Studie: Leerstand bei Büros steigt auf weltweites Rekordhoch

Inmitten des Trends zum Homeoffice stehen laut einer Studie weltweit so viele Büros leer wie nie zuvor. Die Leerstandsquote lag im ersten Halbjahr auf dem Rekordhoch von 15,6 Prozent, wie der Immobilienspezialist Jones Lang LaSalle (JLL) am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Während die Quote in Europa mit 7,6 Prozent unverändert blieb, wuchs sie in der Asien-Pazifik deutlich auf über 15 Prozent und in Nordamerika auf gut 20 Prozent - dort stand also jedes fünfte Büro leer. Für die Auswertung wurden rund 100 Immobilienmärkte weltweit analysiert.
Studie: Leerstand bei Büros steigt auf weltweites Rekordhoch
Bild: Adobe Stock

Im ersten Halbjahr gingen demnach die Bürovermietungen weltweit zurück, besonders in Europa. Hier sank der Flächenumsatz auch angesichts der Konjunkturschwäche um ein Viertel. Unternehmen legten den Schwerpunkt auf den Umzug in meistens kleinere, nachhaltige und zentral gelegene Flächen oder auf die Neuverhandlung laufender Mietverträge, um Kosten zu senken, sagte JLL-Expertin Hela Hinrichs.

Bis Jahresende dürfte der Leerstand bei Büros mit mehr als 17 Millionen Quadratmetern fertiggestellter Fläche weltweit weiter steigen, schätzt JLL. «Ab 2024 wird die Baupipeline aber deutlich kleiner ausfallen und die Verfügbarkeit hochwertiger Büroflächen bei zunehmender Nachfrage deutlich zurückgehen», sagte Hinrichs.

Seit der Corona-Pandemie hat sich das Homeoffice fest im Arbeitsleben etabliert - auch wenn einige Unternehmen die Mitarbeiter inzwischen wieder zu mehr Büroarbeit verpflichten. In Deutschland erlaubten rund 61 Prozent der Unternehmen ihren Beschäftigten, an einigen Tagen im Homeoffice zu arbeiten, zeigte jüngst eine Umfrage des Ifo-Instituts. Bei Firmen mit mehr als 500 Beschäftigten sind es sogar 94 Prozent.

Die veränderte Arbeitswelt hat Folgen am Immobilienmarkt: Die Preise für Büroimmobilien fielen laut dem Verband deutscher Pfandbriefbanken im zweiten Quartal um fast zehn Prozent. In den USA hat sich bei Gewerbeimmobilien wegen des großen Leerstands und des Zinsanstiegs eine Krise zusammengebraut, die bereits die Bankbilanzen belastet. (dpa)

Bundesbürger gehen später in Rente

Die Menschen in Deutschland gehen im Schnitt immer später in Rente. So stieg das Zugangsalter zu Altersrenten bei Männern im vergangenen Jahr auf 64,4 Jahre, wie aus dem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Rentenatlas der Deutschen Rentenversicherung hervorgeht. Im Jahr zuvor waren es noch 64,1 Jahre, 2001 erst 62,4 Jahre. Bei den Frauen stieg das Rentenzugangsalter von 62,5 Jahren 2001 und 64,2 Jahren 2021 auf ebenfalls 64,4 Jahre im vergangenen Jahr.
Bundesbürger gehen später in Rente
Bild: Adobe Stock

Gleichzeitig haben die Rentnerinnen und Rentner in den vergangenen Jahren aber im Schnitt immer länger ihre Bezüge erhalten. Bei den Männern stieg die Dauer des Rentenbezugs binnen zehn Jahren von 16,7 auf 18,8 Jahre im vergangenen Jahr und blieb damit im Vergleich zum Vorjahr konstant. Die Frauen erhielten im Schnitt 22,2 Jahre lang ihre Rente, etwas länger als im Vorjahr und knapp ein Jahr länger als zehn Jahre zuvor.

Den längeren Rentenbezug führte die Rentenversicherung auf die steigende Lebenserwartung zurück. «Während die steigende allgemeine Lebenserwartung eine sehr erfreuliche Tatsache ist, stellt sie für die Alterssicherung eine Herausforderung dar», stellt der Rentenatlas mit Blick auf die steigenden Ausgaben fest. Gedämpft wird der Effekt demnach durch die schrittweise Anhebung des Rentenalters auf 67 bis 2031. Die Rente mit 67 ist neben dem Auslaufen bestimmter vorgezogener Altersrentenarten auch ein Hauptgrund für den späteren Rentenbezug. (dpa)

Neuer Streit um Mindestlohn

Grüne, Gewerkschaften und Sozialverbände pochen auf Reformen für einen höheren Mindestlohn in Deutschland. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger verteidigte die beschlossene Erhöhung um zwei Mal 41 Cent - und warnte vor einem neuen Wahlkampf um den Mindestlohn. «Populismus mit der Lohntüte führt nur zu einer noch höheren Inflation», sagte Dulger der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Für seine Äußerung wurde Dulger massiv kritisiert.
Neuer Streit um Mindestlohn
Bild: dpa

Verdi-Chef Frank Werneke hielt Dulgers Arbeitgebervereinigung vor, ihr seien «die Lebensbedingungen der Menschen, die nur nach dem gesetzlichen Mindestlohn bezahlt werden, offensichtlich gleichgültig». Die Vorsitzende des Sozialverbands SoVD, Michaela Engelmeier, warf Dulger «mangelndes Bewusstsein über die Lebensrealität vieler Menschen in Deutschland» vor. «Denn viele wissen trotz Vollzeitbeschäftigung nicht mehr, wie sie über die Runden kommen sollen.»
Zweifel an Armutsfestigkeit:
Der Grünen-Sozialpolitiker Frank Bsirske erinnerte an die Anfänge des Mindestlohns: «Das Kernmotiv war es, dass Arbeit nicht arm machen darf.» Mit der beschlossenen Erhöhung von 12 auf 12,41 Euro im nächsten Jahr und auf 12,82 Euro 2025 werde dieses Ziel verfehlt, sagte der frühere Verdi-Chef der dpa. «Das bedeutet einen Rückfall vor 2015», sagte Bsirske. Damals wurde die Lohnuntergrenze mit einer Höhe von zunächst 8,50 Euro brutto pro Stunde eingeführt.
«Die bisher beschlossene Anhebung des Mindestlohns um 41 Cent ab dem kommenden Jahr ist ein Schlag ins Gesicht von Millionen Beschäftigten im Niedriglohnsektor», sagte die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, der dpa. Werneke sagte, gerade Beziehende des Mindestlohns litten unter den weiter stark steigenden Preisen - «insbesondere bei Lebensmitteln». Viele der Mindestlohnbezieher müssen laut Fahimi aufstockende Leistungen durch das Bürgergeld beantragen. «Das heißt, wir finanzieren über Steuergelder Löhne, die nicht vor Armut schützen.»
Umstrittener Beschluss:
Die Mindestlohnkommission von Arbeitgebern und Arbeitnehmern hatte ihren umstrittenen Beschluss kurz vor der Sommerpause gefasst - erstmals war die Gewerkschaftsseite aber von der unabhängigen Kommissionsvorsitzenden überstimmt worden. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte dennoch angekündigt, die empfohlene Erhöhung per Verordnung umzusetzen.
«Die Arbeitgeber haben sich mit dem Durchdrücken ihrer Forderung in der Mindestlohnkommission keinen Gefallen getan, weil sie die Funktionsfähigkeit der Kommission in Frage gestellt haben», sagte DGB-Chefin Yasmin Fahimi der dpa.
Unterschiedliche Meinungen zu EU-Vorgaben:
«Die EU-Mindestlohnrichtlinie sieht vor, dass sich die Mindestlöhne in jedem EU-Land an 60 Prozent des Medianlohns orientieren sollen», sagte Fahimi. Beim Median- oder mittleren Einkommen gibt es genauso viele Menschen mit einem höheren wie mit einem niedrigeren Einkommen. Nach Fahimis Rechnung wären das kommendes Jahr 14,12 Euro, auch wenn noch nicht feststeht, wie hoch das mittlere Einkommen 2024 liegt. Jedenfalls sei man von solchen Werten aber weit entfernt. «Und das ist ein Skandal», sagte Fahimi.
Allerdings gehen die Meinungen darüber auseinandern, wie weit die EU-Richtlinie reicht. «Um die dort genannten Referenzwerte zu erreichen, müsste der Mindestlohn bereits heute bei 13,16 Euro (50 Prozent des Durchschnittslohns) bzw. 13,53 Euro (60 Prozent des Medianlohns) liegen», hatte das Forschungsinstitut der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung bereits im März festgestellt.
Die Arbeitgeber betonen die Spielräume der Mitgliedstaaten bei der Umsetzung der EU-Vorgaben. «Die EU-Mindestlohnrichtlinie verändert die gesetzlichen Vorgaben für die Arbeit der Mindestlohnkommission nicht», sagte Arbeitgeberpräsident Dulger. «Ich bitte darum, die Arbeit der Kommission zu respektieren», so Dulger. «Der Beschluss wurde juristisch genauso gefällt, wie es das Gesetz vorsieht.»
Rufe nach dem Gesetzgeber:
Um zu einer deutlichen Erhöhung der Lohnuntergrenze zu kommen, verlangt VdK-Chefin Bentele ein Einschreiten der Regierung, «so wie sie es im vergangenen Jahr mit der Erhöhung des Mindestlohns per Gesetz auf 12 Euro gemacht hat». SoVD-Chefin Engelmeier sagte: «14,13 Euro pro Stunde sind rechnerisch das absolute Minimum. Die Bundesregierung muss jetzt handeln.» Bereits SPD-Chef Lars Klingbeil hatte eine stärkere Erhöhung als bisher geplant in Aussicht gestellt - und zwar unter Berufung auf die EU-Vorgaben auf 13,50 bis 14 Euro.
Bsirske und Fahimi dringen sogar auf grundlegendere Änderungen. Die Gewerkschafterin will geänderte Regeln für die Mindestlohnkommission. «Es muss gesetzlich fixiert werden, dass der Mindestlohn auf 60 Prozent des Medianlohns definiert wird», sagte der Grünen-Abgeordnete. Eine einmalige Erhöhung per Gesetz, wie von Bentele gefordert, würde aus Bsirskes Sicht magere Erhöhungsschritte in Zukunft nicht verhindern.
Fahimi verlangte eine Reform der Mindestlohnkommission. «Es kann nicht sein, dass im Zweifelsfall eine der beiden Bänke überstimmt wird», sagte sie. «Die Rolle des Vorsitzes muss dringend neutralisiert werden.» Komme eine gemeinsame Verständigung von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite nicht zustande, «bedarf es eines echten Schlichtungsverfahrens».
Dulger entgegnete solchen Forderungen: «Der Mindestlohn darf vor der nächsten Bundestagswahl nicht wieder zum Spielball der Politik werden.» Im Übrigen bitte er, die Tarifautonomie zu beachten. «Diese wird Arbeitgebern und Arbeitnehmern durch die Verfassung garantiert.»

(Text: Basil Wegener, dpa)

KI und Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst

Viele Unternehmen suchen dringend Fachkräfte, auch der Staat. Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft McKinsey fehlen allein im öffentlichen Dienst aktuell rund 360.000 Fachkräfte. In naher Zukunft werden sich darüber hinaus die geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge vom Arbeitsmarkt zurückziehen, was die Personalsituation weiter verschlechtern wird.
KI und Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst
Bild: Marc Müller/dpa

Prognose für 2030: 860.000. Ob und wie Künstliche Intelligenz (KI) als Lösung zur Bewältigung des Personalmangels eingesetzt werden kann, erklärt Prof. Dr. Hendrik Müller, Wirtschaftsethiker an der Hochschule Fresenius.

Ob in Schulen, Ämtern oder bei der Polizei: Bürger:innen und Unternehmen merken schon heute die negativen Auswirkungen des Fachkräftemangels im öffentlichen Dienst. Die Folge: Die Arbeit bleibt liegen. Bürger:innen warten auf die Verlängerung ihrer Personalausweise, Unterrichtsstunden in der Schule fallen aus oder Genehmigungen für Unternehmen werden nicht ausgestellt.

Prof. Dr. Hendrik Müller sieht gute Chancen, mithilfe des Einsatzes von KI dies zu ändern. „Neue Entwicklungen auf dem Gebiet der KI können dazu beitragen, die Effizienz zu steigern, Ressourcen besser zu nutzen und die Qualität der öffentlichen Dienstleistungen zu verbessern“, erklärt Müller. So könne KI im Verwaltungsbereich beispielsweise bei standardisierten Aufgaben, die viel Zeit kosten, bei der Personalauswahl oder bei der Durchsicht und Analyse von Akten eingesetzt werden. Dadurch hätten qualifizierte Fachkräfte mehr Zeit für komplexe Entscheidungen oder den direkten Austausch mit Bürger:innen. Für die Bürger:innen bedeute dies: Zeitersparnis und weniger lästige Behördengänge.

„In einigen Ländern ist die Digitalisierung der Verwaltung viel weiter fortgeschritten. An erster Stelle ist hier Estland zu nennen. Dort können 99 Prozent aller Verwaltungsvorgänge online erledigt werden“, so der Wirtschaftsethiker. Aber auch Dänemark gehört inzwischen zu den Vorreitern der digitalen Verwaltung. Er empfiehlt, nicht auf eine nationale Strategie in Deutschland zu warten. Es gäbe mittlerweile genügend Gutachten wie zum Beispiel von der Datenethikkommission oder dem Deutschen Ethikrat. Dieser habe im März 2023 dazu geraten, beim Einsatz von KI in der Verwaltung maschinelle Empfehlungen nicht blind zu befolgen und vor Diskriminierungen zu schützen. Betroffene müssten wie bisher ein Recht auf Einsicht und Einspruch haben. Einige deutsche Städte haben bereits erfolgreich KI-Systeme zur Unterstützung von Behördenaufgaben eingesetzt: So verwende Ludwigsburg einen Serviceroboter und die Karlsruher Verwaltung sei komplett digitalisiert. Solche Ansätze sollten als Vorbild dienen und vervielfältigt werden. Letztendlich könne dies zu einer effizienteren, transparenteren und bürgerorientierten Verwaltung beitragen.

(Text: Hochschule Fresenius)

Beschäftigte sind zufrieden und engagiert bei der Arbeit

Gibt es in Deutschland einen Trend zum Quiet Quitting ("stilles Kündigen")? Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat eine Auswertung der BAuA-Arbeitszeitbefragung 2015 bis 2021 hinsichtlich der Arbeitszufriedenheit, Engagement und Fluktuationsabsicht veröffentlicht. Der neue Kompaktbericht zeigt, dass sich in Deutschland ein solcher Trend nicht niederschlägt.
Beschäftigte sind zufrieden und engagiert bei der Arbeit
Bild: dpa

Der Begriff Quiet Quitting bezieht sich auf Beschäftigte, die sich nicht mehr als unbedingt nötig bei ihrer Arbeitsaufgabe engagieren. Dabei unterscheidet sich das "stille Kündigen" von der tatsächlichen sowie der "inneren Kündigung", bei der Beschäftigte bereits gedanklich gekündigt haben, aber aufgrund fehlender Alternativen am Arbeitsplatz bleiben. Um Entwicklungen und die damit einhergehenden Veränderungen zu untersuchen, werden im vorliegenden Bericht die Arbeitszufriedenheit, die Wichtigkeit der Trennung von Arbeit und Privatleben, die Bereitschaft sich proaktiv beruflich einzubringen (Eigeninitiative) und die Wechselbereitschaft (Fluktuationsabsicht) von Beschäftigten betrachtet.

Die Auswertungen der BAuA-Arbeitszeitbefragung 2015 bis 2021 deuten auf eine anhaltend hohe Arbeitszufriedenheit hin. Zu allen Befragungszeitpunkten sind mehr als 9 von 10 Beschäftigten mit ihrer Arbeit insgesamt zufrieden oder sehr zufrieden. Die Wichtigkeit der Trennung von Privatleben und Beruf aus Sicht der Beschäftigten schwankt dagegen im Zeitverlauf. Von 2015 zu 2017 hat diese kurzfristig spürbar zugenommen (70 zu 78 Prozent), bleibt anschließend aber weiterhin über dem Ausgangswert (75 Prozent 2019; 76 Prozent 2021). Ebenfalls leicht rückgängig ist der Anteil der Beschäftigten mit einer hohen Eigeninitiative. Knapp ein Viertel der Befragten gibt zum Befragungszeitpunkt an, in den letzten 12 Monaten darüber nachgedacht zu haben, den Arbeitsplatz zu wechseln.

Insgesamt zeigen die Auswertungen, dass sich für Deutschland kein tiefgreifender Trend zum Quiet Quitting feststellen lässt. Trotzdem kann eine gesundheits- und persönlichkeitsfördernde Arbeitsgestaltung dazu beitragen, die Arbeitsfähigkeit und Motivation von Beschäftigten zu erhalten. Zu den präventiven Maßnahmen zählen gut gestaltete Arbeitsbedingungen, wie ein individuell abgestimmtes Maß an Flexibilität und Autonomie, ein konstruktives Führungsverhalten (Unterstützung und Berücksichtigung der Bedürfnisse von Beschäftigten und Teams), sowie organisationale Rahmenbedingungen, beispielsweise Mitbestimmungsmöglichkeiten und transparente Prozesse.

Der baua: Bericht kompakt "Quiet Quitting: Gibt es einen Trend zur 'stillen Kündigung' in Deutschland? Zahlen zu Arbeitszufriedenheit, Engagement und Fluktuationsabsicht in Deutschland" kann als PDF auf der Internetseite der BAuA heruntergeladen werden: www.baua.de/publikationen.

(Text: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA))

Ingenieurengpass bei Energie- und Elektrotechnik

„Durch Digitalisierung und Klimaschutz wird der Bedarf an Beschäftigten in Ingenieur- und Informatikerberufen deutlich zunehmen“, sagt VDI-Arbeitsmarktexperte Ingo Rauhut. Parallel zeigt der Ingenieurmonitor (Quartal I/2023) erneut einen Rekord an offenen Stellen. Besonders ein Bundesland weist hohe Engpässe auf.
Ingenieurengpass bei Energie- und Elektrotechnik
Bild: Adobe Stock

Insgesamt gab es im ersten Quartal 2023 mit rund 175.600 offenen Stellen auf dem Ingenieurarbeitsmarkt einen neuen Rekordwert eines Quartals seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2011. Im Vorjahresvergleich nahm die Gesamtzahl der offenen Stellen dabei um 16,0 Prozent zu. Besonders im Bundesland Baden-Württemberg besteht ein hoher Bedarf an Ingenieuren und Ingenieurinnen der Energie- und Elektrotechnik. „Ein Grund ist hier sicher die zunehmende Geschwindigkeit der Energiewende“, sagt Ingo Rauhut. Schon jetzt kommen auf 100 arbeitslose Fachkräfte der Energie- und Elektrotechnik bundesweit 806 offene Stellen.

Baden-Württemberg mit hoher Engpasskennziffer: In Baden-Württemberg sind es satte 1845 Stellen pro 100 Kandidaten auf eine Besetzung. Ingo Rauhut vom VDI sagt, dass vor allem die im Ländle ansässigen Fahrzeughersteller und die vielen Zulieferer der Autoindustrie enormen Einstellungsbedarf haben. „Sie müssen dringend ihre Kompetenzlücke in Sachen Elektroantrieb schließen oder ihre bereits vorhandene Belegschaft vergrößern.“

Arbeitsmarktexperte Axel Plünnecke vom Institut der deutschen Wirtschaft betont in diesem Kontext die Bedeutung der Beschäftigung von Frauen in den Ingenieurberufen. Von Ende 2012 bis Ende September 2022 nahm die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in den Ingenieurberufen von 778.638 auf 1.017.004 und damit um 30,6 Prozent zu. Noch stärker war die Beschäftigungsdynamik in den Informatikerberufen: die Beschäftigung stieg von 190.064 Ende 2012 auf 428.880 Ende September 2022 und damit um 125,7 Prozent. Am stärksten ist die Beschäftigung von Frauen in Ingenieurberufen im genannten Zeitraum mit 94,8 Prozent in Berlin gestiegen, dicht gefolgt von Bayern mit einer Zunahme von 94,5 Prozent.

Der Ingenieurmonitor wird einmal pro Quartal gemeinsam vom VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V. und dem Institut der deutschen Wirtschaft e.V. herausgegeben und präsentiert einen Überblick über den aktuellen Stand und die Entwicklung relevanter Indikatoren des Arbeitsmarktes in den Ingenieur- und Informatikerberufen.

(Text: VDI e.V.)

Rund 10 Prozent weniger offene Stellen als ein Jahr zuvor

Im zweiten Quartal 2023 gab es bundesweit 1,74 Millionen offene Stellen. Gegenüber dem Vorquartal sank die Zahl der offenen Stellen um rund 6.000 oder 0,4 Prozent und liegt damit fast auf dem gleichen Niveau.
Rund 10 Prozent weniger offene Stellen als ein Jahr zuvor
Bild: dpa

Sie fällt im Vergleich zum zweiten Quartal 2022 jedoch um 188.000 oder rund 10 Prozent niedriger aus. Das geht aus der IAB-Stellenerhebung hervor, einer regelmäßigen Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Bundesweit waren im zweiten Quartal 2023 rund 78 Prozent der Stellen sofort zu besetzen. „Die Dringlichkeit der Personalbeschaffung bleibt also vielerorts hoch. Im Vergleich zum Vorjahr liegen wir mit 1,74 Millionen Stellen aber rund 10 Prozent unter dem hohen Niveau des Vorjahres.“, erklärt IAB-Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis. „Dies spricht derzeit für eine leichte Abkühlung der Personalnachfrage in Deutschland. Gemessen an der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung ist die Personalnachfrage bei den Betrieben weiterhin robust“, so Kubis weiter.

Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im ersten Quartal 2023 lagen Antworten von rund 7.500 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche vor.

(Text: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB))

Mehr reguläre Beschäftigung statt prekärer Minijob

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat mehrere Branchen wegen ihrer Minijob-Strategie kritisiert und gleichzeitig mehr sozialversicherungspflichtige Jobs gefordert. «Wir brauchen dringend mehr reguläre sozialversicherungspflichtige Beschäftigung statt prekärer Minijobs», sagte DGB-Vorständin Anja Piel der Deutschen Presse-Agentur.
Mehr reguläre Beschäftigung statt prekärer Minijob
Bild: dpa

Mit Blick auf bestimmte Branchen, die derzeit über große Personalsorgen klagten, sagte sie: «Menschen in Minijobs zu beschäftigen und über Fachkräftemangel zu klagen, passt einfach nicht zusammen.» Es sei kein Wunder, dass Beschäftigte nach den Erfahrungen in der Pandemie lieber in Branchen arbeiteten, wo ihnen mehr Sicherheit und Verlässlichkeit geboten werde.

Piel kritisierte zudem, dass die Ampel-Koalition die Einkommensgrenze für die Minijobs angehoben hat. Im Oktober vergangenen Jahres stieg diese von 450 Euro auf 520 Euro. Für viele Millionen Beschäftigte bedeute das weiterhin, nicht durch die gesetzliche Sozialversicherung geschützt zu sein. Gerade für Frauen sei der Minijob oft das sichere Ticket in die Altersarmut, führte sie aus.

Zum Jahresende 2022 waren laut Bundesagentur für Arbeit knapp 4,3 Millionen Menschen in einem Minijob tätig. Rund 60 Prozent davon waren Frauen. Den größten Anteil machten die 25- bis 55-Jährigen mit etwa einem Drittel aus. Die Branche mit den meisten Minijobbern war demnach der Einzelhandel, mit rund 800 000 Beschäftigten. Dahinter folgte das Gastgewerbe (520 000).

Minijobs - auch 520-Euro-Jobs genannt, sind laut der Bundesagentur für Arbeit geringfügige Beschäftigungen mit höchstens 520 Euro monatlichem Arbeitsentgelt oder einem Arbeitseinsatz von maximal 70 Tagen pro Kalenderjahr. Durch fehlende Beiträge zu den Sozialversicherungen sichern Minijobs sozial nicht ab.

(Text: dpa)

Mehr als eine Million Beschäftigte arbeiten in IT-Berufen

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in digitalen Berufen ist im vergangenen Jahr auf rund eine Million gestiegen. Damit sei erstmals die Millionenschwelle überschritten worden, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg mit.
Mehr als eine Million Beschäftigte arbeiten in IT-Berufen
Bild: dpa

Laut BA waren das 8 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Vergleich zu 2013 lag das Beschäftigungsplus sogar bei 60 Prozent.
Einen neuen Höchstwert verzeichnete die Bundesagentur auch bei den Jobangeboten in IT-Berufen. 2022 seien im Schnitt rund 24 000 offene Stellen gemeldet gewesen - ein Plus von 27 Prozent im Vergleich zu 2021. Die eigentliche Arbeitskräftenachfrage liege sogar noch höher, weil Unternehmen nicht alle offenen Stellen meldeten, hieß es.
Rund 27 000 arbeitslose IT-Kräfte suchten im vergangenen Jahr eine Anstellung und damit noch etwas mehr als in den Jahren vor der Corona-Krise. Damit kann der BA zufolge von Vollbeschäftigung in der Branche gesprochen werden. In einigen IT-Berufen gebe es bereits seit Jahren ausgeprägten Fachkräftemangel, zum Beispiel in der Softwareentwicklung.

(Text: dpa)

Vereinbarung sichert Beschäftigung bei Zulieferer Mahle

Der Autozulieferer Mahle hat seinen Beschäftigten in Deutschland sichere Arbeitsplätze bis Ende 2025 zugesagt. Bis dahin sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Das geht aus einem Zukunftstarifvertrag hervor, auf den sich das Unternehmen, der Mahle-Gesamtbetriebsrat und die IG Metall geeinigt haben.
Vereinbarung sichert Beschäftigung bei Zulieferer Mahle
Bild: Bernd Weißbrod/dpa

Wie sie am gestrigen Mittwoch (9. August) mitteilten, sollen Zukunftskonzepte für die einzelnen Standorte entwickelt werden. Die Vereinbarung sieht darüber hinaus unter anderem Qualifizierungsmaßnahmen für die rund 10 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland vor.

«Mit dieser wegweisenden Einigung können wir jetzt aktiv an die Gestaltung individueller und dringend notwendiger Zukunftskonzepte für unsere hiesigen Werke gehen», teilte Mahle-Chef Arnd Franz mit. Denn Mahle sei «voll auf Transformationskurs», wobei die deutschen Standorte vor besonders großen Herausforderungen stehen würden. Die Einigung gilt ab dem 1. August 2023 und läuft bis zum 31. Dezember 2025.

Der Vorsitzender des Mahle-Gesamtbetriebsrats, Boris Schwürz, zeigte sich ebenfalls zufrieden: Mit dem Tarifvertrag gehe man einen neuen Weg, damit Mahle wettbewerbsfähig bleibe und Beschäftigung gesichert werde. Schwürz rief alle Standorte dazu auf, sich nun intensiv mit den Zielbildprozessen zu befassen und Zukunftskonzepte zu gestalten.

Viele Beschäftigte von Autozulieferer bangen wegen der Transformation hin zur Elektro-Mobilität um ihre Arbeitsplätze. Denn zahleiche Jobs hängen noch am Geschäftsmodell mit dem Verbrenner. Branchenprimus Bosch hatte erst Anfang Juli einen ähnlichen Zukunftstarifvertrag abgeschlossen und damit betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2027 ausgeschlossen. Das betraf knapp 80 000 Beschäftigte in Deutschland.

(Text: dpa)

Social Media


Besuchen Sie uns auf:
Facebook
Google Plus
Twitter

Kontakt

  • Zentrale: +49 (0) 2381 915-194
  • EMail

Sonstiges