Deutschlands Maschinenbauer weiterhin auf der Suche nach Fachkräften

Deutschlands Maschinen- und Anlagenbauer sind weiterhin auf der Suche nach Fachkräften. Fast zwei Drittel (62 Prozent) von 418 Unternehmen, die der Branchenverband VDMA befragt hat, planen die Einstellung von zusätzlichem Personal in den nächsten Monaten.
Deutschlands Maschinenbauer weiterhin auf der Suche nach Fachkräften
Bild: dpa

Eine Herausforderung blieben die Engpässe auf dem Arbeitsmarkt, teilte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am 29. September in Frankfurt mit. «Auch wenn diese im Vergleich zum Frühjahr leicht nachgegeben haben, berichten rund 70 Prozent der Unternehmen von starken Engpässen bei technischen Fachkräften.»

Jedes sechste Unternehmen konnte den Angaben zufolge vom bisherigen Fachkräfteeinwanderungsgesetz profitieren. Seit Inkrafttreten des Gesetzes im März 2020 haben demnach 16 Prozent der Unternehmen Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Staaten eingestellt. 10 Prozent haben es den Angaben zufolge versucht, hatten allerdings bislang keinen Erfolg. Als größte Hürden nennen die Unternehmen Bürokratie und mangelnde Sprachkenntnisse.

Die Bundesregierung hat in diesem Jahr eine Neufassung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes auf den Weg gebracht mit dem Ziel, die Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte in den deutschen Arbeitsmarkt zu erleichtern. Bundestag und Bundesrat haben das Gesetz beschlossen. Einige Regelungen des Gesetzes treten ab November 2023 in Kraft, andere ab März 2024 beziehungsweise ab Juni 2024.

(Text: dpa)

Valeo schließt E-Motoren-Werk in Bad Neustadt

Der Autozulieferer Valeo will sein Elektromotorenwerk in Bad Neustadt in Unterfranken schließen. Das Unternehmen begründet das mit einem Auftragseinbruch. Der Bedarf der Kunden für dieses und nächstes Jahr sei unerwartet stark zurückgegangen, sagte ein Konzernsprecher am gestrigen Freitag (29. September).
Valeo schließt E-Motoren-Werk in Bad Neustadt
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Die restliche Fertigung werde im Juli 2024 nach Polen verlagert. Der bayerische IG-Metall-Chef Horst Ott kündigte Widerstand an.
Valeo beschäftigt in Bad Neustadt derzeit rund 550 Mitarbeiter. Die dortige Forschungs- und Entwicklungsabteilung mit 200 Mitarbeitern bleibe erhalten, sagte der Konzernsprecher. Die Betriebsratsvorsitzende Jessica Reichert sagte nach einer Betriebsversammlung am Nachmittag: «Jedem ist die Bestürzung anzusehen. Diese Nachricht ist ein Schock für uns.»
Valeo ist einer der weltweit größten Autozulieferer mit 110 000 Mitarbeitern und 20 Milliarden Euro Umsatz im vergangenen Jahr. Deutsche Kunden stehen für 31 Prozent des Konzernumsatzes. Laut IG Metall werden in Bad Neustadt Elektromotoren unter anderem für Daimler und Volvo entwickelt und gebaut.

(Text: dpa)

Schwere Arbeitsunfälle und mehrere Umwelt-Havarien in Tesla-Fabrik

In der Fabrik des US-Elektroautoherstellers Tesla in Grünheide bei Berlin haben sich seit 2021 sieben schwere Arbeitsunfälle ereignet. In drei Fällen seien Tesla-Beschäftigte betroffen gewesen, in vier Fällen Beschäftigte von Bau- oder Montagefirmen der Großbaustelle, teilte das Brandenburger Sozialministerium am gestrigen Donnerstag (28. September) mit. Das Ministerium stufte die Zahlen nicht als ungewöhnlich ein.
Schwere Arbeitsunfälle und mehrere Umwelt-Havarien in Tesla-Fabrik
Bild: Jens Kalaene/dpa

Der «Stern» berichtete von auffallend vielen Arbeitsunfällen. So habe Tesla 190 meldepflichtige Unfälle zwischen Juni und November 2022 angegeben - das wäre praktisch täglich. Der Autobauer verwies auf engmaschige Kontrollen der Behörden. Seit der Eröffnung im März 2022 meldete Tesla außerdem 26 Umwelt-Havarien.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) zeigte sich besorgt. «Arbeitsschutz schützt in Deutschland im Zweifelsfall auch Leben und deshalb bin ich tief besorgt über die Nachrichten, die da über ein großes Unternehmen in die Öffentlichkeit gekommen sind», sagte Heil RTL und n-tv. Er erwarte konsequente Länder-Kontrollen.

Der Bundestagsfraktionschef der Linken, Dietmar Bartsch, schlug eine unabhängige Prüfung vor. «Lassen sich die Bedingungen nicht zügig verbessern, sollte letztlich auch über einen Entzug der Betriebserlaubnis debattiert werden», sagte er dem «Stern».

Brandenburgs Sozialministerium hält die Zahl schwerer Unfälle im Vergleich der Arbeitsschutzkontrollen nicht für ungewöhnlich. «Gerade vor dem Hintergrund der Betriebsgröße - dem größten Industriestandort von Brandenburg - ist das für uns ein normales Geschehen», sagte Ministeriumssprecher Gabriel Hesse der Deutschen Presse-Agentur. «Wir haben keine Hinweise, dass hier übermäßig viele Arbeitsschutzverstöße vorfallen.» Tesla werde regelmäßig kontrolliert. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte dem «Stern» auf die Frage nach den Unfällen, dies sei ihm nicht unbekannt, er verwies aber auf Tesla.

Die Gewerkschaft IG Metall sprach von Missständen. «Wir sind schon seit längerem besorgt über die Arbeitssicherheit bei Tesla in Grünheide», sagte der Bezirksleiter für Berlin, Brandenburg und Sachsen, Dirk Schulz. Dem «Stern» sagte er: «Ich habe die größte Sorge, dass irgendwann jemand zu Tode kommt.»

Ein schwerer Arbeitsunfall liegt bei Verletzungen mit voraussichtlich mehr als sechs Wochen stationärer Behandlung oder bleibendem Körperschaden mit Anspruch auf Unfallrente vor. Meldepflichtig ist ein Arbeitsunfall, wenn Beschäftigte mehr als drei Tage arbeitsunfähig sind oder getötet werden.

Zu den 26 Umwelt-Havarien zählen ausgetretene Stoffe wie 15 000 Liter Lack, 13 Tonnen Aluminium sowie 50 und 150 Liter Diesel. Das geht aus Daten des Landesamts für Umwelt hervor, über die der «Stern» berichtete und die auch der dpa vorliegen. Bei den Vorfällen handelt es sich laut Behörde um Betriebsstörungen, nicht um Störfälle im Sinn der Störfallverordnung. Ein Teil des Geländes liegt im Wasserschutzgebiet.

Tesla räumte ein, dass es auf dem Fabrikgelände während der Bauarbeiten und seit der Inbetriebnahme mehrere Vorfälle gegeben habe. Bei keinem Vorfall habe es sich aber um einen Störfall nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz gehandelt, bei keinem Vorfall sei es zu Umweltschäden gekommen, heißt es bei dem Unternehmen. Wenn nötig, seien Korrekturmaßnahmen umgesetzt worden.

Der Leiter Ökosysteme am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Martin Pusch, sprach von einer grundsätzlich hohen Gefährdung mit Blick auf das Trinkwasser. «Es ist ein hohes Risiko der Beeinträchtigung der Trinkwasserversorgung aufgrund der geringen Rückhaltekapazität des Untergrunds», sagte Pusch der dpa.

Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) räumte auf Anfrage des «Stern» ein, dass Probleme auf dem Werksgelände aufgetaucht seien, sah aber keine Gefahr. Auf die Frage, ob er ausschließen könne, dass das Grundwasser unter der Fabrik verseucht ist, sagte er laut «Stern»: «Kann ich ausschließen. Die Überwachung funktioniert.»

Tesla stellt seit März 2022 in Grünheide Elektroautos her. Umwelt- und Naturschützer sehen Gefahren. In der Fabrik arbeiten nach Angaben des Unternehmens rund 11 000 Mitarbeiter, die hochgerechnet etwa 250 000 Fahrzeuge im Jahr herstellen. Tesla will das Werk ausbauen.

(Text: dpa)

Amazon schließt Luftfrachtzentrum am Flughafen Leipzig/Halle

Der weltweit größte Online-Versandhändler Amazon schließt sein Luftfrachtzentrum am Flughafen Leipzig/Halle. Nach einer entsprechenden Anpassung des Logistiknetzwerks sei die Schließung des Amazon-Air-Standortes geplant, begründete ein Sprecher des US-Konzerns am 26. September den Schritt.
Amazon schließt Luftfrachtzentrum am Flughafen Leipzig/Halle
Bild: dpa

Von dem Aus sind nach Unternehmensangaben 400 Beschäftigte betroffen. Der Zeitpunkt der geplanten Schließung ist den Angaben nach noch offen. Zuvor hatte die «Bild»-Zeitung über das geplante Aus berichtet.

Betroffenen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen werde die Möglichkeit angeboten, an andere Amazon-Standorte zu wechseln. Amazon betreibt am Flughafen zusätzlich ein Verteilzentrum. Der Konzern betonte, weiterhin am Flughafen Leipzig/Halle tätig zu sein und diesen in seinem europäischen Logistiknetzwerk zu nutzen.

Das Luftfrachtzentrum von Amazon Air war 2020 eröffnet worden, um schnellere Lieferungen zu ermöglichen. Während der Corona-Pandemie habe Amazon sein Logistiknetzwerk stark erweitert und die Standortdichte in Südeuropa deutlich ausgebaut, hieß es. Dadurch könnten Artikel näher an Kunden platziert werden, so dass einige Flugverbindungen von Leipzig aus nicht mehr nötig seien.

(Text: dpa)

Immer mehr Händler erhöhen mitten in Tarifverhandlungen die Löhne

Mitten in den festgefahrenen Tarifverhandlungen im Einzelhandel erhöhen immer mehr Handelsunternehmen einseitig Löhne und Gehälter. Nach der Rewe-Gruppe kündigten am 20. September auch Aldi, Lidl, Kaufland, die Otto-Group (Otto, Bonprix, Baur) sowie der Discounter Netto Nord an, einer Empfehlung des Handelsverbandes Deutschland (HDE) zu folgen und die Entgelte ab Oktober um 5,3 Prozent anzuheben.
Immer mehr Händler erhöhen mitten in Tarifverhandlungen die Löhne
Bild: AdobeStock

Die Tarifverhandlungen für die Millionen Beschäftigten im Einzelhandel kommen seit Monaten kaum voran. Der HDE hatte deshalb zu Wochenbeginn den Unternehmen empfohlen, die Entgelte schon vor einem offiziellen Tarifabschluss zu erhöhen und die Erhöhungen später mit dem Tarifabschluss zu verrechnen. Es sei nicht abzusehen, dass die Tarifverhandlungen zeitnah zu einer Lösung gebracht würden, betonte der HDE. Die Rewe-Gruppe, zu der auch der Discounter Penny gehört, hatte bereits am 18. September einen solchen Schritt angekündigt.

Die Gewerkschaft fordert im Einzelhandel unter anderem in allen Regionen mindestens 2,50 Euro mehr pro Stunde und eine Laufzeit von 12 Monaten. Erschwert werden die Verhandlungen vor allem durch die angespannte wirtschaftliche Lage der Branche. Nachdem Teile des Einzelhandels schon während der Corona-Pandemie erhebliche Umsatzeinbußen erlitten, kämpft der Handel nun mit der anhaltenden Konsumzurückhaltung der Verbraucher im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine und den damit verbundenen Preissteigerungen. Im gesamten Einzelhandel lagen die preisbereinigten Umsätze im Juli um mehr als zwei Prozent unter den Werten des Vorjahresmonats.

Verdi-Chef Frank Werneke hatte eine Entgelterhöhung von 5,3 Prozent für die Beschäftigten im Einzelhandel zu Wochenbeginn noch einmal als unzureichend zurückgewiesen. Ein solches Angebot für das laufende Jahr sei «ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten im Handel», teilte er mit. «Das sind für eine Verkäuferin 92 Cent die Stunde, und das bedeutet Reallohnverlust. Die Beschäftigten beziehen ohnehin schon sehr niedrige Löhne, und die Inflation der letzten Monate frisst die Löhne zusätzlich.»

Der Discounter Netto Nord ist ein Tochterunternehmen der dänischen Salling Group, dem größten Einzelhandelsunternehmen in Dänemark. Er ist nicht identisch mit dem zur Edeka-Gruppe gehörenden, in Deutschlande wesentlich häufiger anzutreffenden Netto Marken-Discount.

(Text: dpa)

Bahn-Gewerkschaft fürchtet Busfahrermangel für Umleitungsstrecken

Der Mangel an Busfahrerinnen und Busfahrern ist aus Sicht der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) das zentrale Problem bei der Generalsanierung wichtiger Schienenkorridore ab dem kommenden Jahr. «Für den Ersatzverkehr sind ausreichend Fahrzeuge bestellt», sagte EVG-Chef Martin Burkert der Deutschen Presse-Agentur. «Doch was das Personal angeht, ist die Situation ungemein schwieriger.»
Bahn-Gewerkschaft fürchtet Busfahrermangel für Umleitungsstrecken
Bild: Daniel Schäfer/dpa-Zentralbild/dpa

Los geht es im kommenden Sommer auf der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Der wichtige Fernverkehrskorridor wird für rund fünf Monate vollständig gesperrt und rundum saniert. Damit die Fahrgäste trotzdem in die angrenzenden Regionen kommen, hat die Bahn rund 400 Ersatzbusse bestellt. Die EVG bezweifelt, dass dafür ausreichend Fahrerinnen und Fahrer zur Verfügung stehen. «Da geht es nicht nur um Gehaltsfragen, sondern auch um die Arbeitsbedingungen», betonte Burkert. «Das ist eine enorme Herausforderung, die bewältigt werden muss, nicht nur für ein Jahr, sondern jedes Jahr bis mindestens 2030.»

Bis dahin will die Bahn knapp 40 weitere Schienenkorridore generalsanieren. Nach der Riedbahn sind im Jahr 2025 die Strecken Berlin-Hamburg und Emmerich-Oberhausen dran. Der Bund hat zugesagt, die Sanierungsvorhaben bis 2027 mit zusätzlich rund 40 Milliarden Euro zu finanzieren.

Ab dem kommenden Jahr soll die Bahninfrastruktur, die derzeit von der Bahn-Tochter DB Netz betrieben wird, in eine neue, dem Gemeinwohl verpflichtete Infrastrukturgesellschaft überführt werden. Das Infrago genannte Unternehmen bleibt dabei unter dem Dach der Deutschen Bahn. Der Bund soll indes weiterreichende Aufsichts- und Kontrollmöglichkeiten erhalten. Damit soll das neue Unternehmen vom Gewinndruck befreit werden. Kritikern geht dieser Schritt nicht weit genug. Insbesondere die Grünen und auch die Union haben eine Zerschlagung des Konzerns und eine vollständige Trennung zwischen der Infrastruktur und dem Betrieb gefordert.

Die EVG hatte sich stets gegen einen solchen Schritt ausgesprochen. «Die Infrago ist der Kompromiss, um die Zerschlagung der Deutschen Bahn zu verhindern», sagte Burkert. «Für uns ist entscheidend, dass die Arbeitnehmerinteressen gewahrt werden und die zugesicherte Finanzierung für die Generalsanierung auch kommt.» Über die endgültige Aufstellung und Struktur der Infrago soll am heutigen Mittwoch (27. September) der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn abstimmen.

Neuer Mindestlohn im Dachdeckerhandwerk

Die tariflichen Mindestlöhne im Dachdeckerhandwerk steigen ab 2024 an. Zuletzt waren die Mindestlöhne 2022 erhöht worden. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Inflation waren sich die Tarifparteien einig, auch den im Dachdeckerhandwerk geltenden Mindestlohn anzupassen.
Neuer Mindestlohn im Dachdeckerhandwerk
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Verhandelt wurde der Branchenmindestlohn vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) mit seinem Sozialpartner, der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Das Ergebnis wurde nun fristgerecht von beiden Parteien angenommen. Die Allgemeinverbindlichkeit für den TV Mindestlohn wurde beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) beantragt.

Die Mindestlöhne betragen
- für ungelernte Arbeitnehmer*innen -Mindestlohn 1 - 13,90 Euro ab dem 1. Januar 2024 sowie 14,35 Euro ab dem 1. Januar 2025. Als ungelernt werden diejenigen bezeichnet, die überwiegend Hilfs- und Vorbereitungstätigkeiten ausführen. Dazu gehören das Anreichen von Materialien sowie das Ein- und Ausräumen sowie das Reinigen von Baustellen.
- Für gelernte Arbeitnehmer*innen (Gesellen und Gesellinnen) - Mindestlohn 2 - 15,60 Euro ab dem 1. Januar 2024 sowie 16 Euro ab dem 1. Januar 2025. Darunter fallen all diejenigen, die überwiegend fachlich qualifizierte Arbeiten des Dachdeckerhandwerks ausführen. Das bedeutet konkret: Sie können den Gesellenbrief im Dachdeckerhandwerk, Zimmerer- oder Klempnerhandwerk vorweisen oder einen Berufsabschluss, der diesem gleichgestellt ist.

„Die Tarif- und Sozialpartner des Dachdeckerhandwerks übernehmen Verantwortung und gehen vorbildlich für fairen Wettbewerb und Sicherung der Einkommen einen gemeinsamen Schritt“, sagt Carsten Burckhardt, zuständiges Vorstandsmitglied der IG BAU für die Bauwirtschaft. „Die ab 1. Januar 2024 geltenden zwei Lohnuntergrenzen für Hilfs- und Facharbeiten schützen die Beschäftigten vor Lohndumping und sichern ihnen ein Mindesteinkommen. Zudem schützt dies die Betriebe, die ihren Fach- und Arbeitskräften den angemessenen Tariflohn zahlen, vor Billigkonkurrenz. Das ist auch heute, in Zeiten des hohen Fachkräftebedarfs, leider noch notwendig, da noch nicht alle Betriebe erkannt haben, dass eine Lösung des Problems nur mit guten tariflichen Arbeitsbedingungen und Bezahlungen zu erreichen ist.“

ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk zeigt sich insgesamt mit den Verhandlungen zufrieden. „Auch wenn wir zum Teil kontrovers diskutiert haben, waren wir uns doch einig, für unsere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine Grundlage für ein auskömmliches Einkommen zu schaffen. Denn ohne die geballte Kraft des gesamten Dachdeckerhandwerks kann die Energiewende nicht gebaut werden. Und dass im Dachdeckerhandwerk wie überall ein Fachkräftemangel herrscht, ist auch kein Geheimwissen, daher sind gute Konditionen unabdingbar. Dennoch sollte im Blick behalten werden, dass wir von kleinen Handwerksbetrieben sprechen – im Schnitt mit 5,5 Mitarbeitenden – , die auch unter hohen Material- und Energiekosten leiden. Trotzdem bin ich froh, dass wir nun gemeinsam mit unserem Tarifpartner eine Lösung gefunden haben.“

(Text: Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt)

Rewe Group erhöht freiwillig Entgelt für über 130 000 Beschäftigte

Die Rewe Group will die Löhne und Gehälter der Beschäftigten von Rewe, Penny, Lekkerland und Toom Baumarkt trotz der ausstehenden Tarifeinigung im Groß- und Einzelhandel ab Oktober anheben. Im Einzelhandel sollen die Mitarbeitenden 5,3 Prozent, im Großhandel 5,1 Prozent mehr Geld bekommen, wie die Rewe Group am 18. September in Köln mitteilte. «Mehr als 130 000 Mitarbeitende werden von der Erhöhung profitieren», erklärte ein Sprecher.
Rewe Group erhöht freiwillig Entgelt für über 130 000 Beschäftigte
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«Die Prozentwerte entsprechen den aktuellen Ständen der Arbeitgeberangebote für das Jahr 2023 in den Branchen Einzelhandel und Großhandel und damit auch den jeweiligen Empfehlungen der Handelsverbände», hieß es. Ein späterer Tarifabschluss werde in vollem Umfang umgesetzt. Die durch die Vorweganhebung bereits ausgezahlten Beträge würden dabei angerechnet. Als Grund für die freiwillige Anhebung nannte das Unternehmen den Umstand, dass die Beschäftigten teilweise seit fast einem halben Jahr auf eine Einigung im Tarifstreit warteten.

Wie die Rewe Group weiter mitteilte, soll der sogenannte Inflationsausgleichsrabatt für die Beschäftigten um drei Monate bis zum Jahresende verlängert werden. Die Mitarbeitenden erhielten damit zehn Prozent Rabatt auf Lebensmitteleinkäufe bei Rewe und Penny.

Die regional geführten Verhandlungen hatten in NRW sowohl für den Einzelhandel als auch für den Groß- und Außenhandel Ende April begonnen. Im Einzelhandel ist die siebte Verhandlungsrunde für den 17. Oktober angesetzt worden. Im Groß- und Außenhandel soll es am 19. Oktober weitergehen.

(Text: dpa)

Viele Teilzeit-Lehrkräfte würden unter Umständen aufstocken

Viele Lehrkräfte in Teilzeit könnten sich nach einer neuen Umfrage durchaus vorstellen, ihre Arbeitszeit angesichts des grassierenden Lehrermangels aufzustocken. Allerdings knüpfen sie diese Bereitschaft an Bedingungen, die das derzeitige System so nicht erfüllt, wie aus dem am 20. September veröffentlichten sogenannten Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung hervorgeht.
Viele Teilzeit-Lehrkräfte würden unter Umständen aufstocken
Bild: AdobeStock

Demnach arbeiten 38 Prozent der befragten Lehrerinnen und Lehrer derzeit in Teilzeit. Zwei Drittel von ihnen wären grundsätzlich zum Aufstocken bereit, bei den Jüngeren unter 40 Jahren sogar noch mehr.

Höchste Hürde: das sogenannte Deputatsmodell, das nur abzuhaltende Unterrichtsstunden erfasst. Es müsste aus Sicht von 73 Prozent der Befragten zu einem Arbeitszeitmodell umgewandelt werden, in dem auch Aufgaben und Arbeiten außerhalb des Unterrichts wie Teamzeiten, Fortbildungen und Elternarbeit enthalten wären. Viel Zeit kosteten auch Verwaltungsaufgaben, die nur pauschal und zu wenig im Deputatsmodell berücksichtigt würden, heißt es im Schulbarometer. Diese Aufgaben blieben aber auch bei einem reduzierten Deputat. «Als Lösung bietet sich den Lehrkräften daher nur an, ihr Unterrichtsdeputat zu kürzen, damit sie samt ihren Überstunden im Arbeitszeitumfang bleiben», sagte Dagmar Wolf von der Robert Bosch Stiftung. «Das deutsche Deputatsmodell ist ein überkommenes Modell.»

Auch die Betreuungssituation für die eigenen Kinder (26 Prozent) und die private Sorgearbeit in der Familie - also zum Beispiel einkaufen, kochen, putzen, Hausaufgabenbetreuung und Fahrdienste - (40 Prozent) hält viele Befragte davon ab, ihre Teilzeit aufzustocken. Die Tendenz dürfte steigend sein, führen die Studien-Betreuer aus. Sie warnen: «Es ist davon auszugehen, dass sich diese Werte aufgrund der sich zuspitzenden personellen Situation im frühkindlichen Bereich und in der Altenpflege weiter verschärfen werden.»

Die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK), ein Beratergremium der Kultusministerkonferenz, hatte im Januar angesichts des Lehrkräftemangels vorgeschlagen, die Möglichkeiten für Teilzeitarbeit zu begrenzen. Die Bosch Stiftung rät allerdings davon ab, Teilzeit-Möglichkeiten für Lehrerinnen und Lehrer einzuschränken. «In unserem aktuellen Schulsystem wird der Lehrkräftemangel nicht dadurch behoben, dass Teilzeit-Lehrkräfte mehr arbeiten», sagte Wolf. «Der Arbeitsplatz Schule muss wieder attraktiver werden. Dazu gehört, die Sorgen der Lehrkräfte ernst zu nehmen und auf ihre Reformforderungen einzugehen.»

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht die Kultusministerien in der Verantwortung: «Teilzeitkräfte leiden unverhältnismäßig stark unter den vielen zusätzlichen Aufgaben, die sie zusätzlich zum Unterricht stemmen», sagte Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied Schule. Es sei skandalös, dass Politik keine Lehren aus den vielen Arbeitszeitstudien der vergangenen Jahre ziehe. «Dabei geht es nicht zuletzt darum, endlich aus dem Teufelskreis aus Überlastung durch Lehrkräftemangel und Lehrkräftemangel durch Überlastung herauszukommen», sagte die Gewerkschafterin.

Insgesamt unterrichten an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Deutschland mehr als 800 000 Lehrkräfte. Auf absehbare Zeit kommen nach Prognosen von Wissenschaftlern und der Kultusministerkonferenz aber deutlich weniger ausgebildete Lehrkräfte nach, als angesichts der Entwicklung der Schülerzahlen und der Abgänge von Lehrern in den Ruhestand gebraucht werden. Viele Tausend Stellen sind bereits jetzt unbesetzt.

Mit dem Deutschen Schulbarometer lässt die Robert Bosch Stiftung seit 2019 regelmäßig repräsentative Befragungen zur aktuellen Situation der Schulen in Deutschland durchführen. Für die aktuelle Ausgabe wurden zwischen dem 13. und 23. Juni 2023 insgesamt 1032 Lehrkräfte an allgemein- und berufsbildenden Schulen in Deutschland vom Meinungsforschungsinstitut forsa befragt.

(Text: dpa)

Verbot von Werkverträgen in Paketbranche gefordert

Die Gewerkschaft Verdi hat ihre Forderungen nach einem Verbot von Subunternehmen in der Paketbranche bekräftigt. Es sei dafür höchste Zeit, «um prekäre Arbeitsbedingungen, Ausbeutung und illegale Beschäftigung wirksam zu bekämpfen», teilte die stellvertretende Gewerkschaftsvorsitzende Andrea Kocsis am 15. September mit.
Verbot von Werkverträgen in Paketbranche gefordert
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Gestärkt sieht sich Verdi in der eigenen Position durch ein Gutachten im Auftrag des Hugo-Sinzheimer-Instituts für Arbeits- und Sozialrecht der Hans-Böckler-Stiftung.
«Das Problem besteht in der Vielzahl an undurchsichtigen Subunternehmerketten in der Paketzustellung», heißt es darin. Durch ein Direktanstellungsgebot würden Paketdienstleister dazu verpflichtet, «die Arbeits- und Betriebsorganisationen so auszugestalten, dass sie in Einklang mit vor allem arbeits- und arbeitsschutzrechtlichen Vorschriften stehen, da sie dann für Verstöße unmittelbar verantwortlich gemacht werden können».
Die Paketfirmen arbeiten in Deutschland unterschiedlich stark mit externen Dienstleistern zusammen. Die Post setzt in der Brief- und Paketsparte weitgehend auf die Stammbelegschaft und bei den Express-Diensten auf Externe. Beim Handelsriesen Amazon sind in der Zustellung nur Subunternehmer tätig, ebenso bei der Firma GLS.
Die Branche lehnt ein Verbot von Werkverträgen ab und verweist auf die Bedeutung besonders für kleinere Unternehmen. «Kleine Unternehmen können viel besser am riesigen Paketmarkt teilnehmen, wenn sie dafür nicht ein ganzes bundesweites Netzwerk aufbauen müssen», teilte der Vorsitzende des Bundesverbands Paket & Expresslogistik (Biek), Martin Bosselmann, auf Anfrage mit. «Auch viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer finden es angenehmer, in einem kleinen familiären Betrieb zu arbeiten als in einem großen Konzern.»
Die Zahl der bei der Bundesnetzagentur registrierten Paketdienstleister hat sich in Deutschland im Jahr 2016 auf knapp 60 000 mehr als verdoppelt. Seither ist sie bis September dieses Jahres auf mehr als 72 000 gewachsen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des Linke-Abgeordneten Pascal Meiser hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Eine Differenzierung nach einzelnen Dienstleistern sei anhand der vorliegenden Daten zwar nicht möglich, heißt es darin. Doch Verdi und den Gutachtern zufolge gibt es Tausende Klein- und Kleinstunternehmer, die als Subunternehmen die Pakete ausliefern. Fast neun von zehn Zusteller hätten weniger als 20 Beschäftigte.
Die Verdopplung im Laufe des Jahres 2016 gehe vermutlich auf die Initiative von Amazon zurück, auf selbstständige Paketzustellerinnen zu setzen statt auf die bekannten Paketdienstleister wie DHL und Hermes, teilte Meiser mit. «Es ist höchste Zeit, dass der grenzenlosen Ausbeutung im boomenden Paketgeschäft ein Ende bereitet wird», forderte auch er.
Dem Gutachten zufolge ist in Deutschland nahezu jeder zweite Paketzusteller bei Subunternehmen beschäftigt. Mit der Zweiteilung des Arbeitsmarkts sei auch eine Zweiteilung der Beschäftigungsbedingungen verbunden.

(Text: dpa)

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