1000 Euro Prämie: Fraport-Beschäftigte können Bekannte anwerben

Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport setzt bei der Rekrutierung neuer Arbeitskräfte auf die Bekannten der eigenen Mitarbeiter. Dafür werden Anwerbeprämien ausgelobt. Es sei innerhalb weniger Wochen gelungen, auf diesem Weg 50 neue Arbeitskräfte zu gewinnen, berichtete die neue Personalvorständin Julia Kranenberg am Dienstagabend (14. November) in Frankfurt. Das allein reiche zwar nicht aus, sei aber im Moment eines der erfolgreichsten Instrumente.
1000 Euro Prämie: Fraport-Beschäftigte können Bekannte anwerben
Bild: Andreas Arnold/dpa

Die Beschäftigten erhalten für ihre Hinweise eine Prämie von 500 Euro bei Vertragsabschluss und weitere 500 Euro, wenn der oder die Angeworbene die Probezeit übersteht. Der Frankfurter Flughafen sucht nach dem Ende der Corona-Pandemie verstärkt Arbeitskräfte und stellt nach Kranenbergs Angaben jährlich rund 3000 Leute mit unterschiedlichster Qualifikation ein. «Es fehlen wahnsinnig viele Menschen», sagte sie. Auch habe sich die Fluktuation verstärkt.

Die frühere RWE-Managerin Kranenberg war im vergangenen Jahr bei Fraport eingestiegen und hat ein Personalprogramm mit dem Titel «HRneo» aufgelegt, mit dem auch ein neuer Führungsstil etabliert werden soll. Neben der Quantität bei der Rekrutierung müsse auch die Qualität der Weiterbildung verbessert werden. Fraport hat ein Programm aufgelegt, aus einem einfachen Lader innerhalb eines Jahres und damit doppelt so schnell wie zuvor einen Lademeister zu machen. Dazu gehören etliche Qualifizierungsschritte einschließlich Führerschein und behördlichen Zulassungen.

Als zusätzlichen Anreiz erhalten die rund 18 300 Beschäftigten zuzahlungsfrei ein Deutschland-Ticket. Über eine mögliche Vier-Tage-Woche als Anreiz oder über eigene Wohnraumprogramme denkt der MDax-Konzern hingegen nach Kranenbergs Angaben derzeit nicht nach.

(Text: dpa)

Gesetzlicher Mindestlohn steigt 2024 auf 12,41 Euro

Der gesetzliche Mindestlohn steigt in zwei Schritten um 82 Cent auf 12,82 Euro. Am 1. Januar wird die Lohnuntergrenze auf 12,41 Euro brutto pro Stunde angehoben und ein Jahr später auf 12,82 Euro.
Gesetzlicher Mindestlohn steigt 2024 auf 12,41 Euro
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Eine entsprechende Verordnung von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) passierte am gestrigen Mittwoch (15. November) das Kabinett, wie das Ministerium mitteilte. Der Anstieg entspricht einem Plus von 6,8 Prozent.

Der Beschluss geht auf eine Empfehlung der Mindestlohnkommission von Arbeitgebern und Arbeitnehmern vom Juni zurück. Die Empfehlung wurde nicht im Einvernehmen getroffen. Die Arbeitnehmervertreter halten die Anhebung für zu niedrig, wurden aber überstimmt.

Auch in der Koalition gibt es Unzufriedenheit mit der auf die Kommission zurückgehende Erhöhung. Der Anstieg sei viel zu gering und die Entscheidung der Kommission «nicht mehr als ein schlechter Scherz», sagte Grünen-Fraktionsvizechef Andreas Audretsch der Deutschen Presse-Agentur. Die Menschen, die in schwierigen Jobs hart zu geringen Löhnen arbeiteten, hätten deutlich mehr verdient. Die Mindestlohnkommission habe dabei den Konsens aufgekündigt, einvernehmlich zu entscheiden.

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte gefordert, dass die Mindestlohnkommission künftig wieder einvernehmlich entscheiden solle. Es gebe viele Menschen, denen es trotz viel Arbeit finanziell nicht gut gehe, sagte Scholz im Oktober. Audretsch forderte dauerhaft einen Mindestlohn von mindestens 60 Prozent des mittleren Lohns. «Das wären 2024 deutlich über 14 Euro.»

(Text: dpa)

Conti will in Autozuliefersparte Tausende Jobs kappen

Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental will seine kränkelnde Autozuliefersparte mit tausenden Stellenstreichungen wieder rentabel machen. Ab 2025 soll eine jährliche Kostenentlastung von 400 Millionen Euro im Verwaltungsbereich greifen, wie das Dax-Unternehmen am Montag (13. November) in Hannover mitteilte.
Conti will in Autozuliefersparte Tausende Jobs kappen
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Wie viele Arbeitsplätze genau betroffen sein werden, steht nach Angaben von Conti noch nicht abschließend fest. Die Zahl dürfte aber voraussichtlich im mittleren vierstelligen Bereich liegen, hieß es. Am Wochenende hatte das «Manager Magazin» über rund 5500 wegfallende Jobs weltweit berichtet. Das wären rund fünf Prozent der Mitarbeitenden in der Sparte.

Spartenchef Philipp von Hirschheydt will die Strukturen in der Verwaltung verschlanken und so auch die Entscheidungsprozesse beschleunigen. Unter anderem werden Geschäftsfelder stärker gebündelt, aus bisher sechs werden fünf. Ende September hatte das Autozuliefergeschäft 102 574 Mitarbeitende, im gesamten Konzern waren es 203 593. Continental plane, alle Maßnahmen so sozialverträglich wie möglich zu gestalten, hieß es vom Unternehmen. Außerdem kommen die Forschungs- und Entwicklungsausgaben auf den Prüfstand.

«Diese Maßnahmen erhöhen Effizienz und Effektivität und stärken unsere Wettbewerbsfähigkeit», sagte von Hirschheydt. Conti steckt in der Autozulieferung seit längerem in der Krise und hat Mühe, in dem Geschäft mit - unter anderem - Bremsen, Innenausstattung, Sensoren und Elektronik operativ schwarze Zahlen zu schreiben.

Zuletzt konnte Conti in der Sparte für das dritte Quartal im Tagesgeschäft zwar schwarze Zahlen präsentieren - also, wenn bestimmte Abschreibungen auf frühere Zukäufe und sonstige Sonderfaktoren herausgerechnet werden. Sonderkosten einberechnet setzte es aber erneut ein - wenn auch kleines - Minus vor Zinsen und Steuern. Mit Blick auf das bereinigte operative Ergebnis hatte Conti im Geschäftsjahr 2019 zum bis dato letzten Mal Geld verdient, auch im ersten Halbjahr dieses Jahres stand ein operativer Verlust.

Dabei muss Conti wie andere Branchenvertreter auch stark in künftige Technik investieren, etwa für das autonome Fahren und für den generellen Ausbau der Softwarekompetenzen. «Unser Ziel ist ein nachhaltig profitabler Unternehmensbereich, der aus eigener Kraft Investitionen in seine Zukunft tätigen kann», sagte von Hirschheydt.

Bei den Verlusten in den vergangenen Jahren musste oft die Reifensparte das Geld einspielen, um Investitionen in der Autozulieferung stemmen zu können. Seit geraumer Zeit ist die Reifensparte der Gewinnbringer im Konzern mit hohen und weitgehend stabilen Margen, wenn auch das Autozuliefergeschäft den Großteil des Umsatzes beisteuert.

Conti-Vorstandschef Nikolai Setzer, der vor Hirschheydt selbst die Geschäfte in der Autozulieferung führte, gerät mit den schwachen Geschäften mehr und mehr in die Defensive. Das letzte große Sparprogramm hatte sein Vorgänger Elmar Degenhart aufgesetzt. Es sollte bis dieses Jahr die jährlichen Bruttokosten im Konzern um 850 Millionen Euro senken. In der Autosparte hat es wohl wenig geholfen.

Anfang kommenden Monats (4. Dezember) will der Konzern seinen leidgeplagten Investoren auf einem Kapitalmarkttag die künftige strategische Marschroute vorstellen, dann dürften auch weitere Details zu angestrebten Sparbemühungen auf den Tisch kommen.

In Medien wie dem «Manager Magazin» kursieren radikale Pläne - Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle sehe die Zukunft von Conti vor allem im Reifen- und Kunststofftechnikbereich. Der Konzern selbst will das im Detail nicht kommentieren.

Angesichts der in den vergangenen Jahren vor allem für die Zulieferer mauen Autokonjunktur, wegen hoher Kosten und wegen des Umbruchs hin zu Elektromotoren ist die Zuliefererbranche derzeit ohnehin in Bewegung. Der Wälzlager- und Getriebehersteller Schaeffler etwa will den Antriebsspezialisten Vitesco übernehmen.

Die Industriellenfamilie Schaeffler bekäme mit dem Deal Zugriff auf das Know-how der Regensburger im wachsenden Bereich mit Elektroantrieben. Conti ist der ehemalige Mutterkonzern von Vitesco - und auch bei den Hannoveranern haben die Schaefflers mit einem Anteil von 46 Prozent der Aktien ein gewichtiges Wort mitzureden.

(Text: dpa)

Tarifverhandlungen im Handel stecken fest

Längere Schlangen an den Kassen, viele leere Regalreihen - seit Monaten spüren auch Verbraucherinnen und Verbraucher die Auswirkungen des Tarifstreits im Groß- und Einzelhandel. Neuerliche bundesweite Warnstreiks gab es auch am letzten Freitag (10. November). Die Gewerkschaft Verdi stellte darüber hinaus Einschränkungen im anstehenden Weihnachtsgeschäft in Aussicht, sollten sich die Arbeitgeber nicht bald bewegen.
Tarifverhandlungen im Handel stecken fest
Bild: dpa

Mit der jüngsten Absage des Handels an das regionale Verhandlungsformat auf Länderebene steckt der Konflikt derzeit in einer Sackgasse.
«Wer Verhandlungen absagt, provoziert Streiks im Weihnachtsgeschäft», sagte Verdi-Vorständin Silke Zimmer. «Denn die Absage aller Verhandlungstermine im Einzelhandel ist eine Kampfansage an die Beschäftigten und ihre ehrenamtlichen Tarifkommissionen.»

Seit Monaten ringen beide Seiten um neue Tarife für Millionen Beschäftigte. Verhandelt wird separat für den Groß- und Einzelhandel regional in den 16 Bundesländern. Vor wenigen Tagen rief der Handelsverband Deutschland (HDE) zu einem Spitzengespräch auf Bundesebene mit dem Verdi-Bundesvorstand auf. «Ziel des Treffens ist eine Einigung über ein neues, effektives Verhandlungsformat», hieß es beim HDE. Bis dahin sähen die Handelsverbände in weiteren Verhandlungsrunden auf Landesebene keinen Sinn mehr.

Die Gewerkschaft reagierte entrüstet. Der Vorschlag sei «ein einmaliger Vorgang in der Tarifgeschichte», teilte Zimmer seinerzeit mit. Er bedeute, «ein sogenanntes Spitzengespräch mit den Konzernvertretern zu führen - also mit genau den Personen, welche bislang monatelang eine Verbesserung der Angebote in den Tarifverhandlungen auf Arbeitgeberseite verhindert haben».

Verdi fordert im Einzelhandel unter anderem in allen Regionen mindestens 2,50 Euro mehr pro Stunde und eine Laufzeit von einem Jahr. Je nach Bundesland kommen weitere Forderungen hinzu. Die Arbeitgeber bieten eine Anhebung der Tarifentgelte um mindestens zehn Prozent in zwei Stufen sowie eine Inflationsausgleichsprämie von 750 Euro. Die Laufzeit soll demnach 24 Monate betragen.

«Mit diesem nochmals verbesserten Angebot der Arbeitgeber ist nunmehr die Schmerzgrenze in der Branche maximal ausgereizt», teilte der HDE jüngst mit. Die Arbeitgeber verweisen auf die angespannte Lage für den Handel. Vor allem die Konsumzurückhaltung, aber auch der Trend weg vom stationären Handel macht der Branche zu schaffen. Verdi hat die neue Offerte bereits als unzureichend abgelehnt.

Der Handelsverband hatte sich vor wenigen Wochen schon einmal in den regionalen Tarifkonflikt eingeschaltet und den Unternehmen empfohlen, die Entgelte schon vor einem offiziellen Tarifabschluss zu erhöhen. Nach einem Beschluss des tarifpolitischen HDE-Ausschusses besteht für tarifgebundene Unternehmen seit dem 1. Oktober die Möglichkeit, «freiwillige anrechenbare Vorweganhebungen in Höhe von 5,3 Prozent auszuzahlen», hieß es. Unter anderem die Rewe-Gruppe und einige andere Handelsunternehmen folgten dieser Empfehlung.

(Text: dpa)

Überlastung in Küchen und Gaststuben beenden

Die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen in Hotels, Gaststätten und Bäckereien sollten aus Sicht der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) deutlich verbessert werden. Man brauche ein «Umdenken und Umlenken», sagte der Vorsitzende Guido Zeitler der Deutschen Presse-Agentur. «Es ist ein fatales Signal, dass im Lebensmittelhandwerk oft mehr als 40 Prozent der Jugendlichen ihre Ausbildung abbrechen, in den Gastro-Küchen sogar jeder Zweite», warnte Zeitler vor dem am heutigen Montag (13. November) beginnenden NGG-Gewerkschaftstag in Bremen.
Überlastung in Küchen und Gaststuben beenden
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Der NGG-Chef forderte einen Kurswechsel. «Arbeitgebern und ihren Verbänden muss endlich klar werden, dass es heute deutlich mehr braucht als früher, um junge Menschen für die wundervolle Arbeit mit Gästen, im Lebensmittelhandwerk oder in der Lebensmittelindustrie zu gewinnen.» Die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen müssten besser werden, um mit anderen Branchen mithalten zu können. «Hier geht es nicht nur, aber auch und gerade, ums Geld. Die Löhne müssen rauf, die Arbeitszeiten runter. Tarifverträge müssen für alle gelten.»

Ihm zufolge erleben angehende Köchinnen und Restaurantfachleute die tägliche Überlastung ihrer Kolleginnen und Kollegen hautnah. «Dass angesichts dieser Perspektive viel zu viele in andere Branchen wechseln, ist kein Wunder.» Die Lücke, die von den verbliebenen Fachkräften gestopft werden müsse, werde so noch größer, die Überlastung steige. Um die Personalnot zu mindern, setzen dem NGG-Chef zufolge viele in der Gastronomie und Hotellerie verstärkt auf Minijobber. Die Kundinnen und Kunden spürten die Engpässe deutlich, etwa durch kürzere Öffnungszeiten, keine Mittagsangebote und zusätzliche Ruhetage. «Die Gastro-Branche macht längst die Dienstleistungsgrätsche», sagte Zeitler.

Zum Gewerkschaftstag von diesem Montag bis Freitag werden rund 120 Delegierte der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten in Bremen erwartet. Der Kongress steht unter dem Motto «Gemeinsam Zukunft machen». Ein wichtiges Thema der Veranstaltung sind die Arbeitsbedingungen in der Ernährungsindustrie und Gastronomie. Die NGG hat nach eigenen Angaben rund 200 000 Mitglieder.

(Text: dpa)

«Bürokratie-Frust» im Maschinenbau

Bürokratie, Fachkräftemangel, hohe Energiepreise und sinkende Nachfrage belasten Deutschlands Maschinenbauer. Die Firmen der exportorientierten deutschen Schlüsselindustrie blicken mit gedämpften Erwartungen ins kommende Jahr, wie aus einer am gestrigen Dienstag (8. November) in Berlin vorgestellten Umfrage des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) hervorgeht. Ganz oben auf der Dringlichkeitsliste stehen aus Sicht der Unternehmen Bürokratieabbau und Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte, gefolgt von Energiepreisen und Arbeitskosten.
«Bürokratie-Frust» im Maschinenbau
Bild: dpa

«Der Bürokratie-Frust und die Regulierungsflut verärgern die Unternehmen enorm», sagte VDMA-Präsident Karl Haeusgen auf dem Maschinenbautag. Die Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums zum Bürokratieabbau begrüßte er. Bürokratiekosten kämen allerdings aus vielen Quellen. «Was wir brauchen, ist eine kollektive Anstrengung.» Wirtschaftsminister Robert Habeck hat einen Bürokratieabbau für Unternehmen angekündigt insbesondere bei aufwendigen Informations- und Meldepflichten.

Habeck stellte auf dem Maschinenbautag eine zügige Lösung für günstigeren Strom in der Industrie in Aussicht. Lange zu debattieren statt zu entscheiden, schaffe Unsicherheit. Die Lage der energieintensiven Betriebe sei nicht selbst gewählt, sondern «im gewissen Sinne politisch hergestellt worden», sagte der Grünen-Politiker. «Und es kann ja nun auch nicht sein, dass Putin darüber entscheidet, welche Chemieindustrie wir in Deutschland haben.» Für diese besondere Situation habe er den Industriestrompreis vorgeschlagen.

Haeusgen kritisierte den Vorschlag als strukturkonservatives und überdimensioniertes Subventionsprojekt. Die Maschinenbauer fordern stattdessen eine Steuerreform zur Entlastung von Unternehmen sowie der unteren und mittleren Einkommensgruppen.

Auftragsbestand niedriger als im langjährigen Durchschnitt
Die seit Monaten rückläufigen Bestellungen hinterlassen der Umfrage zufolge inzwischen deutliche Spuren bei den Maschinenbauern. 60 Prozent der im Oktober befragten 700 Firmen gaben an, derzeit einen niedrigeren Auftragsbestand als im langjährigen Durchschnitt zu haben. 22 Prozent erwarten, dass der aktuelle Bestand die Produktion im kommenden Jahr nicht stützen kann. Das hat Folgen für die Umsatzerwartungen.

Jedes fünfte Unternehmen (20 Prozent) rechnet für 2024 mit einer Umsatzstagnation, ein weiteres knappes Viertel (23 Prozent) mit einem Rückgang von bis zu 10 Prozent. Knapp 35 Prozent gehen von einem Zuwachs einschließlich Preiserhöhungen von bis zu 10 Prozent aus. «All dies bestätigt uns in unserer Prognose, dass 2024 kein leichtes Jahr für den Maschinen- und Anlagenbau wird», sagte Hauesgen. «Wir erwarten unverändert ein reales Produktionsminus von 2 Prozent.» Auch im noch laufenden Jahr rechnete der Verband zuletzt mit einem Produktionsrückgang von 2 Prozent.

Verlängerung durchschnittlicher Wochenarbeitszeit gefordert
Zur Bekämpfung des Fachkräftemangels forderte Haeusgen unter anderem eine Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes und eine Verlängerung der durchschnittlichen Wochen- und Lebensarbeitszeit. «40 Wochenstunden müssen auch im Metallbereich das neue Normal werden, so wie es in vielen anderen Branchen und EU-Ländern eine Selbstverständlichkeit ist.»

Zudem müsse die Anwerbung ausländischer Fachkräfte weiter beschleunigt und entbürokratisiert werden. Habeck fürchtet allerdings, dass eine ablehnende Grundhaltung in den Ausländerbehörden die Suche nach Fachkräften für Deutschland erschwert. «Meine größte Sorge ist, wenn ich das so offen sagen darf, dass die Ausländerämter und die Visastellen nicht eingeschwungen sind auf das System», sagte der Grünen-Politiker. In den vergangenen Jahren habe es die Haltung gegeben: «Eigentlich wollen wir die Leute nicht haben». Jetzt müsse man klar sagen: «Jetzt sind sie gewollt.»

Der Maschinen- und Anlagenbau mit gut einer Million Stammbeschäftigten leidet seit Jahren unter Fachkräftemangel. Angesichts der gedämpften Aussichten, erwarten aber nur noch gut 30 Prozent der Umfrage zufolge, dass sie die Zahl ihrer Beschäftigten im kommenden Jahr erhöhen, knapp 40 Prozent rechnen mit einer Stagnation und knapp 30 Prozent mit einem Stellenabbau.

(Text: dpa)

Der nächste Tarifstreit bei der Bahn beginnt

Viele Fahrgäste dürften sich noch erinnern: Gerade mal drei Monate ist es her, dass sich die Deutsche Bahn und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) nach zähen Verhandlungswochen und einer Schlichtung auf einen Tarifkompromiss einigten. Zwei Mal legte die EVG in der Zeit per Warnstreik den Bahnverkehr in Deutschland lahm. Nun müssen Kundinnen und Kunden wieder bangen, ob ihre Züge fahren.
Der nächste Tarifstreit bei der Bahn beginnt
Bild: dpa

Am heutigen Donnerstag (9. November) beginnt der nächste Tarifstreit bei der Bahn, dieses Mal mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) unter ihrem Chef Claus Weselsky. Die GDL ist zwar die kleinere Bahngewerkschaft. Einfacher macht das die Verhandlungen aber nicht.

Drohen bald schon wieder Streiks und Stillstand auf der Schiene?

Ja, Fahrgäste müssen sich darauf einstellen, dass die GDL zügig in den Arbeitskampf geht. Weselsky hat bereits angekündigt, sich nicht lange mit Warnstreiks aufhalten zu wollen, für die es enge Vorgaben gibt. Er setzt auf eine rasche Urabstimmung unter den Gewerkschaftsmitgliedern, um unbefristete Streiks durchführen zu können. Konkret kündigte die GDL noch keine Aktionen an. Aber Weselsky hat bislang stets betont, dass auch die Feiertage über Weihnachten nicht tabu sind für Arbeitskämpfe.

Die GDL hat zwar deutlich weniger Mitglieder als die EVG. Doch sie vertritt traditionell vor allem die Lokführer und das Zugpersonal. Wenn sie streiken, fahren auch keine Züge. Die Gewerkschaft hat bei vorigen Tarifrunden oft bewiesen, auch über längere Zeit den Bahnverkehr bundesweit vollständig lahmlegen zu können.

Worum wird gestritten?

Die Gewerkschaft fordert 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro - abzüglich eines bereits gezahlten Teils dieser steuer- und abgabenfreien Einmalzahlung. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen. Als Knackpunkt der Verhandlungen gilt aber vor allem die Forderung, die Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich abzusenken. Weselsky will damit eigenen Aussagen zufolge die Attraktivität des Berufs angesichts des flächendeckenden Fachkräftemangels erhöhen.

«Wir haben zu wenig Lokführer, zu wenig Zugbegleiter, jetzt zu wenig Fahrdienstleiter, zu wenig Werkstattmitarbeiter», sagte der GDL-Chef vor wenigen Wochen der Deutschen Presse Agentur. Das liege nicht am demografischen Wandel. «Sondern es ist die Unattraktivität der Berufe, der Tätigkeiten, die im Eisenbahnsystem nun mal 24 Stunden, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr laufen.»

Die Bahn hat die GDL-Forderungen bereits als «unerfüllbar» zurückgewiesen. «Wenn wir das vollumfänglich umsetzen würden, müssten wir im Schichtdienst rund 10 000 Mitarbeiter zusätzlich einstellen», sagte Personalvorstand Martin Seiler kürzlich in Berlin.

Gibt es weitere Knackpunkte?

Ja. Wie schon bei den vorigen Tarifrunden der GDL ist dieser Konflikt geprägt von der Debatte um das sogenannte Tarifeinheitsgesetz. Es sieht vor, dass in einem Betrieb mit mehreren Gewerkschaften nur der Tarifvertrag der mitgliederstärkeren Arbeitnehmervertretung umgesetzt wird. Bei den rund 300 Betrieben der Deutschen Bahn ist das in der Regel die EVG. In lediglich 18 Bahn-Unternehmen kommen derzeit die GDL-Verträge zur Anwendung. Doch aus Sicht der Lokführer-Gewerkschaft gibt es kein gesichertes Feststellungsverfahren der Mitgliederzahl in den jeweiligen Betrieben. Sie klagt deshalb in mehreren Verfahren gegen die Festlegungen des Konzerns, bei einigen bereits in letzter Instanz vor dem Bundesarbeitsgericht.

Die GDL ist deshalb darum bemüht, ihren Einflussbereich bei der Bahn auszuweiten. In dieser Tarifrunde will sie auch für die Beschäftigten der Infrastruktursparte verhandeln. Die Bahn lehnt das ab. Bislang hat die GDL dort keine eigenen Tarifverträge.

Was hat es mit der neuen Genossenschaft der GDL auf sich?

Auch mit Blick auf das Tarifeinheitsgesetz hat die Gewerkschaft im Sommer angekündigt, eine eigene Leihfirma in Form einer Genossenschaft gründen zu wollen. Laut Weselsky ist das bereits geschehen. Derzeit liefen Einstellungsgespräche, betonte er kürzlich. Die Beschäftigten dieser Firma könnten nun zu GDL-Konditionen an die Bahn ausgeliehen werden. Auf diese Weise könnten auch in den Betrieben die GDL-Tarifverträge angewendet werden, in denen eigentlich die EVG eine Mehrheit unter den Beschäftigten hat.

Denn die Genossenschaft handelt ihre Tarifverträge nicht mit der Bahn aus, sondern mit der GDL. Ein entsprechender Haustarifvertrag sei bereits vereinbart worden, sagte Weselsky. «Die Genossenschaft ist die Lösung für diese Unverschämtheit», sagte Weselsky der «Süddeutschen Zeitung» mit Blick auf das Tarifeinheitsgesetz.

(Text: Matthias Arnold und Fabian Nitschmann, dpa)

Etwas mehr Weihnachtsgeld - Meiste Tarifbeschäftigte profitieren

Viele Tarifbeschäftigte in Deutschland können in diesem Jahr mit einem etwas höheren Weihnachtsgeld rechnen. Im Schnitt erhalten sie 2809 Euro brutto, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag (7. November) in Wiesbaden mitteilte. Der Anstieg um 2,3 Prozent oder 62 Euro gegenüber dem Vorjahr liegt allerdings unter der Inflationsrate von zuletzt 3,8 Prozent. Insgesamt bekommen 85,8 Prozent der Tarifbeschäftigten eine solche Jahressonderzahlung im November oder Dezember.
Etwas mehr Weihnachtsgeld - Meiste Tarifbeschäftigte profitieren
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«Für Beschäftigte mit Tarifvertrag gehört vor Weihnachten ein Extra auf dem Gehaltszettel quasi zum Standard», sagte Malte Lübker, Experte beim Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung. «Wir wissen aber auch, dass dies deutlich seltener der Fall ist, wenn der Arbeitgeber nicht nach Tarif zahlt.»

Kein gesetzlicher Anspruch auf Weihnachtsgeld!
Ein gesetzlicher Anspruch auf das Weihnachtsgeld besteht nicht. «Der Anspruch auf die Sonderzahlung ergibt sich aus Tarifvertrag, Betriebsvereinbarung oder Arbeitsvertrag», erläutert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Ein Anspruch kann sich zudem aus dem Gleichbehandlungsgrundsatz sowie aus der betrieblichen Übung ergeben - wenn Weihnachtsgeld ohne vertragliche Regelung oder Vereinbarungen wiederholt gezahlt wurde.

Tarifverträge gelten allerdings längst nicht für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland. Nach jüngsten Daten der Statistiker waren im vergangenen Jahr nur knapp die Hälfte (gut 49 Prozent) der Beschäftigten in einem tarifgebundenen Betrieb tätig. Es gibt aber Unternehmen, die ihre Zahlungen an Tarifverträgen orientieren, ohne verbindlich daran gebunden zu sein.

Nach jüngsten Angaben des DGB aus dem vergangenen Jahr, für die Daten des WSI berücksichtigt wurden, erhalten in Deutschland rund 54 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine Sonderzahlung am Jahresende.

Höchstes Weihnachtsgeld im Energiebereich!
Die Höhe des Weihnachtsgeldes und der Anteil der Tarifbeschäftigten, die ein Zusatzplus erhalten, unterscheiden sich je nach Branche, in die jeweils mehrere Tarifverträge einfließen können. Besonders hoch ist der Anteil mit mehr als 95 Prozent bei Finanz- und Versicherungsdienstleistungen und im Baugewerbe. Im Bereich öffentliche Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherung können weniger als 70 Prozent der Tarifbeschäftigten mit Weihnachtsgeld rechnen.

Über ein besonders kräftiges Zusatzplus zum Jahresende von durchschnittlich 5733 Euro können sich alle Tarifbeschäftigten in der Gewinnung von Erdöl und Erdgas sowie im Bereich Kokerei und Mineralölverarbeitung (5586 Euro) freuen.

Am geringsten fällt die Sonderzahlung in der Leiharbeit mit 380 Euro aus. In der Tabakverarbeitung sind es 564 Euro, zudem haben hier lediglich 50,4 Prozent der Tarifbeschäftigten den Statistikern zufolge einen Weihnachtsgeldanspruch.

(Text: Friederike Marx, dpa)

Fünfte Verhandlung im Gerüstbauhandwerk geplatzt

"Es scheint so, als ob den Arbeitgebern mittlerweile jegliche Empathie für das Leben Ihrer Beschäftigten abhandengekommen ist. 1,5 Prozent unter dem Inflations-Jahresdurchschnitt anzubieten, ist schon die pure Provokation." So kommentiert Carsten Burckhardt, im Vorstand der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) für das Bauhauptgewerbe zuständig, das letzte Angebot der Gerüstbauunternehmen.
Fünfte Verhandlung im Gerüstbauhandwerk geplatzt
Bild: AdobeStock

"Wir haben jetzt seit Juni die fünfte Verhandlungsrunde hinter uns, und es bewegt sich gar nichts!" Die Arbeitgeber bieten fünf Prozent mehr Lohn mit einer Laufzeit von zwölf Monaten an, weitere zwölf Monate soll es noch einmal drei Prozent mehr geben. "Wir reden hier nicht von Manager-Gehältern oder höheren Einkommen, wir reden hier von Menschen, die die enorm gestiegenen Mieten nicht mehr bezahlen können, die beim Einkaufen genau schauen müssen, wieviel am Ende auf dem Kassenband liegt und die auch gerne im Warmen zu Hause entspannen möchten. Wir müssen dem Reallohnverlust ein Ende setzen", sagt Burckhardt unmissverständlich. Die IG BAU fordert deshalb 6,5 Prozent mehr Lohn für zwölf Monate, um die hohe Inflationsrate einigermaßen ausgleichen zu können.

"Das Angebot ist beim dem herrschenden Fachkräftemangel doch Harakiri, der Gerüstbau sucht händeringend nach Beschäftigten. Irgendwann können die Unternehmen keine Aufträge mehr annehmen, weil sie schlicht kein Personal mehr haben. Ist das so schwer zu verstehen", sagt der Gewerkschafter. Auch das Argument der Gerüstbauunternehmen, der Wohnungsbau stecke in der Krise, sei nur die halbe Wahrheit. "Im Infrastrukturbau wie Straßen, Schienen, Brücken etc. boomt es ohne Ende, das zeigen auch die neuesten Erhebungen des statistischen Bundesamtes."

Noch etwas ärgert Burckhardt: "Wir beobachten, dass für Arbeitgeber die altbewährten Flächentarifverträge zunehmend an Bedeutung verlieren." "Sollen die Firmen das doch alleine regeln mit Haustarifverträgen", sei immer wieder zu hören. "Da wird mit dem Feuer gespielt, auch hier muss endlich Schluss sein. Man will einfach die Solidarität der Beschäftigten auseinanderdividieren", sagt Burckhardt. Seit Anfang Oktober ist das Gerüstbau-Handwerk quasi "tariflos", denn Ende September lief der alte Tarifvertrag aus.

Im Gerüstbau sind rund 35 000 Frauen und Männer beschäftigt. Im Schnitt verdient ein Gerüstbauer 3 000 Euro brutto im Monat.

(Text: IG BAU)

Proteste von Postbank-Beschäftigten gegen Filialschließungen

Die Gewerkschaft Verdi ruft Postbank-Beschäftigte zum Protest gegen geplante Filialschließungen auf. Im Rahmen von Betriebsversammlungen in den kommenden Tagen in Hamburg (7.11.), Stuttgart (8.11.) und München (9.11.) sind nach Verdi-Angaben vom gestrigen Montag (6. November) insgesamt mehr als 2000 Beschäftigte aufgefordert, ihren Unmut über die von der Postbank-Mutter Deutsche Bank beabsichtigen Einschnitte kundzutun.
Proteste von Postbank-Beschäftigten gegen Filialschließungen
Bild: dpa

Die Deutsche Bank will bis Mitte 2026 bis zu 250 der derzeit noch 550 Postbank-Zweigstellen schließen, wie der Privatkunden-Chef des Frankfurter Dax-Konzerns, Claudio de Sanctis, Ende Oktober ankündigte. Auswertungen zufolge besuchten drei Viertel der Postbank-Kunden so gut wie nie eine Filiale. An Stellenstreichungen führe «kein Weg vorbei», sagte der Manager jüngst der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» (FAS). Über die genauen Zahlen verhandelt die Bank mit den Arbeitnehmervertretern.

Verdi registriert nach eigenen Angaben «erhebliche Unruhe in der Belegschaft und völliges Unverständnis für die von der Deutschen Bank beabsichtigen Filialschließungen». Die Gewerkschaft fordere zusammen mit dem Gesamtbetriebsrat der Postbank Filialvertrieb AG «beschäftigungssichernde Maßnahmen sowie eine vorzeitige Verlängerung des tariflichen Kündigungsschutzes». Derzeit sind betriebsbedingte Kündigungen bei der Postbank bis zum 31. Januar 2024 ausgeschlossen.

(Text: dpa)

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