Allein in Ludwigsburg sind rund 100 Mitarbeiter von dem Stellenabbau betroffen. Ferner gebe es für das Labor in Weiding mit 85 Beschäftigten keine wirtschaftliche Perspektive, auch weil es in unmittelbarer Nähe kein Nestlé-Werk gebe. Darüber hinaus sollten die Standorte im nordrhein-westfälischen Lüdinghausen und im bayerischen Biessenhofen, in denen Nestlé Maggi beziehungsweise Babynahrung produziert, 2019 neu aufgestellt werden. Man wolle die Kosten in deutschen Werken senken.
Die Produktion von Maggi in Lüdinghausen sei in den vergangenen Jahren «angesichts veränderter Ernährungs- und Konsumgewohnheiten» deutlich geschrumpft, hieß es. In dem Werk streicht Nestlé 95 Stellen, in Biessenhofen sind 100 Menschen betroffen.
Das Unternehmen bietet nun teils Angebote zu Altersteilzeit sowie besondere Abfindungen für ältere Mitarbeiter. In Ludwigsburg und Weiding erhielten zwei Drittel der Beschäftigten betriebsbedingte Kündigungen. Es sei ein «außergewöhnlich gut ausgestatteter Sozialplan» ausgehandelt worden, sagte Ralf Hengels, Personalvorstand von Nestlé Deutschland. Betroffene Mitarbeiter könnten Anfang Februar in eine Transfergesellschaft wechseln. Auf Betriebsversammlungen vor Ort werde es Details, etwa zu Abfindungen, Weiterbildungen und Altersteilzeit, geben.
Nestlé hatte das Aus für das Caro-Werk in Ludwigsburg schon im Sommer angekündigt. Der Konzern leidet darunter, dass die Nachfrage nach Caro, einem aus Getreide hergestellten Ersatzkaffee, sinkt. Das Werk in Ludwigsburg sei bei weitem nicht ausgelastet, teilte Nestlé weiter mit. Caro-Kaffe werde künftig in Portugal produziert.
Bisher wurde Caro-Kaffee ausschließlich in Ludwigsburg hergestellt. Das Werk geht zurück auf eine Kaffee-Manufaktur aus dem Jahr 1828, wo der Kolonialwarenhändler Johann Heinrich Franck als erster im großen Stil den Landkaffee herstellte. Er mischte Gerste, Malz und Roggen mit der Zichorie-Pflanze. Die Marke Caro gibt es seit 1954. Nestlé vertreibt das Getränk seit 1971 weltweit, teils unter anderem Namen.
Mit Ludwigsburg schließt das nächste Kaffee-Werk von Nestlé: Ende 2017 hatte der Konzern schon sein Nescafé-Werk in Mainz dicht gemacht. Hingegen hat der Konzern im Zuge eines europaweiten Effizienzprogramms zuletzt in sein Schokoladenwerk in Hamburg und seine Produktion für Aufbaunahrung in Osthofen nahe Worms investiert. Nestlé beschäftigt insgesamt 10 500 Mitarbeiter in Deutschland. (dpa)
«Viele jungen Leute haben keinen Bock mehr, am Wochenende oder an Feiertagen zu arbeiten», klagt Willi Dahmen aus dem niedersächsischen Celle. Der 66-Jährige mit dem Rauschebart hat sich der Nachwuchsförderung verschrieben. In seinen Seminaren geht es darum, dass Rauchen und Smartphone im Kostüm tabu sind und vor der Bescherung stets ein Lied oder Gedicht verlangt werden sollte. «Ich könnte 30 oder 40 Weihnachtsmänner mehr gebrauchen», sagt der Rentner, der schon im Sommer für Werbeaufnahmen in rotem Mantel mit Bommelmütze und Rentierschlitten posiert.
Arbeitsagenturen und Studentenwerke vermitteln so gut wie keine Weihnachtsmänner mehr. Gleichzeitig ist die Nachfrage zumindest im Raum Berlin diese Saison besonders hoch, wie das Online-Mietportal Erento berichtet. «Viele Familien besinnen sich auf die Tradition, vielleicht gibt es auch wieder mehr Kinder», meint Marketingleiter Tom Sperner. Auch Engel und Christkinder würden gesucht.
Petra Henkert hat sogar einen Aufruf «Berlin sucht 100 Weihnachtsmänner!» gestartet. «Es haben sich Leute gemeldet, die schon immer davon geträumt, sich aber bisher nicht getraut haben», sagt die Chefin eines Weihnachtsbüros in Zeuthen. Einer von ihnen wolle sein Tages-Honorar einer gemeinnützigen Einrichtung spenden.
Die bayerische akademische Personalvermittlung «Jobcafe.de» vermittelt zu 80 Prozent Bischöfe, also Nikoläuse, die in der Regel am 6. Dezember auftreten. «Nur Zugezogene wollen in München einen Weihnachtsmann», sagt Geschäftsführer Jens Wittenberger. Jedes Jahr gebe es gemeinsam mit Partnern kostenlose Auftritte bei bedürftigen Kindern, betont er. Der Service sei leider allerdings langsam am Ende, weil es nur noch zehn Darsteller gebe.
Verbreitet scheint die Weihnachtsmann-Tradition eher in Norddeutschland und in atheistisch geprägten Gegenden. Wer im Osten aufwuchs, mag sich an den Weihnachtsmann erinnern, der von Haus zu Haus oder Wohnung zu Wohnung ging. Den meisten dämmerte dann irgendwann, dass ein Nachbar in dem Kostüm steckt.
«Niemand hat je versucht, die Verbreitung von Nikolaus, Christkind und Weihnachtsmann in deutschen Regionen genau zu erforschen», sagt Thomas Hauschild, Autor des Buches «Weihnachtsmann. Die wahre Geschichte». «Eine Art Witz auf diesem Gebiet ist, dass heute in den katholischen Gebieten oft vom Christkind die Rede ist, obwohl es von Protestanten als Figur gegen den katholischen Nikolaus eingeführt wurde.»
Während in Berlin oder Celle Weihnachtsmänner dringend gesucht werden, ruft das katholische Bonifatiuswerk alljährlich die Aktion «Weihnachtsmannfreie Zone» aus. «Wir haben persönlich nichts gegen diesen gemütlichen und freundlichen Opa in rot-weißer Kleidung, der sicherlich vielen Kindern wichtig ist und auch Freude bereitet», sagt Sprecherin Theresa Meier. «Dennoch fragen wir uns, für welche tiefen Inhalte er steht. Bei Nikolaus ist das klar: für Hilfsbereitschaft, Solidarität und christlichen Glauben.» Das Werk mit Sitz in Paderborn organisiert aus diesem Grund sogar bundesweit Nikolaus-Schulungen. (dpa)
Eine so weitgehende Regelung sei «in der Tariflandschaft bislang einmalig», sagte die Verdi-Vizevorsitzende Andrea Kocsis. Der Generationenvertrag ermögliche es älteren Arbeitnehmern in körperlich anstrengenden Berufen, insbesondere Postboten und Paketzustellern, bis zur Regelaltersgrenze zu arbeiten, betonte die Post.
Schon jetzt arbeiteten rund 4200 tarifliche Mitarbeiter vor Rentenbeginn reduziert weiter, hieß es. Insgesamt hätten sich bereits rund 25 500 Beschäftigte für den Generationenvertrag entschieden und bauten ein Zeitwertkonto auf, aus dem sich später die Altersteilzeit speise. Beschäftigte in Altersteilzeit verdienten insgesamt zwischen 79 und 87 Prozent des letzten Nettogehalts. Die Post hat rund 130 000 Tarifbeschäftigte. (dpa)
Außerdem sollten die Beschäftigten eine Wahloption erhalten, statt Einkommenserhöhungen zusätzliche freie Tage nehmen zu können. Die aktuellen Verträge laufen zum 31. Januar 2019 aus. Ab dann sind auch Streiks möglich.
Die Arbeitgeber lehnen sowohl die Höhe der Gehaltsforderung wie auch die Freizeitoption ab. «Weitere Experimente für noch mehr Arbeitszeitmodelle, mehr Freizeit statt Geld oder noch mehr Altersteilzeit sind ein Sprengsatz für unsere Betriebe in Deutschland», hatte Verhandlungsführer Markus Simon vorab erklärt. Die weltweite Konjunktur kühle sich schneller ab als erwartet, was die exportorientierte Branche bereits hart treffe, argumentiert der Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie. Die Umsätze der Bekleidungsindustrie gingen seit Jahren zurück und nun verzeichneten auch die technischen Textilien keine Steigerungen mehr. (dpa)
Die Gespräche mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) begannen am Morgen in Eisenach, wie eine Unternehmenssprecherin in Berlin bestätigte. «Wir sind in Gesprächen», sagte auch ein Sprecher der GDL. «Wir sind weiter zuversichtlich.»
Zu inhaltlichen Zwischenschritten wollten sich beide Seiten zunächst nicht äußern. Bahn und GDL hoffen erklärtermaßen auf einen Abschluss. Zuletzt fehlte noch eine Verständigung über die Lohnerhöhung. Bahn-Personalvorstand Martin Seiler hatte die Verhandlungen nach dem jüngsten Treffen am Samstag «kurz vor dem Ziel» gesehen.
Am Nachmittag stehen in Berlin dann auch Gespräche mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) an. Die EVG hatte am Montag zu dem bundesweiten Warnstreik aufgerufen, der Millionen Reisende und Pendler getroffen hatte. ICE und Intercitys fuhren für mehrere Stunden nicht, auch viele Regionalzüge standen still.
Die Tarifverhandlungen mit der EVG sind diesmal schwieriger als mit der GDL. Es gebe noch «erhebliche Streitfragen» etwa bei Laufzeit und Prozenten, sagte EVG-Sprecher Uwe Reitz dem WDR. Das Angebot der Bahn sei aus Sicht der Kollegen unzureichend gewesen. Sie hätten aber immer gesagt, einen schnellen Abschluss zu wollen.
Die EVG war wie die GDL mit einer Forderung nach 7,5 Prozent mehr Einkommen in die Tarifrunde eingestiegen. Die Bahn hatte ihr neben einer Einmalzahlung von 500 Euro eine Entgelt-Erhöhung in zwei Stufen angeboten: 2,5 Prozent zum 1. März 2019, weitere 2,6 Prozent zum 1. Januar 2020, bei einer Vertragslaufzeit von 29 Monaten.
Bei der Lokführergewerkschaft GDL droht nicht so schnell ein Arbeitskampf: Die GDL darf wegen einer Vereinbarung erst streiken, wenn eine Schlichtung gescheitert ist. Auch GDL-Chef Claus Weselsky erschien am heutigen Dienstag in Eisenach. Dort tagen auch turnusmäßig Hauptvorstand und Bundestarifkommission der GDL. (dpa)
VC-Tarifexperte Ingolf Schumacher zeigte sich sehr optimistisch, die angestrebte Einigung tatsächlich erreichen zu können. «Ich bin da sehr positiv», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die grundsätzliche Einigung wurde mit Hilfe der beiden Schlichter Stefan Simon und Holger Dahl erreicht. Für das Kabinenpersonal hatte Verdi im November eine ähnliche Grundsatzvereinbarung mit Ryanair getroffen.
Die gut 400 in Deutschland stationierten Piloten hatten vor knapp einem Jahr erstmals gestreikt und im laufenden Jahr noch drei Mal die Arbeit niedergelegt. Nun sollen unter anderem die Grundgehälter deutlich zulasten der variablen Gehaltsbestandteile steigen. Ganz junge Co-Piloten könnten mit einer Verdoppelung ihres Fixgehalts auf 50 000 Euro pro Jahr rechnen, heißt es in Papieren der Tarifkommission. Für Kapitäne soll es um bis zu 33 Prozent auf zunächst 100 000 Euro zulegen. Unter dem Strich gebe es leichte Steigerungen des Gesamtgehalts, die aber nicht näher beziffert wurden, weitere jährliche Steigerungen wurden vereinbart.
Ryanair habe seine Ankündigung bereits umgesetzt, die in Deutschland eingesetzten Piloten selbst anzustellen, sagte Schumacher. Früher hatte es viele prekäre Arbeitsverhältnisse bei Verleihfirmen gegeben. Ab Ende Februar 2019 sollen die Arbeitsverträge auf deutsches Recht umgestellt werden, ab April werde deutsches Steuerrecht angewendet. Wegen der geringeren Steuersätze im Vergleich zu Irland steige damit das Nettogehalt der Piloten.
Auch für den Fall von Stationsschließungen und Versetzungen seien soziale Regelungen gefunden worden, bestätigten beide Seiten. Dies soll auch rückwirkend für die geschlossene Station Bremen und die reduzierte Mannschaft in Weeze am Niederrhein gelten. Auch über die Bildung eines Cockpit-Betriebsrats nach Tarifrecht sei man sich einig, erklärte die VC.
Die insgesamt vier Tarifverträge sollen bis Ende Februar (Gehalt und Mantel) beziehungsweise zum 1. April unter Dach und Fach sein. Bis dahin wird es wegen der vereinbarten Friedenspflicht auch keine weiteren Streiks der hierzulande stationierten Piloten mehr geben.
Ryanair ist der größte Billigflieger Europas. Er fliegt mit seinen einheitlichen Boeing 737-Maschinen mehr als 215 Flughäfen in 37 Ländern an und operiert von 86 Basen in Europa und Nordafrika. Das hochprofitable Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben rund 14 500 Menschen. Im Geschäftsjahr 2017/2018 machten die Iren bei 7,15 Milliarden Euro Umsatz einen Gewinn von 1,45 Milliarden Euro. (dpa)
«Die Spielräume bei den Banken für überfällige Verbesserungen sind vorhanden», erklärte Verdi-Verhandlungsführer Christoph Meister am Freitag in Berlin. Die Institute investierten viel Geld in Digitalisierung und neue Geschäftsmodelle. «Jetzt muss auch etwas für die Beschäftigten getan werden.» Die Gewerkschaft erwarte für den angepeilten Tarifvertrag mit einer Laufzeit von 12 Monaten auch eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 100 Euro pro Monat.
Meister forderte ferner sechs Gesundheits- und Entlastungstage, da der Druck auf die Bankbeschäftigten durch ständige Umstrukturierungen und Filialschließungen stark gestiegen sei. Auch sollten sie die Möglichkeit haben, Gehaltssteigerungen in Freizeit umzuwandeln.
Die Arbeitgeber wiesen die Forderungen als unrealistisch zurück. Die Banken würden weiter von Niedrigzinsen, schärferer Regulierung, verändertem Kundenverhalten und teuren Investitionen in die Digitalisierung erheblich belastet, erklärte der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes. «Eine Gehaltsforderung in dieser Höhe suggeriert, dass sich das Bankgewerbe auf demselben Niveau bewegt wie gut laufende Industriebranchen. Das ist ganz offensichtlich nicht der Fall», sagte Verhandlungsführer Karl von Rohr. Die Wertschöpfung in der Finanzbranche stagniere seit Jahren, zudem sei die Bezahlung in der Branche immer noch weit überdurchschnittlich. «Der Verteilungsspielraum beim Gehalt ist sehr gering.»
Der aktuelle Gehaltstarifvertrag für die privaten und öffentlichen Banken in Deutschland läuft noch bis Ende Januar 2019. (dpa)
So fühlen sich bundesweit 52 Prozent der Beschäftigten sehr oft oder oft bei der Arbeit gehetzt und unter Zeitdruck. Fast jede und jeder Dritte klagt darüber, dass oft verschiedene Anforderung in sie oder ihn gestellt werden, die schwer miteinander zu vereinbaren sind. Zwei von drei Beschäftigten sagen, sie hätten gar keinen oder kaum Einfluss auf die Arbeitsmenge, die sie erledigen müssen. Nur jeder Zweite hat nach eigenen Angaben Einfluss auf die Gestaltung der Arbeitszeit.
Beschäftigte, die sehr oft mit Kundschaft, Patienten, Klienten und anderen Menschen von außerhalb des Betriebs zu tun haben, kommen besondere Umstände dazu - oft besonders anspruchsvolle. Nach eigenen Angaben müssen 38 Prozent von ihnen sehr oft oder oft die eigenen Gefühle bei der Arbeit verbergen. Fast jeder Fünfte muss oft Konflikte oder Streitigkeiten mit den Menschen durchstehen, mit denen er arbeitet. Eine herablassende Behandlung durch andere erlebt mehr als jeder Zehnte sehr oft oder oft. 62 Prozent dieser «interaktiv Beschäftigten» müssen oft mit nicht planbaren Situationen umgehen.
Fast jeder Zehnte mit regem Kundenkontakt muss oft Produkte oder Leistungen anbieten, von denen sie oder er selbst nicht überzeugt ist - im Gastgewerbe sogar 24 Prozent.
Diese Probleme betreffen sehr viele Menschen in Deutschland. Denn 63 Prozent der Beschäftigten arbeiten sehr oft oder oft mit anderen Menschen außerhalb des Betriebs zusammen. Die gute Seite: 74 Prozent dieser Beschäftigten sind der Meinung, dass ihre Arbeit in hohem Maß gesellschaftlich nützlich sei. Unter Beschäftigten mit wenig oder keinem Kundschaftskontakt beträgt der Anteil demgegenüber nur 57 Prozent.
Aber fast vier von fünf dieser «interaktiv Beschäftigten» klagen laut der Befragung darüber, dass die besonderen Anforderungen ihrer Arbeit beim Einkommen gar nicht oder nur in geringem Maße berücksichtigt würden.
Verdi-Chef Frank Bsirske forderte eine bessere Vergütung für die betroffenen Erzieherinnen, Pflegerinnen und Beschäftigten in anderen Dienstleistungsberufen. Der oft dauerhaft hohen Belastung müsse verstärkt der Kampf angesagt werden. Dazu gehörten mehr Personal, eine realistische Leistungssteuerung, Weiterbildung und Coaching sowie Chancen für Regeneration und Erholung.
Mit Blick auf die Beschäftigten insgesamt stellte DGB-Chef Reiner Hoffmann fest: «Psychische Belastungen und Arbeitsstress haben durch den digitalen Wandel zugenommen.» Er forderte: «Dieser Trend muss umgekehrt werden.» Nötig sei eine humane Arbeitsgestaltung, die den Gesundheits- und Arbeitsschutz stärke und die Beschäftigten entlaste.
Die Linke-Fraktionsvize Susanne Ferschl sagte: «Viele Arbeitgeber verweigern ihren Beschäftigten bessere Arbeitsbedingungen.» Trotz guter Wirtschaftslage werde zu wenig Personal eingestellt. Stattdessen würden die Schreibtische der Beschäftigten immer voller. (dpa)
Nach dem überraschenden Rücktritt von Konzernchef Heinrich Hiesinger hatte Kerkhoff als langjähriger Finanzchef nach einer ergebnislosen Kandidatensuche schließlich selbst das Ruder des in die Krise geratenen Unternehmens übernommen. Mit seiner Strategie einer Teilung des Traditionskonzerns in zwei unabhängige börsennotierte Gesellschaften sorgte der neue Chef zunächst einmal für zusätzliche Kosten.
Kerkhoff kündigte durch die Teilung Belastungen im «höheren dreistelligen Millionenbereich» im laufenden Geschäftsjahr 2018/2019 an, das am 30. September 2019 endet. Der bis dahin faktisch vollzogene Schritt soll dann 2020 von der Hauptversammlung endgültig beschlossen werden. Durch die Aufteilung in das Industrie- und Werkstoffgeschäft will Kerkhoff stille Reserven heben und eine Wertsteigerung erzielen.
Kernpunkt ist aber auch die geplante Einbringung des Stahlgeschäfts in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Konkurrenten Tata. Hier haben die Wettbewerbshüter bereits Bedenken angemeldet und eine intensive Prüfung in Aussicht gestellt.
Hinzu kommt ein hohes Risiko von nach Einschätzung des Unternehmens «über 50 Prozent», dass das Bundeskartellamt mögliche Preisabsprachen beim Stahl mit einem Bußgeld ahnden könnte. Damit drohe das Unternehmen von einem möglichen Fehlverhalten aus der Vergangenheit eingeholt zu werden, klagte Kerkhoff. Erst vor wenigen Tagen hatte sich Thyssenkrupp deshalb mit millionenschweren Rückstellungen gegen mögliche Kartellrisiken abgesichert.
«Auch mit den Compliance-Themen ist es aber leider wie bei einem Haus, bei dem früher Pfusch am Bau stattgefunden hat», sagte Kerkhoff. «Verstöße aus der Vergangenheit können einen Jahre später noch einholen.»
Als Problemsparte gilt weiter auch der Anlagenbau, wo etwa bei einigen Großprojekten die Kosten aus dem Ruder gelaufen seien. Bei dem geplanten Abbau von 2000 Jobs liege das Unternehmen im Plan, fast 900 Stellen seien bereits gestrichen worden. Gleichzeitig würden neue Stellen hauptsächlich im Ausland aufgebaut.
Im Thyssenkrupp-Aufsichtsrat bleibt weiterhin ein Posten unbesetzt. Bislang ist es nur gelungen, einen der beiden freien Sitze mit der früheren Bosch-Managerin Martina Merz zu besetzen. Nach Informationen des «Manager Magazins» soll dagegen die erwartete Nominierung von Daimler-Finanzchef Bodo Uebber am Widerstand einiger Aufsichtsratsmitglieder gescheitert sein.
Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ/Donnerstag) berichtete unter Berufung auf das Umfeld des Managers, Uebber stehe für einen Wechsel in das Thyssenkrupp-Kontrollgremium nicht mehr zur Verfügung. Ein Neuanfang sei nicht möglich, wenn es keine Einigkeit im Aufsichtsrat gebe, hieß es. Bei Thyssenkrupp war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Zuvor war darüber spekuliert worden, ob der Manager in einem weiteren Schritt den Vorsitz des Kontrollgremiums übernehmen könnte, nachdem sich der Aufsichtsrat nach zähem Ringen gerade erst auf Bernhard Pellens als Nachfolger von Ulrich Lehner geeinigt hatte. Lehner hatte nach Zwistigkeiten im Aufsichtsrat vor einigen Monaten das Handtuch geworfen.
In den vergangenen Monaten hatte der Konzern gleich zwei Mal die Ergebnisprognose nach unten korrigiert. Der Jahresüberschuss im abgelaufenen Geschäftsjahr schrumpfte um 78 Prozent auf rund 60 Millionen Euro. Während die Sparte Industrial Solutions mit dem schwächelnden Anlagenbau rote Zahlen schrieb, profitierte das Stahlgeschäft von einer guten Konjunktur.
Bei den Auftragseingängen musste der Konzern insgesamt ein leichtes Minus von drei Prozent auf ein Volumen von knapp 42,8 Milliarden Euro verbuchen, während der Umsatz um ein Prozent auf ebenfalls knapp 42,8 Milliarden Euro zurückging. Für das laufende Jahr stellte das Unternehmen jedoch wieder einen deutlich höheren Jahresüberschuss in Aussicht.«Denn auf einer aufgeräumten Baustelle lässt es sich leichter arbeiten», sagte Kerkhoff. (dpa)
Im vergangenen Jahr wurden bundesweit fast 86 000 Fälle von Cyberkriminalität erfasst und damit vier Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die durch den Computerbetrug entstandenen Schäden erhöhten sich von 50,9 Millionen auf 71,4 Millionen Euro. Die Experten gehen jedoch von einer Dunkelziffer von rund 90 Prozent aus, weil nur ein Bruchteil der Straftaten zur Anzeige gebracht wird.
Bei der zweitägigen BKA-Herbsttagung mit dem Titel «Sicherheit in einer offenen und digitalen Gesellschaft» ging es auch um die digitale Zusammenarbeit der Polizeien in Bund und Ländern. Das Bundeskriminalamt baut dazu mit dem Programm «Polizei 2020» eine digitale Plattform für die deutsche Polizei auf. (dpa)