Bis 2025 seien deutschlandweit 150 000 weitere Schulungen in diesem Bereich geplant. Ein Sprecher erklärte, einige Mitarbeiter nähmen nicht nur eine, sondern mehrere Schulungen wahr. Daimler hat weltweit mehr als 304 000 Beschäftigte, davon gut 178 000 in Deutschland.
Porth sagte, bei der Qualifizierung gehe es im Wesentlichen darum, «dass Mitarbeiter, die in der Produktion heute Produkt X machen, in Zukunft Produkt Y herstellen können».
Der Autobauer ist momentan auf Sparkurs und will in den kommenden drei Jahren konzernweit rund 1,4 Milliarden Euro einsparen, unter anderem soll jede zehnte Stelle auf den Führungsebenen wegfallen. Die allgemein schwache Konjunktur, Produktionsprobleme, hohe Kosten für Rückrufe und andere Sorgen mit dem Diesel sowie immense Ausgaben für Elektromobilität und Zukunftstechnologien machen den Stuttgartern zu schaffen. Betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland hat der Konzern allerdings bis Ende des kommenden Jahrzehnts ausgeschlossen.
Porth fügte allerdings hinzu, abseits der Produktion gebe es auch Bereiche, in denen der Autokonzern personell aufstocken müsse. Als Beispiele nannte er die Segmente Cloud-Architektur oder Big Data. «Hier brauchen wir noch mehr qualifizierte Mitarbeiter.»
(Text: dpa)
«Auch wenn derzeit namhafte Großbetriebe Personal abbauen, ist die Personalnachfrage insgesamt gerade bei den kleineren bis mittleren Betrieben nach wie vor stabil», teilte das Institut weiter mit. 1,18 der 1,36 Millionen offenen Stellen entfielen im dritten Quartal 2019 auf Betriebe mit weniger als 250 Beschäftigten. In diese Betriebsgröße fielen 99 Prozent aller Firmen in Deutschland.
Negativ sei die Entwicklung allerdings im verarbeitenden Gewerbe. Dort sank die Zahl der offenen Stellen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 34 000 auf 127 000. Das betreffe vor allem die Branchen Metall, Fahrzeug- und Maschinenbau.
Das IAB untersucht viermal im Jahr das gesamte Stellenangebot in Deutschland, also auch jene, die den Arbeitsagenturen gar nicht gemeldet werden.
(Text: dpa)
Tesla plant demnach auch ein Entwicklungs- und Designzentrum in Berlin. Wie viele zusätzliche Arbeitsplätze dort entstehen sollen und welche Standorte dafür diskutiert werden, wurde zunächst nicht bekannt. In den vergangenen Monaten habe es intensive Gespräche zwischen Berlin, Brandenburg und Tesla gegeben, sagte die Sprecherin.
Tesla-Chef Elon Musk hatte am Dienstagabend (12. November) überraschend bei der Verleihung des «Goldenen Lenkrads» von «Auto Bild» und «Bild am Sonntag» in Berlin angekündigt, seine europäische Fabrik im Umland von Berlin zu bauen. Das Werk solle in der Nähe des geplanten Hauptstadtflughafens BER entstehen. Die «Gigafactory» soll zunächst den künftigen Kompakt-SUV Model Y sowie auch Batterien und Antriebe bauen.
(Text: dpa)
Die Gewerkschaft hatte für den Fall des Scheiterns der Sondierungen neue Streiks angedroht, nachdem sie bereits in der vergangenen Woche an zwei Tagen rund 1500 Flüge verhindert hatte. Die Gewerkschaft erklärte sich nun mit einer Friedenspflicht bereit, bis zum Ende der Schlichtung auf weitere Arbeitskampfmaßnahmen zu verzichten. Über nähere Details und möglicherweise auch schon konkrete Schlichterpersönlichkeiten wollen die Kontrahenten erst am Donnerstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Frankfurt berichten. Jede Seite kann einen Schlichter benennen.
In dem Tarifkonflikt geht es nur vordergründig um Spesen und Zulagen für die rund 21 000 Flugbegleiter der Lufthansa-Kerngesellschaft. Lufthansa hat den Ufo-Vorstand nach internen Führungskämpfen monatelang nicht anerkannt und zudem parallel Verhandlungen mit der Konkurrenz-Gewerkschaft Verdi aufgenommen.
Es stellt sich immer noch die Frage, welche Gewerkschaft künftig die Tarifverträge für die Flugbegleiter aushandelt und unterzeichnet. Lufthansa hatte angekündigt, neben der Ufo auch mit Verdi und der erst am Montag gegründeten «Cabin Union» zu sprechen. Laut einer Ufo-Mitteilung werden Verdis Rechte als Minderheitsgewerkschaft geschützt. Verdi könne sich in die Prozesse einbringen, erklärte das Unternehmen.
Nach dem Grundsatz der Tarifeinheit soll in einem Betrieb eigentlich die mitgliederstärkste Gewerkschaft die Tarifbedingungen vereinbaren. Ufo nimmt für sich in Anspruch, mehr als die Hälfte der Lufthansa-Flugbegleiter zu vertreten. Ausgezählt worden sind die Mehrheitsverhältnisse bislang aber nicht.
Verdi-Verhandlungsführerin Mira Neumaier reklamierte eine für die rund 3500 Saisonkräfte vereinbarte «Winterzulage» von 400 Euro pro Monat als Verhandlungserfolg ihrer Gewerkschaft, den Ufo nur nachzeichne. «Es zeigt sich, dass sich erst etwas bewegt, wenn wir den Finger in die Tarifwunden legen.» Grundsätzlich müsse aber das gesamte von Ufo geschaffene Tarifwerk verändert werden.
Eine zunächst von Ufo geforderte Gehaltserhöhung um 2 Prozent für alle Flugbegleiter hatte Lufthansa bereits einseitig umgesetzt, ohne dies allerdings verbindlich tariflich zuzusagen. Laut Ufo-Vize Daniel Flohr wurden zudem bereits einige strittige Detail-Themen etwa zu Übernachtungen bei Asienflügen schon vor der Schlichtung abgeräumt.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte das Steuer unmittelbar vor dem Streik herumgeworfen, indem er in der verfahrenen Situation das persönliche Gespräch mit den Gewerkschaftsvertretern suchte. «Wenn wir schlichten, muss das ganze juristischen Halt haben», hatte Spohr der Lufthansa-Arbeitsdirektorin Bettina Volkens vorgegeben. Sie erklärte am Dienstag: «Die Schlichtung ist der richtige Weg, um die drängenden Anliegen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kabine nun mit allen Beteiligten anzugehen und auch Vertrauen wiederherzustellen. Dass es nun keine weiteren Streiks bei Lufthansa geben wird, ist eine gute Nachricht für unsere Gäste.»
Die Cabin Union hat nach eigenen Angaben am Montag einen Vorstand mit sieben Mitgliedern gewählt, einen ebenso starken Beirat sowie eine Tarifkommission mit fünf Personen. Sie ist ein eigenständiger Fachbereich innerhalb der Industriegewerkschaft Luftverkehr, die Beschäftigte aus allen Luftverkehrsbereichen organisieren will. Tarifverträge hat die IGL bislang aber noch nicht abgeschlossen.
(Text: Christian Ebner, dpa)
"Das Angebot der Arbeitgeber ist nicht verhandlungsfähig und deutlich zu gering", betont ver.di-Verhandlungsführerin Martina Grundler. Die Arbeitgeber boten nach fünf Nullmonaten in drei Schritten 1,7 Prozent, 1,2 Prozent und 1,1 Prozent bei einer Laufzeit von 34 Monaten an. Umgerechnet auf die Laufzeit bedeutet dieses Angebot eine Erhöhung von durchschnittlich 1,18 Prozent pro Jahr für die Beschäftigten. Nach Abzug der Inflationsrate bewertet ver.di dies als "Nullnummer".
Martina Grundler: "Die Versicherungsangestellten erwarten von ihren Arbeitgebern, dass sie für ihre gute Arbeit eine entsprechende Anerkennung erhalten und ihnen Respekt entgegengebracht wird. Das vorgelegte Angebot widerspricht den Erwartungen immens." Die Beschäftigten würden mit immer höheren Leistungen und einer Arbeitsverdichtung die Gewinne der Branche erwirtschaften, dafür müssten sie jetzt auch eine Gegenleistung erhalten, so die Gewerkschafterin. Grundler forderte die Arbeitgeber auf, in der nächsten Runde ein deutlich verbessertes verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen.
Neben dem geringen Gehaltsangebot hätte die Arbeitgeberseite zudem Gegenforderungen aufgestellt. Dabei ging es ihnen um die Verlängerung der Höchstdauer bei der Arbeitnehmerüberlassung sowie die Herausnahme der übertariflich bezahlten Angestellten aus der tarifvertraglich geregelten Arbeitszeit. Diese Forderungen lehnt ver.di ausdrücklich ab. "Wir akzeptieren keine Verschlechterungen im Manteltarifvertrag im Austausch gegen ein Gehaltsangebot", betont die Gewerkschafterin.
ver.di fordert eine Erhöhung der Gehälter um 6 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem will ver.di eine neue Wahlmöglichkeit der Beschäftigten bei der Arbeitszeit durchsetzen.
Sie sollen künftig Tariferhöhungen in zusätzliche freie Tage umwandeln können. Daneben stehen in dieser Tarifrunde für ver.di die unbefristete Übernahme der Auszubildenden und ein Rückkehrrecht auf Vollzeit für die heute tätigen Teilzeitbeschäftigten, die nicht unter die neue Brückenteilzeit fallen, auf der Agenda.
Die nächste Verhandlungsrunde findet am 29.11.2019 in München statt.
(Text: ver.di)
Hintergrund ist, dass die neuerliche Offerte durch AMS nur möglich ist, weil das Unternehmen für jedes der Angebote unterschiedliche Tochtergesellschaften eingesetzt hat. Dadurch umgeht AMS die sonst geltende einjährige Sperrfrist nach einem gescheiterten Übernahmeangebot. Die Bafin hatte dies nicht beanstandet. Der Konzernbetriebsrat ist allerdings der Ansicht, dass die Aufsichtsbehörde dies hätte tun können und müssen. Die Bafin kommentierte das Vorgehen des Betriebsrates nicht.
Die Zulassung des Angebots sei «genaugenommen skandalös», kritisiert der Konzernbetriebsrat. «Deutschland macht keine gute Figur, wenn es sich ein solches Vorgehen gefallen lässt», schreiben die Arbeitnehmervertreter. «Jedes andere europäische Land würde in vergleichbarer Situation selbstverständlich eingreifen und das Unternehmen seines Landes und dessen Arbeitnehmerschaft vor unseriösen Machenschaften eines ausländischen Unternehmens schützen.»
Das Vorgehen der Arbeitnehmervertretung ist mit der IG Metall und den Vertretern der Arbeitnehmerschaft im Konzernaufsichtsrat abgestimmt. Die Gewerkschaft und der Betriebsrat von Osram waren schon gegen das erste AMS-Angebot, da sie eine Zerschlagung und einen Stellenabbau befürchtet hatten. Auch jetzt befürchtet der Betriebsrat weiterhin die Zerschlagung. Das erste Angebot von AMS war gescheitert, weil die Mindestannahmeschwelle nicht erreicht wurde. Diese wurde im zweiten Angebotes gesenkt.
(Text: dpa)
Damit gewinne man die nötige Zeit, um das Werk neu auszurichten, das mit seinen mehr als 7000 Beschäftigten komplett am Verbrennungsmotor hänge. «Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden», sagte Gutmann.
Die Vereinbarung schließt betriebsbedingte Kündigungen bis ins Jahr 2026 aus, zudem steckt Bosch nach eigenen Angaben Geld in den Aufbau neuer Bereiche etwa für die Brennstoffzelle. Dafür wird die Arbeitszeit verkürzt. Mitarbeiter mit einer 35-Stunden-Woche arbeiten vom 1. April 2020 an nur noch 32 Stunden und bekommen entsprechend sechs Jahre lang weniger Geld.
Der Wandel der Autobranche hin zur Elektromobilität schlägt bei vielen Zulieferern auf die Auftragslage durch. Viele Unternehmen haben deshalb bereits Stellenstreichungen angekündigt - auch Bosch.
Bosch Bamberg soll nun zu einem Standort für die Produktion von Brennstoffzellen ausgebaut werden. Eine Vorserienfertigung gibt es dort bereits. In Verbrenner wird aber weiter investiert. «Wir können uns nun auf die Industrialisierung der mobilen und stationären Brennstoffzelle konzentrieren und zugleich die Verbrennungstechnologie weiterentwickeln – denn auch die Mobilität der Zukunft kommt ohne den modernen Verbrenner nicht aus», betonte Gutmann.
(Text: dpa)
Zur Begründung verwies das Unternehmen auf die Energiepolitik der Bundesregierung, die zu einem Einbruch des Markts für Windenergie an Land geführt habe. «Die aktuelle Energie- und Klimapolitik gefährdet nicht nur über Jahre aufgebautes Know-how und Arbeitsplätze in unserer Branche, sondern auch den Klimaschutz und die Energiewende insgesamt», sagte Kettwig. Das Marktvolumen habe sich 2019 im Vergleich zum Vorjahr um knapp 90 Prozent reduziert. «Nach Vorlage des Klimaschutzpakets der Bundesregierung wird klar, dass die Probleme für uns sogar noch größer werden.»
Enercon ist einer der größten deutschen Hersteller der Branche. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Konzern angekündigt, sich stärker international auszurichten und in seinen deutschen Werken rund 800 Arbeitsplätze abzubauen. Im ersten Halbjahr 2019 war der Ausbau der Windkraft an Land in Deutschland fast zum Erliegen gekommen. Als Hauptgründe gelten lange Genehmigungsverfahren, zu wenig ausgewiesene Flächen und viele Klagen von Bürgerinitiativen.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte nach einem «Windkraftgipfel» Anfang September zwar ein Maßnahmenprogramm angekündigt, um den Ausbau zu beschleunigen - konkrete Ergebnisse gibt es bisher aber nicht. Der Grünen-Fraktionsvize im Bundestag, Oliver Krischer, machte vor diesem Hintergrund die Energiepolitik der Bundesregierung für den Stellenabbau bei Enercon verantwortlich.
«Während weltweit die Windenergie boomt, bricht in Deutschland die Industrie zusammen», sagte Krischer. «Die Bundesregierung treibt nach der Photovoltaik gerade eine weitere Zukunftsbranche aus den Land.» Altmaier warf er vor, mehr Arbeitsplätze bei der Erneuerbaren Energie vernichtet zu haben als es in der Kohleindustrie überhaupt gebe.
«Es droht ein dramatischer Kahlschlag in der Windindustrie», warnte auch der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Meinhard Geiken. «Für die Region Ostfriesland ist das eine katastrophale Meldung.» Die Industriegewerkschaft mahnte, Enercon sei gerade in schwierigen Zeiten in der Verantwortung für seine Beschäftigten. «Gefordert sind kluge Konzepte, um möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten und die Folgen für die Beschäftigten abzufedern», sagte Geiken.
(Text: dpa)
Der 1967 geborene Mann machte unter anderem Fotos von Tankstellen und Märkten, um sie zur Überprüfung der jeweiligen Warenpräsentation weiterzuleiten - und verdiente in 20 Stunden pro Woche knapp 1800 Euro im Monat. Eine Crowdworking-Plattform hatte ihm den Job vermittelt. Als die Plattform die Zusammenarbeit mit ihm beenden wollte, zog er vor Gericht. Aus seiner Sicht bestand zwischen ihm und der Plattform ein unbefristetes Arbeitsverhältnis. Die beklagte Internetfirma hielt dagegen, der Kläger sei selbstständig und habe als Selbstständiger Aufträge übernommen.
Dieser Argumentation folgte das Arbeitsgericht München in erster Instanz und wies die Klage ab. Dagegen legte der Crowdworker Rechtsmittel ein. Die Entscheidung soll nun am 4. Dezember fallen.
Crowdworking ist für viele ein Ausdruck von Freiheit - dann arbeiten zu können wann und wo man möchte. Niemand werde gezwungen, bestimmte Aufträge anzunehmen, hieß es auch seitens der im Prozess beklagten Plattform. Ihr Anwalt betonte, die App sei eine Art Wühltisch, bei dem sich jeder den Job rauspicken könne, der ihn interessiere.
Bei längerer Inaktivität wird laut Klägerseite jedoch mit der Deaktivierung des Nutzerkontos gedroht. Darin sieht der Kläger eine Sanktionierung, die einer Vertragspflicht ähnlich sei. Außerdem gebe es ein Level-System, das den User dazu verpflichte, «bei der Stange zu bleiben».
Laut dem «Crowdworking Monitor» des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) aus dem Jahr 2018 arbeiten rund 4,8 Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung in Deutschland als Crowdworker. «Und es ist zu erwarten, dass diese Zahl deutlich ansteigen wird», schreibt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in einem aktuellen Positionspapier zum Thema.
Rechtliche Regelungen dazu gibt es zum Leidwesen des DGB allerdings kaum. «Wir brauchen faire Regeln für Plattformarbeit», fordert der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann. «Denn hier wird die Digitalisierung in weiten Teilen missbraucht, um prekäre Arbeit zu organisieren.» Das Problem ist aus seiner Sicht, «dass Plattformarbeiter oft als Selbstständige angeheuert werden, obwohl sie gar nicht unabhängig sind, sondern über Algorithmen gesteuert, überwacht und bewertet werden.»
Mit selbstständiger Arbeit habe Plattformarbeit deshalb oft nichts zu tun. Hoffmann fordert: «Solche Geschäftsmodelle, bei denen Beschäftigte gezielt um Arbeitnehmerrechte und die soziale Absicherung gebracht werden, sollten politisch nicht länger geduldet werden.»
Schon 2016 hieß es in den Beschlüssen des 71. Juristentages: «Crowdwork sollte im Sinne eines Mindestschutzes gesetzlich geregelt werden.» Doch eine Regelung scheint nicht so einfach zu sein: In einem Gutachten für das BMAS - ebenfalls aus dem Jahr 2018 - schreibt der Arbeitsrechts-Professor Frank Bayreuther von der Universität Passau von einem «Dreiecksverhältnis zwischen Crowdsourcer, Plattform und Crowdworker». Die «rechtliche Kategorisierung» sei «außerordentlich schwer» - und bislang auch nur zögerlich in Angriff genommen worden.
Allerdings ist die Arbeitszufriedenheit von Crowdworkern laut «Monitor» des BMAS gar nicht so schlecht. Nur ein Teil von ihnen (23 Prozent) ist unzufrieden mit dem Gehalt. Denn was die Menschen damit verdienen, ist sehr unterschiedlich. Während 40 Prozent mehr als 1000 Euro brutto pro Woche verdienen, bekommt ein Drittel weniger als 100 Euro.
Sozialwissenschaftler vermuten, dass Crowdworker mit niedrigem oder ohne Bildungsabschluss eher kurzfristige, sogenannte Microtasks ausführen. Dazu gehöre die Kategorisierung von Bildern oder auch das Erstellen kurzer Produkttexte, sagt Martin Krzywdzinski vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Höher Qualifizierte sind eher in den Bereichen Beratung, Design oder Programmierung tätig. Gerade in diesem Bereich könnten die Einkommen durchaus auch höher sein, erklärt der Arbeitssoziologe.
Crowdworker sind meist eher jünger als der gesellschaftliche Durchschnitt. Sie sind im Schnitt gut gebildet und leben laut BMAS-Studie oft in Hamburg oder Berlin. Allerdings gibt es auch einen vergleichsweise hohen Anteil, die einen Hauptschul- oder gar keinen Abschluss haben. Für die meisten Crowdworker ist die Plattform-Arbeit nur einer von mehreren Jobs. 34 Prozent Deutschland arbeiten mehr als 30 Stunden pro Woche auf Plattformen, 24 Prozent sogar mehr als 40 Stunden.
(Text: Jennifer Weese und Britta Schultejans, dpa)
Zwischen einzelnen Branchen sowie zwischen Ost und West gibt es allerdings teils deutliche Unterschiede. In Westdeutschland bekommen Tarifbeschäftigte im Schnitt ein Zusatzplus von 2644 Euro, im Osten sind es 2547 Euro.
Betrachtet man die Branchen, können sich Mitarbeiter in der Erdöl- und Erdgasgewinnung auf die höchste Sonderzahlung freuen. Sie bekommen 5780 Euro. Besonders wenig Weihnachtsgeld gibt es in der Landwirtschaft (492 Euro), bei Wach- und Sicherheitsdiensten (510) sowie in der Leiharbeit (318).
Aus Sicht des WSI-Tarifexperten Malte Lübker stehen mit Tarifverträgen die Chancen ausgesprochen gut, das Extra zum Jahresende zu erhalten. «Fast durch die Bank bekommt man mit Tarifverträgen Weihnachtsgeld», sagte der Experte des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung. Es gibt allerdings Ausnahmen: In einigen Branchen, beispielsweise bei Gebäudereinigern, gibt es bislang noch kein tariflich vereinbartes Weihnachtsgeld.
Zudem gelten Tarifverträge längst nicht für alle Arbeitnehmer. Arbeitsmarktforscher sehen seit Jahren eine «schleichende Erosion» der Tarifbindung. Nach jüngsten Daten des Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) arbeiteten im vergangenen Jahr 46 Prozent der Beschäftigten in Betrieben mit einem Branchentarif. Seit 1996 ist den Anteil den Angaben zufolge damit bundesweit um 21 Prozentpunkte gesunken.
Daneben gibt es noch Firmen- und Haustarifverträge. In Westdeutschland galten 2018 für acht Prozent der Beschäftigten solche auf Firmenebene ausgehandelten Regelungen, in Ostdeutschland für elf Prozent. Allerdings gilt dem IAB zufolge selbst in Unternehmen ohne Tarifbindung die jeweilige Branchenvereinbarung oft als Richtschnur für Löhne und Gehälter.
Wenn es ums Weihnachtsgeld geht, scheinen Beschäftigte in nicht-tarifgebundenen Betrieben jedoch schlechtere Karten zu haben. Im vergangenen Jahr bekamen nach einer Online-Befragung des WSI nur 42 Prozent Weihnachtsgeld. In den Betrieben ohne Tarifbindung werde das Weihnachtsgeld oft nur als freiwillige Zahlung geleistet, die unter bestimmten Bedingungen wieder eingestellt werden könne.
Nicht selten steht das Extra unter dem Vorbehalt der Betriebstreue oder erreichter Erfolgsziele. Denn hinter dem Begriff Weihnachtsgeld verbergen sich so unterschiedliche Dinge wie Erfolgs- und Treueprämien, freiwillige Boni ebenso wie tariflich festgeschriebene Entgeltansprüche der Beschäftigten. Die Wiesbadener Statistiker erfassen beispielsweise alle zusätzlichen Jahreszahlungen, die laut Tarifvertrag im November oder Dezember ausgezahlt werden müssen. Ausgewertet wurden 650 Branchen- und Firmentarifverträge.
(Text: Friederike Marx und Christian Ebner, dpa)