„Skandal im öffentlichen Auftrag“

Anlässlich des heutigen (12. Februar) 100-jährigen Bestehens der Volkshochschulen fordert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) eine höhere Bezahlung, soziale Absicherung sowie gesetzlich verbriefte Rechte auf Mitbestimmung für VHS-Dozentinnen und Dozenten. Lehrende, die 35 Jahre vollbeschäftigt für die VHS gearbeitet haben, kommen auf eine Rente von maximal rund 600 Euro.
„Skandal im öffentlichen Auftrag“
Bild: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

100 Jahre Volkshochschulen seien eigentlich ein Grund zum Feiern, stellt ver.di-Bundesvorstandsmitglied Ute Kittel fest. Doch: „Die Arbeitsbedingungen an den Volkshochschulen sind ein Skandal im öffentlichen Auftrag. Lehrende können jederzeit Verdienst einbüßen oder ganz ohne Arbeit dastehen. Obwohl sie im Dauereinsatz für die VHS sind, erhalten viele nur Honorarverträge für wenige Wochen. Bei Krankheit oder in Elternzeit gibt es kein Recht auf Weiterbeschäftigung und wenn die Arbeit weg ist, dann gibt es kein Arbeitslosengeld. Selbst in den besser bezahlten Integrationskursen bleiben vollbeschäftigten Lehrkräften nach Abzügen nur etwa 1.600 Euro zum Leben und nach 35 Arbeitsjahren eine Rente von nicht mehr als 600 Euro. Der öffentliche Dienst muss seine freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sozial besser absichern.“

Volkshochschulen sind profilierte Einrichtungen der Erwachsenenbildung und ein Teil des öffentlichen Dienstes. In ihnen unterrichten hochqualifizierte Dozentinnen und Dozenten. Sie geben Integrationskurse, IT-Schulungen, unterrichten Fremdsprachen, vermitteln politische und künstlerische Bildung oder leisten etwa eine nachholende Grundbildung in Schreiben und Rechnen.
Die Lehrenden werden bundesweit fast immer freiberuflich beschäftigt, arbeiten aber meist ausschließlich für die VHS und müssen von diesen Aufträgen leben.

In Berlin fordert ver.di mit der VHS-Dozent/innen-Vertretung für die ca. 750 vollbeschäftigten Lehrkräfte als bundesweites Pilotprojekt einen Tarifvertrag (http://tinyurl.com/y6afrctu ). Eine tarifvertragliche Regelung für arbeitnehmerähnliche VHS-Lehrkräfte hatte die rot-rot-grüne Berliner Landesregierung bereits im Regierungsprogramm 2017 in Aussicht gestellt. Doch der Senat sperrt sich bis heute, Verhandlungen aufzunehmen. (Text: ver.di)

Reallöhne um 1,0 Prozent gestiegen

Die Arbeitnehmer in Deutschland haben auch im vergangenen Jahr vom wirtschaftlichen Daueraufschwung profitiert. Ihre Gehälter legten nach Abzug der Preissteigerungen im Durchschnitt um 1,0 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt auf der Grundlage vorläufiger Zahlen am Donnerstag (7. Februar) in Wiesbaden berichtete.
Reallöhne um 1,0 Prozent gestiegen
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Die hohen nominalen Lohnsteigerungen von 3,0 Prozent wurden von den ebenfalls stärker gestiegenen Verbraucherpreisen (plus 1,9 Prozent) zum großen Teil aufgefressen. Höhere Lohnsteigerungen hatte es zuletzt im Jahr 2011 gegeben, die Preissteigerungen waren im Jahr 2012 das letzte Mal kräftiger gewesen.

Im vergangenen Jahr wurde mit einer Reallohnsteigerung von 1,0 Prozent das Mittel der vergangenen zehn Jahre von 1,1 Prozent knapp verfehlt. 2017 hatten die Reallöhne nur 0,8 Prozent zugelegt. Lediglich im Jahr 2013 hatte es einen leicht negativen Wert gegeben. Zu Beginn des Jahrtausends hatten die Arbeitnehmer hingegen regelmäßig Reallohnverluste hinnehmen müssen.

In einer bereits veröffentlichten Langfristbetrachtung zeigt sich, dass Ostdeutschland bei den Löhnen etwas aufgeholt hat. Dort stiegen die Bruttolöhne im Zeitraum zwischen 2007 und 2017 mit 31,4 Prozent schneller als im Westen mit 25,2 Prozent. Auch konnten Frauen etwas höhere Gehaltszuwächse (plus 28,1 Prozent) realisieren als Männer (plus 24,6 Prozent). Die Verbraucherpreise legten in dieser Periode laut Bundesamt nur um 13,7 Prozent zu. Es bleibt aber wegen der unterschiedlichen Ausgangswerte bei deutlichen Einkommensunterschieden: Ohne Sonderzahlungen kam ein ostdeutscher Vollzeitbeschäftigter im dritten Quartal 2018 monatlich auf 3173 Euro brutto verglichen mit 4013 Euro im Westen. (dpa)

Aus für Germania

Die Berliner Fluggesellschaft Germania hat Insolvenz beantragt und ihren Flugbetrieb eingestellt. Wie das Unternehmen in der Nacht mitteilte, sind die Germania Fluggesellschaft GmbH und ihr Schwesterunternehmen für technische Dienstleistungen, die Germania Technik Brandenburg GmbH, sowie die Germania Flugdienste GmbH betroffen. Der Geschäftsbetrieb der Schweizer Germania Flug AG und der Bulgarian Eagle geht dagegen weiter.
Aus für Germania
Bild: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Geschäftsführer Karsten Balke begründete den Schritt damit, dass es nicht gelungen sei, Finanzierungsbemühungen zur Deckung eines kurzzeitigen Liquiditätsbedarfs erfolgreich zum Abschluss zu bringen. «Wir bedauern sehr, dass uns als Konsequenz daraus keine andere Möglichkeit als die der Insolvenzantragstellung blieb», erklärte Balke laut Mitteilung. Er bedauerte die Auswirkungen des Schrittes für die Mitarbeiter, die ihr Bestes für einen zuverlässigen Flugbetrieb gegeben hätten, auch in den zuletzt angespannten Wochen. Die betroffenen Fluggäste bat Balke um Entschuldigung.

Passagiere, die ihren Germania-Flug im Rahmen einer Pauschalreise gebucht haben, sollen sich laut Mitteilung direkt an ihren Reiseveranstalter wenden, um eine Ersatzbeförderung zu erhalten. Darauf habe aber laut Gesetzeslage keinen Anspruch, wer sein Flugticket direkt bei Germania gekauft habe.

Anfang Januar waren die finanziellen Schwierigkeiten bei Germania bekannt geworden. Der Flugbetrieb ging jedoch zunächst planmäßig weiter. Zwischenzeitlich hatte das Unternehmen von erfolgreichen Finanzierungsverhandlungen gesprochen. Ende Januar wurde aber bekannt, dass es bei der Auszahlung der Januar-Gehälter an die Mitarbeiter Verzögerungen gibt. Die Airline begründet den finanziellen Engpass mit massiven Steigerungen der Kerosinpreise und mit einer «außergewöhnlich hohen Anzahl technischer Serviceleistungen an der Flotte».

Noch am gestrigen Montag (4. Februar) hatte es einen Bericht über eine Investorengruppe aus Nordrhein-Westfalen gegeben, der hoffen ließ. Die «Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung» berichtete unter Verweis auf eigene Informationen, dass eine Gruppe unter der Koordination von ehemaligen Airline-Managern helfen wolle und kurzfristig einen zweistelligen Millionen-Betrag bereitgestellt werden solle. Zu der Gruppe solle auch der frühere Air Berlin-Chef Joachim Hunold gehören. Germania wollte zu dem Bericht keine Stellung nehmen. In der Nacht folgte dann die Mitteilung, dass vor dem Amtsgericht Berlin-Charlottenburg Insolvenz für die genannten Firmen beantragt worden sei.

Germania ist eine deutsche Fluggesellschaft mit einer mehr als 30-jährigen Geschichte. Sie wurde 1986 gegründet, seit 2009 ist Berlin der Firmensitz. Auf der Kurz- und Mittelstrecke beförderte die Airline mehr als vier Millionen Passagiere pro Jahr zu mehr als 60 Zielen innerhalb Europas, nach Nordafrika sowie in den Nahen und Mittleren Osten. Zusammen mit der Schweizer Germania Flugbetrieb AG und der Bulgarian Eagle betrieb Germania zuletzt 37 Flugzeuge.

Erst Ende Oktober 2017 hatte die damals zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin ihre Flugbetrieb eingestellt, rund 8000 Mitarbeiter waren betroffen. Im Herbst 2018 ging die Charterfluggesellschaft Small Planet Airlines mit Sitz in Berlin in die Insolvenz. (dpa)

1400 Stahlkocher legen die Arbeit nieder

Im Tarifkonflikt der nordwestdeutschen Stahlindustrie haben am heutigen Dienstag rund 1400 Beschäftigte die Arbeit vorübergehend niedergelegt. Betroffen waren nach Angaben der IG Metall neun Betriebe von ThyssenKrupp und ArcelorMittal in Duisburg, Bochum und Kreuztal. Die Aktionen sollen bis zur vierten Verhandlungsrunde am 18. Februar nahezu täglich fortgesetzt werden, kündigte ein IG Metall-Sprecher an.
1400 Stahlkocher legen die Arbeit nieder
Bild: Christoph Reichwein/dpa

Auch am morgigen Mittwoch sind wieder rund 1000 Stahlkocher in Duisburg und Remscheid zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Die Aktionen sollen mit Schwerpunkt bislang in Nordrhein-Westfalen in den kommenden Tagen auch auf Betriebe in Niedersachsen und Bremen ausgeweitet werden.

Hauptstreitpunkt bei den Tarifverhandlungen ist die Forderung der Gewerkschaft nach Einführung eines Urlaubsgelds von 1800 Euro, das in freie Tage umgewandelt werden kann. Außerdem fordert die IG Metall für die rund 72 000 Beschäftigten der nordwestdeutschen Stahlindustrie in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen sechs Prozent mehr Geld. Die Arbeitgeber haben noch kein Angebot vorgelegt.

In dem Tarifbezirk wird für die große Mehrheit der deutschen Stahlkocher verhandelt. Separate Gespräche werden jeweils im Saarland sowie für die Beschäftigten im Osten Deutschlands geführt. (dpa)

Osram streicht Hunderte Stellen

Nach einem überaus schwachen Jahresauftakt will der Lichtkonzern Osram Kosten senken und 300 Arbeitsplätze am Standort Regensburg abbauen. Zusätzlich müssen 200 Zeitarbeiter gehen, sagte ein Sprecher am 24. Januar. Zuvor hatte die «Mittelbayerische Zeitung» darüber berichtet. Der Stellenabbau solle so weit möglich sozialverträglich geschehen. Derzeit arbeiten in Regensburg rund 2800 Stammbeschäftigte sowie rund 250 Zeitarbeiter.
Osram streicht Hunderte Stellen
Bild: dpa

In der Nacht zuvor hatte Osram heftige Umsatzeinbrüche im ersten Quartal vermeldet. Allein in der wichtigen Sparte der optischen Halbleiter waren die Erträge um 16,9 Prozent zurückgegangen. In Regensburg werden ausschließlich Produkte aus diesem Geschäftsbereich - etwa LED, Laserdioden oder Infrarot-LED - gefertigt. Insgesamt setzte Osram in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres 828 Millionen Euro um - 15 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Mit dem Stellenabbau macht Osram einen großen Teil der Ausbaumaßnahmen der vergangenen Jahre wieder rückgängig. Allein am Standort Regensburg waren innerhalb von drei Jahren 800 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt worden.

Der Münchner Lichtkonzern leidet besonders unter der Krise der Autoindustrie, die auch den Handelsstreits zwischen China und den USA zu spüren bekommt. Rund die Hälfte des Umsatzes macht Osram im Auto-Bereich «und wurde daher rasch und hart von dieser Entwicklung getroffen», wie der Sprecher sagte. Hinzu kommen Absatzschwächen bei Smartphones, deren Hersteller für Osram ebenfalls wichtige Abnehmer sind. (dpa)

Mittel zur Weiterbildung von Arbeitslosen

Mehr als ein Viertel der Mittel für die berufliche Weiterbildung und Unterstützung von Arbeitslosen bleibt in Deutschland ungenutzt. Von 3,93 Milliarden Euro, die die Arbeitsagentur im vergangenen Jahr Beziehern von Arbeitslosengeld I dafür bereitstellte, blieben 1,09 Milliarden übrig. Das geht aus einer Antwort der Bundesagentur für Arbeit (BA) auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Damit blieb so viel Geld für diesen Bereich ungenutzt wie seit Jahren nicht.
Mittel zur Weiterbildung von Arbeitslosen
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2014 waren es laut BA noch 1,02 Milliarden Euro für entsprechende Maßnahmen für Arbeitslose, die ungenutzt blieben. Der jährliche Betrag sank bis 2016 auf 0,69 Milliarden und stieg dann wieder an. Neben beruflicher Weiterbildung werden mit den zur Verfügung stehenden Geldern auch andere Eingliederungsmaßnahmen finanziert.

Regional variieren die Werte stark: Während in Sachsen 2018 nur 13 Prozent der zur Verfügung stehenden Mittel übrig blieben, waren es in Niedersachsen und Bremen 30 Prozent. Die ungenutzten Gelder fließen in die Rücklagen der Behörde, um nach Angaben eines Sprechers «in konjunkturell schlechteren Zeiten handlungsfähig zu sein».

Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken-Bundestagsfraktion, Sabine Zimmermann, sagte der dpa: «Aus persönlichen Gesprächen weiß ich, dass sich viele erwerbslose Menschen von den Arbeitsagenturen mehr Unterstützung wünschen, wie zum Beispiel eine Weiterbildung, diese ihnen aber verwehrt wird.» Sie forderte die Arbeitsagentur auf, das Geld künftig besser auszuschöpfen.

Die Bundesagentur für Arbeit wies Zimmermanns Vorwurf zurück. «Die rückläufigen Ausgaben spiegeln die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt wider. Sinkende Arbeitslosigkeit und steigende Beschäftigung wirken entlastend auf den Haushalt», sagte ein Sprecher. Die Auslastung des Budgets sage nichts über die Qualität der Leistungen aus. «Wir wollen jeden unterstützen, der sich weiterbildet.»

Der CDU-Arbeitsmarktpolitiker Kai Whittaker sagte der dpa, das zeige, dass mit Geld allein keine Probleme gelöst würden. «Ich sehe mich in meiner generellen Forderung bestätigt, dass es mehr Personal braucht, damit die Arbeitslosen besser begleitet werden können», sagte der Bundestagsabgeordnete. «Ich erwarte, dass das Bundesarbeitsministerium bei der Bundesagentur für Arbeit Druck macht, das Qualifizierungschancengesetz so zu nutzen, dass auch Personal eingestellt wird.» Durch Anfang des Jahres in Kraft getretene Qualifizierungschancengesetz sollen Beschäftigte mehr Chancen auf Weiterbildung erhalten.

Der sozialpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Pascal Kober, fügte hinzu: «Es ist zu prüfen, ob Prozesse der Beratung und Vermittlung qualitativ verbessert werden können, um insbesondere den Übergang in Hartz IV zu verhindern.» Andernfalls müsse der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung gesenkt werden, um die Einzahlenden zu entlasten. (dpa)

Filialen bleiben, Mitarbeiter gehen

Ein massiver Stellenabbau beim Kaufhof, aber erst einmal keine Filialschließungen: So will Konzernchef Stephan Fanderl den Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof zum Erfolg machen. Der neue Warenhausriese kündigte am Freitag (25. Januar) den Abbau von rund 2600 Vollzeitstellen an. Die Zahl der betroffenen Mitarbeiter dürfte sogar wesentlich höher sein, da im Handel viele Mitarbeiter nur in Teilzeit arbeiten. Die Gewerkschaft Verdi bezeichnete die Pläne in einer ersten Stellungnahme als «untragbar».
Filialen bleiben, Mitarbeiter gehen
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Konzernchef Fanderl betonte dagegen, harte Einschnitte beim Kaufhof seien unvermeidlich. In seinem derzeitigen Zustand sei das Unternehmen «langfristig nicht überlebensfähig».

Fanderl will die wichtigsten Führungs- und Verwaltungsstrukturen beider Warenhäuser künftig in der bisherigen Karstadt-Zentrale in Essen bündeln. Dabei sollen vorhandene Doppelfunktionen sowie unnötige Hierarchieebenen gestrichen werden. Allein dadurch sollen rund 1000 Vollzeitstellen wegfallen. Weitere 1600 Vollzeitstellen sollen durch eine bessere Organisation in den Filialen gestrichen werden.

Auf Filialschließungen will der Konzern bei seinen Sanierungsbemühungen dagegen zunächst verzichten. Das gelte auch für die Innenstädte, wo sowohl Karstadt als auch Kaufhof vertreten seien. Denn Doppelstandorte böten «besondere Chancen zur Schwerpunktbildung und Differenzierung», betonte das Unternehmen.

Am Standort Köln, bisher der Sitz der Kaufhof-Zentrale, soll ein Kompetenz-Center für Digitalisierung und E-Commerce aufgebaut werden. Außerdem sollen von hier aus das Gastronomie- und Lebensmittelgeschäft sowie das Outlet-Geschäft gesteuert werden.

Doch müssen sich die Mitarbeiter von Kaufhof nicht nur auf einen Stellenabbau einstellen, sondern auch auf Einschnitte bei ihren Gehältern. Um Kosten zu sparen, werde der Kaufhof umgehend aus der Tarifbindung aussteigen, teilte das Unternehmen mit. Man strebe eine individuelle Tariflösung an, die der wirtschaftlichen Notsituation von Kaufhof Rechnung trage, hieße es. Bei Karstadt gilt schon lange ein Sanierungstarifvertrag, der erhebliche Zugeständnisse der Mitarbeiter etwa bei Urlaubs- und Weihnachtsgeld umfasst.

Konzernchef Fanderl steht unter Druck. Er soll aus den beiden schwächelnden Warenhauskonzernen einen auch im Internet-Zeitalter wettbewerbsfähigen Handelsriesen schmieden. Nach Karstadt-Angaben blieb das Weihnachtsgeschäft beim Kaufhof jedoch deutlich unter den Erwartungen. Die Umsätze der Kaufhof-Filialen hätten fast vier Prozent unter dem Vorjahresniveau gelegen. Und auch das Online-Geschäft sei gegen den Markttrend geschrumpft. Bei Karstadt soll das wichtige Weihnachtsgeschäft nach Angaben aus informierten Kreisen ebenfalls nicht gut gelaufen sein.

Die Gewerkschaft Verdi kündigte heftigen Widerstand gegen die Konzernpläne an. «Wir lassen keine Sanierung zu, die ein Gesundstoßen des Konzerns allein auf dem Rücken der Beschäftigten vorsieht», sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Was völlig fehle, sei ein tragfähiges Zukunftskonzept. Stattdessen werde ein Ausstieg aus der Tarifbindung angekündigt. Verdi werde «um die Arbeitsplätze kämpfen», sagte Nutzenberger. Die Tarifkommissionen von Kaufhof und Karstadt würden sich zeitnah treffen und über Aktivitäten beraten.

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker zeigte sich enttäuscht über die Entscheidung für Essen als Sitz der künftigen Konzernzentrale. «Wir hätten uns eine andere Entscheidung gewünscht, die der herausragenden Bedeutung Kölns als Handelsmetropole mit exzellenten Standortbedingungen gerecht wird», sagte die parteilose Politikerin. Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) begrüßte die Entscheidung dagegen.

Die Mehrheit am neuen Gemeinschaftsunternehmen, das in etwa 240 Filialen rund 32 000 Mitarbeiter beschäftigt, hält seit dem Zusammenschluss Ende November vergangenen Jahres der bisherige Karstadt-Eigentümer René Benko. Karstadt hat auch die operative Führung übernommen. Der Kaufhof-Eigentümer Hudson's Bay Company blieb aber als Minderheitseigentümer an Bord. (dpa)

Produktionsstopp im Audi-Stammwerk Ingolstadt

Bei Audi in Ingolstadt stehen die Bänder: Wegen des Streiks im ungarischen Motorenwerk Györ müssen mehr als 10 000 Mitarbeiter von Montag (28. Januar) bis Mittwoch (30. Januar) eine Zwangspause einlegen. Mehrere tausend Autos der Baureihen A3, A4, A5 und Q2 könnten nicht gebaut werden, sagte ein Unternehmenssprecher am Montag. Den betroffenen Beschäftigten schreibt Audi 40 Prozent der Ausfallzeit auf ihrem Zeitkonto gut.
Produktionsstopp im Audi-Stammwerk Ingolstadt
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In Györ werden Benzin-, Diesel- und Elektromotoren gebaut - nicht nur für Audi, sondern auch für andere Marken der VW-Gruppe. Die 12 000 Beschäftigten dort fordern 18 Prozent mehr Lohn und sind in einen einwöchigen Streik getreten. Die IG Metall Bayern unterstützt den Streik und erklärte, die Beschäftigten in Györ erhielten durchschnittlich 1100 Euro brutto im Monat, bei Lebenshaltungskosten wie in Westeuropa.

Direkte Auswirkungen hat der Ausstand bisher nur im Audi-Stammwerk im oberbayerischen Ingolstadt. Im württembergischen Neckarsulm, wo Audi die größeren Modelle bis zum A8 baut, sei die Motorenversorgung noch bis mindestens Mitte der Woche gewährleistet, teilte die VW-Tochter mit. Auch in Brüssel, wo der vollelektrische Audi e-tron gebaut wird, laufe die Produktion gegenwärtig weiter - ebenso wie bei Volkswagen, wie eine VW-Sprecherin sagte. (dpa)

Fraport-Chef kritisiert hohe Tarifforderungen

Im Tarifstreit um die Bezahlung des Sicherheitspersonals an Flughäfen warnt der Airport-Betreiber Fraport vor Stellenabbau nach einem aus seiner Sicht zu hohen Abschluss. «Nun werden Erhöhungen von bis zu knapp 40 Prozent gefordert. Das ist illusorisch», sagte Vorstandschef Stefan Schulte der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».. «Solche Aufschläge werden nur dazu führen, dass es zu mehr Automatisierung kommt. Wenn Lohnerhöhungen zu hoch ausfallen, müssen wir unsere Anstrengungen in diese Richtung intensivieren.»
Fraport-Chef kritisiert hohe Tarifforderungen
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Zugleich dämpfte der Fraport-Chef Erwartungen, dass in diesem Jahr alle Engpässe an den Kontrollen beseitigt sind, die 2018 zu langen Warteschlangen geführt hatten. «Wir sind uns mit allen Beteiligten einig, dass es 2019 besser laufen muss. Und ich bin zuversichtlich, dass uns dies gelingen wird», meinte Schulte. «Fest steht aber: Es wird auch 2019 nicht alles reibungslos funktionieren.»

Am Dienstag, den 15. Januar, waren wegen erneuter Warnstreiks privater Sicherheitskräfte an acht Flughäfen in Deutschland hunderte Verbindungen ausgefallen. Hintergrund sind die bislang ergebnislosen Tarifverhandlungen für rund 23 000 Beschäftigte der Branche. Verdi verlangt für die etwa 15 000 staatlich geprüften Mitarbeiter brutto 20 Euro pro Stunde, der Deutsche Beamtenbund fordert 19,50 Euro.

Bisher sind die Stundenlöhne regional sehr unterschiedlich. In Bayern verdienen staatlich geprüfte Gepäckkontrolleure derzeit 13,93 Euro. Verdi pocht auf deutliche Lohnerhöhungen auch in Ostdeutschland.

Viele Jobs werden vor künstlicher Intelligenz sicher sein

Die Ausbreitung von künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt wird nach Ansicht eines der führenden Experten bei all ihrer Wucht auch viele Jobs verschonen. In den kommenden 15 Jahren würden zwar viele Arbeitsplätze entweder eins zu eins durch Maschinen mit künstlicher Intelligenz besetzt - oder als Folge des strukturellen Wandels diverser Branchen wegfallen, sagte der KI-Forscher Kai-Fu Lee am Sonntag, 20. Januar, auf der Innovationskonferenz DLD in München. «Aber es gibt auch viele Gründe für Hoffnung.»
Viele Jobs werden vor künstlicher Intelligenz sicher sein
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Denn künstliche Intelligenz sei nicht gut in kreativen, strategischen Aufgaben, die Planung oder den Umgang mit Ungewissheit erforderten, betonte Lee. Sie sei eher ein Werkzeug, um auf Datenbasis Aufgaben in einem klar definierten Bereich zu lösen. «Wenn sie kreativ sind und etwas Neues aufbauen - diese Jobs sind sicher, künstliche Intelligenz kann das nicht.» Sicher seien aber auch Arbeitsplätze, in denen Beziehungen zwischen Menschen im Mittelpunkt stünden. Lehrer, Krankenschwestern, Altenpfleger, Ärzte oder Reiseführer - bei solchen Jobs werde es sogar Zuwächse geben. «Denn künstliche Intelligenz kann nicht Vertrauen, Empathie und Mitgefühl im zwischenmenschlichen Umgang vortäuschen.» Außerdem würden im KI-Umfeld auch ganz neue Arbeitsplätze entstehen. Aus diesen Gründen sehe er keine Gefahr von Massenarbeitslosigkeit.

Insgesamt sieht Lee China und die USA in einem Kopf-an-Kopf-Rennen um die Führungsrolle bei künstlicher Intelligenz. Er rechne fest damit, dass chinesische Unternehmen, die heute im Heimatmarkt dominieren, ihre Technologien auch international an den Markt bringen werden, sagte der 57-Jährige, der unter anderem für Apple, Microsoft und Google gearbeitet hatte und jetzt als Investor aktiv ist. Die Gefahr für Europa sei, dass es bei der Dominanz von zwei solch großen Playern, «keine Bronze-Medaille gibt». Dabei sei die KI-Forschung auf dem Kontinent sehr stark - aber wenn es zum Geldverdienen komme, landeten die europäischen Fachleute dann im Silicon Valley. (dpa)

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