«Wir brauchen große Ansiedlungen von Unternehmen», sagte Vassiliadis. Die Flächen dafür seien ausreichend vorhanden. «Ich möchte geklärt wissen, was eigentlich einen privaten Investor motivieren soll, dort zu investieren. Es sind weitaus mehr Anreize nötig als nur Fördergelder.» Notwendig seien konkrete Beschäftigungsperspektiven für die betroffenen Regionen. Braunkohle, deren Klimabilanz besonders schlecht ist, wird in Deutschland in großen Tagebauen abgebaut, unter anderem in der Lausitz und im Rheinland.
Das Bundeskabinett soll am Mittwoch die Kommission «Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung» einsetzen. Vertreten sind neben der Politik auch Industrie- und Umweltverbände sowie Gewerkschaften - auch Vassiliadis. Das Gremium soll bis Ende Oktober einen Plan vorlegen, wie der Strukturwandel in den Braunkohleregionen gestaltet und finanziert werden kann. Bis Dezember sollen Vorschläge vorliegen, wie Deutschland möglichst nah an sein Klimaschutzziel für das Jahr 2020 rankommen kann. Umweltverbände fordern einen schnellen Kohleausstieg.
Der Zeitplan sei «sehr sportlich», sagte Vassiliadis. «Ich finde es aber gut und richtig, dass die Kommission nicht mit der Frage des Ausstiegs aus der Kohle beginnen will - sondern dass wir uns zunächst die Frage stellen, was das eigentlich für die Energieversorgung und die betroffenen Regionen bedeuten würde», sagte Vassiliadis.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sprach von einer schweren Aufgabe der Kommission: «Sie muss einen Ausgleich zwischen politischen Klimazielen und der Zukunft strukturschwacher Regionen finden sowie zugleich eine sichere Stromversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen für ganz Deutschland sicherstellen», sagte BDI-Präsident Dieter Kempf der Deutschen Presse-Agentur. «Es wäre fatal, wenn sich die Kommission allein auf einen symbolpolitischen Ausstieg aus der Kohleverstromung fixieren würde.» Deutschland müsse rasch in einen «ganzheitlichen Pfad der klimafreundlichen Modernisierung unserer Volkswirtschaft einsteigen, statt aus einzelnen Technologien auszusteigen».
In der Kommission geht es auch darum, das erwartete Verfehlen der Klimaziele für das Jahr 2020 möglichst klein zu halten. Die IG BCE hatte bereits deutlich gemacht, dass für sie die Klimaschutzziele 2030 und 2050 entscheidend seien. «Zu deren Erreichung brauchen wir aber kein politisch gesetztes Ausstiegsdatum, weil der Pfad für ein Auslaufen der Kohleverstromung längst vorgezeichnet ist», sagte Vassiliadis. «Es werden von interessierter Seite Kampagnen geführt, die suggerieren: Wenn wir in Deutschland am 31.12. dieses oder jenen Jahres aus der Kohle ausstiegen, dann würden sofort die weltweiten Klimaziele erreicht. Das ist absurd.»
Die Naturschutzorganisation WWF kündigte an, die Kommission konstruktiv zu begleiten. «Klar ist: Ihr Ergebnis muss einen fairen Beitrag des Stromsektors zum Pariser Klimaziel liefern, sonst ist es nicht zustimmungsfähig», sagte der Leiter Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland, Michael Schäfer. «Dafür darf die deutsche Energiewirtschaft von 2015 bis 2100 nur noch vier Milliarden Tonnen CO2 ausstoßen. Mit den schwachen Vorgaben aus dem Einsetzungsbeschluss könnte diese Menge schon bis 2030 aufgebraucht werden.»
Den Deutschen ist einer Umfrage im Auftrag mehrerer Ökostrom-Anbieter zufolge die Sicherung von Arbeitsplätzen in den Kohleregionen besonders wichtig. 74 Prozent gaben in einer repräsentativen Emnid-Umfrage an, dass die Kommission darauf ihren Schwerpunkt legen solle. Fast ebenso viele (72 Prozent) nannten den Ausbau erneuerbarer Energien als wichtiges Projekt des Gremiums, Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele wollten 64 Prozent als einen Schwerpunkt sehen. (dpa)
Die Deutschen sind ein fußballbegeistertes Volk – besonders zu großen Turnieren wie der Weltmeisterschaft. Bis zu 35 Millionen Zuschauer verfolgten 2014 allein in Deutschland das Finale im Fernsehen. Einen Monat steht auch in diesem Sommer alles ganz im Zeichen des Fußballs. In der Vorrunde finden einige Spiele bereits während der Arbeitszeit um 16 Uhr statt. Für viele Arbeitnehmer ist es selbstverständlich, dass sie diese Spiele im Fernsehen, Radio oder auch im Internet live am Arbeitsplatz verfolgen. Doch wie sieht es arbeitsrechtlich aus? Dürfen Mitarbeiter für dieses Event ihre Arbeit unterbrechen? „Das dürfen sie nicht“, stellt Prof. Dr. Michael Fuhlrott eindeutig klar. „Weder für die Fußball-WM noch für andere Sportereignisse dürfen Mitarbeiter ihre Arbeit unterbrechen, um die Spiele zu verfolgen. Es sei denn, dies wurde ausdrücklich vom Arbeitgeber genehmigt.“ Der Arbeitgeber sei zudem dazu berechtigt, das Einschalten des Radios zu untersagen, auch wenn die Mitarbeiter parallel weiterarbeiten könnten. Dies trotzdem zu machen, sei zwar kein Grund für eine Kündigung, wohl aber für eine Abmahnung. Auch ein Anspruch auf Urlaub oder Freistellung besteht nicht: „Wollen alle Arbeitnehmer das Finale sehen und dafür einen Urlaubstag einreichen, so wird der Arbeitgeber anordnen dürfen, dass eine gewisse Mindestbesetzung weiterhin im Betrieb bleibt.“ Nach Siegen der Nationalelf wird häufig lange und ausgiebig gefeiert. Hier gilt: Alkoholisiert am Arbeitsplatz zu erscheinen, ist ebenfalls ein Grund für eine Abmahnung, in gravierenden Fällen sogar für eine Kündigung. „Um ein gutes Betriebsklima zu schaffen, sollte der Arbeitgeber allerdings während der WM auch mal ein Auge zudrücken,“ so der Jurist. „Gefährdet man weder die eigene Sicherheit noch die anderer, kann im Einzelfall auch in der Mittagspause ein Glas Bier oder Sekt erlaubt sein.“ Wichtig sei aber, so der Arbeitsrechtler Fuhlrott, dass man sich vorher dazu abstimme. Denn dann könne das gemeinsame Fiebern und Feiern auch integrativ wirken und das Betriebsklima stärken, wenn der Arbeitgeber etwa zum gemeinsamen WM-Spiel-Schauen einlädt und vielleicht sogar noch Würstchen und Bier stellt. (Text: Hochschule Fresenius )
Opel-Chef Michael Lohscheller sowie die Vertreter von Betriebsrat und IG Metall erhielten am Mittwoch bei einer Mitarbeiterveranstaltung am Stammsitz Rüsselsheim kräftigen Applaus für den in zwei Tagen gefundenen Kompromiss. «Wir sind schon erleichtert. Hoffentlich ist jetzt wirklich mal Ruhe», sagte einer beim Rausgehen.
Lohscheller lobte die Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern und kündigte an: «Wir haben alle unsere Werke wettbewerbsfähig gemacht und können nun die Investitionsentscheidungen auslösen.» Besonders dringend ist das im Werk Eisenach, wo vom kommenden Jahr an der Geländewagen Crossland X den auslaufenden Corsa ersetzen soll. Statt eines zweiten Modells plant Opel dort weiterhin nur die zusätzliche Montage eines Crossland-Hybrid-Modells. Dafür wurde aber der auf Eisenach entfallene Personalabbau auf 450 Leute begrenzt, rund 300 weniger als zunächst geplant.
«Wie der Arbeitgeber die Beschäftigung letztendlich sichert, ob mit ein, zwei oder drei Fahrzeugen, das ist uns egal», erklärt dazu Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug. «Aus diesem Eckpunkte-Papier kommt keiner mehr raus.» Für das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim wurden weitere Projekte benannt wie die Entwicklung der nächsten Generation der 1,6-Liter-Benzinmotoren, die in der gesamten PSA-Flotte eingebaut werden. Doch ebenso wie für Kaiserslautern müsse der Arbeitgeber in Rüsselsheim noch nachlegen, verlangen Gewerkschaft und Betriebsrat. Lohscheller sagte Details in naher Zukunft zu.
Mit der weitreichenden Beschäftigungssicherung bis Juli 2023 haben die Partner den Verhandlungsansatz umgedreht. Ursprünglich wollten die Arbeitnehmer mit Opel/PSA die Sanierungsschritte im Detail verabreden, worauf sich die Franzosen aber ganz offenbar nicht eingelassen haben. «Wir haben jetzt keine abschließende Investitions- und Projektliste vereinbart, sondern wir haben gesagt, wenn der Abbau erfolgt ist, ist der Deckel drauf beim Personalabbau», schildert Schäfer-Klug die neue Lage, die den Opel-Stamm von noch rund 15 000 Beschäftigten in Deutschland beruhigen soll.
Die Arbeitnehmer müssen durchaus etwas hergeben: So wird das im Metall-Flächentarif für das kommende Jahr vereinbarte Zusatzgeld bis 2023 ausgesetzt. Neue Tariferhöhungen von 2020 an sollen den Opel-Beschäftigten jeweils erst verzögert zufließen, die genauen Fristen sind aber noch nicht verabredet. Opelaner kennen solche Regelungen bereits aus früheren Sanierungsversuchen.
Der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer nannte den Verzicht auf Tariferhöhungen nachvollziehbar. «Das ist eine gute Lösung auch für die Mitarbeiter.» Ein fertiger Masterplan zur Opel-Sanierung sei aber immer noch nicht erkennbar, hier müsse PSA noch deutlich nachlegen. Größtes Problem für Opel bleibe der schwächelnde Absatz: «Lohscheller braucht einfach mehr Vertriebspower.» Dudenhöffer hatte in der Vergangenheit Opel häufig scharf kritisiert, weil der Hersteller überdurchschnittlich viele Fahrzeuge mit Eigenzulassungen und damit verbundenen Preisnachlässen in den Markt drückte. Es ist aber erklärtes Opel-Ziel, nur noch profitable Geschäfte zu machen.
Auch Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach begrüßte den Kompromiss. Es komme nun darauf an, was Opel daraus mache. Die Marke müsse von ihrem Verlierer-Image wegkommen und profitable Fahrzeuge verkaufen. Grundsätzlich könne die Aufstellung Opels als deutscher Marke im PSA-Konzern gelingen. «Dafür braucht man aber eine vernünftige Produktionsbasis in Deutschland, sonst wird das Versprechen des deutschen Engineerings schnell hohl.»
Hessens schwarz-grüne Landesregierung zeigte sich erleichtert. Es sei wichtig, dass die Wettbewerbsfähigkeit von Opel gesichert bleibe und die Beschäftigten und ihre Familien eine verlässliche Perspektive hätten, betonten Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne). Das Entwicklungszentrum Rüsselsheim müsse weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) hätte sich eine bessere Auslastung und breitere Aufstellung des Eisenacher Werkes gewünscht. (dpa)
Der Vorjahresstand wurde im Mai um 182 000 unterschritten. Die Arbeitslosenquote sank wie schon im April um 0,2 Punkte auf 5,1 Prozent und kratzt damit an der Fünf-Prozent-Hürde. Ob sie im Juni geknackt werden könnte? «Wir bemühen uns», sagte der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele. Im Herbst könne das vielleicht gelingen.
Scheele rechnet für die kommenden Monate nicht mehr mit ähnlich stark sinkenden Arbeitslosenzahlen wie im Vorjahr. «Es kann tatsächlich sein, dass sich auf einem hohen Niveau der Konjunktur etwas einpendelt, das einfach nicht immer weiter durch die Decke gehen kann, wie wir es in den Wintermonaten hatten.» Eine Trendwende sei aber nicht erreicht. «Vielleicht verlangsamt es sich», so der BA-Chef. Das sei auf so einem hohen Niveau kein Wunder.
Auch die Erwartungen der Wirtschaft an das laufende Jahr gehen zurück. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag senkte am Mittwoch überraschend deutlich seine Konjunkturprognose. Der DIHK erwartet nur noch ein Wachstum von 2,2 Prozent, nach zuvor 2,7 Prozent. Vor allem handelspolitische Konflikte wie etwa zwischen den USA und der Europäischen Union (EU) trübten die Exporterwartungen der Unternehmen ein.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) betonte, man müsse sich wappnen für weltwirtschaftliche Ungewissheiten: «Weiterbildung und Qualifikation sind der Schlüssel für Sicherheit am Arbeitsmarkt und Fachkräftesicherung», teilte er mit. Über die positive Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt zeigte er sich erfreut.
Die schlägt sich auch in der Beschäftigungsstatistik nieder: Nach Hochrechnungen des Statistischen Bundesamtes lag die Zahl der Erwerbstätigen im April bei 44,62 Millionen - das ist ein Plus von 35 000 gegenüber dem Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr waren es
592 000 Erwerbstätige mehr.
Der Anstieg gehe allein auf mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zurück, hieß es. Diese hat nach Berechnungen der Bundesagentur vom März saisonbereinigt um 7000 zugenommen. Damit hatten hochgerechnet 32,66 Millionen Männer und Frauen in Deutschland zuletzt einen regulären Job - 725 000 mehr als ein Jahr zuvor.
Schwierig bleibt nach Scheeles Einschätzung insbesondere der Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit. Allerdings seien inzwischen erste Fortschritte erzielt worden. «Wir sind von der Millionengrenze doch signifikant und stabil entfernt. Das ist eine gute Entwicklung.
Im Mai waren laut Bundesagentur 831 000 Menschen ein Jahr oder länger ohne Job. Das sind 79 200 weniger als im Vorjahresmonat. Die weitere Senkung der Langzeitarbeitslosigkeit bleibe eine wichtige und gleichzeitig ausgesprochen anspruchsvolle und schwierige Aufgabe», sagte der Chef der Nürnberger Bundesbehörde. Ein Viertel der Langzeitarbeitslosen sei bereits mehr als vier Jahre ohne Arbeit - «und somit weit weg vom Arbeitsalltag.»
Grundsätzlich gelte fast für alle langzeitarbeitslosen Menschen: «Lange Arbeitslosigkeit ist per se schonmal ein Hemmschuh für den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt.» Hinzu kämen etwa gesundheitliche Probleme oder geringe Qualifikationen. Mehr als die Hälfte der Langzeitarbeitslosen habe keine abgeschlossene Berufsausbildung und komme nur für eine Tätigkeit im Helfer Bereich in Frage, sagte Scheele. Von diesen gebe es aber nur eine begrenzte Anzahl. Insgesamt waren bei der Bundesagentur im Mai rund 793 000 offene Stellen gemeldet, 78 000 mehr als vor einem Jahr.
Zurzeit schaffen laut Scheele etwa 160 000 Menschen pro Jahre den Weg aus der Langzeitarbeitslosigkeit «Ich finde, das ist eigentlich eine ermutigende Zahl», betonte der BA-Chef. Man müsse sich um den Personenkreis aber noch stärker kümmern, um dieses Jahr noch in Richtung 800 000 zu kommen. «Das wäre aus meiner Sicht ein schöner Erfolg.» (dpa)
Demnach gibt es im Westen rückwirkend zum 1. Mai 5,7 Prozent höhere Löhne und Gehälter sowie Einmalzahlungen von insgesamt 1100 Euro. Im Osten beträgt das Plus zunächst 6,6 Prozent, im Juni 2019 kommen weitere 0,8 Prozent hinzu. Die Einmalzahlung beträgt 250 Euro, die Vertragslaufzeit 26 Monate.
«Unsere Mitglieder haben sich mit ihrer Zustimmung nicht leicht getan», sagte Frank Dupré, der Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe. Für viele Bauunternehmen sei der Abschluss kaum zu verkraften. Jedoch habe keiner Streiks riskieren wollen. Aus Sicht des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie ist der Kompromiss alles andere als ein Wunschergebnis. Die lange Laufzeit gebe aber Planungssicherheit. Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hatte schon letzte Woche zugestimmt. (dpa)
Der neue Bank-Chef Christian Sewing hat allerdings bereits drastische Einschnitte im Investmentbanking angekündigt, das zur Bürde für das Frankfurter Geldhaus geworden ist. Hinzu kommt die Fusion der Deutschen Bank mit der Postbank. Auch dabei könnten zahlreiche Stellen wegfallen. In den kommenden vier Jahren sollten jeweils 1500 Mitarbeiter über freiwillige Abfindungsprogramme und natürliche Fluktuation das Unternehmen verlassen, hatte es in Berichten geheißen.
Sewing, der seit Anfang April an der Spitze der Bank steht, hatte nach einem mageren ersten Quartal das Tempo beim Konzernumbau erhöht. «Wir werden den Kurs unserer Bank jetzt ändern. Es gibt keine Zeit zu verlieren», hatte er bei der Präsentation der Zwischenbilanz gesagt. Die Ergebnisse des ersten Quartals erforderten sofortiges Handeln. Der Kern der Bank müsse «neu definiert» werden.
Praktisch alle Chefs der Deutschen Bank seit Ende der 1990er Jahre hatten das Heil im Investmentbanking gesucht. Das Institut sollte im Konzert der globalen Bankkonzerne die erste Geige spielen. Am augenfälligsten wurde das 1999 mit der Milliardenübernahme der Wall-Street-Bank Bankers Trust, womit die Frankfurter mit einem Schlag zu einem der großen Spieler auf dem US-Markt wurden.
Doch inzwischen hat die Deutsche Bank im Investmentbanking Marktanteile verloren, insbesondere an die US-Konkurrenz. Zudem sind die Kosten im Branchenvergleich sehr hoch. In Sewings Umbauplan wird deshalb das US-Handelsgeschäft mit Anleihen und voraussichtlich auch Aktien am heftigsten beschnitten. Mit der Reduzierung des schwierigen US-Geschäfts setzt Sewing eine Forderung namhafter Analysten um.
Sewing, der fast sein ganzes Berufsleben in der Deutschen Bank verbracht hat, war in einer Krisensitzung des Aufsichtsrates am 8. April mit sofortiger Wirkung zum Nachfolger des seit Sommer 2015 amtierenden John Cryan ernannt worden. Die Bank schrieb zuletzt drei Jahre in Folge rote Zahlen - allerdings auch deshalb, weil Cryan teure juristische Altlasten bereinigte. Kritiker hielten dem Briten jedoch vor, beim Konzernumbau zuletzt zu zögerlich agiert zu haben.
Im ersten Quartal verdiente das Geldhaus unter dem Strich 120 Millionen Euro nach 575 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Die Erträge sanken zum Vorjahreszeitraum um fünf Prozent auf knapp 7,0 Milliarden Euro. (dpa)
Schwerpunkt der Razzien war das Rhein-Main-Gebiet. Auch in Hamburg, Bremen und Bayern durchsuchten Ermittler der Finanzkontrolle Schwarzarbeit mehr als 50 Wohnungen und Geschäftsräume. Erfolgreich war zudem der Einsatz von Bargeldspürhunden: In einer Wohnung erschnüffelte ein Spürhund 120 000 Euro, hieß es. Ein Teil des Geldes war zusammen mit einer Schreckschusswaffe in einem Sofa versteckt.
Insgesamt wurden mehr als 160 000 Euro Bargeld sowie zwei Waffen sichergestellt.
In Frankfurt sei der Hauptsitz von zwei beschuldigten Baufirmen durchsucht worden, sagte Stefanie Eisenfeller von der Sonderkommission. Sie hätten Aufträge an Scheinfirmen vergeben. In Maintal durchsuchten die Fahnder nach Informationen von Hit Radio FFH ein großes Hotel, in dem Schwarzarbeiter untergebracht sein sollen sowie ein Wohnhaus, in dem die Hauptbeschuldigten wohnen sollen.
In Nordrhein-Westfalen gab es neben einer Durchsuchung von Geschäftsräumen in Hagen einen größeren Einsatz in Gütersloh. «Eine Spezialeinheit des Zollkriminalamtes hat das Haus eines gewaltbereiten mutmaßlichen Schleusers gestürmt», sagte Eisenfeller. Der Mann sei überwältigt worden. (dpa)
Volkswagen hält gut 75 Prozent der MAN-Aktien und will innerhalb eines Jahres die MAN-Lastwagensparte mit dem VW gehörenden schwedischen Lkw-Hersteller Scania zusammen für einen Börsengang vorbereiten. Auch die Übernahme des US-Lastwagenherstellers Navistar gilt als möglich. Den Bereich Diesel & Turbo, der 15 000 Mitarbeiter beschäftigt und Schiffsmotoren und Kompressoren für die Industrie herstellt, sowie der hochprofitable Gebtriebehersteller Renk sollen abgetrennt und erst einmal in den VW-Konzern eingegliedert werden.
Der Vorstandschef der VW-Lastwagensparte und MAN-Aufsichtsratschef Andreas Renschler teilte der Hauptversammlung nicht mit, dass sein Finanzvorstand Matthias Gründler überraschend zurückgetreten war. Erst nach der Veranstaltung gab er schriftlich bekannt, Gründler ziehe sich aus persönlichen Gründen als Finanzchef zurück.
Deutliche Worte gab es dagegen zur Verkehrs- und Umweltpolitik der Bundesregierung. Sie betreibe «eine nicht ausreichend zukunftsorientierte Politik, die auf die Nachrüstung von Stadtbussen und möglicherweise auch Kommunalfahrzeugen setzt», sagte Drees. Statt mit Fördergeldern alte Dieselfahrzeuge mit hohem Verbrauch länger im Markt zu halten, sollte «die Politik ihre Aktivitäten auf wirklich effektive Maßnahmen» konzentrieren.
Der Bund will zunächst 28 000 Stadtbusse, dann auch Müllfahrzeuge und Krankenwagen nachrüsten. Dafür will Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) den Kommunen 107 Millionen Euro zur Verfügung stellen.
Drees sagte, MAN baue moderne Diesel-, Gas- und Hybridbusse und bringe nächstes Jahr einen Elektrobus auf den Markt. Von der Politik erwarte er, «zügig und koordiniert bei Zukunftsthemen die erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen - mit Förderungen, bei Infrastrukturen und bei Gesetzen».
Schadenersatzforderungen und -klagen von Lkw-Kunden wegen Kartellabsprachen wies Drees als unbegründet zurück. Die EU-Kommission hatte hohe Bußgelder verhängt, weil Daimler, Volvo/Renault, DAF, Iveco, Scania und MAN von 1997 bis 2011 Informationen ausgetauscht haben sollen. Drees sagte, es gebe keinen Anhaltspunkt dafür, dass Kunden einen Schaden erlitten hätten.
Nach langer Durststrecke hat MAN Umsatz und Betriebsergebnis im vergangenen Jahr gesteigert, weil das Lkw-Geschäft in Europa gut lief, die Verluste im südamerikanischen Lkw-Geschäft verkleinert wurden sowie die Schiffsmotoren- und Kompressorensparte in die Gewinnzone zurückkehrte. Die Profitabilität sei aber nicht zufriedenstellend, sagte Drees. Im laufenden Jahr werde sie sogar noch sinken: Bei leicht steigendem Umsatz erwarte er nur ein Ergebnis etwa auf Vorjahresniveau.
VW hat mit MAN einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag geschlossen und zahlt den Aktionären eine fixe Garantiedividende von 3,07 Euro jährlich, bei einem Aktienkurs von knapp unter 100 Euro. MAN beschäftigt in Deutschland rund 31 000 Mitarbeiter, davon 21 000 in Bayern. VW hat den MAN-Beschäftigten eine Standort- und Beschäftigungsgarantie bis zum Jahr 2025 gegeben. (dpa)
Das waren 31 Prozent mehr als der EU-Schnitt von 26,30 Euro. Deutschland lag innerhalb der Europäischen Union (EU) auf Rang sechs. Dänemark hatte mit 43,60 Euro die höchsten Arbeitskosten je Stunde, Bulgarien mit 4,90 Euro die niedrigsten.
Erfasst wurden Arbeitsplätze in der Industrie sowie in wirtschaftlichen Dienstleistungen, also ohne den öffentlichen Dienst.
Besonders hoch waren die Arbeitskosten in der deutschen Industrie. Dort kostete eine Arbeitsstunde durchschnittlich 40,20 Euro. Das waren 49 Prozent mehr als im EU-Schnitt und Rang vier im Europa-Vergleich. Hohe Arbeitskosten können über höhere Produktivität der Anlagen ausgeglichen werden.
Die Arbeitskosten setzen sich aus den Bruttoverdiensten und den Lohnnebenkosten zusammen, zu denen unter anderem die Arbeitgeberbeiträge zu den Sozialversicherungen zählen. Im vergangenen Jahr zahlten die Arbeitgeber in der deutschen Privatwirtschaft auf 100 Euro Bruttoverdienst zusätzlich 28 Euro Lohnnebenkosten. Damit lagen die Lohnnebenkosten den Angaben zufolge unter dem EU-Schnitt von 31 Euro. (dpa)
PSA-Chef Carlos Tavares hatte Anfang Mai in Paris signalisiert, die fertigen Zukunftspläne ohne Vorbedingung mit den Arbeitnehmern diskutieren zu wollen. «Carlos Tavares war sehr deutlich», hieß es auf Anfrage am 15. Mai aus der Konzernzentrale in Rueil-Malmaison bei Paris: «Es gibt einen Plan für jede Fabrik.»
Köhlinger verlangte erneut die Vorlage belastbarer Daten und Planungen zur Zukunft der deutschen Opel-Standorte. Nur auf dieser Grundlage könne man auch über künftige tarifliche Zugeständnisse verhandeln. PSA hat bislang vergeblich von der IG Metall verlangt, die jüngste Erhöhung des Flächentarifs für die rund 18 000 Opel-Mitarbeiter in Deutschland auszusetzen.
Auf betrieblicher Ebene streitet sich Opel mit dem Betriebsrat über den Umfang der freiwilligen Abfindungen, die nach Einschätzung der Arbeitnehmer weit über das zur Sanierung notwendige Maß hinausgehen. Die nächste Gesprächsrunde bei der Einigungsstelle ist aber erst Ende Mai angesetzt.
«Tavares pokert weiter. Das ist ein absolut skandalöses Vorgehen, das die Mitarbeiter verunsichert und die Marke Opel beschädigt», sagte Köhlinger. Es sei «Teil des Kalküls», möglichst viele verunsicherte Mitarbeiter loszuwerden und an ihrer Stelle sogar zusätzliche Leiharbeiter einzustellen.
Die IG Metall werde dieses Vorgehen von PSA nicht stillschweigend hinnehmen, erklärte Köhlinger, ohne jedoch mit konkreten Maßnahmen zu drohen. Hilfreich sei die Unterstützung der Bundeskanzlerin und der Ministerpräsidenten aus den Ländern mit Opel-Werken. PSA hatte Opel im Sommer vergangenen Jahres gekauft und plant eine harte Sanierung. (dpa)