Gesetz für Lohngerechtigkeit: wichtiger Schritt oder zahnloser Tiger?

Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) hat ihren Gesetzentwurf für mehr Transparenz bei den Gehältern als wichtigen Schritt für mehr #Lohngerechtigkeit zwischen Männern und Frauen verteidigt. Viele Frauen erführen derzeit nur durch Zufall, dass Männer auf der gleichen Position besser bezahlt würden, sagte Schwesig bei der ersten Lesung im Bundestag. Ein Anspruch auf Auskunft soll deshalb mehr Transparenz schaffen. «Es geht um die Anerkennung der Leistung von #Frauen.»
Gesetz für Lohngerechtigkeit: wichtiger Schritt oder zahnloser Tiger?

Derzeit beträgt die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen nach Schwesigs Angaben in Deutschland 21 Prozent. Dies liegt zum großen Teil daran, dass Frauen mehr #Teilzeit und in generell schlechter bezahlten #Jobs, etwa in Pflegeberufen, arbeiteten. Rechnet man diese Faktoren heraus, beträgt der Unterschied immer noch 7 Prozent.

Ein Auskunftsanspruch über die Kriterien der Bezahlung soll künftig in Betrieben ab 200 Beschäftigten gelten. Die Opposition kritisiert, dass damit weniger als die Hälfte aller Frauen in Betrieben erfasst würden. Auch Schwesig hatte ursprünglich den Auskunftsanspruch für alle Beschäftigten gewollt, das war mit der Union aber nicht zu machen.

Damit lasse Schwesig «die Mehrheit der Frauen im Regen stehen», sagte Cornelia Möhring für die Linksfraktion. Es wäre besser, wenn das Gesetz gar nicht vom Bundestag verabschiedet würde. Für die Grünen sagte Katja Dörner, der Gesetzentwurf sei ein «zahnloser Tiger». Er streue den Frauen «Sand in die Augen, weil nicht drin ist, was drauf steht.»

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Hoteliers bescheren Gastgewerbe steigende Umsätze

Dank florierender Geschäfte der Hoteliers hat das #Gastgewerbe im vergangenen Jahr höhere Umsätze verbucht. Die Erlöse stiegen 2016 bereinigt um Preiseffekte (real) um 0,9 Prozent gemessen am Vorjahr, teilte das Statistische Bundesamt mit. Nominal, also ohne Berücksichtigung von Preiseffekten, stand ein Plus von 2,9 Prozent. Damit übertraf das Gastgewerbe die Erwartungen des Branchenverbands Dehoga, der für das Gesamtjahr ein Plus von 2,5 Prozent vorhergesagt hatte. Die Zahl der #Beschäftigten kletterte wie bereits in den Vorjahren weiter um 0,4 Prozent.
Hoteliers bescheren Gastgewerbe steigende Umsätze

Verantwortlich für die Zuwächse waren vor allem die Hoteliers, die vom starken #Deutschland-#Tourismus profitierten. Trotz der Attentate von Würzburg und Ansbach im Sommer hatte es 2016 das siebte Rekordjahr in Folge gegeben. Die Hoteliers verzeichneten so ein reales Umsatzplus von 1,8 Prozent und ein nominale Steigerung von 3,6 Prozent.

«#Urlaub in der Heimat und #Städtereisen boomen», erklärte Dehoga-Präsident Guido Zöllick. «Diese Entwicklung unterstreicht die Stärke der Binnenkonjunktur sowie die weiterhin hohe Konsum- und Reisefreude der Deutschen». Ebenso gehöre die Bundesrepublik zu den weltweit führenden Kongress- und Tagungsstandorten.

Die Gastwirte konnten den Erlös hingegen mit plus 0,2 Prozent kaum steigern (nominal 2,4 Prozent). Biergärten und andere Außengastronomen hatten gerade in der ersten Jahreshälfte unter durchwachsenem Wetter gelitten. Unter den Gastwirten machten Caterer und sonstige Verpflegungsdienste mit einem Zuwachs von real 1,3 Prozent relativ gute Geschäfte.

Im Dezember fiel der Umsatz im Gastgewerbe indes gemessen am Vorjahresmonat um real 0,9 Prozent. Bereits in den Vormonaten hatte es binnen Jahresfrist Rückgänge gegeben. Gemessen am November sank der Erlös kalender- und saisonbereinigt um real um 1,5 Prozent.

Dennoch bewegen sich die Geschäfte des Gastgewerbes auf hohem Niveau. 2015 hatte die Branche zum Vorjahr nominal den höchsten Zuwachs seit 1994 und das größte reale Plus seit 2011 verbucht. Die Berechnungen berücksichtigen Firmen mit mindestens 150 000 Euro Jahresumsatz.

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Siemens will in Tübingen mehr als die Hälfte der Jobs streichen

Der Elektrokonzern #Siemens will an seinem #Standort in #Tübingen mehr als die Hälfte der #Arbeitsplätze streichen. Die Montage von Motoren soll komplett nach Tschechien verlagert, ein Teilbereich an #Zulieferer gegeben werden. Das Getriebemotorengeschäft schreibe seit längerem deutliche Verluste, hieß es vom #Konzern zur Begründung. Der Bereich habe mit Größennachteilen gegenüber Wettbewerbern wie etwa SEW Eurodrive in Bruchsal zu kämpfen. Die Zahl der #Mitarbeiter soll deshalb bis Frühjahr 2020 von derzeit 580 auf 250 reduziert werden.
Siemens will in Tübingen mehr als die Hälfte der Jobs streichen

Die Belegschaft war am Donnerstag informiert worden. Die Mitarbeiter reagierten nach Gewerkschaftsangaben schockiert. Bei der Mitarbeiterversammlung hätten einige Tränen in den Augen gehabt, spontan hätten sie sich zu einer Kundgebung vor dem Werk versammelt.

Die erste Bevollmächtigte der IG Metall Reutlingen-Tübingen, Tanja Grzesch, reagierte mit Unverständnis auf die Ankündigung. #Betriebsräte und #Gewerkschaft hätten in der Vergangenheit immer wieder auf erhebliches Verbesserungspotenzial für den Bereich hingewiesen und sich gesprächsbereit gezeigt. Obwohl der Konzern betonte, der Standort werde nicht geschlossen, macht sich Grzesch Sorgen um die Zukunft des Werks in Tübingen.

Die Sparte, die derzeit leistungsstarke Motoren für die Rohstoffindustrie und Fabrikautomatisierung herstellt, soll sich stärker auf die Fördertechnik ausrichten, die in der Autoindustrie und im Maschinenbau zum Einsatz kommt. Das traditionsreiche Werk war erst 2005 von Siemens übernommen worden. Das Getriebemotorengeschäft gehört eigentlich zur zukunftsträchtigen Sparte Digitale Fabrik von Siemens, kämpft aber bereits seit Jahren mit roten Zahlen. Der Wettbewerbs- und Preisdruck habe sich in den vergangenen Jahren deutlich verschärft, hieß es vom Unternehmen.

Der Betriebsrat will den #Stellenabbau allerdings nicht kampflos schlucken. Der Betriebsratsvorsitzende Ismayil Arslan will versuchen, den Verlust von Arbeitsplätzen in den Verhandlungen abzumildern. Siemens will nach eigenen Angaben einen Interessensausgleich und Sozialplan verhandeln. Möglichkeiten seien Altersteilzeit-Regelungen, Versetzungen innerhalb des Konzerns, aber auch freiwillige Aufhebungsverträge und Weiterbildung. Die Verhandlungen sollen zeitnah beginnen.

Unter Führung von Konzernchef Joe Kaeser hat Siemens in den vergangenen Jahren einen radikalen Wandel durchlaufen, bei dem auch Tausende Jobs wegfielen. Kaeser hatte den Umbau zwar für abgeschlossen erklärt, zugleich aber deutlich gemacht, dass das Unternehmen reagieren müsse, wenn es in einzelnen Geschäften Handlungsbedarf gebe.

Zuletzt strich Siemens in der Sparte Prozessindustrie und Antriebe an mehreren deutschen Standorten - vor allem in Bayern - rund 1700 Stellen. Diese baut etwa Getriebe, Motoren, Antriebe und Kupplungen für die Öl-, Gas- und Bergbauindustrie. Die Einschnitte hatte Siemens vor allem mit der Nachfrageflaute in der Öl- und Gasbranche begründet. Der Konzern beschäftigt in Deutschland insgesamt 113 000 Mitarbeiter, davon gut 10 000 in Baden-Württemberg, unter anderem in Stuttgart, Karlsruhe oder Mannheim.

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Karriere in der Wissenschaft blockiert oft Kinderwünsche

Fast neun von zehn jungen Wissenschaftlern in #Deutschland wünschen sich Kinder, schieben ihre Familienplanungen aber häufig wegen zu geringer beruflicher Sicherheiten auf die lange Bank. Das geht aus dem dritten «Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs» hervor, den Forschungsministerin Johanna Wanka (CDU) in Berlin vorstellte. Zugleich verdeutlicht der Report, dass die Zahl hauptberuflicher #Nachwuchskräfte an den #Hochschulen seit dem Jahr 2000 von gut 82 000 auf fast 145 000 (plus 76 Prozent) gestiegen ist - trotz teilweise sehr wackeliger Karrierewege mit weit überwiegend befristeter #Beschäftigung (2014: 93 Prozent).
Karriere in der Wissenschaft blockiert oft Kinderwünsche

In einer Befragung des sogenannten wissenschaftlichen Nachwuchses - also bei Promovierenden oder Post-Doktoranden an Hochschulen und außeruniversitären #Forschungseinrichtungen - gaben «nur 12 Prozent der Kinderlosen an, keinen Kinderwunsch zu haben». Berufliche Gründe seien «zentral für das Aufschieben von Kinderwünschen», heißt es in dem alle vier Jahre erstellten Bericht. «Endgültige Kinderlosigkeit» sei beim wissenschaftlichen Nachwuchs mit geschätzt gut 40 Prozent häufiger als bei anderen Hochschulabsolventen (25 Prozent).

Die Bildungsgewerkschaft GEW bezeichnete die Befunde des Berichts zu #Wissenschaft und Familienplanung als «dramatisch». «Bund, Länder und Wissenschaftseinrichtungen müssen jetzt endlich die Weichen für eine familienfreundliche Wissenschaft stellen», forderte der stellvertretende GEW-Vorsitzende Andreas Keller. Befristet beschäftigte Nachwuchsforscher müssten sich «darauf verlassen können, dass ihr Arbeitsvertrag tatsächlich verlängert wird, wenn sie Kinder betreuen». DGB-Vizechefin Elke Hannack verlangte eine «Entfristungsoffensive». Nur bei attraktiven Bedingungen habe Wissenschaft in Deutschland eine Zukunft. «Und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und akademischer Laufbahn gehört dazu.»

Bundesministerin Wanka nannte den wissenschaftlichen Nachwuchs «eine unverzichtbare Größe unserer Wissensgesellschaft». Sie verwies auf mehrere Initiativen der schwarz-roten Regierung in der zu Ende gehenden Legislaturperiode. «Fehlentwicklungen in der Befristungspraxis» mit oft sehr kurzfristigen Ketten-Verträgen sei die Regierung mit einer Reform des Wissenschaftszeitvertrages entgegengetreten. Mit dem Bund-Länder-Programm für Professorenstellen nach einer Bewährungsphase (Tenure Track) würden «transparentere und besser planbare Karrierewege» geschaffen, betonte Wanka. Der Bericht zeige in puncto Vereinbarkeit von Karriere und Familie, «dass wir mit dem Tenure-Track-Programm an der richtigen Stellschraube ansetzen».

Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Hubertus Heil, sagte zu den Ergebnissen des Berichts: «Wir verschenken enorme Potenziale, indem wir immer noch vielen jungen Menschen keine guten Perspektiven im Wissenschaftssystem bieten. (...) Wenn wir aber weniger Befristungen und bessere Karrierewege wollen, dann müssen wir den Hochschulen und Forschungseinrichtungen auch das Geld, das sie brauchen, verlässlich zur Verfügung stellen.»

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Wolfspeed-Übernahme durch Infineon gescheitert

Nach dem Veto der US-Behörden hat sich die Übernahme des Halbleiterspezialisten Wolfspeed durch den deutschen Chipkonzern Infineon endgültig zerschlagen. Der Wolfspeed-Mutterkonzern Cree erklärte den 850 Millionen Dollar (796 Mio Euro) teuren Verkauf für gescheitert.
Wolfspeed-Übernahme durch Infineon gescheitert

Vor einer Woche hatte die US-Regierung die Unternehmen informiert, das im Juli 2016 eingefädelte Geschäft als Risiko für die nationale Sicherheit einzustufen. Zunächst hatten Cree und Infineon noch den Versuch angekündigt, die Behörden umzustimmen. Man habe jedoch keine Alternativen finden können, hieß es nun.

«Wir sind enttäuscht, dass der Wolfspeed-Verkauf an Infineon nicht abgeschlossen werden kann», teilte Cree-Chef Chuck Swoboda mit. Er kündigte an, den Fokus jetzt wieder auf das Wachstum der Sparte richten zu wollen. Zudem stellte sein Konzern Infineon eine Ausfallgebühr in Höhe von 12,5 Millionen Dollar in Rechnung.

Infineon-Chef Reinhard Ploss hatte die Wahrscheinlichkeit, dass der Zukauf noch zustande kommt, bei der Hauptversammlung in München zuvor bereits als «extrem gering» bezeichnet. Die Anleger reagierten besorgt. «Das war jetzt keine gute Nachricht», sagte Aktionärsschützerin Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.

Forscher: Bis 2060 knapp sieben Millionen weniger Arbeitskräfte

#Deutschland muss sich nach Prognosen von Arbeitsmarktforschern in den nächsten vier Jahrzehnten auf einen starken Arbeitskräfte-Rückgang einstellen. In den kommenden Jahrzehnten schwinden die #Arbeitskräfte, geht aus einer in Nürnberg veröffentlichten Langzeitprognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zum so genannten Erwerbspersonenpotenzial hervor. Die Abwärtsentwicklung lasse sich selbst mit Zuwanderern allenfalls abmildern, schreiben die Fachleute.
Forscher: Bis 2060 knapp sieben Millionen weniger Arbeitskräfte

Selbst bei 200 000 Zuwandern im Jahr werde die Zahl der Männer und Frauen im erwerbsfähigen Alter im Jahr 2060 um rund 6,9 Millionen niedriger liegen als heute. Sie werde voraussichtlich von 45,832 Millionen im Jahr 2015 auf 38,9 Millionen zurückgehen, haben die Nürnberger Wissenschaftler errechnet. In der Rechnung sei bereits einkalkuliert, dass künftig mehr Frauen auf den Arbeitsmarkt drängen werden und ältere Beschäftigte länger in ihrem Beruf bleiben.

Ohne Zuwanderung würde es nach der IAB-Prognose mit der Zahl der Erwerbspersonen noch deutlich schneller bergab gehen. Bereits im Jahr 2030 würde die Zahl der Arbeitskräfte um 3,8 Millionen sinken, im Jahr 2050 gäbe es bereits knapp 11,4 Millionen weniger Arbeitskräfte; bis zum Jahr 2060 würde die Lücke auf rund 15 Millionen steigen.

Um das Arbeitskräfteangebot auf dem heutigen Niveau zu halten, bräuchte Deutschland nach Berechnungen der Denkfabrik der Bundesagentur für Arbeit in den kommenden Jahrzehnte jährlich eine Zuwanderung von 400 000 ausländischen Arbeitskräften.

Hauptgründe für die wachsende Arbeitskräfte-Lücke sind nach Feststellungen der Forscher neben der Überalterung der deutschen Gesellschaft die niedrigen Geburtenraten: Allein zwischen 2015 und 2030 gingen auf das Konto des demografischen Effekts mehr als 6 Millionen Arbeitskräfte, bis 2060 seien es 18,1 Millionen. Dem werden voraussichtlich nur knapp 3 Millionen zusätzliche erwerbsfähige Frauen und Ältere gegenüberstehen und die Entwicklung abmildern.

Der #Arbeitskräftemangel müsse dennoch nicht zwangsläufig in einen #Fachkräftemangel münden, geben die Forscher zu bedenken. Volkswirtschaften seien in der Lage, sich an solche veränderten Situationen anzupassen. Abgefedert werden könnte die sinkende Zahl der Erwerbspersonen auch von der zunehmenden #Digitalisierung der #Wirtschaft. Trotzdem werde künftig Zuwanderung notwendig sein. Auch müsse mehr dafür getan werden, Müttern die Rückkehr ins Berufsleben und Älteren den längeren Verbleib in ihrem Job zu ermöglichen.

Ende 2016 war die Erwerbstätigenzahl in Deutschland indes dank der guten Konjunktur und mehr Jobs in Dienstleistungsberufen auf einen Höchststand gestiegen. Mit 43,7 Millionen Menschen mit Arbeitsort in der Bundesrepublik zählte das Statistische Bundesamt im vierten Quartal einen Rekord seit der Wiedervereinigung.

Allerdings legte die Beschäftigung mit einem Plus von 0,6 Prozent gemessen am Vorjahresquartal langsamer zu. Im ersten Quartal 2016 hatte das Plus binnen Jahresfrist noch 1,3 Prozent betragen, im zweiten Quartal 1,2 Prozent und im dritten Quartal 0,8 Prozent. Während mehr Arbeitsplätze in der Dienstleistungsbranche entstanden, sank die Zahl der Jobs im Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) sowie in der Land- und Forstwirtschaft und der Fischerei.

Lebensmittelhandel: Wettlauf um das gute Gewissen

Lidl will den Zucker- und Salzgehalt in seinen Eigenmarken um 20 Prozent reduzieren. Aldi Süd arbeitet seit Jahresanfang klimaneutral. Rewe schickt die Plastiktüte in Rente. Und Edeka wirbt mit der bundesweiten Einführung von Milch und Milchprodukten mit dem Siegel «Ohne Gentechnik». Ob Umweltschutz, Tierwohl oder Verbrauchergesundheit: Die großen deutschen #Lebensmittelhändler greifen immer häufiger gesellschaftliche Reizthemen auf.
Lebensmittelhandel: Wettlauf um das gute Gewissen

Für den Marketing-Experten Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU ist das Engagement der Handelsketten eine Antwort auf die geänderten Erwartungen der Verbraucher. «Von Einzelhändlern wird heute viel mehr verlangt als nur gute Ware zu einem günstigen Preis. Die Käufer erwarten, dass die Unternehmen auch bei gesellschaftlichen Themen und in Umweltfragen Flagge zeigen. Dem müssen Firmen wie Aldi, Lidl oder Rewe Rechnung tragen», erklärt er die aktuelle Entwicklung.

Der Kampf um das gute Gewissen der Kunden wird inzwischen fast genauso verbissen geführt wie der Preiskampf im #Handel. Seitdem Lidl im Sommer vergangenen Jahres beschloss, die unter der Eigenmarke «Milbona» verkaufte Frischmilch komplett «Ohne Gentechnik» anzubieten, bauten auch die Konkurrenten ihr Angebot gentechnikfreier Milch Schritt für Schritt aus. Die Tiere bekommen dafür unter anderem also kein Futter von gentechnisch veränderten Pflanzen. «Wir sehen einen regelrechten Wettlauf im #Lebensmitteleinzelhandel», berichtete Alexander Hissting vom Verband «Lebensmittel ohne Gentechnik» (VLOG) dem Branchenfachblatt «Lebensmittel Zeitung».

Und die nächsten Schritte sind schon eingeleitet. Bis Ende des Jahres will Lidl bundesweit auch gentechnikfreies Rindfleisch anbieten. Und Edeka und Rewe sind dabei, Eigenmarken-Milchprodukte wie Käse, Sahne oder Quark auf gentechnikfreie Produktion umzustellen. Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg sieht diese Entwicklung mit Freude. «Im Bezug auf Gentechnik ist es wirklich ein Schritt nach vorne, wenn die Händler hier Nägel mit Köpfen machen. Die Verbraucher wollen keine Gentechnik.»

Und einen ähnlichen Wettlauf gibt es in anderen Bereichen. Nachdem Rewe den Verkauf von Plastiktüten aus Umweltschutzgründen stoppte, kündigten auch Lidl und andere an, die umweltschädlichen Tragehilfen aus dem Angebot zu streichen. Auch mit dem Tierschutz werben Handelsketten immer wieder: etwa durch die Einführung von Tierschutzlabeln oder strikten Vorgaben für den Pestizideinsatz, die weit über die gesetzlichen Grenzwerte hinausgehen.

Im Umweltschutz überraschte Aldi Süd vor wenigen Monaten mit der Ankündigung, ab Januar in Deutschland klimaneutral zu arbeiten. Dazu setzt das Unternehmen nicht nur auf Sonnenenergie und Grünstrom, sondern unterstützt auch Aufforstungsprojekte in Uganda und Bolivien.

Auch das Thema Gesundheit haben die #Handelsketten für sich entdeckt. Lidl kündigte erst vor wenigen Wochen an, das Unternehmen habe sich zum Ziel gesetzt, in Produkten seiner Eigenmarken «den Anteil an zugesetztem Zucker und Salz bis 2025 um jeweils 20 Prozent zu reduzieren». Damit wolle man die Bemühungen der Bundesregierung im Kampf gegen fehlernährungsbedingte Krankheiten unterstützen.

Der Ernährungsexperte Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg kann angesichts dieser Ankündigung allerdings eine gewisse Skepsis nicht verhehlen. «Wenn man in ein hochgezuckertes Müsli 20 Prozent weniger Zucker reintut, wird es nicht viel gesünder», meint er. Wichtig sei auch, welche Ersatzprodukte stattdessen eingesetzt würden. «Das muss man sich sicher genauer angucken.»

Müssen die Kunden angesichts derart vieler Umwelt-, Tierschutz- und Gesundheitsbemühungen mit Preiserhöhungen rechnen? Eher nicht, glaubt Marketingexperte Fassnacht: «Auch wenn die Ansprüche der Kunden an das gesellschaftliche Engagement und das Umweltbewusstsein der Unternehmen wachsen, darf man nicht glauben, dass die Verbraucher deswegen bereit sind mehr zu bezahlen.» Für ihn steht fest: «Diese Aktivitäten werden nicht zu einem höheren Preisniveau in #Deutschland führen.»

Autowerkstätten haben es schwer

Für die deutschen #Autobauer war 2016 auch auf dem Heimatmarkt ein erfreuliches Jahr. In Deutschland wurden 3,35 Millionen Neuwagen verkauft, so viele wie seit sieben Jahren nicht mehr. Der Aufschwung in der Branche, ausgelöst durch eine gute #Beschäftigung, Einkommenszuwächse und niedrige Zinsen, hat auch die Umsätze des Kfz-Gewerbes noch oben getrieben.
Autowerkstätten haben es schwer

Doch zugleich ist die Zahl der Autowerkstätten im vergangenen Jahr spürbar gesunken - um 1,7 Prozent oder 660 #Betriebe auf 37 740. Auch die Mitarbeiterzahl ging zurück, um 1,2 Prozent auf 455 500. Diese Zahlen stellte der Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), Jürgen Karpinski, in Berlin vor. Der Verband vertritt die Interessen der Kfz-Meisterbetriebe.

Vor 15 Jahren waren es noch 8000 Werkstätten mehr. In den Jahren 2014 und 2015 schien der negative Trend gestoppt, nun hat er sich wieder verstärkt. Als Hauptgründe dafür nennt Karpinski einen «weiter fortschreitenden Konzentrationsprozess» und die «Bereinigung der Händlernetze durch #Hersteller und #Importeure».

Die Zahlen zeigen in der Tat: Es waren fast ausschließlich Markenwerkstätten, die 2016 geschlossen wurden. 650 solcher Unternehmen, die an ein Fabrikat gebunden sind, gaben auf, aber nur 10 sogenannte freie Werkstätten. Für die Autofahrer bedeutet das unterm Strich, weniger Werkstätten zur Auswahl zu haben, bei denen sie eine Inspektion oder Reparatur machen lassen können.

Für die Unternehmen, die der Schrumpfung nicht zum Opfer fallen, bedeutet das im Umkehrschluss mehr Aufträge und eine höhere Auslastung. Rund 70 Millionen Werkstattaufträge waren es im vorigen Jahr. Lohn, Ersatzteile und Zubehör in den Werkstätten summierten sich auf 32 Milliarden Euro, ein Plus von 5,6 Prozent.

Eine Studie des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) hatte schon 2015 einen Trend zu größeren Werkstätten festgestellt. Es sei zu erwarten, dass in zehn Jahren im Durchschnitt jeder Betrieb sich um ein Fünftel mehr Autos kümmert als heute. Die Werkstätten würden unter anderem deshalb immer größer, weil sie mehr in teure Diagnosegeräte und Spezialwerkzeuge investieren müssten.

Ein anderes Problem sieht der Bundesinnungsmeister des Kfz-Handwerks, Wilhelm Hülsdonk. Nach seinen Worten balgen sich «immer mehr hungrige Katzen um den Milchtopf», will sagen: Internet-Vermittlungsportale, Reifenketten oder Kfz-Versicherer drängen sich in das Werkstattgeschäft hinein. Da werde mit «unauskömmlichen Festpreisen» für Dienstleistungen rund ums Auto geworben. Die Werkstätten ließen sich zum Teil auf eine Zusammenarbeit mit diesen Preisdrückern ein, weil sie sonst ihre Kunden nicht halten könnten. Dagegen helfe nur, die Kunden von der guten Qualität der Meisterbetriebe zu überzeugen.

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Gegen den Digitaltrend: Deutsche Uhrmacher setzen auf Retro-Mechanik

Das Pförtnerhaus ist verwaist, die Straße leer. Rechterhand in dem Gewerbegebiet liegt eine Abrissruine, am Ende des Weges ist ein riesiges Gebäude: der Firmensitz des Uhrenherstellers Junghans im süddeutschen Schramberg. Hier war einst die größte Uhrenfabrik der Welt - vor gut 100 Jahren hatte die Firma 3000 #Mitarbeiter. In den 1960er Jahren beschäftigte Junghans gar 6000 Menschen, danach begann der Abstieg bis hin zur Insolvenz 2008. Seither, betont Firmenchef Matthias Stotz, gehe es aufwärts, man sei inzwischen profitabel. 127 Mitarbeiter hat sein #Unternehmen heute. Der Umsatz stieg 2016 um 4,3 Prozent auf 24,5 Millionen Euro.
Gegen den Digitaltrend: Deutsche Uhrmacher setzen auf Retro-Mechanik

Auf dem Gewerbegelände im Schwarzwald wird gebaut, ein Teil des Firmengebäudes wird aufwendig saniert. Die Geschichte von Junghans ist im bestimmten Maße beispielhaft für Deutschlands #Uhrenbranche. Die Branche war einst groß, doch durch Konkurrenz aus Amerika und Asien sowie den technischen Wandel schrumpfte sie in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts.

Seit einigen Jahren sieht es deutlich besser aus, die Hersteller haben Erfolg mit mechanischen Uhren. Neben Mittelpreis-Anbietern wie Junghans mit Preisen von 300 bis 2500 Euro pro Uhr gibt es Luxusmarken wie A. Lange & Söhne. Die bieten nichts unter 14 900 Euro an.

Wozu braucht man überhaupt noch eine mechanische Uhr, wenn man ein ein Smartphone in der Tasche hat oder eine Smartwatch trägt? Der Chef von A. Lange & Söhne, Wilhelm Schmid, bleibt gelassen bei so einer Frage: Solche Produkte wirkten sich nicht auf die eigenen Geschäfte aus, sagt er. «Bei unseren Zeitmessern zeigt sich ein schönes Paradox: Man will sie, weil man sie nicht braucht.» Durch den technologischen Fortschritt sei der Nutzen - die Zeitmessung - in den Hintergrund getreten, die Uhr werde mehr als Kunstwerk wahrgenommen.

Der Luxushersteller, der zum Schweizer Richemont-Konzern gehört und sich beim Umsatz bedeckt hält, hat keine leichte Zeit hinter sich. Firmenchef Schmid spricht zwar von einem guten Jahr 2016, aber auch von «Turbulenzen im Markt». Die Luxusbranche litt unter gesunkener Nachfrage aus China und Russland.

Das bekamen kleinere Anbieter im Mittelpreis-Segment weniger zu spüren. So konnte die Firma Nomos - wie A. Lange & Söhne aus dem Uhrenmacher-Zentrum Glashütte in Sachsen - ihren Umsatz im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben um ein Viertel hochschrauben, die Mitarbeiterzahl kletterte um 70 auf rund 300. Sorgenfalten wegen digitaler Konkurrenz? Nomos-Sprecherin Jasmin Denk schüttelt den Kopf. «Mechanische Uhren sind Liebhaberei», sagt sie. Die neue Technik sei sogar positiv fürs Geschäft, schließlich kämen dadurch potenzielle junge Kunden auf den Geschmack, überhaupt mal eine Uhr am Handgelenk zu tragen – «wenn sie älter sind, entdecken sie möglicherweise ihr Faible für mechanische Uhren», so Denk.

Auch Junghans-Chef Stotz übt sich in Optimismus. «Eine digitale Bewegung hat eine Gegenbewegung, davon profitieren wir.» In der Alltagshektik werde eine mechanische Armbanduhr von Kunden wahrgenommen als etwas handwerklich Solides und Beständiges. Thilo Mühle, Chef der 55-Mann-Firma Mühle Glashütte, sieht bei vielen Menschen «eine Sehnsucht nach der guten alten Zeit». «Eine mechanische Armbanduhr passt sehr gut zu dieser Sehnsucht und bildet einen entschleunigenden Gegenpol zur Jagd nach dem neusten Handy.»

Also alles null Problemo trotz des Digitaltrends? Guido Grohmann, Vorstandsmitglied beim Bundesverband Schmuck und Uhren, sieht das anders. «Die Smartwatch ist ein Konkurrenzprodukt - das darf die Branche nicht kleinreden», sagt er. Es seien Wettbewerber am Markt aufgetaucht, «die ein Stück vom Kuchen haben wollen». Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur heimischen Branche liegen für 2016 noch nicht vor. Es sei «ein ordentliches Jahr» gewesen, sagt Grohmann vage. 2015 verbuchten die 16 größten Firmen ein Plus von 5,5 Prozent auf 425 Millionen Euro Umsatz.

Der wiedergekehrte Erfolg ist bei Junghans eine Rückkehr zu den Wurzeln - die Firma hat zahlreiche Modelle nach dem Vorbild von mechanischen Uhren aus den 1950er Jahren entwickelt. Solche Uhren warf Junghans 1976 aus dem Sortiment und setzte stattdessen zunächst auf Quarzuhren und später auf Funkuhren.

Im Nachhinein ein Fehler, sagt der seit zehn Jahren bei Junghans tätige Uhrmachermeister Stotz. «Wir waren zwar Vorreiter bei den Funkuhren, aber wirtschaftlich hat uns das langfristig nicht genutzt.» Erst 2005 stieg Junghans wieder richtig ein bei den mechanischen Uhren. Das konnte die Insolvenz 2008 zwar nicht verhindern, Stotz sieht das aber als Grundlage für den heutigen Erfolg. «Designklassiker von früher sind wieder gefragt, als etwas zeitlos Schönes.» Solche Uhren seien auch als Sammlerstücke begehrt, dies sei bei den günstigeren Quarzuhren und bei den Funkuhren nicht so der Fall gewesen.

Aus Sicht des Branchenexperten Stefan Hencke ist es sinnvoll, dass sich deutsche Uhrenhersteller auf höherpreisige Chronometer spezialisiert haben. «Im globalen Billig-Wettbewerb können die Unternehmen aus #Deutschland nur sehr schwer bestehen.»

Der BWL-Professor von der Fachhochschule Trier bewertet die Perspektiven in der heimischen Branche positiv. Deutsche Uhren hätten ein gutes Image als Qualitätsprodukte - daher seien Kunden bereit, etwas tiefer in die Tasche zu greifen. «Es ist wie in der Autoindustrie - deutsche Autos sind zwar teurer als Konkurrenzprodukte, aber sie sind dennoch sehr gefragt.»

Wachsender Güterverkehr drängt immer mehr auf die Straße

Der wachsende #Güterverkehr in #Deutschland wird immer stärker auf der Straße abgewickelt. Im vergangenen Jahr wurde mit 4,6 Milliarden Tonnen ein neuer Mengenrekord erzielt, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden berichtete. Bei einem durchschnittlichen Zuwachs von 1,1 Prozent legten die ohnehin bereits dominierenden Transporte per Lastwagen um 1,5 Prozent auf 3,6 Milliarden Tonnen zu.
Wachsender Güterverkehr drängt immer mehr auf die Straße

Die #Eisenbahnen schafften mit 361 Millionen Tonnen nur ein knappes Zehntel der Straßenmenge und schrumpften im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 Prozent. Auch die #Binnenschiffe transportierten mit 220 Millionen Tonnen etwas weniger (-0,8 Prozent) Güter als im Jahr zuvor. Seeschiffe, Rohrleitungen und #Luftfracht legten hingegen leicht zu.

Auch bei der in Tonnenkilometern gemessenen Transportleistung zeigt sich die immer noch wachsende Bedeutung des Transports über die Straße mit einem Plus von 2,8 Prozent. Die eigentlich auf lange Strecken und besonders große Lademengen spezialisierten Verkehrsträger Schiene (-0,5 Prozent) und Binnenschiff (-3,7 Prozent) verloren auch hier Marktanteile. Die Schifffahrt hatte allerdings gerade im Schlussquartal mit niedrigen Wasserständen in den Flüssen zu kämpfen.

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