Bosch-Betriebsrat geht auf Konfrontationskurs - Aktionen geplant

Arbeitnehmervertreter wollen sich die geplanten Stellenstreichungen beim Technologiekonzern Bosch nicht gefallen lassen. Der Gesamtbetriebsrat der Zuliefersparte ruft daher am 20. März zu einem Aktionstag auf. Das geht aus einem internen Rundschreiben an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hervor, das der Deutschen Presse-Agentur am 8. März vorlag. «Wir erwarten von allen Beschäftigten, sich an den Aktionen zu beteiligen und so ein Zeichen für den Erhalt der Arbeitsplätze zu setzen», heißt es dort.
Bosch-Betriebsrat geht auf Konfrontationskurs - Aktionen geplant
Bild: dpa

In dem Schreiben appelliert der Gesamtbetriebsrat an die Geschäftsführung: «Nehmen Sie Gespräche mit uns (...) wieder auf, um über Alternativen zum einseitigen Personalabbau und gemeinsam über Zukunftschancen für die deutschen Standorte zu sprechen.» Zuvor hatte das «Manager Magazin» darüber berichtet. Demzufolge wollen die Beschäftigten vor die Konzernzentrale in Gerlingen bei Stuttgart ziehen. An anderen deutschen Standorten sollen zeitgleich Aktionen organisiert werden. Eine Sprecherin des Betriebsrats wollte sich zunächst nicht zu den Plänen äußern.

In dem Schreiben geht der Betriebsrat die Geschäftsführung um Bosch-Chef Stefan Hartung hart an. Das Management treibe die Eskalation voran, ein solches Verhalten habe man noch nie erlebt. «Bosch will weiter kraftvoll wachsen. Der Umsatz und das Ergebnis sollen massiv gesteigert werden und bei uns will man die Kolleginnen und Kollegen rausschmeißen. Nicht mit uns!» Langfristiger Erfolg gehe nur mit den Beschäftigten und nicht gegen sie.

In den vergangenen Monaten waren Pläne von Bosch bekannt geworden, weltweit Stellen zu streichen. Über alle Geschäftsbereiche hinweg stehen bislang mehr als 7000 Jobs zur Disposition - davon bis zu 3200 in der Zulieferung. Betroffen sind größtenteils deutsche Standorte in der Antriebssparte sowie in Bereichen für Fahrzeugelektronik, Software und Steuergeräte. Bosch betonte zuletzt immer wieder, dass man mit Arbeitnehmervertretern im Austausch stehe und der Abbau sozialverträglich ablaufen solle - unter anderem durch Vorruhestandsregelungen und Qualifizierungsprogramme für Wachstumsbereiche.

Geschuldet sind die Schritte unter anderem der Transformation zur E-Mobilität. Bosch muss sich teils neu erfinden und Hunderte Millionen Euro investieren. Zugleich stockt der Hochlauf bei den E-Autos und die Weltwirtschaft schwächelt.

Bosch-Beschäftigte in Deutschland bangen bereits länger um ihre Jobs. Zahlreiche Arbeitsplätze hängen noch vom klassischen Geschäft mit dem Verbrennungsmotor ab. Außerdem gibt es Sorgen, dass Fertigung ins Ausland verlagert wird. Bereits vergangenes Jahr waren deshalb Tausende Beschäftigte zu einer Sonderbetriebsversammlung zusammengekommen. Im Sommer einigten sich die Parteien auf eine Zukunftsvereinbarung, welche betriebsbedingte Kündigungen für die knapp 80 000 Beschäftigten im deutschen Zuliefererbereich bis Ende 2027 ausschließt und den Betriebsräten eine intensivere Beteiligung zusichert.

(Text: dpa)

Wochenmärkte in der Krise

Die steigenden Preise und die Sparsamkeit vieler Verbraucher setzen Händlern auf Wochenmärkten in Deutschland zu. Die Umsätze gingen 2023 bundesweit im Vergleich zum Vorjahr inflationsbereinigt um 6,5 Prozent zurück, in einigen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen sogar um mehr als 10 Prozent. Das geht aus amtlichen Statistiken hervor. Die Erlöse der Branche sanken damit deutlich stärker als die des Einzelhandels insgesamt, der real 3,3 Prozent weniger umgesetzt hat.
Wochenmärkte in der Krise
Bild: Jörg Halisch/dpa

«An Verkaufsständen und auf Märkten werden vorwiegend Lebensmittel verkauft, die 2023 besonders hohe Preissteigerungen zu verbuchen hatten», sagte Handelsexperte Marcel Schorsch vom Statistischen Bundesamt. Die Produkte seien in der Regel teurer, «so dass die Kunden bei steigenden Preisen nach kostengünstigeren Alternativen gesucht haben.» Vor allem Discounter profitierten zuletzt davon, dass viele Verbraucher auf günstige Alternativen ausgewichen sind. Sie verzeichneten unter anderem ein deutliches Plus bei Bio-Produkten.

Preise steigen, Mengenumsatz geht zurück!
Laut Hans-Christoph Behr von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft verdanken die Wochenmärkte ihre Umsätze vor allem den steigenden Preisen. Der Mengenumsatz und die Zahl der Haushalte, die dort einkaufen, sei deutlich rückläufig. Laut Daten der Marktforscher von GfK entfielen in Deutschland nur 1,1 Prozent der Verbraucherausgaben bei frischen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Kartoffeln, Fleisch, Fleischwaren, Geflügel, Eier, Käse, Brot und Gebäck auf Wochenmärkte. «Die Branche hat in den vergangenen 30 bis 40 Jahren insgesamt stark an Bedeutung verloren. In der Bevölkerung sind die Märkte beliebt, aber viele Menschen gehen gar nicht hin. Die Kundschaft ist auch stark überaltert», so Behr.

Umsatzschub in der Coronazeit:
Der Bundesverband Schausteller und Marktkaufleute (BSM) sieht einen weiteren Grund für den Einbruch beim Geschäft, nämlich eine Normalisierung nach der Coronazeit. In den Jahren 2020 bis 2022 hätten die Märkte ein außergewöhnliches Umsatzplus verzeichnet, sagte BSM-Sprecher Olaf Lenz. «Viele Kunden haben es vorgezogen, ihre Einkäufe unter freiem Himmel zu tätigen, um das Risiko einer Infektion zu reduzieren.» Nach der Pandemie änderten die Verbraucher ihre Einkaufsgewohnheiten jedoch wieder. Lenz zufolge habe man inzwischen wieder das Niveau vor Corona erreicht.

Weniger aktive Marktleute!
Eine grundsätzliche Existenzkrise der Wochenmärkte sieht der Verband nicht. Die Nachfrage und das Konsumverhalten seien langfristig stabil. Auf der Angebotsseite gibt es dennoch Probleme. Laut BSM sinkt die Zahl der aktiven Marktkaufleute. «Immer weniger junge Menschen wollen diesen Beruf ergreifen. Er bedeutet lange Arbeitszeiten unter freiem Himmel, auch unter ungünstigen Witterungsbedingungen muss der Marktstand geöffnet sein», sagte Lenz. Weil Personal fehlt, sei es oft nicht möglich, Betriebe weiterzuführen, wenn jemand in den Ruhestand gehe. Bundesweit gibt es laut dem BSM etwa 40 000 Marktkaufleute. Die Zahl der Märkte sei relativ konstant, viele seien in den vergangenen Jahren jedoch geschrumpft. Zahlen nannte der Verband nicht.

Wettbewerb mit Supermärkten und Discountern:
Sven Schulte von den Industrie- und Handelskammern NRW ist überzeugt, dass Wochenmärkte eine Zukunft haben. «Die Menschen gehen nicht nur dorthin, um sich zu versorgen. Ein Markt ist immer auch ein Treffpunkt und hat eine soziale Funktion», sagte der fachpolitische Sprecher. Auch die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Lebensmitteln sei hoch. Dennoch sieht Schulte einen stärkeren Wettbewerb. «Supermärkte und Discountern bieten inzwischen auch viele regionale und nachhaltig erzeugte Produkte an.» Die Wochenmärkte dürften nicht zu sehr ausdünnen. «Wenn es irgendwann nicht mehr 30 oder 40, sondern nur noch 15 Stände sind, trägt das nicht mehr.»

Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov vom 5. März gehen 15 Prozent der Menschen in Deutschland mindestens einmal in der Woche auf einem Wochenmarkt einkaufen, 14 Prozent zumindest einmal im Monat, 38 Prozent seltener und 30 Prozent nie.

Unbefristeter Streik bei Ford-Zulieferern geht weiter

Die Beschäftigten mehrerer Unternehmen im Zuliefererpark bei Ford in Saarlouis haben am gestrigen Montag (11. März) ihren Streik fortgesetzt. Es habe bisher «keine einzige Gesprächsinitiative von den betroffenen Unternehmen» gegeben, sagte der 2. Bevollmächtigte und Verhandlungsführer der IG Metall Völklingen, Ralf Cavelius, der Deutschen Presse-Agentur. Die Gewerkschaft hatte rund 500 Beschäftigte von fünf Betrieben am Freitagmorgen zum unbefristeten Streik aufgerufen.
Unbefristeter Streik bei Ford-Zulieferern geht weiter
Bild: Oliver Dietze/dpa

«Unserer Kenntnis nach arbeitet in den Betrieben gar keiner. Produktion findet nicht statt», sagte Cavelius. Das wirkt sich auch weiter auf das Ford-Werk Saarlouis aus: Die Produktion laufe «aufgrund der Zulieferersituation im Moment nicht», sagte eine Sprecherin von Ford am Montag in Köln. Auch am Freitag stand dort die Fertigung. Denn die von den Zulieferern hergestellten Teile brauche Ford für seine Produktion, hieß es.

Nach Angaben der IG Metall werden bei einem Stillstand im Ford-Werk rund 600 Autos (Ford Focus) pro Tag nicht fertig produziert. Normalerweise würden 300 Autos von der Früh- und 300 Autos von der Mittelschicht gebaut. Am frühen Nachmittag sollte es auf der Straße zum Zuliefererpark eine Kundgebung geben, sagte Cavelius.

Die IG Metall will für die Beschäftigten der Betriebe einen Sozialtarifvertrag durchsetzen - mit Abfindungen und Transfergesellschaften. Anlass ist das vom US-Autobauer Ford angekündigte Ende der Produktion in Saarlouis im November 2025.

Für die Beschäftigten im Ford-Werk selbst gilt seit Ende Februar ein Sozialtarifvertrag. Die Vereinbarungen beinhalten die Weiterbeschäftigung von 1000 der insgesamt 3750 Ford-Mitarbeitern bis Ende 2032, hohe Abfindungen und Prämien, die Bildung einer Transfergesellschaft und Qualifizierungsprogramme. Außerdem soll das Ende der Produktion des Ford Focus um ein halbes Jahr auf November 2025 verschoben werden.

(Text: dpa)

Bau-Tarifverhandlungen erneut ergebnislos vertagt

Die zweite Runde der Tarifverhandlungen für die ca. 900.000 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe, die am 5. März in Berlin stattgefunden hat, ist erneut ergebnislos vertagt worden. Die Fortsetzung erfolgt ab dem 9. April 2024 in Wiesbaden.
Bau-Tarifverhandlungen erneut ergebnislos vertagt
Bild: dpa

Nachdem die Volkswirte der Tarifvertragsparteien die Branchenzahlen als Datengrundlage für die Verhandlungen vorgestellt haben, wurde die differenzierte Entwicklung der Bausparten unstrittig festgestellt. Insbesondere der Nachfrageeinbruch im Wohnungsbau schwächt die Baukonjunktur insgesamt.

Auf Grundlage dieser Feststellungen haben die Arbeitgeber ein Angebot vorgelegt. Bei einer Laufzeit von 24 Monaten stellten sie für das Jahr 2024 drei Prozent und auch für das Jahr 2025 drei Prozent in Aussicht.

Die Ausbildungsvergütung für das erste Ausbildungsjahr könne überproportional auf 1.000 Euro erhöht werden.
Darüber hinaus wollen die Arbeitgeber über Möglichkeiten der Entgeltumwandlung und der Kollegenhilfe verhandeln.

Uwe Nostitz, Verhandlungsführer der Arbeitgeber und Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB) erklärte: „Unser Angebot entspricht den möglichen Verteilungsspielräumen der Betriebe und trägt der wirtschaftlichen Situation der Bausparten Rechnung. Wir hatten auf mehr Verständnis hierfür gehofft, aber die Spanne zwischen dem Machbaren und den Forderungen der IG BAU könnte nicht weiter auseinanderliegen.“

Jutta Beeke, Vizepräsidentin des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, ergänzte: „Unser Angebot berücksichtigt die wirtschaftlich angespannte Situation. Die Vorstellungen der IG BAU sind aufgrund der Datenlage nicht nachvollziehbar. Dennoch hoffen wir auf eine Einigung in freien Verhandlungen.“

(Text: Zentralverband Deutsches Baugewerbe)

Drei Viertel der Frauen in Vollzeit verdienen weniger als Männer

Drei von vier Frauen in Vollzeit verdienen nach Angaben des Statistischen Bundesamts weniger als Männer - und zwar teils sehr deutlich. So liegt der Verdienst bei 40 Prozent der betroffenen Frauen um mindestens 30 Prozent niedriger.
Drei Viertel der Frauen in Vollzeit verdienen weniger als Männer
Bild: dpa

Dies geht aus Zahlen hervor, die die Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht beim Statistikamt abgefragt hat. Insgesamt 34 Prozent der betroffenen Frauen bekommen bis zu 30 Prozent weniger. 26 Prozent der Frauen in Vollzeit verdienen genauso viel oder mehr als Männer.

Das Gefälle zeigt sich auch in den offiziellen Angaben zu den durchschnittlichen Bruttoverdiensten je Stunde. Bundesweit lag 2023 der Durchschnittswert für Männer bei 26,63 Euro, für Frauen bei 22,54 Euro. Die Unterschiede erklären sich unter anderem daraus, dass viele der oft von Frauen ausgeübten Berufe niedrige Stundenlöhne haben. Oder anders gesagt: Männer arbeiten häufiger in Jobs, die besser bezahlt sind.

Bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit muss nach EU-Regeln eigentlich auch der Lohn gleich sein. Die 2023 vereinbarte EU-Entgelttransparenzrichtlinie soll auch sicherstellen, dass die sogenannte Gender Pay Gap zurückgeht.

«Völlig inakzeptabel»
Am Stand der Dinge übte Wagenknecht scharfe Kritik. «Dass 74 Prozent der Frauen in Vollzeitarbeit weniger verdienen als Männer im Schnitt, ist völlig inakzeptabel», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Eine Lohnlücke von im Schnitt mehr als vier Euro pro Stunde sei «eine Ungerechtigkeit, die nicht ins 21. Jahrhundert passt».

Nicht das Gendern oder Sprachregeln seien entscheidend für die Geschlechtergerechtigkeit, sondern die Löhne. «Hier haben die Ampel und insbesondere der Arbeitsminister auf ganzer Linie versagt», meinte Wagenknecht. «Es reicht nicht, einmal im Jahr am Frauentag zu mahnen und nette Social-Media-Clips zu drehen.» Sie erneuerte die Forderung nach 14 Euro Mindestlohn als einen ersten Schritt.

Schlusslichter Bayern und Baden-Württemberg:
Schlusslichter unter den Bundesländern sind Bayern und Baden-Württemberg: Dort liegt der Anteil der vollzeitbeschäftigten Frauen mit gleichen oder höheren Entgelten mit 22 und 21 Prozent unter dem Durchschnitt. Der Anteil mit mindestens 30 Prozent geringeren Entgelten liegt mit jeweils 45 Prozent höher als bundesweit. Anders herum ist es in den östlichen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen: Der Anteil der gleich oder besser verdienenden Frauen liegt höher als im Schnitt; der Anteil der besonders schlecht bezahlten Frauen niedriger.

Die Angaben des Statistikamts beziehen sich auf bundesweit 6,5 Millionen vollzeitbeschäftigte Frauen. Nicht erfasst werden dabei öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung und Betriebe mit weniger als zehn Beschäftigten.

(Text: dpa)

Bonus für VW-Tarifbeschäftigte steigt

Die Tarifbeschäftigten von Volkswagen bekommen für das vergangene Jahr eine höhere Bonuszahlung. In der Summe betrage die Prämie 4735 Euro, hieß es am 6. März in einer Sonderausgabe der Betriebsratszeitung «Mitbestimmen», die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Belegschaftsmitglieder im VW-Haustarif sollen nach den bereits überwiesenen 1819,50 Euro mit dem Mai-Gehalt weitere 2915,50 Euro erhalten.
Bonus für VW-Tarifbeschäftigte steigt
Bild: dpa

Das ist deutlich mehr als in den vergangenen Jahren, in denen es zwischen 3630 Euro und 2692 Euro gegeben hatte. Vor der Pandemie hatten die prämienberechtigten Arbeitnehmer der westdeutschen Standorte für 2019 noch 4950 Euro bekommen.

«Wir sind jetzt wieder bei Summen angelangt, die wir vor Corona-Krise und Teilemangel hatten», sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo. «Das alles ist ohne Frage ein Grund, sich zu freuen.» Anders als in den Vorjahren habe VW dieses Mal aber darauf verzichtet, den Bonus aufzustocken. Auch ohne Aufstockung liege er jedoch über dem langjährigen Mittel.

Die Höhe des Bonus «darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass 2024 und die Folgejahre für uns herausfordernd werden», sagte Personalvorstand Gunnar Kilian in einem internen Interview im Intranet, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Sie liege auch an positiven Effekten, die das Unternehmen in diesem Jahr so nicht erwarte. Am geplanten Effizienzprogramm, mit dem vor allem die Kernmarke VW die Rendite bis 2026 steigern will, halte der Konzern daher fest, fügte Kilian hinzu.

Der Tarifbonus orientiert sich im Kern an den Betriebsergebnissen der Hauptsparte VW Pkw und der Marke der leichten Nutzfahrzeuge (VWN). Es werden aber noch weitere Kriterien angelegt.

(Text: dpa)

Händler erhöhen während der Tarifverhandlungen erneut die Löhne

Im stockenden Tarifkonflikt im Einzelhandel erhöhen einige Handelsunternehmen erneut von sich aus die Löhne und Gehälter. Die Schwarz Gruppe, zu der Lidl und Kaufland gehören, die Rewe-Gruppe (Rewe, Penny, Toom), Aldi und der Möbelhändler Ikea kündigten am gestrigen Mittwoch (6. März) an, die Löhne ihrer Beschäftigten anzuheben.
Händler erhöhen während der Tarifverhandlungen erneut die Löhne
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Die Unternehmen hatten die Entgelte bereits im Oktober 2023 um gut fünf Prozent erhöht. Dies eingerechnet können sich die Beschäftigten im Vergleich zu den derzeit noch geltenden Tariftabellen nun insgesamt über ein Plus von 10 Prozent freuen. Aldi Süd wollte keine konkreten Zahlen nennen.

Die Lebensmitteleinzelhändler folgen damit einer Empfehlung des Handelsverbandes Deutschland (HDE), die Entgelte schon vor einem offiziellen Tarifabschluss freiwillig um maximal zehn Prozent zu erhöhen und dies später mit dem Tarifabschluss zu verrechnen. «Wir sind nach nunmehr elf Monaten Tarifkonflikt mit mehr als 60 Verhandlungsrunden bundesweit zu der Auffassung gelangt, dass Verdi leider keinerlei Interesse an einem zeitnahen Abschluss im Einzelhandel hat», sagte HDE-Tarifgeschäftsführer Steven Haarke.

Ohne die Freigabe des HDE und seiner Landesverbände dürfen die tarifgebundenen Unternehmen die Löhne und Gehälter nicht erhöhen. Wenn diese im Oktober 2023 bereits angehoben worden sind, ist jetzt lediglich noch eine Erhöhung in Höhe der Differenz erlaubt. Die Edeka-Gruppe will sich an der Empfehlung des Branchenverbandes orientieren, wie ein Unternehmenssprecher mitteilte.

Die Gewerkschaft Verdi, die auch in dieser Woche wieder Beschäftigte im Einzelhandel zu Warnstreiks aufgerufen hat, kritisierte das Vorgehen der Arbeitgeberseite. Der Handelsverband versuche «durch Ankündigungen freiwilliger Lohnanhebungen den Streikwillen zu brechen», sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Silke Zimmer. «Eine Rückkehr an den Verhandlungstisch und ein Tarifabschluss, der den Preissteigerungen Rechnung trägt, ist das Gebot der Stunde.» Rechtsverbindliche Tariferhöhungen könnten nur in einem Tarifvertrag erzielt werden.

Die Tarifverhandlungen für die Millionen Beschäftigten im Einzelhandel kommen seit Monaten kaum voran. Auch zahlreiche Warnstreiks konnten die verfahrene Situation nicht verändern. Verdi fordert im Einzelhandel unter anderem in allen Regionen mindestens 2,50 Euro mehr pro Stunde und eine Laufzeit von einem Jahr. Je nach Bundesland kommen weitere Forderungen hinzu. Auch Spitzengespräche auf Bundesebene brachten zuletzt keinen Fortschritt. Verdi wirft den Arbeitgebern vor, die Verhandlungen zu blockieren.

(Text: dpa)

Verdi ruft Postbank-Beschäftigte erneut zu Warnstreiks auf

Im Tarifkonflikt bei der Postbank erhöht die Gewerkschaft Verdi den Druck durch erneute Warnstreiks. Verdi rief die Beschäftigten der Postbank-Filialen und Callcenter bundesweit zu zweitägigen Ausständen ab dem heutigen Mittwoch (6. März) auf.
Verdi ruft Postbank-Beschäftigte erneut zu Warnstreiks auf
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«Wir gehen davon aus, dass der größte Teil der Filialen an beiden Tagen geschlossen bleibt und es auch an den Servicehotlines zu größeren Problemen bei der Erreichbarkeit kommen wird», sagte Verdi-Verhandlungsführer Jan Duscheck. Er kritisierte, das bisher vorgelegte Angebot der Arbeitgeberseite sei sehr weit von einem «verhandelbaren Kompromisskorridor entfernt».

Verdi fordert für etwa 12 000 Beschäftigte im Deutsche-Bank-Konzern mit einem Postbank-Tarifvertrag 15,5 Prozent mehr Geld, mindestens jedoch eine Anhebung der Gehälter um 600 Euro. Der Deutsche Bankangestellten-Verband will 14,5 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten von Postbank, Postbank Filialvertrieb, PCC Services und BCB erstreiten. Erste Warnstreiks in dem Konflikt hatte es Mitte Februar gegeben.

Bei einem anderen Thema hatten sich die Tarifparteien schon kurz vor Weihnachten geeinigt: Der Kündigungsschutz, der Ende Januar ausgelaufen wäre, wurde verlängert. Die Deutsche Bank sicherte zu, bis Ende September 2024 auf betriebsbedingte Kündigungen für Tarifmitarbeiter im Bereich ihrer Privatkundenbank in Deutschland zu verzichten. Die Gewerkschaften hatten in dieser Frage Druck gemacht, nachdem das Geldhaus Ende Oktober angekündigt hatte, bis Mitte 2026 bis zu 250 der 550 Postbank-Filialen zu schließen und dabei auch Personal abzubauen.

(Text: dpa)

Merck streicht bis zu 230 Stellen in Elektroniksparte

Der Darmstädter Merck-Konzern baut angesichts schwächelnder Geschäfte erneut Stellen ab. In seiner Elektroniksparte streicht das Dax-Unternehmen bis zu 230 Jobs, davon bis zu 100 am Hauptsitz. Die restlichen 130 Stellen sollen außerhalb Deutschlands bis Ende 2025 entfallen.
Merck streicht bis zu 230 Stellen in Elektroniksparte
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Ein entsprechender Interessenausgleich sei mit dem Betriebsrat geschlossen worden, teilte eine Sprecherin am Freitag (1. März) der Deutschen Presse-Agentur mit. Der Konzern strebe einvernehmliche und sozialverträgliche Lösungen an und versuche, möglichst viele Beschäftigte intern zu vermitteln.

Bereits im November war bekannt geworden, dass Merck die Kosten in der Elektroniksparte um bis 90 Millionen Euro senken will. Dort stellt der Konzern unter anderem Halbleitermaterialien für elektronische Geräte und Flüssigkristalle etwa für Smartphone- und TV-Bildschirme her. Dazu kommen Pigmente für die Auto- und Kosmetikindustrie.

Doch in der Elektronikindustrie herrscht Nachfrageflaute, und der Abschwung dauert länger, als von Merck angenommen. Auch sonst lief es zuletzt nicht rund: So ist die Sonderkonjunktur rund um Corona-Impfstoffe, von der Merck in der Laborsparte profitiert hatte, vorbei, während es in der Pharmasparte Rückschläge bei Hoffnungsträgern gab.

Auf den Gegenwind hat Merck bereits mit zwei Sparpaketen reagiert: So wurden 200 Stellen in der Pharmasparte gestrichen. Ferner fallen in Zentralfunktionen wie IT, Einkauf, Personal und Recht rund 550 Jobs bis Ende 2024 weg. Betriebsbedingte Kündigungen in Darmstadt sowie im nahen Gernsheim sind per Beschäftigungsgarantie bis Ende 2025 ausgeschlossen. Allein in Darmstadt beschäftigt Merck rund 12 500 der über 64 000 Beschäftigten weltweit. Umsatz- und Gewinnzahlen für 2023 will das Unternehmen am Donnerstag (7. März) vorstellen.

(Text: dpa)

Zeitgleiche Streiks bei Bahn und Lufthansa?

Reisenden steht in Deutschland eine stressige Woche bevor. Ab Donnerstag (7. März) früh sind sowohl bei der Deutschen Bahn als auch bei der Lufthansa tausende Beschäftigte zu Streiks aufgerufen. Zahlreiche Züge und Flüge drohen auszufallen, wie vorangegangene Streikrunden bereits gezeigt haben. Verantwortlich dafür sind die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer GDL mit ihrem Vorsitzenden Claus Weselsky und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.
Zeitgleiche Streiks bei Bahn und Lufthansa?
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Was kommt auf die Passagiere der Lufthansa und die Fahrgäste der Bahn zu?
Nach einer ersten Einschätzung des Lufthansa-Konzerns sind an den beiden von Verdi avisierten Streiktagen Donnerstag und Freitag rund 200 000 Passagiere betroffen. Das deutet darauf hin, dass wie bei zwei vorhergegangenen Streikwellen erneut rund 1000 Flüge pro Tag ausfallen und nur ein rundes Zehntel des ursprünglichen Angebots geflogen werden kann. Wegen des zeitgleichen Lokführerstreiks entfällt zudem die Möglichkeit, für kürzere Strecken auf die Schiene umzusteigen.

Bei der Bahn beginnt der Streik im Fern- und Regionalverkehr am Donnerstagmorgen um 2.00 Uhr und wird dort erneut für Millionen Reisende zu erheblichen Einschränkungen führen. Bis Freitag um 13.00 Uhr soll der Ausstand laut GDL andauern. Doch auch danach dürfte es noch einige Zeit dauern, bis alle Züge wieder wie gewohnt fahren. Im Güterverkehr beginnt der Arbeitskampf bereits am Mittwochabend um 18.00 Uhr und soll bis Freitag um 5.00 Uhr gehen.

Die Bahn kündigte am gestrigen Montag (4. März) an, auch dieses Mal wieder einen Notfahrplan, ein Grundangebot im Fern- und Regionalverkehr anbieten zu wollen. Im Fernverkehr sollen längere Züge mit mehr Sitzplätzen unterwegs sein. Die Zugbindung für den 7. und 8. März ist demnach aufgehoben, Fahrgäste können ihre Fahrten also auch an einem späteren Tag nachholen. Das Angebot, die Fahrt auch auf einen Tag vor dem Streik vorziehen zu können, machte die Bahn dieses Mal allerdings nicht.

Kann es für Flugreisende noch dicker kommen?
Definitiv. Es besteht die Möglichkeit, dass sich auch die Beschäftigten der privaten Luftsicherheitsunternehmen an den größeren deutschen Flughäfen dem Warnstreik der Lufthansa-Kollegen anschließen. Hier liefen zwar am Montag noch Verhandlungen, aber ein Verdi-Vorstandssprecher wollte ein Scheitern nicht ausschließen. Wenn die Kräfte an den Passagier- und Gepäckkontrollen fehlen, kann kein Passagier in den Sicherheitsbereich der Flughäfen gelangen. Beim ersten Warnstreik am 1. Februar beteiligten sich Beschäftigte in Frankfurt, Hamburg, Bremen, Berlin, Leipzig, Düsseldorf, Köln, Hannover, Stuttgart, Erfurt und Dresden. Einzige Ausnahme neben kleineren Standorten waren die Flughäfen in Bayern, weil dort die Kontrolleure im öffentlichen Dienst arbeiten.

Worauf müssen sich Bahnfahrgäste nun einstellen?
Auch bei der Bahn kommt auf Kundinnen und Kunden in den nächsten Wochen noch einiges zu. GDL-Chef Weselsky will Streiks künftig nicht mehr wie zuletzt mit rund 48 Stunden Vorlauf ankündigen. «Wir beginnen sogenannte Wellenstreiks», sagte er am Montag. Auch Streiks während des anstehenden Osterverkehrs schloss er nicht aus. «Damit ist die Eisenbahn kein zuverlässiges Verkehrsmittel mehr», sagte er. «Sehr wahrscheinlich wird auch der sogenannte Notfahrplan so nicht zu fahren sein.» Einen solchen Rumpffahrplan hatte die Bahn bei den bisherigen Arbeitskämpfen im laufenden Tarifstreit stets aufgestellt, um zumindest ein eingeschränktes Angebot aufrechtzuerhalten. Bisher fuhren im Fernverkehr etwa stets rund 20 Prozent der Züge. Im Regionalverkehr waren die Auswirkungen je nach Region unterschiedlich stark.

Arbeiten Verdi und GDL zusammen?
Das weisen beide Gewerkschaften weit von sich. Die GDL ist nicht im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) organisiert und konkurriert in vielen Verkehrsbetrieben mit den DGB-Gewerkschaften Verdi und EVG um Mitglieder, Einfluss und Tarifverträge. «Wir haben da keine Ebene zur Zusammenarbeit», sagte Verdi-Streikführer Marvin Reschinsky. Auch Weselsky betonte am Montag im Bayerischen Rundfunk: «Wir haben keine Absprachen mit Verdi.»

Worüber haben die Bahn und die GDL eigentlich wochenlang verhandelt?
Knackpunkt des seit Monaten schwelenden Tarifstreits ist die Forderung der GDL nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden ohne finanzielle Einbußen. Fast vier Wochen saßen beide Seiten zuletzt hinter verschlossenen Türen zusammen, um einen Kompromiss zu finden. Zwei erfahrene Schlichter, der frühere Bundesinnenminister Thomas de Maizière und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (beide CDU), moderierten die Gespräche. Ohne Erfolg. Am vergangenen Donnerstag (29. Februar) teilte die Bahn mit, dass die Verhandlungen erneut gescheitert seien.

Laut Weselsky lag zuletzt ein Vorschlag der beiden Vermittler auf dem Tisch, der eine Arbeitszeitreduzierung auf 37 Stunden vorsah sowie die Möglichkeit, die Arbeitszeit innerhalb eines bestehenden Wahlmodells eine weitere halbe Stunde abzusenken. Das habe die Gewerkschaft abgelehnt. Weselsky verweist auf Tarifabschlüsse bei mehr als zwei Dutzend kleineren Eisenbahnunternehmen, die der 35-Stunden-Forderung bereits zugestimmt haben. Allerdings stehen diese Verträge unter dem Vorbehalt, dass auch die Bahn einer solchen Regelung zustimmt.

Wie geht es nun weiter?
Das ist völlig offen. Eine formale Schlichtung, wie sie jüngst etwa der Fahrgastverband Pro Bahn gefordert hatte, schloss Weselsky am Montag erneut aus. «Wenn die beiden ehrenwerten Moderatoren, die Ihnen ja bekannt sind, es nicht geschafft haben, uns zusammenzubringen, was soll dann eine weitere Schlichtung oder eine weitere Moderation bringen?», sagte er. Dass sich beide Seiten zeitnah wieder an den Verhandlungstisch setzen werden, ist nicht absehbar. Für Fahrgäste geht die Unsicherheit auf der Schiene damit auf unbestimmte Zeit weiter.

(Text: Christian Ebner, Matthias Arnold und Patricia Bartos, dpa)

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