Nun hat das Unternehmen ein neues Kapitel in seiner Historie geschrieben. Seit Donnerstag werden wieder Anteile von Douglas an der Börse gehandelt. Die Aktie mit der Wertpapierkennnummer BEAU7Y - in Anspielung auf «Beauty» - startete am Morgen an der Frankfurter Börse leicht unter dem Ausgabepreis von 26 Euro. Dann bröckelte der Preis weiter ab und ging mit 23,06 Euro aus dem Handel - ein Minus von 11,3 Prozent. Zuvor hatten Unternehmenschef Sander van der Laan und Finanzchef Mark Langer im Frankfurter Handelssaal unter dem Jubel der Douglas-Beschäftigten die traditionelle Glocke geläutet.
Douglas war bereits von 1966 bis 2013 börsennotiert, dann hatten der Finanzinvestor Advent und die Gründerfamilie Kreke das Unternehmen von der Börse genommen, um es neu auszurichten. Die neuen Aktien konnten bis Dienstag gezeichnet werden. Die Nachfrage sei deutlich höher gewesen als das Angebot, wie ein Unternehmenssprecher mitteilte. Der Douglas-Mehrheitseigner, der Finanzinvestor CVC, und die Familie Kreke bleiben Hauptaktionäre, haben ihre Beteiligung aber reduziert. Etwa 32,7 Millionen Aktien wurden neu ausgegeben. Insgesamt werden knapp 32 Prozent des Unternehmens an die Börse gebracht. Der Börsengang spült voraussichtlich rund 850 Millionen Euro in die Kasse.
Erst der zweite Börsengang in Frankfurt 2024:
Was hat das alles für Folgen für Verbraucher? Douglas habe die Weichen für die Zukunft erfolgreich gestellt, davon würden auch Kunden profitieren, sagt Vorstandschef van der Laan etwas blumig. Tatsächlich dürfte sich der Börsengang in der Fußgängerzone nicht spürbar auswirken. «Für Konsumenten wäre es natürlich spannend, wenn es neue oder bessere Produkte gibt, oder sich am Einkaufserlebnis in den Filialen etwas ändert», sagt Martin Fassnacht, Marketing-Professor an der Wirtschaftshochschule WHU. Damit rechnet er jedoch nicht. «Für mehr Wachstum müsste Douglas stärker investieren, aber das kostet viel Geld.»
Die Priorität für Deutschlands größte Parfümeriekette mit rund 18 000 Beschäftigten liegt woanders: Douglas ist hoch verschuldet, Ende 2023 waren es gut drei Milliarden Euro. «Mit dem Börsengang wollten wir Gelder einsammeln, um unsere Verschuldung deutlich zu senken», sagt Vorstandschef van der Laan. Die verbleibenden Schulden sollen zu besseren Konditionen refinanziert werden.
Während der Einzelhandel in Deutschland mäßige Umsätze beklagt, liefen die Geschäfte bei Douglas zuletzt wieder besser. Im abgelaufenen Geschäftsjahr legte das Unternehmen um 12 Prozent zu und erzielte einen Rekordumsatz von 4,1 Milliarden Euro. Nach Verlusten im Vorjahr (Minus 313,8 Millionen Euro) schrieb Douglas unter dem Strich wieder schwarze Zahlen (16,7 Millionen). Laut den Marktforschern von YouGov übertrafen die Ausgaben der Verbraucher bei Douglas 2023 wieder das Vor-Corona-Niveau. Markenexperte Fassnacht sieht auch deshalb gute Chancen für die Aktie. Douglas sei eine starke, positiv besetzte Marke und erster Anlaufpunkt für Beauty-Produkte in den Innenstädten. «Die machen einen guten Job. 30 Prozent der Umsätze werden online erzielt, das ist sehr ordentlich.»
Douglas hat zuletzt schon angekündigt, weiter expandieren zu wollen. Bis 2026 will man die Umsatzmarke von fünf Milliarden Euro knacken. Bis dahin sollen mehr als 200 neue Standorte eröffnet werden, knapp die Hälfte davon in Mittelosteuropa. Zudem ist geplant, 400 bestehende Filialen zu modernisieren. Während der Pandemie hatte Douglas Hunderte Geschäfte geschlossen. Europaweit gibt es aktuell 1850 Filialen in 22 Ländern.
«Schön, dass Sie wieder da sind»
Am Läuten der Börsenglocke am ersten Handelstag nahm nicht nur der Douglas-Vorstand teil. Auch etwa 150 Mitarbeiter waren am frühen Donnerstagmorgen - ausgestattet mit mintfarbenen Poloshirts und Börsenglöckchen - von der Konzernzentrale in Düsseldorf nach Frankfurt gefahren. Dort begann der Tag um kurz nach 8.00 Uhr mit einem Fototermin bei den Bronze-Skulpturen von Bulle und Bär, den Symbolfiguren der Börsianer. «Schön, dass Sie wieder da sind», sagte Deutsche-Börse-Vorstand Thomas Book im Handelssaal mit Blick auf die Rückkehr auf das Börsenparkett.
Viel Aufmerksamkeit erhält der Douglas-Börsengang auch deshalb, weil es zuletzt nicht viele andere gab. Nach dem Panzer-Zulieferer Renk ist es in Frankfurt erst der zweite Börsengang in diesem Jahr und der erste, bei dem auch Privatanleger angesprochen werden. In Deutschland ist die Zahl der Börsengänge schon seit Jahren niedrig. Dass zuletzt immer weniger Firmen den Schritt wagten, lag auch am lange schwierigen Umfeld. Die weltweiten Konfliktherde, Pandemie sowie steigende Inflation und Zinsen drückten auf die Stimmung. Zuletzt aber geriet die Börse in Schwung, der Dax eilte von Rekord zu Rekord - ein günstiges Fenster für Börsengänge.
(Text: Christian Rothenberg, dpa)
Im Tarifkonflikt beim Lufthansa-Bodenpersonal sollen Schlichter helfen. Für den Fall einer ergebnislosen Schlichtung startete Verdi am Dienstag die Urabstimmung über unbefristete Streiks. Am Mittwoch (20. März) beginnt zudem die sechste Tarifrunde für das Luftsicherheitspersonal an Flughäfen.
Die Gewerkschaft Ufo fordert für die etwa 18 000 Kabinenbeschäftigten der Lufthansa und die knapp 1000 Kräfte der Regionaltochter Lufthansa Cityline im Kern 15 Prozent mehr Geld bei einer Vertragslaufzeit von 18 Monaten. Außerdem will die Gewerkschaft eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro sowie höhere Zulagen erreichen. Vergangene Woche hatten die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter der Lufthansa und der Lufthansa Cityline an den Flughäfen Frankfurt und München jeweils an einem Tag gestreikt.
Ramelow und Weise sollen Konflikt bei Lufthansa-Bodenpersonal schlichten:
Im Tarifkonflikt der etwa 25 000 Beschäftigten der Lufthansa am Boden sollen Ministerpräsident Bodo Ramelow und der frühere Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, schlichten. «Sollte die Schlichtung jedoch kein Ergebnis bringen, dem die Beschäftigten zustimmen können, ist davon auszugehen, dass es zu Erzwingungsstreiks kommen wird», hatte Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky gesagt. Ein Erzwingungsstreik ist ein unbefristeter Streik. Die Urabstimmung dafür begann am Dienstag.
Die Schlichtung soll am kommenden Montag (25. März) beginnen und spätestens am Gründonnerstag (28. März) enden. Während der Schlichtung soll eine Friedenspflicht gelten. Streiks wären theoretisch am Karfreitag möglich. Zuletzt waren wegen eines von Verdi organisierten Warnstreiks in diesem Bereich Hunderte Lufthansa-Flüge ausgefallen.
Verhandlungen für Luftsicherheitspersonal nach Warnstreikwelle!
Nach der jüngsten Warnstreikwelle des Luftsicherheitspersonals an deutschen Flughäfen wollen Vertreter der Gewerkschaft Verdi mit den privaten Unternehmen der Luftsicherheit an diesem Mittwoch in Berlin zusammenkommen. Die Tarifparteien haben sich den Donnerstag für weitere Gespräche geblockt.
Es geht um die Arbeitsbedingungen von etwa 25 000 Beschäftigten privater Sicherheitsdienstleister. Sie kontrollieren im Auftrag der Bundespolizei Passagiere, Personal und Gepäck an den Zugängen zum Sicherheitsbereich. Bei zweitägigen Warnstreiks an mehreren deutschen Flughäfen waren nach Schätzungen des Flughafenverbandes ADV in der vergangenen Woche insgesamt 662 Flüge ausgefallen, mehr als 100 000 Passagiere waren betroffen. Bei einer ersten Warnstreikwelle am 1. Februar waren geschätzt etwa 1100 Flüge gestrichen worden.
Die Osterferien beginnen in zehn Bundesländern am kommenden Montag (25.3). Hamburg, Niedersachsen und Bremen sind bereits gestartet.
(Text: dpa)
Arbeitnehmer aus Nordrhein-Westfalen und Thüringen hatten sich in die höchste Arbeitsgerichtsinstanz mit der Forderung nach Entgeltfortzahlung wegen Krankheit geklagt. Sie waren damit jetzt erfolgreich - ihre Arbeitgeber müssen zahlen.
Eine Corona-Infektion stellt demnach auch bei einem symptomlosen Verlauf eine Krankheit dar, die zur Arbeitsunfähigkeit führt - wenn es dem Arbeitnehmer durch eine behördliche Quarantäne-Anordnung rechtlich unmöglich ist, seine Arbeit zu erbringen und Homeoffice nicht in Betracht kommt.
Wer zahlt für Corona-Arbeitsausfall?
Die höchsten deutschen Arbeitsrichter trafen damit eine grundsätzliche Entscheidung und bestätigten ein Urteil des Landesarbeitsgerichts Hamm. Nach Angaben eines Arbeitsrechtlers haben die Arbeitsgerichte in Deutschland in dieser Frage bisher unterschiedlich entschieden.
«Die Frage ist, zahlt der Arbeitgeber oder zahlt der Staat», sagte der Vorsitzende Richter Rüdiger Linck zu Beginn der Verhandlung. Dabei ging es um die arbeitsrechtliche Würdigung des Falls eines Produktionsarbeiters aus einem Kunststofftechnik-Unternehmen in Nordrhein-Westfalen. Der Kläger hatte keine Schutzimpfung und infizierte sich Ende 2021 mit dem Coronavirus. Für einige Tage erhielt er nach einem positiven Test eine ärztliche Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung.
Strittig blieb die Zeit danach, in der er wegen einer in seiner Gemeinde geltenden Anordnung in häusliche Quarantäne musste. Homeoffice war für ihn als Produktionsarbeiter nicht möglich. Sein Arbeitgeber verwies auf eine fehlende Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung und warf dem Mann ein Verschulden wegen der unterlassenen Impfung vor.
Fehlende Schutzimpfung nicht entscheidend:
Bei der Corona-Infektion handele es sich erwiesenermaßen um eine Krankheit, sagte der Vorsitzende Richter. «Die SARS-CoV-2-Infektion stellt einen regelwidrigen Körperzustand und damit eine Krankheit dar, die zur Arbeitsunfähigkeit geführt hat», heißt es in der Urteilsbegründung. Für den Teil der Infektionszeit ohne Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung habe der Kläger eine behördliche Quarantäne-Anordnung gehabt.
Ihm sei es damit unmöglich gewesen, seine Arbeit zu verrichten. Ein Verlassen seiner Wohnung hätte eine Ordnungswidrigkeit bedeutet, so Linck. Damit habe eine Arbeitsunfähigkeit bestanden und die Pflicht zur Entgeltfortzahlung durch den Arbeitgeber. Ein Leistungsverweigerungsrecht wegen nicht vorgelegter Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung habe dem Unternehmen nicht zugestanden.
An der Zahlungspflicht ändere auch nichts, dass der Kläger keine Corona-Schutzimpfung hatte, sagte der Richter. Das würde nur ins Gewicht fallen, wenn die fehlende Impfung und damit sein Verhalten ursächlich für seine Erkrankung gewesen wäre. «Das konnte vom Landesarbeitsgericht nicht mit der gebotenen Sicherheit festgestellt werden. Dass dem Landesarbeitsgericht dabei Fehler unterlaufen sind, ist nicht erkennbar», sagte Linck, der auch Vizepräsident des Bundesarbeitsgerichts ist.
Der Produktionsarbeiter verlangte eine Nachzahlung für insgesamt knapp 67 Stunden im Januar 2022. Das Arbeitsgericht hatte seine Klage abgewiesen, das Landesarbeitsgericht Hamm ihr stattgegeben.
(Text: dpa)
Der neue Tarifvertrag soll eine Laufzeit von zwölf Monaten haben. Die Gewerkschaft begründete die Forderungshöhe mit Inflationsbelastungen. Die Tarifverhandlungen beginnen am 19. März.
Verdi verwies auf den Konzernüberschuss für 2023, der 17,8 Milliarden Euro betrug. «Jetzt ist es an der Zeit, den Beschäftigten Teilhabe und Wertschätzung für diese guten Ergebnisse zukommen zu lassen. Sie haben es sich verdient», erklärte Verdi-Verhandlungsführer Frank Sauerland.
Laut Verdi besteht der Telekom-Konzern in Deutschland aus 22 verschiedenen, tarifgebundenen Konzernunternehmen, in denen jeweils eigenständige Tarifverträge gelten. Ein Großteil der Entgelttarifverträge hat eine Laufzeit bis zum 31. März. Für drei Gesellschaften gelten davon abweichende Laufzeiten. Verdi forderte, die Tarifverhandlungen für alle Konzerngesellschaften gemeinsam zu führen.
(Text: dpa)
«Die Daten zur Inflationsausgleichsprämie zeigen, dass Beschäftigte in Betrieben mit Tarifvertrag gute Chancen haben, zusätzlich zum Grundentgelt noch eine Sonderzahlung zu bekommen – ähnlich wie dies beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld der Fall ist», sagte Malte Lübker, Entgeltexperte aus dem Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung.
Inzwischen arbeiten aber noch etwa die Hälfte der Beschäftigten in Betrieben, die an einen Flächen- oder Haustarifvertrag gebunden sind. Viele Betriebe orientieren sich allerdings freiwillig an Branchentarifverträgen.
Inflationsschock etwas abgemildert
Die Bundesregierung hatte die Sonderzahlung von bis zu 3000 Euro steuer- und abgabenfrei gestellt, um die Belastungen der Energiekrise und der zeitweise stark gestiegen Inflation für die Beschäftigten abzumildern.
Die Maßnahme aus dem dritten Entlastungspaket trug nach bereits veröffentlichten Daten dazu bei, dass die Tarifverdienste einschließlich Sonderzahlungen im vergangenen Jahr um durchschnittlich 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr stiegen. Das war der höchste Zuwachs seit Einführung der Statistik im Jahr 2010. Ihm stand im Jahresschnitt allerdings eine Inflation von 5,9 Prozent gegenüber. 2023 war damit trotz deutlicher Lohnsteigerungen das dritte Jahr in Folge mit kräftigen Kaufkraftverlusten für die Tarifbeschäftigten.
«Die Inflationsausgleichsprämien haben geholfen, den Inflationsschock für die Beschäftigten etwas abzufedern», sagte Lübker. «Auch wenn die Inflationsraten langsam zurückgehen, so bleiben die Lebenshaltungskosten unverändert hoch.» Lübker plädierte daher dafür, die Einmalzahlungen in den laufenden Tarifrunden in das reguläre Entgelt zu überführen, falls dies noch nicht vereinbart sei.
Höchste Sonderzahlung im Öffentlichen Dienst
Bei den Tarifbeschäftigten, die die Prämie bekommen, gibt es deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Branchen. Die niedrigste Sonderzahlung gab es demnach im Baugewerbe mit durchschnittlich 1104 Euro sowie in der Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei mit 1689 Euro. Am meisten erhielten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Bereich Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung (3000 Euro), Erziehung und Unterricht (2999 Euro), Kunst, Unterhaltung und Erholung (2987 Euro) sowie Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung (2943 Euro).
Anteilig am stärksten profitieren die Beschäftigten in der Industrie und im Bereich Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung von der Sonderzahlung. Dort haben 96,1 beziehungsweise 96 Prozent der Tarifbeschäftigten einen Anspruch auf eine Inflationsausgleichsprämie. Im Gastgewerbe (6,3 Prozent) oder im Handel (24,4 Prozent) sind es deutlich weniger.
Die Prämien können je nach Tarifvereinbarung als Gesamtbetrag oder gestaffelt in Teilbeträgen und noch bis Jahresende ausgezahlt werden kann. Die Tarifpartner können also noch Sonderzahlungen vereinbaren. Die Zahlen der Statistiker sind daher vorläufig.
(Text: dpa)
Erhalten sollen die Zahlung alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an deutschen Standorten, die fest bei der Porsche AG und Tochtergesellschaften angestellt sind. Dazu gehört auch die Porsche Leipzig GmbH. Insgesamt geht es demnach um mehr als 28 000 Beschäftigte.
Die Höhe der freiwilligen Sonderzahlung folgt einer bestimmten Logik und berücksichtigt den Angaben zufolge die wesentlichen Kennzahlen der vergangenen beiden Geschäftsjahre. Für das Geschäftsjahr 2022 hatten die Porsche-Beschäftigten bis zu 9050 Euro brutto erhalten. Ein Jahr zuvor waren es höchstens 7900 Euro.
Porsche hatte am Dienstag seine Geschäftszahlen für das vergangene Jahr vorgelegt. Trotz weiterer Lieferkettenstörungen, starker Inflation und hohen Investitionen erwirtschafte der Sportwagenbauer mehr Umsatz und Gewinn. Die Höhe der jährlichen Sonderzahlung fällt bei den Stuttgartern traditionell üppig aus. Zum Vergleich: Bei der Konzernmutter Volkswagen erhalten die Mitarbeiter für das vergangene Jahr eine Prämie von 4735 Euro.
Porsche-Personalvorstand Andreas Haffner teilte dazu mit: «Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sehr stolz auf unser Ergebnis sein.» In einem herausfordernden Jahr hätten sie eine großartige Leistung gezeigt. Die Sonderzahlung gibt es bei Porsche seit 1997. Verbunden mit der Prämie riefen Vorstand und Betriebsrat zu Spenden auf.
(Text: dpa)
«Wir erwarten in der kommenden Verhandlungsrunde ein deutlich verbessertes Angebot der Arbeitgeberseite», betonte Verdi-Verhandlungsführer Jan Duscheck. Die Verhandlungen sollen am Montag (18.3.) in Frankfurt/Main fortgesetzt werden.
Verdi fordert für etwa 12 000 Beschäftigte im Deutsche-Bank-Konzern mit einem Postbank-Tarifvertrag 15,5 Prozent mehr Geld, mindestens jedoch eine Anhebung der Gehälter um 600 Euro. Der Deutsche Bankangestellten-Verband (DBV) will 14,5 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten von Postbank, Postbank Filialvertrieb, PCC Services und BCB erstreiten.
Wegen der Ankündigung von Filialschließungen dringt Verdi zudem darauf, die Arbeitsplätze durch eine Verlängerung des Kündigungsschutzes bis zum 31. Dezember 2028 langfristig abzusichern. Die Deutsche Bank will bis Mitte 2026 bis zu 250 der 550 Postbank-Filialen dichtmachen und dabei auch Personal abbauen. Kurz vor Weihnachten sicherte die Deutsche Bank zu, bis Ende September des laufenden Jahres auf betriebsbedingte Kündigungen für Tarifmitarbeiter im Bereich ihrer Privatkundenbank in Deutschland zu verzichten.
In der zweiten Tarifrunde am 26. Februar hatte die Arbeitgeberseite nach Verdi-Angaben eine weitere Verlängerung des Kündigungsschutzes bis einschließlich Juni 2026 bei einer Gesamtlaufzeit der Vereinbarung von 29 Monaten angeboten, außerdem eine Anhebung der Gehälter um fünf Prozent ab Juni 2024 und um weitere zwei Prozent ab 1. Juli 2025.
(Text: dpa)
Die Arbeitgeber hätten die Forderung abgelehnt, da aus ihrer Sicht 12 Prozent mehr Lohn und Gehalt die Unternehmen überfordern und nicht den notwendigen Spielraum für Investitionen in die Zukunft zulasse würden. „Dieser einseitige Blick verkennt, dass die vergangenen Tarifabschlüsse alle unter Berücksichtigung der Branchensituation zustande kamen. Außerdem sollten die Arbeitgeber bei Investitionen in die Zukunft nicht die Investitionen in die Beschäftigten vergessen – erst recht nicht in Zeiten des Fachkräftemangels“, so Rachel Marquardt.
Entscheidend sei aber auch die Einkommensentwicklung. Denn während die Unternehmen ihre gestiegenen Kosten zumindest in Teilen an die Kundschaft weitergeben können, besteht diese Möglichkeit für die Druckereibeschäftigten nicht. Sie müssten die nach wie vor höheren Preise im Supermarkt und an der Tankstelle zahlen. Genau deshalb brauche es ordentliche Einkommenssteigerungen, so Marquardt.
„Wir werden alles dafür tun, dass die Beschäftigten in der Druckindustrie nicht länger von der Einkommensentwicklung in Deutschland abgehängt werden. Das machen wir mit unserer Forderung für diese Tarifrunde deutlich“, erklärte die ver.di Verhandlungsführerin Rachel Marquardt.
Die zweite Verhandlungsrunde mit dem BVDM findet am 21. März 2024 in Nürnberg statt. Die Friedenspflicht in der Druckindustrie endet am 31. März 2024.
(Text: ver.di)
Der Bus kommt zu spät und der Busfahrer kann keine reguläre Pause machen. Oder er muss nach zwei Nachtschichten gleich wieder ran. Die Straßenbahn fällt aus, weil die Tramfahrerin krank ist. Ersatz gibt es keinen. Die beschriebenen Probleme sind keine Einzelfälle, sondern ein flächendeckender Ausdruck der schlechten Arbeitsbedingungen und des daraus folgenden Personalmangels im ÖPNV. Die Branche hat massive Probleme, Stellen zu besetzen, die Fluktuation der Beschäftigten ist überdurchschnittlich hoch und bald gehen geburtenstarke Jahrgänge in Rente. Ergreifen Bundesregierung und Kommunen nicht zeitnah Maßnahmen gegen diese Probleme, wird sich das ÖPNV-Angebot künftig massiv verschlechtern, warnen die Auftraggeber der Studie.
Sie fordern die Bundesregierung auf, an ihrem Ziel festzuhalten, die Fahrgastzahlen bis 2030 zu verdoppeln. Dies kann nur gelingen, wenn die Arbeitsbedingungen attraktiver werden, verdeutlichen aktuelle Berechnungen von KCW, einem führenden Beratungsunternehmen zum öffentlichen Verkehr. Schon um das aktuelle Fahrtenangebot zu halten, sind der Studie zufolge bis 2030 etwa 63.000 altersbedingt freiwerdende Stellen im kommunalen ÖPNV neu zu besetzen. Für eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen bis 2030 sind etwa 87.000 weitere Fachkräfte notwendig, prognostiziert KCW. Die zusätzlichen Personalkosten hierfür beziffern sich auf etwa 4 Mrd. Euro pro Jahr.
Für die Verbesserung von Arbeitsbedingungen im kommunalen ÖPNV braucht es zusätzliches Personal und das kostet Geld. Dabei haben bessere Arbeitsbedingungen wie ein Überstundenabbau einen positiven Effekt auf geringere Krankheitstage und Fluktuation.
Die Klima-Allianz Deutschland und ver.di fordern von der Bundesregierung:
- den kommunalen ÖPNV besser und langfristig zu finanzieren, um den akuten Personalmangel zu decken und darüber hinaus die Fahrgastzahlen ausweiten zu können
- das Deutschlandticket über 2035 hinaus zu garantieren und ein deutschlandweites Sozialticket für Menschen mit wenig Einkommen einzuführen
- eine Mobilitätsgarantie (Deutschlandtakt) auf dem Dorf und in der Stadt zu etablieren.
Andreas Schackert, ver.di-Bundesfachgruppenleiter Busse und Bahnen stellt fest: „Bis 2030 werden knapp 50 Prozent der Beschäftigten im ÖPNV in Rente gehen oder dem Beruf aus anderen Gründen den Rücken kehren. Dieser gewaltigen Lücke an Fachkräften müssen wir schon jetzt mit attraktiven Arbeitsbedingungen und guten Löhnen begegnen. Die Zeit des Lohndumpings muss endlich vorbei sein. Faire Löhne im ÖPNV sind der Grundstein für ein modernes und nachhaltiges Verkehrssystem.”
„Damit alle Menschen in den Dörfern und Städten klimafreundlich mobil sein können, brauchen wir einen zuverlässigen öffentlichen Verkehr. Unsere Studie zeigt, dass attraktive Arbeitsbedingungen der Verdoppelung der Fahrgastzahlen helfen. Dichte Taktungen und ein attraktives Netz gibt es nur mit guten Arbeitsbedingungen im ÖPNV. Deswegen muss die Bundesregierung jetzt dringend handeln und die Kommunen finanziell unterstützen“, erklärt Stefanie Langkamp, Geschäftsleitung Politik der Klima-Allianz Deutschland.
„Besondere Herausforderungen sehe ich in der großen Zahl der Neueinstellungen für eine doppelt so hohe Nachfrage. Neben guten Arbeitsbedingungen und einem attraktiven Berufsbild sind weitere Maßnahmen wie ÖPNV-Beschleunigung bis hin zum gezielten Ausbau kapazitätsstarker Schienenverkehre zu ergreifen. Für letztere braucht es zudem schnelle Planungen und Genehmigungen. Und dennoch: Gute Beschäftigungsbedingungen und ein attraktives Berufsbild sind unabdingbar”, so Christoph Schaaffkamp, Geschäftsführer von KCW.
(Text: ver.di)
Eier gegen Krupp-Chef:
Die Pläne sorgen zunächst für heftige Proteste. Zehntausende Arbeitsplätze seien durch eine Fusion gefährdet, schreibt der Thyssen-Vorstand am Folgetag in einem Brief an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Tausende Stahlarbeiter beider Unternehmen machen sich daraufhin auf nach Essen zur Krupp-Konzernzentrale. Krupp-Chef Gerhard Cromme spricht dagegen von «reiner Panikmache» - und wird von aufgebrachten Arbeitern mit Eiern beworfen. «Wir lassen uns nicht verramschen», sagt ein Gewerkschafter. «Es geht nicht um die Geldbörse oder Almosen, sondern schlicht um unsern Arsch.» Thyssen-Chef Dieter Vogel will zunächst nicht mit Cromme sprechen.
Die Politik ist alarmiert: Eine für diesen Tag angesetzte gemeinsame Kabinettssitzung der Regierungen von Brandenburg und Nordrhein-Westfalen wird kurzerhand abgeblasen. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau erklärt, die Landesregierung könne «eine solche feindliche Übernahme keinesfalls billigen». Bundeskanzler Helmut Kohl fordert einige Tage später die Führung beider Unternehmen auf, eine Lösung im Interesse der Beschäftigten und des wirtschaftlichen und sozialen Klimas im Lande zu finden. Auch an den folgenden Tagen protestieren zahlreiche Beschäftigte und organisieren Mahnwachen.
Betriebsrat: Arbeitskampf ebnete Weg!
Die Konzerne finden dann doch zueinander. In einem ersten Schritt schließen sich die unter Absatzschwierigkeiten leidenden Stahlsparten, später dann die Gesamtkonzerne zusammen. Die Arbeitnehmervertreter hätten dabei eine wichtige Rolle gespielt, betont der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Tekin Nasikkol. «Unser Arbeitskampf und unsere Solidarität haben den Weg zu einer freundlichen Fusion geebnet», erklärte er anlässlich des Jahrestages.
Nach Beschwerden mehrerer Aktionäre kann die Fusion erst ein halbes Jahr nach Unterzeichnung des Verschmelzungsvertrags tatsächlich ins Handelsregister eingetragen werden - rückwirkend zum 1. Oktober 1998. Der neue Konzern geht mit 174 600 Beschäftigten und einem Umsatz von 67 Milliarden Mark (34 Mrd Euro) an den Start. Nach der Fusion steht zweieinhalb Jahre lang eine Doppelspitze aus Cromme und Thyssen-Manager Ekkehard Schulz an der Spitze des Konzerns. Nach einem Wechsel Crommes an die Spitze des Aufsichtsrats steht Stahlexperte Schulz allein am Ruder.
Aufzuggeschäft verkauft:
Seitdem ist viel geschehen, vor allem in der stark konjunkturabhängigen Stahlsparte: Börsenpläne dieser Sparte werden wieder abgesagt, Fehlinvestitionen in neue Stahlwerke in Brasilien und den USA kosten Milliarden. Eine Fusion der Stahlsparte mit dem indischen Konkurrenten Tata scheitert. Später wird ein geplanter Verkauf an Liberty Steel abgesagt. Luft verschafft sich Thyssenkrupp 2020 mit dem Verkauf der Aufzugsparte mit mehr als 50 000 Beschäftigten. Der Konzern erhält dafür mehr als 17 Milliarden Euro.
Derzeit ist der Konzern auch in den Sparten Autoteile, Werkstoffe, Militärschiffbau und neuerdings Dekarbonisierungs-Technologien tätig. Die Sparten Stahl und Militärschiffbau sollen verselbstständigt werden. Die Stahlherstellung soll gleichzeitig in Richtung Klimaneutralität umgebaut werden. Dazu sollen die klassischen Hochöfen nach und nach durch umweltfreundlichere Anlagen ersetzt werden. Darin soll klimaneutral erzeugter Wasserstoff zum Einsatz kommen und nicht mehr Koks.
Grüne Transformation:
In der neuen Sparte «Decarbon Technologies» hat Thyssenkrupp seine Technologien zur CO2-Verringerung gebündelt, etwa den Anlagenbauer Nucera, der Elektrolyseure für die Wasserstoff-Produktion anbietet. Thyssenkrupp setzt große Hoffnungen auf das Thema Klimaneutralität: «Mit dem klimaneutralen Umbau der globalen Industrie richten wir das Unternehmen auf klimafreundliche Technologien aus und machen Thyssenkrupp zum Wegbereiter der grünen Transformation», erklärt Konzernchef Miguel López auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Größte Einzelaktionärin des Konzerns ist nach wie vor die Krupp-Stiftung mit einem Anteilsbesitz von rund 21 Prozent. Das Unternehmen ist im Börsensegment MDax notiert. Im Geschäftsjahr 2022/2023 lag der Umsatz bei 37,5 Milliarden Euro.
«Wieder in die Spur bringen»
López leitet seit Juni die Geschicke des Konzerns, der vor allem wegen der Konjunkturschwäche unter großem Druck steht. Der Manager will den Konzern «wieder in die Spur bringen» und für profitables Wachstum sorgen. «Wir müssen Ihnen in Zukunft wieder mehr bieten als eine minimale Rendite und einen unbefriedigenden Aktienkurs», sagte er Anfang Februar den Aktionären bei der Hauptversammlung.
Die Zukunft der unter Absatz- und Preisdruck stehenden Stahlsparte steht wieder im Fokus. Von den derzeit 100 000 Konzernbeschäftigten arbeiten 27 000 in der Stahlsparte, davon allein rund 13 000 in Duisburg. Stahl-Aufsichtsratschef Sigmar Gabriel hatte neulich in einem Interview der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung» für Mitte April Vorschläge des Vorstands für eine grundlegende Neustrukturierung angekündigt. Hintergrund seien dauerhafte Absatzrückgänge. Bei Kapazitätsanpassungen könne auch ein Beschäftigungsabbau nicht ausgeschlossen werden.
IG Metall und Betriebsrat sind skeptisch. Den angekündigten Plan des Vorstands werde man «sehr genau unter die Lupe nehmen – sehr sorgfältig und kritisch», hieß es neulich in einem Flugblatt. Man wolle nicht zuschauen, «wie Stahl kleingeschrumpft oder kaputtsaniert» werde. Am 30. April soll es eine gemeinsame Betriebsversammlung aller Stahlstandorte in Duisburg geben.
(Text: Helge Toben, dpa)