Mit den erhofften Einsparungen will VW sich den finanziellen Spielraum verschaffen, um zusätzliche Milliarden in E-Autos, Digitalisierung und zukünftige Mobilitätsdienste zu investieren. Die bis 2025 geltende Beschäftigungssicherung bekräftigte der Autobauer am gestrigen Mittwoch (13. März) in Wolfsburg bei der Vorlage der neuen Sparpläne aber.
Stellen sollen beim altersbedingten Ausscheiden von Mitarbeitern nicht neu besetzt werden. Betroffen vom Stellenabbau ist nach Angaben des Unternehmens im Wesentlichen die Konzernzentrale in Wolfsburg mit den Verwaltungsbereichen Finanzen, Beschaffung und Personalwesen. Inklusive der technischen Entwicklung beschäftigt VW in indirekten Bereichen rund 54 000 Mitarbeiter.
In den kommenden drei Jahren sieht der bei der Kernmarke fürs Tagesgeschäft zuständige Manager Ralf Brandstätter das Potenzial für wegfallende Stellen insgesamt sogar bei rund 11 000 Jobs. Denn jetzt stehen die geburtenstarken Jahrgänge von Anfang und Mitte der 1960er Jahre kurz vor dem Ruhestand. Aktuell werde aber kein weiterer Personalabbau über die laufenden Streichungen und die neuen Pläne hinaus angepeilt, sagte VW-Personalvorstand Gunnar Kilian.
Betriebsratschef Bernd Osterloh warnte vor einer Zwei-Klassen-Belegschaft. Der Vorstand müsse wissen, dass es bei den Angeboten zur Altersteilzeit keinen Unterschied zwischen Verwaltung und Produktion geben könne, betonte er. Es müsse klar sein, dass bei Volkswagen nur Arbeitsplätze abgebaut würden, wenn die Tätigkeit dahinter tatsächlich wegfalle. «Einer Fremdvergabe werden wir nicht zustimmen», sagte Osterloh. Er kritisierte die Aussagen zu den 5000 bis 7000 Arbeitsplätzen, weil ihm keine Herleitung dieser Größenordnung bekannt sei. «Der Vorstand ist bisher nicht in der Lage, eine Erklärung zu diesen Zahlen zu liefern».
Personalvorstand Kilian sagte, dass es natürlich weiterführende Gespräche mit dem Betriebsrat geben werde, bei denen die Auswirkungen Bereich für Bereich erarbeitet würden. Hintergrund ist, dass VW derzeit Geld in modernere IT-Systeme investiert. Das eröffnet Spielraum für das Management, über Stellenstreichungen Kosten zu sparen. Bereits seit einiger Zeit steht ein weiterer Personalabbau bei der Marke im Raum.
Die niedersächsische Landesregierung wollte zunächst von einer Stellungnahme zu den Maßnahmen absehen. Das Land erwarte zuvor die Vorlage und Diskussion substanzieller und abgestimmter Planungen des Vorstands im Aufsichtsrat, sagte Regierungssprecherin Anke Pörksen. Niedersachsen gehört zu den größten Anteilseignern bei VW und hält 20 Prozent der Stimmrechte im Konzern.
«Wir müssen noch deutlich mehr tun, um die anstehenden Herausforderungen auch in der Zeit nach 2020 zu bewältigen», sagte Brandstätter. Mit der Umsatzrendite - also dem, was vom Umsatz als Betriebsgewinn bleibt - ist VW unzufrieden. «Sie genügt nach wie vor nicht unseren Ansprüchen. Vor allem nicht im Vergleich zum Wettbewerb», sagte Brandstätter. 2022 sollen 6 Prozent vom Umsatz als operativer Gewinn hängen bleiben, 2018 waren es weniger als 4 Prozent.
VW-Konzernchef Diess will vor allem die zuletzt schwächelnden Konzernmarken VW und Audi auf mehr Rendite trimmen. Die Marke Volkswagen etwa will bis 2023 rund 19 Milliarden Euro in Zukunftsthemen stecken - was bei niedrigen Gewinnmargen eng wird.
Im Herbst 2016 hatte VW bei der Marke mit der Arbeitnehmerseite bereits ein großes Sparprogramm verabredet, das bis Ende 2020 läuft. Es sieht den weltweiten Abbau von 30 000 Stellen vor, 23 000 davon in Deutschland. Im Gegenzug sollen 9000 Arbeitsplätze in Zukunftsbereichen wie der Softwareentwicklung neu entstehen. Bisher hat das Unternehmen in diesem Rahmen netto 6300 Stellen abgebaut. Das Programm sollte eine Ergebnisverbesserung von 3,7 Milliarden Euro ab 2020 bringen und die Produktivität der Werke deutlich erhöhen.
Ohnehin steht die Marke auch im Tagesgeschäft nicht ohne Herausforderungen da. In diesem Jahr kommt eine weitere Stufe neuer Abgas- und Verbrauchstestverfahren, die im vergangenen Jahr soviel Ärger machten und Geld gekostet haben. Auch bei der Einführung des neuen Golf 8 läuft nicht alles rund. Für den geplanten Produktionsanlauf des Kassenschlagers vor Ende des Jahres sei noch viel zu tun, sagte Brandstätter.
In der technischen Entwicklung will VW nicht an neuen Jobs sparen, sondern eher aufbauen. 2000 Jobs sollen dort entstehen, wo es um Software und Elektronik geht. Ende des Jahres will VW die Produktion des vollelektrischen ID anlaufen lassen, der der Golf für das Elektrozeitalter werden soll. Auch das Auto soll mit vernetzten Anwendungen glänzen.
Im Falle eines ungeregelten Brexit und möglicher neuer Zölle kündigte VW an, Mehrkosten gegebenenfalls an Kunden weiterzugeben. «Wir müssten dann über höhere Preise sprechen», sagte Brandstätter. Großbritannien ist der zweitwichtigste Absatzmarkt für VW in Europa. Rund 500 000 Wagen lieferte der Konzern vergangenes Jahr dorthin aus. (dpa)
Die Gewerkschaft fordert nach eigenen Angaben unter anderem eine Erhöhung der Entgelte im Monat um 180 Euro bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von einem Jahr. Von der Coca-Cola European Partners Deutschland GmbH hieß es, dass die Arbeitgeberseite bei der dritten Tarifrunde am Dienstag und Mittwoch das Angebot erhöht habe: 90 Euro monatlich mehr für 2019 und im Jahr darauf noch einmal eine Erhöhung um 80 Euro.
Coca-Cola European Partners Deutschland betreut hierzulande die Abfüllung und den Vertrieb der Getränke und beschäftigt rund 8000 Mitarbeiter. Es gibt nach Firmenangaben 16 Produktionsstandorte, darunter im brandenburgischen Genshagen, in Mönchengladbach, Fürstenfeldbruck in Bayern und Hildesheim in Niedersachsen. Hinzu kommen Vertriebsstandorte. Hauptsitz ist Berlin. (dpa)
Die Zahl der Erwerbstätigen nahm im Jahr 2018 um 1,3 Prozent zu und hat mit 44,8 Millionen ebenfalls einen neuen Höchststand erreicht. „Im Jahr 2018 verzeichnen wir die meisten Erwerbstätigen und das höchste Arbeitsvolumen seit der Wiedervereinigung. Die Arbeit geht uns wahrlich nicht aus, auch wenn das oft behauptet wird“, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.
Die durchschnittliche Jahresarbeitszeit der Erwerbstätigen lag 2018 bei 1.363 Stunden und stieg damit um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Selbstständige und mithelfende Familienangehörige waren 2018 durchschnittlich 1.915 Stunden erwerbstätig, beschäftigte Arbeitnehmer 1.287 Stunden.
Vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer arbeiteten 2018 durchschnittlich 1.647 Stunden, teilzeitbeschäftigte Arbeitnehmer 728 Stunden. Die durchschnittliche vereinbarte Wochenarbeitszeit der Vollzeitbeschäftigten betrug 38, die der Teilzeitbeschäftigten 16,7 Stunden.
Die Beschäftigten haben 2018 durchschnittlich zwei Stunden Guthaben auf ihren Arbeitszeitkonten aufgebaut. Sie machten zudem im Durchschnitt 26,5 bezahlte Überstunden und damit 0,2 Stunden weniger als im Vorjahr. Die unbezahlten Überstunden lagen 2018 ebenfalls bei 26,5 Stunden und blieben damit im Vergleich zu 2017 unverändert.
„Die durchschnittliche Arbeitszeit der Beschäftigten stieg 2018 zum einen durch Plusstunden auf den Arbeitszeitkonten, aber auch im Trend durch mehr Vollzeit und weniger Minijobs“, so Arbeitsmarktökonom Weber.
Der Krankenstand lag 2018 mit 4,26 Prozent geringfügig über dem Niveau des Vorjahres (4,25 Prozent). Nach ersten vorläufigen Hochrechnungen ist die Kurzarbeit im Jahr 2018 etwas gesunken. Sie betrug 109.000 Personen nach 113.000 Personen im Vorjahr.
(Text: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB))
Die Streitkräfte sollen von derzeit etwa 180 000 Soldaten bis 2025 auf 203 000 Soldaten wachsen. Fraglich ist langfristig, wie die Bundeswehr neue Posten angesichts des allgemeinen Fachkräftemangels besetzen will. Die Zahl der neu angeworbenen Bundeswehr-Soldaten ist nach Angaben des Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels von Ende Januar auf einen historischen Tiefstand gesunken. Im Wettbewerb um Fachkräfte steht die Bundeswehr in Konkurrenz zur privaten Wirtschaft und Behörden.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen verwies darauf, dass Soldaten im Ernstfall alles für ihr Land gäben. «Das Mindeste, das wir diesen Männern und Frauen schulden, ist, dass sie in ihrem schwierigen Dienst gut abgesichert sind», teilte die CDU-Politikerin mit. «Unsere Soldaten stehen für Demokratie und Freiheit ein. Dafür verdienen sie Wertschätzung, die sich nicht nur, aber auch in handfesten finanziellen Vorteilen ausdrücken darf.»
Das «Gesetz zur nachhaltigen Stärkung der personellen Einsatzbereitschaft der Bundeswehr» sieht nach Angaben des Verteidigungsministeriums einen erweiterten Schutz im Auslandseinsatz vor. Geplant ist zudem eine Verbesserung für im Einsatz geschädigte Soldaten: Die Bundeswehr soll künftig die Kosten übernehmen, wenn Familienangehörige in die Therapie einbezogen werden möchten.
Eine verstärkte Berufsförderung soll Soldaten nach Dienstende den Schritt ins zivile Arbeitsleben erleichtern. Freiwillig Wehrdienstleistende sollen einen höheren Sold bekommen - die Bundeswehr will damit einen finanziellen Anreiz setzen, sich für einen längeren Zeitraum zu verpflichten.
Reservistendienst soll künftig auch in Teilzeit möglich sein - so könnten Reservisten dies mit einer Teilzeit-Tätigkeit im zivilen Berufsleben kombinieren. «Damit profitieren vor allem Dienststellen, die temporär und flexibel mit Personalengpässen umgehen müssen», so das Ministerium. Als Beispiel wird genannt, wenn Personal wegen Elternzeit oder Lehrgängen abwesend ist.
Der Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr begrüßte die geplanten Änderungen. «Die Neuerungen stellen eine deutliche Verbesserung der Attraktivität des Dienstes dar, sowohl für Aktive als auch für Reservisten», teilte Oswin Veith, Präsident des Reservistenverbandes und CDU-Bundestagsabgeordneter, mit.
Der außen- und sicherheitspolitische Sprecher der CSU im Bundestag, Reinhard Brandl, erklärte, im Wettbewerb um die besten Köpfe werde das Gesetz die Bundeswehr helfen, gutes Personal zu gewinnen und zu halten und so die Einsatzbereitschaft zu sichern.
(Text: Carsten Hoffmann, dpa)
Kritik kam von der Opposition. «Die vorgelegten Maßnahmen sind leider nur unzureichendes Stückwerk», erklärte die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Von der Leyen blende die desaströse Materialausstattung aus. «Außerdem brauchen die Soldaten bessere und verlässlichere Zukunftsperspektiven in der Truppe. Aktuell werden sie teils über Jahre im Unklaren gelassen, wie es für sie weitergehen könnte», kritisierte sie.
Die Linke sprach sich grundsätzlich gegen eine personelle Verstärkung der Bundeswehr aus. Von der Leyen wolle «junge Menschen offenbar mit besserer sozialer Absicherung ködern», teilte Verteidigungspolitiker Tobias Pflüger mit. Eine Aufstockung der Bundeswehr lehne seine Partei entschieden ab.
«Das ist das beste Ergebnis im Länderbereich für einen Lohnabschluss seit vielen Jahren», sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft Verdi, Frank Bsirske. Der Verhandlungsführer der Länder, der Berliner Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD), betonte, die lange Laufzeit gebe Planungssicherheit. Am frühen Sonntag gab die Bundestarifkommission der Gewerkschaft Verdi grünes Licht für den Abschluss. Die Kosten für die Länder belaufen sich laut Kollatz auf mehr als sieben Milliarden Euro.
Der Vorsitzende des Beamtenbunds dbb, Ulrich Silberbach, sagte, die Gewerkschaften hofften, damit den demografischen Wandel besser in den Griff zu bekommen. «Wir haben in den letzten Wochen zehntausendfach gestreikt, für unsere Interessen gekämpft.» Betroffen waren unter anderem Kitas, Schulen, Kliniken und Verwaltungen. Das Ergebnis könne sich sehen lassen.
Über die reguläre Lohnerhöhung hinaus bringt die Einigung besonders starke Verbesserungen für Krankenschwestern und -pfleger in den von den Verhandlungen betroffenen Universitätskliniken. Ihre Gehaltstabellen richten sich künftig nach den besseren der Kommunen. Das gilt auch für Erzieherinnen und Erzieher und den Sozialdienst. Kollatz sagte, Gehaltsunterschiede in unterschiedlichen Institutionen würden abgebaut.
Pflegekräfte erhalten zudem 120 Euro monatlich. Auszubildende bekommen zum 1. Januar 2019 und 2020 jeweils 50 Euro mehr. Berufseinsteiger bekommen in zwei Schritten rund 11 Prozent mehr.
Niedersachsens Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU) sprach von einer großen Belastung für den Haushalt. Bei einer angestrebten Übertragung des Ergebnisses auf Beamte und Versorgungsempfänger koste der Abschluss allein sein Land in diesem Jahr voraussichtlich einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag, sagte Hilbers der Deutschen Presse-Agentur. Der Abschluss soll nach dem Willen der Gewerkschaften auf rund 2,3 Millionen Beamte und Versorgungsempfänger übertragen werden.
Der Deutsche Richterbund forderte, den Tarifabschluss ohne Abstriche auf Richter und Staatsanwälte zu übertragen. «Die Justiz hat in den vergangenen Jahren spürbar an Attraktivität eingebüßt, weil die Gehälter für junge Juristen in Unternehmen und Großkanzleien weit enteilt sind», sagte Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn der dpa.
SPD-Chefin Andrea Nahles begrüßte den Tarifabschluss. Davon profitiere die gesamte Gesellschaft. «Wir brauchen gut bezahlte Erzieher, Pflegekräfte und Polizistinnen», twitterte Nahles. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) nannte den Abschluss ein «super Ergebnis». Die Beschäftigten in der Pflege und in den Sozial- und Erzieherberufen leisteten hervorragende Arbeit und hätten das Plus im Geldbeutel redlich verdient. «Soziale Berufe sind es wert, besser bezahlt zu werden als bisher», betonte Giffey.
Abstriche mussten die Gewerkschaften bei der Entgeltordnung hinnehmen. Hier wurden zwar bestimmte Berufsgruppen bessergestellt, aber nicht alle, wie es die Gewerkschaften verlangt hatten. Auch bei den Lehrern konnten nicht alle Vorstellungen durchgesetzt werden. Silberbach sieht nach eigenen Worten auch bei den IT-Fachkräften noch erheblichen Nachholbedarf. Er beklagte, dass die Arbeitgeber hier außertariflich bezahlten. Gefordert hatten die Gewerkschaften sechs Prozent mehr über eine Laufzeit von zwölf Monaten, mindestens aber zusätzlich 200 Euro im Monat. (dpa)
Schon heute können die Beamten von der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) beim Zoll kontrollieren, ob bei Dienstleistungen illegale Beschäftigung oder Schwarzarbeit im Spiel ist. Künftig sollen sie auch Fälle prüfen können, bei denen Leistungen noch nicht erbracht, aber schon geplant worden sind.
Das kann etwa beim «Arbeiterstrich» der Fall sein, wo Menschen sich als Tagelöhner verdingen, laut Ministerium meist für schwere körperliche Arbeiten auf Baustellen oder im Transportgewerbe und weit unter dem Mindestlohn. Schon bei der Anbahnung solcher Arbeitsverhältnisse soll der Zoll eingreifen dürfen - nicht wie bisher erst, wenn er Betroffene auch bei der Arbeit erwischt. Beim Verdacht auf Arbeitsausbeutung, Zwangsarbeit oder Menschenhandel sollen die Beamten die Polizei unterstützen dürfen.
Auch für die tariflich vereinbarten Unterkunftsbedingungen ausländischer Arbeitskräfte gelten greifen künftig gesetzliche Mindeststandards - dass soll «ganz unerträglichen Bedingungen» wie Übernachtungen auf Matratzenlagern ein Ende setzen, wie Scholz sagte. Für die Arbeitsbedingungen von Beschäftigten im Sicherheitsgewerbe soll es schärfere Dokumentationspflichten geben.
Scheinrechnungen und obskure Firmenstrukturen im Baugewerbe sollen den Plänen zufolge ebenfalls verstärkt ein Fall für den Zoll werden. Die Beamten sollen künftig die Telekommunikation Verdächtiger leichter überwachen können und bei Briefkastenfirmen auch dann eingreifen, wenn der konkrete Arbeitsort unklar ist.
EU-Ausländer, die in Deutschland Kindergeld beziehen, sollen vom Zoll in Zukunft stärker daraufhin kontrolliert werden, ob sie auch arbeiten. Im Zweifel könnten die Familienkassen Zahlungen künftig vorläufig einstellen. Die Freizügigkeit innerhalb der Europäischen Union sei an die Erwerbstätigkeit geknüpft, sagte Scholz.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrüßte die Pläne grundsätzlich, nannte sie aber halbherzig und sprach von handwerklichen Fehlern.
Aktuell ist bereits eine Aufstockung des Personals bei der Finanzkontrolle Schwarzarbeit von heute rund 7900 auf mehr als 10 000 Stellen im Jahr 2026 vorgesehen. Nun sollen weitere 3500 Stellen hinzukommen.
Die Gesamtzahl der neu beim Gericht eingegangenen Fälle ist den Angaben nach im vergangenen Jahr zurückgegangen: Von 2032 im Jahr 2017 auf 1852. Das sei ein Grund, weshalb sich die durchschnittliche Dauer von Verfahren auf sieben Monate und 23 Tage verkürzt habe, erklärte die Sprecherin. Von Eingang bis Abschluss verstrich damit etwa ein halber Monat weniger Zeit als im Vorjahr.
Zu den prominenteren Entscheidungen des Gerichts im vergangenen Jahr zählte etwa, dass die Zeit, die Mitarbeiter zum Anziehen und Ausziehen besonders auffälliger Dienstkleidung brauchen, als Arbeitszeit gilt und somit bezahlt werden muss. Auch urteilte das Gericht, dass Gewerkschaften unter bestimmten Bedingungen auf dem Betriebsgelände ihres Tarifgegners streiken dürfen.
Arbeitgeber konnten sich umgekehrt über ein Urteil freuen, dass ihnen grundsätzlich erlaubt, Mitarbeiter mit der Zusage von Prämien vom Streiken abzuhalten. Auch machten es die Richter Arbeitgebern leichter, Videoaufnahmen aus Überwachungskameras als Beweise für Verfehlungen von Mitarbeitern auch vor Gericht zu nutzen. (dpa)
Job-Tandems haben bei SAP eine gewisse Tradition. Selbst die Vorstandsspitze bestand vor Jahren einmal aus zwei Leuten. Jim Hagemann Snabe teilte sich die Aufgabe mit dem heute alleinregierenden Bill McDermott. Snabe schied 2014 aus privaten Gründen aus. Das Beispiel machte dennoch Schule. Seit 2013 lässt SAP grundsätzlich geteilte Verantwortung auf Führungsebene zu. Jetzt plant der Konzern den nächsten Schritt.
«Wir schreiben ab sofort standardmäßig alle Stellen als für Job-Sharing geeignet aus», sagt SAPs Personalchef Cawa Younosi. «Wir haben festgestellt, dass maximale Flexibilität am wichtigsten für unsere Mitarbeiter ist», sagt Younosi. Jobs teilen konnten sich auch schon Mitarbeiter auf niedrigeren Ebenen. «Bislang arbeiten bei SAP in Deutschland fünf oder sechs Tandems», so der Manager. «Das größte Problem war es bislang, einen passenden Partner außerhalb des eigenen Netzwerks zu finden.» Deshalb richtet SAP eine Online-Plattform ein. Wie in einer Partnerbörse sollen sich zwei Mitarbeiter dort über gemeinsame Interessen finden können.
Die Idee ist nicht ganz neu: Bosch beispielsweise hat 2016 eine «Jobconnector» genannte Partnerbörse eingeführt. Rund 1600 Mitarbeiter haben sich dort inzwischen registriert. Wie viele Paare sich dort gefunden haben, weiß man bei Bosch offiziell nicht. Die Modelle reichen aber von einer 50:50-Teilung bis hin zu klassischen Doppelspitzen oder Vollzeitstellen, bei denen ein Prozentsatz in eine geteilte Position eingebracht wird. Damit Übergaben möglich sind, lässt Bosch bei Jobsharing auch 120 Prozent auf einer Stelle zu.
Svenja Müller und Britta Freudenstein arbeiten inzwischen je 70 Prozent. Sie teilen sich ein großes Gebiet im SAP-Vertrieb - Messen und ganztägige Kundenbesuche gehören zum Geschäft. Angst vor der Teilzeitfalle haben sie nicht. SAP bietet seit Jahren befristete Teilzeit an. «Die Teilzeitquote ist bei uns nicht höher als anderswo, aber die Tendenz ist steigend», sagt Personalchef Younosi. Natürlich sei das mit höheren Kosten etwa für Sozialabgaben verbunden. Er rechnet nicht damit, dass Jobsharing sich flächendeckend verbreitet.
Laut einer Untersuchung der Gesellschaft für Konsumforschung GfK und Roland Berger im Auftrag des Bundesfamilienministeriums bietet etwa ein Drittel der deutschen Firmen mit mehr als 15 Mitarbeitern ein solches Modell an. Der Konsumgüterkonzern Beiersdorf etwa zählte zuletzt bundesweit 19 Job-Tandems. Bei Siemens zum Beispiel spielt das Thema noch keine Rolle.
Anders bei der Bahn. Der Konzern stellt derzeit mehr Menschen ein als je zuvor - 20 000 Mitarbeiter werden gesucht. Moderne Arbeitszeitmodelle sind da ein wichtiges Argument. Die beiden Bahn-Managerinnen Carola Garbe und Catherine-Marie Koffnit teilen sich seit gut einem Jahr die Stelle der Personalleiterin des Regionalbereichs Ost bei der DB Netz. Sie arbeiten jeweils 60 Prozent und wechseln sich wochenweise ab. Montag ist Übergabetag.
Widerstände gab es vor allem auf den mittleren Führungsebenen. «Es ist so, dass wir den tradierten Führungskräften einen Spiegel vorgehalten haben», sagt Garbe. Früher sei Verantwortung immer mit langen Arbeitszeiten gleich gesetzt worden. «Das ist nicht das, was wir wollen, wenn wir an Millennials denken», sagt sie. Inzwischen habe ein Umdenken eingesetzt. In ihrem eigenen Team seien die Leute begeistert gewesen. «Besonders Leute um die 30 finden das ein cooles Modell», sagt die Bahn-Personalerin. Nur vereinzelt täten sich Mitarbeiter schwer mit der doppelten Chefin.
Bei der Bahn wird Jobsharing nur Führungskräften angeboten. Auf anderen Ebenen - etwa bei Referenten und Schichtarbeitern sei Teilzeit im Tarifvertrag verankert und müsse nur organisiert werden, erklärt Personalerin Garbe. Ihre Kollegin Koffnit sieht vor allem eine wichtige Grundlage, damit das Modell funktioniert: «Man muss sich vertrauen und Macht abgeben», sagt sie. Koffnit war zuvor die Stellvertreterin ihrer heutigen Tandem-Partnerin. «Zwei Fremde zusammenzubringen, halten wir für schwierig.»
Genau darauf zielt die Software der Firma Tandemploy, die auch SAP für seine Job-Partnerbörse einsetzt. Mitgründerin Jana Tepe sagt: «Die beiden müssen nicht befreundet sein, aber ähnliche Arbeitsweisen haben.» Auch Kommunikationsweisen und Ziele müssten sich gleichen.
Das sehen die beiden SAP-Mitarbeiterinnen ähnlich: «Uns beiden ist der Job wichtig - Überstunden sind für uns selbstverständlich, wenn es sein muss. Das minimiert den Gesprächsaufwand», sagt Svenja Müller. Gleichzeitig gebe es durchaus Unterschiede, sagt ihre Kollegin Britta Freudenstein. «Svenja trifft schnell Entscheidungen, während ich viele Möglichkeiten abwäge. Da ergänzen wir uns gut.»
Sie kann sich gut vorstellen, dass das Modell auch in anderen Situationen funktioniert. «Etwa beim Übergang in den Ruhestand, wenn ein Nachfolger gefunden werden muss.» Wie lange die beiden weitermachen wollen, ist offen und auch, was dann passiert. «Es gibt keine Regeln dafür, wenn ein Tandem nicht mehr existiert», sagt ihre Kollegin Müller. (Text: Annika Grah, dpa)
Das vorgelegte Angebot sei «angesichts der guten Situation in der Stahlindustrie bei weitem nicht ausreichend», erklärte IG-Metall-Verhandlungsführer Knut Giesler. «Aber wir erkennen an, dass die Arbeitgeber grundsätzlich unsere Forderungsstruktur akzeptieren.»
Die IG Metall fordert für die rund 72 000 Stahlkocher in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen sechs Prozent mehr Geld. Im Vorfeld der Verhandlungen hatten rund 14 500 Stahlkocher bei Warnstreiks ihre Arbeit vorübergehend niedergelegt. Weitere Warnstreiks seien auch in den kommenden Tagen nicht ausgeschlossen, hieß es bei der IG Metall. Bereits an diesem Dienstag soll die Tarifkommission der Gewerkschaft zusammenkommen.
Besonders umstritten ist die Forderung der Gewerkschaft nach Einführung eines Urlaubsgelds von 1800 Euro, das auch in freie Tage umgewandelt werden kann. Die Arbeitgeber befürchten dadurch eine Überforderung der Unternehmen. Wenn die Entgeltumwandlung für alle Beschäftigten gelten solle, bedeute dies eine Arbeitszeitverkürzung von 1,5 bis 2 Stunden in der Woche. (dpa)
„Die Arbeitgeber haben es in der Hand, am Verhandlungstisch zu einer Lösung zu kommen“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Donnerstag in Potsdam. „Aber auf die Weigerung der TdL, den Gewerkschaften ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen, kann es nur eine Antwort geben: Wir werden jetzt den Druck erhöhen und unsere Mitglieder in den Schulen, Kitas und Bildungseinrichtungen zu Arbeitsniederlegungen aufrufen.“
Die GEW bekräftigte ihre Forderung nach einer allgemeinen Gehaltssteigerung von sechs Prozent, mindestens aber 200 Euro sowie eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 100 Euro. Überdies fordert die GEW eine Angleichung der Einkommen im Sozial- und Erziehungsdienst an den Verdienst der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst der Kommunen. Dazu kommt die Forderung nach der Eindämmung der ausufernden Befristungspraxis im öffentlichen Dienst und die Einführung der sogenannten Paralleltabelle. Mit der Paralleltabelle soll sichergestellt werden, dass beispielsweise angestellte Lehrkräfte, die jetzt in der Entgeltgruppe E11 eingruppiert sind, während vergleichbare verbeamtete Lehrkräfte A12 erhalten, künftig nach E12 bezahlt werden.
„Besonders bei den beiden für die GEW zentralen Erwartungen zur Paralleltabelle sowie zur Angleichung der Gehälter im Sozial- und Erziehungsdienst der Länder an die Verdienste im kommunalen Dienst mauern die Arbeitgeber weiter“, sagte Tepe. „Jetzt sind die Kolleginnen und Kollegen gefordert, mit bundesweiten Warnstreiks zu zeigen, dass sie mit ihren Gewerkschaften kämpfen.“
Nach Jahren des Sparens und des Personalabbaus macht sich die GEW für deutliche Verbesserungen für den öffentlichen Dienst stark. Tepe: „Die Arbeit im öffentlichen Dienst muss wieder attraktiver werden. Schon jetzt sind viele Einrichtungen nicht mehr in der Lage, freie Stellen zu besetzen, weil sich zu wenige junge Menschen für eine Arbeit im Landesdienst entscheiden.“ Eine spürbare Verbesserung der Einkommen könne hier die nötige Abhilfe schaffen.
Eine weitere Erwartung der GEW ist die „stufengleiche Höhergruppierung“: Wenn Beschäftigte bei veränderten oder anspruchsvoller werdenden Tätigkeiten in eine höhere Entgeltgruppe kommen, sollen sie in die gleiche Erfahrungsstufe erhalten, in der sie in ihrer bisherigen Einkommensgruppe sind. Im öffentlichen Dienst bei Bund und Kommunen ist das bereits tarifvertraglich geregelt, auch bei den Beamtinnen und Beamten verfahren die Länder so. Für die Tarifbeschäftigten weigern sich die Arbeitgeber aber bislang, eine entsprechende Vereinbarung zu treffen. Dadurch kann für Beschäftigte die paradoxe Situation entstehen, dass sie nach einem Tätigkeitswechsel zwar höher eingruppiert werden, aber trotzdem weniger verdienen als vorher.
Info: Die Gewerkschaften verhandeln in Potsdam für rund eine Million Beschäftigte im öffentlichen Dienst der Länder. Bei der GEW sind das insbesondere angestellte Lehrerinnen und Lehrer, Landesbeschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst sowie Beschäftigte an Hochschulen.
Die dritte und voraussichtlich letzte Verhandlungsrunde findet vom 28. Februar bis 2. März in Potsdam statt. (Text: GEW)