Christian Sewing - Vom Auszubildenden an die Spitze der Deutschen Bank

Christian Sewing soll es richten. Der 47-jährige Chef des Privat- und Firmenkundengeschäfts der Deutschen Bank soll als neuer Vorstandschef das Institut nach drei Verlustjahren wieder zurück auf Erfolgskurs führen. Erstmals seit dem früheren Bankchef Rolf Breuer sitzt damit wieder ein Manager in der Topetage der Frankfurter Zwillingstürme, der das Geldhaus von Beginn seiner Karriere an kennt.
Christian Sewing - Vom Auszubildenden an die Spitze  der Deutschen Bank
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Bis auf ein zweijähriges Intermezzo bei der Deutschen Genossenschafts-Hypothekenbank verbrachte Sewing sein Berufsleben bei der Deutschen Bank. Von der Ausbildung als Bankkaufmann über ein berufsbegleitendes Studium an der Bankakademie in Bielefeld und Hamburg führte ihn sein Weg bis in das oberste Führungsgremium.

Seit 2015 sitzt der Manager im Vorstand des Instituts. Im vergangenen März wurde er ebenso wie Marcus Schenck, der das Investmentbanking verantwortet, zum stellvertretenden Vorstandschef befördert.

Erfahrungen im Ausland sammelte der begeisterte Tennisspieler unter anderem in Singapur, Toronto, Tokio und London. Sewing arbeitete im Risikomanagement und kennt daher auch das Investmentbanking - aktuell das Sorgenkind des Konzerns.

Gemeinsam mit Postbank-Chef Frank Strauß verantwortet Sewing auch die Integration der Bonner Tochter in das Privat- und Firmenkundengeschäft des Konzerns, nachdem ein ursprünglich geplanter Verkauf im vergangenen Jahr kassiert worden war.

Dabei schreckt der gebürtige Westfale nicht vor harten Einschnitten zurück. Die endgültigen Zahlen stehen zwar noch nicht fest, aber ohne Stellenabbau wird es nicht gehen, das hat Sewing bereits klar gemacht. Neben dem Firmen- und Privatkundengeschäft zählt zu seinem bisherigen Bereich auch das lukrative Geschäft mit Vermögenden (Wealth Management).
Der Fan des Bundesliga-Serienmeisters Bayern München wohnt unter der Woche in Frankfurt und pendelt am Wochenende zu seiner Familie, die derzeit in Osnabrück lebt.

«Digitalisierung und die Zukunft der Arbeit»

Mit der Digitalisierung der Wirtschaft wird es nach Einschätzung von Wissenschaftlern künftig unter dem Strich etwas mehr Jobs geben. Dabei werde allerdings von Beschäftigten große Flexibilität abverlangt, urteilt das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in einer Anfang April in Mannheim veröffentlichten Untersuchung. Gefördert hat die Studie zum Thema «Digitalisierung und die Zukunft der Arbeit» das Bundesforschungsministerium.
«Digitalisierung und die Zukunft der Arbeit»

Auch die Unternehmen stehen nach ZEW-Einschätzung mit dem Einzug des Internets in die Werkshallen und Büros vor großen Herausforderungen. Nicht alle Betriebe scheinen darauf ausreichend vorbereitet zu sein, schreibt das ZEW unter Berufung auf eine Betriebsbefragung und eine modellbasierte Einschätzung zu den Auswirkungen der Digitalisierung. Firmen, die sich nicht rechtzeitig auf den digitalen Wandel einstellten, würden dabei zusehends ins Hintertreffen geraten.
Nach ihren Erkenntnissen haben Technologieinvestitionen im Zusammenhang mit der Digitalisierung zwischen 2011 und 2016 die Zahl der Beschäftigten in Deutschland um etwa ein Prozent erhöht. Für den Zeitraum von 2016 bis 2021 rechnen die Forscher mit einem Zuwachs von etwa 1,8 Prozent. «Die digitalen Technologien wirken zwar arbeitssparend, sie schaffen aber bisher mehr neue Stellen, als sie ersetzen», erläutern die Autoren der Studie.

Allerdings werde die Digitalisierung «eine steigende Ungleichheit mitverursachen», ist das ZEW überzeugt. Profitieren würde vor allem hochqualifizierte Mitarbeiter, die schon jetzt Topverdienste hätten, «während durchschnittlich und niedrig entlohnte Berufe und Sektoren zurückfallen». Die Herausforderung von Staat und Wirtschaft bestehe daher darin, diese Arbeitskräfte gezielt auf die künftigen Anforderungen in den Betrieben vorzubereiten, raten die Wissenschaftler. (dpa

Die Rückkehr der Hausmeister

Der Montag ist für Jens Krüger oft für die Tonne. «Wochenende ist Ikea-Zeit, Montag geht es dann los», sagt Krüger, Hausmeister in Berlin-Prenzlauer Berg. Dann stehen ausrangierte Möbel, wo sie nicht hingehören: an den Eingängen der Wohnblöcke, an den Müllplätzen dazwischen. «Man hat da schon zu tun, weil die Leute sehr bequem und unvernünftig sind.» Krüger stopft Pappe in einen Müllcontainer und passiert an der Gittertür vor dem Müllplatz eine ältere Mieterin mit Chihuahua. «Sie schließen dann wieder ab, ja?»
Die Rückkehr der Hausmeister
Bild: Kristin Bethge/dpa

Hausmeister - das klingt wie letztes Jahrhundert. Und in gewisser Weise kehren viele Wohnungsunternehmen gerade dorthin zurück. Jahrelang hatten sie Hausmeister wegrationalisiert, outgesourct. Nun werden sie wieder eingestellt. Denn den Mietern fehlte etwas: jemand, der regelmäßig nach dem Rechten sieht.
Bei Krüger läuft das klar nach Plan, jeden Tag. Die Gubitzstraße entlang, weiter über Sodke-, Trachtenbrodt- und Sültstraße - das ist sein Revier. 750 Wohnungen in beigen Wohnblöcken aus den 20er Jahren, eine Bauhaus-inspirierte Siedlung der Berliner Moderne mit roten, gelben und blauen Fensterrahmen. Seit zehn Jahren ist sie Unesco-Weltkulturerbe.
In jedem Aufgang schaut der Hausmeister einmal pro Woche vorbei, steigt in Sicherheitsschuhen das ockergetünchte Treppenhaus empor, schlendert auf dem niedrigen Dachboden vorbei an Wäscheständern, um im nächsten Treppenhaus wieder abzusteigen. Ein Blick auf den Boden unter den Heizungsrohren: «Keine Pfützen, alles dicht.»
Was zu tun ist, ergibt sich ad hoc: Licht im Hausflur ersetzen, Türschließer einstellen, Schlösser austauschen. «Was er selber machen kann, macht er selber», sagt Krüger über Krüger, der mal Installateur gelernt hat. Ist Größeres zu reparieren, zieht der 55-Jährige aus der Seitentasche seiner dunklen Arbeitshose ein Tablet, tippt sich mit dem Gummistift durch ein Menü und meldet den Schaden einer Firma.
Die einst landeseigenen Häuser gehören heute der Deutschen Wohnen, dem mit 160 000 Wohnungen zweitgrößten Anbieter in Deutschland. 100 000 davon liegen in Berlin, was das börsennotierte Unternehmen zum größten Vermieter der Hauptstadt macht - und zum Ziel von Kritik in dem angespannten Wohnungsmarkt. Immer wieder wird der Konzern wegen Mieterhöhungen angegriffen. Auch mit seinem juristischen Kampf gegen den Mietspiegel macht er sich wenig Freunde in den Häusern.
Einem Mieterwunsch jedoch kommt die Deutsche Wohnen nach: Seit dem vorletzten Jahr baut das Unternehmen den eigenen Hausmeister-Service wieder aus. 180 Kollegen wurden schon eingestellt. Ende dieses Jahres sollen alle Wohnanlagen wieder eigene Hausmeister haben.
«Die Mieter haben gesagt: Wir wollen unsere Hausmeister wieder», berichtet Firmensprecher Marko Rosteck. Eine Umfrage unter den Bewohnern habe ergeben: Die Ursache für Ärger liege fast immer vor Ort - vom Sperrmüll bis zur klemmenden Tür. Die Konzerntochter Facilita sorgt deshalb für die Rückkehr der Hausmeister.
Das ist nicht nur in Berlin so. Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen sieht einen bundesweiten Trend. «Viele Unternehmen sagen: Es ist für uns wichtig, zu hören, was im Quartier passiert», erklärt Sprecherin Katharina Burkardt. «Der Hausmeister wird für sie wieder ein bisschen zum Sensor.» Zwar steige im Einzelfall nicht notwendigerweise die Zahl der Hausmeister, jedoch sei das eigene Personal öfter vor Ort als Kollegen von Fremdfirmen.
Jeder fünfte Mieter wisse nicht einmal, ob es in seinem Gebäude einen Hausmeister gibt, kam vor einiger Zeit bei einer Befragung der TAG Immobilien AG - sechstgrößter Vermieter in Deutschland - heraus. Die große Mehrheit wolle demnach, dass die Häuser besser instand gehalten und Mängel schneller beseitigt werden. Immobilienexperten verweisen seit längerem darauf, dass zufriedene Mieter der Verwaltung weniger Scherereien machen und seltener umziehen - was Kosten vermeidet.
Die TAG mit ihren mehr als 80 000 Wohnungen hat Mieterbüros als Anlaufstellen eingerichtet und die Zahl der Hausmeister aufgestockt - zunehmend mit eigenem Personal, weil das die Kosten senke. Auch kommunale Vermieter wie etwa die Berliner Gesobau verkündeten schon die Rückkehr der Hausmeister. Die Chemnitzer Siedlungsgemeinschaft führte gar den «sozialen Hausmeister» als Vertrauensperson und Helfer ein, ein Pilotprojekt mit Förderung vom Land Sachsen.
So weit geht es bei Jens Krüger im Prenzlauer Berg nicht, auch wenn er viel von seinen Mietern zu erzählen weiß. Sachen wie die mit der Hauseingangstür, die ab 22.00 Uhr zu verriegeln ist. «Die Älteren, die DDR-Mieter die schließen schon ab. Aber die Jüngeren - die treten die Tür ein, weil sie das Schlüsselloch nicht finden.» Ihm begegneten die Leute aber positiv, sagt Krüger. «Der größte Teil ist vernünftig, denen tust Du einen Gefallen.» (dpa)

Gestalten und anpacken

Im Badezimmer, in der Küche oder auf der Terrasse: Sascha Cuppenbender gestaltet Wände und Böden aller Art. Der 19-Jährige absolviert im Betrieb seines Vaters im niederrheinischen Wesel eine Ausbildung zum Fliesen-, Platten- und Mosaikleger. Kunden bei der Auswahl der richtigen Bauelemente zu beraten macht ihm großen Spaß: «Bei den Materialien gibt es eine unglaubliche Vielfalt an Formen und Farben.» Vor allem liegt ihm aber die praktische Arbeit vor Ort. Die sei zwar körperliche anstrengend. «Aber eine reine Schreibtischtätigkeit wäre definitiv nichts für mich.»
Gestalten und  anpacken
Bild: Ina Fassbender/dpa-tmn

Bevor Cuppenbender und seine Kollegen eine Fläche gestalten, fertigen sie zunächst eine Skizze an. Dafür braucht es ein gutes Augenmaß, und fit im Rechnen müssen sie auch sein. «Es muss exakt bestimmt werden, wie viel Material nötig ist», erklärt Kirsten Stollberg vom Fachverband Fliesen und Naturstein im Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB).

Angehende Fliesenleger sollten zudem gute Physik-Kenntnisse haben: Wer sich damit auskennt, dem fällt es leicht, Zusammenhänge rund um Wärme-, Schall- und Feuchtigkeitsschutz zu verstehen und zu berücksichtigen. Denn auch das gehört zum Job: So muss ein Badezimmer zum Beispiel fachgerecht abgedichtet werden, damit das Gebäude dauerhaft vor Wasserschäden geschützt ist.
Ansonsten reicht für den Start in die Ausbildung ein Hauptschulabschluss. «Um herauszufinden, ob ihnen der Beruf wirklich liegt, sollten Schüler erst einmal ein Praktikum absolvieren», rät Stollberg. Haben sie danach immer noch den Wunsch, Fliesenleger zu werden, sind die Chancen auf einen Ausbildungsplatz sehr gut.
Drei Jahre lang lernen die Azubis in Betrieb und Berufsschule. Dabei erfahren sie nicht nur, was beim Verlegen von Fliesen, Platten und Mosaiken in Privathäusern zu beachten ist - sondern auch, worauf es etwa in Schwimmbädern, Labors, Kliniken oder in Betrieben der Nahrungsmittelherstellung ankommt.

Harte Arbeit ist Alltag, auch wenn der Einsatz von Geräten und Maschinen vieles erleichtert. «Zum Beispiel kann es sein, dass in einem Haus ohne Aufzug Fliesen in den vierten Stock geschleppt werden müssen», erzählt Cuppenbender. Und auch schwere Säcke mit Mörtel müssen irgendwie von A nach B kommen. Zudem finden große Teile der Fliesenlegerei naturgemäß auf dem Boden statt: «Das Arbeiten kann an manchen Tagen ganz schön auf die Knie gehen», so Cuppenbender.

Grundlage für einen Bodenbelag aus Fliesen ist ein sauber und eben aufgetragener Estrich. Deshalb lernen Auszubildende auch den Umgang damit - und anschließend, welche Methoden es beim Verlegen von Platten, Fliesen und Mosaiken gibt. Lasergeräte etwa helfen dabei, die Fliesen auf den Millimeter präzise anzuordnen. Und anstelle von Mörtel kommt häufig Spezialkleber zum Einsatz, etwa auf einem Glasuntergrund. Damit Fliesen und Platten maßgerecht in eine Ecke passen, schneidet man sie mit verschiedenen Maschinen zurecht. Und schließlich gilt es noch, die Fugen mit Abdichtmasse zu füllen und zu versiegeln.

Das verläuft nicht alles streng nach Schema F: Cuppenbender gefällt es, dass er sich mit eigenen Ideen in die Arbeit einbringen kann. «Oft freuen sich die Kunden über die eine oder andere Anregung», erzählt er. Manchmal hat die Arbeit auch einen künstlerischen Aspekt - etwa dann, wenn ein weißes Badezimmer noch ein paar farbige Akzente braucht.

Mit seinem Verdienst ist Cuppenbender zufrieden: Die Ausbildungsvergütung beträgt nach Angaben von Stollberg in tariflich gebundenen Betrieben im Westen 785 Euro im ersten und 1410 Euro im dritten Ausbildungsjahr. Im Osten gibt es im ersten Jahr 705 und im dritten Jahr 1130 Euro. Das Einstiegsgehalt eines fertigen Gesellen ist je nach Betrieb und Region unterschiedlich. Im Baugewerbeverband Nordrhein, zu dem auch Wesel gehört, liegt es nach Angaben des Fachverbands Fliesen und Naturstein zum Beispiel bei etwa 2500 Euro.

Nach der Gesellenprüfung können Fliesen-, Platten- und Mosaikleger noch ihren Meister machen. Auch Sascha Cuppenbender schließt nicht aus, dass er als Meister eines Tages den väterlichen Betrieb übernimmt. Aber erst einmal will er die Ausbildung beenden, Berufserfahrungen sammeln - und sich Herausforderungen stellen. Eine davon hat Cuppenbender bereits hinter sich: «Das war, als ich das erste Mal ganz allein auf einer Baustelle war und gucken musste, dass es mit dem Fliesenlegen klappte.» Es ging glatt - und das Lob dafür hat ihn sehr stolz gemacht.

E-Mails so signieren, wie der Chef das will?

Mit Vor- und Nachname, Adresse und Handelsregistereintrag: Viele Arbeitgeber machen ihren Angestellten Vorgaben, wie die Signatur der E-Mails auszusehen hat. Warum eigentlich? Und muss ich mich daran halten?
E-Mails so signieren, wie der Chef das will?
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Hinter den Vorgaben steckt meistens erst einmal ein praktischer Grund, sagt Peter Meyer, Fachanwalt für Arbeitsrecht und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht im Deutschen Anwaltverein. «Unternehmen wollen einen einheitlichen und unverwechselbaren Außenauftritt. Außerdem stellt man so klar, dass das eine autorisierte Mail von genau diesem Unternehmen ist - und wer da spricht.» Außerdem gibt es gesetzliche Vorgaben für Unternehmen für die Signatur.

Arbeitnehmer müssen sich in der Regel daran halten. Denn solche Vorgaben zur Korrespondenz sind Arbeitsleitlinien. Deren Inhalte bestimmt der Arbeitgeber, erklärt Meyer. Das gilt nicht nur für E-Mails, sondern auch für Brief-Korrespondenz oder für das Telefon: Der Arbeitgeber kann zum Beispiel vorschreiben, wie sich Arbeitnehmer bei Anrufen genau melden müssen.

Das heißt auch: Wenn der Chef vorgibt, dass Arbeitnehmer ihren Vor- und Nachnamen unter jede E-Mail schreiben müssen und die dienstliche Mail-Adresse beides enthält, ist die Vorgabe für Arbeitnehmer verbindlich. «Ausnahmen können sein, wenn die Arbeitnehmer in sicherheitsempfindlichen Bereichen tätig sind oder durch die Nennung des Vor- und Nachnamens konkret gefährdet werden können», sagt Meyer. «Dann kann im Einzelfall der Schutz der Persönlichkeitsrechte vorgehen.» (dpa/tmn)

Auf der Toilette greift die Unfallversicherung nicht

Bei Verletzungen auf der Toilette der Arbeitsstelle greift die gesetzliche Unfallversicherung nicht. Diese Entscheidung hat das Sozialgericht Heilbronn getroffen, wie es am 4. April mitteilte (Az.: S 13 U 1826/17).
Auf der Toilette greift die Unfallversicherung nicht
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Geklagt hatte ein Mechaniker. Er war im Januar 2017 im Toilettenraum seiner Arbeitsstelle auf seifigem Boden ausgerutscht und mit dem Kopf gegen das Waschbecken gefallen. Dabei erlitt er eine Gehirnerschütterung und lag vier Tage im Krankenhaus. Eine Anerkennung als Arbeitsunfall lehnte die Berufsgenossenschaft Holz und Metall ab. Der Besuch der Toilette sei privater Natur. Das Sozialgericht bestätigte diese Auffassung.

Der Mann hatte argumentiert, der seifige Boden liege in der Verantwortung der Firma. Das Gericht führte in seiner Begründung jedoch aus, dass auch in öffentlichen und privaten Toilettenräumen die Fliesen nass und seifig sein könnten und daher keine besondere betriebliche Gefahr vorliege. Der Mann legte gegen das Urteil bereits Berufung vor dem Landessozialgericht ein (Az.: L 9 U 445/18).

Das Gericht in Heilbronn hatte bereits 2012 die Klage eines Daimler-Mitarbeiters zurückgewiesen, der in der Kantine auf Salatsoße ausgerutscht war und sich den Arm gebrochen hatte. Auch diesen Fall wertete die Berufsgenossenschaft nicht als Arbeitsunfall und erhielt Rückendeckung vom Gericht. Die Nahrungsaufnahme sei dem privaten und damit nicht versicherten Lebensbereich zuzurechnen, hieß es damals. (dpa)

Erfolg von Ein-Euro-Jobs hängt stark vom Einsatzfeld ab

Der Erfolg von Ein-Euro-Jobs hängt nach jüngsten Erkenntnissen von Arbeitsmarktforschern stark vom Einsatzfeld von Langzeitarbeitslosen ab. So hätten sich Einsätze von Frauen im Umfeld der boomenden Gesundheits- und Pflegebranche häufiger als tragfähigere Brücken in eine reguläre Beschäftigung erwiesen als etwa die Arbeit ostdeutscher Männer bei Umweltschutzprojekten und der Landschaftspflege. Das geht aus einer am gestrigen Mittwoch veröffentlichten Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.
Erfolg von Ein-Euro-Jobs hängt stark vom Einsatzfeld ab
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Vergleichsweise schnell fanden auch solche Ein-Euro-Jobber eine sozialversicherungspflichtige Stelle, die in der Kinderbetreuung oder der Jugendhilfe eingesetzt wurden, berichten die Autoren der Studie, Markus Kiesel und Joachim Wolff. Vor allem als schwer vermittelbar eingestufte westdeutsche Frauen haben nach Beobachtung der Forscher davon profitiert, dass in diesen Branchen viele neue Stellen geschaffen wurden.

Für ostdeutsche Männer habe es dagegen in den Einsatzbereichen ihres Ein-Euro-Jobs kaum freie Stellen gegeben. Ihre Jobchancen hätten sich während ihrer Beschäftigung in Umweltschutzprojekten und in der Landschaftspflege im Vergleich zu Langzeitarbeitslosen ohne Ein-Euro-Job sogar verschlechtert.

In den meisten untersuchten Fällen hätten aber die Ein-Euro-Jobs die Eingliederungschance der Betroffenen während des siebenjährigen Untersuchungszeitraums verbessert. Die Ein-Euro-Jobs hätten etwa verhindert, dass sich Langzeitarbeitslose entmutigt aus dem Arbeitsleben zurückziehen. Dies sei bei ungeförderten Langzeitarbeitslosen häufiger der Fall gewesen. (dpa)

Unbesetzte Stellen im öffentlichen Dienst steigen

Die Zahl der unbesetzten Stellen im öffentlichen Dienst des Bundes ist im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Mehr als 34 700 Stellen waren 2017 nicht besetzt, wie die Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag mitteilte. Das waren rund 2000 mehr als 2016 und knapp 3500 mehr als 2015.
Unbesetzte Stellen im öffentlichen Dienst steigen
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In mehreren Bundesländern gab es in den vergangenen Tagen Warnstreiks. Die Gewerkschaften fordern für die 2,3 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in Bund und Kommunen sechs Prozent mehr Geld, mindestens aber 200 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeber lehnen den geforderten Mindestbetrag ab.

Bundesweit haben sich nach Angaben der Gewerkschaft Verdi rund 70 000 Beschäftigte an den Arbeitskampfmaßnahmen beteiligt. Über Ostern war eine Streikpause, danach plant Verdi bundesweit Ausstände in allen Bereichen des öffentlichen Dienstes.

«Der Bund ist als Arbeitgeber offenbar immer weniger gefragt», sagte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken-Fraktion, Sabine Zimmermann, der Deutschen Presse-Agentur. Das hänge auch mit der Vergütung zusammen. Zudem vergrößerten unbesetzte Stellen die Arbeitslast der übrigen Beschäftigten und den Stress. «Man muss deshalb auch einmal anerkennen, was die Beschäftigten jeden Tag leisten», sagte Zimmermann.

Die Arbeitgeberseite sei «dringend gefordert, den öffentlichen Dienst auf der Bundesebene attraktiver zu gestalten», sagte auch der Vorsitzende des Beamtenbunds dbb, Ulrich Silberbach, der dpa. Zwar sei der Bereich führend bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber «weit hintenan» im Wettbewerb um Fachkräfte mit der freien Wirtschaft. Er forderte ein Einkommensplus und eine Reduzierung der Arbeitszeit. Arbeitskräfte fehlten «über die gesamte Palette des Bundesdienstes».

Zu den unbesetzten Stellen in den Ländern und Kommunen kann der Bund keine Angaben machen. Nach Einschätzung des dbb fehlen dort aber besonders viele Arbeitskräfte, vor allem im Bereich Bildung und Erziehung. Demnach wurden Anfang des Jahres allein 130 000 zusätzliche Erzieher benötigt und 32 000 Beschäftigte an Schulen.

«Wer gute Fachkräfte braucht, muss sie auch anständig bezahlen. Das gilt ganz besonders für den Bildungsbereich», sagte Zimmermann. Die Pläne der großen Koalition, Investitionen des Bundes in die Bildungsinfrastruktur der Kommunen zu erlauben, griffen zu kurz.

Warnstreiks gab es in den vergangenen Tagen unter anderem im öffentlichen Nahverkehr, in Jobcentern, Sparkassen, Kindertagesstätten, Stadtverwaltungen und Entsorgungsbetrieben. Außer den sechs Prozent mehr Geld fordern die Gewerkschaften, dass die Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte um 100 Euro pro Monat steigen. Die nächste Verhandlungsrunde ist für Mitte April anberaumt. In dem Tarifkonflikt geht es um die Beschäftigten beim Bund und bei den Kommunen, nicht bei den Bundesländern. (dpa)

Bombardier erhält Standorte

Beim Zughersteller Bombardier Transportation bleiben alle deutschen Standorte erhalten. Sie bekommen aber zum Teil neue Aufgaben. Zugleich hält das Unternehmen am angekündigten Abbau von bis zu 2200 der 8500 Arbeitsplätze fest. Das teilte Bombardier-Deutschland-Chef Michael Fohrer am gestrigen Mittwoch in Berlin am Rande einer Aufsichtsratssitzung mit.
Bombardier erhält Standorte
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Mit Betriebsrat und der Industriegewerkschaft (IG) Metall wurde ein Programm vereinbart, mit dessen Hilfe Mitarbeiter bereits bis Ende 2019 freiwillig den Konzern verlassen können. Bis Dezember 2019 sind Entlassungen ausgeschlossen. Fohrer sprach von einem «Startschuss für die Umsetzung der Transformation».
Nach den Plänen von Bombardier werden bis zu 1500 Stellen von Stammbeschäftigten abgebaut sowie 700 von Leiharbeitnehmern. Unklar ist noch, wo am Ende wie viele Beschäftigte gehen müssen.

Die rund 2300 Mitarbeiter am Standort Hennigsdorf in Brandenburg dürften in größerem Umfang betroffen sein. Dort liegt das jährliche Mindestarbeitsvolumen, das der Arbeitgeber dort von 2020 an garantiert, etwa bei der Hälfte des jetzigen Niveaus, wie Fohrer erläuterte. Ein Sozialplan soll wirksam werden, sofern es nach 2019 betriebsbedingte Kündigungen geben sollte.

Hennigsdorf gibt die Serienfertigung an Bautzen in Sachsen ab, soll aber langfristig als weltweites Forschungs- und Entwicklungszentrum erhalten bleiben. Dort entstehen außerdem die Prototypen von Zügen und das Servicegeschäft werde ausgebaut, sagte der Deutschlandchef. Die Neuausrichtung biete «allen Standorten eine langfristige und tragfähige Perspektive». Dies ist aus Sicht der IG Metall das «wichtigste Ergebnis der Verhandlungen» mit der Geschäftsführung. In Hennigsdorf seien nun «Hunderte hochqualifizierte Arbeitsplätze gesichert», betonte Brandenburgs Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD).

Die Spezialisierung der Standorte, ein höheres Maß an Standardisierung sowie Investitionen ins Digitale sollen das Unternehmen nach sieben Defizit-Jahren wieder in die Gewinnzone führen. Bombardier Transportation verspricht sich von dem Umbau inklusive Personalabbau ab dem Jahr 2020 ein um 200 Millionen Euro verbessertes operatives Ergebnis (Ebit).

Das Werk Bautzen soll Fohrer zufolge «das Aushängeschild der modernsten Serienfertigung» werden. Dort würden 30 Millionen Euro investiert. Görlitz bleibe das Kompetenzzentrum für den Rohwagenbau. Neu hinzu komme der Wagenkastenbau für Straßenbahnen, sagte Fohrer. In Görlitz sollen acht Millionen Euro investiert werden.

Das Werk Mannheim konzentriert sich künftig auf die Entwicklung von Lokomotiven, die dann in Kassel gebaut werden. Siegen in Nordrhein-Westfalen bleibt das Kompetenzzentrum für Drehgestelle. Berlin ist die internationale Zentrale der Zugsparte des kanadischen Konzerns.

Bombardier hatte im Juni 2017 den geplanten Stellenabbau angekündigt. Das führte zu Protest bei den Arbeitnehmern, die zu Verhandlungen zwischen beiden Seiten führten. Die jetzt getroffene Vereinbarung verpflichte das Unternehmen zu einer festgelegten Grundauslastung jedes Standorts, sagte der IG-Metall-Bezirksleiter, Olivier Höbel. Man hoffe natürlich, dass überall mehr gearbeitet werde. Die Auftragslage sei gut, «Schienenmobilität ist angesagt», fügte er hinzu.

Zu den Details des Programms für ein freiwilliges Ausscheiden hielten sich beide Seiten bedeckt. Aufsichtsrat Gerd Kaczmarek deutete an, dass älteren Kollegen eine Abfindung gezahlt werden oder es eine Brückenfinanzierung bis zur Rente geben könne. (dpa)

Ungebremster Job-Boom

Job-Boom und kein Ende - und das trotz weltwirtschaftlicher Turbulenzen: Ein unerwartet starker Frühjahrsaufschwung hat die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im März auf ein neues Rekordtief sinken lassen. Mit 2,458 Millionen rutschte die Zahl der erwerbslosen Männer und Frauen zum Ende des Winters auf den niedrigsten März-Stand seit der deutschen Wiedervereinigung.
Ungebremster Job-Boom
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Das sind 88 000 Arbeitslose weniger als im Februar und sogar 204 000 weniger als vor einem im Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosenquote sank um 0,2 Punkte auf 5,5 Prozent. Auch ohne die im März stark ausgeprägten Saisoneffekte wäre die März-Arbeitslosigkeit gesunken - allerdings nur um 19 000.

Und geht es nach Bundesagentur-Chef Detlef Scheele, ist damit das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht: Er rechnet trotz der schwer abschätzbaren Folgen des Handelsstreits mit den USA mit weiter kräftig sinkenden Arbeitslosenzahlen.

«Wir werden uns in den nächsten Monaten der Zwei-Millionen-Marke nähern. Sollten wir einen starken Frühjahrs- und Herbstaufschwung haben, könnte die Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf auf bis zu 2,1 Millionen sinken», sagte Scheele. Er sehe derzeit keinen Anlass, an seiner Prognose von 2,3 Millionen Jobsuchern im Jahresdurchschnitt 2018 zu zweifeln, unterstrich der Behördenchef.

Der Einschätzung schloss sich am Donnerstag auch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) an. Eine Forscherin der Denkfabrik der Bundesagentur sagte der dpa, solange die US-Strafzölle nur Stahl und Aluminium-Lieferungen betreffen, habe das zwar für die entsprechenden Branchen Folgen. Die vergleichsweise geringe Größenordnung solcher Exporte hätten hingegen gesamtwirtschaftlich kaum Auswirkungen und dürften daher auch den deutschen Arbeitsmarkt kaum tangieren.

Von der anhaltend guten Konjunktur profitieren nach Scheeles Beobachtung inzwischen auch immer mehr Langzeitarbeitslose. Hatte ihre Zahl lange Zeit um die Eine-Million-Marke gependelt, liege sie inzwischen bei 845 000 (Stand März). «Monatlich sinkt die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Schnitt um 10 000», sagte Scheele. Sollte sich die positive Entwicklung fortsetzen, könnte die Zahl im Laufe des Jahres auf bis 800 000 sinken.

Für weitere Erfolge braucht es nach seiner Überzeugung allerdings neben einer stärkeren Entbürokratisierung auch ein «Ende der strukturellen Unterfinanzierung der Jobcenter». Denn die Hilfen für langzeitarbeitslose Hartz-IV-Bezieher litten darunter, dass ein immer größerer Teil des seit 2013 eingefrorenen Jobcenter-Etats des Bundes in die Jobcenter-Verwaltung fließe, statt in konkrete Förderprojekte.

Auf einem etwa gleichbleibenden Niveau entwickelt sich derzeit die Flüchtlingsarbeitslosigkeit. Mit 177 000 gibt es genauso viele erwerbslose Asylsuchende wie vor einem Jahr.

Zählt man allerdings aber noch jene hinzu, die noch in Sprach- und Integrationskursen oder in berufsvorbereitenden Kursen auf den Alltag und das Arbeitsleben in Deutschland vorbereitet werden, liegt die Zahl der arbeitssuchenden Flüchtlinge bei kaum veränderten
474 000. Weitere 211 000 Flüchtlinge hatten im Januar einen Job, das sind 61 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Dass die deutsche Wirtschaft weiter ein Jobmotor bleibt, der immer neue Stellen schafft, zeigt nach BA-Einschätzung die Beschäftigtenstatistik: Nach Hochrechnung des Statistischen Bundesamtes lag die Zahl der Erwerbstätigen im Februar bei 44,32 Millionen - das ist saisonbereinigt ein Plus von 45 000 im Vergleich zum Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr waren es 618 000 Erwerbstätige mehr.

Die Zahl regulärer Jobs, die wegen ihrer Sozialversicherungspflicht eine wichtige Säule des deutschen Sozialsystems bilden, lag nach BA-Hochrechnungen zuletzt im Januar bei 32,47 Millionen - einem saisonbereinigten Plus von 89 000 im Vergleich zum Dezember. Im Vergleich zum Januar 2017 wuchs damit die Zahl solcher Stellen um 762 000. Für dieses Jahr rechnen die IAB-Arbeitsmarktforscher mit der Schaffung weiterer 755 000 Stellen. (dpa)

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