Neue Pläne um Kahlschlag bei Michelin zu verhindern

Der französische Reifenhersteller hatte Ende November vergangenen Jahres angekündigt, die Produktion an deutschen Standorten bis Ende 2025 schrittweise einzustellen. Von dem Stellenabbau wären mehr als 1.500 Beschäftigte betroffen.
Neue Pläne um Kahlschlag bei Michelin zu verhindern
Bild: dpa

Nach den Plänen des Unternehmens sollen die Werke in Karlsruhe und Trier bis Ende 2025 geschlossen werden, in Homburg soll die Produktion von Neureifen und Halbfertig-Produkten eingestellt werden und das Kundenzentrum von Karlsruhe nach Polen verlagert werden. Als Gründe dafür nannte das Unternehmen den Import von Lkw-Billigreifen aus Niedriglohnländern und steigende Produktionskosten.

Nach der Ankündigung Michelins haben die Arbeitnehmervertretungen der betroffenen Standorte gemeinsam mit der IGBCE und der TBS gGmbH die Unternehmensplanung hinterfragt und anschließend gemeinsam mit den Belegschaften Alternativen zu dem beabsichtigten personellen Kahlschlag in Deutschland erarbeitet. Der Wirtschaftsausschuss des Gesamtbetriebsrats hat am Freitag, den 9. Februar gemeinsam mit der IGBCE den Unternehmensvertretern diese Ergebnisse vorgestellt.

Lukas Kopaczewski, Betriebsratsvorsitzender des Werks Karlsruhe, betont, dass der Standort bereits im Jahr 2025 CO2 neutral produzieren könne: „Es wäre wirtschaftlicher Unfug, das innovative Werk Karlsruhe komplett stillzulegen und auf das einzigartige Wissen und Potenzial unserer Belegschaft zu verzichten.“ Er schlägt stattdessen vor, den Standort mit reduzierter Belegschaft fortzuführen, eine Talentschmiede zu etablieren und sich im Bereich der Leicht-LKW und LKW-Reifen weiter zu spezialisieren.

Gleiches gelte für den Bereich des Customer Contact Centers, so Jens Neubauer, Betriebsratsvorsitzender des Vertriebs, der Logistik und den Zentralbereichen: „Meine Kolleginnen und Kollegen haben eine jahrelange, teils jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit unseren Kundinnen und Kunden und Produkten, aber auch mit den speziellen und komplexen IT-Systemen. Bei der geplanten raschen Verlagerung nach Polen sind Erfahrungsverluste und Auswirkungen auf unsere Kundinnen und Kunden wohl unvermeidbar.“

Vergleichbare Ergebnisse ergab die Analyse für die Wulstkernfertigung im Werk Trier. Der Betriebsratsvorsitzende Stefan Bungert berichtet, dass das Werk in Trier in allen wesentlichen Kennzahlen deutlich besser liege als andere Standorte in Europa mit vergleichbarer Produktion. Zusätzlich weise es die mit Abstand niedrigsten Herstellungskosten bei bester Qualität auf. Der Vorschlag des Trierer Betriebsrats beinhaltet unter anderem, das Werk als Betriebsteil von Bad Kreuznach zu führen und zusätzlich als Kompetenzzentrum zur Wulstkernherstellung auszubauen.

Für Homburg, den größten der drei betroffenen Standorte forderte der dortige Betriebsratsvorsitzende, Hans-Joachim Jordan, die weitere Stärkung und den Ausbau der Runderneuerung von LKW-Reifen, sowie die Fortführung der Neureifenproduktion und der Abteilungen Halbfertigprodukte mit reduzierter Mannschaft bei einer klaren Fokussierung auf die anspruchsvollen Reifendimensionen. „Michelin produziert in Homburg auf den modernsten Anlagen der Welt LKW-Reifen. Diese Anlagen nicht weiter zu nutzen, verstößt gegen jede wirtschaftliche Vernunft“, fasst Jordan die Ergebnisse der wirtschaftlichen Analyse zusammen.

Das Management von Michelin will in den nächsten Wochen die alternativen Vorschläge der Arbeitnehmervertreter „ergebnisoffen“ prüfen. Das nächste Treffen der Verhandlungskommissionen ist für Anfang März geplant.

„Wir sind offen für Gespräche über alle vernünftigen Möglichkeiten zur Kostenreduzierung an den deutschen Standorten, auch wenn damit ein Personalabbau verbunden sein sollte“, so Matthias Hille. Er fordert das Unternehmen zum Dialog auf und betont: „Wir sind aber nicht bereit, falsche wirtschaftliche Weichenstellungen zu akzeptieren, die mehr als 1.500 Kolleginnen und Kollegen und deren Familien die Existenzgrundlage nehmen würden.“

(Text: IGBCE)

Microsoft investiert mehr als 3 Milliarden Euro in KI in Deutschland

Der Boom rund um die Künstliche Intelligenz hat Microsoft zum wertvollsten Unternehmen der Welt werden lassen. Nun will der US-Konzern mit seinen KI-Anwendungen auch in Deutschland expandieren. Microsoft wird in den kommenden zwei Jahren knapp 3,3 Milliarden Euro in Deutschland investieren, um seine Rechenzentrumskapazitäten für Anwendungen im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) und beim Cloud Computing massiv auszubauen.
Microsoft investiert mehr als 3 Milliarden Euro in KI in Deutschland
Bild: Rolf Vennenbernd/dpa

Das kündigte Microsoft-Präsident Brad Smith am gestrigen Donnerstag (15. Februar) in Berlin bei einem Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) an. Die größte Einzelinvestition in der 40-jährigen Geschichte von Microsoft in Deutschland umfasst auch ein KI-Weiterbildungsprogramm, mit dem bis zu 1,2 Millionen Menschen erreicht werden sollen.

Die Investitionsmittel fließen nach dpa-Informationen vor allem nach Nordrhein-Westfalen, wo Microsoft eine neue Cloud-Region einrichten will. Der Konzern sucht damit die räumliche Nähe zu Großkunden wie Bayer und RWE, um die Datenlaufzeiten (Latenz) zwischen den Rechenzentren und den Anwendungen möglichst niedrig zu halten. Von den Microsoft-Investitionen wird aber auch Hessen profitieren. Die Rhein/Main-Region ist wegen des großen Internet-Knotens DE-CIX in Frankfurt Deutschlands führender Standort für Rechenzentren. Die bereits bestehende Microsoft-Cloud-Region Rhein/Main wird weiter ausgebaut.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) wertete die Investition von Microsoft als «ein starkes Signal für Deutschland und ein großartiger Beitrag zum Strukturwandel im Rheinischen Revier.» Mit dieser Milliarden-Entscheidung trage Microsoft wesentlich dazu bei, die Transformation der Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen nachhaltig voranzutreiben. «Dass ein Global Player ein solches Investment in Nordrhein-Westfalen tätigt, ist ein Zeichen des Vertrauens und Ergebnis konkreter Standortpolitik.»

Mit der Investitionssumme von insgesamt 3,5 Milliarden US-Dollar (3,26 Mrd. Euro) führt Deutschland die Liste der Investitionsankündigungen des weltweit führenden Softwarekonzerns an: Microsoft-Präsident Smith hatte im vergangenen November zugesagt, bis 2026 in Großbritannien 2,5 Milliarden Pfund (2,9 Milliarden Euro) zu investieren, um das Wachstum der KI-Anwendungen voranzutreiben. Gut einen Monat zuvor hatte er bei einem Besuch in Australien eine Investition von 5 Milliarden Australischen Dollar (rund 3 Mrd Euro) in den KI-Sektor versprochen.

Im internationalen KI-Markt ist Microsoft ein führender Akteur, auch weil der Softwarekonzern frühzeitig mehrere Milliarden Dollar in die Hand genommen hat, um bei dem kalifornischen KI-Start-up OpenAI einzusteigen. Das Unternehmen aus San Francisco hatte im November 2022 seinen Text-Roboter ChatGPT einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt und damit eine KI-Welle ausgelöst. Microsoft hat unterdessen weitere Milliardenbeträge investiert, um große Rechenkapazitäten für das Training der KI aufzubauen. Der Konzern verwendet die KI-Technologie unter anderem in seiner Suchmaschine Bing sowie als «Copilot» in seinen Office-Programmen. Hauptkonkurrent des Software-Riesen aus Redmond ist Google mit seinem KI-Programm Gemini.

(Text: dpa)

Haba schließt Insolvenzverfahren Ende Februar ab

Der in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratene Spielwaren- und Möbelhersteller Haba wird Ende Februar das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung abschließen. Diesem Schritt habe die Gläubigerversammlung am vergangenen Freitag (9. Februar) zugestimmt, sagte eine Unternehmenssprecherin am Montag (12. Februar) in Bad Rodach. Zuvor hatte der Bayerische Rundfunk darüber berichtet.
Haba schließt Insolvenzverfahren Ende Februar ab
Bild: dpa

Damit beschreite das Unternehmen weiter den im Dezember 2023 skizzierten Weg, hieß es. Haba hatte zum vergangenen Jahresende eine Neuausrichtung und den Abbau von rund 500 Stellen angekündigt. Rund 1000 Stellen sollten am Firmensitz in Oberfranken erhalten bleiben, für die übrigen Beschäftigten wurde eine Transfergesellschaft mit einer Laufzeit von sechs Monaten gegründet. Haba trennte sich zum 1. Januar 2024 von seinem Möbelproduktionsstandort Eisleben.

Das Traditionsunternehmen möchte sich künftig auf hochwertige Spielwaren und Spiele zur Entwicklungsförderung konzentrieren. Haba hofft mit dem Abschluss des Insolvenzverfahrens vor allem auf Aufträge von Kommunen, die einen Großteil des Umsatzes ausmachen. Kommunen sind angehalten, keine Verträge mit insolventen Firmen zu schließen.

Nach Angaben der Sprecherin wird Haba in der kommenden Woche auf der Kölner Bildungsmesse Didacta (20. bis 24. Februar) vertreten sein und möchte zum einen neue Produkte vorstellen, zum anderen wieder Kontakte zu Kunden knüpfen.

(Text: dpa)

Streiks bei Synlab erfolgreich

Nach bundesweiten Warnstreiks und vier erfolglosen Verhandlungen hat sich die Laborgewerkschaft IGBCE mit dem Diagnostik-Spezialisten Synlab in der fünften Tarifrunde auf einen Abschluss geeinigt. Er bringt den 3500 Beschäftigten in den medizinischen Versorgungszentren im Schnitt ein Plus von 14,6 Prozent. Die IGBCE-Tarifkommission hat dem Einigungsergebnis am 9. Februar zugestimmt.
Streiks bei Synlab erfolgreich
Bild: dpa-Zentralbild

Die Vergütungen der Beschäftigten werden deutlich erhöht, durchschnittlich um 14,6 Prozent. Durch die linearen Erhöhungen steigen die oberen Entgelte stufenweise um insgesamt 9 Prozent, die unteren Entgelte durch die Erhöhung um einen Sockelbetrag um insgesamt bis zu 16,9 Prozent. Außerdem erhalten die Beschäftigten einmalig eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1.080 Euro netto, die in drei Raten ausgezahlt wird. IGBCE-Mitglieder erhalten einmalig 400 Euro netto zusätzlich.

„Ohne den Einsatz unserer Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben und die hohe Beteiligung an den Streiks hätten wir den Abschluss nicht erreicht “, so IGBCE-Verhandlungsführer Marc Welters und betont: „Solidarität zahlt sich aus.“ Um den Druck zu erhöhen und Arbeitgeber dazu zu bringen, sich in den Verhandlungen auf die IGBCE zuzubewegen, legten Ende Januar bundesweit rund 700 Beschäftigte des Labordienstleisters für einen Tag ihre Arbeit nieder und gingen für ihre Forderungen auf die Straße. Bestreikt wurden die Standorte in Augsburg, Weiden, Leinfelden, Bonn, Eppelheim und Jena.

„Die Verhandlungskommission hat ein gutes Ergebnis erkämpft“, sagt Welters. „Gerade für die unteren Entgeltgruppen bringt die deutliche Anhebung der Vergütungen eine spürbare und nachhaltige Entlastung im Portemonnaie.“ Wettbewerbsfähige Vergütungen sicherten auch die Zukunft des Unternehmens.

So sieht die Einigung im Detail aus:
Rückwirkend zum 1. Januar 2024: Vergütungen in den unteren Entgeltgruppen A und B steigen um 65 Euro.
1. März 2024: Zahlung von 360 Euro Inflationsausgleichsprämie (Teilzeitkräfte anteilig, Auszubildende 180 Euro).
1. Mai 2024: Zahlung von 360 Euro Inflationsausgleichsprämie. IGBCE-Mitglieder erhalten zusätzlich 400 Euro Inflationsausgleichsprämie.
1. Juni 2024: Zahlung von 360 Euro Inflationsausgleichsprämie.
Ab Juli 2024: Erhöhung der Entgelte um einen Sockelbetrag in Höhe von 215 Euro in den unteren Entgeltgruppen C und D, 150 Euro in A/B. Die Entgelte in den höheren Entgeltgruppen E bis G steigen um 3 Prozent. Die Ausbildungsvergütungen steigen auf 1.250 Euro im 1. Ausbildungsjahr, 1.350 Euro im 2. Ausbildungsjahr, 1.450 Euro im 3. Ausbildungsjahr und 1.550 Euro im vierten Ausbildungsjahr.
Ab Januar 2025: alle Entgelte steigen um 3 Prozent.
Ab Juli 2025: alle Entgelte steigen um 3 Prozent.
Laufzeit: 22 Monate (bis zum 31. Oktober 2025).

Zusätzlich haben sich beide Seiten auf folgende Verbesserungen im Manteltarifvertrag geeinigt:
30 Tage Urlaub für alle ab 2024.
24 Euro Urlaubsgeld pro Urlaubstag in 2024, 25 Euro Urlaubsgeld pro Urlaubstag ab 2025.
Weihnachtsgeld erhöht sich ab 2024 um 5 Prozent auf 55 Prozent, 65 Prozent, 75 Prozent und 85 Prozent (je nach Betriebszugehörigkeit).
Synlab ist der europaweit größte Labordienstleister und hat Standorte in Augsburg, Bonn, Eppelheim, Jena, Kassel, Leinfelden, Leverkusen, Mannheim, Neuwied, Nürnberg, Regensburg, Traunstein, Trier und Weiden. Die Beschäftigten in den medizinischen Versorgungszentren sind in der Labordiagnostik tätig und werten zum Beispiel Proben aus Krankenhäusern oder Coronatests aus.

(Text: IGBCE)

Tesla will Werk nach Pause wieder komplett hochfahren

Der US-Elektroautobauer Tesla will die Produktion in Grünheide bei Berlin nach einer Zwangspause wegen fehlender Teile als Folge der unsicheren Lage im Roten Meer am heutigen Montag (12. februar) wieder komplett starten. Der Produktionsstopp hat nach Angaben des Unternehmens das Hochfahren der Fabrik nicht ausgebremst.
Tesla will Werk nach Pause wieder komplett hochfahren
Bild: dpa

Tesla hatte die Fertigung am 29. Januar wegen der Angriffe der jemenitischen Huthi-Miliz auf Schiffe im Roten Meer ruhen lassen. Weil Bauteile fehlten, verschoben sich die Transportwege. Doch nicht alles stand still: Tesla produzierte nach eigenen Angaben weiter wo möglich, nahm Wartungen und Reparaturen vor und schulte Mitarbeiter.

Alle notwendigen Produktionsteile sind laut Tesla wieder ausreichend vorhanden. Werksleiter André Thierig hatte dem «Tagesspiegel» gesagt, er halte die Lieferketten für recht robust. Es werde auch viel vor Ort produziert. Er sieht das Unternehmen aber auch nicht komplett gegen Krisen bei der Lieferung gefeit.

Die IG Metall versucht, wegen der Pause die Betriebsratswahl im März zunächst zu stoppen. Die Gewerkschaft sieht die Chancengleichheit für alle Beschäftigten bei der Wahl verletzt und hatte beim Arbeitsgericht Frankfurt (Oder) einen Antrag auf einstweilige Verfügung eingereicht. Der Wahlvorstand für die Betriebsratswahl wies Vorwürfe in einem Schreiben an die Belegschaft zurück, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

«Uns wird vorgeworfen, bei der Einleitung der Wahl unnötigen Zeitdruck bezüglich der Einreichung von Vorschlagslisten vorzuschreiben. Das stimmt nicht», heißt es im Schreiben des Vorsitzenden René Seyfert, der für den Wahlvorstand spricht. «Die zeitlichen Rahmenbedingungen für die Wahl sind per Gesetz festgelegt, und an diese Vorgaben sind wir gebunden.» Der Wahlvorstand wies zurück, gegen Grundsätze einer fairen und demokratischen Wahl zu verstoßen.

Die Gewerkschaft sieht die Chancengleichheit bei der Aufstellung von Kandidaten in Gefahr. Nach der Betriebspause und der Rückkehr an ihre Arbeitsplätze hätten die Beschäftigten nur bis Donnerstag Zeit, um einen Wahlvorschlag zu erstellen, Kandidatinnen und Kandidaten zu gewinnen und Unterschriften zu sammeln. Die Betriebsratswahl ist vom 18. bis zum 20. März geplant. Das Unternehmen äußerte sich bisher nicht zur Kritik der IG Metall.

Es ist die zweite Betriebsratswahl bei Tesla in Grünheide. Ein Wahlvorstand kümmert sich um die Vorbereitung und Umsetzung der Wahl. Vor fast zwei Jahren nahm Tesla die Produktion in Grünheide auf. Als Ziel für die erste Ausbauphase gab der Autobauer aus, 10 000 Autos in der Woche mit rund 12 000 Beschäftigten zu fertigen. Zuletzt wurden mehr als 6000 Autos gebaut. Derzeit arbeiten laut Unternehmen 12 500 Menschen bei Tesla in Brandenburg.

(Text: dpa)

Anteil der Niedriglohnjobs gesunken

Die Zahl der Beschäftigten im Niedriglohnsektor in Deutschland ist gesunken. Der Verdienst von Menschen in rund 6,4 Millionen Jobs lag im April 2023 unterhalb der Niedriglohnschwelle von 13,04 Euro brutto je Stunde, wie das Statistische Bundesamt am gestrigen Donnerstag (08. Februar) in Wiesbaden mitteilte.
Anteil der Niedriglohnjobs gesunken
Bild: dpa

Das waren 1,1 Millionen weniger als im April 2022. Der Anteil an allen Beschäftigungsverhältnissen verringerte sich von 19 Prozent auf 16 Prozent. Ein Grund dafür ist den Angaben zufolge der zwischen Januar und Oktober 2022 von 9,82 Euro auf 12,00 Euro gestiegene Mindestlohn.

Besonders groß ist der Niedriglohnsektor im Gastgewerbe. Dort war im April 2023 gut jedes zweite Beschäftigungsverhältnis (51 Prozent) betroffen. In der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft (43 Prozent) und im Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung (36 Prozent) war der Anteil der Beschäftigten, die weniger als 13,04 Euro brutto je Stunde verdienten, ebenfalls überdurchschnittlich hoch.

Mehr Frauen arbeiten im Niedriglohnsektor als Männer: Am kleinsten war der Niedriglohnsektor in der öffentlichen Verwaltung (4 Prozent), in der Finanz- und Versicherungsbranche (6 Prozent), in der Informations- und Kommunikationsbranche (7 Prozent) sowie im Bereich von Wasser, Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen (7 Prozent).

Knapp jede fünfte Frau (19 Prozent) arbeitete zum Stichtag im Niedriglohnsektor. Bei den Männern war es knapp jeder siebte (13 Prozent). In beiden Fällen sank der Anteil innerhalb eines Jahres. Bei Frauen etwas stärker von 23 Prozent als bei Männern von 16 Prozent.

Zum Niedriglohnsektor zählen alle Beschäftigungsverhältnisse, die mit weniger als zwei Drittel des mittleren Bruttostundenverdienstes - 13,04 Euro im April 2023 beziehungsweise 12,50 Euro im April 2022 - entlohnt werden. Auszubildende werden bei der Analyse nicht berücksichtigt. Der gesetzliche Mindestlohn beträgt seit Anfang Januar 12,41 Euro brutto je Stunde.

(Text: dpa)

Mehr Mindestlohnverstöße aufgedeckt trotz weniger Kontrollen

Die Zahl der Ermittlungsverfahren wegen Verstößen gegen das Mindestlohngesetz ist nach Ministeriumsangaben im vergangenen Jahr gestiegen - obwohl weniger Firmen kontrolliert wurden als im Jahr zuvor.
Mehr Mindestlohnverstöße aufgedeckt trotz weniger Kontrollen
Bild: dpa

2023 habe die Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Zolls 7249 Ermittlungsverfahren wegen Mindestlohnverstößen eingeleitet, heißt es in einer Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Victor Perli, die der dpa vorliegt. 2022 zählt die Behörde noch 5898 Verfahren. «Es gibt deutlich mehr Mindestlohnbetrug», sagte Perli.

Der Abgeordnete ist Initiator des Meldeportals «www.mindestlohnbetrug.de». Nach der Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro zum 1. Oktober 2022 seien die Meldungen dort «deutlich angestiegen», teilte er mit. Es brauche unter anderem strengere Regeln bei der Arbeitszeiterfassung, damit Betrug einfach nachgewiesen werden könne, forderte Perli. Zusätzlich verlangte er mehr Kontrollen durch die Finanzkontrolle Schwarzarbeit. Die Dunkelziffer der nicht erfassten Fälle liege deutlich höher. Seit Jahresbeginn beträgt der gesetzliche Mindestlohn 12,41 Euro brutto je Stunde.

Der Zoll überprüfte dem Ministerium zufolge im vergangenen Jahr bei 42 631 Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, ob diese Mindestlohn zahlen. 2022 gab es 53 182 Prüfungen. Die Branchen mit den meisten Kontrollen waren demnach das Baugewerbe, das Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe und die Speditions- und Transportbranche. Den Zahlen zufolge führte rund jede sechste Kontrolle zu einem Verfahren.

(Text: dpa)

Gewerkschaften fordern deutlich mehr Geld für Postbank-Mitarbeiter

Der Kündigungsschutz ist bereits verlängert - nun geht es für Tausende Postbank-Beschäftigte um mehr Geld. 15,5 Prozent fordert die Gewerkschaft Verdi in den am heutigen Dienstag (6.2.) beginnenden Tarifverhandlungen für etwa 12 000 Beschäftigte im Deutsche-Bank-Konzern mit einem Postbank-Tarifvertrag, mindestens jedoch eine Anhebung der Gehälter um 600 Euro.
Gewerkschaften fordern deutlich mehr Geld für Postbank-Mitarbeiter
Bild: dpa

Der Deutsche Bankangestellten-Verband (DBV) will 14,5 Prozent mehr Geld erstreiten. Die Beschäftigten von Postbank, Postbank Filialvertrieb, PCC Services GmbH und BCB AG erwarteten «endlich einen Ausgleich für die auf mehr als zehn Prozent angewachsenen Inflations-Einbußen», argumentiert der DBV.

Die erste Verhandlungsrunde soll nach Verdi-Angaben online stattfinden, für den 26.2. und den 18.3. sind bereits weitere Termine vereinbart.

Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Ende September:
Kurz vor Weihnachten hatte die Deutsche Bank zugesichert, bis Ende September 2024 auf betriebsbedingte Kündigungen für Tarifmitarbeitende im Bereich ihrer Privatkundenbank in Deutschland zu verzichten. Der Kündigungsschutz wäre ansonsten Ende Januar 2024 ausgelaufen. Die Gewerkschaften hatten in dieser Frage jedoch Druck gemacht, nachdem die Deutsche Bank Ende Oktober angekündigt hatte, bis Mitte 2026 bis zu 250 der derzeit 550 Zweigstellen der Postbank zu schließen. An Stellenstreichungen führe «kein Weg vorbei», hatte der Privatkunden-Chef der Deutschen Bank, Claudio de Sanctis, gesagt.

Seit Monaten steht die Postbank wegen Problemen in der Kritik. Vor allem im Zusammenhang mit einer IT-Umstellung, bei der zwölf Millionen Kundinnen und Kunden der Postbank mit sieben Millionen Deutsche-Bank-Kunden in Deutschland auf einer gemeinsamen Plattform zusammengeführt wurden, hatten sich Beschwerden von Kunden gehäuft. Die Finanzaufsicht Bafin schickte dem Institut einen Sonderaufpasser ins Haus. Anders als versprochen hat es die Deutsche Bank nicht geschafft, alle Probleme bis Ende 2023 in den Griff zu bekommen, sondern hat auch Anfang des neuen Jahres noch damit zu schaffen.

(Text: dpa)

Nächster Streik bei Lufthansa trifft Passagiere härter

Die Lufthansa und ihre Kunden stehen vor der nächsten Streikwelle mit zahlreichen Flugausfällen und Verspätungen. Für diesen Mittwoch (7. Februar) hat die Gewerkschaft Verdi das Bodenpersonal mehrerer Lufthansa-Gesellschaften einschließlich der Technik zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Das Unternehmen wollte am Montag einen Ersatzflugplan erarbeiten und rechnet mit mehr als 100 000 betroffenen Passagieren.
Nächster Streik bei Lufthansa trifft Passagiere härter
Bild: dpa

Bestreikt werden am Mittwoch die Lufthansa-Standorte Frankfurt am Main, München, Hamburg, Berlin und Düsseldorf, wie Verdi ankündigte. «Wir gehen davon aus, dass 80, 90 Prozent des Lufthansaprogramms und das der Töchter eingestellt wird», sagte ein Verdi-Sprecher am Morgen. Allein am Flughafen München sind für Mittwoch rund 400 Flüge der Lufthansa geplant. Beginnen soll der Warnstreik am Mittwoch um 4.00 Uhr morgens und bis Donnerstag um 7.10 Uhr andauern.

Bei der kleineren Lufthansa-Ferienflugtochter Discover Airlines zeigte ein Streik der Piloten schon vorher Wirkung: Am Montag, dem zweiten Streiktag, waren in Frankfurt nur zwei von ursprünglich zwölf geplanten Abflügen möglich, wie aus dem Online-Abflugplan des Flughafens hervorging. Neun Flüge waren gestrichen und eine Verbindung nach Windhoek in Namibia wurde auf Dienstag verspätet. Auch am Sonntag waren 10 von 16 geplanten Abflügen des Ferienfliegers gestrichen worden. Die von München aus geplanten Discover-Flüge im Auftrag der Muttergesellschaft Lufthansa sollten von dieser selbst angeboten werden.

Laut Verdi werden am Mittwoch ausschließlich Lufthansa-Gesellschaften mit zusammen rund 25 000 Beschäftigten bestreikt. Im Einzelnen wurden genannt: Deutsche Lufthansa, Lufthansa Technik, Lufthansa Cargo, Lufthansa Technik Logistik Services sowie Lufthansa Engineering and Operational Services. Insbesondere in München und Frankfurt könne es dazu kommen, dass streikendes Schalterpersonal der Lufthansa auch für Kunden anderer Konzerngesellschaften wie Swiss oder Austrian nicht zur Verfügung steht. Die Technik wartet auch Maschinen anderer LH-Konzerngesellschaften, und die in Düsseldorf bestreikte Gesellschaft Lufthansa-Leos agiert auch als Bodenverkehrsdienstleister anderer Gesellschaften. Lufthansa geht von 20 000 Beschäftigten aus, während Verdi die außertariflichen Kräfte mitzählt.

Das Unternehmen kritisierte das Vorgehen der Gewerkschaft: «Noch vor Beginn der eigentlichen Verhandlungen ist der Streik auch in Länge und Ausmaß völlig unverständlich», hieß es. Der Warnstreik belaste Gäste und Mitarbeitende unverhältnismäßig, meinte Personalvorstand Michael Niggemann. Er verwies auf das aktuelle Angebot, das unter anderem Erhöhungen von Vergütung und Zusatzleistungen von insgesamt über 13 Prozent in den nächsten drei Jahren sowie eine signifikante Inflationsausgleichsprämie beinhalte.

Verdi will mit dem Warnstreik den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. Das Angebot in der zweiten Verhandlungsrunde wurde von der Gewerkschaft zurückgewiesen. Knackpunkte waren laut Verdi etwa die als zu niedrig empfundenen Erhöhungsschritte und die 36-monatige Laufzeit. «Dieser Streik wäre unnötig, wenn Lufthansa den Bodenbeschäftigten die gleichen Erhöhungen zugestehen würde wie anderen Beschäftigtengruppen im Konzern», sagte Verdis Verhandlungsführer Marvin Reschinsky laut Mitteilung. Auch für einen besseren Service gegenüber den Fluggästen seien bessere Arbeitsbedingungen des Personals nötig. «Sollte die Lufthansa das nach diesem ersten Warnstreik nicht einsehen, dann sind die Beschäftigten auch zu längeren Streiks bereit.»

Im laufenden Tarifkonflikt fordert Verdi 12,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro monatlich bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem soll es eine konzernweit einheitliche Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro geben. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 12. Februar in Frankfurt am Main geplant. Drei weitere Runden sind laut Verdi vereinbart.

Im Lufthansa-Konzern ist neben der Tochter Discover auch die jüngste Tochter City Airlines für die verschiedenen Berufsgruppen untarifiert, sodass dort weitere Konflikte drohen. Bei der Stammgesellschaft Lufthansa hat auch die Kabinengewerkschaft Ufo bereits mit Warnstreik gedroht.

Die Flughäfen sind derzeit häufiger Schauplatz von Arbeitskämpfen. Erst in der vergangenen Woche hatte Verdi einen Warnstreik der Luftsicherheitskräfte an mehreren Flughäfen organisiert. Hier fielen laut Flughafenverband ADV rund 1100 Flüge aus und 200 000 Passagiere mussten umplanen. ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel kritisierte das Vorgehen scharf: «Die Auseinandersetzung wird erneut auf dem Rücken Unbeteiligter ausgetragen. Der ohnehin durch hemmende Regulierungen benachteiligte Luftverkehrsstandort Deutschland nimmt Schaden. Reisende werden zum Spielball.»

(Text: Christian Ebner, dpa)

Traditionskonzern «wieder in die Spur bringen»

Thyssenkrupp-Chef Miguel López hat seine Entschlossenheit bekräftigt, den Zustand des Industriekonzerns zu verbessern. «Ich habe in meinen Gesprächen mit dem Kapitalmarkt einen klaren Auftrag bekommen», sagte der Manager bei der Hauptversammlung am Freitag (2. Februar) in Bochum vor Aktionären.
Traditionskonzern «wieder in die Spur bringen»
Bild: dpa

Auch Mitarbeitende, Kunden, Lieferanten und die Politik wünschten sich, «dass wir den Konzern wieder in die Spur bringen und uns so aufstellen, dass wir profitabel wachsen können». Dafür sei er angetreten. «Wir müssen Ihnen in Zukunft wieder mehr bieten als eine minimale Rendite und einen unbefriedigenden Aktienkurs», sagte er weiter.

Zwei Milliarden Euro Verlust:
Im Ende September beendeten Geschäftsjahr 2022/23 hatten milliardenschwere Wertberichtigungen auf das Stahlgeschäft den Konzern tief in die roten Zahlen gedrückt. Unter dem Strich stand ein Verlust von rund zwei Milliarden Euro. Aktionäre sollen dank eines deutlich verbesserten Mittelzuflusses dennoch eine unveränderte Dividende in Höhe von 0,15 Euro je Aktie erhalten. Der Umsatz ging um neun Prozent auf 37,5 Milliarden Euro zurück.

Der Traditionskonzern mit seinen rund 100 000 Beschäftigten ist seit Jahren im Umbruch. Derzeit ist etwa eine Verselbstständigung der beiden großen Bereiche Stahl und Marine-Schiffbau geplant. López hat dem Konzern kurz nach Amtsantritt außerdem ein Programm verordnet, das die Leistungsfähigkeit steigern soll.

Erste Hauptversammlung mit López:
Es war das erste Aktionärstreffen mit López, der im Juni vergangenen Jahres das Ruder seiner Vorgängerin Martina Merz übernommen hatte. Außerdem ist es die erste Präsenz-Hauptversammlung des Traditionskonzerns nach der Corona-Pandemie.

Aktionärsvertreter kritisieren Vorstand:
Aktionärsvertreter kritisierten den Vorstand. «Das Management ist gegenüber dem Kapitalmarkt eine Begründung schuldig, warum Investoren noch Kapital bereitstellen sollen», sagte Daniel Vos von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Christian Röhl von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz nannte die negative Entwicklung des Aktienkurses ein «dauerndes Misstrauensvotum der Börse». Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Deka Investment forderte López auf, neben «Entschlossenheit auch Handlungsfähigkeit» zu zeigen.

IG Metall: López umgeht Mitbestimmung!
Rund 250 Thyssenkrupp-Beschäftigte hatten vor Beginn der Hauptversammlung vor dem Bochumer Kongresszentrum für eine stärkere Beteiligung der Arbeitnehmerseite an der künftigen Ausrichtung des Konzerns demonstriert. Dazu aufgerufen hatte die IG Metall. Im Fokus der Demo stand López. Die Gewerkschaft wirft ihm vor, die Mitbestimmung zu umgehen. Die Mitbestimmung habe sich bewährt, betonte die Gewerkschaft in einem an die Aktionäre gerichteten Flugblatt. «Wir fordern eine aktive Beteiligung der Belegschaft an allen strategischen Prozessen auf Augenhöhe. Wir sind keine Verhinderer. Wir kämpfen für den Konzern und den Erhalt von Arbeitsplätzen.»

Niemand wisse mehr, wofür Thyssenkrupp stehe, hieß es weiter. Thyssenkrupp sei ein Konzern ohne Ausrichtung. «Wir kritisieren diese Ziellosigkeit der Führungsetage aufs Schärfste.» López handele intransparent, kritisierte die Gewerkschaft.

Am Donnerstag hatte der stellvertretende IG-Metall-Chef Jürgen Kerner an den Vorstand appelliert, bei der Entwicklung der Strategie wieder «auf Augenhöhe» mit der Arbeitnehmerseite zusammenzuarbeiten.

Russwurm: Doppelstimme war «Ausnahmefall»!
Das Verhältnis zwischen der IG Metall und López gilt vor allem als belastet, weil der Aufsichtsrat Ende November gegen sämtliche Stimmen der Arbeitnehmerseite den Vorstand um zwei neue Posten erweitert hatte. Der Aufsichtsratsvorsitzende Siegfried Russwurm hatte dabei von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, doppelt abzustimmen und die Arbeitnehmerseite damit zu überstimmen. Er sehe diese Doppelstimme als «Ausnahmefall», sagte Russwurm am Freitag.

(Text: dpa)

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