbeit-Verfahren insgesamt fast 1900 Jahre Freiheitsstrafen, sowie 36,6 Millionen Euro Geldstrafen und 57,4 Millionen Euro Geldbußen verhängt. Das sei jeweils mehr als 2018 gewesen. Die Finanzkontrolle hat seit dem vergangenen Sommer erweiterte Befugnisse und erhält auch mehr Mitarbeiter.
(Text: dpa)