In dem Konzern sind in Deutschland betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2025 ausgeschlossen. Um die Stellenzahl zu verringern, setzt das Unternehmen daher auf Abfindungen, Altersteilzeit und Abgänge durch die übliche Fluktuation.
Wie die «Rheinische Post» berichtete, will der Vorstand die Mitarbeiter am Dienstag in einem Brief über die geplante Stellenreduzierung informieren. Demzufolge entfallen 3000 der 4500 Stellen auf sogenannte Querschnittsfunktionen etwa in Verwaltung und IT.
Bayer befindet sich in einer schwierigen Phase. Die Übernahme des US-Konkurrenten Monsanto wurde zum milliardenschweren Kraftakt mit Nebenwirkungen - die Leverkusener müssen sich einer Klagewelle wegen des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat erwehren. Der Konzern hat viele Baustellen, auch das Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln läuft nicht rund. Bayer verkündete als Konsequenz Pläne zum Stellenabbau, um Kosten zu sparen und Arbeitsabläufe effizienter zu machen. (dpa)
«Dieser Abschluss ist einmalig», sagte BVG-Personalvorstand Dirk Schulte. Das Tarifergebnis würdige das vorbildliche Engagement der Mitarbeiter und sende eine positive Botschaft an zukünftige Bewerber.
Vereinbart wurden auch ein höheres Weihnachtsgeld sowie Verbesserungen bei Zulagen und der tariflichen Eingruppierung zahlreicher Tätigkeiten. Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt sprach von einem deutlichen Schritt nach vorn im bundesweiten Vergleich.
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) betreiben die Stadtbusse, Straßenbahnen und U-Bahnen der Hauptstadt und transportieren täglich rund 2,9 Millionen Fahrgäste. Verhandelt wurde über den Mantel- und Entgelttarifvertrag für die 14 500 Beschäftigten der BVG und ihrer Tochter Berlin Transport. Der neue Entgeltvertrag gilt bis Ende 2020. (dpa)
Verdi hatte am Dienstag (2. April) zu bundesweiten Warnstreiks an verschiedenen Tagen im April in mehreren Städten aufgerufen. Am Mittwoch (3. April) hatten Bankmitarbeiter in Hamburg den Auftakt gemacht. Am Freitag (5. April) haben sich einem Verdi-Sprecher zufolge bundesweit etwas mehr als 3000 Bankangestellte an Warnstreiks beteiligt, unter anderem in Berlin, München und Wiesbaden. «Die Teilnehmer bundesweit hätten «deutlich gemacht, dass sie die Forderungen ihrer Gewerkschaft unterstützen», betonte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Christoph Meister.
Nach Angaben des Arbeitgeberverbands des privaten Bankgewerbes (AVG Banken) waren die Auswirkungen für Kunden insgesamt überschaubar. In Berlin blieb zwar jede zweite Sparkassen-Filiale geschlossen. Die Automaten in den sogenannten SB-Räumen stünden aber in der ganzen Stadt wie gewohnt zur Verfügung, sagte ein Sparkassen-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.
Derzeit verhandeln die Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter der privaten und öffentlichen Banken für etwa 200 000 Beschäftigte einen neuen Tarifvertrag. Verdi will unter anderem sechs Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten, mehr Urlaub, kürzere Arbeitszeiten und einen verbindlichen Anspruch auf Weiterbildung durchsetzen. Am 11. April verhandeln die Parteien weiter. (dpa)
Auf viele warte die Arbeitslosigkeit, ist sich der Philosoph Richard David Precht sicher: Die Digitalisierung werde Millionen Arbeitsplätze verschwinden lassen. Selbst IT-Jobs seien bedroht, sagt er am Mittwoch auf der Hannover Messe. Er gehe davon aus, dass Roboter sich künftig selbst programmierten. Dann würden Millionen IT-Jobs entfallen. Das gelte auch für den Beruf des Bürokaufmanns, in dem in Deutschland rund 7,2 Millionen Menschen arbeiteten. Er spricht von einfachen Tätigkeiten, die Roboter übernähmen. Da schließt er den Bürokaufmann ein: den Job zu lernen traue er sich in drei Monaten zu.
Schon vor Jahren hatte das Weltwirtschaftsforum in Davos düstere Zukunftsszenarien entworfen. Global würden bis 2020 rund fünf Millionen Jobs wegen der Digitalisierung wegfallen. Auch wenn die Ergebnisse sich im Detail unterscheiden: viele andere Studien stellen ganz ähnliche Szenarien in Aussicht.
Aber ist es so sicher, dass die Digitalisierung Jobs vernichtet? Siemens-Personalchefin Janina Kugel betont: «Weder Menschen noch Maschinen können die Zukunft voraussagen.» IG-Metall-Vize Christiane Benner erklärt: «Es wird natürlich keine Massenentlassungen geben, aber ich glaube, es wird einen fundamentalen Wandel bei der Art der Beschäftigung geben.» Vorausschauende Maßnahmen könne es nur geben, wenn «wir heute die Entwicklungen der nächsten Jahre abschätzen können». Was aber laut Janina Kugel - siehe oben - schwierig ist.
Wie sieht es bei einem Konzern wie Volkswagen aus? «Man muss Geld verdienen, um in die Zukunft zu investieren», sagt Betriebsratschef Bernd Osterloh. Und: Wegen der Elektromobilität und der weniger aufwendigen Fertigung werde ein Drittel weniger Mitarbeiter gebraucht: «Wir werden weniger Beschäftigte haben.»
Osterloh erinnert an das «Zukunftspakt» genannte Sparpaket, mit dem weltweit 30 000 Stellen gestrichen werden und zugleich 9000 neue Jobs dank Zukunftstechnologien entstehen sollen. Im Gegenzug handelte der Betriebsrat eine Beschäftigungssicherung für die Belegschaft und den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen aus. Im Gespräch sind neue Einsparungen, jüngst hatte VW bekanntgegeben, bis zu 7000 Stellen könnten gestrichen werden - wegen der Digitalisierung. Laut Osterloh war der Vorstand nicht in der Lage, die Größenordnung zu erläutern.
Der Betriebsratschef betont, nötig sei Arbeit, die so viel Geld bringe, um das Leben gestalten zu können: «Ich brauche kein Recht auf Arbeit, sondern auf ein anständiges Leben.» Amerikanische Verhältnisse und die Notwendigkeit, drei Jobs zu haben, um leben zu können, wolle er nicht. Aber nicht nur die Digitalisierung bedrohe VW - wenn künftig ein Viertel von jährlich zehn Millionen Autos des Konzerns batterie-elektrisch angetrieben sein solle, dann würden die Preise für die Rohstoffe der Akkus nicht sinken, sondern steigen. Ganz zu schweigen von der Verfügbarkeit der Rohstoffe, die oft unter menschenunwürdigen Bedingungen geschürft werden: «Dann werden seltene Erden ganz selten.» Precht sieht das Wasserstoffauto vorn.
IG-Metall-Vize Benner sagt: «Der entscheidende Schlüssel für eine erfolgreiche Digitalisierung der Industrie ist Mitbestimmung und die Beteiligung der Beschäftigten. Das Einbinden nimmt auch Ängste vor Veränderungen.» Benner spricht denn auch von Qualifizierung, Volkswagen will die Beschäftigten zu Software-Experten weiterbilden und Precht gar das «Bildungssystem revolutionieren».
Warum das? Schulen bereiteten heute «genau auf die Jobs vor, die jetzt wegfallen», erklärt er. Zukunft haben aus seiner Sicht vor allem IT-Spitzenkräfte, Dienstleister und das Handwerk: «Es gibt viele Handwerksarbeiten, die wir nicht ersetzen können. Eine Heizung reparieren kann kein Roboter.» Klar sei: es werde gleichzeitig einen enormen Arbeitskräftemangel und Millionen von Arbeitslosen geben.
Precht sieht auch die Sozialsysteme, etwa die Rente, wegen der demografischen Entwicklung und der künftig immer geringeren Zahl an Einzahlern, als bedroht an. «Maschinen zahlen nicht in die sozialen Systeme ein.» Seine Lösung: das bedingungslose Grundeinkommen. Denn wer die Menschen an der geldwerten Arbeit messe, die sie leisten, produziere am Ende Verlierer.
(Text: Sonja Wurtscheid und Thomas Strünkelnberg, dpa)
Die rasante Überalterung der Gesellschaft, die in der vor Deutschland drittgrößten Volkswirtschaft der Welt so schnell verläuft wie in keinem anderen Industrieland, zwingt das asiatische Inselreich, sich für mehr ausländische Arbeitsmigranten zu öffnen - wenn auch nur einen Spalt breit. Denn anders als Deutschland scheut Japan, das stolz auf seine homogene Gesellschaft ist, eine umfassende Immigration, obwohl die Bevölkerung - und damit auch die Zahl der Arbeitskräfte - schrumpft.
Seit Montag (1. April) gelten in Japan zwei neue Visatypen. Der erste soll Ausländer mit einfachen Japanischkenntnisse und gewissen Jobkenntnissen anlocken. Sie können bis zu fünf Jahre bleiben, Familienmitglieder dürfen jedoch nicht mitgebracht werden. Über die kommenden fünf Jahre sollen rund 345 000 Personen auf diese Weise ins Land geholt werden. Die 14 Branchen, die davon profitieren sollen - darunter der Bau- und Agrarsektor, Gastronomie sowie die Altenpflege - schätzen den Bedarf jedoch auf mehr als eine Million Personen.
Ein anderes Visum gilt für Ausländer mit höherer Bildung, Spezialkenntnissen und reichlich Arbeitserfahrung. Nur sie haben die Aussicht auf eine langfristige Arbeitserlaubnis und dürfen auch ihre Familie nach Japan holen. Die Wirtschaft begrüßt die Reform angesichts des bereits spürbaren Arbeitskräftemangels am Bau, im Handel oder in der Gastronomie. Doch Ökonomen in Tokio sprechen von einem Tropfen auf dem heißen Stein.
Zwar gelang es der rechtskonservativen Regierung bislang, die Beschäftigung zu stabilisieren, indem mehr Frauen in den Arbeitsmarkt integriert und ältere Japaner länger beschäftigt werden. Zudem konzentriert sich die Wirtschaft sehr stark auf Digitalisierung und Steigerung der Effizienz. Restaurants und selbst manche der bislang 24 Stunden geöffneten «Kombini»-Nachbarschaftsmärkte verkürzen ihre Öffnungszeiten, einige experimentieren auch mit automatischen Kassen.
Doch Digitalisierung und Automatisierung reicht inzwischen bei weitem nicht mehr aus. Ohne ausländische Gastarbeiter geht es auch in Japan nicht mehr.
Die Fragen, die in Japan diskutiert werden, sind der Debatte in Deutschland nicht unähnlich. Auch Deutschland hat durch die gestiegene Lebenserwartung und die stagnierende Geburtenrate ein Demografie-Problem. Von den rund 82 Millionen Menschen, die in Deutschland leben, waren zuletzt nur etwa 16 Prozent Kinder und Jugendliche. Dennoch ist Deutschlands Ausgangslage völlig anders.
Während der Anteil von Ausländern in Japan bei gerade rund zwei Prozent liegt und auch kaum Flüchtlinge aufgenommen werden, sind Arbeitsmigration und der Zuzug von Flüchtlingen in Deutschland seit Jahrzehnten Realität - vor allem im Westen. Das hat dazu geführt, dass in Westdeutschland inzwischen gut jeder Vierte einen Migrationshintergrund hat. In Ostdeutschland ist es jeder Fünfzehnte.
Zwar können sich Arbeitnehmer aus anderen EU-Staaten ohne große Formalitäten in Deutschland einen Job suchen. Doch mit Rezeptionistinnen aus Spanien und Maurern aus Polen alleine kann der Fachkräftemangel in vielen Branchen nicht behoben werden. Laut einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit waren 2018 im Jahresdurchschnitt 183 874 Stellen in Mangelberufen nicht besetzt. Es fehlt unter anderem an Krankenpflegern, Klempnern und IT-Fachkräften.
Das Bundeskabinett hat deshalb im vergangenen Dezember einen Entwurf für ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz beschlossen. Er soll Menschen, die nicht Akademiker sind, aber eine Berufsausbildung abgeschlossen haben, den Weg nach Deutschland ebnen. Der Entwurf hängt allerdings in der Warteschleife, weil die Union die Beratung im Bundestag erst beginnen will, wenn sie sich mit der SPD auch über Maßnahmen für eine bessere Durchsetzung der Ausreisepflicht geeinigt hat.
Ähnlich wie in Japan stellt sich hier jedoch das Problem, eine ausgewogene Mischung und überhaupt geeignete Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern zu finden. Denn in vielen außereuropäischen Ländern gibt es keine formale Ausbildung, was den Nachweis der Qualifikation schwierig macht. Gerade Handwerker lernen ihren Beruf dort meist nach dem Prinzip «Learning by Doing» und müssen daher während der Antragsphase sorgfältig ausgewählt und nach der Ankunft zusätzlich ausgebildet werden.
Experten in Deutschland wie in Japan halten die jeweiligen Immigrationsgesetze für unzureichend. «Statt Einwanderungspolitik wird Gastarbeiterpolitik betrieben, die nur in sehr geringem Umfang erfolgreich sein kann», meint Martin Schulz, Ökonom beim Fujitsu Research Institute in Tokio. Das kulturell abgeschlossene Japan scheue sich vor den Herausforderungen, die eine Öffnung für richtige Einwanderung mit sich bringen würde. Dazu gehört auch die Angst vor mehr Kriminalität in einem Land, das bislang als eines der sichersten der Welt gilt.
Zudem mangelt es laut Experten an Details zum Gesetz. Auch seien die Arbeits- und Lebensbedingungen für Gastarbeiter noch ungewiss. Die Opposition verweist dabei auf die Ausbeutung von Ausländern, die über ein Praktikumsprogramm, das Japan seit 1993 Schwellenländern anbietet, bereits im Land sind. In der Realität werden diese «Trainees» laut Anwälten von japanischen Firmen oft als billige Arbeitskräfte in Fabriken ausgebeutet und leben isoliert von der Gesellschaft. Kritiker warnen, dass sich diese Probleme durch die zusätzliche Aufnahme von Hunderttausenden Gastarbeitern wiederholen. (Text: Anne-Béatrice Clasmann und Lars Nicolaysen, dpa)
Die Notwendigkeit zum Personalabbau ergebe sich aus steigender Effizienz und wegfallenden Aufgaben, weil die Bank sich aus Geschäftsfeldern zurückgezogen habe und die komplizierte Ländergarantie nicht mehr zu verwalten sei. Besonders betroffen ist den Angaben zufolge der Standort Kiel, wo von mehr als 600 nur noch 235 Stellen übrig bleiben sollen. In Hamburg bleiben entsprechend ungefähr 720 Stellen. Ein Sozialplan und Interessenausgleich mit dem Betriebsrat seien unterzeichnet worden. Die Bank lasse sich diesen Teil der Restrukturierung rund 200 Millionen Euro kosten.
Bis Mitte 2021 sollen der Umbau der Bank und der Personalabbau abgeschlossen sein. Dann wird das Kreditinstitut in den Kreis der privaten Banken aufgenommen, auch mit ihrer Einlagensicherung. Ziel sei «eine ganz normale Bank». Für 2020 erwarte der Vorstand ein gutes Neugeschäft und ein positives Ergebnis.
Die HSH Nordbank war nach jahrelangen Krisen auf Druck der EU-Kommission an US-amerikanische Investoren verkauft worden. Die erste Bilanz der neuen Bank HCOB weist ein positives Ergebnis vor Steuern von 97 Millionen Euro aus und ist kaum mit dem Vorjahr vergleichbar. Es ist eigentlich die letzte Bilanz der HSH Nordbank, die Ende November 2018 an die neuen Eigentümer übergeben wurde. (dpa)
Im Januar hatte Karstadt angekündigt, im Zuge der Kaufhaus-Fusion insgesamt rund 2600 Vollzeitstellen abbauen zu wollen, davon 1600 in den Filialen. In seinem derzeitigen Zustand sei der Kaufhof «langfristig nicht überlebensfähig», sagte Konzernchef Stephan Fanderl damals.
Nutzenberger verlangte von der Führung des Handelsriesen erneut ein nachhaltiges Zukunftskonzept. «Zurzeit hat man aber eher den Eindruck, dass das neue Unternehmen Galeria Kaufhof Karstadt kaputt gespart und die Existenzgrundlage von zigtausend Beschäftigten ruiniert werden soll», kritisierte sie. Man werbe mit mehr Beratung in den Filialen, streiche aber gleichzeitig Hunderte Stellen. «Das ist eine Sackgasse», sagte Nutzenberger. (dpa)
Ab 2020 erhalten alle Beschäftigten eine zusätzliche tarifliche Vergütung in Höhe von 1000 Euro, die jeweils zum 31. Juli ausgezahlt wird. Die Arbeitnehmer könnten diese Vergütung in freie Tage umwandeln, teilte die IG Metall weiter mit. Es seien bis zu fünf freie Tage möglich. Der Tarifvertrag läuft bis zum 28. Februar 2021.
Beide Seiten werteten die Einigung als schwierigen, aber vertretbaren Kompromiss. «Wir haben in den letzten drei Monaten und auch in den letzten 16 Stunden hart miteinander gerungen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen», betonte IG Metall-Verhandlungsführer Knut Giesler.
«Diese Tarifrunde war außergewöhnlich komplex und wurde dementsprechend intensiv geführt. Insbesondere die Forderung nach einem in Freizeit umwandelbaren Zusatzentgelt hat uns vor eine Zerreißprobe gestellt», erklärte Christian Büttner, Geschäftsführer im Arbeitgeberverband Stahl.
Ursprünglich hatte die IG Metall für die etwa 72 000 Stahlkocher in NRW, Niedersachsen und Bremen sechs Prozent mehr Geld gefordert. Die Arbeitgeber hatten eine Erhöhung von 2,5 Prozent bei einer Laufzeit von 27 Monaten angeboten.
Die Gewerkschaft hatte mit Warnstreiks versucht, den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen. Am vergangenen Montag legten erstmals Beschäftigte an allen Stahlstandorten am gleichen Tag die Arbeit nieder. Der Verhandlungsführer der Gewerkschaft hatte die Arbeitgeber danach aufgefordert, ein deutlich verbessertes Angebot vorzulegen. (dpa)
Die Gewerkschaft Verdi will aktiv gegen einen möglichen drastischen Arbeitsplatzabbau im Fall eines Zusammenschlusses der beiden führen deutschen Privatbanken eintreten. «Dass da einfach zugeguckt wird, davon kann niemand ernsthaft ausgehen», sagte Verdi-Chef Frank Bsirske. Es sei damit zu rechnen, dass bis zu 30 000 Arbeitsplätze dort «im Feuer» stehen: «Wir werden das sehr kritisch begleiten, und das auch mit unseren Möglichkeiten in den Aufsichtsgremien in der Deutschen Bank und der Commerzbank.» Ende 2018 beschäftigten beide Institute zusammen gut 133 000 Vollzeitkräfte.
Das Finanzministerium ist nach Angaben eines Sprechers nicht an den Fusionsgesprächen beteiligt. Man nehme die Gespräche zur Kenntnis, man begleite sie aber nicht, sagte Sprecher Steffen Hebestreit.
Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und sein Staatssekretär, der ehemalige Goldman-Sachs-Deutschlandchef Jörg Kukies, werben seit Monaten für starke deutsche Banken. Zuletzt hatte es Medienberichte gegeben, Scholz und Kukies hätten die Bankchefs Christian Sewing und Martin Zielke gedrängt, ein Zusammengehen zu prüfen - idealerweise vor der Europawahl Ende Mai. Hebestreit sagte: «Ich habe keinen Druck wahrgenommen seitens des Bundesministeriums der Finanzen.»
Zu den Gesprächen zwischen beiden Instituten wollte Scholz bei einer Konferenz in Berlin keine Stellung beziehen. «Es sind private Banken, sie treffen ihre eigenen Entscheidungen», sagte er. Grundsätzlich sieht Scholz auch große Banken durch EU-Regeln gut abgesichert.
Die Fusionsgespräche zwischen Deutscher Bank und Commerzbank beflügelten am Montag die Fantasie von Börsianern. Auch wenn ein Zusammenschluss in den Sternen steht, legten die Aktienkurse der Großbanken und der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS deutlich zu.
Für die im Leitindex Dax gelisteten Aktien der Deutschen Bank ging es bis zum Handelsschluss um 4,2 Prozent nach oben. Die Papiere der Commerzbank gewannen im MDax der mittelgroßen Werte mehr als 7 Prozent hinzu. Für die Aktien der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS ging es sogar um 9 Prozent nach oben. An den Märkten wird spekuliert, dass die Deutsche Bank ihre Mehrheit an der DWS versilbern könnte, um eine Übernahme der Commerzbank zu finanzieren.
Ob die Euphorie der Börsianer gerechtfertigt ist, könnte sich in einigen Wochen zeigen. Dem Vernehmen nach soll spätestens vor den Hauptversammlungen der Banken am 22. und 23. Mai klar sein, ob die Verhandlungen weitergehen - oder das Thema «Deutsche Commerz» zu den Akten gelegt wird.
Beide Banken hatten am Sonntag nach monatelangen Spekulationen angekündigt, dass sie Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss aufnehmen. Sie betonten jedoch, dass eine Fusion keine ausgemachte Sache sei. Am Donnerstag treffen sich getrennt voneinander auch die Aufsichtsräte beider Konzerne. Diese Termine stehen schon länger fest. Trotzdem dürfte das Fusionsthema zur Sprache kommen.
Befürworter des Zusammenschlusses glauben, dass die Banken nur gemeinsam stark genug wären, um sich gegenüber der weltweiten Konkurrenz zu behaupten. An der Börse ist die Deutsche Bank - Deutschlands größtes Geldhaus - aktuell gerade noch gut 16 Milliarden Euro wert, die Commerzbank rund 9 Milliarden Euro (Stand 15.3.2019). In der Weltspitze spielen die beiden größten börsennotierten deutschen Banken damit nicht mehr mit. Nach Einschätzung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie ist eine Fusion nur dann zielführend, wenn dadurch eine stärkere Institution entsteht.
Aus Sicht des Chefs der Monopolkommission, Achim Wambach, deutet Einiges darauf hin, dass die Kartellbehörden den Zusammenschluss, gegebenenfalls unter Auflagen freigeben. Durch die Fusion entstehe aber «möglicherweise eine neue Bedrohung für die Finanzwelt, nämlich durch einen Anstieg des Systemrisikos», sagte Wambach, dessen Kommission die Bundesregierung berät, der «Rheinischen Post». (dpa)
Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) legte laut Marburger Bund in der dritten Verhandlungsrunde am frühen Morgen ein Angebot vor, ohne den Ärzten in entscheidenden Punkten entgegenzukommen. Der Marburger Bund fordert fünf Prozent mehr Geld sowie Begrenzungen von Bereitschaftsdiensten. In Aussicht gestellt worden sei nur eine Gehaltserhöhung von 1,4 Prozent für 2019 und 0,83 für 2020, so der Marburger Bund in einer Mitteilung.
Die VKA stellt dies völlig anders dar. «Die Arbeitgeberseite hat in einem ersten Angebot eine Entgelterhöhung von 5,4 Prozent vorgelegt.» Darüber hinaus seien maßgebliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen angeboten worden.
Ein Hauptstreitpunkt ist die rechtliche Absicherung der Tarifverträge des Marburger Bunds. Die Gewerkschaft warf der VKA vor, sich einer rechtsverbindlichen Vereinbarung für so eine Absicherung zu verweigern. «Besonders empörend ist es, dass die Arbeitgeber das Recht der Mitglieder des Marburger Bundes auf eigenständige Tarifverhandlungen bestreiten und die dauerhafte Existenz des Ärztetarifvertrages in Frage stellen», sagte Rolf Lübke, Verhandlungsführer des Marburger Bundes.
VKA-Hauptgeschäftsführer Klaus Klapproth sagte hingegen: «Wir haben dem Marburger Bund angeboten, dessen alleinige Zuständigkeit für die Krankenhausärzte rechtssicher zu vereinbaren.»
Hintergrund ist das 2015 beschlossene Tarifeinheitsgesetz, nach dem in einem Betrieb nur der Abschluss der Gewerkschaft mit den meisten Mitgliedern gelten soll. Der Marburger Bund betonte, mit der Gewerkschaft Verdi habe man sich längst verständigt, dass der Tarifvertrag der jeweils anderen Gewerkschaft nicht verdrängt werden soll. Auch Verdi hat viele Mitglieder in den Kliniken, in denen auch der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst zur Anwendung kommt.
Beim Marburger Bund fürchtet man, dass mit der VKA erstmals Arbeitgeber vor Gericht die Feststellung der Gewerkschaftsmehrheit beantragen könnten. Die VKA hingegen versicherte, der Marburger Bund sei für sie die zuständige Gewerkschaft für die Krankenhausärzte.
Wie es weitergeht, wollen die kleine Tarifkommission der Ärztegewerkschaft an diesem Donnerstag und ihre große Tarifkommission an diesem Samstag beraten. Warnstreiks oder eine Urabstimmung und Streiks sind somit nicht ausgeschlossen. Die VKA fordert den Marburger Bund auf, umgehend an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
2006 war der Marburger Bund teils fast täglich in den Schlagzeilen, als die Klinikärzte mit einem Streik für mehr Geld und bessere Bedingungen kämpften. Es war der erste Ärztestreik in Deutschland seit Jahrzehnten.